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Mittelalterliche
Geschichtsschreibung

Taten der Gründer des Klosters Brauweiler, Brauweiler "Gründungsgeschichte"

Die Brunwilarensis monasterii fundatorum actus über die "Taten der Gründer des Klosters Brauweiler" wurde um das Jahr 1080 verfasst von einem Brauweiler Mönch G. (Näheres ist bzgl. seines Namens nicht bekannt). Die Gründungsgeschichte war dem damaligen Brauweiler Abt Wolfhelm (1065-1091) gewidmet. Wie die neuzeitliche Benennung der "Taten der Gründer des Klosters Brauweiler" zeigt, handelt es sich bei der "Gründungsgeschichte" gerade auch um eine "ezzonische Familiengeschichte", gruppiert um die auch für das Brauweiler Kloster so bedeutsamen historischen Persönlichkeiten Ezzo, Mathilde, Richeza und Otto. Das Schicksal der ezzonischen Gründerfamilie und des Klosters Brauweiler wird vom ausgehenden 10. Jahrhundert bis zum Jahr 1083 verfolgt, die Klostergründung im Jahr 1024 steht zeitlich in etwa in der Mitte. Die Gründungsgeschichte erscheint disparat, neben dem Grundtext des Mönches G. gibt es Zusätze und Erweiterungen, z.B. die aufgeführten Wunderberichte. Auch enthält der nur abschriftlich in verschiedenen Handschriften überlieferte lateinische Text eine Vielzahl von sprachlichen Fehlern, die die inhaltliche Erfassung der "Taten" (und mithin deren Übersetzung) schwierig machen. Die Brauweiler "Gründungsgeschichte" breitet inhaltlich einen weit gefächerten Teppich von Informationen aus, die Politisches und Sagenhaftes, sex and crime, Religion und Abenteuer umfassen. Ein roter Faden zieht sich insofern durch das Geschehen, als dass sich der Text zunächst an den Geschehnissen rund um die ezzonische Gründerfamilie orientiert, um dann auf die Brauweiler Klostergeschichte einzugehen. Die Brunwilarensis monasterii fundatorum actus sind nicht original überliefert, sondern in Abschriften des 15. bis 17. Jahrhunderts. Zudem war die Gründungsgeschichte Teil des Chronicon Brunwylrense ("Brauweiler Chronik"), einer Äbtegeschichte aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Edition: hg. v. R. KOEPKE, in: MGH SS 11, 1854, Ndr Stuttgart 1963, S.394-408; Brunwilarensis monasterii fundatorum actus, hg. v. G. WAITZ, in: MGH SS 14, 1861, Ndr Stuttgart-New York 1963, S.121-144; PABST, H., Die Brauweiler Geschichtsquellen, in: Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde 12 (1872), S.80-200, hier: S.147-192. - Übersetzung: BUHLMANN.

[Taten der Gründer des Brauweiler Klosters]
Dem ehrwürdigen Herrn Wolfhelm, durch Gottes Gnade Abt des Klosters Brauweiler, der niedrige und geringe [Verfasser] G., um die Seligkeit derer zu erreichen, deren Verlangen Tag und Nacht im Gesetz des Herrn ist. Gott als Schöpfer aller Dinge hat, wie Eurer Erfahrenheit, seliger Vater, sehr bekannt ist, das Wunderbare und das ewig Gute den menschlichen Sinnen beigegeben: nämlich die Wissenschaft zu erkennen, die in Buchstaben berichtet. Wie nämlich jene [Sinne] die Welt, so bestimmen diese die Werke der Sprache, weswegen sie Worte nach sich ziehen. Die Wissenschaft ragt ohne Zweifel hervor durch solche Vollkommenheit, dass ihre Grundlagen durch Forschung in schwankenden Weltaltern nicht verborgen bleiben, wenn wir wollen und wenn es uns möglich ist. Deswegen habe ich - vertrauend auf die Wirksamkeit solcher [Grundlagen], die die träge Asche der Menschen zum Leben erwecken, wenn sie auf jede Weise ihren Lesern durch die Schriften, durch die sie in der Welt sind, lebendig vermittelt werden - das Werk, ehrwürdigster Vater, geschrieben [und] verfasst gemäß den Aussagen zuverlässiger Zeugen, um durch Geschriebenes nach Möglichkeit die glücklichen und beglückenden Erfolge zu schildern, die die Gründer und Urheber des heiligen Brauweiler Klosters von Anfang an begleiteten. Dann war es gewollt [zu schildern], wie Ihr diesem Kloster durch die Gnade himmlischer Anordnung voransteht und nützt; dann hat es Gott insbesondere auch für würdig befunden, seine Gegenwart allen Gläubigen an diesem Ort in Euren Tagen anzuzeigen durch eine Fülle von wunderbaren Zeichen. Warum meinen wir, dass durch die Häufigkeit nämlich dieser himmlischen Zeichen die göttliche Gnade angezeigt wurde, während wir, die wir mit geschuldetem Eifer jene [Stifter] nicht preisen, unfähig sind und vernachlässigen, die guten Werke jener anzuerkennen und zu verbreiten? Wahrhaftig fehlen in den Schriften die Taten jener nicht, aber sie sind bis jetzt nur Vorbilder für die Lebenden oder Gerüchte eines vorgeblichen Lebens. Wobei angemerkt werden muss, dass die, deren Berichten ich in dieser Sache folge, bald Gesehenes, bald Gehörtes erzählen. Darüber aber schreiben sie im Bewusstsein reinen Glaubens nichts Unzuverlässiges. Von dem aber, was sie sagen, vermitteln sie mit ihren Einschätzungen, die sie über die Gründer kennen gelernt haben, Glauben und Urteilsvermögen. Sie ahmen ohne Zweifel den Beispielen der Lotsen nach, die nicht allein - unterstützt durch die eigene Tatkraft - die Hindernisse der Wellen mit dem Tauwerk [der Schiffe] durchpflügen, sondern auch, indem sie bei günstigen Winden die Segel setzen, die erstrebte Fahrt durchführen. Und wie es jenen für gewöhnlich durch die Gnade des Wortes geschieht, dass, wenn der erwünschte Wind weht, sie plötzlich durch einen größeren Stoß getroffen werden - und wenn ich Gleiches anfüge - oder doch wenigstens durch einen entgegengesetzten, hingegen sie allein durch das Steuerruder des Schiffsherrn dort, wo sie hinwollen, auf den rechten Kurs hingelangen, so beschließen sie, während sie sich um die zu vollbringende Geschichte bemühen, ihre Meinungen mit denen der anderen - wie so gesagt wird - in Einklang zu bringen. Nichts verbietet nämlich geglaubt zu werden, was so möglich ist oder so oder anders geschehen hätte können. Daraus folgt, dass eine ähnliche Abfolge eines Geschehens durch das Urteil von niemandem verdammt werden darf.
Hinsichtlich der Herkunft des ruhmvollsten Mannes, des Herrn Ezzo, ist daher von uns nichts in dieser Schrift den Buchstaben anvertraut worden, weil dies, was diesbezüglich gesagt oder geschrieben werden kann, sowohl durch das Alter der Zeiten als auch durch die Nichtbeachtung von [Ezzos] Vorfahren für unsere Kenntnis in Vergessenheit geraten ist. Auch wird nichts Überflüssiges untersucht, weil - wie im Folgenden klar wird - es im Licht [der Tatsachen] offenkundiger ist, dass der bis zu ihm fortgeführte Ruhm seiner Vorfahren nicht jenen verdunkelt hat, sondern jene [Vorfahren] für seinen Ruhm die Grundlage gelegt haben. Es steht somit fest, dass er durch die Fülle des Besitzes und durch den Ruf der Tugenden sehr ehrenvoll war. Zuerst wurde er Erenfried, später aber Ezzo genannt; der Name machte ihn ausgezeichneter, er ist erhielt die Gnade der vorangehenden [biblischen] Väter, denen durch die Änderung des Namens größere Tapferkeit und göttlicher Lohn eingepflanzt wurden. Weil wir dafür gesorgt haben, durch die Beschreibung der Wunder die Erinnerung an den geweihten heiligen Ort [Brauweiler] den Buchstaben und dadurch den Späteren zu übermitteln, gefällt es uns, als Erstes zu berichten von der Armut des [mönchischen] Lebens, von der vollendeten Dienstbarkeit und Strebsamkeit [der Mönche] und vom vollendeten Gehorsam in Hinblick auf die christliche Religion. Gemäß diesem und dem wenigen übrigen in dieser Handschrift Erwähnten fand die Anordnung der passenden [Buchstaben-] Zeichen [hier] den Raum, damit sie als Grundlage geschichtliche Wahrheit hat, sich als geistliches Bauwerk auszeichnet und den Schmuck größeren Glanzes ziert.
Es endet das Vorwort.

Es beginnt die Vorrede.
Weil viele lesen oder hören von den Werken tapferer Männer, werden sie zur Nachahmung entflammt. Wenn sie aber das Leben und die Gewohnheiten frommer Männer, die Gott anhängen, betrachten, werden sie viel heilsamer darin unterrichtet, was zu tun, was zu vermeiden ist, wobei sie mit der Schärfe des Verstandes alles genau abwägen. Wie es nämlich ist, geht das meiste von den Taten der anmaßenden [Menschen] mit dem beendeten Leben völlig zugrunde, weil, während sie ihr Haus, das das ihrer Tapferkeit sein soll, über dem Sand schwankenden menschlichen Lobes errichten, sie sich selbst - wie ich so sagen möchte - in das Elend der Sterblichkeit stürzen. Aber die [anderen] werden in Gott stark gemacht, sie erwägen die Bestimmung ihrer Natur, um dorthin voranzuschreiten, wo für die Sterblichen die Ewigkeit wartet, denn "das Leben des Menschen ist Dunst in Mittelmäßigkeit, bis es beendet wird" [Jak. 4, 15]. Und indem sie diesbezüglich darin Fortschritte erzielen, bauen sie - wie ich mit den Worten des Herrn sagen möchte [Matthäus 7, 25] - ihr Haus auf dem Felsen, dem weder Zerstörungen durch Winde - das sind die Dämonen - noch Überschwemmungen durch Fluten - das sind die Menschen - etwas anhaben können. Denn wenn sie sich für den Staat und die persönlichen Dinge hingeben, verhalten sie sich tapfer nicht in Bezug auf ihre Tüchtigkeit, sondern zum Lob jenes [Gottes], wobei sie mit jenem [Psalm] Davids übereinstimmen: "Meine Tapferkeit und mein Lob hat der Herr mir zum Heil geschaffen" [Psalm 118, 14].
Es endet die Vorrede.

Es beginnt die Erzählung des folgenden Werkes.
1. Der Mann aus berühmtestem Geschlecht, der Pfalzgraf Ezzo [996-1034] muss immer ehrfurchtsvoll betrachtet und gepriesen werden, bald aus seinen tugendhaften Handlungen heraus, bald auch wegen der frommen und demütigen Gottesverehrung seiner ruhmvollsten Ehefrau Mathilde. Es sind übrig geblieben sichtbare Zeichen seiner Taten, in denen nichts zwiespältig ist, durch die er [hingegen] Gemeinschaft erlangte mit solchen wenigen [frommen] Männern, von denen oben die Rede war. Nicht zuletzt verfügte er unter den Fürsten ganz Galliens über die anmutigste Feinheit des Körpers, den klügsten Verstand, die tapferste Seelengröße. Er war sowohl bei privaten als auch öffentlichen Handlungen sehr besonnen: Er gelangte an die Spitze des königlichen Palastes durch strebsamstes Regieren nach väterlichem Geblütsrecht, so dass er immer mehr Anerkennung empfing als Lohn. Denn - wie wir, beginnend mit den ersten Taten, wie in einem von der Quelle herablaufenden Strom bis zum sicheren Ende der Erzählung voranschreiten - wurde er geboren und gab keinen Spielen kindlicher Albernheit Raum, ihn zu verderben. Aber wie er sowohl körperlich als auch an Seelentugend wuchs, wenn auch noch ohne die Vollkommenheit, durch die er in höchster Weise ausgezeichnet war, erstrahlte er durch den goldenen Glanz seiner Kleider und trat nieder den verführerischen Müßiggang durch Reitkunst, Jagd und kriegerische Körperertüchtigung; er ergötzte sich viel an der Macht und dem Glanz der Waffen, so dass er den Feinden ein Schrecken und den Freunden Hingebung war. Keiner nämlich besaß solch eine Übung an Tapferkeit, niemand warf ihm missgünstig den Fehler der Feigheit vor. Und Missgunst zeigte sich durch die feindliche Eifersucht des Neides gegen die Tapferkeit und schwand endlich durch die entwaffnende Angst vor ihm dahin, weil ja die Tapferkeit sich zur Höhe emporrichtet und sich unablässig vergrößert. Daher wuchs sie bei diesem erwähnten Mann über sich hinaus und machte ihn in der öffentlichen Meinung allen Fürsten des römischen Reiches berühmter. Es ist kein Wunder, dass er in seiner Zeit im Vergleich zu den mächtigen und gleichwohl einflussreichen Männern mächtiger und ausgezeichneter war, ohne Zweifel auch glücklicher durch die Hochherzigkeit der Ehefrau und das Ansehen der Kinder. Welche Begabung, welche Redegabe, welche Eleganz entfaltete solchen Ruhm, um wie viel wuchs dieser zu Land und zu Meer in den Zeiten der römischen Kaiser [mit Namen] Otto [I., II., III.], die der besagten Mathilde, der berühmtesten Frau, zuerst Großvater, dann Vater, dann Bruder waren? Wie viele Erfolge jener berühmteste Mann durch göttliche Gnade erhalten hat, damit ihm in Ehe diese ausgezeichnete, ehrwürdige Frau zugeführt werden sollte, erwähnen wir nachstehend am Anfang; natürlich kann im Folgenden keine treffende Antwort [auf die Frage] gegeben werden.
2. [Der ehrwürdigste Held, der Pfalzgraf Hermann [I.] mit dem Beinamen Pusillus [985/89-996], nicht mittelmäßiger Herkunft unter den Großen des berühmtesten Kaiser Ottos I. [936-973] stand diesem bei den Verrichtungen im Königreich und den Gefahren der Kämpfe sowohl mit Hilfe als auch mit Rat am treuesten bei und besonders im ihm anvertrauten Kampf gegen den wilden Stamm der Ungarn, wo er sich der feindlichen Schlachtriehe im Kampf sehr tapfer entgegenstellte. Hier [in Brauweiler] und an unterschiedlichen Orten hatte er einiges an Eigentum mit ausgedehnten Besitzungen, und er sorgte dafür, den Ort Brauweiler als Erstes den Menschen bewohnbar zu machen. Er zeugte mit der Ehefrau Heilwig auch zwei Söhne, nämlich Erenfried und Hezelo.] Daher sah [Ezzo] sich in der ersten Zeit seines Kriegsdienstes nicht in aufbrausender Strenge, aber durch Milde und Barmherzigkeit bestimmt, damit er, während er den ihm fremden Zorn durch kriegerisches Handeln hinter sich ließ, nicht in den Fehler der Wut hineingeriet, die Tapferkeit des Kriegertums sich nicht in das Schreckliche der Wut wandelte und er nicht nur den Bösen Bestrafung zufügte, sondern den Guten keinen Schrecken einjagte. Er wusste nämlich, dass, wenn bei größter Machtfülle die geringste Ungebundenheit zum Wagnis verführt, dies ihn mehr aus Wohlwollen einengte, als dass Macht ihn unterjochte gemäß jenem Bibelwort: "Sei nicht wie eine Löwe in deinem Haus, der deine Diener zu Fall bringt" [Eccl. 4, 35]. Daher besaß er - mehr als die meisten bei Angelegenheiten und im adligen Leben - eine solche Mäßigung des Geistes, dass diesem Anführer keine Arbeit zu schwer, keine Sache zu schwierig war, besonders weil seine außergewöhnliche Freigebigkeit Sorglosigkeit und Unbeschwertheit zuließ. Dadurch machte er sie [die Guten] zu seinen Getreuen, damit sie es ihm gleichmachten, die traurigen Dinge auszumerzen, und nicht aufhörten, die fröhlichen anzunehmen. Gestärkt durch ihren Gehorsam, geschützt durch ihren Beistand, vertraute er nicht weniger auf die Dienste von denen, die er befreit hatte; nichts gab es, was er nicht wagte, um die Feinde mit kriegerischer Kühnheit zu überwältigen, um die Bürger des Vaterlandes zu verteidigen. Jenen [Feinden] war er furchterregend bis zum Tod, diesen [Bürgern] unvergesslich als Verteidiger des Lebens und Beschützer. Niemals wich die Sicherheit dem Schaden der Nachlässigkeit. Sowohl zu Hause als auch beim Kriegsdienst wurde viel für die Bewachung der Burgen getan, damit er gegenüber den Feinden mehr Sicherheit hatte, so wenig ihm an der Sicherheit der Güter lag. Und weil er allen durch Ruhm voranging, war er endlich allen teuer. Freilich leuchtete er durch [seine] Tapferkeit vorzüglicher, durch [seinen] Ruf gegenüber allen heller hervor, nicht war er durch Neid gelähmt emporzukommen. Was mehr? Der ruhmreichste Kaiser Otto der Große sah, dass dessen Tapferkeit seinem Königreich Ruhm bringen würde; er brachte ihn durch Freundschaft, vertrauten Umgang und Wohltaten mehr als die übrigen Fürsten zu Ansehen, weil sich der Pfalzgraf Hermann mit dem Beinamen Pusillus, der durch die Mutter Heilwig dessen [Ezzos] Vater war, im Krieg, den er gegen das wilde Volk der Ungarn führte, aufs Tapferste im Kampf gegen die feindliche Schlachtreihe aufgeopfert hatte, weil dieser später als leidenschaftlichster Anhänger heimischen Eifers vieles außergewöhnlich vollbrachte. Auch war sein Rat zu keinem Zeitpunkt nutzlos.
3. Wir berühren hier im Übrigen, wo nichts Denkwürdigeres gesagt werden kann - es sei denn, dass mit [Ezzo] durch Gottes unerforschlichen Ratschluss die besagte Mathilde, Nichte dieses Otto des Großen in ehelicher Gemeinschaft verbunden war -, dass der großartige Kaiser das glänzende römische Reich zurückbrachte, wie es uns von den Vorfahren überliefert wurde. Wir erzählen, dass - wie alle wissen wollen - der Lauf der Dinge diesen berühmter machte, wodurch er für [diese] Erzählung wichtiger wird. Aber weil vom selben Otto dem Großen gesprochen wurde, verlangt es [die Erzählung] aus drei Gründen, ihn zu nennen: weil er einen kräftigen und hervorragenden Körper besaß, weil er der Vorfahr der übrigen Ottonen [Otto II., Otto III.] war, weil er dem römischen Reich, in dem er es sehr ausdehnte, den größten Eifer seiner Hochherzigkeit schenkte. Sein Vater war Heinrich [I., 919-936] vom Volk der Sachsen, den keiner zu dieser Zeit an Adel übertraf, außerordentlicher, reicher oder besser an Fähigkeiten und an der Klugheit des Geistes; und er wurde so auch durch unterstützende göttliche Gnade mächtiger und emporragender, nachdem alles für die hohe Stellung vorbereitet worden war. In Italien und Deutschland nämlich, wo die menschlichen Dinge in Unruhe gebracht waren, erreichte er, dass der Zustand des römischen Reiches wiederhergestellt wurde, nachdem sich alle Hoffnungen auf ihn vereinigt hatten, und mit Zustim-mung Gottes den Ruhm eines Königs und der königlichen Majestät, so dass er allen allgemein als wohlwollend galt, weil durch ihn insbesondere die Zeichen der Gerechtigkeit und Frömmigkeit hervorleuchteten. Nach dem Tod des frömmsten Kaisers Arnulf [von Kärnten, 887-899] nämlich vergrößerte sich alles Unheil, das unter den 19 Jahren des Ludwig [des Kindes, 900-911], des Sohns desselben Arnulf, und eines gewissen Konrad [I., 911-918] bis in [Heinrichs] Zeit andauerte, als blinder Ruhm der Ehrsucht, Vergewaltigung, Totschlag und Brandstiftung wüteten. Diese Seuche der Grausamkeit hatte sich so in die Herzen der anmaßenden [Menschen] hineingeschlichen - mit diesen hatte die Dreistigkeit bei Weitem zu-genommen -, dass sie nicht zurückschreckten, die Guten wie die Schlechten zu töten, die Übrigen durch Furcht zu erschrecken. Diese wilde Raserei wurde gezügelt von der Aufsicht des klügsten Königs [Heinrich], so dass, während der Ruhm der guten Leute allmählich wuchs, die Erinnerung an die anmaßenden völlig verblasste. Niemals nämlich war [Heinrich] zufrieden mit dem eigenen Eifer beim Einrichten des Königreichs, obwohl er Großartiges vermocht hatte. Aber er wollte bei diesem Bemühen die Ratschläge seiner [Gefolgsleute] immer bestätigt finden durch die kanonische Autorität der Bischöfe. Weil es sich für den Kö-nig ziemt zu handeln, überließ er also seiner berühmtesten Nachkommenschaft durch göttliche Gewogenheit ohne Zweifel das Vorrecht des Regierens. Er starb im 18. Jahr seines Kö-nigtums und wurde in Sachsen in Quedlinburg beerdigt im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 936.
4. Otto, [Heinrichs] Sohn, über den es nicht zweifelhaft war, dass er der größte Schutz für das Königreich war, wurde deshalb durch die Ehre des Vaters erhöht, gekrönt und als hochherzig bezeichnet und als erhaben geehrt. Er, der schon groß im königlichen Amt war, wurde größer durch das Reich römischen Namens. Bald schenkte er zur Vermehrung seiner Würde den Brüdern Heinrich und Bruno geschuldete Freigebigkeit; wegen der Kraft und Festigkeit des Königreichs erhöhte er den einen mit dem Schutz des Herzogtums Bayern, den anderen mit der Ehre des heiligen Kölner Erzbistums, damit die rechte und die linke [Hand] gleichermaßen bewaffnet dem ganzen feindlichen Angriff tapfer widerstehen, [ihn] männlich zurückdrängen und königlich besiegen können. Inzwischen drang das rohe Volk der Ungarn in wilder Raserei in die Provinz der Noriker [Bayern] ein und verwüstete Äcker und Dörfer, tötete die unvorbereiteten und ziellos umherirrenden, ins Elend geratenen Einwohner und zerfleischte die Frauen und die Kinder in schrecklichem Morden, feindlich tobend und verderblich wahn-sinnig. Schon besetzten sie Alemannien, umzingelten die Stadt Augsburg mit einer Belage-rung und griffen sie heftig an. In der ganzen Zeit damals war, wie es erlaubt ist zu glauben, der heilige [Bischof] Ulrich [von Augsburg, 923-973] als Werkzeug Gottes, Schild des Glaubens [und] Schwert des [Heiligen] Geistes, der das Wort Gottes ist, auserwählt, leistete Widerstand und verteidigte die Mauern der Stadt; er ermunterte zum Kampf, viel wurde auf beiden Seiten gekämpft. Als - siehe! - der glorreichste König Otto an den 4. Iden des August [10.8.] mit dem kräftigsten Arm seines Heeres diese [Ungarn] angriff, siegte er, obwohl sie äußerst tapfer widerstanden, trieb sie in die Flucht, triumphierte; viele wurden getötet, er nahm alle Überlebenden gefangen und hing sie, nachdem die Waden der Unterschenkel durchbohrt waren, daran auf [Schlacht auf dem Lechfeld 955]. Danach griff er in Italien ein, vertrieb den König Berengar [von Ivrea, 950-961], während die Römer sich als unfähig erwiesen, sich gegen ihn aufzulehnen, bahnte sich mit großer Waffengewalt den Weg, drang in Rom ein und wurde durch apostolische Weihe Papst Johannes? [XII., 955-963] zum Kaiser erhoben [962]. In demselben Jahr [961] erschien gemäß den Angaben der Chroniken in der Mitte der Sonne ein Zeichen, heller als der übrige Teil; ohne Zweifel zeigte dies an, dass seine [Ottos] einmalige Machtstellung der Welt das Licht der Wahrheit und Gerechtigkeit bringen werde. Nachdem er aber die italienischen Angelegenheiten geordnet hatte, kehrte er durch Gallien zurück und kam diesseits [jenseits] des Rheins nach Germanien, wo er die meisten Sachsen, die wegen der benachbarten Heiden zum verderblichen Heidentum abgefallen waren, mit Heil bringender Überredung und durch den Schrecken seiner Macht, auch durch die Predigt der Bischöfe dem christlichen Glauben unterwarf. Zur Befestigung aber der Lage der heiligen Kirche richtete er in der Stadt Partenopolis, die von den Einwohnern Magdeburg genannt wird, ein Erzbistum ein als Bezirk mit Suffraganbischöfen [973]. [Ottos] Körper ist in dem [dortigen] Dom von bewundernswerter Größe, den er zu Ehren des heiligen Mauritius errichtet hatte, würdig, königlich und ehrwürdig bestattet worden. Verheiratet war er aber mit der Kaiserin mit Namen Adelheid nicht weniger als fromm in Christus. Die Tugenden ihrer Verdienste überströmen nicht allein Selz, wo sie begraben ruht, sondern überall das größte Licht der Bewunderung.
5. Deshalb folgte Otto [II., 973-983], [Ottos I.] Sohn, allen Spuren des Vaters dem Namen, den Sitten und dem Leben nach, denn sein Bruder Liudolf, der Herzog der Sachsen, der sich gegen den Vater erhob, war schon gestorben [957]. [Otto] begab sich sogleich nach Rom und empfing in Anwesenheit zahlreicher Fürsten des gesamten Königreichs, die zu diesem fröhlichen Schauspiel gekommen waren, vom apostolischen [Bischof] Leo VIII. [963-965] den Ruhm kaiserlichen Segens. Seine angesehene und erprobte Tugend war schon längst dem Kaisertum angemessen. Der Vater hatte ihn mit der Tochter des Königs [Kaiser] Johannes [I. Tzimiskes, 969-976] der Griechen mit Namen Theophanu [†991] verheiratet und sogleich die Hochzeit in Pavia [Rom] gefeiert [972]. Aus der [Ehe] ging ein Sohn seines Namens [nämlich Otto III.] hervor als Zeichen seines berühmtesten Blutes und eine Tochter mit Namen Mathil-de, die [Otto II.] auch seiner Schwester, der ehrwürdigen Äbtissin Sophia im Stift Essen zur Erziehung anvertraut hatte. Er kümmerte sich sehr strebsam um die Regierung des empfan-genen Kaisertums und zwang den König Lothar [von Westfranken, 954-986] bald, sich aus Gallien [Lothringen] zurückzuziehen [978]. Aber inzwischen, als er dies ausführte und ande-res, wodurch der römische Staat auch zu besonderem Ruhm wuchs, wurde aus Griechenland berichtet, dass Johannes, der Vater der Kaiserin Theophanu, verstorben und ein anderer König [Kaiser Basileios II., 976-1025] an seiner Stelle eingesetzt war und ihm [Otto] von Kalabrien, dem Erbe seiner Ehefrau, der gewohnte Tribut verweigert wurde. Er untersuchte die Auflehnung und schickte eine Gesandtschaft. Er empfing die Antwort, wonach Kalabrien nicht Erbe und Mitgift der Kaiserin Theophanu war, sondern des heiligen Kreuzes, das, wie gesagt wurde, die Königin Helena [Mutter Kaiser Konstantins des Großen] teilweise in Jerusalem zurückgelassen, teilweise zur Verehrung nach Konstantinopel mitgenommen hatte. Der Kaiser, von Zorn, nicht von Vernunft geleitet, erschien mit dem Heer, das von der Zahl her kleiner war, vom militärischen Nutzen aber tapfer, schnell in Kalabrien und griff mit Waffengewalt rasch den Feind an. Schon ging ein Gerücht, das den König [Basileios] nötigte, sich mit allem Beistand, soweit möglich, zu versehen. Dieser misstraute den Seinen - es sind nämlich fast alle Griechen unkriegerisch und friedlich, und kriegerische Kühnheit zählt bei ihnen nichts, wie das Aussehen ihrer Kleidung zeigt -, die Schwierigkeit der Sache erforderte, die griechischen Reichtümer gering zu schätzen [und so] die Geldmittel der Staatskasse zu entnehmen und mit Gold und Silber Sarazenen zu Hilfe zu holen. Diese schrieben sich [als Söldner] in die Legionen, Zenturien, Manipel, Kohorten und Abteilungen ein und sorgten für alles Notwendige, was ein Krieg erfordert. Sie spähten das Heer des Kaisers aus, wenige marschierten gegen diesen zum Kampf, die Übrigen wurden an geeigneten Orten herum in Hinterhalte gelegt. In der Schlacht gerieten sie aneinander [Schlacht bei Cotrone 982]: alle Sarazenen wurden sogleich niedergestreckt. Mit diesen wurde die Schlachtreihe, die hinter den Erschlagenen schon geordnet dastand, tapferer niedergehauen. Die meisten wurden im ersten Ansturm niedergemetzelt, alle übrigen in die Flucht geschlagen. Dies sahen die, die in den Hinterhalten lagen, versteckt in den Wäldern und verborgen im Buschwerk, und brachen hervor; sie meinten, wenn schon nicht mit Tapferkeit, wenigstens durch die Menge im Vorteil zu sein, und griffen diese [Krieger Ottos] von fern mit Pfeilen an; danach umringten sie sie von überall mit den Waffen. Sie kämpften eifrig; diese [Krieger Ottos] widerstanden nicht ängstlich. Endlich, nachdem viele gefallen waren und die Schlacht schon sehr lange gedauert hatte, wurden die Verteidiger des römischen Reiches, Bucco, Eckart, Udo und alle Übrigen, gleichsam ermattetet, von ihren Kräften in Stich gelassen und daher niedergehauen. Der Kaiser aber durchbrach die festgefügten Reihen der Feinde mit Gewalt und bahnte sich mit Schwert, Lanze, Panzer und allem Übrigen mühevoll den Weg zum Meer; auch ermüdete das Pferd, auf dem er saß, er schwamm die ganze Nacht in den Fluten des Meeres. Bei Tagesanbruch wurde er von Fischern gerettet, und wer darüber etwas wissen wollte, der bekam die Antwort, dass er der Waffenträger des getöteten Kaisers sei. Und wenn [die Fischer] ihn den Römern zurückbrächten, versicherte er, dass er ihnen gefällig sein werde. Die Römer leisteten Beistand und kauften den Herrn zum Preis eines Dieners ab; sie kehrten zufrieden und fröhlich nach Rom zurück, weil, obgleich dem Kaiser kein Sieg gelungen war, dieser lebend zurückgekehrt war [und damit] ihre Fröhlichkeit und der Ruhm. Er war aber geschwächt durch Mühe und Schmerz und starb im zehnten Jahr seines Kaisertums [983] dort [in Rom] und wurde im Eingangsbereich von St. Peter ehrenvoll begraben. Über seinem Grab brennt ein Licht in einer mit Öl gefüllten Ampulle. Die tragischen Nachrichten darüber brachten den ganzen Erdkreis zum Wehklagen; aber nicht viel später, nachdem die Trauer verflogen war, kam Fröhlichkeit auf.
6. Denn die Kaiserin [Theophanu] suchte beim Regieren von Gallien und Germanien immer den Rat des klügsten Mannes, des Herrn Ezzo, der dazu niemals seine Hilfe verweigerte. Er hielt sich inzwischen im Palast in Aachen auf mit dem Sohn [nämlich Otto III.; 983-1002]. Dieser stach zwischen anderem Bewundernswerten durch Scharfsinn beim Schachspiel heraus, so dass er glaubte, dass es niemanden gebe, der ihn schlagen könne. An einem gewissen Tag sprach er also den Herrn [Pfalz-] Graf an, ob er sich mit ihm an ein Schachbrett setze; er stellte [die Figuren] der Ordnung gemäß auf mit scherzhaftem Anschein des Spiels. Die von der anderen Seite vorgeschlagene Bedingung war, dass der, dem dreimal nacheinander der Sieg gelang, von den Dingen des anderen, auch den besten, das an sich bringen könne, was er wolle. Sie setzten sich also zusammen und spielten gegeneinander. Der Herr Ezzo war dreimal der Sieger, nachdem er die heilige Dreieinigkeit um Hilfe angerufen hatte. Daraufhin forderte er, obwohl er daran zweifelte, das zu vollbringen, was er lange Zeit - ohne Zweifel beeinflusst von Gott - gewünscht hatte, von [Otto], dass er ihm seine Schwester zur Frau gebe. Jener erkannte, dass das Spiel so fortschreiten würde, und zog auch ohne Rat derer, die dabei waren, den Schluss, dass dies mit Zustimmung Gottes geschah. Es war [bestimmt] keine Sache der königlichen Ehre, wenn er lügnerisch sein Versprechen brach; hingegen vermochte er am meisten für seinen Großvater, seinen Vater und zuletzt auch für sich selbst, wenn er die vorgeschlagene Verpflichtung sofort umsetzte mit der Auflage, dass gemäß dem Apostel [Paulus] [Ezzo] mit seiner Schwester eine keusche Ehe und ein unberührtes Ehebett bewahre. Der Pfalzgraf eilte, nachdem er seine Mannschaft versammelt hatte, nach Essen und holte das ehrwürdige Mädchen auf Anordnung des Königs ab. Auf Befehl des Königs und mit Willen der Mutter versprach er, sie zu seiner Ehefrau zu nehmen. Deren Tante [Äbtissin Mathilde II. von Essen, 971-1011] aber sprach sich anhaltend dagegen aus; eingeschüchtert durch [Ezzos] Macht oder die königliche Majestät, verzichtete sie [auf weitere Einwände]. Mathilde wurde gemäß Verlobungssitte durch Verwendung eines Fingerrings verlobt. Auf dem Gut Brauweiler des Pfalzgrafen wurde die Hochzeit begangen, und nachdem für beide die Segnungen der Patriarchen durch die Priester Christi vollendet waren, wurde an diesem Ort weniger heftig als fröhlich gefeiert. Die Fröhlichkeit nämlich, die sich damals nach weltlicher Sitte ereignete, bewies, dass dort in geistlicher Hinsicht das Band zwischen Christus und der Kirche war gemäß jenem Wort des Apostels: "Zuerst kommt nicht das Geistliche, sondern das Körperliche, dann das Geistliche" [1. Kor. 15,46]. Und auf andere Weise beschreibt das Zusammengehen von Bräutigam und Braut, von Christus und Kirche, das himmlische Ehebett ein Beispiel eines Mannes und einer Frau aus dem Alten Testament: "Deswegen verlässt ein Mann Vater und Mutter und verbindet sich mit seiner Ehefrau; und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist das große Sakrament; ich aber deute es als Christus und die Kirche" [Eph. 5, 31f].
7. Außerdem wird berichtet, wo es um den oben genannten Ort [Brauweiler] geht, dass der erinnerungswürdige Ezzo den Zweig eines Baumes, im Rasen dieser Erde eingebunden, empfangen hat und mit diesem das Gut Brauweiler und anderes mehr eigenen Rechts dieser seiner ehrwürdigen Braut [Mathilde] als Hochzeitsgut übergeben hat. Da jene keinen Aufschub durch irgendeine Verzögerung duldete, betrat sie die kleine Kirche des heiligen Medardus, die dort vor langer Zeit errichtet worden war, und übergab dieses ihr Heiratsgut mit Feierlichkeit Christus, Gott, unserem Erlöser, und deren Heiligen und denen, deren Reliquien [dort] vorhanden waren, sowie denen, die sie zu verehren versprach. Und derselbe Zweig blieb zum Zeugnis der guten Tat lange Zeit grün. Inzwischen lief die Hochzeitsfeier festlich ab; die Beachtung der glänzenden Rüstung trat in den Hintergrund gegen die mit der Toga bekleideten Vornehmen. Das Essen erfrischte die Armen, Kleidung stellte sie zufrieden. Und da die Freigebigkeit sich selbst übertraf, war jeder zufrieden, alle rühmten [das Fest] umso mehr. Bei allen kam daher riesige Freude auf, weil durch den Ertrag jener allerglücklichsten Vermählung und durch göttliche Fügung vielen [auch] danach Fröhlichkeit und Entzücken entstand. Nämlich wurden [jeweils] nach der genauen rechtmäßigen Zeit der Schwangerschaft ihnen [Ezzo, Mathilde] drei Söhne geboren: Hermann, Otto, Ludolf [Zusatz: Es sei angemerkt, dass sie auch einen anderen Sohn mit Namen Heinrich hatten, wie in einem sehr alten Büchlein zu finden ist. Dieser Heinrich wurde aus dem höchsten Kreis Kölner [Geistlicher] zum Abt des Kloster Gorze gewählt.], und sieben Töchter: Richeza, Adelheid, Ida, Mathilde, Theophanu, Heylwig, Sophia. Dadurch brachte die göttliche Gnade eine solche Zierde zusammen, dass es keinem Zweifel unterliegt, dass die Erinnerung an diese [Söhne und Töchter] bei Gott und bei den Menschen unsterblich sein wird. Nämlich ist auch die Zahl [der Kinder] - 7 nämlich und 3 ergibt zehn - ein Kennzeichen dafür, dass innerhalb der Summe alles Übrige enthalten ist: das Vollständigste und aus den zehn Geboten das Heiligste. Die ehrwürdigen Eltern [der Kinder] waren nicht allein in der Liebe zu Gott und dem Nächsten geheiligt, sondern auch - soweit sie die Sorge um weltliche Dinge nicht behinderte - vollkommen darin, die Gebote Gottes in allem zu erkennen. Auf andere Weise drücken die 7 und die 3, die zehn ergeben, in sich die Fülle der Sakramente aus oder bezogen auf die Zeit des gegenwärtigen Lebens die 7 Tage oder die siebenfache Gnade des Heiligen Geistes, die in prophetischer Überlieferung siebenfach geschmückt wird, oder auch die heilige Dreieinigkeit, durch die wir mit Glauben erfüllt werden. Sie waren nämlich beides: in diesem Leben eingerichtet und durch dieselbe Gnade des Heiligen Geistes unterstützt; sie zeigten ihren Glauben im Licht guter Werke glänzend nicht nur allen gegenwärtigen, sondern auch allen zukünftigen Gläubigen.
8. Ludolf aber, der Erstgeborene, der einen sehr scharfen Verstand und einen sehr kräftigen Körper hatte und dadurch am geeignetsten für kriegerische Tapferkeit war, erhielt wegen des Ruhms und Reichtums der Eltern eine Grafschaft oder Statthalterschaft, so dass er der Fahnenträger der Legion des Kölner Erzbischofs - das ist ein Hauptmann - wurde, als der Zeitpunkt zu einer kriegerischen Entscheidung drängte. Er empfing die Tochter des Grafen Otto von Zutphen mit Namen Mathilde zur Ehefrau; aus der Ehe stammten insgesamt zwei Söhne, nämlich Heinrich und Kuno; der eine verdiente sich nach dessen [Ludolfs] Tod [1031] die Grafschaft, der andere aber das Herzogtum der Bayern [1049]. Das Leben der beiden endete, ohne dass sie irgendeinen Nachfolger hatten. Aber der Untergang Kunos hatte diesen Grund, dass, nachdem er die Tochter Kaiser Heinrichs [III.; 1039-1056] missachtet hatte, die er als Ehefrau empfangen sollte, deswegen aus der Ehre seines Herzogtums vertrieben wurde [1053], sich aber eilig durch Freundschaft mit den Ungarn verband. Durch deren Hilfe wurde bewirkt, dass er nicht allein Krieg [gegen Heinrich III.] führte, sondern auch das [deutsche] Königreich beraubte, wenn es möglich war. Welch großes Verbrechen wagte er vergeblich. Denn durch das Gift, das sein Koch auf Anstiften des Kaisers gegen Geld in sein Essen gemischt hatte, wurde er ausgelöscht [1055]. Der Kaiser gab diesem nicht nur nicht das Geld, sondern auferlegte ihm auch die große Pflicht, dass er sich bei ihm nicht sehen lasse. Herzog Kuno aber wurde begraben, aber nach einigen Jahren durch den Kölner Erzbischof Anno [II., 1056-1075] nach Köln überführt und in der Kirche der heiligen Maria ad Gradus beerdigt.
[9.] Weiter waren Adelheid [Zusatz: Adelheid, die wünschte am Ort Brauweiler bei den Eltern beerdigt zu werden, liegt begraben in der Krypta [der Brauweiler Klosterkirche] vor dem Altar der seligen Jungfrau unter einem emporragenden [Grab-] Stein.] im Kloster Nivelles, Theophanu in Essen, Heylwig in Neuss, Mathilde in Dietkirchen und Villich, Ida im Kloster der heiligen Maria in Köln, Sophia gleichzeitig im Kloster der heiligen Maria in Mainz und in Gandersheim den [jeweiligen] Sanktimonialen Vorsteherinnen bei der Lenkung der Gemeinschaften. Jede einzelne von diesen lebte - auch wenn sie irdisch lebten - in ihren Gemeinschaften gottesfürchtig in der Liebe zu Christus in Heiligung des Körpers und des Geistes für die Tugenden und die höchste Ehre. Unter diesen [Töchtern Ezzos] hebt sich Theophanu [1039-1058] hervor, die wie ein Mann handelte und die Essener Gemeinschaft mit den Baulichkeiten, die schon teilweise durch das Alter eingestürzt waren, neu aufführte; von daher wird dort ihr Gedächtnis im Lobpreis sein.
10. Von Hermann aber, auch von Otto und Richeza ist nun zu reden, weil wir ja uns wieder dem Obigen, vom den wir abgeschweift sind, zuwenden müssen. Wie wir nämlich vorausgeschickt haben, wurde die Kaiserin Theophanu vom Herrn Ezzo, der schon wegen des königlichen Namens der Zweite im Königreich war, hochherzig unterstützt und übte die Herrschaft über Gallien und Germanien mit dem weisesten Sohn Otto [III.] aus, der - als der Vater noch lebte - im Aachener Palast als König eingesetzt worden war [Juni bzw. Dezember 983]. Zu dieser Zeit hatte ein gewisser Crescentius, nachdem Papst Benedikt [VI., 973-974] erwürgt worden war, auf tyrannische Weise den apostolischen Sitz erlangt [974!], bedrängte Rom und drang nach Italien ein, weil er glaubte, das ganze Kaisertum leicht seiner Herrschaft zu unterwerfen. Freilich verschanzte er sich mit allen seinen [Gefolgsleuten] in der sehr festen Burg [Engelsburg] des Kaisers Hadrian [117-138], die vermutlich vom Tyrannen Theoderich [493-526] erbaut wurde, und die ohne irgendeine Beschädigung durch Belagerungsmaschinen die Zeiten überdauert hat. [Crescentius?] Unverschämtheit ärgerte den König, und er wandte sich mit fast allen Großen seines Königreichs nach Italien [996], nicht allein um die gebührenden Strafen zu vollziehen, sondern auch, nachdem er wegen des [Angriffs auf das] befestigte Rom als apostolischen Sitz lange schwankend war, um den Stand der heiligen Kirche und gleichermaßen das Kaisertum wiederherzustellen. Daher nahm er auf Anraten und Wunsch der Verständigen, die bei ihm waren, seinen Erzkanzler Bruno mit, dem vom Leben, den Sitten und der Wissenschaft her der apostolische Sitz und die Leitung der ganzen heiligen Kirche anvertraut werden musste. Er errang durch die Urheberschaft Gottes die Spitze des höchsten Bischofsamtes und wurde [Papst] Gregor [V., 996-999] genannt. Durch ihn und alle Bischöfe, die dabei waren, wurde der König zum Kaiser geweiht. Aber als nach zwei Jahren der Papst das Licht dieser [Welt] verlassen hatte [999], empfing Gerbert [von Aurillac; †1003], zuerst Erzbischof von Reims, dann von Ravenna, der Erneuerer aller [sieben] freien Künste, ein sachkundigster Lehrer und dem wissbegierigen Kaiser auf jede Weise teuer, die höchste Ehre des römischen und apostolischen Sitzes und nannte sich [Papst] Silvester II. [999-1002]. Inzwischen brachte [Otto] den Ruhm des Kaisertums hervor und wollte den Crescentius zu langer Kerkerhaft verurteilen, die die Langmut des Kaisers bei [dessen] Unterwerfung nicht in eine nachsichtige Straflosigkeit für ihn und die Seinen umwandeln konnte. Er erlitt [aber] die gerechte Rache für seinen Starrsinn durch das Urteil Gottes. Endlich wurde er nämlich zu [Ottos] Gegenwart unter auferlegtem Eid herbeigerufen und kam; ermahnt, dass er sich mit den Seinen der Gnade des Kaisers ausliefern müsse, weigerte er sich aufbrausend. Ihm wurde erlaubt zurückzukehren, während ausgewählte Krieger, die in Treue durch Tapferkeit erprobt waren, ihm schnell folgten. Er kehrte zurück und wollte sich in den Abort eines höheren Gebäudes begeben und durch die Verriegelung [des Aborts] den Feinden entkommen. Indessen wurde er durch das Eingreifen der eiligen Verfolger zurückgestoßen, Geschrei entstand in der Höhe und sogleich waren die Seinen durch die scharfen Schwerter, die [die Verfolger] versteckt trugen, erschreckt und wurde dieser Wahnsinnige rastlos aus seiner Höhle gezogen und dem Kaiser überreicht, damit der Angeklagte als Majestätsverbrecher verurteilt würde. Geführt wurde er aber auf die Höhe jenes Hügels [Monte Mario], von dem du die ganze Stadt [Rom] sehen kannst; [dort] wurde er enthauptet [998]. Und derselbe Berg wird bis heute wegen des Triumphs über die Tyrannei von den Deutschen Berg der Freude genannt, von den Römern aber Schlechter Berg. Diese sagen, dass [Crescentius] durch Bestechung der Wächter dieser Festung [Engelsburg] von den Rächern der königlichen Majestät gefunden, vom Würfelspiel gewaltsam weggeschafft und bald auf der Tiberbrücke enthauptet wurde. Ein erfreulicher Triumph, ein erfreulicher Sieg, dem lange Zeit durch fröhliche Lieder gedacht wurde, da seine Begierde sich gegen den Kaiser richtete und zum Ende seines Lebens führte - gemäß dem Wort des Apostels Jakobus: "Wenn sie [die Begierde] schwanger ist, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber wird reif und erzeugt den Tod" [Jak. 1, 15]. [Otto] meinte, dass die schönste Ehefrau der Triumph über diesen Tyrannen sei, und geriet in eine unheilvolle Liebe, die ihn in der folgenden Nacht erniedrigte. Er wurde durch ein gewisses Gift verseucht, und - während die Krankheit des Gifts wütete - nicht viel später durch eine sehr schwere Entkräftung dahingerafft. Während aber ihn der Kölner Erzbischof Heribert [999-1021], schon damals ein wunderbarer Vermittler der Tugenden Christi, dessen Rat der ganze kaiserliche Hof befolgte, vertraut behütete, starb er dort [1002]. Und bald - wie von [Heribert] angeordnet wurde - wurde ihm [Otto] der Purpur angelegt, als ob er leben würde, und er wurde auf ein Pferd gesetzt, als ob er zu einem Heereszug aufbrechen würde Und so blieb sein Tod von den Römern unentdeckt, von denen nicht wenige nach der Hinrichtung des Crescentius schwer gekränkt waren, und er wurde diesseits der Alpen nach Schwaben gebracht. Seine Innereien wurden in der Stadt Augsburg bestattet, der Körper nach Franken gebracht und in der Mitte des Gebetshauses der heiligen Maria [Marienkapelle] - dies liegt in Aachen - ehrenvoll von demselben seligen Erzbischof beerdigt. Deswegen hatte [Otto] diesen Ort [Aachen] in größter Verehrung erneuert und ihn glänzender eingerichtet, nachdem dort auch andere Gemeinschaften von Mönchen und Kanonikern gegründet worden waren. Das Kloster der Mönche, das Burscheid heißt, zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Erzbischofs Nikolaus von Myra, der wie die Mutter [Theophanu] griechisch war, hatte er gestiftet; die [Gemeinschaft] der Kanoniker zu Ehren des heiligen Bischofs und Märtyrers Adalbert, weil derselbe, aus Böhmen gebürtig, zu seiner Zeit sowohl Mönch als auch Märtyrer gewesen war, strahlte hell durch Tugenden hervor. Er [Adalbert] war nämlich Bischof von Prag [982-997], als er beim Volk der Preußen das Wort des Lebens predigte, von den Heiden sieben Mal durchbohrt, enthauptet und drei Tage lang von einem Adler bewacht wurde. Und zuerst ist er bei den Polen beerdigt worden, später ist er von Herzog Boleslaw [I. Chrobry, 992-1025] zu seinem Bischofssitz Prag mit höchster Ehre gebracht worden [1039].
11. Aber weil der oben genannte Erzbischof [Heribert] auch die kaiserlichen Insignien mit sich aus Italien genommen hatte, geriet er in den Alpen in einen Hinterhalt des Herzogs Heinrich [IV.] der Noriker [von Bayern, 995-1004], der das Kaisertum schon lange anstrebte, und wurde mit Waffengewalt gezwungen, diese [Insignien] abzugeben, wobei er viele Ungerechtigkeiten zu erleiden hatte. Dieser Eindringling im Königtum erduldete im Gegenteil durch das gerechte Urteil Gottes später viele Mühsale, bevor er Kaiser wurde. Weil er die kaiserlichen [Insignien] unter einem Vorwand zurückhielt und weil viele Große des Königreichs zu ihm um des Vorteils willen zusammenkamen, regierte dieser Heinrich [II., 1002-1024]. Aber bald, nachdem er unter dem Vorwand [seines] Königtums die meisten Besitzungen des oft erwähnten Pfalzgrafen [Ezzo], die dieser aus dem Erbe seiner edelsten Ehefrau besaß, für sich zurückgefordert hatte, damit er sich bereicherte, zerstörte er [dadurch] die Freundschaft, die mit allen Mitteln [doch] vorzüglicher gemacht werden musste. So zeigt sich leicht das Schreckliche einer drohenden Gefahr. Und wirklich war der Herr Ezzo durch solche Ungerechtigkeiten in gerechtem Zorn erbittert, dem er mit Vertrauen auf die meisten seiner Anhänger, die Waffen und den Beistand mutig begegnete. Er beherrschte [indes] trotz Verdienst den königlichen Ort [Aachen] nicht. Diesen zu erlangen, war dem einen [Ezzo] auf jede Weise unmöglich, weil der andere [der König] in ganz Lothringen, wo dieser Ort lag, mehr als [s]ein Gegner galt. Auch wurde nämlich in den folgenden zehn Jahren sowohl wegen der Großherzigkeit des Pfalzgrafen als auch wegen des öffentlichen Eides, den [die Anhänger Ezzos] in der Folge von [dessen] Verurteilung geschworen hatten, von allen Lothringern die ganze königliche Ehre dem König aberkannt. Dieser zweifelte, dass er solch einem Mann irgendeine Verletzung zufügen könnte und rief ihn zu einer Unterredung herbei, die in der Stadt Mainz bei einer zahlreich besuchten Versammlung der Großen stattfand [1011]. Er besprach sich in einer Beratung mit diesen [Großen]. Diese unterwarfen sich sowohl aus Gunst als auch aus Furcht gegenüber dem König dem, was dieser nach Wunsch und Ansicht zuvor festgelegt hatte, und wichen [in ihrer Meinung] nur leicht vom König ab. Gegenüber [Ezzo] aber erklärten sie sich nachdrücklich und kränkend, nachdem sie im Voraus über dessen Ehre und die Fülle der Güter, durch die er unvergleichlich über all jene hinausragte, entschieden hatten. Der Stolze ertrug die Drohungen gekränkt, er verließ eilig den Hof und zog sich an den Ort Odernheim zurück. Nachdem er auf einer Wiese Zelte aufgeschlagen hatte, befestigte er ein Lager mit den stärksten Schutzmaßnahmen. Er verursachte [dadurch] den erbitterten Zorn des Königs. Dieser beklagte verärgert gegenüber den [auf dem Hoftag] Anwesenden sein Nachgeben [gegenüber Ezzo] und erkundigte sich zugleich darüber, was sie [diesen] verwegenen Entwicklungen entgegenzusetzen hätten. [Herzog] Dietrich [I. von Oberlothringen, 978-1026], dessen Herzogtum entlang der Mosel lag, hatte beim [König] die höchste Gewalt erlangt, wodurch sein Eifer für dessen Ehre heller leuchtete, als er - auf der Seite des Königs stehend - diesem seine bewaffnete Unterstützung zur Verfügung stellte. Er bot sich an, dem König einen besiegten Pfalzgrafen herbeizuschaffen. Als er dies vorschlug, stimmte der König zu. Erfreut eilte jener [Dietrich] - als ob mit Flügeln versehen - nach Odernheim, aber diese kriegerischen Flügel sollten ihn ins Unglück stürzen. Der Pfalzgraf nämlich - durch das Schutzmittel der Kundschafter besser vorbereitet, als der Herzog erhoffte - zog gegen diesen mit dem großen Mut der Seinen und noch mehr des Bruders, des Grafen Hezelin [†1033], und der Söhne, deren Kühnheit er oftmals geprüft hatte, in die Schlacht. Es kam zum Zusammenstoß, der Lärm der Waffen drang zum Himmel, Speere mischten sich mit Speeren. Daher hatte keiner mehr als in sich Vertrauen; die einen kämpften, um die anderen zu schwächen und sich selbst zu schützen. Gleich war beiden die Leidenschaft zu siegen, ungleich aber die Tapferkeit, die bei den Siegern zu Ruhm, bei den Besiegten zur Schande ihrer Unordnung führte. Nämlich fast das Heer des Herzogs wurde niedergehauen, zerstreut und zur Flucht gezwungen und der Herzog selbst mit den meisten der Seinen - dies war der größte Erfolg des Sieges - gefangen genommen, entwaffnet und gefesselt und zur pfalzgräflichen Burg Tomburg zur Bewachung gebracht. So groß war das Blutbad an den Kriegern des feindlichen Heeres am besagten Ort, dass sie die Wildheit dieser Schlacht verfluchten und bis heute der Ausspruch eines Freundes für die Freunde umgeht: dass [nämlich] ihnen kein Odernheim [Schlacht bei Odernheim 1011] geschehe. Deshalb meinte der verständigere König, dass der ausgezeichnete Mann [Ezzo] durch Wohltaten geneigter sein würde als durch irgendwelche Belästigungen beunruhigt, lud ihn vor zur Beilegung des Streits, der [auch] den Herzog und die Mitgefangenen betraf, vergaß die Angriffe und suchte dringend Treue und Freundschaft. Besonders erlangte [Ezzo] auch nicht weniger für sich als von seinen Großen den Dank der Zuverlässigkeit und der verdienten Ehre; ihm und seinen Nachkommen wurden die Insel des heiligen Suitbert, die im Rhein [gelegen] ist, mit allem ihrem Zubehör und auch Duisburg und Saalfeld, keine geringen Machtmittel des Königtums, zu dauerndem erblichen Besitz geschenkt [n.1016].
12. Zu wenig mag ich aber gesagt haben [darüber], dass innerhalb des gesamten römischen Erdkreises und außerhalb und bei den barbarischen Stämmen die Meinung des Mannes [Ezzo] am meisten galt. Zu dieser Zeit nämlich ersuchte der König der Polen Mieszko [II.; 1025-1034] mit verschiedenen, der Person einer Königin angemessenen Geschenken durch Gesandte [Ezzos] Tochter Richeza, welche die Erstgeborene war, um Ehegemeinschaft. Seine Tochter wurde, wie [Ezzo] wünschte und wie es sich gehörte, für die Vermählung unter dem Beifall vieler hergerichtet. Viele glaubten in uneitler Hoffnung, dass aus der Gelegenheit dieser Verbindung das Königreich der Slawen mit dem der Deutschen ein Bündnis eingehen könnte. Nicht viel später zog der König [Heinrich II.], [der] den Zustand seiner Herrschaft als sicher [erachtete,] wobei ohne Zweifel der vorzüglichste Mann [Ezzo] eine sichere Stütze war, nach Rom und wurde zum Kaiser gekrönt [1014].
13. Danach wollte der ruhmvollste Held [Ezzo] auf Grund eines Gelübdes seiner ebenfalls adligsten Ehefrau [Mathilde] an einem Ort ein Gebetshaus und eine für die Diener Gottes geeignete Unterkunft errichten, wo diese die göttlichen Nachtwachen halten sollten. In Planung [der Umsetzung] des Gelübdes, das ihm durch göttliche Eingebung vermittelt wurde, begehrten beide nach Rom, wo sie gültigen Rat finden wollten, zu reisen, um den heiligsten Mann, den römischen Bischof Johannes [XIX., 1024-1033], zu treffen. Sie verzichteten auf das, was sie an häuslicher Sorge beschäftigt hatte und wodurch sie den öffentlichen Händeln des Königreichs unterworfen waren, um auf jede Weise seelenfroh zu sein, und öffneten sich der Beichte. Nach der Lossprechung [von den Sünden] schenkte derselbe Papst ihnen ein kleines Kreuz mit den kostbarsten Reliquien der Heiligen Gottes, um sie sich des apostolischen Segens zu versichern. Gleichzeitig verpflichtete er sie durch apostolische Autorität, dass sie auf eigenem Erbe eine Gemeinschaft von Mönchen errichten sollten, deren innigere Lebensweise und deren Tag und Nacht stattfindendes, aufopferndes Gebet zu Gott ihnen auch das volle Heilmittel des himmlischen Lebens zukommen lassen könne.
14. Nachdem sie [Ezzo, Mathilde] ins Vaterland zurückgekehrt waren, wurden sie mit viel Ehrerbietung, mit viel Ehre und Ruhm empfangen. Zuletzt wurden sie fröhlich und festlich aufgenommen; dies ist eher mit Schweigen zu würdigen, als mit gewöhnlichen Worten der Wertschätzung auszusprechen. Denn jener [Ezzo] kundschaftete emsig aus, an welchen Orten, die Eigentum seines Besitzes waren, er sein beschworenes Gelübde Gott gegenüber mit der Gründung eines Klosters der heiligen Religion erfüllen könnte. Duisburg besonders oder die Insel des heiligen Suitbert schienen ihm dafür am geeignetsten; entweder wegen des vorbeifließenden Rheins oder wegen der sehr anmutigen Lage boten diese Orte gewissen erfreulichen Trost. Es wäre nämlich gut in Duisburg mit der Ansiedlung seiner gewünschten Gründung vorangegangen, wenn nicht dies sein beharrlicher Geist verhindert hätte; er zog allen [anderen] Orten wegen der sich ihm offenbarten Vision himmlischen Ruhmes Brauweiler vor. Es war ihm nämlich eine festliche Gewohnheit, niemals von diesem Ort wegzugehen, ohne den Weg in die Kirche des heiligen Medardus zu finden und dort reichlich zu beten und zu singen. Daher geschah es, dass er an einem Tag von den Strapazen des Weges und der Kraft der Sonne erhitzt war und, nachdem er in der heiligen Kapelle im Umgang gebetet hatte, sich zur Abkühlung in den Schatten eines Sykomorenbaums, den die Deutschen Maulbeerbaum nennen und der in diesem Gebiet vorkommt, auf den lieblichen Rasen setzte, so dass er einschlief. Wie ihm von oben, vom offenen Himmel erschien, kam eine Lichtkugel, heller als die Sonne, auf den Gott genehmen Ort herab und beschien diesen mit solcher Klarheit, dass das ganze umgebende Gebiet zu seiner Verwunderung erfreulich und glänzend aussah. Diese Vision wurde dem ehrwürdigen Helden [Ezzo] zuteil, und bald erwog er, nachdem er jeglichen Zweifel hintangesetzt hatte, ein und dasselbe in seinem Geist: dass an keinem [anderen] Ort reiflicher ein Haus göttlicher Bleibe gegründet werden könne als an dem, den auch schon längst die Beharrlichkeit väterlicher Arbeit bei der Rodung von Bäumen und Wald und bei der Vertreibung von wilden Tieren den Einheimischen lebenswert gemacht hatte und den schon die himmlische Vision seiner frömmsten Ehefrau bezeichnet hatte. Und weil er ja unentschlossen war, ob dies[e Gründung] begonnen werden soll, hatte er den Rat und den Trost des Abtes Poppo [1020-1048], bei dem zu dieser Zeit der mönchische Gottesdienst am besten in Blüte stand, des Vaters der Klöster der heiligen Bekenner Christi Maximinus und Remaclus [Stablo-Malmedy], erbeten durch Absendung des Herrn Erzbischofs Pilgrim [von Köln, 1021-1036]. Dieser [Poppo] war wie immer bereit, frommen Bitten zu gehorchen, und schickte sieben fromme Brüder, erprobt in Lehre und Tat, zu diesem Werk der Klostergründung.
15. Das Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1024. Nachdem der Kaiser Heinrich [II.] in seinem Bistum Bamberg gestorben war, übernahm Konrad [II., 1024-1039] das Reich. Jene [Mönche aus Stablo] kamen, nachdem sie den väterlichen und brüderlichen Segen empfangen hatten, zu dem besagten Ort [Brauweiler] an den 18. Kalenden des Mai [14.4.], am Dienstag zur dritten Tagesstunde, damit sie in Zion den Namen des Herrn zur Freude der Völker verkündeten, um Gott zu dienen, der zu diesen versammelten [Mönchen] in seinem Namen spricht: "Macht eure Dinge gut, und ich werde heimisch sein mit euch an diesem Ort in Ewigkeit." Daher wurde alles für die, die durch die Gnade zu Gott gekommen waren, beschleunigt. Die Fundamente des Klosters wurden endlich errichtet nicht an dem Ort, wo die kleine oben erwähnte Kirche stand, sondern von dort 18 Schritte in nördlicher Richtung entfernt. Dies geschah besonders aus dem Grund, damit der Körper eines verstorbenen Kindes, der dort in der Erde beerdigt liegt, weiter in einem niedrigen Erdhügel ruhen konnte. Während also für die Gräber der Toten bei der Errichtung des Klosters Sorge getragen wurde, kam der Beginn der heiligen Gründung wegen des betrüblichen Todes der an Tugenden sehr reichen [Kloster-] Gründerin Mathilde, der gegenüber Gott frömmsten Frau, ins Stocken. Diese nämlich war, solange sie körperlich gesund und wohlbehalten war, wegen der eifrigsten Sorge um das Gebet der Mönche und wegen des Almosengebens, auch deswegen, was sie an den Dienern Gottes, den Mönchen, wie Martha an Jesus tat und was sie an ihrem Haus Brauweiler erfreute, häufig beim Gottesdienst dieser [Mönche] anwesend - und nicht weniger deswegen, weil sie wie Maria eifrig den heiligen Predigten wie den Worten des Herrn folgte und täglich den ganzen Psalter sang. Es ging kein Samstag irgendeiner Woche vorbei - wo es freistand zu baden -, ohne dass sie irgendjemanden aus der Menge der Armen beiseite nahm und mit warmen Wasser wusch, den Schmutz entfernte, das Haar kämmte und ihm neue oder weniger alte Kleider anzog und dem [so] Versorgten erlaubte, sich zu entfernen. Daher geschah es auch, dass andere, durch Blindheit in ihren schmerzlichem Lebenslauf verdammt, das Heilmittel des Wassers erkannten und in unzweifelhafter Treue glaubten, dass [Mathildes] Verdienste etwas bewirken konnten. Zum Zeugnis ihrer Tugenden hielt sich bis in unsere Zeiten eine schon alte Frau Adelburg auf, die uns üblicherweise berichtete, dass sie, weil sie von Kindheit an blind war, an der Schwelle zum Erwachsenenalter hierher gelangte und nicht lange danach durch das, wovon wir eben gesprochen haben, die willkommene Ehre des Lichts zu sehen verdiente. In der Burg Tomburg erfuhr von [Mathilde] eine gewisse in Blindheit Lebende dieselbe Gnade vor dem heiligen Kreuz und mit Hilfe des heilenden Kreuzes des Herrn, wie unzweifelhaft geglaubt werden kann. Deswegen wurde das heilige Kreuz zu seiner größeren Verehrung durch [Mathilde] selbst ehrenvoll nach Brauweiler gebracht. Was noch? Sie bot allen [ihre] ganze Fürsorge und diente in ihrem Glauben der Tugend, Wissenschaft, Enthaltsamkeit, Duldsamkeit, der brüderlichen Liebe und der Nächstenliebe, damit sie durch gute Werke ihre Berufung bewirkte, um sich auf den Eintritt in das ewige Reich des Ruhms Jesu Christi vorzubereiten.
16. Es stand schon das nächste Jahr nach dem, das wir oben behandelt haben, bevor, nämlich [das Jahr] der Fleischwerdung des Herrn 1025, als Graf Hezelin, [der Bruder des Erenfrid] durch die Gnade der Verwandtschaft sowie einer aufwändigen Verehrung und Freigebigkeit jenen Ort Echtz mit seinem Besuch in jeder Hinsicht, wie er konnte, ehrte. Wie es erlaubt ist zu glauben, ordnete nicht weniger als Christus an, sich beim Gastmahl am Himmlischen zu erfreuen und beständig in Freude die Gemeinschaft zu pflegen im Umgang mit Sarah, Sephora und der heiligen Elisabeth. Nachdem also sich Freude über das Gastmahl ausbreitete, wurde [Mathilde] von einem leichten Fieberanfall ergriffen. Als sich über mehrere Tage ihre Krankheit verschlimmerte, empfing sie endlich am siebten Tag nach dem, wo sie niederliegen musste, das Sterbesakrament des Heils und verließ ihre trauernden und weinenden Begleiter. Von der Niederung der Tränen [des weltlichen Daseins] ging sie zu ihren Vorfahren über, die sich am wahren Leben der ewigen Schönheit ohne Ende erfreuten. Nachdem ihr Tod in der Pfalz in Aachen schnell bekannt worden war - damals befand sich nämlich der Pfalzgraf in einer Zusammenkunft mit den Großen ganz Lothringens -, nahm er diese beiseite, von denen die einen sie als Herrin, nicht wenige als Zierde und Ehre des Reiches betrauerten, beklagten und beweinten. Schnell gelangte er zum ehrwürdigen Pfand des entseelten Körpers seiner Gefährtin. Nachdem sie aufgebahrt worden war, während die einen Psalmen aus der heiligen Ordnung wiedergaben und die anderen Leuchter und Kerzen vorantrugen, wurde sie nach Brauweiler überführt und im Kloster niedergelegt, wobei über sie ein Zelt ausgebreitet wurde, innerhalb der Mitte des klösterlichen Kreuzgangs. Eine große Menge an Kölnern, die ihre Totenmesse besuchen wollten, kam mit ihrem ehrwürdigen Erzbischof Pilgrim dorthin zusammen. Sie erfüllten mit Psalmen und Nachtwachen drei Tage und Nächte lang ununterbrochen die Sakramente der Messen für deren Totenfeier, die solch einen Schmerz wegen [dieser] Frau und [deren] Ableben hinterließ. Endlich wurde am vierten Tag vom Erzbischof innerhalb dieses Zeltes ein Altar zu Ehren der heiligen Maria geweiht [7.11.]; vor diesem ist [Mathildes] Körper ehrwürdig bestattet worden. Und auf einer Inschrift über dem Grab steht geschrieben: "Großvater Otto [I.], Vater Otto [II.] und Bruder Otto [III.], der das mächtige, schädliche Rom unterwarf, waren mit dieser verwandt. Sie war die Gründerin dieses Hauses [Kloster Brauweiler], die Führerin und Frau des Vollbringers [Ezzo]. Als Mathilde empfing sie daher ein edleres Geschlecht. Der vierte November [4.11.] brachte sie um ihr Lebenslicht und führte sie zum [himmlischen] Leben im Bogen des Lichts. Was wir ihr schulden, weil wir nicht zur Erfüllung fähig sind, spende du als Trost, Christus, der Erlöser! Amen." Es erlag aber am selben besagten Ort Echtz wie [Mathilde] an derselben Krankheit des Fiebers ein gewisser Krieger mit Namen Harnit, der am nach ihr am nachfolgenden Tag [5.11.] verstarb, aber vor ihr als Erster die Ruhe des Grabes draußen vor dem [Kloster-] Gebäude fand.
17. Aber dennoch betrieb der ehrwürdige Held [Ezzo] das angefangene Werk weiter, so dass im fünften Jahr [1028], nachdem dieses Kloster [Brauweiler] vollständig fertiggestellt worden war, dessen Weihe der oben genannte Vorsteher [Pilgrim] an den 6. Iden des November [8.11.] vollzog und nach Gewohnheit mit seinem Bann rechtsgültig auf ewig versicherte die Güter, die dieser fromme Gründer [Ezzo] und Gründer des heiligen Ortes mit Zustimmung seiner Kinder den besonderen Bekennern Christi, nämlich dem heiligen Nikolaus und Medardus, abgetreten hatte, und die [Güter], die den Kindern verblieben waren und von denen er hoffte, dass sie von diesen in der Folge frei gegeben würden. Der ehrwürdigste Abt Poppo wollte die Aufsicht [über das Brauweiler Kloster] nicht ausüben - er selbst hatte die Sorge für die anderen Klöster inne - und sorgte dafür, dass aus seinen [aus Stablo gekommenen] Brüdern ein geeigneter Abt gewählt wurde von allen gemäß den Sitten der Mönche durch das wahre Wort und nach göttlichem und menschlichem Tun: ein ausgezeichneter und tüchtiger [Mann] mit Namen Ello [1030-1053]. Diesem wurde die evangelische Verwaltung [wegen der evangelischen Räte des Mönchtums: Ehelosigkeit, Armut, Gehorsam] vom Herrn Ezzo selbst anvertraut, und somit wurde er zur vollziehenden Fürsorge der empfangenen Leitung im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1030 vom besagten Erzbischof eingesetzt. Er [Ezzo] gewann den frommen Lebenswandel des Abtes und der Brüder - es waren außer den untergeordneten [Laienbrüdern], die ihrer Lebensweise unterworfen waren, 16 - lieb und schätzte die in jeder Weise leidenschaftlichste Frömmigkeit in den Gottesdiensten, so dass er - unter dem Seidenkleid mit dem goldenen Gürtel [schon] bekehrt - glaubte, den Sitten mehr als dem Aussehen nach ein Mönch zu sein.
18. Von daher geschah es, dass einer seiner Krieger, der die Mönche gern erniedrigte, durch frechen Widerspruch angegriffen wurde. In einer Nacht, die feierlich begangen wurde, als das Zeichen des zu erfüllenden göttlichen Lobes ertönte, befahl - was vorher nicht üblich war - [Ezzo] diesem, zur Durchführung des Lobes mit entzündeter Kerze zur Kirche voranzugehen und dort schließlich stehen zu bleiben. Er tat das Befohlene, und wie er angekommen war und wie die sonntägliche Predigt unter Schweigen gefeiert wurde, meinte er, dass alles zu Ende sei, und wollte mit brennender Lampe, wie er gekommen war, zurückkehren, wagte [dies] aber nicht ohne Zustimmung des Befehlenden. Nur in einem Hemd dastehend, wurde er nämlich durch die Kälte der eisigsten Nacht allzu sehr bedrängt. Von dessen Not wusste der fromme und kluge Held und versteckte sich, um diesen [so] zurechtzuweisen; gar nicht beachtete er ihn. Hingegen wandte er sich immer den Feierlichkeiten zu, bis alle sangen, den Hymnen und - wie üblich - seinen Wünschen und Gebeten und blieb am Platz stehen. So wurde jener besser kunstfertig zurechtgewiesen als mit dem rauen Tadel des Scheltenden. Er begann, seinen Herrn unablässig und heftig zu rufen, wollte nichts [mehr] für sich behalten und sich und all seine [Güter] den Dienern Gottes, den Mönchen, überantworten und rief, obgleich er von der evangelischen Lebensweise nichts wusste, als Zeugen die an, die ihn, den Verlassenen, im ewigen Tempel aufnehmen sollten.
19. Und nicht unerwähnt zu lassen ist, dass aus der Tüchtigkeit von [Ezzos] Glauben heraus ein Wunder entstanden ist. Der Herr sagt: "Die Werke nämlich, die ich vollbringe, verbringt der selbst, der an mich glaubt" [Joh. 14,12]. Von diesen Worten kann sich niemand ausnehmen, gleich welchen Geschlechts, welchen Standes, welchen Berufs und auch welchen Ehestandes - ich möchte hier die Seelenruhe der Jungfrauen und Witwen nennen - er ist. Es geschah nämlich, das [Ezzos] Meier mit Namen Rudolf auf einem Acker des Brauweiler Gutes bloß reinen Weizensamen aussäte, die Ernte aber nur sehr wenig Weizen ergab, weil insgesamt die Aussaat des Getreides sich in den fluchwürdigen Lolch [Schwindelhafer] verwandelt hatte. [Rudolf] fürchtete sich davor, dies[e Ernte] nach dem Mähen auf [Ezzos] Befehl in den Speicher zu bringen. Er gab das, was von den Seinen von der Spreu getrennt wurde, zurück in die Ackerfurchen, nachdem dieses Landstück wieder umgepflügt worden war. Es geschah daher, wie [Ezzo] befohlen hatte, und im Namen [des Herrn] wuchs alles, und [Rudolf] erntete im folgenden Jahr weder Korn noch Lolch, sondern reinsten Weizen. Nicht allein von diesem Rudolf, sondern von allen alten Bauern in jenem Gebiet wurde dies uns in zuverlässiger Erzählung berichtet.
20. Nicht weniger wunderbar [war dies, was] vor [Ezzos] Tod [geschah]: Einer, dem immer noch der erste Bartflaum des jugendlichen Alters entspross, war nicht fremd gegenüber der Tugend des Glaubens, außerdem war er mit dem heiligen Bischof Ulrich [von Augsburg] verwandt und heiter durch die Süße der Wunder[, die] sein Verwandter oft [bewirkt hatte]. Der Psalmist sagt: "Mit dem Heiligen wirst du heilig werden, und mit dem Erwählten wirst du erwählt werden" [Ps. 17, 26f]. Es war nämlich geschehen, dass der selige Mann [Ulrich] auf Veranlassung Christi am Geburtstag des Kaisers Otto des Großen mit der übrigen Versammlung der Bischöfe in der Kälte des Winters den [kaiserlichen] Hof aufsuchte. Es war notwendig, einen gewissen Wald zu durchqueren. Der Ast eines weit ausladenden Baums verursachte ein Hindernis auf dem Weg, wie es zu geschehen pflegt. Diesen riss er mit der Rechten [Hand] ab und kehrte mit oftmals heiligem Gemurmel der Psalmen und Gebete auf den Weg zurück. Sofort erblühten aus diesem [Ast] durch die Wärme seiner heiligen Hand - wie durch die Frühlingssonne bewirkt - pralle Knospen und wachsende lebendige Blätter. Als er selbst, der von einem außergewöhnlich jungen Mann, dem Verwandten, begleitet wurde, dies erstaunt wahrnahm, wollte er den Ast verbergen, was auch geschah, und warf ihn beiseite. Jener [junge Mann] sammelte, vom Pferd abspringend, diesen [Ast] sofort ein. Aber damit für diesen die Tugend des Wunders keine Einbildung für das Volk werden sollte, empfing er vom heiligen Bischof den Befehl, dass er in der ganzen Zeit, solange er lebte, diesen [Ast] bewahre und immer als liebenswertes erfreuliches Pfand ausgezeichneter Lebenskraft im Geheimen bei sich führe. Später nämlich führte besonders durch die Gnade dieses Wunders Erzbischof Hermann [II., 1036-1056], der Sohn dieses ehrwürdigen Vaters, [Zusatz: nämlich des Pfalzgrafen Erenfrid], in der heiligen Kölner Kirche ein, den Festtag des heiligen Bekenners Christi [Ulrich von Augsburg] zu feiern.
21. Wir aber führen in weitergehender Schilderung der Handlung [das Folgende] aus: Nach dem Tod von [Ezzos] sehr frommer Ehefrau [Mathilde], als schon das zehnte Jahr [danach] bevorstand, wurde er - wie immer - von einer sehr großen Begleitung seiner [Leute] umringt und reiste zu seinem Besitz Saalfeld. Lange Zeit verweilte er dort und wurde krank, schon in einem Alter von nahezu 80 Jahren stehend. Er fand ein seinem Glauben, seiner Hoffnung und seinem Wirken entsprechenden Tod und wurde wahrhaftig mit den Seligen, die in Gott starben, in jenem Leben, in dem niemand stirbt, im Geist vereint. Sein Körper aber wurde fortgebracht zum von ihm geliebten Ort [Brauweiler], den er - wie der Patriarch Abraham - nicht von den Bewohnern der Erde, sondern von Christus und dessen Heiligen durch die Vergabe seiner Güter als Grablege gekauft hatte, und vom oben genannten Erzbischof, [falscher Zusatz: dem frommen Hermann, seinem Sohn], neben dem Körper seiner gegenüber Gott frommsten Ehefrau Mathilde beerdigt. Und die Inschrift oberhalb des Grabes lautet: "Es gehört sich, den Namen des Erenfrid über den Himmel zu schreiben, im Namen dieses Gründers steht dieses Haus [Kloster]. Dazu lenkte die geliebteste Ehefrau ihn hin zu dem, was geschah [hinsichtlich der Klostergründung]; und sie starb [und] hinterließ [ihn], und er starb. Die sich Befruchtenden gaben mit den Pfändern der Lenden, er nahm den Kindern, was er hier den Mönchen gab. Die Kalenden der Zwillinge [21.5.] erbarmten sich ihm im doppelten Greisenalter. Jener, der Gott ist und Mensch, unterstütze dieses Haus."
22. Ludolf, der älteste von [Ezzos] Söhnen, starb drei Jahre vor dem Vater [1031] an diesem Ort Brauweiler, dessen Vogtei er als Erster nach dem Vater innehatte, und wurde dort bestattet. Er hinterließ seinen Sohn Kuno. Bei ihm [Ludolf] liegt dessen Sohn Heinrich.
23. Daher wurde Otto [I., 1034-1045], [Ezzos] Sohn, der vom Aussehen her anmutig, von der Gestalt schlank und von der Rede angenehm war, als würdiger Erbe in die Angelegenheiten und die Ehre des Vaters eingesetzt. Und nicht viel später danach empfing auch sein Bruder Hermann durch die Gnade Gottes, die Wahl der ganzen Geistlichkeit und die Gunst des gesamten Volkes das Erzbistum des heiligen Köln [1036].
24. Zu dieser Zeit hatte die Königin Richeza, nachdem die Trennung zwischen ihr und ihrem königlichen Ehemann [Mieszko II.] vollzogen war, durch dessen Hass und Nachstellung, als sie ihm schon [Herzog] Kasimir [I., 1034-1058] geboren hatte, dessen vorzügliche Nachkommenschaft durch Reichtum und Macht noch vornehm bis heute besteht, ihre Pelze mit dem Schleier vertauscht, entfloh - von wenigen unterstützt, angeekelt von [Mieszkos] Dünkel und von den Sitten der unduldsamen barbarischen Slawen - heimlich und kam zu Kaiser Konrad [II., 1024-1039] nach Sachsen. Vom diesem ist sie auch ehrenvoll aufgenommen worden. Und nichtsdestoweniger wurde er großartig mit ruhmvollen Gastgeschenken von ihr geehrt. Er empfing von ihr zwei Kronen, die von ihr und die des Königs, ihres Ehemanns, und sie gestand ihm zu, ihr [Königreich] wie das eigene Königreich, solange er lebe, mit Autorität und mit demselben Ruhm zu beherrschen als gänzliche Vergeltung für sie [und ihr Schicksal]. Er betrachtete das Ganze als seine Aufgabe, und rechtzeitig vereinigte er das, was außerhalb der Grenze lag, und das römische Reich unter seine Erhabenheit. Nachdem er nämlich bald einen Kriegszug gegen die Polen durchgeführt und über den ganzen Stamm der Slawen bei Tributzahlung des Mieszko triumphiert hatte [1029 und/oder 1031], erhielt er als Trophäe des Sieges die zweifache Krone. Aber dadurch geriet er in kurzer Zeit in Schwierigkeiten, und so starb er [1039], und sein Sohn Heinrich [III., 1039-1056] erhielt die höchste Herrschaft. Als dieser angefangen hatte zu regieren, kam Missgunst gegen ihn auf bei Herzog Gottfried [II. von (Ober-) Lothringen, 1044-1047] und Graf Balduin [V. von Flandern, 1036-1067], was zu einem sehr verderblichen Aufstand führte; er [Heinrich] erlitt viel Feindliches. Er überwand dies alles, wobei der oben genannte Erzbischof Hermann und dessen Bruder Pfalzgraf Otto, die er in Tat und Ruhm immer als seine Gefährten hatte, am eifrigsten mit ihm kämpften und ihn in allem am ruhmreichsten unterstützten. Weil ja nicht allein die Treue des Pfalzgrafen, sondern auch seine Stärke dem Kaiser außerordentlich zustreben musste, trug das Geschehen überall zum großen Lob für diesen Mann bei.
25. Es war im Wald der Slawen, der auf Grund der Unwegsamkeit des Forstes in ihrer [slawischen] Sprache Lovia genannt wird und der auf Grund außerordentlicher Breite und Länge als wüste Einöde eine unermessliche Menge von Bären ernährte. Ein Bär war durch natürliche Kampfeswut wilder und grausamer als die Übrigen und besaß - jenseits dessen, was geglaubt werden kann - eine ungeheure Körpergröße. Seine Kampfeswut war so groß, dass nicht allein die Jagd auf Hirsche, der Raub von Damwild und das Erlegen anderer Wildtiere der zu lindernden ungeheuren Gefräßigkeit seines Magens genügte, sondern er auch bei Tageslicht mit todbringendem Überschwang, während kein Jäger furchterregend in Erscheinung trat, mit schrecklichem weit geöffneten Rachen umherziehend, in den offenen Gebieten der Nachbarschaft aus seinem Lager machtvoll auftauchte und Zugtiere und die kräftigen Körper der Ochsen, die entweder an einem Wagen angebunden waren oder unter dem Joch des Pflugs gingen, angriff, tötete und verschlang. Vertrieben wurde ein ganzer Stamm von seinen Gütern durch diesen fluchwürdigen Zerstörer; und alle, die dies vermochten, verfolgten auf irgendeine Weise jenen, um ihn von ihren Gebieten zu vertreiben oder zu töten, oder suchten, wenn sie dies nicht tun konnten, andere Gebiete und zurückgezogene Unterkünfte auf. Ihre Güter wurden heimgesucht durch diese Plage, und sie suchten endlich, wie ich hier folgen lasse, nach dem einzigen Heilmittel, als sie beim Herrn Pfalzgrafen darüber klagten, um ihn mit demütiger Bitte geneigt zu machen, dass er gegen den gemeinsamen Feind vorgehe, um gegen diesen mit Gottes Hilfe und der eigenen Tapferkeit ohne Zweifel einen Sieg zu erringen. [Der Bär] verwüstete nämlich das Gebiet um Saalfeld am heftigsten. Was sie erflehten, wurde in die Tat umgesetzt. [Otto] bestieg also ein Pferd, begleitet von der Fährten suchenden Hündin einer haarigen und tapfersten Hunderasse mit widerspenstiger Mähne. Die Jagd begann; nachdem die übrigen Jäger mit dumpf tönenden Hörnern die unwegsamen Orte des Waldes in Beschlag genommen hatten, kam das gewaltige Raubtier, sobald es entdeckt worden war, heraus und griff [Otto] unter schauderhaftem Brüllen und mit in die Höhe gestreckten Armen drohend an. [Ottos] erster Angriff erfolgte, während die Hündin mit einem heftigen Biss ein Ohr [des Bären] zerfleischte. Die Natur der Verletzung machte [den Bären] wild, während er sich [der Hündin] zuneigte, um sich mit scharfen Krallen an ihr zu rächen. Nachdem [der Bär] diese in kurzer Zeit zerfleischt hatte, schleuderte [Otto] einen Jagdspieß in die Mitte des Hinterkopfs [des Bären], der zermalmt zur Erde sank. Darauf wurde dessen Fleisch, wie es angemessen war, als Nahrung bereitet und ein fröhliches Gastmahl veranstaltet. Dessen Fell wurde gemessen und hatte eine Länge von fünfzehn Fuß. Es sind die, die sagen, dass nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart ein würdiges Schauspiel von Zweikämpfen bietet. Die Bewohner waren [voll] des Lobes über ihn [Otto], der solchem widerstanden hatte und dem das wegen [fehlender] Tapferkeit unbedeutende Zeitalter nicht widerstand.
26. Der Kaiser [Heinrich III.] aber, der den Mann [Otto] zum Ruhm großer Würde emporheben wollte, übergab ihm, nachdem er von diesem die Insel des heiligen Suitbert und Duisburg empfangen hatte, aus der Gnade der Freigebigkeit das Herzogtum der Schwaben und setzte Heinrich, den Sohn seines Onkels [Hezelo], zum Pfalzgrafen ein [1045]. Dieser [Otto] regierte das ihm übertragene Herzogtum ruhmreich in gewinnender Fürsorge gegenüber diesem [Kaiser]; im dritten Jahr seines Herzogtums beschloss er - oh Schreck! - an den 7. Iden des September [7.9.1047] in der Burg Tomburg viel zu früh seinen letzten Tag.
27. Zu dieser Zeit feierte der Kaiser, um einen Feldzug gegen Flandern zu unternehmen, das Fest der heiligen Maria [8.9.] in Xanten. Dort ermunterte der fromme Erzbischof Hermann das Volk und ermahnte alle, bei der höchsten Gnade [Gottes] für die Fortsetzung des Königtums zu beten und dafür, dass dem Kaiser ein Sohn geschenkt würde; durch einen Boten erfuhr er vom Tod des Bruders, mit weinender Stimme beendete er seine Rede und reizte alle Bestürzten zum Wehklagen. Nachdem die feierliche Messe beendet war, wurde er durch die wiederholte Bitte aller und des Kaisers selbst festgehalten, weil sie für den Augenblick nicht dessen Tröstung entbehren konnten, und der Bischof Bruno von Toul, der später aus der Tapferkeit der Seele und des Glaubens heraus zum römischen Papst Leo [IX., 1049-1054] gemacht wurde, wurde zur Beerdigung von dessen Bruder nach Brauweiler geschickt. Dort angekommen und erfüllt davon, was ihm befohlen und was von ihm verlangt wurde - er war nämlich ein Mann von überragender und liebenswerter Gestalt, wunderbar ausgezeichnet durch Wort und Tat am Körper Christi [der Kirche] -, führte er alles, womit die kirchliche Liturgie die betrüblichen Exequien heiligte, bei [Ottos] Begräbnis ehrerbietig und gewissenhaft aus. Und so beerdigte er ihn ehrfürchtig neben den Gebeinen seiner Eltern. [Über [Ottos] Grab steht diese Grabinschrift geschrieben: "Als der jungfräuliche Stern an den siebten Iden endete, ermahnt er den, der dorthin kommt und dies weinend liest. Heu! So sank die Blüte der großartigen Könige, der Ottonen, dahin, durch die die kaiserliche Zierde im Erdkreis aufhörte. Als deren Blüte trug dieser Otto, dem Mathilde die Mutter, Ezzo der Vater war, durch den Namen [Otto] den Namen weiter. Ihre Wehklage gehört dem, der als Herzog der Schwaben starb; aber über den Tod hinaus bringe, Gott, ihn wieder besser hervor."]
28. Am selben Tag legte [Ottos] Schwester, Königin Richeza, die ihn nämlich so betrauerte, dass sie selbst fast starb, all ihren Schmuck - Halsbänder, Ringe, Gemmen und Diademe -, Gold und golddurchwirkte Kleidung auf den Hauptalter [der Brauweiler Kirche], um sich zum Dienst an Gott zu bekehren. Und nachdem sie vom heiligen Bischof den heiligen Nonnenschleier empfangen hatte, verhüllte sie das Haupt und bestimmte, dass ihr Grab neben dem des Bruders sein solle; und sie forderte den Eid der Ihren darüber, durch den die Nachkommen treu daran gebunden waren.
29. Deswegen riss Abt Ello - eingedenk [Richezas] sehr großer Hilfe - das alte, gegründete Kloster nieder und begann, auf mächtigeren Fundamenten ein anderes als neues [Bau-] Werk zu errichten, ließ es [aber] unvollendet. Schon zuvor war die Kapelle des heiligen Medardus baufällig gewesen, und er wollte deren Hauptaltar ohne Beschädigung in den Kreuzgang des vorherigen Klosters überführen; doch gelang dies nicht. Er zerbrach nämlich ganz und gar. Und der geheiligte Ort, in dem sich [der Altar] vorher befunden hatte, war entweiht und durch göttliches Schicksal, nämlich durch die Morschheit eines Pfeilers, schwer beschädigt. Alles andere führte er [Ello] in allem glücklich und trefflich durch. Er starb [1054] und wurde von seinem Nachfolger Tegeno [1054-1065], der schon längere Zeit davor eingesetzt worden war, ehrenvoll beerdigt.
30. Wahr ist auch, dass der fromme Erzbischof Hermann diesem Ort [Brauweiler] einen besseren Schutz der Frömmigkeit verschaffte und einen Brief des apostolischen Papstes Leo [IX.] verlas [1052]. Und die, die gegen diesen [Brief] verstießen und weder die göttlichen noch die menschlichen Rechte der Gerechtigkeit der Religion anvertrauten, sondern diese verachteten, entsetzten ihn [Hermann], und er beweinte die Beschwernisse unserer Zeit, mit ganzer Inbrunst auf Gott gerichtet. Eine Abschrift dieses [Briefes] ist diese: "Bischof Leo, Diener der Diener Gottes, dem ehrwürdigen Erzbischof Hermann der heiligen Kölner Kirche und durch ihn seinen kanonischen Nachfolgern auf ewig. Es gehört sich, dass ihr durch den Apostel gelenkt werdet, um durch fromme Religion Zustimmung zur Frömmigkeit zu zeigen, damit auch wir voranschreiten zur ewigen Glückseligkeit und die Kirchen zu ewiger Verteidigung. Weil dein Bote nach Rom kam, geliebtester Sohn, bewegte er uns durch das Übermaß seiner Bitte, dass wir durch ein Schriftstück der apostolischen Verteidigung deiner Kirche, der in Brauweiler gelegenen Abtei, versichern, was der Befehl unseres geliebtesten Sohnes, des Kaisers Heinrich [III.], enthält. [Die Urkunde des Kaisers wird im Folgenden nicht aufgeführt.] Wir neigen daher deinen gerechten Bitten zu und versichern und bekräftigen deiner Kirche das besagte Kloster durch apostolische Autorität, damit es innehat und besitzt mit ganzer Unversehrtheit das, was es bis jetzt innehat und in Zukunft erlangen kann, gemäß der Festsetzung, die unser Sohn, der durchlauchtigste Kaiser, zuvor getroffen hat. Wir setzen durch apostolische Zensur fest, dass kein Kaiser, König, Erzbischof, Bischof, Herzog, Markgraf, Graf, Vizegraf oder ein beliebiger Vollstrecker von Macht es wagt, [dies] zu behelligen oder zu zerbrechen; hingegen soll das von dir Festgesetzte erhalten bleiben. Wer aber gegen dieses Schriftstück der Verteidigung versucht anzugehen, den wird der Speer unserer Verfluchung treffen, und er wird niemals verdienen, zum [ewigen] Leben aufzusteigen. Wer aber dieses Privileg beachtet, möge unseren vollständigen Segen haben."
31. Der Kaiser Heinrich, der diese Urkunde bezeugte, hatte gemäß dem Wunsch des besagten Papstes schon diesen Ort [Brauweiler] durch seine Autorität und durch ein Privileg gestärkt. In Kenntnis des Abstands zwischen dem früheren und unserem Zeitalter ist leicht zu unterscheiden, in welch gefährliche Zeiten [des Investiturstreits] wir herabgekommen sind, weil alles sich von einem Gott gefälligen und den Menschen begünstigenden Zustand [ins Schlechte] geändert hat. Wie die Wahrheit nämlich sagt: "Weil Ungleichheit überfließt, erkaltet die Liebe vieler" [Math. 24,12].
32. Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1056 nämlich, als der fromme Erzbischof Hermann starb, folgte ihm im Bischofsamt der ehrwürdige Mann Anno [II., 1056-1075], der, obwohl er ein erwiesener Förderer der heiligen Religion war, zwischendurch dennoch mehr seinen Interessen als dem Recht der Religion fest anhing und unterstützend nichts für diesen Ort der Frömmigkeit [Brauweiler] tat. Dies empfand Königin Richeza schmerzlich. Nachdem Rat gehalten worden war, führte sie rechtsgültig an, dass der Erzbischof [das Kloster] durch Wohltaten versöhnen solle. Sie kam zu ihm auf die Insel des heiligen Suitbert [Kaiserswerth], als er sich mit dem Kaiser [dort] aufhielt [1056]. Er gab in feierlicher Übergabe nach Rechtsurteil dem heiligen Petrus [dem Erzbistum Köln] Saalfeld [und] Coburg, dem heiligen Nikolaus [dem Kloster] aber Klotten durch die Hand seines Pfalzgrafen Heinrich [I., 1045-1061] zum Nutzen. Bald bestätigte der Erzbischof mit einem entsprechenden Gelöbnis und demselben Rechtsurteil, wonach dem heiligen Petrus und ihm Saalfeld [und] Coburg als ewigen Besitz zukamen, Klotten dem heiligen Nikolaus und Abt Tegeno, der anwesend war, und wobei der Kaiser selbst dies als gerecht bestimmte, durch seinen Schrecken verbreitenden Bann unter Verfluchung von verdammenswerten Eindringlingen in deren Güter. Über diesen Rechtshandel frommer Ausführung wurde auch ein Privileg dieser Königin ausgestellt, das zur Widerlegung der Gottlosen, für die Gerechtigkeit Strafe ist, bis heute für die, die dies lesen wollen, von den Bewohnern des heiligen Ortes [Brauweiler] aufbewahrt wird.
33. Im Jahr 1061 aber danach, als das Kloster in Brauweiler schon vollständig [erbaut] war, kam derselbe ehrwürdigste Erzbischof Anno in Ausübung seines Amtes mit dem Bischof Egilbert von Minden [1055-1080] dorthin und führte unter Verehrung der heiligen Bekenner und Bischöfe Nikolaus und Medardus an den 3. Kalenden des November [30.10.] die Weihe dieses Klosters durch und bestätigte, in priesterlichen Gewändern mit der Inful bekleidet, insbesondere - Jesus sei Zeuge! - Klotten und allgemein den übrigen zusammengekommenen Besitz jenem Ort [Brauweiler] mit seinem Bann zum zweiten Mal.
34. Errichtet wurde auch ein anderes Kloster aus Mitteln dieser ruhmreichsten Frau und Königin [Richeza] durch den Würzburger Bischof Adalbero [1045-1085] am Ort, an dem das geheiligte Martyrium des heiligen Kilian und seiner Gefährten geschah, weil ja [der Besitz des] Bistum[s Adalberos] durch [Richezas] zahlreiches Gefolge mit allem, was zur Stadt Salz [an der Fränkischen Saale] gehört, durch königliche Freigebigkeit vermehrt wurde. Nicht lange danach, nämlich im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1063 an den 12. Kalenden des April [21.3.], ist sie [Richeza] in Saalfeld gestorben. Der Körper aber dieser Frau ist unter entsprechenden frommen Exequien nach Köln gebracht worden und auf Drängen des Erzbischofs dort in der Kirche der heiligen Maria ad Gradus bestattet worden. Bei dieser Gelegenheit wurde gegen göttliches Gebot und Recht dem heiligen Ort Brauweiler nicht allein der Körper seiner Stifterin, sondern auch Klotten - mit Ausnahme eines Zinses von fünf Pfund - geraubt. Darüber, jedenfalls über die ganze Rechtsverletzung, ist durch den Fleiß des Abtes und der Brüder ein Brief auf die Person des heiligen Nikolaus verfasst worden, und [Anno] in Gegenwart auch anderer Bischöfe bei einer Messe angeklagt worden. Eine Abschrift davon ist: "Nikolaus, durch die Gnade Gottes Erzbischof von Myra, dem Bruder und Mitbischof Anno einen Gruß. Ich wundere mich über deine Brüderlichkeit gegenüber gewissen Gottlosen, Neidern und Schmeichlern gegen mich; ich weiß nicht, ob wegen meiner Schuld [oder nicht], dass du nicht aufhörst, mich zu hassen, zu schmähen und meine Güter, die mir von guten Menschen überlassen wurden, gegen menschliches und göttliches Recht widerrechtlich zu rauben. Weil dies unrechtmäßig und rechtswidrig ist, erwäge genau, endlich in dich zu gehen. Dies willst du nämlich selbst nicht. Warum tust du dies gegen mich? Erzbischof Pilgrim hat bei der ersten Weihe meines Klosters verboten, mich zu berauben. Dasselbe hat der damalige Papst Johannes [XIX., 1024-1032] mit seiner Entscheidung befestigend angeordnet und auch der Erzbischof Hermann. Auch Papst Leo [IX.], dessen Heiligkeit niemanden verborgen ist, bestätigte dasselbe in Köln in Anwesenheit des Kaisers Heinrich [III.]. Später gab es Briefe aus Rom, gekennzeichnet mit dem apostolischen Siegel, die Gleiches freimütig unter dem Anathem entschieden, damit mir nicht irgendeine Ungerechtigkeit geschehe. Auch du hast bei der Weihe dieser Kirche [Brauweiler] mit deinem Bann und dem des heiligen Petrus wie deine Vorgänger [dies] befestigt. Siehe also mit Hinblick auf das Gericht Gottes, dass wie du die Beschlüsse so vieler Bischöfe und deine [Beschlüsse] geringschätzt, so deine Nachfolger, angestachelt durch dein Beispiel, auch deine [Taten] niederreißen, die Güter, die von dir den Kirchen, die du erbaust, geschenkt wurden, rauben und alles, wodurch sie Nutzen stiften sollen, verschleudern. So sagt der Herr: ?Mit demselben Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr auch gemessen? [Luk. 6,38]. Wenn du also die Urteile Gottes fürchtest, die dich vielfach in den Abgrund stürzen können, reize ihn [Gott] nicht, indem du den Heiligen ihre [Güter] wegnimmst. Andernfalls wird der Richter über alle [Gott], durch unsere Klagen erzürnt, dich aus [seiner] Mitte entfernen und den ewigen Qualen übergeben. Wir werden nämlich angegangen, bedrängt und von vielen schrecklich beeinträchtigt, vielfach wird über uns gelästert, weil Gott dein Leben noch verlängert. Da du daher einen vorzüglicheren Rang unter den Menschen einnimmst, leidet dein Ansehen bei allen umso mehr. Und daher muss nicht allein das, was du willst oder tust, nicht zu missbilligen, sondern auch lobenswert sein. Deine Brüderlichkeit möge wissen, dass die Brüder, die in meinem Kloster sind, nicht, wie dir gesagt wurde, Überfluss an Mitteln haben, sondern in vielem sehr oft eingeschränkt sind. Jenes Gut Brauweiler aber, das die von Gott geliebte Mathilde von dem Ehemann [Ezzo] als Heiratsgabe empfangen hat, ernährt sie mit Brot, Bier, Fleisch und Gemüse, während die [übrigen] Güter, die übrig geblieben sind, nicht einmal einen Monat [zur Ernährung der Mönche] beitragen können. Auch solch einen Vorrat an Wein haben sie, dass es ein Wunder ist, wenn sie mehr als 30 Fuder [davon] zusammenbekommen, während sehr großer Überfluss den Erdkreis erfüllt. Dies sind die [angeblich] sehr großen Mittel, durch die meine Brüder Auskommen haben. Wenn du dies so erwägst, bitte ich [daher] deine Liebe bei der Liebe zwischen Gott und den Menschen, dass von dir aus kein Raub meiner Güter mehr geschehe. Stelle das, was nach Erbrecht mir zukommt, wieder her, damit nicht meine Klage gegen dich zum allgemeinen Richter [Christus] gelangt."
35. Zu derselben Zeit, als dieses gerechte und würdige Geschenk des Tadels [im vorstehenden Brief] geschah, durch das ihm [Anno] seine eitle Verschlagenheit beim Raub des Brandopfers vorgehalten wurde, ist er angeklagt und gerügt worden. Aber das Urteil über ihn konnte weder den so klugen Mann von seinem Starrsinn abbringen noch konnte ihn jene göttliche Rache abschrecken, durch die mit gerechten Strafen der Kaplan der Königin Richeza mit Namen Otto seine Treulosigkeit sühnte. Jener Otto nämlich hatte von der ehrwürdigen Königin den Auftrag erhalten, die zu verehrenden Reliquien der Heiligen, die in einem geschmückten Schrein schicklich untergebracht waren, nach ihrem Tod nach Brauweiler zu überführen. Aber jener, durch Habsucht blind, vertauschte diese [Reliquien] mit dem Erzbischof gegen eine Propstei, so dass er bald nach Sachsen zurückkehrte. Er wurde [aber] in einem Wald durch Blitzschlag von dem Pferd gestoßen, auf dem er saß, und stürzte ins Verderben. Es folgte aber dem Getöse des Donners eine solche Sturzflut, dass die Asche des frechen Körpers mit viel Sand bedeckt und allein seine rechte Hand ganz gefunden wurde.
[35a. Zusatz:] Nichtsdestoweniger erkannte der Herr Wolfhelm [1065-1091], der Nachfolger des Abtes Tegeno, dass er sich vollauf damit zu beschäftigen hatte, die meisten [Mönche und Kirchenleute], nachdem durch das Beispiel dieser [von Anno ausgehenden] Ungerechtigkeit die Kraft des kirchlichen Nutzens geringgeschätzt wurde, weg vom Irrtum hin zum Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu bringen und [Anno] sowohl eigens als auch mit anderen Männer seines Standes, nämlich der Bischöfe, durch Beendigung der Ungerechtigkeit zur Besserung aufzurufen. Aber er machte darin nur wenig Fortschritte, als dieser starb [1075], und versetzte mit großer Tatkraft in dieser Rechtssache das Königtum in Sorge. Endlich betrieb er lange die fromme Arbeit, bis, als König Heinrich [IV., 1056-1106] regierte, er Klotten zurückempfing, weil ihn besonders der fromme Pfalzgraf Hermann [II., 1061-1085] in allem treu unterstützte und Hildulf [1076-1078], der Nachfolger des oben genannten Erzbischofs [Anno] [dies] erlaubte. Und er brachte [Klotten] ein, nachdem er den Bewohnern den Treueid abgenommen hatte, zum Nutzen als eigener Besitz [des Klosters]. Und dass durch die Tugend seines Glaubens er eine solche Seelenfestigkeit besitzt, zeigt offenbar sein Brief, dessen Wortlaut ist: "Dem Herrn Heinrich aus dem Geschlecht der Kaiser, dem durch Gottes Gnade römischen König, Wolfhelm mit dem ganzen Brauweiler Konvent Treue mit der stärksten Demut des Ersuchens. Vor Eurer Barmherzigkeit werfen wir uns nieder und fassen wiederum das zusammen, was wir beklagen, weil wir aufgerieben werden durch den Ekel, wenn wir vergeblich rufen um Gerechtigkeit, die Ihr uns verschaffen könnt. Es handelt sich aber um unsere Klage um ein gewisses Gut, das, Klotten genannt, dem seligen Nikolaus, als und allerdings weil Ihr ein Kind gewesen wart, weggenommen wurde. Weil damals Eure kindliche Schwachheit dies nicht verhinderte, trachtete der Herr danach, dass die männliche Würde [des Erwachsenen] dies ändere. Und die kirchliche Autorität erleide keine Schwächung, wie sehr auch die [geschehenen] Wunder [um den verstorbenen Anno] glänzen. Weil es nämlich zwei Ursprünge von Wundern gibt, den alten und den neuen Adam, herrscht Streit zwischen den Guten und den Schlechten, die sich bekämpfen. Und der Herr Gott setzte fest, dass wir aus dem Guten gestaltet wurden, das Schlechte aber - wie beim heiligen Petrus, der Christus verleugnete - sollen wir nicht nachahmen. Wer nämlich weint, wenn er [wie Petrus am Gründonnerstag] flieht, wenn es nicht schlecht wäre, seinen Herrn zu verleugnen? Klar ist daher, dass wir das Gute der Heiligen, nicht das Schlechte nachahmen sollen; daraus entstehen bald Wunder, die der Nachahmung würdig sind. Die Wunder dieser [Heiligen] stiften nichts Schlechtes, sie zerstören auch nicht die kirchliche Autorität, was bei den übrigen, schlechten Dingen jedenfalls geschieht. Also können die Wunder, die geschehen sein sollen am Grab unseres Herrn Erzbischof Anno, unsere Klage bei Eurer Gnade nicht aufhalten, wie der Kaiser und Augustus, Euer Vater Heinrich [III.], für uns handelte und Eure Hoheit würdig ist, [die Klage] anzuhören. In der Urkunde nämlich, die er [Heinrich III.] für uns veranlasste, ist von unserem Herrn Erzbischof Hermann und seinen Schwestern die Rede; sie besagt: ?Als sie zu unserer Gnade kamen, fragten sie an, dass wir diese Gunst der Freiheit dem Brauweiler genannten Ort zuerkennen, nämlich frei zu sein von der Herrschaft aller gegenwärtigen und zukünftigen Bischöfe und Könige oder Kaiser, um fröhlicher sowohl für unser [Wohl] als auch für das Wohl dieser [Bischöfe und Herrscher] zu sorgen.? Und etwas später [heißt es]: ?Wir erkennen deren Bitte als gerecht und fromm an und befehlen deren Wunsch Zustimmung zu gewähren, indem wir für jenen Brauweiler genannten Ort die[se] Freiheit festsetzen. Und damit dies gültig und auf ewig unverändert bestehen bleibt, haben wir befohlen, diese Urkunde der Freiheit aufzuschreiben, haben sie mit eigener Hand bekräftigt und [haben befohlen], [sie] durch den Eindruck unseres Siegels zu kennzeichnen. Wer dies aber zu zerbrechen versucht, den ereile als Erstes der Zorn Gottes und des heiligen Petrus sowie aller Heiligen, und ihm sei bekannt, dass er einhundert Pfund reinsten Goldes zahle, die Hälfte an unsere Kammer, die andere Hälfte an den Erzbischof.? Siehe, wenn Ihr und unser Vater, der Kölner Erzbischof, Leistungen [aus Brauweiler] wünschen, so belastet die Verfügung des Kaisers zweifelsfrei die Kammer mit unermesslichen Kosten. Wenn endlich gerecht gehandelt wird, warum sollte der Rechtsfall uns [weiter] beschäftigen? Aber hütet Euch vor dieser Schmähung des Vaters. Diesem hat der Herr Papst Leo [IX.] mit seinen Vorgängern auch seinen Bann gegeben, aber diesen haben nicht unser Herr Erzbischof Anno und seine Vorgänger Pilgrim und Hermann vermindert, soweit sie [das Gut] Klotten ausdrücklich und deutlich genannt haben, indem sie uns fürchteten und sich davor fürchteten, [das Gut] den fleischlichen Erben wegzunehmen. Es bleiben noch die übrig, die, als [Anno] vor Kurzem unsere Kirche weihte, anwesend waren und die Angabe dieses Namens [Klotten] [als Klosterbesitz] hörten. Also steht fest, dass dieser Bann - wie wir im Übrigen verschwiegen haben - von diesem [Anno] selbst verletzt wurde, wenn jenes Gut - wie gesagt - jenen [Mönchen], die [das Gut] zurückerhalten wollen, von diesem [Anno] später zurückgegeben werden sollte. Daher mögt Ihr diesen Schandfleck [Annos] aufheben, so dass das Fleisch der Frömmigkeit uns stärker von Gott zufließt. Dadurch werden die Wunder [um Anno] ins Heilsame gewendet, so dass eine Schwächung der kirchlichen Autorität nicht stattfindet. Es rät [dies] auch unsere Kleinmütigkeit, damit [diese] nicht durch übermäßige Traurigkeit mitgerissen wird." Dies [schrieb] jener [Wolfhelm]. Wir bemerken über jenen nichts weiter, außer was der Apostel Paulus bemerkt: "Der ganze Mensch ist lügenhaft, allein Gott ist wahrhaft" [Röm. 3,4]. Und anderswo sagt er: "Alle sündigten und verloren die Herrlichkeit Gottes; sie wurden ohne Verdienst gerechtfertigt durch seine Gnade" [Röm. 3,23].
Die Bitte war der Anlass - wie uns von den Älteren übermittelt wurde -, sich zu erinnern, dass dieser heilige Ort schon früh Brauweiler genannt wurde, wie ebendort die wahre Erforschung der Dinge aufzeigt, dass das geheiligte Andenken an den heiligen Medardus am selben Ort wirkte. Es war in den Tagen des Pfalzgrafen Hermann [I.], des Vaters des denkwürdigen Erenfrid, der wie der Patriarch Abraham nach einer Namensänderung Ezzo genannt wurde, als ein gewisser Mann im Ort, der Mansteden genannt wird, auf seinem Besitz viel Vieh besaß. Ihm geschah es, dass an einem Tag das trächtige Zuchtschwein vom Wald, in den es zur Mästung hineingetrieben wurde, mit der übrigen Schweineherde nicht nach Hause zurückkam, weil sie für sich abgelegenere Orte des Forstes zum Werfen der Ferkel auswählte. Nichts meinte er anderes, als dass etwas geschehen sei. Er nahm eine Doppelaxt mit sich, machte sich, indem er Sträucher entfernte und herausriss, auf den Weg und betrat wie gewohnt den Wald. Und siehe, er sah neugierig genug eine aus Holz erbautes Kapelle, die sorgfältig vor Regen geschützt war. Er kam daher näher und erforschte [die Kapelle]. Er betrat das Gebäude nicht ohne Bewunderung für das Neue. Er sah einen Altar, wie er für gewöhnlich in einer Kirche steht, und bemerkte froh [das Zuchtschwein] und die [herausschauenden] Köpfe von zehn Ferkeln am Sockel des Altars. Danach, nachdem er den oberen Stein weggeschafft hatte, entnahm er einer Vertiefung des Altars die verehrungswürdigen Reliquien des heiligen Medardus und anderer Heiliger mit einer Urkunde in einem Päckchen, nahm jene mit sich und zeigte sie dem Propst des Klosters Inden, der aus Gewohnheit öfter in diesem Gebiet weilte. Dieser untersuchte die Urkunde, erkannte die bewundernswerte Neuigkeit der Sache - er war nämlich ein Verwandter des Pfalzgrafen und diesem deswegen vertraut und bekannt - und eilte schnell zu ihm hin; und was er herausgefunden hatte, offenbarte er jenem fröhlich der Reihe nach als Glück guten Ausgangs. Jener hörte die unverhoffte Nachricht des fröhlichen Mannes gern und rief den Bauern herbei, dessen Namen Brun war. Er nahm die aufgefundene und offenbarte Urkunde mit den Reliquien ehrerbietig an und erkannte, dass diese für jenen [Brun] aufgeschrieben worden war.
Der Gründer und Stifter der heiligen Kapelle war [ein Mann] mit Namen Bruno, der einen Bruder mit Namen Berecho hatte, einen mächtigen und adligen Mann, der nicht weit von diesem Wald, der wegen seiner Größe Ville genannt wird, eine sehr starke Befestigung aufgeführt hatte. Diese griff der Gewaltmensch Haimo mit unvermuteter Wucht an, tötete den Bruder Berecho mit fast allen Übrigen, machte [Bruno] mit den Wenigen, die ihr Leben durch Flucht retteten, heimatlos und zwang sie, nach Frankien zu gehen. [Bruno] kam zur Stadt Soissons und erzählte weinend die Geschichte seines Unglücks vor allen, die die Zuneigung der Frömmigkeit besaßen. Er erbat und erlangte die Reliquien des heiligen Medardus, um für dessen Ehre eine Kirche zu errichten. Er hoffte, dass dessen unzweifelhafter Verdienst und Schutz ihm gegen den Feind helfen würde. Alles [von ihm] Gelobte gedieh unter dem helfenden frommen Schutz des Heils [des Medardus]: Es wurde [so] ein Kirchlein gegründet und geweiht. Wer der Urheber dieser Weihe war, bleibt bis heute ungeklärt, weil ja durch die Gier des Bauern, der sich von dem, was er gefunden hatte, hauptsächlich Geld erhoffte, das Wachssiegel [der Urkunde] zerbrochen und so [Hinweise auf] die Person und den Namen des Urhebers zerstört wurden. Gleichwohl wurde der oben genannte Aufrührer [Haimo] - wie berichtet - von vielen als gefährlich aus Furcht gemieden, später vom besagten Bruno angegriffen und ermordet. Und obwohl dessen Befestigung durch den triumphierenden Feind zerstört wurde, wird dieser Ort bis heute dennoch Heymenburg genannt. Dies wurde von dem Erzbischof Warin [von Köln, 976-984/85] in Erfahrung gebracht und war schon dem Pfalzgrafen [Hermann I.] bekannt. Der Altar [in der Kapelle] wurde [damals] erneuert, die Kirche [Kapelle] aus Stein neu aufgeführt und von demselben Erzbischof [Warin] geweiht. Und jenem heiligen Ort wurde - entsprechend den Namen des früheren Urhebers der alten Kirche [Bruno] und des späteren Entdeckers [Brun] - der Namen Brauweiler [Brunwilre] verliehen. [Ende des Zusatzes].
36. Es steht auch fest, dass der ehrwürdige Vater Ezzo, der besondere Stifter jenes heiligen Ortes [Brauweiler], und nicht zuletzt Mathilde, seine sehr fromme Ehefrau, auch nach dem Tod durch Tugenden glänzten. Es ist mehr als glaublich, dass nach dem oben Erzählten die beiden bis dahin in einem Fleisch Lebenden den [Tugenden] lange folgten. Die Wunder ihrer Tugenden, die häufig dort [in Brauweiler] geschahen, sind dennoch den Verdiensten, die den seligen Vätern Nikolaus und Medardus zuzuschreiben sind, nicht fremd, wodurch ihre [Ezzos, Mathildes] Namen in der Überlieferung dort in den Zeitaltern weiterleben.
Daher wurde an denselben Ort [Brauweiler] ein Ankömmling mit Namen Liumar vom Amt der Tuchwalker geschickt. Er hatte eine siebenjährige Tochter, die von Geburt an durch zusammengezogene Kniescheiben an den Beinen geschädigt war. Es stand schon das Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1044 an; es leuchtete auch der Festtag der Himmelfahrt des Herrn [31.5.] hervor, als - siehe! - [Liumar] sie zum Ort [Brauweiler] trug; sie waren nämlich bis dahin [in der Nähe] untergebracht worden. Während einer Predigt erregte göttliche Kraft die Beine und machte [die Tochter] vor allen, die dabei waren und sich wunderten, gesund.
[37. Es gab einen gewissen [Mann] mit Namen Gunzelin, der auf ähnliche Weise, wie weiter oben über das Mädchen berichtet wurde, von Geburt an dahinsiechte an [seinen] Gliedern. Wie jener, den der selige Petrus gemäß der Überlieferung in den Apostelakten geheilt hatte, wurde er eines Tages durch Lastträger zur Pforte des Klosters getragen, so dass er an der Schwelle der Heiligen - oder seines Gebrechens - [sein] Elend betrauerte oder er von den Eintretenden Almosen erbat. Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1052 am Karfreitag, am dritten Tag vor der ruhmreichen Auferstehung des Herrn [17.4.], zur Matutin und mit der Hilfe der Lastträger, die mit dem übrigen Volk christlicher Frömmigkeit beim Gottesdienst anwesend waren, wurde er daher an den Chor gesetzt - wie dieser später berichtete - und sah eine in kunstvoller Kleidung gehüllte Frau, der zwei glänzende Männer mit priesterlicher Würde vorangingen, den Chor betreten; sie befahl ihm durch Kopfnicken, ihr zu folgen. Von der Erscheinung verwirrt, wusste er nicht, ob er schon geheilt war [oder nicht]. Er war vom Nicken der befehlenden [Frau] nämlich entrückt und wurde durch [dieses] Heilmittel gesund. Er schaffte es zu gehen, wo er [doch] sich zuvor nicht erheben konnte [Apostelakten I, 260]. Am dritten Tag danach, [am Tag] der Auferstehung des Herrn [19.4.], nahm er ein nicht unbeträchtliches Brot, das auf dem Grab der heiligen Herrin Mathilde lag, an sich und verzehrte es begierig. Er offenbarte [so] allen Gott Lobenden ein großes Wunder, weil er feste Speise nicht mehr nach der Art der Kinder zu sich nahm.]

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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