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Römische Geschichte: Republik, Kaiserzeit - Antike
Frühgeschichte (Königszeit)
Rom, gelegen im mittelitalischen Latium am Kreuzungspunkt von Fluss Tiber (Tiberübergang), Salzstraße und Viehtrift, zudem gelegen in einer Kontaktzone zwischen Etruskern sowie Latinern, Faliskern und Sabinern, verfügt über Besiedlungsspuren aus dem 15. Jahrhundert v.Chr. (Kapitol, Gebiet des späteren Forum Romanum) und aus dem 10. Jahrhundert v.Chr. (Palatin); Streusiedlung kann für das Gebiet der klassischen "Sieben Hügel Roms" (Aventin, Caelius, Esquilin, Kapitol, Palatin, Quirinal, Viminal) bis ins 9. Jahrhundert v.Chr. angenommen werden. Erst ab dem 9./8. Jahrhundert v.Chr. kam es im Bereich von Palatin, Quirinal und Esquilin zu Siedlungsverdichtungen (Nekropolen), ohne dass für diese Zeit des "Hütten-Roms" von einer Stadtgründung oder -werdung die Rede sein kann. Die römische Überlieferung und literarische Tradition, zurückgehend ins 4. Jahrhundert v.Chr. und eine Siebenzahl von römischen Königen über einen Zeitraum von 244 Jahren festlegend, bringt hingegen die angeblich 753 v.Chr. erfolgte Stadtgründung durch König Romulus ins Spiel (Stadtgrenze des pomerium gemäß dem römischen Luperkalienfest). Für das endende 7. Jahrhundert v.Chr. kann die Trockenlegung des Gebiets um das Forum Romanum beobachtet werden, in die 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts v.Chr. datiert ein Tempel am Nordrand des Forum Boarium. Für das 6. Jahrhundert v.Chr. können damit die Errichtung öffentlicher Bauten und die Durchführung von Infrastrukturmaßnahmen angenommen werden, wobei Maßnahmen wie die cloaca maxima als Abwasserkanal oder die 426 Hektar umschließende sog. Servianische Stadtmauer wie auch der Kapitolinische Tempel mit großer Wahrscheinlichkeit dem 4. Jahrhundert v.Chr. angehören. Dies geschah unter Führung der Etrusker, der damals führenden Macht im westlichen Mittelitalien. Dem entsprach, dass Rom immer durch auswärtige Könige latinischer, sabinischer oder etruskischer Herkunft berherrscht wurde. Im 6. Jahrhundert v.Chr. bemächtigten sich etruskische warlords Caile Vipinas, Avle Vivenna und Macstrna zeitweise Rom; Lars Porsenna, der Etruskerkönig von Clusium, (und dessen Sohn Arruns) herrschte(n) wohl auch über Rom (bis 504/03 v.Chr. [Niederlage in der Schlacht bei Aricia]). Die warlords und Könige standen dabei in vielfachem Gegensatz zum Patriziat der eingesessenen römischen Aristokratie; römischer legendarischer (Haupt-) Überlieferung zufolge kam es unter dem König Tarquinius Superbus nach Übergriffen (innerhalb der Königsfamilie [gens Tarquinia]?) zum Sturz des "Tyrannen" und zur (angeblichen) Errichtung einer res publica (509/08 v.Chr.).
Römische Republik
Der legendenhafte Übergang des römischen Staatswesens vom Königtum zur Republik offenbart zeitliche und ereignisgeschichtliche Unklarheiten, die römische Republik soll 509 v.Chr. entstanden sein (Weihe des Jupitertempels auf dem Kapitol), die Verfassung der Republik wird von der späteren römischen Geschichtsschreibung als voll ausgebildet dargestellt, was die Volksversammlungen (comitia centuriata, curiata), die Magistrate (Konsuln, Prätoren, Quästoren, Ädilen, rex sacrorum, pontifices; Diktator) und den Senat als maßgebliches politisches Entscheidungsgremium anbetraf. Dem militärischen Charakter Roms entsprechend verfolgte der Stadtstaat eine Eroberungs- und Expansionspolitik, während innenpolitisch die "Ständekämpfe" zwischen Patriziern und Plebejern zur Beteiligung mächtiger plebejischer Familien an der politischen Macht (im Senat, in den Magistraturen) führten (Secessio plebis 494 v.Chr., Zwölftafelgesetz ca.450 v.Chr., licinisch-sextische Gesetze 367 v.Chr., concilium plebis 267 v.Chr.).
Nach außen hin gelang Rom im Mit- und Gegeneinander zu den Latinern (Latinerkrieg 340-338 v.Chr.), Hernikern, Aurunkern (deren Unterwerfung 345 v.Chr.), Volskern (Einnahme von Privernum und vollständige Unterwerfung 329 v.Chr.), Sabinern oder Marsern sowie zum etruskischen Veji (Eroberung Vejis 396 v.Chr.) und trotz der Gallierkatastrophe (keltische Eroberung Roms 387 v.Chr.), eine Machtstellung im westlichen Mittelitalien aufzubauen. Die römische Machtstellung verfestigte sich durch den Aufbau von mit Bürgern besiedelten coloniae und municipia, ein abgestuftes System von Städten und Gebieten mit Bewohnern römischen und latinischen Rechts sowie den Bundesgenossen entstand, das sich auch im Rahmen der äußeren Bedrohungen etwa im 1. und 2. punischen Krieg bewähren sollte. In drei aufwändigen Kriegen (1. Samnitenkrieg 343-341 v.Chr., 2. Samnitenkrieg 326-304 v.Chr., 3. Samnitenkrieg 298-290 v.Chr.) konnten die Samniten unterworfen werden, im 3. Samnitenkrieg stand Rom einer Koalition von Samniten, Etruskern, Sabinern und Kelten gegenüber (Schlacht bei Sentinum 295 v.Chr., römisches Etrurien); es folgte damit zusammenhängend noch die Unterwerfung der keltischen Senonen (285-282 v.Chr.).
Im Krieg gegen den hellenistischen König Pyrrhus von Epirus (282-272 v.Chr.) konnten Römer und Bundesgenossen nach Süditalien ausgreifen (römischer Sieg bei Benevent 275 v.Chr., Unterwerfung Tarents 272 v.Chr.). Rom hatte sich damit als Militärmacht in Mittel- und Süditalien behaupten können.
Die (sog. mittlere) römische Republik in den letzten zwei Dritteln des 3. Jahrhunderts v.Chr. stand unter dem Vorzeichen der punischen Kriege. Im 1. punischen Krieg gegen die See- und Handelsmacht Karthago (264-241 v.Chr.) gelang den Römern gerade auf Sizilien (Seeschlachten von Mylae 260, Panormus 250, Drepanaum 249, bei den Ägatischen Inseln 241 v.Chr.) die Niederringung des Feindes. Sizilien (ohne das Syrakus König Hierons II.) wurde nach Friedensschluss die erste römische Provinz, dem die Inseln Sardinien und Korsika als weitere Provinz folgten (238/27 v.Chr.; Ausbildung von Promagistraturen). Im 2. punischen Krieg hatten sich Römer und Bundesgenossen des nach Italien eingedrungenen karthagischen Feldherrn Hannibal zu erwehren (römische Niederlangen an der Trebia 218, am Trasimenischen See 217, bei Cannae 216 v.Chr.). Erst langsam fassten römische Gegenoffensiven in Spanien (Einnahme von Sagunt 212, römische Eroberung des karthagischen Spanien 210/05 v.Chr.), in Italien (Eroberung Capuas 211, Schlacht am Metaurus 207 v.Chr.) und auf Sizilien (Belagerung und Einnahme von Syrakus 215/12 v.Chr.) Tritt, in der Entscheidungsschlacht bei Zama wurden die Karthager unter Hannibal endgültig besiegt (202 v.Chr.).
Vor, während und nach dem 2. punischen Krieg geriet auch der östliche Mittelmeerraum ins politische Blickfeld Roms. Verwiesen sei auf den Krieg gegen die Illyrer (229/28 v.Chr.), den 1. und 2. makedonischen Krieg (215-205 bzw. 200-197 v.Chr.), den Krieg gegen den Seleukidenherrscher Antiochos III. (192-188 v.Chr.), den 3. makedonischen Krieg (171-168 v.Chr.). Die römischen Eroberungen während der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v.Chr. mündeten ein in die Zerstörung Karthagos am Ende des 3. punischen Krieges (149-146 v.Chr.) und die von Korinth (146 v.Chr.). Mit der Vererbung des Königreichs Pergamon an Rom und der Einrichtung der Provinz Asia war Rom auch in Kleinasien vertreten.
Im Gefolge gerade auch des 2. punischen Krieges kam es im römischen Staatswesen zu gesellschaftlichen Umbrüchen zu Ungunsten der römischen Mittel- und Unterschichten. Die (sog. späte) römische Republik des letzten Drittels des 2. und des 1. Jahrhunderts v.Chr. war innenpolitisch stark geprägt durch Macht- und Verteilungskämpfe, bei denen das römische Militär eine immer größer werdende Rolle spielte. Es traten Probleme in Lenkung und Verwaltung des römischen Weltreichs in Erscheinung, führte die Beibehaltung stadtstaatlicher Strukturen, die die Integration aller römischen Bürger gewährleistete, infolge der "Überdehnung" der römischen Herrschaft zu Belastungen der römischen Bürger und der Bundesgenossen durch lang andauernde Kriege, zu einer wenig kontrollierbaren Tätigkeit von Amtsträgren in den den Römern unterworfenen Provinzen, zu einer stärkeren gesellschaftlichen Differenzierung innerhalb der römischen Aristokratie bei wachsender Konkurrenz im republikanischen Adel; auch das Wirtschaftssystem änderte sich durch den starken Geldzufluss und die Beute aus den eroberten Gebieten.
Risse innerhalb der römischen Nobilität wurden unter Tiberius Gracchus (†133 v.Chr.) erstmals massiv erkennbar, als dieser gegen die senatorische Oberschicht als Volkstribun die Verteilung von öffentlichem Land an arme römische Bürger betrieb (Ackergesetz; Veto des Octavius, dessen Absetzung, Attalos-Erbe, Bewerbung des Tiberius um eine zweite Amtszeit als Volkstribun) und in einer bis dahin beispiellosen Eskalation der Gewalt zusammen mit seinen Anhängern ermordet wurde. Eine unzulängliche politische Kommunikation zwischen den Parteien und ein Auseinandergehen der ökonomischen (Gruppen-) Interessen von Oberschicht und Volk hatten diese politische Katastrophe als "langfristige schwere politische Hypothek" bewirkt, die sich unter Tiberius' Bruder Gaius Gracchus (†121 v.Chr.) wiederholte. Nach Gaius Gracchus folgten Jahre einer (vermeintlichen) innenpolitischen Ruhe, Ackergesetz und Landverteilung kamen indes zum Erliegen (bis 111 v.Chr.), Mitglieder der Senatsaristokratie hatten immer noch die Möglichkeit, ihre Interessen mit dem Volk durchzusetzen.
Außenpolitisch bereiteten der Jugurtinische Krieg (112-105 v.Chr.; Bestechungsvorwürfe gegen Senatoren) und der Krieg gegen Kimbern und Teutonen (113-101 v.Chr.; römische Niederlagen bei Noreia [113 v.Chr.] und Arausio [105 v.Chr.]) Probleme; Gaius Marius (†86 v.Chr.), Konsul des Jahres 107 v.Chr., beendete zusammen mit Lucius Cornelius Sulla (†78 v.Chr.) den Jughurtinischen Krieg (107/105 v.Chr.; Auslieferung des numidischen Königs Jugurtha), Marius als Konsul der Jahre 104-100 v.Chr. den Krieg gegen Kimbern und Teutonen (römische Siege bei Aquae Sextiae [102 v.Chr.] und Vercellae [101 v.Chr.]). Innenpolitisch kam es wegen der Reformen des Lucius Apuleius Saturninus und des Gaius Servilius Glaucia (Getreidepreis, lex de maiestate, Ackergesetz, Koloniegründungen; innenpolitische Rolle der Veteranen des Marius) zum Striet (Ermordung des Saturninus und des Glaucia 100 v.Chr.). Das Jahrzehnt der römischen Republik zwischen 100 und 91 v.Chr. war daher ein Jahrzehnt der "Unruhe nach dem Sturm" (Lex Caecila Didia [98 v.Chr.], politische motivierte Prozesse u.a. gegen Rutilius Rufus [92 v.Chr.]), umfassende Reformen des Volkstribunen Marcus Livius Drusus (91 v.Chr.; Senatsvergrößerung, römisches Bürgerrecht für die Bundesgenossen) scheiterten formal und mündeten schließlich ein in den römischen Bundesgenossenkrieg (91-88 v.Chr.), in dem die Römer um den Erhalt der bisherigen auf Rom zugeschnittenen Beziehungen und die mittelitalische Bundesgenossen um eine Neugestaltung ebendieser Beziehungen als Bundesstaat gleichberechtigter Gemeinwesen hartnäckig stritten (lex Iulia de civitate sociis danda [90 v.Chr.], lex Plautia Papiria [89 v.Chr.]). Nach dem Sieg Roms über die Bundesgenossen stand deren zwangsweise Aufnahme in den römischen Bürgerverband durch Zuweisung des römischen Bürgerrechts; die Bundesgenossen verloren mithin ihre Identität.
Das Jahr 88 v.Chr. war geprägt durch die Diskussion um die Verteilung der mit dem Sieg im Bundesgenossenkrieg "gewonnenen" Neubürger auf die römischen tribus (politische Benachteiligung gegen Gleichberechtigung/Integration der Neubürger); Lucius Cornelius Cinna (†84 v.Chr.) gelang es, die wirtschaftlich katastropahe Lage der römischen Republik nach dem Bundesgenossenkrieg zu stabilisieren (allgemeiner Schuldenerlass, Währungsstabilität, politische Gleichberechtigung für die Neubürger). Nach Beendigung des Krieges gegen Mithridates (88-84 v.Chr.) kam es nach Vorbereitungen Sullas in Griechenland zum Bürgerkrieg (83-82 v.Chr.) gegen die Anhänger des inzwischen verstorbenen Cinna. Der Schlacht am Collinischen Tor Roms (82 v.Chr.) folgten die Diktatur Sullas (82-79 v.Chr.) als Notstandsmaßnahme (altrömische Dictatur), die Verfolgung und Ächtung (Proskription) der politischen Gegner, die Maßnahmen zur Verteilung von Land unter die Soldaten. Es folgte auch die "Wiederherstellung der republikanischen Ordnung" bei Stärkung und Vergrößerung des Senats durch einschlägige Reformen (Magistrate für Rom und Promagistrate für die Provinzen, Entmilitarisierung Italiens, Beschränkungen hinsichtlich des Volkstribunats, Erhöhung der Anzahl von Magistraten und Priestertümern). Sulla legte das "Amt" der Diktatur Anfang 79 v.Chr. nieder. Viele der Reformen wurden nach Sullas Tod (78 v.Chr.) wieder rückgängig gemacht; das Scheitern von Sullas Reformen erklärt sich aus der physischen Vernichtung vieler den alten Senatsgeschlechtern angehörenden nobiles, die zum Senat neu Hinzugekommenen versagten dabei, diese wichtige Institution wieder zu einem sozialen "Gravitationszentrum" für den römischen Staat zu machen.
Die Zeit nach der Diktatur Sullas stand im Zeichen des Aufstiegs neuer warlords, die mit ihren Eroberungen und Armeen die römische Innenpolitik massiv beeinflussten (Krieg des Pompeius gegen Sertorius 77-72 v.Chr., Spartacusaufstand 73-71 v.Chr.). Zu nennen ist Gnaeus Pompeius Magnus (†48 v.Chr.), der im 3. Mithridatischen Krieg (74-64 v.Chr.) den Feldherrn Lucius Licinius Lucullus (†56 v.Chr.) ersetzte, den Krieg beendete, erfolgreich gegen die Seeräuberei im östlichen Mittelmeerraum vorging und Letzteren politisch neu ordnete (Ende des Seleukidenreichs, Provinz Syria). Pompeius verband sich - nach der Unterdrückung der Catilinarischen Verschwörung in Rom (63 v.Chr.) durch den homo novus und Konsul Marcus Tullius Cicero (†43 v.Chr.) - mit Marcus Licinius Crassus (†53 v.Chr.) und Gaius Iulius Caesar (†44 v. Chr.) politisch im (1.) Triumvirat (60 v.Chr.), das dem aus patrizischen Geschlecht stammenden popularen Politiker Caesar sein Konsulat sicherte (59 v.Chr.). Als Prokonsul gelang es Caesar, in einem langwierigen (gallischen) Krieg Gallien zu erobern (58-51 v.Chr.), während Crassus mit einem römischen Heer in der Schlacht bei Carrhae von den Parthern vernichtend geschlagen wurde (53 v.Chr.). Die u.a. von Publius Clodius Pulcher (†52 v.Chr.) verursachten schweren Unruhen in Rom wurden durch das nichtkollegiale Konsulat des Pompeius (52 v.Chr.) nur überdeckt. Die Spannungen zwischen Caesar und Senat mündeten ein in den römischen Bürgerkrieg (49-45 v.Chr.), in dem Caesar siegreich u.a. gegen Pompeius blieb (Schlacht bei Pharsalos, Ermordung des Pompeius in Ägypten 48 v.Chr.) und - nach seinem Eingreifen in Ägypten und den Sieg über König Pharnakes von Pontos (47 v.Chr.) - die Republikanhänger und Pompeianer erfolgreich bekriegte (Schlacht bei Thapsus 46 v.Chr., Schlacht bei Munda 45 v.Chr.).
Als Diktator auf zehn Jahre und Konsul (45/44 v.Chr.) wurde Caesar Opfer einer Verschwörung von Senatoren, die den Diktator an den Iden des März (44 v.Chr.) ermordeten. Die nachfolgenden Jahre bis zur Seeschlacht bei Actium (31 v.Chr.) glichen dann einem Bürgerkrieg aller gegen alle. Nach Streitigkeiten (Mutinesischer Krieg 44-43 v.Chr.) einigten sich Caesars Mitkonsul und Parteigänger Marcus Antonius (†30 v.Chr.) und der von Caesar adoptierte Oktavian (†27 n.Chr.) zusammen mit Marcus Aemilius Lepidus (†12 v.Chr.), Caesars magister militum, auf ein (2.) Triumvirat, das durch Proskriptionen die politischen Gegner der Triumvirn, u.a. Cicero, beseitigte. Antonius besiegte das Heer der Caesarmörder unter Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus in der Doppelschlacht bei Philippi (42 v.Chr.); es folgte eine Neuordnung des östlichen Mittelmeerraums, in dem für Antonius das ägyptische Ptolemäerreich mit der Königin Kleopatra (†30 v.Chr.) immer mehr an Bedeutung gewann. In Italien setzte sich Oktavian im Perusinischen Krieg (41-40 v.Chr.) durch. Die Macht in der (schon zerstörten) römischen Republik konzentrierte sich zunehmend in den gegeneinanderstehenden Personen Antonius und Oktavian (Vertrag von Brundisium 40 v.Chr., Erneuerung des Triumvirats 38 v.Chr., Entmachtung des Lepidus 36 v.Chr.). Militärisch waren die Triumvirn (teilweise) erfolgreich bei der Ausdehnung ihrer Macht (Partherfeldzug des Antonius 37 v.Chr., Triumph des Antonius über Armenien 34 v.Chr., illyrischer Feldzug des Oktavian 35/33 v.Chr.), die letztendliche Gegnerschaft zwischen Antonius und Oktavian (Verlesung des Testaments des Antonius 32 v.Chr.) führte zum Sieg Oktavians über Antonius in der Seeschlacht bei Actium und zum Selbstmord von Antonius und Kleopatra (30 v.Chr.; Einbeziehung Ägyptens ins römische Reich).
Oktavian war nun Alleinherrscher über den römischen Mittelmeerraum und sollte seine Machtstellung nutzen zur Umgestaltung der nur noch fiktiv bestehenden römischen Republik zum Prinzipat von Oktavians Gnaden (Verleihung des Ehrennamens "Augustus" 27 v.Chr.).
Tiberius und Gaius Gracchus (133-121 v.Chr.)
Im Vorfeld und am Anfang der späten römischen Republik (133-30 v.Chr.) traten Probleme in Lenkung und Verwaltung des römischen Weltreichs in Erscheinung, führte die Beibehaltung stadtstaatlicher Strukturen, die die Integration aller römischen Bürger gewährleistete, infolge der "Überdehnung" der römischen Herrschaft zu Belastungen der römischen Bürger und der Bundesgenossen durch lang andauernde Kriege, zu einer wenig kontrollierbaren Tätigkeit von Amtsträgren in den den Römern unterworfenen Provinzen, zu einer stärkeren gesellschaftlichen Differenzierung innerhalb der römischen Aristokratie bei wachsender Konkurrenz im republikanischen Adel; auch das Wirtschaftssystem änderte sich durch den starken Geldzufluss und die Beute aus den eroberten Gebieten.
Risse innerhalb der römischen Nobilität wurden unter Tiberius Gracchus (†133 v.Chr.) erstmals massiv erkennbar, als dieser gegen die senatorische Oberschicht als Volkstribun die Verteilung von öffentlichem Land an arme römische Bürger betrieb (Ackergesetz; Veto des Octavius, dessen Absetzung, Attalos-Erbe, Bewerbung des Tiberius um eine zweite Amtszeit als Volkstribun) und in einer bis dahin beispiellosen Eskalation der Gewalt zusammen mit seinen Anhängern ermordet wurde. Eine unzulängliche politische Kommunikation zwischen den Parteien und ein Auseinandergehen der ökonomischen (Gruppen-) Interessen von Oberschicht und Volk hatten diese politische Katastrophe als "langfristige schwere politische Hypothek" bewirkt, die sich unter Tiberius' Bruder Gaius Gracchus (†121 v.Chr.) wiederholte.
Gaius nahm die politische Agenda seines Bruders wieder auf und verfolgte als Volkstribun (123, 122 v.Chr.) die Fortsetzung der Reformen (Provokationsrecht, Ackergesetz, Getreideversorgung, Richtergesetz und Ritter, Stimmrecht für die Bundesgenossen), die u.a. Interessen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen bei zunehmender Desintegration gesellschaftlichen Zusammenhalts verfolgten. Im Zusammenhang mit seiner nicht mehr erfolgten Wiederwahl zum Volkstribun, dem erstmals angewandten senatus consultum ultimum und dem Aufstand der Gracchus-Anhänger ließ sich Gaius, dem zwischenzeitlich die Flucht gelang, durch einen Sklaven töten (121 v.Chr.), während Tausende seiner Anhänger getötet und hingerichtet wurden. Es folgten Jahre einer (vermeintlichen) innenpolitischen Ruhe (Weihe des Concordia-Tempels in Rom), Ackergesetz und Landverteilung kamen zum Erliegen (bis 111 v.Chr.), Mitglieder der Senatsaristokratie hatten immer noch die Möglichkeit, ihre Interessen mit dem Volk durchzusetzen.
Die Unruhen um die Brüder Tiberius und Gaius Gracchus sollten die (späte) römische Republik grundlegend verändern. Zunächst ging es um die Deutungshoheit der Ereignisse, d.h. die Erinnerung an die Gracchen (damnatio memoriae als gescheiterte "Gegenerinnerung" gegen die Gracchenverehrung, Mutter Cornelia Minor der Gracchus-Brüder als politisch mäßigend einwirkende Tochter des P. Cornelius Scipio Africanus Minor ["Frauen als politische Macht" in der römischen Republik], Concordiatempel als Sinnbild der discordia), um die (veränderte) Fort- und Nichtfortsetzung der gracchischen Gesetze in der römischen Innenpolitik (Scheitern der gracchischen "Volkstribunenpolitik", Fortsetzung der Ackergesetze [nachgracchische Bodenreformgesetze, Privatisierung des zugewiesenen Landes aus dem ager publicus, 111 v.Chr.], rechtsethische und Rechtsgrundsätze [ex bona fide], Verteilung von Macht und Gewalt in der römischen Republik zwischen Senat, Magistratur und Volk, fehlende Legitimität des senatus consultum ultimum).
Die Einordnung des Geschehens um Tiberius und Gaius Gracchus in die Geschichte der römischen Republik ergibt sich laut der heutigen Geschichtsforschung aus dem Ereignisablauf, auf die Methodik, Macht und Gewalt innerhalb der römischen Republik und deren "gewachsene Verfassung" (mit ihren machtpolitischen Leerstellen) zur Anwendung zu bringen etwa über das Volkstribunat, über eine "populare Methode" von Politik oder über eine auf Reformvorhaben beruhende Politik, die sich auch durch ein philosophisches Konzept des Schutzes der gesellschaftlich Schwachen auszeichnete. Alle diese Politikarten haben die Gracchen eingesetzt, um ihre politischen Ziele zu erreichen.
Von den Gracchen zu Sulla (133-78 v.Chr.)
Neben den innenpolitischen Auseinandersetzungen mit und nach den Grachen bereiteten außenpolitisch der Jugurtinische Krieg (112-105 v.Chr.; Bestechungsvorwürfe gegen Senatoren) und der Krieg gegen Kimbern und Teutonen (113-101 v.Chr.; römische Niederlagen bei Noreia [113 v.Chr.] und Arausio [105 v.Chr.]) Probleme; Gaius Marius (†86 v.Chr.), Konsul des Jahres 107 v.Chr., beendete zusammen mit Lucius Cornelius Sulla (†78 v.Chr.) den Jughurtinischen Krieg (107/105 v.Chr.; Auslieferung des numidischen Königs Jugurtha), Marius als Konsul der Jahre 104-100 v.Chr. den Krieg gegen Kimbern und Teutonen (römische Siege bei Aquae Sextiae [102 v.Chr.] und Vercellae [101 v.Chr.]). Innenpolitisch arbeitete Marius mit Lucius Appuleius Saturninus und Gaius Servilius Glaucia zusammen, die weitere Reformen vorantrieben (Getreidepreis, lex de maiestate, Ackergesetz, Koloniegründungen; innenpolitische Rolle der Veteranen des Marius) und in Gegensatz zum Senat kamen. Im Jahr 100 v.Chr. eskalierte die Situation; Straßenkämpfe und Wahlkampf in Rom, das gewaltsame Vorgehen des Saturninus und des Glaucia führten die beiden, nachdem Marius von ihnen politisch abgerückt war, zu ihrem Untergang und ihrer Ermordung. Die Irritationen um Saturninus und Glaucia hatten dabei politische Alternativen und die "Dynamik der gesellschaftlichen Ordnung" in Rom aufgezeigt; die Herrschaft von Senat und Senatsaristokratie schien damals gefährdet. Das Jahrzehnt der römischen Republik zwischen 100 und 91 v.Chr. war daher ein Jahrzehnt der "Unruhe nach dem Sturm" (Lex Caecila Didia [98 v.Chr.], politische motivierte Prozesse u.a. gegen Rutilius Rufus [92 v.Chr.]), umfassende Reformen des Volkstribunen Marcus Livius Drusus (91 v.Chr.; Senatsvergrößerung, römisches Bürgerrecht für die Bundesgenossen) scheiterten formal und mündeten schließlich ein in den römischen Bundesgenossenkrieg (91-88 v.Chr.), in dem die Römer um den Erhalt der bisherigen auf Rom zugeschnittenen Beziehungen und die mittelitalische Bundesgenossen um eine Neugestaltung ebendieser Beziehungen als Bundesstaat gleichberechtigter Gemeinwesen hartnäckig stritten (lex Iulia de civitate sociis danda [90 v.Chr.], lex Plautia Papiria [89 v.Chr.]). Nach dem Sieg Roms über die Bundesgenossen stand deren zwangsweise Aufnahme in den römischen Bürgerverband durch Zuweisung des römischen Bürgerrechts; die Bundesgenossen verloren mithin ihre Identität. Das Jahr 88 v.Chr. war geprägt durch die Diskussion um die Verteilung der mit dem Sieg im Bundesgenossenkrieg "gewonnenen" Neubürger auf die römischen tribus (politische Benachteiligung gegen Gleichberechtigung/Integration der Neubürger); den Initiativen des Sulpicius Rufus trat Lucius Cornelius Sulla entgegen, der die Interessen der Senatsaristokratie vertrat und zum Konsul gewählt wurde (88 v.Chr.). Als auf Betreiben des Rufus jedoch Sulla das Oberkommando für den Krieg gegen König Mithridates VI. von Pontos (120-63 v.Chr.) entzogen wurde, kam es zum "Marsch" Sullas und seiner Legionen "auf Rom" gegen den massiven Widerstand der Einwohner; Sullas Regelungen in Rom auf der Grundlage seines errungenen Gewaltmonopols (per vim) zielten auf eine (scheinbare) Stabilisierung des Staatswesens ab ([wenige] Proskriptionen, Konsulwahlen, Wahl der Volkstribune; Ermordung von Sullas Amtskollegen Pompeius Rufus) (88 v.Chr.). Während danach Sulla den Krieg gegen Mithridates in Kleinasien betrieb (1. Mithridatischer Krieg 89-85 v.Chr.; Belagerung und Einnahme von Athen, Schlacht von Chaironeia [86 v.Chr.], Truppen Cinnas in Griechenland, Frieden von Dardanos [85 v.Chr.]), sicherte sich der gewählte Konsul Lucius Cornelius Cinna (†84 v.Chr.) Ende des Jahres 87 v.Chr. zusammen mit Gaius Marius durch die Besetzung und brutale Plünderung Roms die Macht, wobei Cinna und Marius Konsuln des Jahres 86 v.Chr. wurden (Tod des Marius bald nach Amtsantritt). Cinna gelang es, die wirtschaftlich katastropahe Lage der römischen Republik nach dem Bundesgenossenkrieg zu stabilisieren (allgemeiner Schuldenerlass, Währungsstabilität, politische Gleichberechtigung für die Neubürger). Nach Beendigung des Krieges gegen Mithridates kam es nach Vorbereitungen Sullas in Griechenland zum Bürgerkrieg (83-82 v.Chr.) gegen die Anhänger des inzwischen verstorbenen Cinna, als der Feldherr Italien angriff und - auch mit Unterstützung des Gnaeus Pompeius (†48 v.Chr.) - in der Schlacht am Collinischen Tor Roms siegte (82 v.Chr., Vernichtungsfeldzug gegen die Samniten). Es folgten die Diktatur Sullas (82-79 v.Chr.) als Notstandsmaßnahme (altrömische Dictatur), die Verfolgung und Ächtung (Proskription) der politischen Gegner, die Maßnahmen zur Verteilung von Land unter die Soldaten. Es folgte auch die "Wiederherstellung der republikanischen Ordnung" bei Stärkung und Vergrößerung des Senats durch einschlägige Reformen (Magistrate für Rom und Promagistrate für die Provinzen, Entmilitarisierung Italiens, Beschränkungen hinsichtlich des Volkstribunats, Erhöhung der Anzahl von Magistraten und Priestertümern). Sulla legte das "Amt" der Diktatur Anfang 79 v.Chr. nieder. Viele der Reformen wurden nach Sullas Tod (78 v.Chr.) wieder rückgängig gemacht; das Scheitern von Sullas Reformen erklärt sich aus der physischen Vernichtung vieler den alten Senatsgeschlechtern angehörenden nobiles, die zum Senat neu Hinzugekommenen versagten dabei, diese wichtige Institution wieder zu einem sozialen "Gravitationszentrum" für den römischen Staat zu machen. In der Folge konnten sich in dieser "Krise ohne Alternative" aus der Senatsaristokratie heraus einzelne Individuen profilieren, was schließlich zum römischen Kaisertum führte. Der Niedergang der sozialen Kompetenz der römischen Nobiltät im Gesellschaftssystem machte aber umgekehrt den römischen Bürgern eine "Krise durch Alternative" plausibel.
Lucius Licinius Lucullus (†57/56 v.Chr.)
Die späte römische Republik setzte mit der popularen Politik des Tiberius (†133 v.Chr.) und Gaius Gracchus (†121 v.Chr.) ein; Senat, Magistrate und das Volk von Rom mussten sich im 1. vorchristlichen Jahrhundert mit den "sozialen und wirtschaftlichen Schieflagen" der römischen Republik auseinandersetzen. Zu der die römische Innen- und Außenpolitik bestimmenden Senatsaristokratie gehörte dabei Lucius Licinus Lucullus (*118-†57/56 v.Chr.) als Mann der "zweiten Reihe", der dennoch zu den "fähigsten Mitgliedern der römischen Führungsschicht" in Krieg und Innenpolitik gehörte. Die Familie der Luculli war Teil der plebejischen Familie der Licinii. Lucullus' gleichnamiger Großvater Lucius Licinius Lucullus hatte im Jahr 151 v.Chr. das Konsulat als höchste römische Magistratur erreicht, als Prokonsul kämpfte er in Spanien und stiftete danach das Felicitas-Heiligtum im Velabrumviertel in Rom (146 v.Chr.). Lucullus' Vater Lucius Licinius Lucullus (†n.102 v.Chr.) gelangte im cursus honorum der römischen Republik nicht bis zum Amt des Konsuls und erreichte nur die Prätur (104 v.Chr.). Lucullus selbst war in erster Ehe Claudia (Clodia) Pulchra verheiratet (76/66 v.Chr.), in zweiter Ehe mit Servilia iunior (64/56); aus der zweiter Ehe entstammten Marcus Licinius Lucullus (†42 v.Chr.) und eine Licinia (?). Über Familie und Ehen war also Lucullus verortet in der römischen Aristokratie und nobilitas, zu seinem Verwandtenkreis gehörten u.a. die Konsuln Lucius Caecilius Metellus Dalmaticus, Quintus Caecilius Metellus Numidicus, Quintus Caecilius Metellus Pius; Lucullus' Bruder Marcus Licinius Lucullus (†n.56 v.Chr.) war Konsul des Jahres 73 v.Chr. Metellus Numidicus sollte dann die politischen Karrieren der Lucullus-Brüder Lucius und Marcus fördern. Seine ersten militärischen Erfahrungen sammelte Lucius in Sizilien im Gefolge des Prätors Lucius Domitius Ahenobarbus (ab 98 v.Chr.; Führer einer Reiterabteilung [?]); im Bundesgenossenkrieg (91-89/82 v.Chr.) diente Lucullus als Militärtribun (90/89 v.Chr.). Es entwickelte sich in der Folge eine enges Verhältnis zwischen Lucullus und dem späteren Diktator Sulla (†78 v.Chr.), Lucullus wurde der Quästor Sullas (87 v.Chr.) und bereitete den (1. Mithridatischen) Krieg (88-85 v.Chr.) gegen König Mithridates VI. von Pontos (120-63 v.Chr.) logistisch vor (u.a. Sammlung einer römischen Flotte im östlichen Mittelmeerraum 86/85 v.Chr.). Lucullus' ausgleichendes Verhalten führte dabei u.a. in Athen zu Ehrungen seiner Person (ca.70 v.Chr.). Nach dem Krieg blieb Lucullus in Kleinasien zurück, um dort die römischen Kontributionen - durchaus auch mit Augenmaß - einzutreiben (Eroberung von Mytilene 82 v.Chr.). Im Jahr 80 v.Chr. befanden sich die Brüder Lucullus wieder in Rom, um ihre politische Karriere weiter voranzutreiben; es ist die Zeit der Diktatur Sullas (82-79 v.Chr.). Lucius wurde 78 v.Chr. Prätor und übernahm im Folgejahr als proprätorisches Kommando die Statthalterschaft im römischen Africa (77/75 v.Chr.). Im Jahr 74 v.Chr. wurde Lucius Licinius Lucullus schließlich Konsul. Innenpolitisch ging es auch damals um die durch Sulla veranlassten umstrittenen Reformen der römischen Republik, außenpolitisch unterstützte Lucullus - obgleich ein Gegner des Pompeius Magnus (†48 v.Chr.) - dessen außerordentliches Kommando gegen den Statthalter Sertorius (†72 v.Chr.) in Spanien (76-72 v.Chr.; Gegensenat in Spanien, Sertorius' Bündnis mit Mithridates VI., Ermordung des Sertorius und Untergang des spanisch-römischen "Sonderreichs" gegen Pompeius [72 v.Chr.]). Lucullus [als "Optimat"] stand auf der Seite der sullanischen Reformen in den politischen Auseinandersetzungen um die potestas der Volkstribune, die Pompeius in seinem Konsulat allerdings wiederherstellte (70 v.Chr.). Ab 74 v.Chr. war Lucullus (als Konsul und Prokonsul) neben Marcus Aurelius Cotta Feldherr im (3. Mithridatischen) Krieg (74-64 v.Chr.; umstrittene römische Erbschaft des Königreichs Bithynien, Eingreifen des Mithridates 74 v.Chr.) gegen den pontischen König. Als Befehlshaber von bis zu fünf Legionen übernahm Lucullus den Schutz der römischen Provinzen Asia und Cilicia, griff nach den Niederlagen seines Kollegen Cotta für die römische Seite erfolgreich ein und ging auch offensiv gegen die Truppen des Mithridates vor (Niederlage Cottas in der Seeschlacht bei Chalkedon, Aufhebung der Belagerung der Truppen Cottas in Kyzikos durch Lucullus, römische Siege bei Rhyndakos und am Granikos [73 v.Chr.], Sieg des Lucullus in der Seeschlacht bei Tenedos, Bithynien römisch, Einfall ins Königreich Pontos [72 v.Chr.], römischer Sieg bei Kabeira, Flucht des pontischen Königs nach Armenien, römische Eroberung von Amisos und Herakleia [71 v.Chr.], römische Gesandtschaft an den armenischen König Tigranes II. [den Großen, 95-55 v.Chr.], römische Eroberung von Themiskyra, Sinope und Trapezunt [70 v.Chr.]). Der innenpolitisch motivierte Entzug des Kommandos des Lucullus über die Provinzen Asia (70 v.Chr.), Cilicia (69 v.Chr.) und Bithynia et Pontus (67 v.Chr.) stellte zunehmend die Unterstützung des Feldherrn durch Rom infrage. Ebenfalls stockten die römisch-armenischen Verhandlungen über die Auslieferung des Mithridates. Daher entschloss sich Lucullus zum Krieg gegen Armenien (69-66 v.Chr.; römischer Sieg bei Tigranokerta [69 v.Chr.], römischer Sieg am Arsanias, Publius Clodius Pulcher gegen Lucullus, Rückzug am Ararat [68 v.Chr.], weiteres Vordringen des Mithridates in Pontus, Winterquartier des Lucullus in Nisibis [68/67 v.Chr.], römische Niederlage des Gaius Valerius Triarius bei Zela [67 v.Chr.]). Unterdessen war Pompeius - mit außerordentlichen Vollmachten (lex Gabinia) ausgestattet - in den östlichen Mittelmeerraum berufen worden, um die Seeräuberei (67 v.Chr.) und Mithridates von Pontos (66/64 v.Chr.) (erfolgreich) zu bekämpfen. Der beiseitegeschobene, auch in der römischen Öffentlichkeit diffamierte bisherige Feldherr Lucullus konnte nicht anders, als sein Kommando in einer denkwürdigen - vom "Biografen" Plutarch geschilderten - Begegnung zwischen den beiden Römern Pompeius zu überlassen (66 v.Chr.). Letzterer machte viele der Maßnahmen des Lucullus rückgängig, nutzte auch dessen persönliche Verbindungen in den kleinasiatischen Raum nicht mehr. Lucullus blieb nichts weiter übrig, als mit Teilen seines Heeres nach Italien und Rom zurückzukehren. Hier musste sich Lucullus (mit seinem Bruder) den Anklagen des Pompeiusanhängers und Volkstribuns Gaius Memmius erwehren (66 v.Chr.). Weiter ließ sich Lucullus von seiner Frau Clodia scheiden - Clodias Bruder Clodius hatte gegen Lucullus während dessen Feldzug intregiert - und verband sich mit Servilia iunior, einer Nichte des Marcus Porcius Cato. Der längst fällige Triumph in Bezug auf seine insgesamt erfolgreichen Feldzüge in Kleinasien blieb Lucullus hingegen auf Grund politischer Intrigen versagt. Er, der daher Rom nicht betreten konnte, entwickelte aus dieser Situation heraus eine adlig-repräsentative "Ökonomie des Luxus" durch Erwerb, Ausbau und Bau von Prachtvillen u.a. am Golf von Neapel (Kraterrandvilla bei Misenum, Neapolitanum) und auf dem Pincio vor Rom. Mit Luxus und einer verfeinerten Lebensweise (Essen) verband Lucullus aber immer auch Kultur (Bibliotheken) und agrarwirtschaftliche Interessen (Fischaufzucht, Obstgärten). Im Jahr 62 v.Chr. erhielt (gerade auch auf Fürsprache des Konsuls Cicero hin) der Feldherr seinen "lang ersehnten" Triumph in Rom, den er durch die Aufstellung des bronzenen Siegesmonuments des Hercules tunicatus krönte. In den letzten Jahren seines Lebens hielt sich Lucullus weitgehend aus der aktuellen Tagespolitik heraus (Aufarbeitung des Bona Dea-Skandals [62/61 v.Chr.], Rückkehr des Pompeius nach Rom [61 v.Chr.], 1. Triumvirat [60 v.Chr.]) und stand damit als politisches Gegengewicht zu Pompeius nicht zur Verfügung. Lucullus starb Ende Dezember 57, Anfang Januar 56 v.Chr., vielleicht infolge von Gift, das ihm vielleicht im Auftrag der Triumvirn verabreicht wurde. Die unmittelbaren Jahrzehnte nach seinem Tod machten aus Lucullus - ganz im Sinne augusteisch-prinzipatszeitlicher Propaganda einen dem Luxus zugewandten kulinarischen Schlemmer in Abkehr vom Bild eines vir summus, der die Politik der zerfallenden römischen Republik mitbestimmt hatte.
Clodius (Publius Clodius Pulcher) (†52 v.Chr.)
Die römische Republik war ein "Leviathan", ein "Bändiger seiner Untertanen", der - obwohl er im 1. Jahrhundert v.Chr. den ganzen Mittelmeerraum beherrschte - doch aus inneren Gründen unterging, um dem römischen Kaisertum Platz zu machen. Das komplexe Verfassungsgefüge mit Nobilität (Senatsaristokratie), Senat, (jeweils für ein Jahr [als Paar] gewählten) Magistraten (Quästoren, Ädilen, Prätoren, Konsuln), Klientelwesen, Volkstribunen und den Volksversammlungen war nach dem griechischen Historiker Polybios eine Mischverfassung mit oligarchisch-demokratischen Elementen; das Volk war der Souverän, doch die Politik bestimmten die sich im Wettbewerb um Ämter, Rang und sozialen Status (meritokratisch) befindenden Mitglieder aus alten Patrizier-, reichen Plebejerfamilien und den homines novi ("Aufsteiger" in den Senat). Auch gemäß dem mos maiorum ("Sitte der Vorfahren"), den ungeschriebenen Verhaltensweisen ("Verfassung") der römischen Republik, ließ sich das "Volk" (populus, plebs) von den politisch Mächtigen leiten; es fehlte den Einwohnern des Stadtstaats Rom an Autonomie und eigenständigem politischen Handeln.
Seit Tiberius Sempronius Gracchus (†133 v.Chr.) versuchten Mitglieder der römischen Nobiltät über das populariter agere direkt mit dem Volk politisch zu interagieren; hierbei spielte das Amt des tribunus plebis ("Volkstribun") mit seiner rechtlichen Unantastbarkeit (sacrosanctitas) und dem Interzessionsrecht eine wichtige Rolle. Gewählt wurden die Volkstribunen in der Plebejerversammlung (concilium plebis), die im Übrigen auch eigene Beschlüsse (plebis scita) fassen konnte. Das Volkstribunat diente plebejischen nobiles als Sprungbrett für die Magistraturen der Republik im Rahmen des cursus honorum ("Ämterlaufbahn"). Die Zeit der späten römischen Republik war dann geprägt vom Gegensatz zwischen "Popularen" und "Optimaten" innerhalb der Nobilität; erinnert sei an die Diktatur Sullas (82-79 v.Chr.) oder an die Maßnahmen zur Wiederherstellung der durch Sulla eingesschränkten Rechts des Volkstribunats im Konsulat des Pompeius und Crassus (70 v.Chr.). Pompeius, Crassus und Caesar verbanden sich zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele (60 v.Chr.), der Konsul Caesar (59 v.Chr.) und der Volkstribun Clodius (58 v.Chr.) setzten diese Ziele (Versorgung der Veteranen des Pompeius, Prokonsulat Caesers usw.) in römische Gesetze um.
Dieser Clodius war als Publius Claudius Pulcher (†52 v.Chr.) jüngster männlicher Spross des römischen Patriziergeschlechts der gens Claudia; die Claudii Pulchri besaßen hohes soziales (Ahnen-) Kapital und stellten in fast jeder Generation einen Konsul; berühmt ist Appius Claudius Caecus, der als Zensor, Konsul, Diktator um die Wende vom 4. zum 3. Jahrhundert v.Chr. wirkte (Via Appia, Aqua Appia). Der junge Publius Claudius Pulcher begleitete seinen Schwager, den Prokonsul Lucullus in den 3. Mithridatischen Krieg (74-64 v.Chr.) nach Kleinasien, wo der römische anfangs erfolgreich König Mithridates VI. von Pontos (†63 v.Chr.) bekämpfte. Für Appius Claudius bedeutete dies - nach der Erlernung des aristokratisch-römischen Tugendkanons, dem Erwerb von Bildung, der Vorbereitung auf Politik und Krieg - einen ersten Schritt in Hinblick auf eine politische Karriere. Claudius war u.a. mit diplomatischen Aufgaben betraut (Verhandlungen mit König Tigranes in Antiochia 72 v.Chr.), Meutereien im römischen Heer gegen den in Rom Einfluss verlierenden Lucullus (67 v.Chr.) sahen Claudius als Anführer; Pompeius sollte den Krieg gegen Mithridates erfolgreich zu Ende führen (Neuordnung des östlichen Mittelmeerraumes 64/63 v.Chr.).
Claudius kehrte nach Rom zurück (v.65 v.Chr.), wo er das Konsulat des homo novus Cicero und die Catilinarische Verschwörung miterlebte (63 v.Chr.) und sich als nobilis politisch in der Senatsmehrheit wiederfand. Als Frau verkleidet soll sich dann Claudius in die nur Frauen vorbehaltene Festivität zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin Bona Dea in das Haus des pontifex maximus Caesar eingeschlichen haben (62 v.Chr.), was eine incestus-Anklage gegen den "Transvestiten" zur Folge hatte; doch endete der Prozess, der von der Senatsmehrheit der Optimaten und von Cicero getragen wurde, mit dem Freispruch des Angeklagten (61 v.Chr.). Claudius hatte in Cicero nun seinen politischen Erzfeind; er erloste als Quästor Sizilien (60 v.Chr.), kam aber bald nach Rom zurück. Schon vorher betrieb er seine transitio ad plebem - er wollte als geborener Patrizier Plebejer werden -, scheiterte aber am Widerstand des Senats, bis sich durch den Konsul und pontifex maximus Caesar die Möglichkeit der Adoption durch einen Plebejer bot (Übergang der patria potestas 59 v.Chr.); aus Claudius wurde Clodius. Clodius wurde als Plebejer für das folgende Jahr (58 v.Chr.) zum Volkstribun gewählt, unterstützte aber schon jetzt mit Rhetorik und Gewalt die Politik des "Triumvirats" von Pompeius, Crassus und Caesar.
Das Volkstribunat des Clodius sah diesen als "Dompteur" der römischen plebs, in den Jahren zwischen Caesars Konsulat und seinem Tod war Clodius der bestimmende Faktor in der innerrömischen Politik. Vis et furor ("Gewalt und Schrecken") setzte sich bei den popularen Gesetzesvorhaben des Clodius während dessen Tribunats durch gegen die Politik der Optimaten mit Cato dem Jüngeren als Sprachrohr; u.a. gelang die Verbannung Ciceros aus Rom (lex Clodia de exsilio Ciceronis, Zerstörung von Ciceros Haus, Weihe eine Libertas-Heiligtums auf Ciceros Grundstück). Dem Clodius nutzte dabei die latente Konkurrenz zwischen den Triumvirn und immer noch bestehende Verbindungen zu den Optimaten, die Pompeius fürchteten. Nach dem Volkstribunat blieb Clodius' Einfluss auf die Volksmassen (auch über Mittelsmänner in den vici und collegia, in den contiones) erhalten. Vor dem Hintergrund einer Hungersnot in Rom, der Rückkehr Ciceros (Annullierung der lex Clodia de exsilio Ciceronis) und einer gegen den ehemaligen Volkstribun gerichteten Politik (57 v.Chr.) aktivierte Clodius seine gewaltbereiten "Banden" (operae Clodianae) u.a. gegen die Anhänger des Titus Annius Milo (†48 v.Chr.); einer Anklage de vi (wegen Gewaltverbrechen) entging er aber, weil optimatische Senatoren ihn für das politisch kleinere Übel hielten.
Stattdessen übte Clodius im folgenden Jahr (56 v.Chr.) die Magistratur eines Ädilen aus und war daher zunächst wieder unantastbar; Clodius erhob dagegen erfolglos Anklage de vi gegen Milo, isolierte aber erfolgreich Pompeius politisch, während Caesar im "Gallischen Krieg" - glaubt man den Commentarii - die Eroberung Galliens vorantrieb und Cicero bei der Verteidigung des Marcus Caelius Rufus vor Gericht Clodius und dessen Schwester Clodia (als Prostituierte) diffamierte. Mitunter eskalierten die Ausschreitungen des städtischen Mobs in Rom, zumal die Hungersnot - trotz eines diesbezüglichen imperium des Pompeius - weiter anhielt. Eine erneute Übereinkunft zwischen Pompeius, Crassus und Caesar (56 v.Chr.; Konferenz von Luca) sicherte den Ersteren den gemeinsamen Konsulat im folgenden Jahr (55 v.Chr.) und Caesar die Verlängerung seines Kommandos im Gallienkrieg (54 v.Chr.). Milo passte sich den neuen alten Gegebenheiten an, agierte weiterhin gegen Cicero (und für die Wiedererrichtung des Libertas-Schreins). Die Wahlen zu den Magistraturen waren von Gewalt geprägt, doch setzten sich Pompeius und Crassus auf Grund von Gewalt (Clodius) und Bestechung (Crassus) letztlich als Konsuln durch. Clodius stand in der Folgezeit weiterhin auf der Seite von Pompeius, Crassus und Caesar und wandte sich im Verein mit Cicero im Repetundenprozess gegen Marcus Aemilus Scaurus sogar gegen seinen Bruder Appius Claudius Pulcher (53 v.Chr.).
Crassus erlitt indes gegen die Parther in der Schlacht bei Carrhae (53 v.Chr.) eine vernichtende Niederlage (Tod des Crassus, Verlust der Feldzeichen), die operae des Clodius und des Milo kämpften weiter in und um Roms Straßen. Clodius' Leben kam zu seinem Ende, als er einem Überfall von Anhängern des Milo auf der Via Appia, der von seinem Vorfahren erbauten Straße, bei Bovillae zum Opfer fiel (18. Januar 52 v.Chr.). Nach Clodius' Tod eskalierte die Gewalt in Rom aufs Neue; über ein senatus consultum ultimum versuchte die Nobiltät vergeblich, Ruhe einkehren zu lassen; erst als Pompeius zum consul sine collega gemacht wurde und die (von ihm selbst angestifteten) Unruhen beendete, wurde Milo in einem Gerichtsprozess de vi und de ambitu schuldig gesprochen und ging nach Marseille ins Exil.
Die Zukunft gehörte Caesar, der sich im Bürgerkrieg gegen Pompeius durchsetzen konnte, und seinem Adoptivsohn Octavian/Augustus, der unter dem Deckmantel der Republik den monarchischen Prinzipat der römischen Kaiserzeit errichten konnte. Clodius hingegen war als Demagoge ein Machtpolitiker ohne Moral gewesen, der es als "Revolutionär" geradezu verstanden hatte, die (positiv verstandene) politische "Freiheit" (libertas) des römischen Volkes gegen die Entscheidungsfindung im Senat zu setzen und die Nobilität, deren Einheit auf Grund des Machtegoismus Einzelner und des Wandels im Klientelwesen (Soldaten und Veteranen als neue Klientelen) längst zerstört war, "vorzuführen". Insofern legte Clodius als "Virtuose der Gewalt" durch seine auf Gewalt und Terror beruhende, auf Zwietracht hinzielende "Verführung der Massen" nur das offen, was von der römischen Republik noch übrig geblieben war. Dies gelang ihm im Dreieck der politischen Kräfte von Pompeius, optimatischer Senatsmehrheit und plebs erstaunlich gut, während umgekehrt die Nobilität unfähig war, das auf sie bezogene politische System unter Einbeziehung des (hungernden) stadtrömischen Volkes zu stabilisieren. Dabei erreichte Clodius mit seiner Demagogie (und "Demokratisierung" der römischen Republik) die plebs rustica außerhalb Roms kaum; Letztere hing den traditionell-republikanischen Bindungen an, wirkte aber bis auf Ausnahmen (Rückkehr Ciceros) nicht auf die politischen Entwicklungen innerhalb der Stadt ein.
Clodius' Tod ließ nun die Optimaten im Senat und Pompeius gegen Caesar zusammenrücken; der Bürgerkrieg wurde damit unvermeidlich.
Gaius Iulius Caesar (†44 v.Chr.)
Parallel zur "Mordsache Caesar" am Ende der römischen Republik (44 v.Chr.) kann deren Anfang (510/09 v.Chr.) gestellt werden. Danach war es der Legende nach Lucius Junius Brutus, der die Vergewaltung der Lucretia (Lucretias Selbstmord) durch den Königssohn Sextus Tarquinius rächte und zusammen mit anderen römischen Verschwörern zum Sturz des tyrannischen Königs Tarquinius Superbus und zu dessen Vertreibung aus Rom beitrug. Brutus gilt entsprechend der römischen mos maiorum als ein Begründer der römischen Republik, die den "Mythos der Freiheit" für die römische (Adels-) Elite von Patriziern (später: auch reichen Plebejern) und Senatoren (dignitas einbringende Ämter als honores [Zensur, Konsulat, Prätür, Quästur, Ädilat; Würde, Rang, Ehre]; Senat als Schaltstelle republikanischer Macht) propagierte.
Gaius Julius Caesar (*100-†44 v.Chr.), Mitglied der Patrizierfamilie der Julier, 73 pontifex, 69? Quästor, 65 Ädil, 63 pontifex maximus, 62 Prätor, 61 Proprätor in Spanien, 60 Triumvirat, 59 v.Chr. Konsul, verfolgte als Prokonsul aggressiv die Eroberung Galliens (58-50 v.Chr.).
Mit der Verweigerung eines zweiten Konsulats durch den römischen Senat und der Überschreitung des (italischen Grenzflusses) Rubikon (10. Januar 49 v.Chr.) begann der römische Bürgerkrieg. Die Bürgerkriege (49-45 v.Chr.) innerhalb der untergehenden römischen Republik sahen Caesar gegen Pompeius und dessen Anhänger siegreich (48 Schlacht bei Pharsalos, Alexandrinischer Krieg, 47 Krieg gegen Pharnaces, Schlacht bei Zela, 46 Diktatur, Schlacht bei Thapsus, 45 v.Chr. Schlacht bei Munda).
Die Diktatur Caesars (1.-4. Diktatur [49-44 v.Chr.], dictator perpetuo [44 v.Chr.], daneben: 2.-5. Konsulat Caesars [48-44 v.Chr.]) in Rom war in den letzten Monaten und Tagen vor seinem Tod verschiedensten Belastungen ausgesetzt, darunter: die Konkurrenz zwischen den Caesar- und den durch die clementia Caesaris rehabilitierten Pompeius-Anhängern um die politischen Ämter (Konsulat), Caesars Pläne zur Umgestaltung der Republik, Caesars römisch-hellenistische Affäre mit der sich in Rom aufhaltenden regina Kleopatra, rex-Rufe auf dem Latinerfest (26. Januar 44 v.Chr.), Ablehnung des durch Marcus Antonius Caesar angebotenen Königsdiadems am Luperkalienfest (15. Febraur 44 v.Chr.), Rolle Octavians als Caesars Erbe (Testament 45 v.Chr.).
Die somit aus einer Anzahl von Gründen resultierende Unzufriedenheit im senatorischen Milieu konkretisierte sich schließlich in der (sich vor oder im Februar 44 v.Chr. ausbildenden) Verschwörung gegen Caesar ([Tag von Narbo 45 v.Chr.], Gaius Cassius Longinus als Initiator des Mordplans, Gewinnung von Marcus Junius Brutus und weiterer [persönlich, politisch] Unzufriedener als Verschwörer, Marcus Antonius?, Quintus Ligarius, Decimus Junius Brutus -> sechzig Verschwörer, darunter auch Caesarianer, Pompejaner, Republikaner). Es folgten das Attentat auf Caesaer und die Ermordung des Diktators an den Iden des März (15. März 44 v.Chr.) u.a. durch Gaius Cassius Longinus (Pompejaner), Marcus Junius Brutus (Republikaner), Decimus Junius Brutus (Caesarianer), Gaius Trebonius (Caesarianer), Publius Servilius Casca (Caesarianer), Lucius Minucius Basilus (Caesarianer), Lucius Tillius Cimber (Caesarianer), Servius Sulpicius Galba (Caesarianer), Lucius Pontius Aquila (Pompejaner), Quintus Ligarius (Pompejaner, Republikaner), Pacuvius Antistius Labeo (Republikaner).
Die Caesarmörder agierten indes nach dem Attentat unglücklich, Marcus Antonius setzte sich politisch mit seiner Deutung(shoheit) von Caesars Tod in den folgenden Tagen durch (Leichnam Caesars als corpus delicti, Inkraftbleiben der Entscheidungen Caesars, Caesars Testament, Verbrennung des Leichnams auf dem Marsfeld, [offizielle Vergöttlichung Caesars 42 v.Chr.]). Nach dem Ende der Caesarmörder (Schlachten von Philippi 42 v.Chr.) standen Marcus Antonius und Octavian als (Adoptions-) Sohn des divus Iulius (des "vergöttlichten Caesars") gegeneinander.
Kaiserzeit (Prinzipat)
Das Ende der römischen Bürgerkriege (Schlacht bei Actium 31 v.Chr.) und die faktische Alleinherrschäft des Oktavian, der als Einziger über die römischen Truppen und Soldaten verfügte (Treueidleistung) leitet traditionell die Geschichte von der römischen Republik zur römischen Kaiserzeit über. Mit der "Wiederherstellung" der Republik bei Weiterführung der republikanischen Institutionen (Wahlen, Ämter) und der Anerkennung von Oktavians Führungsanspruch durch Senat und Senatoren (27 v.Chr.) war die Machtstellung des princeps ("erster Bürger"), der den Ehrentitel Augustus erhielt, innerhalb dieser republikanischen Fassade durch immer wieder verlängerte Sondervollmachten hinreichend gesichert, der römische Senat teilweise an der Macht im römischen Reich beteiligt (senatorische, kaiserliche Provinzen; Provinzneuordnung). Die (informelle, formelle) Macht des Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.), der zudem die tribunicia potestas und das imperium proconsulare erhielt (23/19 v.Chr.), beruhte dabei auf der Fiktion eines permanenten Staatsnotstands; Senatoren, Konsuln, Prätoren waren Zuträger dieser Macht.
Nicht zuletzt um eines ausgeglichenen Staatshaushalts willen (angestrebte Balance zwischen Steueraufkommen und Ausgaben für das stehende Legionsheer [aerarium militare 6 n.Chr.]) betrieb Augustus eine expansive Außenpolitik (Erbschaft Galatien 25 v.Chr., Kantabrischer Krieg 25/19 v.Chr., Einbeziehung der Alpenregion bis zur Donau 25/15 v.Chr., misslungene Einbeziehung der Germania libera 12 v.Chr./9 n.Chr., Pannonischer Aufstand 6-9 n.Chr.), die aber auch eine Defensivstrategie bzgl. des Partherreiches beinhaltete (römisch-parthisches Abkommen 20 v.Chr.) oder auch Perspektiven des Friedens bediente (pax Augusta, Ara Pacis 13/9 v.Chr.). Hinsichtlich der Nachfolge im Prinzipat starben vorgesehene Personen der julisch-claudischen Herrscherfamilie vor Augustus, so dass Tiberius (14-37) unter Beipflichtung des Senats und unter Beibehaltung des von Augustus geschaffenen Herrschaftssystems dem Augustus als princeps nachfolgte.
Mit Tiberius setzte sich die julisch-claudische Kaiserdynastie fort. Tiberius brach die römischen Eroberungskriege zu Gunsten einer "gemäßigten Kriegspolitik" ab (Expeditionen des Germanicus in der Germania libera 14-16 n.Chr., Tod des Germanicus 19). Die Ausformung des Prinzipats nahm unter Tiberius weitere Gestalt an (Divinisierung des Augustus, Kaiserkult [Gebete, Opfer] in Italien und den Provinzen, Bedeutung von familiären Ereignissen im Kaiserhaus für die Untertanen [Entpolitisierung der Untertanenschaft], Denunziation [Prozess gegen Calpurnius Piso im Zusammenhang mit dem Tod des Germanicus 20]). Der (völlige) Rückzug des Tiberius nach Capri (26) ermöglichte den Aufstieg des Prätorianerpräfekten Sejan als "Ersatzkaiser", der aber gestürzt wurde (31). Die Beziehungen zwischen Kaiser und Senat blieben auch danach weiterhin durch Misstrauen geprägt. Nach dem Tod des Tiberius (37) wurde der Germanicussohn (Gaius Iulius Caesar) Caligula (37-41) dessen Nachfolger.
Die römische Historiographie berichtet vom "Wahnsinn" dieses Kaisers, von dessen Willkür auch gegenüber den senatorischen Verfolgern seiner Familie sowie von Verschwörungen gegen den princeps, die letztlich zur Ermordung Caligulas führten (41). Mit Unterstützung der Prätorianer (gegen die Senatoren) gelangte danach (Tiberius) Claudius (Nero) (41-54) an die Macht. Auch unter Claudius blieben die Zerwürfnisse zwischen Kaiser und Senat bestehen; Misstrauen auf Seiten des Kaisers (Leibwache, Denunziationen, Todesurteile) und der große Einfluss der Ehefrauen auf den Kaiser, Messalina (ermordet 48) und Agrippina die Jüngere (Heirat 49), steigerten zudem den Unwillen der Senatorenschaft gegenüber Claudius. Claudius nahm eine offensive Kriegspolitik wieder auf, nachdem sich Tiberius mit der Unterwerfung von Gebieten in Nordafrika (17/24) begnügt hatte und geplante Feldzüge unter Caligula nicht mehr zustande kamen. Im Jahr 43 begann die Eroberung Britanniens, Mauretanien (nach einem Aufstand), Lykien und Thrakien wurden als Provinzen dem römischen Reich eingegliedert (43-46/47). Gegenüber den germanischen Friesen und Chauken sollte sich das römische Reich nach Angriffen (47) weiterhin defensiv verhalten.
Nicht Claudius' Sohn Britannicus (ermordet 54), sondern der Sohn der Agrippina und Enkel des Germanicus, (Lucius Domitius Ahenobarbus, adoptiert als) Nero (Claudius Caesar) (54-68), folgte auf Claudius (vergiftet? 54). Der junge, bei der römischen Bevölkerung zunächst populäre Nero erlangte gegen Ende der 50er-Jahre größere politische Eigenständigkeit, die aber - seinen künstlerischen Neigungen, seiner Unberechenbarkeit und zunehmender Enthemmung entsprechend - eine einheitliche Linie vermissen ließ (Neros Ermordung der Mutter Agrippina 59, Aufstand in Britannien 60/61, römisch-partisches Kompromissabkommen von Rhandeia 64, großer Stadtbrand Roms 64, Christenverfolgung, neronische domus aurea und Monumentalstatue des Kaisers, Pisonische Verschwörung und Selbstmord Senecas 65). Der jüdische Aufstand gegen Rom (66-70/73) steht am Anfang von Ereignissen, die schließlich zur Absetzung des Kaisers durch den Senat führten (68); das wiederholte Auftreten Neros als Sänger und Wagenlenker, die von Nero beschlossene Verselbstständigung der griechischen Provinz Achaia (67?; später wieder eingegliedert), das konspirative Verhalten des gallischen Statthalters Gaius Iulius Vindex sowie die Usurpation des spanischen Statthalters Servius Sulpicius Galba (68) führten dazu, dass Nero in Panik geriet, aus Rom zu fliehen versuchte und sich letztlich von einem Sklaven töten ließ (68).
Galba trat die Nachfolge Neros an, konnte sich in Rom auch auf Grund von falschen Personalentscheidungen nicht gegen den von den Prätorianern unterstützten weiteren Imperator Marcus Salvius Otho nicht durchsetzen und wurde ermordet (69). Otho wiederum unterlag dem zum Imperator gemachten Befehlshaber Aulus Vitellius des niedergermanischen Militärbezirks und beging nach der Niederlage seines Heeres bei Bedriacum Selbstmord (69). Gegen Vitellius und seine Rheinlegionen erhoben sich die Donaulegionen, die Titus Flavius Vespasianus, der den jüdischen Aufstand bekämpfte, zum Imperator (69) erhoben und ebenfalls bei Bedriacum die Vitellianer besiegten; Vitellius starb bei Straßenkämpfen in Rom (69).
Überlebender Imperator des sog. 1. Vierkaiserjahres war Vespasian (69-79), der die flavische Kaiserdynastie begründete. Unter ihm kam mit der Eroberung Jerusalems (70, und Masadas 73) der jüdische Aufstand zu einem Ende, auch gelang es den Bataveraufstand unter Gaius Iulius Civilis (69/70) am Niederrhein einzudämmen. Vespasian und sein ältester Sohn und Nachfolger Titus (Flavius Vespasianus) (79-81) verfolgten darüber hinaus aber eine "Politik des Innehaltens", die nichtdestotrotz die Aneignung von Gebieten zwischen Rhein und Donau (Arae Flaviae [Rottweil] 73/74) und die Eroberung großer Teile Britanniens (71-84/85) umfasste; die Legionen im Osten sollten einem neuen Defensivkonzept (gegenüber dem Partherreich) genügen. In Rom wurden neue öffentliche Gebäude errichtet oder wiederhergestellt, u.a. ein Amphitheater (Colosseum) und der Tempel der capitolinischen Götterdreiheit. Dabei erholten sich wegen der fehlenden (großen) Kriege die römischen Finanzen erstaunlich schnell. In die Regierungszeit des Titus fällt der Ausbruch des Vulkans Vesuv, der die römischen Kleinstädte Pompeji, Herculaneum und Stabiae zerstörte (79). Nach dem frühen Tod des Titus ging die Herrschaft auf dessen Bruder (Titus Flavius) Domitian(ianus) (81-96) über. Unter Domitian führte das römische Reich wieder offensiv Kriege (Chattenfeldzug 83, germanische Militärbezirke als römische Provinzen Germania inferior, Germania superior [n.83], Dakerkriege 85/97, Saturninusaufstand 88/89).
Vor dem Hintergrund eines gespannten Verhältnisses zwischen (dem wohl unberechenbaren) Kaiser und Teilen des Senats fiel Domitian einer Palastverschwörung zum Opfer (96).
Domitians Nachfolger (Marcus Cocceius) Nerva (96-98), ein betagter Senator, lavierte politisch zwischen den Prätorianern in Rom und den Domitian anhängenden Armeen in den römischen Provinzen. Er adoptierte schließlich den Statthalter der obergermanischen Provinz, Marcus Ulpius Traianus, der von nun an das eigentliche Sagen in der römischen Politik hatte und nach dem Tod Nervas (98) als Imperator und Augustus (98-117) die politischen Fäden weiter in der Hand hielt (Ermordung des Prätorianerpräfekten Casperius Aelianus 98, Rückkehr nach Rom [99] als princeps optimus). Trajan führte die offensive Politik Domitians fort; die Dakerkriege (101-102 bzw. 105-106) führten zur Eroberung Dakiens und der Einbeziehung des Königreichs des Decebalus ins römische Reich als Provinz (Erbeutung des dakischen Königsschatzes, Trajanssäule auf dem forum Traiani in Rom [113]), der Krieg gegen das Partherreich (114/17) endete mit der zeitweisen Besetzung Armeniens und Mesopotamiens (Einnahme von Ktesiphon 114, römische Provinzen Assyria, Mesopotamia 114/17 und deren teilweise Räumung, jüdischer Aufstand in Ägypten u.a. 115/17). Beim Tod Trajans (117) war dessen imperialistische Ostpolitik schon gescheitert.
Trajans Nachfolger wurde - entweder durch Adoption oder durch eine Intrige der Frauen um Trajan - (Publius Aelius) Hadrian(us) (117-138), mit dem das "goldene Zeitalter" Roms anbrach. Die friedlichen Jahrzehnte des römischen Reiches unter Hadrian und Antoninus Pius (138-161) wurden eingeleitet durch den Abzug der römischen Truppen aus dem und einem Friedensvertrag mit dem Partherreich (117/18). Nach dem innenpolitischen Ausgleich mit den Anhängern des Trajan verfolgte Hadrian eine defensive Außenpolitik, indem er große Teile der römische Grenze sichtbar (einschüchternd) durch Grenzanlagen (Kastelllinien, obergermanisch-rätischer Limes, Hadrianswall) befestigen ließ; diese militärische Abriegelung geschah wahrscheinlich zur Abwehr von kleineren Übergriffen und von Raubzügen, die somit nicht mehr zu kriegerischen Eskalationen beitragen konnten. Zivile Baumaßnahmen ließ der Kaiser auch in den Provinzen durchführen (Italica, Athen, Kyzikos), Ausdruck seines Philhellenismus (Panhellenion als politisches Projekt [131/32]); in und um Rom erneuerte er das Pantheon, ließ sein Mausoleum ("Engelsburg") aufführen und besaß in Tivoli eine prachtvolle Sommerresidenz. Eine größzügige Fiskalpolitik begünstigte wirtschaftlich alle Bewohner des Reiches, das gegen Ende von Hadrians Regierungszeit durch den jüdischen Bar Kochba-Aufstand erschüttert wurde (132-136).
Hadrians Nachfolger sollte Marcus Annius Verus (Marc Aurel) werden, für den Übergang wurde (Titus Aurelius Fulvius) Antoninus (Pius) adoptiert. Mit ihm setzte sich nach dem Tod des homosexuellen Hadrian die Reihe der Adoptivkaiser fort. Antoninus Pius setzte die Innen- und Außenpolitik seines Vorgängers nahtlos fort, wobei er in Britannien die Grenze weiter nach Norden verlegte (Antoninuswall [ab 143]) und auch die Grenze des obergermanisch-rätischen Limes vorschob (150er-Jahre). Auch als Fiskalpolitiker war der Kaiser erfolgreich; bei seinem Tod (161) wies der Haushalt des römischen Reiches einen beträchtlichen Überschuss auf.
Die Blütezeit des römischen Reiches im 2. Jahrhundert war nicht zuletzt Ausfluss einer stabilen wirtschaftlich-sozialen Lage der römischen Gesellschaft. Landwirtschaft (Ackerbau, Viehzucht) war dabei die Grundlage der römischen Wirtschaft; der Großgrundbesitz der römischen Oberschicht (Senatoren, Ritter, Ratsherren) war um Gutshöfe und villae gruppiert, daneben gab es selbstständige Kleinbauern und Pächter (coloni). Kaiserlicher Grundbesitz und Fiskalland sowie öffentlicher Grundbesitz in den Gemeindestaaten machten einen erheblichen Teil der agrarisch bewirtschafteten Fläche aus. Die einige tausend Gemeindestaaten (civitates) gliederten das römische Reich politisch; sie waren soziokulturell-gentil organisiert um Städte oder stadtähnliche Orte, verfügten über einen Rat, die Magistrate und eine Volksversammlung, waren als (peregrine) civitates liberae Enklaven im Reich oder als civitates foederatae, stipendiariae mit Rom unter Erbringung von (Steuer-, Dienst-) Leistungen verbündet, waren (römischrechtlich) organisiert als coloniae nach Vorbild der Stadt Rom (Senat, Magistrate, Volksversammlung römischer Bürger) oder als municipia durch Verleihung des römischen oder (zunächst) latinischen Rechts. Die Stadt Rom mit ihren Institutionen und Magistraten besaß politisch eine Doppelstellung zwischen Stadtstaat und Reichsregierung, überlagert durch die Herrschaft des Kaisers.
Stadt Rom, das Gebiet der italischen Bundesgenossenschaft und die römischen Provinzen waren zusammengefasst unter der Herrschaft des princeps (imperator), die auf unterschiedlichen Ebenen politisch wirksame Oberschicht bestand aus dem ordo senatorius, dem ordo equester und dem ordo decurionum, vom Kaiser hingen wichtige Zentralbehörden im römischen Reich ab, von den durch Ritter besetzten Präfekturen (Prätorianer-, Vigilien-, Annona-, ägyptische Präfektur) über die Verwaltung des kaiserlichen Haushalts (Sekretäre als Ressortleiter) bis zum consilium (kaiserlicher Rat) und comitatus (kaiserliches "Gefolge").
Kulturell und gesellschaftlich wuchs das römische Reich in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten zusammen (Weltreichs- statt romzentrierter Literatur, Vielfalt des religiösen Heidentums und frühes Christentum als "pazifistisches Netzwerk").
Das "goldene Zeitalter" Roms kam durch die Kriege, die Kaiser Marc Aurel (161-180), der Nachfolger des Antoninus Pius, zu führen hatte, zu seinem Ende. Zusammen mit seinem Bruder (Lucius Aurelius) Verus (161-169) hatte Marc Aurel zunächst den römisch-parthischen Krieg (161-166) zu bestehen, ausgelöst durch das Eindringen der Parther ins römische Syrien (Vertreibung der Parther aus Syrien, römische Eroberung von Artaxata 163, römische Eroberung von Ktesiphon, Zerstörung von Seleukeia 165, Eindringen der "Pest" ins römische Reich, Friedensvertrag mit den Parthern [römische Klientelstaaten Osrhoene und Nisibis, Dura Europos] 166). Völkerverschiebungen nördlich der Donau (165/66) führten alsbald zu den "Markomannenkriegen" (170-175, 178-180) und zur (wohl von Marc Aurel versuchten) Einbeziehung der suebischen Markomannen ins römische Reich; der Aufstand des römischen Befehlshabers Avidius Cassius konnte entschärft werden (175). Vor dem Hintergrund der sich ausweitenden tödlichen Seuche und der ins Geld gehenden Kriegspolitik gab nach dem Tod des Marc Aurel (180) dessen Sohn (Lucius Aurelius) Commodus (180-192) das weitere Kämpfen auf, abgesehen von einem kurzen, erfolglosen Feldzug gegen die Quaden (180). Commodus entfremdete sich vom väterlichen Beraterkreis, ein Anschlag auf ihn schlug fehl (182); der Prätorianerpräfekt Tigidius Perennis stieg in Commodus' Gunst auf und fiel in Ungnade (185), ebenso der Freigelassene Marcus Aurelius Cleander (†190). Die (wohl vorhandene) Egomanie des Kaisers (Auftritte als Gladiator, als Halbgott Hercules; Ermordung missliebiger Personen) führte zu dessen Ermordung (192).
Commodus' Nachfolge trat der Frontoffizier (Publius Helvius) Pertinax (193) an, der aber knapp vier Monate später von Prätorianern erschlagen wurde, die wiederum mit Didius Julianus (193) einen weiteren Frontoffizier Marc Aurels zum Imperator erhoben. Das Kaisertum des Didius Julianus traf auf Widerstand bei den pannonischen Legionen, die den Statthalter (Lucius) Septimius Severus (193-211) zum Kaiser ausriefen. Septimius Severus gelang es, den britannischen Statthalter Clodius Albinus (193-197) in seine Kampagne einzubinden, während der syrische Statthalter Pescennius Niger (193-194) ebenfalls das Kaisertum usurpierte (193). Severus gelang, sich Italien und Rom kampflos einzuverleiben; Didius Julianus wurde hingerichtet, die Prätorianer als gedemütigte Eliteeinheit durch pannonische Soldaten ersetzt (193). Dann begannen die Truppen des Severus den Osten des römischen Reiches zu erobern (Belagerung von Byzanz 193/95, Sieg des Severus in der Schlacht bei Issos, Flucht und Enthauptung des Pescennius Niger 194, römische Strafexpedition östlich des Euphrat 195). Auch Clodius Albinus wurde von Septimus Severus besiegt (Schlacht bei Lugdunum 197), der in seiner Verfolgung von Senatoren an Kaiser Commodus anknüpfte. Severus (und seine Nachfolger) vermehrte(n) im Übrigen die Anzahl der römischen Truppen; großzügige Soldanpassungen ließen zudem den römischen Haushalt weiter in Schieflage geraten.
Septimius Severus begründete die Kaiserdynastie der Severer. Erfolgreich war er mit seiner kriegerischen Außenpolitik etwa gegen das Partherreich; der Partherkrieg (197) endete nach der Einnahme von Ktesiphon mit der Errichtung der Provinz Mesopotamia mit der Hauptstadt Nisibis. Die anschließende Friedenszeit nutzte Severus u.a. zum Besuch seiner nordafrikanischen Heimat (Leptis Magna). Ein Aufstand des Räuberhauptmanns Bulla Felix in Italien und Gallien wurde ohne Eingreifen des Kaisers niedergeschlagen (207/08). Severus unternahm noch eine expeditio Britannica (208/11), bevor er in York starb (211). Seine beiden einander hassenden Söhne (Marcus Aurelius Antonininus) Caracalla (211-217) und (Publius Septimus) Geta (211) folgten ihm als Augusti in der Herrschaft nach und begaben sich nach Rom, wo nach wenigen Monaten zweier verfeindeter Regierungen Caracalla Geta und dessen Anhang töten ließ (211). Wohl 212 stattete Caracalla alle Einwohner seines Reiches durch die Constitutio Antoniniana mit dem römischen Bürgerrecht aus und reihte sich damit allgemein ein die Rechts-, Verwaltungs- und Sozialreformen der severischen Dynastie, die auch verbunden waren mit den damaligen bedeutenden Juristen Papinian, Ulpian und Marcian. Caracalla bekämpfte 213 die Alemannen und wandte sich dann gegen das Partherreich (Provinz Osrhoene 213, Aufenthalt in Antiochia 215/16, Massaker in Alexandria 216, römisches Eindringen ins Partherreich 216, Überwintern in Edessa 216/17). Caracalla wurde von einem Soldaten ermordet (217), die durch die Parther bedrängte römische Armee rief den Ritter und Prätorianerpräfekten Opellius Macrinus (217-218) zum Kaiser aus. Diesem gelang es, mit den Parthern Frieden zu schließen (217); Macrinus und sein Sohn Diadumenian unterlagen aber alsbald (218) dem Prätendanten und emesanischen Hohepriester Elagabal (218-222) aus der Familie des Septimius Severus. Der unkriegerische Elagabal verschaffte dem römischen Reich noch einmal eine Friedenszeit; als Nachfolger wurde durch Adoption Elagabals Vetter Bassianus als (Marcus Aurelius) Severus Alexander (222-235) aufgebaut.
Dieser folgte, noch jung, nach Elagabals Ermordung (222) im römischen Kaisertum nach. Sein Zusammengehen mit der senatorischen Elite führte zur Entfremdung mit dem römischen Militär. Der Invasionskrieg gegen das neu entstandene Perserreich der Sasaniden endete noch mit einem Verhandlungsfrieden (232), aber anlässlich der Vertagung eines Feldzugs gegen die rechtsrheinischen Germanen wurde Severus Alexander in Mainz von seinen eigenen Soldaten ermordet (235).
Mit der Erhebung des Maximinus Thrax (235-238) zum Kaiser begann die Epoche der "Soldatenkaiser" als eine Krisenzeit im römischen Reich. Maximinus führte seinen Germanenfeldzug erfolgreich durch (Schlacht beim Harzhorn 235), scheiterte aber bei weiteren militärischen Unternehmungen am fehlenden Geld. Aufstände gegen Maximinus und dessen Verurteilung als Staatsfeind mündeten im 2. Vierkaiserjahr der beiden Gordiane (I., II., 238) und der "Senatskaiser" (Marcus Clodius) Pupienus (Maximus) (238) und (Decius Caelius) Balbinus (238) sowie des (Marcus Antonius) Gordian(us) (III., 238-244). Letzterer setzte sich durch, als der Feldzug des Maximinus nach Italien (Belagerung Aquileias 238) in einer Rebellion endete, in deren Folge Maximinus ermordet wurde, und es in Rom zu Kämpfen jedes gegen jeden kam.
Hatte Maximinus die Germanen noch offensiv bekämpfen können, so änderte sich in den folgenden Jahrzehnten drastisch; aus dem imperialistischen Reich als Angreifer wurde ein Reich, das an vielen Fronten angegriffen wurde. Entlang des Rheins entstanden die germanischen Stammesbünde der Franken und Alemannen, die Raubzüge bis tief nach Gallien und Italien unternahmen. Eine Folge ihres unheilvollen Wirkens war die Entstehung des sog. gallischen Sonderreiches (260-274) unter dem "Sonderkaiser" (Marcus Cassianus Latinius) Postumus (260-269), der sich gegen Kaiser Gallienus (253/60-268) durchsetzen konnte (Aufgabe des römischen Gebiets zwischen Rhein und Donau). Entlang der Donau formierten sich "gotische Völkerschaften" als hauptsächliche Bedrohung gegen das römische Reich; Usurpationen gegen Kaiser Philippus Arabs (244-249; 1000-Jahr-Feier der Stadt Rom 248) verschärften noch die Lage an der Donaufront; der (Gegen-) Kaiser Decius (249-251) unterlag mit seinen Truppen den Goten bei Abrittus, während sein Nachfolger Trebonianus Gallus (251-253) wenig Wirkung entfaltete, ebenso Kaiser (Marcus Aemilius) Aemilianus (253). So plünderten gotische Gruppierungen in den 250er- und 260er-Jahren den Balkan, die Ägäis und Kleinasien; die Goten wurde durch Kaiser Claudius II. (268-270) bei Naissus besiegt.
Das persische Sasanidenreich war der größte Feind Roms, das im Osten Gebietsverluste hinnehmen musste (250er-Jahre) bis hin zur persischen Kriegsgefangenschaft des römischen Kaisers Valerian (253-260) und zur Bildung eines weiteren Sonderreichs mit der Oasenstadt Palmyra als Zentrum (ca.260-273; Herrscherin Zenobia [268-272/73]). Kaiser Aurelian (270-275) gelang immerhin die Eingliederung der beiden Sonderreiche in das römische Reich (273/74), während er Dakien als römische Provinz aufgab (271). Unter Aurelian stabilisierte sich das römische Reich zusehends, Usurpationen und Bürgerkriege ließen nach, die Bedrohungen von außen konnten eingedämmt werden. Dies geschah auch durch Änderungen in der Verwaltung des Reiches bei (zeitweiliger) Schaffung ausgedehnter Kommandobereiche, durch eine Militarisierung der Provinzverwaltung bei Bevorzung des Ritterstandes, durch staatliche Eingriffe in das Münzwesen (Münzentwertung) bei Unterversorgung des Reiches mit Münzen und somit ausbleibender Inflation; Letztere sollte sich erst in 270er-Jahren bemerkbar machen (Münzreformen und kaiserliches Münzmonopol, Neuprägung von Goldmünzen unter Kaiser Aurelian). Zum Chaos der Zeit der "Soldatenkaiser" gehörten auch kurzzeitige Christenverfolgungen und eine wiederholte Betonung des Kaiserkults, der zur Stabilisierung des Reiches beitragen sollte.
Die Regierungszeiten der Kaiser Tacitus (275-276), Probus (276-282) sowie Carus (282-283), Carinus (283-285) und Numerian (283-284) leiten dann über zur Tetrarchie Kaiser Diokletians (284-305).
Spätantike (Dominat)
Am Anfang der römischen Spätantike stehen Kaiser Diokletian (284-305) und seine Tetrarchie. Die Ermordung Kaiser Numerians (283-284) brachte Gaius Valerius Diocles (Diokletian) im Osten des römischen Reiches gegen den noch im Westen regierenden Carinus (283-285), den Bruder Numerians, an die Macht. Die Erhebung Diokletians machte nochmals offenkundig, dass die Macht im römischen Reich bei den römischen Legionen und beim römischen Militätr lag, jenseits von Hauptstadt Rom und römischem Senat. Seit 268 konnten dabei die römischen (Soldaten-) Kaiser zunehmend Erfolge gegen äußere Feinde (Germanen, Goten, Sasaniden) erringen, eine innenpolitische Konsolidierung von kaiserlicher Herrschaft befand sich indes in weiterer Ferne, obwohl die "Sonderreiche" Gallien und Palmyra wieder Teil des einheitlichen römischen Reiches geworden waren. Zur Herrschaftsstablisierung baute Diokletian nach dem Sieg über Carinus (285) sein Kaisertum zu einer Tetrarchie ("Viererherrschaft") aus, indem er zunächst Maximian zum Caesar (285) und Augustus (286) erhob und - systematisierend und den Augusti untergeordnet - durch Adoption Galerius (293/305-311) und Constantius (I., 293/305-206) zu Caesares (293) (Familien der Jovier, Herculier). Die Herrschaftsteilung innerhalb der Tetrarchie ermöglichte eine weitere miltitärische Stabilisierung des Reiches gegen auswärtige Feinde (Persersieg 297) und den Usurpator Carausius in Britannien (287/97).
Dabei wurden die in der Zeit der Soldatenkaiser begonnenen Reformen des römischen Militärwesens erfolgreich weitergeführt (Ritter als Kommandeure, Neuaufstellung und Verkleinerung der Legionen, Stärkung der Reiterei, Grenzverteidigung und Limitantruppen, Bewegungsheer und comitatensische Legionen, Bau und Ausbau von Befestigungen). Die militärischen Erfolge ermöglichten auch die drängenden inneren Reformen (Vermehrung der Anzahl der [verkleinerten] Provinzen, Aufgliederung Italiens in Provinzen, Diözesen und Präfekturen; Münzreform, Steuerreform [bei größerer Steuergerechtigkeit, Indiktion als Steuerzyklus]; Maximalpreistarif [301]; strengeres Hofzeremoniell, Überhöhung der Tetrarchie, Betonung der Einheit der Tetrarchen). Gerade die Tetrarchie als Dominat (Zusammenfall von Politik und [heidnischer] Religion) geriet in Konflikt mit dem (besonders im Osten des Reiches) verbreiteten Christentum; die diokletianische Christenverfolgung (303-311) forderte viele Opfer (Märtyrer), die das Christentum aber auf Dauer stärkten. Nach dem Rücktritt Diokletians vom Kaisertum (305; Rückzug in den Palast von Split) wurden die Caesares zu Augusti, Severus (305-307) und Maximinus Daia (305-313) zu Caesares. Der frühe Tod des Constantius (306) und die Erhebung seines Sohnes Konstantin (I., 306-337) (zum Caesar) brachte aber die Tetrarchie letztlich zum Einsturz. Zwar konnte ein Bürgerkrieg zunächst verhindert werden, doch die Erhebung von Maximians Sohn Maxentius (307-312) und das Auftreten Maximians als senior augustus (307-308) eröffnete letztendlich den Untergang der tetrarchischen Ordnung spätestens, als Konstantin Maxentius unter (christlichen Vorzeichen) Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke (vor Rom) besiegte und Licinius (308-324) Maximinus Daia (313).
Der Untergang des Licinius war mit dessen Niederlage bei Adrianopel gegen Konstantin besiegelt (324); Konstantin war zum römischen Alleinherrscher geworden, der mit der sog. Konstantinischen Wende (312) das Christentum zumindest als den heidnischen Religionen gleichwertig anerkannte. Als "christlicher" Kaiser enztschied Konstantin auf dem ökumenischen Konzil zu Nikaia mit (Christologie, Osterfesttermin) und gründete als Gegenstück zum "alten" Rom "seine Stadt" Konstantinopel (330).
Die Dynastie Konstantins, repräsentiert durch die Kaiser Konstantin II. (337-340), Constans (337-350), Constantius II. (337-361) und Julian (361-363), konnte (im Wesentlichen) ihre Macht im römischen Reich bis zum Tod Julians behaupten. Im dabei zeitweise faktisch geteilten Imperium Romanum der drei augusti und Konstantinsöhne Konstantin II., Constans und Constantius II. (Westen, Mittelteil, Osten des römischen Reichs) kämpften diese um die Macht (Einfall Konstantins II. ins Italien Kaiser Constans' 340; Constans als Kaiser des Westens nach Konstantins II. Tod 340/50; Usurpation des Magnentius, Ermordung des Constans 350; Schlacht bei Mursa 351; Selbstmord des Magnentius, Constantius II. als Alleinherrscher 353; Caesar Gallus 351/54; Usurpation des Silvanus 355; Caesar Julian 355/60; Usurpation Julians 360, dessen Feldzug gegen Constantius II. 361; Tod Constantius' II. 361).
Auch ging es um die Verteidigung der römischen Außengrenzen; Bruderkämpfe und Usurpationen hatten selbstverständlich negative Auswirkungen darauf. Im Westen bedrohten Sachsen, Franken und Alemannen die Grenzen (Kämpfe am Rhein; Britannienfeldzug Constans' 343; Schlacht bei Straßburg gegen die Alemannen 357; Krieg Julians gegen die salischen Franken 358), im Osten war es das sassanidische Perserreich unter Großkönig Schapur II. (†379) (geplanter Feldzug Konstantins des Großen; Armenien unter römischem Einfluss 338; persischer Angriff auf Nisibis 338; römische Niederlage bei Singara 344; persische Angriffe auf Nisibis 346, 350; persische Eroberung Amidas 359; Perserfeldzug Julians 363), entlang der Donau Quaden und Sarmaten (erfolgreiche Kriege Constantius' II. gegen Quaden 358 und Sarmaten und Limiganten 359).
Die Kaiser wirkten - wie Konstantin I. auch (Konzil von Nikaia 325) - mit ihrer je katholischen oder arianischen Politik auf die in verschiedene Glaubensrichtungen gespaltene christliche Kirche ein (Bischof Athanasius von Alexandrien; Enkämien-Synode von Antiochien 341; Konzil von Serdica 342/43; Donatisten in Nordafrika, Synode von Karthago 348; Synode von Mailand 355; Synoden von Sirmium 357, 358; Wiederbelebung heidnischer Kulte unter Julian, Philosophengesetz 362). Nicht nur hinsichtlich des Christentums, sondern generell erhöhte sich der Einfluss von Kaisertum und kaiserlicher Bürokratie in vielen Lebensbereichen der Bevölkerung des Imperium Romanum (Idealisierung des Kaisertums [Rombesuch Constantius' II. 357, Roma aeterna], administrative Intensivierung [zivile, militärische Ämter], Wirtschaft und Finanzen, Steuererhebung [Dekurionen] und Münzwesen; Senatoren, honestiores/potentes, humiliores/humiles, coloni, ["barbarische"] Soldaten).
Nach dem Tod Kaiser Julians auf dem Perserfeldzug (363) und der kurzen Regierung Kaiser Jovians (363-364) (römisch-persischer Friedensvertrag und Aufteilung Armeniens 363; Aufhebung des Philosophengesetzes 364) wurden Valentinian I. (364-375, Westen) und dessen Bruder Valens (364-378, Osten) zu neuen augusti und begründeten damit die valentinianische Herrscherdynastie (Erhebung des Valentiniansohns Gratian zum augustus 367; Kaiser Valentinian II. [375-392]). Die beiden Herrscher setzten sich gegen innere (Usurpation des Procopius 365; Schaffung des Amtes des defensor plebis 368; "Studentengesetz" 370; Aufstand des Firmus in Nordafrika 373/75) und äußere Feinde (Alemmannenkriege Valentinians I. 365/67; Kämpfe Valens' gegen die Goten 369) durch, an der Ostgrenze gegenüber dem Perserreich blieb u.a. in der Frage der Stellung Armeniens als Pufferstaat die politischen Verhältnisse unentschieden.
Das Eindringen der Hunnen in Europa und das Ende des nördlich des Schwarzen Meers gelegenen Ostgotenreichs (375) sollten dann den Druck gotischer Völkerschaften auf die römische Grenze entlang der unteren Donau erhöhen (römische Niederlage in der Schlacht bei Adrianopel und Tod des Valens 378). Der von Kaiser Gratian (367/75-383) für den Osten des römischen Reichs zum augustus ernannte Thoedosius I. der Große (379-395) konnte die Verhältnisse indes noch einmal stabilisieren (foedus mit den Westgoten 382; römisch-persischer Frieden 384), machte das nikaianische Christentum zur Staatsreligion (Edikt Cunctos populos von 380; Konzil von Konstantinopel 381 [nikaianisch-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis]; Ambrosius von Mailand, Damasus von Rom, Martin von Tours als Vertreter der westlichen, Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa als Vertreter der östlichen Kirche; Priscillianismus) und setzte sich auch gegen den Usurpator des westlichen Kaisertums, Magnus Maximus (383-388), durch (Ermordung des Maximus in Aquileia 388; Rombesuch des Theodosius 389 [heidnische Senatoren in Rom]) sowie gegen den von dem Franken Arbogast erhobenen Usurpator Eugenius (393-394) durch (Schlacht am Frigidus, Tötung des Eugenius, Selbstmord des Arbogast 394).
Theodosius war damit Alleinherrscher (Verbot der Olympischen Spiele 394), starb jedoch alsbald unter Hinterlassung seiner Söhne Arcadius (395-408) und Honorius (395-423) als augusti im Osten und Westen des römischen Reiches.
Es folgte im 5. Jahrhundert eine fortbestehende faktische Teilung des römischen Reichs in einen West- und einen Ostteil, wobei insbesondere der Westen unter verheerenden Germaneneinfällen und feindlichen Invasionen zu leiden hatte. Hier entfalteten die nun in Ravenna residierenden weströmischen Kaiser (Honorius, Valentinian III. [423/25-455], Petronius Maximus [455], Avitus [455-456], Maiorian [457-461], Libius Severus [461-465], Anthemius [467-472], Olybrius [472], Glycerius [473-474], Nepos [474-475], Romulus Augustulus [475-476] kaum noch politisch-militärisches Gegenspiel, was z.B. die Bedrohung Italiens durch die Westgoten unter Alarich anbetraf (Heermeister Stilicho und Alarich; Feldzug Stilichos gegen Vandalen und Alanen 401; Ermordung Stilichos 408; militärische Aufgabe Britanniens 410; westgotische Eroberung Roms 410; Westgotenreich im südlichen Gallien 416) oder die zunehmende Ablösung Britanniens und Galliens von der römischen Herrschaft (Abzug römischer Truppen aus Britannien 401; Eindringen von Sueben, Alanen, Burgundern und Vandalen nach Gallien; Usurpationen in Gallien [Konstantin III. 407, Jovinus 411, Constantius III. 421]).
Auch Spanien und Nordafrika war von den geramanischen Invasionen betroffen (Vandalen unter König Geiserich in Nordafrika, Belagerung von Hippo Regius 430, vandalische Eroberung von Karthago 439, vandalische Plünderung Roms 455). Lediglich in Gallien gelang es dem römischen Heermeister Aetius (†454) zwischenzeitlich und mit fränkischer, burgundischer und westgotischer Hilfe, sich in der Schlacht auf den "Katalaunischen Feldern" (451) gegen ein hunnisch-ostgotisches Heer unter Attila (†453) durchzusetzen. In Gallien fanden dennoch unvermindert die fränkische Landnahme (Norden, Nordosten), die Ausdehnung des Westgotenreichs (Süden) und die Ausdehnung des (zweiten) Burgunderreichs (Niederlage und Umsiedlung der Burgunder in die Sapaudia 435/36) statt. Vom Eindringen äußerer Feinde in das Reichsgebiet war der Osten des römischen Reichs weit weniger betroffen. Mit Kaiser Theodosius II. (408-450) ("Zitiergesetz" 426; Konzil von Ephesus 431; Codex Theodosianus als Gesetzbuch 435; latrocinium von Ephesus 449) endete die theodosianische Kaiserdynastie. Ihm folgten die (auf den Osten beschränkten) Kaiser Marcian (450-457) (Konzil von Nikaia-Chalkedon 451), Leon I. (457-474) und Zenon (474-491).
Mit dem Ende des westlichen Kaisertums (Ricimer als germanischer Heermeister in Italien; König Odoaker in Italien [476-493] als römischer patricius) kamen römische Staatlichkeit (auf der Ebene des Kaisertums <-> lokale römische Verwaltung) und Spätantike zu ihrem Ende.
Resümierend lässt sich für das römische Reich im 4. Jahrhundert festhalten: die Christianisierung des Reiches unter christlichen (katholischen, arianischen) Kaisern bei christlich-kirchlichen Glaubensstreitigkeiten und bei einer teilweise toleranten, teilweise gemäßigten antipagane Religionspolitik, die Bürokratisierung des Reiches, der Aufstieg Konstantinopels als eine Reichshauptstadt, das Nebeneinander von meist miteinander verwandten Kaisern in der Herrschaft über das Reich, die Eindämmung von Usurpationen, die weitgehende Stabilisierung der römischen Grenzen bei Einbeziehung "barbarischer" Völkerschaften (Germanen, Goten) in römisches Reich und römische Armee (foederati, laeti, hospitalitas).
Für das 5. Jahrhundert kann gelten: die Erosion römischer Herrschaft im Westteil des Reiches ("weströmisches Reich", germanische Königreiche auf römischem Boden) als Folge militärischer Niederlagen und wirtschaftlichem Niedergangs (abnehmende Bedeutung der Städte, Rolle der gallorömischen Senatorenschicht), die Stabilisierung des Ostteils ("oströmisches Reich") auch auf wirtschaftlicher und kultureller Basis (Bedeutung des Städtewesens, hellenistische Traditionen). Die Teilung des römischen Reichs in eine lateinische West- und eine griechische Osthälfte kann so unabhängig von äußeren Bedrohungen und militärischen Gegebenheiten auch als ein allmähliches (die Spätantike durchziehendes) Auseinandertreten von West und Ost im ökonomischen und kulturell-geistigen Bereich interpretiert werden.
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Bearbeiter: Michael Buhlmann, 02.-03.2025