Lexikonartikel: Papsttum

Papsttum

Im frühen Mittelalter und in der Zeit der ottonisch-salischen Reichskirche (10./11. Jh.) agierten Bischöfe und Äbte weitgehend ohne päpstliche Beeinflussung, der König war als advocatus ecclesie, als „Vogt der Kirche“ die wichtigere Bezugsperson zumindest für Bischöfe und Reichsäbte. Mit Investiturstreit und Gregorianischer Kirchenreform (11./12. Jh.) änderte sich dies, und es begann die Entwicklung hin zur Papstkirche des späteren Mittelalters, der sich das Episkopat des christlichen Abendlandes unterzuordnen hatte. Kanonisches Recht, Universalepiskopat und Jurisdiktionsprimat halfen die Papstkirche formen, ebenso der politische Universalanspruch des Papsttums über die Königreiche Europas. Konflikte zwischen dem Papsttum und dem Kaisertum waren von daher vorprogrammiert, doch wurden die Päpste auch zunehmend in politische Auseinandersetzungen hineingezogen, wie das französisch beeinflusste Papsttum in Avignon (1309-1376) beweist, aber auch das gerade in Avignon zentral gestaltete Stellenbesetzungs- und Finanzsystem. Das Große Papstschisma (1378-1417) leitete dann in die Epoche des Konziliarismus über, Konzilien wie das von Konstanz (1414-1418) oder das von Basel (1431-1449) sollten über die Kirche bestimmen, was zumindest teilweise gelang. Trotzdem sollte sich das (Renaissance-) Papsttum seit der 2. Hälfte des 15. Jh. wieder als vorrangige Macht in einer Papstkirche etablieren. Erst die Reformation leitete eine völlig neue Entwicklung ein, von der gerade die Päpste betroffen waren.

In regionalem Hinblick auf die benediktinischen Schwarzwaldklöster ist zu bemerken, dass die Beziehungen der Päpste zu Reichs- und Reformklöstern zum großen Teil von den päpstlichen Privilegierungen für die Mönchsgemeinschaften abhingen. Die Privilegien beinhalteten meist die Bestätigung von Besitz und Rechten wie z.B. dem der freien Abtswahl, auch die Verleihung der libertas ecclesie, der „römischen Freiheit“, an Reformklöster oder die Verleihung der Pontifikalien an manche Äbte. Dabei waren die päpstlichen Einflussmöglichkeiten seit der Gregorianischen Kirchenreform (11./12. Jh.) entscheidend gestiegen, wurden aber auch mitunter unterbrochen durch Papstschismen wie dem alexandrinischen (1159-1177). Im späten Mittelalter war es besonders die Stellenbesetzungspraxis (Provisionen, Bepfründungen), mit der die Päpste tief in die Verhältnisse von Klöstern und Kommunitäten eingriffen. Den Territorialherren gelang es weitgehend, in ihren Landeskirchen den päpstlichen Einfluss einzudämmen.

Päpste

GP; Jaffé; LexMA 6, Sp.1667-1685; Potthast; Schimmelpfennig, Könige und Fürsten; Schimmelpfennig, Papsttum; Schreiber, Kurie und Kloster.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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