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Mongolische Geschichte - Mittelalter, frühe Neuzeit, Moderne
Mongolische Völker bzw. Stämme sind als Nomaden erstmals zurzeit der chinesischen Tang-Dynastie (618-906) bezeugt. Unter (Temüjin-) Dschingis Khan (1206-1227) kam es zur Einigung der Mongolen und zur Entstehung eines mongolischen Großreichs (1209 Unterwerfung der türkischen Uiguren, 1215 Eroberung Pekings, 1219/23 Eroberung Transoxaniens, 1223 Schlacht an der Kalka), das unter den Nachfolgern Dschingis Khans, den Großkhanen Ögedei (1227-1241), Güyügs (1246-1248), Möngke (1251-1259) und Qubilai (1264-1294), weiter ausgedehnt wurde (1234 Eroberung des Jin-Reiches in Nordchina, 1235 Hauptstadt Karakorum, ab 1240 Einbeziehung Tibets, 1241 Schlacht bei Liegnitz, 1252/76 Eroberung des Song-Reiches in Südchina, 1253 Mongolen im Iran, 1258 Eroberung Bagdads, 1260 Eroberung von Aleppo und Damaskus, 1274/78 Feldzüge gegen Japan, 1292 Angriff auf Java). Mit dem Großreich in Beziehung steht das "lange mongolische Jahrhundert" (13./14. Jahrhundert; administrative Strukturen des Vielvölkerstaats [quiriltai, Gesetzgebung, Armee, Steuern], Religionen, Kultur [Kleiderordnungen] und Wissenschaft, Handel und Verkehr, Pax Mongolica, europäische Gesandtschaften). Ab den 1260er-Jahren zerfiel das Großreich, es bildeten sich die Nachfolgereiche aus: die Goldenen Horde in Osteuropa (ab 1240er-Jahre; 1313/41 Herrschaft Özbegs und Islamisierung der Goldenen Horde, 1382 Zerstörung Moskaus, ab 1438 Teilung in Kazan-Khanat, Große Horde, Khanat von Astrachan und Krim-Khanat, 1552/54 Khanate von Astrachan und Kazan russisch, 1783 Krim-Khanat russisch), der ulus Caghatai mit Transoxanien (vor 1242; 13./14. Jh. Islamisierung, ab 1338 [türkische] Nachfolgekhanate, u.a. Mogulistan, 1370/1405 Timur Lenk und Timuridenreich [1399 Eroberung Delhis, 1400 Eroberung von Damaskus und Aleppo]; 16. Jh., Anfang Mogulreich), das Il-Khanat im Iran (1256-1335; ca.1300 Islamisierung, ab 1335 Zerfall und Timuridenreich) sowie die mongolische Yuan-Dynastie in China (1260-1368; 1264/94 Qubilai, ab 1323 Zerfall, 1368 Vertreibung der Mongolen bei mongolischen Ansprüchen auf China). Nach dem Ende des Yuan-Reiches dominierten in den Steppengebieten nördlich von China im 15. Jahrhundert politisch zunächst die mongolischen Oiraten (bis 1455 Kriege Esen Khans gegen die chinesische Ming-Dynastie), bis sich die Nachfahren Dschingis Khans unter Dayan Khan durchsetzten (1483/88) und die Mongolen unter der Herrschaft von Großkhanen geeint waren (Neuordnung der Mongolen in sechs Tümen und der Oiraten in vier Oyirad, 16. Jh. Durchsetzung des Buddhismus, kulturelle Blütezeit, 17. Jh. Mongolen und Tibet); mit Ligdan Khan ging das Großkhanat auch in Kämpfen gegen die Jürchen (Mandschu) unter (1634). Ab dem 17. Jahrhundert fanden sich die Mongolen zwischen Russland und China wieder, die Mongolen der "inneren" Mongolei gehörten zum chinesischen Qing-Reich der Mandschu (1644-1911), u.a. im Gefolge der Kriege von Khalkha-Mongolen und Chinesen gegen die Dzungaren (1718/39, 1754/59) führte auch zur Eingliederung der "äußeren" (Khalkha-) Mongolei in das Qing-Reich (Einrichtung des Bannersystems). Auch die Torgud-Mongolen (an unterer Wolga und Kaspischem Meer) wichen unter russischen Druck nach China aus (1771/77). Die Mongolei wurde im 19. Jahrhundert vielfach von Chinesen besiedelt, die Mongolen zunehmend unterdrückt (Widerstand und mongolische Reformbewegungen). Das Ende der Qing-Dynastie (1911), die chinesische Republik und die kommunistische Revolution in Russland (1917) führten zur Abtrennung der "äußeren" Mongolei von China, die unter (russisch-) sowjetischem Einfluss (mongolische Revolution von 1921) zur Mongolischen Volksrepublik wurde (1924; kommunistische [Allein-] Herrschaft und Wirtschaft, 1937/39 "Große Säuberung", ab 1948 Fünf-Jahres-Pläne, 20. Jh., 2. Hälfte starkes Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Hauptstadt Ulanbator). Im Zuge der Demokratisierung der Mongolei (ab 1989/90) folgte auf die Volksrepublik die heute bestehende Mongolische Demokratische Union (politische Parteien, Wirtschaftskrisen). Die zu China gehörende "innere" Mongolei stand in den 1920er-Jahren zwischen mongolischen Kommunisten und Nationalisten, Mongolen schlossen sich in den Jahren ab 1932 den japanischen Besatzern der Mandschurei an (Autonomie, Reformen, Kultur; 1940er-Jahre chinesischer Bürgerkrieg). Das Ende des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) bedeutete durch das militärische Eingreifen von Mongolischer Volksrepublik und Sowjetunion auch das Ende der japanischen Besatzung (1945); ab 1949 sollten die chinesischen Kommunisten die "innere" Mongolei (als Innermongolische Autonome Region) kontrollieren (Säuberungen und Verfolgungen auch im Rahmen der Kulturrevolution von 1966/76, chinesische Einwanderung, Umsiedlungen, ab 1990 demokratische Tendenzen unter den Mongolen).
Literatur:
Kollmar-Paulenz, Karénina (2011), Die Mongolen (= BSR 2730), München 2011
Weiers, Michael (Hg.) (1986), Die Mongolen. Beiträge zu ihrer Geschichte und Kultur, Darmstadt 1986
Weiers, Michael, Geschichte der Mongolen (= Urban Tb 603), Stuttgart 2004
Bearbeiter: Michael Buhlmann, 02.2025