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Italien: Spätmittelalter, frühe Neuzeit, Moderne

Spätmittelalter, frühe Neuzeit

Italien als Nation - über den geografischen Begriff hinaus - beginnt sich im 14. Jahrhundert als Vorstellung zu konkretisieren im Zusammenhang von Humanismus und Renaissance (Francesco Petrarca), während die damalige politische Realität ganz anders aussah und die territoriale Zersplitterung des Königreichs Italien (als Teil des heiligen römischen Reiches, in Norditalien), der Kirchenstaat (in Mittelitalien) und die Königreiche Neapel und Sizilien (in Süditalien und Sizilien) die "Konturen der politischen Landkarte" bestimmten. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts hießen die maßgeblichen norditalienischen Territorien, die sich bis dahin auf Kosten kleinerer Herrschaften ausgedehnt hatten, innerhalb des römisch-deutschen Reiches (und damit formell vom deutschen Herrscher als König von Italien abhängig): Grafschaft Asti, Herzogtum Ferrara (Este), Republik Florenz (Medici), Republik Genau, Republik Lucca, Malaspina, Herzogtum Mailand (Visconti, Sforza), Markgrafschaft Mantua (Gonzaga), Herzogtum Modena, Markgrafschaft Montferrat, Markgrafschaft Saluzzo, Haus (der Grafen/Herzöge von) Savoyen, Bistum Trient, Republik Venedig (Letztere formell nicht zum Reich der deutschen Könige und Kaiser gehörig außer was den Festlandsbesitz der Adelsrepublik betraf). Der Kirchenstaat war der weltliche Herrschaftsbereich der Päpste als Führer der katholischen Kirche im lateinischen Europa, das Königreich Sizilien gehörte seit 1282 zum iberischen Königreich Aragon, das Königreich Neapel der ursprünglich französischen Anjou (ab 1266) kam 1442 an Aragon (Königreich beider Sizilien). Die Herrschaftseliten auf der Appeninhalbinsel waren maßgeblich der bis ins frühere Mittelalter zurückreichende Land- und städtische Adel, mit dem sich in den Städten und Stadtstaaten reiche Kaufleute, Händler, Bänker und Textilproduzenten aus dem popolo als popolo grasso im städtischen Patriziat verbanden (Wirtschaftsverhalten des Patriziats, "Feudalismus"). In Süditalien waren in den Königreichen Barone und Feudaladel bei schwachem Königtum bestimmend. Städte und Patriziat (Patrizier als Grundherren, Großgrundbesesitz, Gerichtsherrschaft) wiederum beherrschten das Umland (contado) mit der abhängigen Bevölkerung der bäuerlichen und gewerblichen Unterschicht (Bauern, Tagelöhner, Natural- und Geldabgaben, Verpachtung [mezzadria], Versorgung der städtischen Unterschichten); Stadt und Land waren dabei "getrennte Welten", in Süditalien waren Landgemeinden vielfach auch Teil einer paternalistisch-adligen Lehnsherrschaft. Gewalt war zudem ein legitimes Mittel zur Durchsetzung von Herrschaft: innerhalb der Städte zwischen rivalisierenden Adelsgeschlechtern, zwischen Einzel- und Gruppenherrschaft oder zwischen Adel und popolo, zwischen Stadt und Land gerade in Krisenzeiten. Die republikanische Ordnung verfestigte sich bei wohl verstandenem Interessenausglich im Stadtstaat Venedig, geriet aber ansonsten durch das Aufkommen der Signorie (ab 13. Jahrhundert, Mitte) zunehmend ins Hintertreffen; durchgesetzt haben sich die Signorien der Este, Gonzaga, Montefeltro, Sforza, Visconti usw., die eine dynastisch legitimierte Einzelherrschaft in den jeweiligen Städten verkörperten. Nicht zuletzt förderten die Einzelherrscher ("Tyrannen") die Kultur der Renaissance in Italien. Im Kirchenstaat des ausgehenden Mittelalters setzte sich nach der Ausschaltung der römischen Kommune unter Papst Bonifatius IX. (1389-1404) und nach Beendigung des Großen Schismas (1378-1417) das Papsttum in der Herrschaft über den Kirchenstaat weitgehend durch (Unterordnung von Städten und Adel). Der Frieden von Lodi (1454) - auch vor dem Hintergrund der osmanischen Eroberung Konstantinopels (1453) - begründete schließlich mit ein bis 1494 relativ stabiles Fünf-Mächte-System (Pentarchie: Florenz, Kirchenstaat, Mailand, Neapel/Sizilien, Venedig).
Die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert war in Italien kulturell geprägt durch die Renaissance, die sich unabhängig von Krisen- und Wohlstandsphänomen (Polarisierungen: Stadt - Land, Oberschicht - Mittel-/Unterschicht) u.a. zur Herrschaftsstabilisierung und -repräsentation behaupten konnte (Musterhöfe der Gonzage, Montefeltro; Florenz und die Medici; Humanismus und Bildungselite). Das Mächtegleichgewicht in Italien wurde indes gefährdet durch das päpstliche Herrschaftssystem mit seinem Nepotismus (della Rovere, Farnese) und durch die zunehmende Einflussnahme der Königreiche Frankreich und Spanien in Nord- und Mittelitalien ab 1494. Die auch durch die französischen Italieninvasionen (1494, 1499) verursachten politischen Instabilitäten mündeten ein in wechselnde Bündnisse und eine Destabilisierung des Herzogtums Mailand unter wechselnden Herrschaften. Italien wurde zum Schauplatz der Kriege zwischen Bourbonen und Habsburgern (spanisches Mailand 1525, Sacco di Roma 1527, Medici-Herzogtum Florenz 1531/37); im Frieden von Cateau-Cambresis (1559) wurde die spanische Machtstellung in der Lombardei anerkannt (Wiederherstellung von Savoyen-Piemont, Hauptstadt Turin). Gleichzeitig wurde durch die Reformation (1517) das Papsttum infrage gestellt. Auch unabhängig vom Protestantismus gab es Reformbestrebungen innerhalb der katholischen Kirche (5. Laterankonzil 1512/17), doch erst das Konzil von Trient (1545/63) ermöglichte mit innerweltlicher Askese, Stärkung der Seelsorge und Reglementierung religiöser Praxis beim Abheben auf Rechtgläubigkeit die "Gegenreformation" und eine Stärkung auch der politischen Machtstellung der Papstkirche (Kirche und Freiheit [Galileo Galilei]). Die frühe Neuzeit Italiens war ebenfallsgeprägt von Konjunkturen und Krisen, die gerade den Agrarsektor betrafen (Aufschwungphasen [16. Jahrhundert, letztes Drittel; 17. Jahrhundert, Mitte], Abschwungphase [ca.1660-1760]; Getreidebehörden [Annonen]), dazu parallel den gewerblichen Sektor (Handwerk, Textilproduktion) betrafen (Abschwungphase [ca.1620-1660]), schließlich im Rahmen der frühneuzeitlichen Globalisierung den (Welt-) Handel. Politisch blieb das System "Italien" zwischen 1560 und 1700 stabil. Papsttum und Prälaten erlangten im Kirchenstaat gegenüber der dort ansässigen Elite ein größeres wirtschaftliches und politisches Gewicht, wenn auch die Oligarchien in Städten wie Bologna oder Perugia ihre Machtstellung weitgehend erhalten konnten und die Kardinäle in der Kurie sich bei einem massiv aufgekommenen Nepotismus (17. Jahrhundert; "Abschaffung" des Nepotismus 1692) aus verschiedenen Nationen rekrutierten. Rom blieb aber religiöses und kulturelles Zentrum, ablesbar u.a. am Pontifikat Papst Urbans VIII. (1623-1644).

Florenz

Das römische Florenz entstand im Jahr 59 v.Chr. als Folge eines Ackergesetzes des damaligen Konsuls Gaius Julius Cäsar (†44 v.Chr.) für die Soldaten des Gnaeus Pompejus (†48 v.Chr.); die römische Kolonie Florentia mit cardo (Via Cassia) und decumanus lag am schiffbaren Arno, entwickelte sich mit zu einem Handelsort und zu einem Zentrum der Woll- und Kupferverarbeitung, erreichte ihre Blütezeit im 3. Jahrhundert n.Chr. und wurde zum Verwaltungszentrum für das römische Tuszien (Tempel, Amphitheater, Thermen). Um die Mitte des 3. Jahrhunderts soll der heilige Minias hier das christliche Martyrium erlitten haben, spätestens ab 313 gab es einen Bischof in Florenz. Neben Minias/Miniato ist für den Beginn des 5. Jahrhunderts die Verehrung der heiligen Reparata nachweisbar, ebenso eine Belagerung von Florenz durch die Ostgoten. Zwischenzeitlich (539-568) oströmisch, wurde Florenz als Teil des Langobardenreiches zum Sitz eines langobardischen dux (n.569), in karolingischer Zeit (774-875) wurde Florenz in das System der karolingischen Grafschaftsverfassung eingebunden (854). In der Stadt ansässiger Adel (Uberti, Giandonati, Buondelmonti als maiores), Bischöfe, Kirchen und Klöster (Kamaldulenser, Benediktinerkloster St. Miniato [1014], Baptisterium [1060/1150]) bestimmten im 10. und 11. Jahrhundert - unter der Stadtherrschaft der Markgrafen von Tuszien - die politische und wirtschaftliche Entwicklung von Florenz (Textilproduktion, Stadtmauer [1078], vergebliche Belagerung von Florenz durch König Heinrich IV. [1082]). Für das beginnende 12. Jahrhundert sind Vorstädte (borghi) von Florenz nachweisbar und ein sich strukturierendes Einzugsgebiet (contado; Sieg über die Adelsfamilie Adimari [1107], Eroberung von Fiesole [1125]), erstmals 1138 eine Konsularverfassung mit vier gewählten Konsuln. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts rückten neben die maiores neue konkurrierende Familienclans in die städtische Oberschicht auf, die - wirtschaftlich erfolgreich - ebenso erfolgreich adligen Lebensstil nachahmten (Geschlechtertürme, Landbesitz, Grabkapellen). Um 1200 - inmitten eines starken demografischen und wirtschaftlichen Wachstums - hatte Florenz rund 25000 Einwohner, neue Familien waren zugezogen und bildeten den popolo mit seinen Institutionen. Podesta-Verfassung und Parteiungen zwischen Ghibellinen und Guelfen vor dem Hintergrund zeitweiligen Einflusses staufischer Kaiser und Könige (1150er-, 1230er-, 1240er-Jahre) mündeten 1282 ein in die "Zunftherrschaft" der Kaufleute, Textilhersteller und Handwerker. Deren oligarchisches Regiment (21 arti maggiori, 16 gonfaloni, Tre Maggiori [Signoria mit gonfaloniere, 12er-, 16er-Gremium]) gründete nicht zuletzt auf der Stadt Florenz als europäisches Zentrum der Textilherstellung und der Banken (Palazzo della Signoria/Vecchio [1302], Eroberung von Pistoia, Arezzo u.a. [bis 1340]). Der Zusammenbruch der florentischen Banken (1338/43), die kurzzeitige Alleinherrschaft des Johann von Brienne (1342/43) und die Pest (1348, 1363) lösten in der bis dahin rund 100000 Einwohner zählenden Stadt wirtschaftliche Krisen und weitere Parteikämpfe aus (Ciompi-Aufstand [1378] und Wiederherstellung der Oligarchie [1382]); Florenz wurde vom Mailänder Herzog Gian Galeazzo Visconti (†1402) bedroht, konnte aber 1406 durch die Eroberung von Pisa direkten Zugang zum Meer gewinnen (Ospedale degli Innocenti [1419], Domkuppel [1420/36]).
Ab 1434 stand die Republik Florenz unter der Herrschaft der Medici. U.a. mit der Gründung der Medici-Bank (1397) gelang Giovanni di Medici (†1429) eine beträchtliche Ausweitung des politischen Einflusses seiner Familie in Florenz gegen die damals regierende Oligarchie (Medici-"Faktion"). Giovannis Sohn Cosimo (†1464) richtete die informelle Signorie der Medici in Florenz auf; Parteigänger der Familie besetzten dabei wichtige politische Positionen innerhalb der Stadt, die Medici beeinflussten das Leben der Stadt in Kunst und Kultur (Mäzenatentum: Palazzo Medici, Dominikanerkloster San Marco), Wirtschaft und Verwaltung. Unter Cosimos Sohn Piero (†1469) und Cosimos Enkel Lorenzo "il Magnifico" (†1492) konnte die Vormacht der Medici auch gegen Widerstände noch ausgebaut werden; Lorenzo überlebte 1478 ein Attentat, bei dem sein Bruder Giuliano ermordet wurde (Pazzi-Verschwörung). Gestützt wurde die Macht der Medici auch durch politisch-familiäre Verbindungen zu anderen italienischen Staaten; Lorenzos Sohn Giovanni wurde 1489 Kardinal an der römischen Kurie (später Papst Leo X. [1513-1521]). Lorenzos Sohn Piero (†1503) wurde 1494 aus Florenz vertrieben, die Republik des popolo grasso lebte damals unter dem streitbaren Prediger Savanarola (†1498; Verbrennung des Savanarola [1498]) wieder auf. 1512 sollten die Medici indes ihre Machtstellung in Florenz wiedererlangen, seit 1537 war Cosimo I. (†1574) Herzog von Florenz, seit 1569 Großherzog der Toskana. Die Medici-Großherzöge regierten Florenz bis 1737 im Großen und Ganzen erfolgreich (Einbindung des florentischen Adels in die Herrschaft, kulturelle Impulse in der "Stadt der Erinnerung" [Francesco Vettori, Giorgio Vasari, Uffizien, Accademia del designo, Camerata fiorentina, Galilei Galileo]). 1737, nach dem Aussterben der Medici im Mannessstamm, folgten diesen die Großherzöge aus dem Hause Habsburg-Lothringen nach. Großherzog Pietro Leopoldo (1765-1790, Kaiser Leopold II. 1790-1792) führte im Sinne der Aufklärung Modernisierung durch, die Gesellschaft (Adel, Abschaffung der Todesstrafe [1786]) und Wirtschaft (Abschaffung der Zünfte [1770]) betrafen. Mit der französischen Herrschaft über Florenz (1799-1814) im Gefolge der Französischen Revolution (1789) gelangte die Stadt vollends auf den "Weg in die Moderne", zunächst im restaurierten Großherzogtum der Habsburger (Revolution von 1848/49), dann im Italien der piemontesischen Könige (1859/61; Florenz als Hauptstadt Italiens [1865-1870]). Im Italien des 20. Jahrhunderts machte Florenz die faschistische Ära Benito Mussolinis und den Zweiten Weltkrieg (1939-1945; deutsche Besetzung [1943]) mit, heute ist Florenz wegen seiner Kulturschätze ein Zentrum des internationalen Tourismus.

Medici

Im mittelalterlichen Florenz ist der Familienclan der Medici seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts bezeugt. Im 13. Jahrhundert waren die Medici, zugehörig zum popolo der Stadt Florenz, nur am Rande beteiligt an der politischen Entwicklung der Kommune zwischen Ghibellinen und Guelfen, zwischen Aristokratie und wirtschaftlich aufstrebendem Bürgertum (primo popolo). Die wirtschaftlich erfolgreiche Hauptlinie der Medici ("di Averardo" oder "di Cafaggiolo") gelangte erste gegen Ende des 14. Jahrhunderts in politisch wichtige Positionen (Salvestro di Medici als gonfaloniere 1378; Ciompi-Aufstand 1378), als sich aus dem Stadtstaat der Territorialstaat Florenz (unter Einschluss von Prato, Pistoia, Arezzo u.a.) schon entwickelt hatte. U.a. mit der Gründung der Medici-Bank (1397) gelang Giovanni di Medici (†1429) eine beträchtliche Ausweitung des politischen Einflusses seiner Familie in Florenz gegen die damals regierende Oligarchie (Medici-"Faktion"). Giovannis Sohn Cosimo (†1464) richtete die informelle Signorie der Medici in Florenz auf; Parteigänger der Familie besetzten dabei wichtige politische Positionen innerhalb der Stadt, die Medici beeinflussten das Leben der Stadt in Kunst und Kultur (Mäzenatentum: Palazzo Medici, Dominikanerkloster San Marco), Wirtschaft und Verwaltung. Unter Cosimos Sohn Piero (†1469) und Cosimos Enkel Lorenzo "il Magnifico" (†1492) konnte die Vormacht der Medici auch gegen Widerstände noch ausgebaut werden; Lorenzo überlebte 1478 ein Attentat, bei dem sein Bruder Giuliano ermordet wurde (Pazzi-Verschwörung). Gestützt wurde die Macht der Medici auch durch politisch-familiäre Verbindungen zu anderen italienischen Staaten; Lorenzos Sohn Giovanni wurde 1489 Kardinal an der römischen Kurie (später Papst Leo X. [1513-1521]). Lorenzos Sohn Piero (†1503) wurde 1494 aus Florenz vertrieben, die Republik des popolo grasso lebte damals wieder auf. 1512 sollten die Medici indes ihre Machtstellung in Florenz wiedererlangen, seit 1537 war Cosimo I. (†1574) Herzog von Florenz, seit 1569 Großherzog der Toskana.

Papst Pius II. (†1464)

Enea Silvio Piccolomini wurde am 18. Oktober 1405 in Corsignano (bei Siena) geboren und gehörte einer verarmten Adelsfamilie aus Siena an. Seine Kindheit verbrachte Enea in seinem Heimatdorf Corsignano; Siena und Florenz waren die Städte, in denen der Adlige auf Grund von Studium und Ausbildung zu einem bedeutenden Humanisten wurde. Schon damals wusste Enea (nicht nur in Sachen Liebesaffären) gesellschaftliche Netzwerke zu nutzen, wobei ihm seine erworbene Meisterschaft in lateinischer Rhetorik half. Als Scholar und Sekretär des Kardinals Domenici Capranica gelangte er ans Basler Konzil (1432), in dessen Auftrag er in der Folge als Schreiber und Vertreter des Konziliarismus tätig wurde (Rede vor dem Herzog von Mailand 1433, Anschlag auf Papst Eugen IV. [1431-1447] 1435, Schottlandreise 1435/36, Suspension Papst Eugens IV. 1438, Pestepidemie 1439, Schrift Libellus dialogorum de concilii generalis auctoritate 1440) und als Sekretär des Gegenpapstes Felix V. (1439-1449; Leitung des Konklaves 1439, Sekretär 1440/42). In habsburgischen Diensten König Friedrichs III. (1440-1493) befand sich Piccolomini als Kanzleisekretär ab dem Jahr 1442. Damals schrieb er erotische Werke ("Geschichte von den zwei Liebenden", Chrysis 1444) und ein Satyretraktat ("Über das Elend der Hofleute", 1444). Als Diplomat des römisch-deutschen Königs bereinigte er sein Verhältnis zu Papst Eugen IV. (1445, Ernennung zum päpstlichen Sekretär). Diplomatische Reisen im Auftrag des Königs prägten die nächsten Jahre (1447/51). Papst Nikolaus V. (1447-1455) machte ihn, der inzwischen Priester geworden war (Subdiakonat 1446), zum Bischof von Triest (1447), dann zum Bischof von Siena (1450). 1452 empfing Piccolomini die Braut Friedrichs III., Eleonora von Portugal, in Livorno und führte Braut und Bräutigam zusammen, bevor es zur römischen Kaiserkrönung Friedrichs ging (Organisation der Krönung). Die Zeit der osmanischen Eroberung Konstantinopels (1453) war auch geprägt von einer Anzahl von Schriften Piccolominis ("Österreichische Geschichte", Dialogus 1453/55, Germania 1457/58). 1456 wurde Piccolomini durch Papst Kalixt III. (1455-1458) zum Kardinal erhoben, 1458 erfolgte seine Wahl zum Papst (1458-1464). Als Papst Pius II. stärkte Piccolomini die Stellung des Papsttums (gegen den Konziliarismus, Bulle Execrabilis 1460) und berief nach Mantua (Gonzaga) einen Kreuzzugskongress ein (1459/60, Eingriffe in die inneren Angelegenheiten der Stadt Siena 1459 [Beteiligung des Adels an der Politik der Stadt]). Dem Kreuzzugskongress war indes nur mäßiger Erfolg beschieden. Dem von ihm betriebenen Nepotismus widersprachen Reformbestrebungen des Papstes (Reformentwurf, Reformschriften des Nikolaus von Kues). Im Kirchenstaat griff Pius II. hart und erfolgreich durch (römisch-republikanische Unruhen 1460, Prozess gegen Sigismondo Malatesta von Rimini 1461). Im Krieg um das und im Königreich Neapel stand Pius II. auf der Seite des aragonesischen Königs Ferrante (1458-1494) gegen die französischen Anjou (u.a. 1461). In den letzten Jahren seines Pontifikats betrieb Piccolomini - obwohl gesundheitlich schwer angeschlagen (Badeaufenthalte des Papstes) - den architektonischen Ausbau seines Geburtsortes Corsignano, der nun Pienza hieß (Kathedrale, Palazzo, Piazza, Erhebung des Ortes zum Bischofssitz Pienza 1462), weiter schrieb er an seiner "Autobiografie" (Commentarii 1462/64). Anlässlich seines nur ungenügend vorbereiteten Kreuzzugsunternehmen begab sich Pius II. nach Ancona, wo er in der Nacht vom 14. auf dem 15. Oktober 1464 verstarb. Der Leichnam des Papstes wurde in der Peterskirche in Rom beigesetzt.

Borgia

ie spanische (Land-) Adelsfamilie der Borgia (Borja) stammte aus Játiva (bei Valencia), wo sie auf lokaler Ebene im späten Mittelalter immer wieder Führungsämter in der städtischen Verwaltung und Gerichtsbarkeit einnahmen. Kirchlich waren die Borja regelmäßig als Kanoniker am Bischofssitz Lérida vertreten. Mit dem Kanoniker Alonso de Borja (*1378-†1458) begann vor dem Hintergrund von Großem Papstschisma (1378-1417) und Konstanzer Konzil (1414-1418) der Aufstieg seiner Familie. Der Jurist Alonso wurde im Gefolge Papst Benedikts XIII. (1394-1409/17) und König Alfons' V. von Aragón (1416-1458) mächtig, erhielt als Ratgeber des Herrschers den Bischofssitz von Valencia (1429), setzte gegenüber Papst Eugen IV. (1431-1447) das aragonesische Königtum in Neapel-Sizilien durch (1443) und wurde Kardinal in Rom (1444). Alonso unterstützte seine Neffen Rodrigo (*1431-†1503) und Pedro Luis (*1432?-†1458) bei ihren kirchlich-weltlichen Karrieren, zumal als Papst, zu dem er in der Nachfolge Nikolaus' V. (1447-1455) als Calixt III. (1455-1458) gewählt wurde. Nepotismus und ein sich stark verschlechterndes Verhältnis zum aragonesischen Herrscher Alfonso (Papst als Lehnsherr des Königreichs Neapel) mündeten ein ein in die Nichtanerkennung des Alfons-Sohns Ferrante als König von Neapel durch den Papst (1458); die geplante Eroberung Süditaliens durch den inzwischen (1456) zum Kardinal und Kanzler erhobenen Rodrigo Borgia wurde hinfällig, als Callixtus III. starb (1458).
Unter Calixts päpstlichen Nachfolgern Pius II. (1458-1464), Paul II. (1464-1471) und Sixtus IV. (1471-1484) gingen ein zunehmend ungezügelter Nepotismus und die Prachtentfaltung an den Höfen der Kardinäle und Nepoten weiter. Rodrigo Borgia gelang es auch unter diesen veränderten Umständen, seine Machtstellung und Gefolgschaft (Netzwerk aus Beziehungen und Loyalitäten) weiter auszubauen (Borgia-Familie, Kardinäle als Gefolgsleute, Ämter und Pfründen, Bistum Valencia, Kloster Subiaco, castelli in der Nähe Roms u.a.). Auch die (zahlreichen) Söhne und Töchter des Kardinals gehören hierher, u.a. Pedro Luis (†1488) und Giovanni (†1497) als Herzöge von Gandía (Herzöge von Gandía), Letzterer sowie Cesare, Lucrezia und Jofré aus der Verbindung mit Vannozza Cattanei (†1518); Lieblingssohn war dabei Giovanni, politisch so befähigt wie sein Vater Cesare, Lieblingstochter Lucrezia. Bei der Papstwahl von 1484 unterlag Rodrigo Borgia gegen Innozenz VIII. (1484-1492), um schließlich nach dessen Tod Papst zu werden (1492-1503). Schon bald nach seiner Wahl hatte Papst Alexander VI., wie sich Rodrigo Borgia nun nannte, es mit dem politisch-militärischen Gegenspiel der Kardinalsfamilie um Giuliano della Rovere, des französischen Königs Karl VIII. (1483-1498) und der Mailänder Herzogsfamilie Sforza zu tun; Alexander war Anhänger des aragonesischen Königtums, das dessen Karriere so gefördert hatte (König Ferrante von Neapel [1458-1494]). Der Papst versuchte - u.a. durch die Verheiratung seiner Tochter Lucrezia in eine Seitenlinie der Sforzaherzöge - die Position von Kirchenstaat und seiner Familie im komplizierten politischen Kräftespiel auf der Apenninhaöbinsel zu festigen (1493). Dazu gehörte auch die Ernennung von gleich zwölf neuen Kardinälen, die Parteigänger Alexanders waren; unter den Kardinälen war auch Cesare, der zudem über das zwischenzeitlich zum Erzbistum erhobene Valencia verfügte und als Kardinal-Nepot Borgiafamilie und -gefolgschaft an der römischen Kurie und im Kirchenstaat repräsentierte. Die Belehnung Alfonsos II. (1494-1495), des Sohns Ferrantes, mit dem Königreich Neapel durch den Papst sowie das erneute Aufflammen der Gegnerschaft der Sforzafamilie verursachten u.a. den Kriegszug des französischen Königs in Italien (1494/95), die Rückkehr Giulianos della Rovere in den Kirchenstaat und den Thronverzicht Alfonsos auf Neapel, dessen Sohn Ferrandino (1495-1496) sich nicht gegen König Karl VIII. durchsetzen konnte. Zwischenzeitlich war sogar Rom von französischen Truppen besetzt. Alexander VI. drohte die Absetzung, doch kam es nach Verhandlungen zur "Aussöhnung" zwischen Papst und französischem König (1495). Eine vom Papst geschmiedete Allianz (Heilige Liga von Venedig) gegen Karl VIII. trotzte diesem in der Schlacht von Fornovo ein Unentschieden ab, Karl musste sich aus Italien zurückziehen, und auch die Machtstellung des Sforzaherzogs Ludovico war beeinträchtigt. Nach dem "französischen Italien-Abenteuer" hatte der Papst insofern die Oberhand, dass er erfolgreich den Priester und Sittenreformer Savanarola in Florenz bekämpfte (Interdiktandrohungen, Inhaftierung und Verbrennung Savanarolas 1498) und im Kirchenstaat - unter Propagierung der (angeblichen) Wiederherstellung des Kirchenstaats - u.a. gegen die Colonna, Orsini und Sforza, gegen die römischen Barone allgemein der Borgiafamilie wichtige Positionen verschaffen wollte (Giovanni Borgia in Rom 1496, Niederlage der Borgia gegen die Orsini bei Soriano, Belehnung Giovannis mit Benevent u.a., Ermordung Giovannis, Auflösung von Lucerzias Ehe 1497). In der Frage, wem das Erbe des Königreichs Neapel zufallen sollte, standen sich zudem aragonesische, französische und Borgia-Interessen gegenüber. Nach der Ermordung des Lieblingssohns Giovanni (1497) reagierte der Papst "entfesselt" und setzte sich umso hemmungsloser für Machterhalt und -vermehrung der Borgiafamilie ein (Heirat Lucrezias mit Alfonso von Aragon, Verzicht Cesares auf das Kardinalat 1498, Bündnis zwischen dem Papst und dem französischen König Ludwig XII. [1498-1515], französische Einnahme Mailands und Niederlage der Sforza, Belehnung Lucrezias mit Foligno, Nepi, Spoleto 1499, Eroberungen Cesares im Kirchenstaat 1499/1503 [Riario-Territorium, Eroberung von Imola, Forlí, Pesaro, Rimini, Urbino und Camerino]). Das Jahr 1500 war ein Heiliges Jahr, das viele Pilger nach Rom brachte; Lucrezia Borgia heiratete nach der Ermordung Alfonsos von Aragón (1500) in dritter Ehe Alfonso von Este (1501), während die Borgiaherrschaft über Rom und im Kirchenstaat im drückender wurde (Verkauf von Kardinalsämtern durch den Papst, Gerüchte, Rebellion von Borgiaanhängern 1502, Ausschaltung der Orsini, Ermordung des Kardinals Giovanni Michiel 1503). Im Jahr 1503 kamen die Eroberungen Cesares ins Stocken, der Tod Papst Alexanders VI. (18. August 1503) ließ die Borgia-"Fürstentum" im Norden des Kirchenstaats zusammenbrechen, Cesare floh ins Königreich Navarra, wo er einige Jahre später im Kampf starb (1507).
Die Borgiaherrschaft in Mittelitalien gab es nicht mehr, als der langjährige Widersacher gegen die Borgia, Giuliano della Rovere, zum Papst gewählt wurde (Julius II., 1503-1513). In weiten Teilen des Kirchenstaates konnten sich nach der herrschaftlichen tabula rasa der Borgia nun die päpstliche Herrschaft durchsetzen. Die Borgia bzw. Borja bleiben auch weiterhin in höchsten Positionen der katholischen Amtskirche tätig (Borja als Herzöge von Gandía [-1740/48], Francesco Borja als General des Jesuitenordens [1565-1571] und Heiliger [1671], spanischer Kronkardinal Gaspar Borja [†1645], Papst Innozenz X. [1644-1655] als Borgiaabkömmling). Von den unmittelbaren Nachfahren Rodrigo Borgias konnte lediglich Lucrezia als Herzogin von Ferrara und Mutter auf ein "geregeltes" Leben zurückblicken, als sie früh im Kindbett verstarb (1519).

Leonardo da Vinci (†1519)

Leonardo da Vinci, geboren am 15. April 1452, gestorben am 2. Mai 1519, war ein italienischer bedeutender Künstler der Renaissance. Aufgewachsen in Florenz (1457/77), lernte der künstlerisch sehr begabte Leonardo bei Andrea del Verrocchio (†1488) Bildhauerei und Malerei, später war er als Künstler im Auftrag des Lorenzo Medici (†1492) tätig (1477/81). Leonardo wandte sich Mailand zum Herzogshof der Sforza (1482/99), danach findet er sich u.a. in Florenz, im Dienst Cesare Borgias (†1507), in Rom und beim französischen König Franz I. (1515-1547). Freundschaft verband ihn mit dem Mathematiker Luca Pacioli (†1514/17). Gegen Ende seines Lebens hielt er sich im französischen Amboise auf, wo er auch im Schloss Cloux verstarb. An künstlerischen Werken hinterließ Leonardo da Vinci u.a. die Gemälde: "Verkündigung Mariae" (ca.1473/75, Mitarbeit), "Taufe Christi" (ca.1473/75, Mitarbeit), "Madonna mit Nelke" (ca.1475/77), Benois-Madonna (ca.1478/80), Porträt der Ginevra Benci (ca.1478/80), "Anbetung der heiligen drei Könige" (ca.1481/82), "Hieronymus in der Wüste" (ca.1481/81 oder 1490er), "Felsgrottenmadonna" (ca.1483/86 oder 1490er), "Bildnis eines Musikers" (1480er, Mitte), "Felsgrottenmadonna" (ca.1493/95), Porträt der Cecilia Gallerani (ca.1490), "Madonna Litta" (1490er, Anfang), "Letztes Abendmahl" (ca.1495/98), Dekoration im Mailänder Sala delle Asse (ca.1496/98), Porträt der Lucrezia Crivelli (ca.1496/98), "Madonna mit der Spindel" (ca.1500/01), "Anghiarischlacht" (ca.1503/06),"Mona Lisa" (ab 1503), "Anna selbdritt" (ab ca.1508), "Leda mit dem Schwan" (ca.1510), "Johannes der Täufer" (ab 1513)), "Bacchus" (ab ca.1513), daneben: Federzeichnungen und Skizzen militärischer Art (1480er-Jahre), Architekturentwürfe (ab 1501), naturkundliche Skizzen (Wasserströmung, Pflanzen, menschliche Anatomie, ab 1506), Notizen und Zeichnungen.
Der Künstler Leonardo da Vinci maß dem Sehen mit den Augen bei der Betrachtung der Natur den höchsten Stellenwert ein. Ihm ging es um die Stellung des Menschen in der Welt (Mensch als Mikrokosmos - Makrokosmos bzw. Mensch - Natur). Von daher wandte er sich in und mit seinem Werk gegen die humanistischen Bestrebungen seiner Zeit, gegen Christentum und Religion, gegen die alchemistische Interpretation von Natur. Leonardo da Vinci wurde "sehend, zeichnend und malend zum Auge der Welt". Francesco Melzi, der adlige Page Leonardos da Vinci, sollte das Vermächtnis des Künstlers in Form bringen insofern, dass er die Aufzeichnungen Leonardos im Trattato della pittura (handschriftlich) zusammenstellte. In den Lebensbeschreibungen zu Renaissancekünstlern von Giorgio Vasari kam Leonardo da Vinci nicht gut weg, so dass der Maler und Erforscher der Natur in Vegessenheit geriet. Die Moderne setzt sich mit dem "wiedergefundenen Leonardo" auseinander, der vielfach auch als "erfunden" charakterisiert werden kann und muss.

Niccolò Machiavelli (†1527)

Niccolò Machiavelli (*1469-†1527) wurde in einen verarmten Familienzweig der Florentiner Machiavelli hineingeboren, genoss aber eine umfangreiche Ausbildung und Erziehung, die ihn u.a mit klassisch-lateinischen Autoren wie Livius und Ovid bekannt machte. Nach dem Sturz Savanarolas (1498) wurde Machiavelli Zweiter Kanzler der Republik Florenz und führte im Auftrag von Regierung (gonfaloniere Piero Soderini) und Rat (governo largo) erfolgreich diplomatische Aufträge durch (Gesandtschaften zu König Ludwig XII. von Frankreich, Cesare Borgia, Kaiser Maximilian I. u.a.). Ausfluss dieser Tätigkeit waren die Denkschriften Machiavellis über Deutschland und die Schweizer Eidgenossenschaft (1508). 1509 gelang mit Hilfe der von Machiavelli aufgestellten Bauernmilizen die Eroberung von Pisa, das 1494 von Florenz abgefallen war. Die alleinige politische Anbindung an Frankreich (Gegenkonzil von Pisa 1511 u.a.) führte indes Florenz in die Niederlage gegen Papst und Spanier, die Medici kehrten nach Florenz zurück, die Dienste des Republikaners Machiaveli wurden nicht mehr gebraucht (1512). Letzterer überstand Inhaftierung und Folterung infolge seiner angeblichen Beteiligung an einer Verschwörung gegen die Medici (1513). Bis 1513 war Machiavellis Schrift "Vom Fürsten" (De principatibus) entstanden, der 1513/17 der an Livius angelehnte Traktat "Von der Republik" (Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio) folgte. In den beiden Schriften trennt Machiavelli provozierend Politik (Macht) und Moral, erweist sich aber mit seinem Traum von der "perfekten Republik" als gesellschaftspolitischer Idealist. Politisch interpretierbar sind auch sein 1517/19 fertiggestellten Komödien La Mandragola und Clizia sowie seine 1519/20 verfasste Biografie über den Luccheser Stadtherren Castruccio Castracani degli Antelminelli (†1328). 1520/25 folgt die Istorie Fiorentino, die "Geschichte von Florenz", die Machiavelli im Auftrag des Kardinals und Papstes Giulio de Medici (Papst Clemens VII., 1523-1534) verfasste (Kritik Machiavellis an der Mediciherrschaft über Florenz). Gegen Ende seines Lebens (1526/27) führte Machiavelli noch politische Aufträge in Norditalien durch (Warnungen vor dem kaiserlichen Söldnerheer) und erlebte noch den Sacco di Roma (1527).

Moderne

Das 18. Jahrhundert als Zeitalter der Aufklärung wirkte auch auf Italien zurück. Zunächst waren es aber politische Umbrüche - etwa der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714), der Polnische Erbfolgekrieg (1733-1735), der Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748) -, die das System der italienischen Staaten ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts verändern sollten (Mailand, Neapel habsburgisch 1713/14, Sizilien habsburgisch 1720, Neapel, Sizilien bourbonisch 1734, Parma, Piacenza habsburgisch 1735, Toskana habsburgisch 1737, Parma, Piacenza bourbonisch 1748). Gerade Piemont kann sich im habsburgischen Fahrwasser zwischen Frankreich und Österreich behaupten (Erwerb der Markgrafschaft Monferrato [1713] und der Insel Sardinien [1720; statt Sizilien]), eine Modernisierung des Staatswesens unter Herzog Vittorio Amedeo II. (†1732) kam Dynastie und Eliten zugute (Schulen und Universität, Justireform, Verwaltung und Militär, Steuern, Kirchenkonkordate usw.). Reformen im Sinne der Aufklärung fanden auch in der habsburgischen Lombardei und in der Toskana statt (Behördenorganisation statt mailändische Senatsoligarchie 1770/71, Reformen unter Einbeziehung von Eliten und Öffentlichkeit in der Toskana [bis 1790]). Die Französische Revolution (1789) und napoleonische Kriege zerstörten dann die Ordnung des Ancien régime in Italien, wie sie dem Betrachter auch in der Stadtrepublik Venedig entgegentritt. Die französische Eroberung Nord- und Mittelitaliens (1796/98) hatte jedenfalls die Entstehung der Satelliten-Freistaaten der Ligurischen Republik und der Cisalpinischen Republik zur Folge (1797), während die süditalienische Partheonopäische Republik (1799) sich eines gegenrevolutionären Aufstands ausgesetzt sah. Spätestens der französische Sieg in der Schlacht bei Marengo (1800) festigte die Herrschaft Napoleons über Italien; lediglich die Königreiche Sardinien (Piemont) und Sizilien (britische Herrschaft) blieben außerhalb von Napoleons Einflusssphäre. Frankreich bzw. dem napoleonischen Kaisertum eingegliedert wurden in der Folge die Toskana (Etrurien 1807/08), der Rumpfkirchenstaat (1808/09), die illyrischen Provinzen (1809); die Königreiche Italien (1805) und Neapel (1806) waren von Napoleon abhängig. Hier wie andernorts in Italien entstanden hierarchisch gegliederte, moderne Verwaltungsstaaten ohne kirchlichen Einfluss, am Code Napoléon orientiert und am Wettbewerb von Handel und Handwerk. Das Ende des napoleonischen Kaisertums (1814/15) bedeutete hingegen vielfach eine politische und gesellschafliche Restauration Italiens (Königreich [Piemont-] Sardinien, Lombardo-Venetien, Herzogtum Parma, Herogtum Modena, Massa, Herzogtum Lucca, Großherzogtum Toskana, Kirchenstaat, Republik San Marino, Königreich beider Sizilien), während in großen Teilen der Bevölkerung der Wunsch nach einer geeinten und unabhängigen italienischen Nation zunehmend Anklang fand. Der Weg dorthin verlief über drei "revolutionäre Wellen" (1820/21, 1831, 1848/49 [niedergeschlagene Aufstände in Mailand, Rom und Venedig 1849]), über die "demokratische Strömung des Risorgimento" und den "Idealisten" Giuseppe Mazzini (†1872) zum militärischen Führer der Einigungsbewegung, Giuseppe Garibaldi (†1882), und zum Ministerpräsidenten von Piemont-Sardinien, Camillo Benso di Cavour (†1861). Mit den Mitteln von Diplomatie und Krieg (österreichische Niederlagen in den Schlachten bei Magenta und Solferino 1859; Anschluss der Toskana, von Modena und Parma sowie der Emiglia-Romagna an Piemont-Sardinien 1860; Abtretung von Savoyen und Nizza an Frankreich 1860), der vermittels Garibaldis Siegeszugs auch auf Sizilien und Süditalien übergriff (Anschluss an Piemont-Sardinien 1860), während der Kirchenstaat des Papstes auf die Stadt Rom beschränkt wurde. Es formierte sich 1861 das Königreich Italien unter König Vittorio Emanuele II. (1861-1878) mit der Hauptstadt Florenz. Als Folge der österreichischen Niederlage im preußisch-österreichischen Krieg gelangte Venetien (ohne Triest) an das italienische Königreich, als Folge des deutsch-französischen Krieges (1870/71) wurde auch Rom eingegliedert (1870).
Das Risorgimento hinterließ allerdings eine "postunitarische Ernüchterung": bei den Anhängern Garibaldis, bei den dem Papst anhängenden Katholiken, bei süditalienischen Unterschichten ("Banditenkriege", "Guerilla", Camorra und Mafia), gegen die staatstragende liberal-konservative Elite (Honoratiorenparlament, Politik des trasformismo). Trotz Industrialisierung und Konflikten mit der Arbeiterschaft, trotz außenpolitischer Niederlagen (äthiopische Eroberungspolitik 1896) und trotz "irredentistischer Strömungen" stabilisierte sich in der Folgezeit das Königreich Italien (Wahlrecbt aller männlicher Italiener 1912). Im Ersten Weltkrieg stand Italien auf der Seite der Sieger gegen Österreich-Ungarn (Londoner Abkommen 1915, Kriegserklärung 1915, Front bei Caporetto 1917) um den Preis von Staatsverschuldung, Massenarbeitslosigkeit und faschistischem Bandenwesen (squadre). Der Aufstieg Benito Mussolinis (†1945) zum italienischen Minsterpräsidenten (1922) als "Ordnungsgaranten" ermöglichte die Schaffung eines faschistischen Italiens unter dem Königtum Vittorio Emanueles III. (1900-1946) (Verbot oppositioneller Parteien 1925/26, Lateranverträge 1929, Annexion Äthiopiens 1936; revolutionäre Fassade des Mussolini-Regimes, wirtschaftliche Probleme und Diktatur). Die zunehmende Abhängigkeit vom nationalsozialistischem Regime in Deutschland führte zu einem italienischen Antisemitismus und zur Mitwirkung Italiens auf deutscher Seite am Zweiten Weltkrieg (1940-1945). 1943 wurde Italien (zunächst Sizilien) selbst Kriegsschauplatz. Der Absetzung Mussolinis (1943) folgte die Installation des Diktators als nomineller Herrscher der Republik von Salò; für deutsche Truppen, Partisanen und Widerstandskämpfer (Resistenza) wurde besonders Norditalien zum Schlachtfeld, Mussolini schließlich von Kommunisten erschossen (1945). Nach dem Krieg wurde aus Italien eine Republik (Volksabstimmung gegen das Königtum 1946, Verfassung der Republik 1948). Im Zeichen des Ost-West-Konflikts wurde Italien Mitglied der NATO (1949) und die Kommunisten aus den Regierungen ausgeschlossen (1947). Italien war Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (1957). Vor dem Hintergrund politischer (Parteien-) Vielfalt war und ist Italien nach dem "Wirtschaftswunder" der Nachkriegszeit, der insbesondere Norden der Halbinsel betraf, die drittgrößte Volkswirtschaft innerhalb der Europäischen Gemeinschaft/Union und und damit eine der größten Volkswirtschaften weltweit

Literatur:

Hausmann, Friederike (1985), Garibaldi. Die Geschichte eines Abenteurers, der Italien zur Einheit verhalf (= WAT 122), Berlin 1985

Reinhardt, Volker (1998), Die Medici. Florenz im Zeitalter der Renaissance (= BSR 2028), München 1998

Reinhardt, Volker (1999), Geschichte Italiens (= BSR 2118), München 1999, München 32006

Reinhardt, Volker (2002), Die Renaissance in Italien. Geschichte und Kultur (= BSR 2191), München 2002

Reinhardt, Volker (2005), Der unheimliche Papst. Alexander VI. Borgia (1431-1503), München 2005

Reinhardt, Volker (2011), Die Borgia. Geschichte einer unheimlichen Familie (= BSR 2741), München 32013

Reinhardt, Volker (2012), Machiavelli oder Die Kunst der Macht. Eine Biographie, München 2012

Reinhardt, Volker (2013), Geschichte von Florenz (= BSR 2773), München 2013

Reinhardt, Volker (2013), Pius II. Piccolomini. Der Papst, mit dem die Renaissance begann, München 2013

Reinhardt, Volker (2018), Leonardo da Vinci. Das Auge der Welt. Biographie, München 2018

Rörig, Karoline, Glassmann, Ulrich, Köppl, Stefan (Hg.) (2012), Länderbericht Italien (= bpb Schriftenreihe, Bd.1240), Bonn 2012

Bearbeiter: Michael Buhlmann, 05.2025