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Ruhrgebiet, Niederrhein, Westfalen
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Münster

Für das mittelalterliche und frühneuzeitliche Münster lassen sich zwei Entwicklungen, das Bistum und die Stadt betreffend, festhalten. Das durch den friesischen Missionar und Klostergründer Liudger (*ca.742-†809) begründete Bistum blieb zunächst in der Verfügung der liudgeridischen, mit dem Kloster Werden a.d. Ruhr verbundenen Bischöfe Gerfrid (809-839) und Altfrid (839-849). Der Ausbildung einer umfassenden Pfarrorganisation bis zum 10. Jahrhundert standen adlige und königliche (Frauen-) Stifte wie das in Freckenhorst, gegründet um 856, gegenüber. Das Hochmittelalter sah die münsterischen Bischöfe weitgehend auf der Seite des deutschen Königtums - Münster ist in den Wirren des Investiturstreits (1075-1122) Opfer eines Angriffs des sächsischen Herzogs (und späteren Königs) Lothar von Supplinburg (1106-1137) geworden (1121) -, im späteren Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden die Bischöfe zu Landesherren eines Territoriums zwischen Ems und Hünte, des (Hoch- und Nieder-) Stifts Münster, das auch die Grafschaft Ravensberg umfasste und mit der Unterordnung des stiftischen Adels und der Ausbildung der drei Landstände von Domkapitel, Rittern und Städten zunehmend fester organisiert war. Erschütterungen blieben dennoch nicht aus, wie die Münsterische Stiftsfehde (1450-1458), bei der sich zwei Kandidaten und deren Parteien im Kampf um den Bischofsstuhl gegenüber standen, die Einführung der Reformation (1524) oder das Täuferreich von Münster (1533/34-1535) zeigen.

Im Schatten von Bischof und Bistum entwickelte sich die Stadt Münster. Das monasterium (geistliche Gemeinschaft) auf dem Domhügel, die vorgelagerte civitas (Siedlung) sowie marktähnliche Siedlungskerne verschmolzen im hohen Mittelalter zu einem Ort, den wir noch vor 1180 als Stadt ansprechen können. Ab dem 13. Jahrhundert werden ein Rat aus Schöffen, ein Stadtsiegel, Bürgermeister für uns erkennbar, Rechte des Bischofs und seines Vogts in der Stadt wurden zurückgedrängt, die Markt- und Wehrhoheit der bedeutenden Handelsstadt geriet in die Verfügung des Rats (1278), städtische Repräsentanten nahmen an den Landtagen im bischöflichen Territorium teil. Ein städtisches "Patriziat" aus ratsfähigen Familien und eine von zwei Olderluden geführte Gesamtgilde (Gemeinheit, universitas) der nicht im Rat vertretenen Vollbürger bestimmten das politische, 17 Gilden der Handels- und Handwerksberufe das wirtschaftliche Geschehen in der Stadt, die um 1500 wohl mehr als 10.000 Einwohner zählte und in der Bischof und Domkapitel schon längst nicht mehr die ausschlaggebende Rolle spielten. Die frühe Neuzeit in Münster war nach Reformation und Täuferreich geprägt durch die Rückkehr der Bevölkerung zum katholischen Glauben (1607/21) und durch die Einordnung der Stadt in das Territorium der absolutistisch regierenden Fürstbischöfe (1661). Dem Münster als Schauplatz eines den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) beendenden Friedenskongresses (1644-1648) stand dabei ein bis ins 18. Jahrhundert anhaltender wirtschaftlicher Niedergang der nunmehr bischöflichen Residenzstadt gegenüber.

Literaturverzeichnis: Geschichte der Stadt Münster, hg. v. F.-J. Jakobi, Bd.1: Von den Anfängen bis zum Ende des Fürstbistums, Münster 3. Aufl. 1994; Liudger und sein Erbe, hg. v. H. Börsting u. A. Schröer, 2 Bde. (= Westfalia Sacra, Bd.1-2), Münster 1948-1950; Prinz, J., Mimigernaford - Münster. Die Entstehungsgeschichte einer Stadt (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Westfalen XXII: Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung, Bd.4), Münster 2. Aufl. 1976; Schieffer, R., Zur Frühgeschichte des Domstifts von Münster, in: WF 28 (1976/77), S.16-27; Weiers, H.-J., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter (= Kölner Schriften zur Geschichte und Kultur, Bd.8), Köln 1984.

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