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Ezzonen

Rheinische Pfalzgrafen

Regesten

Lothringisch-rheinische Pfalzgrafen

Pfalzgrafen (comites palatini) nannte man im fränkisch-deutschen Reich des früheren Mittelalters die Amtsträger des Königs, die für die Aufsicht und Verwaltung (Hofhaltung, Königsgericht) der Pfalz, des königlichen Aufenthaltsorts, zuständig waren. Die lothringisch-rheinische Pfalzgrafschaft stand wohl in Verbindung mit Aachen und hatte ursprünglich im Pfalzort Kaiser Karls des Großen seinen Mittelpunkt. Das rheinische Pfalzgrafenamt zeigt eine dafür typische Regionalisierung an, die sich aus der Beteilung des Pfalzgrafen an der Reichsverwaltung (Institut des Königsboten) ergab. Mit Wigerich von Trier (916) und Gottfried im Jülichgau (919/36, 945) treten im lothringischen Raum erstmals Pfalzgrafen in Erscheinung, doch lassen sich frühestens mit den Ezzonen (-Hezeliniden) schärfere Konturen der rheini-schen Pfalzgrafschaft des frühen Mittelalters gewinnen.

Ezzonen-Hezeliniden

Die Ezzonen als machtvolle Adelsfamilie des 10. und 11. Jahrhunderts werden für uns am Ende des 9. Jahrhunderts in der Person eines Erenfrids am Mittelrhein, in Alzey greifbar. Vielleicht hatte dieser Erenfrid Vorfahren, die der karolingischen Reichsaristokratie angehörten. Wir können den politischen Aufstieg dieses Adelsgeschlechts dann gut an Hand der von ihnen kumulierten Grafschaften nachvollziehen. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts tritt uns mit Hermann (948) ein Graf im Auelgau entgegen, sein Nachfahre Erenfrid war schon Graf mehrerer Grafschaften, u.a. in der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft (950). Dessen Sohn Hermann (970, 989-996) wird erstmals als lothringisch-rheinischer Pfalzgraf bezeichnet und stand somit in der Nachfolge der Konradiner, die dieses Amt vermutlich zu Beginn des 10. Jahrhunderts ausgeübt hatten und die mit Otto und Eberhard in der Königsurkunde vom 3. August 904 als Grafen im Gellepgau bzw. in der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft belegt sind. Der Ezzone Hermann verfügte entlang von Nieder- und Mittelrhein über die Grafschaften im Bonn-, Auel-, Eifel- und Zülpichgau; er verfügte auch in der Nachfolge seines Vaters über die Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft (976). Pfalzgraf (Erenfrid-) Ezzo erreichte dann um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert eine herzogs-, ja königsgleiche Stellung. Die Machtstellung Ezzos beruhte auf seiner nachweisbaren Königsnähe und auf seiner verwandtschaftlichen Beziehung zum ottonischen Herrscherhaus auf Grund der um 991 erfolgten Heirat mit Mathilde (†1025), der Tochter Kaiser Ottos II. (973-983). Dennoch scheiterten – nach den Brunwilarensis monasterii fundatorum actus, der ezzonischen Hauschronik – nach dem Tod Kaiser Ottos III. (1002) ezzonische Ansprüche auf die Nachfolge im Königtum daran, dass sich der Bayernherzog Heinrich (II., 1002-1024) als König durchsetzte. Über zehn Jahre sollte der Widerstand Ezzos gegen den neuen Herrscher dauern, ehe es nach einem Gefecht bei Odernheim (1011) zu einer Verständigung zwischen Pfalzgraf und König kam. Im Zuge einer Einigung sind Kaiserswerth, Duisburg und das umliegende Reichsgut an Ezzo verschenkt worden (nach 1016). Auch beim Dynastiewechsel von den Ottonen zu den Saliern (1024) sind die Ezzonen übergangen worden, doch wird es wohl diesbezüglich zu einer Übereinkunft zwischen Ezzo und König Konrad II. gekommen sein. In der Pfalzgrafschaft ist jedenfalls Ezzo dessen jüngster Sohn Otto nachgefolgt, der 1045 im Austausch gegen Kaiserswerth und Duisburg das Herzogtum Schwaben erhielt. Ottos Nachfolger Heinrich (1045-1060) – er war der Sohn Graf Hezelins (1020-n.1033), des Bruders Ezzos – übernahm die Pfalzgrafschaft, scheiterte in seiner Politik aber am Widerstand des Kölner Erzbischofs Anno II. Sein Nachfolger Hermann ist ab 1064 als Pfalzgraf nachweisbar; er musste sich mit einer gegenüber dem Kölner Erzbistum reduzierten Machtstellung begnügen. Dies betraf insbesondere die südlichen der ezzonischen Grafschaften, während Hermann in der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft noch vertreten war (1065, 1071). Mit seinem Tod hörte das Geschlecht der Ezzonen-Hezeliniden auf zu bestehen. Trotz ihrer überragenden Stellung im lothringisch-rheinischen Raum sind die Pfalzgrafen beim Aufbau einer regionalen Machtstel-lung gescheitert an den ottonischen und salischen Königen, an den Kölner Erzbischöfen, gescheitert aber auch am von den Königen immer wieder herausgestellten Amtscharakter der Pfalzgrafschaft, der einer Allodialisierung, einer Einbeziehung von zum Reich gehörenden Herrschaftsrechten in die der pfalzgräflichen Familie entgegenstand.

Stammtafel

Ottonen

 

 

Ezzonen-Hezeliniden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erenfrid (897, Alzey)

 

 

 

 

 

 

 

 

?

 

 

 

 

 

 

Heinrich I. (919-936, König)

 

Hermann (948, Graf: Auelgau)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich I. (945-955, Herzog: Bayern)

Otto I. (936-973, König, Kaiser)

 

Erenfrid (942, 966?, Graf: Zülpich-, Bonn-, Hattuarier-?, Tubal-, Mühlgau?, Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft, Grafschaft Huy)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich II. (955-976, Herzog: Bayern)

Otto II. (973-983, König, Kaiser)

 

Hermann (970, †996, Pfalzgraf, Graf: Bonn-, Eifel-, Zülpich-, Auelgau, Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich II. (1002-1024, König, Kaiser)

Otto III. (983-1002, König, Kaiser)

Mathilde (†1025)     O

Ezzo (Erenfrid) (996-†1034, Pfalzgraf)

O

 

 

Hezelin (1020, †n.1033, Graf: Zülpichgau)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                 ...

Konrad II. (1024-1039, König, Kaiser)

 

Ludolf (†1031)

Hermann II. (1036-1056, Erzbischof: Köln)

Otto (1034-1045, Pfalzgraf), II. (1045-1047, Herzog: Schwaben)

Richeza (†1063)

O

Adelheid (Äbtissin: Nivelles)

Heinrich (1045-1060, Pfalzgraf)

Konrad III. (1056-1058, Herzog: Kärnten)

O

Mieszko II. (1025-1034, König: Polen)

Theophanu (1039-1058, Äbtissin: Essen, Gerresheim)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heylwigis (Äbtissin: Neuss)

 

?

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich III. (1039-1056, König, Kaiser)

 

Konrad (1049-1053, Herzog: Bayern)

Kasimir I. (1034-1058, Herzog: Polen)

Richeza? (†n.1052)

O

Gertrud (†1108)

 

O

Mathilde (Äbtissin: Vilich)

Hermann (1064-1085, Pfalzgraf)

 

O

Bela I. (1060-1063, König: Ungarn)

O

Izjazlav I. (1054-1078, Großfürst: Kiew)

Ida (Äbtissin: Gandersheim)

Sophia (Äbtissin: Mainz)

 

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich (†1093, Abt: Gorze)

 

 

 

Heinrich IV. (1056-1106, König, Kaiser)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Salier

 

 

 

Polen

Ungarn

Kiew

 

 

O O = verheiratet

Quellen, Literatur, Abkürzungen: BGKw MA = Beiträge zur Geschichte Kaiserswerths. Reihe Mittelalter; BUHLMANN, M., Duisburg, Kaiserswerth und die ezzonischen Pfalzgrafen (in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts) (= BGKw MA 5), Düsseldorf-Kaiserswerth 2008; DROEGE, G., Pfalzgrafschaft, Grafschaften und allodiale Herrschaften zwischen Maas und Rhein in salisch-staufischer Zeit, in: RhVjbll 26 (1961), S.1-21; GERSTNER, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft (von den Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz) (= Rheinisches Archiv, Bd.40), Bonn 1941; KIMPEN, E., Ezzonen und Hezeliniden in der rheinischen Pfalzgrafschaft, in: MIÖG Ergbd.12, Innsbruck 1933, S.1-91; MIÖG = Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; LEWALD, U., Die Ezzonen. Das Schicksal eines rheinischen Fürstengeschlechts, in: RhVjbll 43 (1979), S.120-168; RhVjBll = Rheinische Vierteljahresblätter.

Regesten sind von modernen Bearbeitern gestaltete, chronologisch geordnete, kurze Zusammenfassungen von Quelleninhalten, die einzelne Regenten (u.a. Könige, Erzbischöfe, Bischöfe, weltliche Machthaber) oder Regentenabfolgen (u.a. Dynastien) betreffen. Regesten berücksichtigen von daher in der Hauptsache die Urkunden eines Urkundenausstellers; hinzugezogen werden aber auch andere Quellentypen, etwa historiographische Quellen (Geschichtsschreibung). Der Quelleninhalt wird bei Urkunden in der Weise zusammengefasst, dass neben dem Aussteller, dem Urkundenempfänger und eventuell beteiligten Zeugen der Rechtsinhalt der Urkunde sowie Datum und Ort genannt werden. Bei historiographischen Quellen steht die Darstellung der Ereignisse im Vordergrund; auch hier werden Datum und Ort einbezogen. Wichtige Textteile werden zudem im (z.B. lateinischen) Original der Vorlage wiedergegeben. Regesten geben damit einen guten Überblick über die ihnen zugrunde liegenden Quellen. Auf Grund der dargebotenen zeitlichen Abfolge der Quelleninhalte sind sie darüber hinaus ein wichtiges Hilfsmittel bei der Erschließung von Ereignissen in Raum und Zeit.

Die Regesten sind im Aufbau begriffen!

Bearbeiter: Michael Buhlmann

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