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Mittelalterliche
Geschichtsschreibung

Prüfeninger Annalen

Die Annalen des Benediktinerklosters Prüfening bei Regensburg sind im Hochmittelalter entstanden und von einer Hand des 13. Jahrhunderts niedergeschrieben. Inhaltlich stehen - gerade für die 1270er-Jahre - Ereignisse aus dem unmittelbaren Umfeld des Klosters (Äbtegeschichte, Kloster St. Emmeram, Bistum Regensburg) im Vordergrund.

Edition: Annales Pruveningenses, hg. v. W. WATTENBACH, in: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores (in Folio), Bd.17: [Annales aevi Suevici], hg. v. G.H. PERTZ, 1861, Ndr Stuttgart-New York 1963, S.606-609. - Übersetzung: BUHLMANN.

770. Sonnenfinsternis an den 17. Kalenden des September [16.8.] im 20. Teil des [Sternbilds] Löwen, um die 9. Stunde.
784. Sonnenfinsternis an den 15. Kalenden des Oktober [17.9.].
1092 [1096/99]. Kreuzzug nach Jerusalem unter Gottfried [von Boullion].
1106. [Kaiser] Heinrich IV. [1056-1106] starb.
1108. Dieses Kloster [Prüfening] ist gegründet worden. Das Kloster Prüfening des heiligen Georg ist geweiht worden, während Papst Paschalis [III., 1099-1118] der Kirche vorstand und Heinrich V. [1106-1125] regierte.
1114. Erminold wurde im Monat August zum ersten Abt dieses Klosters gewählt.
1117. Der erste Abt Erminold wurde auf Bitten des Bischofs Hartwig [I.] von Regensburg [1106-1126] vom ehrwürdigen Passauer Bischof Ulrich [I., 1091-1121] feierlich in das Abbatiat eingeführt.
1119. Die Kirche des heiligen Georg in Prüfening ist von den ehrwürdigen Bischöfen Hartwig von Regensburg und Otto [I.] von Bamberg [1102-1139] geweiht worden.
1121. Als der erste Abt Erminold fromm und heilsam die Prüfeninger Kirche fast sieben Jahre geleitet hatte, entschlief er, berühmt durch viele Tugenden, am Tag der Erscheinung des Herrn [6.1.] eines heiligen Todes. Ihm folgte frommen Angedenkens als zweiter Abt Erbo.
1125. [Kaiser] Heinrich V. starb.
1133. Eine Sonnenfinsternis geschah.
1137. Kaiser Lothar [1125-1137] starb.
1139. Bischof Otto von Bamberg, der Gründer dieses Klosters [Prüfening], starb.
1146. [Bischof] Egilbert [von Bamberg, 1139-1146] starb. Ihm folgte Eberhard [II., 1146-1172].
1147. Heerzug [König] Konrads [III., 1138-1152] nach Jerusalem.
1152. Friedrich [I., 1152-1190] ist zum König gemacht worden.
1162. Als der zweite Abt Erbo die Prüfeninger Kirche 42 Jahre geleitet hatte, starb er am Vortag des seligen Ulrich [2.7.]. Ihm folgte an den 16. Kalenden des Dezember [16.11.] Gottfried nach, [ursprünglich] ein Novize vom [Kloster des] heiligen Emmeram.
1163. Gottfried ist an den 16. Kalenden des Dezember zum Abt gewählt worden; er starb an den 16. Kalenden des April [17.3.] in Bamberg. Ihm folgte Abt Eberhard, ein Sohn der Kirche [Prüfening], am Tag der Verkündigung des Herrn [25.3.].
1164. Eberhard, der erste Mönch unserer Gemeinschaft, dann Abt von Biburg, zuletzt Bischof von Salzburg [1147-1164], verließ glücklich die menschlichen Angelegenheiten.
1168. Als Abt Eberhard die Kirche [Prüfening] 5 Jahre, 9 Monate und 7 Tage geleitet hatte, verschied er am Tag der Beschneidung des Herrn [1.1.] in Frieden. Ihm folgte Erbo, ein Mann großer Gelehrsamkeit, als Zweiter dieses Namens, zu Quadragesima [Invocavit, 18.2.], der den Kreuzgang mit Bildtafeln schmückte.
1177. Abt Adalbert vom [Kloster des] heiligen Emmeram starb, dem Bernger folgte.
1187. Erbo starb. Baldus [Baldwin] folgte. - Als Abt Erbo II. die Kirche [Prüfening] 19 Jahre geleitet hatte, verzichtete er zur Osterzeit auf die Klosterleitung. Ihm folgte Baldwin, der zurückgerufen wurde von St. Georgenberg, wo er schon Abt gewesen war.
1188 [1189]. Heerzug Kaiser Friedrichs nach Jerusalem.
1190 [1191]. [König] Heinrich VI. [1190-1197] ist von Papst Zölestin [III., 1191-1198] zum Kaiser gemacht worden.
1191. Eine Sonnenfinsternis geschah.
1193. Baldus starb. Rudolf folgte. - Als Abt Baldwin die Kirche [Prüfening] 6 Jahre geleitet hatte, hatte er, als er am Festtag der seligen Caecilia [20.11.] starb, in Abt Rutger den Nachfolger.
1198 [1197]. [Kaiser] Heinrich VI. starb.
1206. Als der siebte Abt Rutger die Kirche [Prüfening] 12 Jahre geleitet hatte, starb er am Geburtstag des Herrn [25.12.]. Ihm folgte innerhalb von 7 Tagen Hartmann als Abt, ein charakterstarker und gelehrter Mann.
1209 [1208]. König Philipp [von Schwaben, 1198-1208] wurde ermordet.
1210 [1209]. Der [bayerische] Pfalzgraf [Otto] wurde getötet.
1218. Kaiser Otto [IV., 1198-1218] starb.
1219. Der Winter war strenger und länger als gewöhnlich.
1233. Als Abt Hartmann die Kirche [Prüfening] 27 Jahre geleitet hatte, gab er das Abtamt am Tag des seligen Märtyrers Pantaleon [28.7.] auf. Ihm folgte Heinrich, der Prior von St. Peter in Salzburg, der am selben Tag gewählt wurde.
1235. Als der neunte Abt Heinrich von Salzburg [Prüfening] zwei Jahre und 5 Monate vorstand, gab er das Abbatiat vor dem Geburtstag des Herrn [25.12.] auf. Ihm folgte Rutger, der Keller von St. Emmeram.
1239. Als Abt Hartmann das Abtamt aufgegeben hatte [1233], starb er, durch einen außerordentlichen Tränenfluss erblindet, in größter Buße seiner Sünden im siebten Jahr nach der Resignation. Dieser war, in die Prälatur [des Abbatiats] eingesetzt, so erfahren in weltlichen und fürstlichen Angelegenheiten, dass der Kaiser [Friedrich II., 1212-1250] ihn an seinen Hof holte und - mit Dalmatika und Zepter dem Hofgericht vorstehend - ihn hinzuzog und ihm [im Hofgericht] einen Platz gab.
1241. Als der zehnte Abt Rutger [Prüfening] 6 Jahre vorstand, gab er das Abbatiat am Tag der Kreuzerhöhung [14.9.] auf. Ihm folgte innerhalb von 8 Tagen Ernst von Mallersdorf nach.
1245. Als der elfte Abt Ernst von Mallersdorf [Prüfening] 4 Jahre vorstand, starb er am Tag der seligen Apostel Philipp und Jakob [1.5.]. Ihm folgte Werner nach, ein Sohn der Kirche [Prüfening], ein Mann sowohl gelehrt als auch erprobt, der, an die römische Kurie persönlich herantretend, den Gebrauch der Mithra, der Pontifikalien und des Rings während seiner Lebenszeit erlangte.
1253. Herzog Otto [II.] von Bayern [1231-1253] wurde infolge eines plötzlichen Todes tot aufgefunden.
1268. Der König Karl [von Anjou, 1266-1285] von Apulien ließ den König [!] Konrad, den Enkel des Kaisers Friedrich [II.], und den österreichischen Herzog genannt von Baden köpfen am Tag nach Allerseelen [3.11.; richtig: 29.10.]. 1269. Als der zwölfte Abt Werner die Kirche Prüfening 24 Jahre, 3 Monate und 18 Tage geleitet hatte, gab er das Abtamt zur Oktav nach Mariä Himmelfahrt [22.8.] auf. Ihm folgte der Herr Friedrich als Abt nach, der selbst ein Sohn der Kirche [Prüfening] war.
1270. Abt Werner starb ein Jahr nach seiner Resignation am Tag vor der Oktav nach Mariä Himmelfahrt [22.8.].
1271. Als der 13. Abt Friedrich dieser Kirche die Kirche Prüfening zwölf Jahre außer 14 Tagen geleitet hatte, gab er das Abtamt am Vortag des Laurentius[festes] auf; dies ist der Tag des seligen Tiburtius [11.8.]. Und er wurde vom Herrn Bischof Leo von Regensburg [1262-1277] und vom Konvent gefragt, ob er das Amt, das er aufgegeben hatte, weiterführe; und er lehnte ab. Ihm folgte der Herr Werner als Abt, seines Namens der Zweite, der davor drei Jahre in Reichenbach [das Kloster] geleitet hatte. Nicht ein Sohn der Kirche [Prüfening], kam er aber von jener Prälatur, um unsere Kirche zu leiten. Gewählt wurde er aber am Vortag [des Festes] des Ägidius [2.9.] und feierlich zum Abt geweiht vom Herrn Bischof Leo von Regensburg an Allerheiligen [1.11.] zusammen mit dem Herrn Abt Ulrich [IV.] von St. Emmeram [1271-1272]. - Durch einen solchen Mangel bedrückte der Hunger das Land, dass ein Scheffel Weizen 5 Pfund Regensburger Pfennige kostete. - Der Herr Abt Friedrich von St. Emmeram, genannt von Tauern, starb an der Oktav nach Mariä Geburt [15.9.]. Ihm folgte am Tag des heiligen Michael [29.9.] für kurze Zeit Abt Ulrich genannt von Prunn nach, der Prior gewesen war und der an Allerheiligen mit dem Herrn Abt Werner II. vom Herrn Bischof Leo von Regensburg feierlich zum Abt geweiht wurde; er [regierte] im Ganzen drei Monate. Ihm folgte der Herr Abt Heimo am Vortag der Erscheinung des Herrn [5.1.1272], der auch selbst zu dieser Zeit Prior der Kirche des heiligen Emmeram gewesen war und der in gemeinsamer Wahl der Brüder eingesetzt worden war. Dieser hatte [zuvor] über fünf Jahre das Abbatiat in Oberaltaich inne. - Der Herr Papst Gregor [X., 1271-1276], der Zehnte seines Namens, wurde am Tag des seligen Ägidius [1.9.1271] von allen gewählt, als er selbst in den überseeischen Gebieten beim König von England weilte, dessen Kaplan er bei der Überfahrt [noch] war.
1272. Dieser ist an den 14. Kalenden des März [April, 19.3.], einem Samstag, an dem man "Das Gebet beginnt" singt, als Priester feierlich eingesetzt und am darauffolgenden Sonntag Reminiscere, nämlich an den 13. Kalenden des März [April, 20.3.], als römischer Bischof geweiht worden; am darauffolgenden Sonntag Oculi, nämlich an den 6. Kalenden des März [April, 27.3.], die die wahre Auferstehung des Herrn bezeichnen, feierte er feierlich seine erste Messe; und zu Quadragesima beschloss er, in zwei Jahren an den Kalenden des Mai [1.5.] ein allgemeines Konzil aller Erzbischöfe, Bischöfe, Dekane, Äbte, Pröpste, Archidiakone und anderer Prälaten zu Lyon zu feiern, wohin er in eigener Person reiste.
1273. Graf Rudolf [I.] von Habsburg wurde zum König der Römer [1273-1291] in Frankfurt gewählt am Sonntag, der der Tag des heiligen Bekenners Remigius [1.10.] war. - Der Propst Konrad unserer Kirche [Prüfening], genannt Dezant, wurde am Tag des Johannes vor der lateinischen Pforte [6.5.] zum Abt des heiligen Vitus in Brühl gewählt. - Alhard, ein Mönch unserer Kirche zu derselben Zeit, das ist zur Zeit der Übertragung [der Gebeine] des heiligen Benedikt [20.4.], wurde zum Abt in Ensdorf gewählt. - Die Kirche des heiligen Petrus in Regensburg wurde mit vielem Schmuck und den Glocken zusammen mit dem Großteil der Stadt ein Raub der Flammen zur Osterzeit, an den 12. Kalenden des Mai [20.4.], am Donnerstag während der zweiten Woche [?]. - In diesem Jahr weihte der ehrwürdige Herr Bischof Leo von Regensburg unser Kloster, den Chor, alle Altäre, alle Kapellen und den Friedhof von Neuem außer der Andreaskirche im Hospital; und er weihte an denselben 17. Kalenden des Januar [16.12.] auf Bitten des Herrn Abtes Werner II. den Altar der seligen Katharina.
1274. Der König der Römer Rudolf ist vom Papst Gregor bestätigt worden; er hielt Hof in Nürnberg am Sonntag, der Oktav des seligen Martin [18.11.]. - Der Herr Papst Gregor X. feierte an den Nonen des Mai [7.5.] in Lyon ein Konzil, das 3 Monate und etwas mehr dauerte; auf diesem Konzil sind die Griechen zur Einheit der Kirche zurückgeführt worden. - In diesem Jahr zahlte auf dem Konzil von Lyon der Herr Abt Haimo von St. Emmeram die über viele Jahre angelaufenen Abgaben der römischen Kirche, und er rief den Herrn Bischof Leo von Regensburg an der Oktav des Martin zur Kurie herbei, um über ungebührliche Besteuerungen zu reden. Durch diesen [Bischof] wurde er auf dessen Synode an den 5. Iden des Oktober [11.10.] vor der ganzen Geistlichkeit abgesetzt. Diesbezüglich appellierte er persönlich an die römische Kurie zur Oktav nach Simon und Juda [4.11.]. Der Bischof aber gebot dem Konvent des heiligen Emmeram die Wahl [eines neuen Abtes] innerhalb von drei Monaten. Diese kämpften tapfer um ihre Kirche und weigerten sich zu wählen. Ihnen setzte der Bischof den Magister Wolfger, einen Mönch aus Altaich, als Abt vor, den sie auf jede Weise sich weigerten zu empfangen.
1275. Der Herr Abt Haimo von der Kirche des heiligen Emmeram wurde an den 6. Iden des März [10.3.] zusammen mit seinen Brüdern vom Herrn Bischof Leo von Regensburg exkommuniziert, weil sie sich um die Freiheit ihrer Kirche bemühten und weil sie den Abt, der er ihnen gegeben hatte, nämlich Wolfger, nicht anerkennen wollten. Aber sie sorgten sich nicht um diese Exkommunikation und feierten tapfer den Gottesdienst weiter über 18 Wochen, das ist von den 6. Iden des März bis zum Fest der seligen Margarete [13.7.], nachdem der Bischof vertrieben worden war von ihrem Besitz über ein ganzes Jahr und mehr. - Der Herr Abt Haimo von St. Emmeram war [aber] nicht fähig, dem Herrn Bischof Leo von Regensburg weiter zu widerstehen; er wollte nicht, dass auf irgendeine Weise seine Kirche abhängig von den Regensburger Bischöfen werde; [daher] gab er am Tag der seligen Margarete die Prälatur auf; ihn ersetzte der vom Herrn Bischof eingesetzte Wolfger.
1276. Der Herr Papst Gregor X. starb am Freitag, dem Tag des Eremiten Paulus [10.1.] in der römischen Kirche.
1279. Der Herr Abt Werner unserer Kirche wurde am Tag des seligen Otto [30.6.] zum Abt von St. Emmeram gewählt, und unser Prior Bruno wurde am Vortag des seligen Ulrich [3.7.] gemeinschaftlich von allen zum Abt unserer Kirche gewählt, und am Tag des heiligen Willibald [7.7.] wurde er [Bruno] von dem Herrn Bischof H[einrich II. von Regensburg, 1277-1296] bestätigt und am folgenden Tag inthronisiert; und am Fest von Petri Ketten ist er als Abt feierlich geweiht worden.
1281. Als der 15. Abt Bruno dieses Ortes [Prüfening] die Kirche ein Jahr, 8 Monate und 25 Tage geleitet hatte, gab er freiwillig die Prälatur an dem der Verkündigung des Herrn nachfolgenden Tag [26.3.] ab. Ihm folgte der Herr Ulrich, Prior unserer Kirche, am Montag nach Palmarum, den 7. Iden des April [7.4.]; er wurde vom Herrn Bischof Heinrich von Regensburg an der Osteroktav [20.4.] feierlich geweiht.
1284. Die Kirche des heiligen Paulus in Regensburg brannte an den 13. Kalenden des Oktober [18.9.] ab.
1298. Der römische König Adolf [1292-1298] wurde im Krieg [in der Schlacht von Göllheim] getötet.

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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