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St. Georgen im Schwarzwald - Lapidarium

Die wenigen Überreste der St. Georgener Klostergebäude, die Steine aus der Klosterzeit, sind ausgestellt im Lapidarium, Schulhof der Robert-Gerwig-Schule, St. Georgen.

Grabstein des Adalbert von Ellerbach

Der Grabstein ist kurz nach dem Tod des klösterlichen Wohltäters angefertigt worden und somit einer der frühesten Grabmäler in Südwestdeutschland. Der im Jahr 1911 auf dem Gelände des ehemaligen Klosters St. Georgen aufgefundene Grabstein ist eine 1,90m hohe, 0,67m breite und 14 cm dicke Platte aus groben Buntsandstein. Der Grabstein weist eine über 14 Zeilen gehende Inschrift in Großbuchstaben (Kapitalis) auf. Er ist zwischen der 9. und 10. Zeile zerbrochen und hat auch an anderen Stellen Beschädigungen. Der Inschrift auf dem Grabstein lautet: "Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1121, Indiktion 14, an den 7. Iden des Juli starb Adelbert von Ellerbach, bei Mainz tödlich verwundet zum Mönch geworden."

Klostersteine

Bündel aus vier Säulen (12./13. Jahrhundert) auf Basis mit Plinthe (12. Jahrhundert, 1. Hälfte). Eine Säulenbasis mit Plinthe wurde in der Neuzeit mit einem aus vier Säulen bestehenden Säulenbündel zusammengefasst. Die vier Schäfte des Säulenbündels sind oben zusammengefasst durch einen Halsring und einem daran anschließenden Würfelkapitell, dessen Schilde Palmettenmuster und Ranken aufweisen. Die eng aneinander stehenden Säulenschäfte sind verziert mit leicht erhobenen Wülsten, die durch Kehlen voneinander abgesetzt sind. Die Basis mit Plinthe ist mit ihrer geschätzten Entstehung in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts der älteste bisher auf uns gekommene Klosterstein.

Rundbogenarkade (12. Jahrhundert, 2. Hälfte?). Die Arkadensteine, ca. 50 cm tief und breit, verziert mit einem Kantenrundstab, waren vielleicht Teil der Kreuzgangarkaden des St. Georgener Klosters.

Schuppenfriesfragment (12. Jahrhundert, 2. Hälfte / 13. Jahrhundert, Anfang). Das Fragment, das fünf Schuppenreihen aufweist, und ähnliche Stücke zierten wahrscheinlich das Langhaus der Klosterkirche oberhalb der Arkaden.

Quadratischer Pfeilerstumpf mit Kapitell (13. Jahrhundert, 1. Hälfte). Vielgestaltig verziert sind Pfeilerstumpf und Kapitell dieses spätromanischen St. Georgener Klostersteins. Eher abstrakt sind die Flechtwerkgebilde, Rankenstränge und Palmettenmotive. Doch auch eine Satyrmaske und ein Fabelwesen aus Hund und Vogel sind auf dem Stein zu finden. Der Pfeilerstumpf gehörte wohl zur Einrichtung eines Sakralraums.

Würfelkapitell (13. Jahrhundert, 1.Hälfte). Ebenfalls spätromanisch ist das Würfelkapitell. Es war vielleicht Teil einer Stütze im St. Georgener Kapitelsaal oder stammt aus einem Kapellenbau. Das Kapitell besitzt einen Halsring, der Kapitellkörper ist mit vorstehenden Schilden besetzt, die von einem Wulstring umrahmt werden.

Rippenkreuzung (15./16. Jahrhundert). Die spätgotische Rippenkreuzung, bei der die Rippen ein scherenförmiges Kreuz bilden, stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Chor der St. Georgener Klosterkirche.

Schlussstein eines Rippengewölbes (15./16. Jahrhundert). Im spätgotischen Schlussstein, vermutlich aus einem Rippengewölbe im ehemaligen St. Georgener Kreuzgang, laufen sechs 21 cm hohe Rippen zusammen. Der Stein besitzt ein leicht eingezogenes glattes Wappenschild.

Maßwerkfragment (16. Jahrhundert?). Das sauber gearbeitete Maßwerkstück mit seinem schlichten Profil könnte aus der Brüstung eines Lettners oder einer Treppe stammen. Das Bruchstück wurde wahrscheinlich im 16. Jahrhundert bearbeitet.

Säulenschaft und gedrehte Säule (16. Jahrhundert, Mitte). Vielleicht aus der Zeit des Abtes Johann V. Kern (1530-1566) stammen der mit querrechteckigen Rauten überzogene Säulenschaft und ein tordierter Säulenschaft mit Sockel. Beide Teile gehörten möglicherweise zum unter Abt Johann erbauten Lettner.

Fotos: Verein für Heimatgeschichte St. Georgen (Grabstein des Adalbert von Ellerbach, 1121; Klostersteine, 12.-16. Jahrhundert)

Literaturverzeichnis: Buhlmann, M., St. Georgen als Reformmittelpunkt benediktinischen Mönchtums  (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Teil VIII = Vertex Alemanniae, H. 20), St. Georgen 2005; Buhlmann, M., Das Benediktinerkloster St. Georgen. Geschichte und Kultur (= Vertex Alemanniae, H. 21), St. Georgen 2006; Spuren des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, hg. v. Matthias Untermann u. v. Verein für Heimatgeschichte St. Georgen (= Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Bd. 6, Sonderdruck), Hertingen 2005; Wollasch, H.-J., Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Zur Ausbildung der geschichtlichen Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform (= Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte, Bd.14), Freiburg i.Br. 1964.

St. Georgen im Schwarzwald