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Kompendium
Mittelalter

Liturgiewissenschaft

Liturgiewissenschaft ist die Wissenschaft von der Liturgie (nicht nur) im Christentum und eine Teildisziplin der Theologie, die sich u.a. mit der Liturgie in der Geschichte und deren pastoral-theologischen Implikationen beschäftigt. Die mittelalterliche Liturgieinterpretation basierte dabei auf die allegorische Deutung des christlichen Heilsgeschehens (Ambrosius von Mailand, Walahfrid Strabo, Rupert von Deutz). Liturgie selbst ist die Summe christlicher Feierformen, die Christen und Gesellschaft über die christliche Kirche letztlich mit Gott verbinden wollen. Im Zentrum der Liturgie steht der Gottesdienst, die Eucharistiefeier und andere Feiern im christlichen Glauben. Liturgie speist sich aus Traditionen, Riten und Ritualen. Sie äußert sich also in besonderen Formen, wie sie etwa in den judenchristlichen Gottesdiensten des Urchristentums, der Jerusalemer Liturgie, der altrömischen Liturgie oder der spätantiken Liturgien der östlichen Patriarchate erkennbar werden, aber auch in der Abendsmahlliturgie der Reformationszeit. Sie vermittelt der am Gottesdienst teilnehmenden christlichen Gemeinde durch Liturgieformen christlich-theologische Inhalte (personaler Gott, Doxologie, Christologie, Pneumatologie) mit Hilfe von Bibel (Bibelrezeption) und Gebet (Gebetsweisen) in der zeitlichen Abfolge des Kirchenjahrs. An liturgischen Elementen von Gottesdienst sind dann zu nennen: Bibellesung, Gebet, Gerätschaften (kostbare Gefäße u.a.), Gesang und Musik (Kirchenlied), Ort (als Feierraum [Kirche, Altar, Ambo, Taufort]), Personal (Hierarchie), Sprache (Latein, Volkssprache), Textilien (Kleidung, Gewänder). Die Liturgieelemente setzen Zeichen im Gottesdienst und betonen dessen Zeichenhaftigkeit.

Literatur: GERHARDS, ALBERT, KRANEMANN, BENEDIKT, Einführung in die Liturgiewissenschaft (= Einführung. Theologie), Darmstadt 22008

Bearbeiter: Michael Buhlmann