Lexikonartikel: Trithemius, Johannes

Trithemius, Johannes

Der Benediktinermönch und Geschichtsschreiber Johannes Trithemius (*1462-†1516) aus Trittenheim (bei Trier) ergriff, über 20-jährig, eine theologische und priesterliche Laufbahn und trat als Novize ins Benediktinerkloster Sponheim ein (1484). Bald nach Ablegung der Profess wurde Trithemius Abt des Klosters (1485-1506), das er zu reformieren versuchte. Gleichzeitig begann seine literarische Tätigkeit als Verfasser von liturgischen und reformerischen Schriften, schließlich als Autor historiografischer Werke. Während eines Aufenthalts in Berlin formierte sich Widerstand in Sponheim gegen Trithemius (1505/06), so dass der Gelehrte auf seine Abtswürde verzichtete und sich zu seinem Freund, dem Würzburger Bischof Lorenz von Bibra (1495-1515), begab. In Würzburg wurde er Leiter des Schottenklosters (1506-1516) und setzte seine literarische Tätigkeit bis zu seinem Tod fort.

An Werken des Johannes Trithemius sind aus dem Bereich der Geschichtsschreibung überliefert: eine Schrift über „Die berühmten Männer des Benediktinerordens“, die bis zum Jahr 1370 reichende „Hirsauer Chronik“ und die zwei Teile umfassenden „Hirsauer Annalen“ (bis 1226 bzw. bis 1514). Dabei ist der geschichtliche Wert seiner Schriften durchaus umstritten, sind ihm doch häufig Fälschungen nachzuweisen. Selbst ein angebliches (zweites) Privileg Papst Urbans II. (1088-1099) für das Kloster Hirsau wurde Trithemius’ Fälschungstätigkeit zugeschrieben, doch entpuppt es sich heute als eine Fälschung wahrscheinlich aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.

ADB 38, S.626-630; Arnold, Trithemius; LexMA 5, Sp.608f; Schreiner, Trithemius.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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