www.michael-
buhlmann.de

1200. Todestag
des heiligen Liudger

2009 - 1200. Todestag des heiligen Liudger

809-2009
Heiliger Liudger: Missionar - Klostergründer - Bischof

Der Friese Liudger wurde um 742 bei Utrecht geboren. Schon früh sollen die christlichen Eltern Thiadgrim und Liafburg, Mitglieder eines angesehenen und weitverzweigten friesischen Adelsgeschlechts, das Interesse ihres Sohnes an einer geistlichen Laufbahn entdeckt und gefördert haben. Wir finden Liudger jedenfalls zwischen 756 und 767 als Schüler an der Utrechter Domschule (Martinsstift), wo ihm durch Gregor von Utrecht (†775), einem Schüler des Bonifatius und Enkel der Äbtissin Adela von Pfalzel (†ca.734), eine theologische Grundausbildung vermittelt wurde. Zur Vervollständigung seiner Studien reiste der Friese 767 nach York zur Domschule des Gelehrten Alkuin, des späteren Vertrauten König Karls des Großen. Dort weihte noch im selben Jahr Erzbischof Ethelbert von York Liudger zum Diakon. Nur von einem Aufenthalt in Utrecht (768/69) unterbrochen, hielt Liudger sich bis Mitte 772 in York auf. Konflikte zwischen Angeln und Friesen nötigten ihn indes zur Rückkehr ans Utrechter Martinsstift, das er erst nach dem Tod Gregors verlassen sollte (775). Offensichtlich war der Einfluss Gregors auf Liudger bestimmend gewesen, denn der Diakon verfasste bald nach dem Tod seines Lehrers eine Lebensbeschreibung Gregors, die Vita Gregorii.

Ein erster Auftrag führte dann Liudger nach Deventer, wo er über dem Grab des Friesenmissionars Lebuin (†773) die Kirche neu errichtete (775/76). 776 begann die Friesenmission Liudgers. Nach seiner Priesterweihe in Köln (777) missionierte Liudger im friesischen Ostergau von Dokkum aus, nicht ohne die Herbst- und Wintermonate in Utrecht zu verbringen. Die Missionsarbeit wurde indes jäh unterbrochen, als von der Sachsenerhebung unter Widukind auch Friesland betroffen wurde (784). Liudger begab sich auf Pilgerreise nach Rom (784), dem Sitz des Papsttums, und Montecassino (784/85-787), dem Ursprungskloster des benediktinischen Mönchtums. Nach seiner Rückkehr nach Friesland ernannte Karl der Große Liudger zum Missionsleiter für fünf mittelfriesische Gaue (787), wobei der Frankenkönig den Missionar vielleicht auch mit Leitung und Besitz des Petrusklosters zu Leuze betraute. In die Zeit der Friesenmission fällt zudem die Reise Liudgers nach Helgoland (um 791). Der Sachsen- und Friesenaufstand von 792 war vielleicht für Liudger der Anlass, Karl den Großen um die Missionsleitung im westlichen Sachsen zu bitten. In der Folgezeit entstand um Münster und das dort 793 von Liudger gegründete Kanonikerstift ein Missionsbistum mit einem ausgedehnten Pfarrsystem, das u.a. die Kirchen in Coesfeld, Billerbeck, Rheine, Wettringen und Schöppingen umfasste. In Nottuln ließ Liudger eine Kirche erbauen und soll die Gründung einer Gemeinschaft von Sanktimonialen unterstützt haben. Liudger wurde 805 wohl in Köln vom Kölner (Erz-) Bischof Hildibald (787-818) zum ersten Bischof von Münster geweiht, das Bistum auf augenfällige Weise der Kölner Kirchenprovinz angegliedert. Die letzten Jahre vor seinem Tod muss der Bischof seinen Sprengel mehrfach bereist haben. Auf solch einer Reise ist Liudger in Billerbeck gestorben (26. März 809). Zunächst in Münster aufgebahrt, gelangte der Leichnam des (bald) als Heiligen Verehrten ins Kloster (Essen-) Werden, wo man Liudger seinem Wunsch gemäß begrub.

Die Pläne Liudgers, selbst eine geistliche (Mönchs-) Gemeinschaft zu errichten, müssen in den letzten Jahren des 8. Jahrhunderts Auftrieb bekommen haben. Noch vor 796 soll der Missionar Rom ein zweites Mal besucht haben und dort von Papst Leo III. Salvator-, Marien- und Apostelreliquien erhalten haben. Doch die ersten Versuche einer Klostergründung scheiterten. Dies betraf die Gründung in Wierum an der Vechtmündung ebenso wie die in Wichmond an der Yssel. Auch den Plan, an der Erft ein Kloster zu errichten, verfolgte der Missionar nicht weiter. Indes gelang die Klostergründung in (Essen-) Werden an der unteren Ruhr. Sie muss von Liudger, der seit 796 dort systematisch Gütererwerb betrieb, von langer Hand geplant worden sein. Um 800 gründete der Friese auf 799 erworbenem Grund und Boden schließlich sein Werdener Eigenkloster.

Heiliger Liudger: Missionar - Klostergründer - Bischof
809-2009

Foto: Michael Buhlmann (Statue/Denkmal des heiligen Liudger vor der Liudgerbasilika in Werden a.d. Ruhr)

Vergangenes