Lexikonartikel: Vorderösterreich

Vorderösterreich

Die mittelalterlichen (und frühneuzeitlichen) Territorien der habsburgisch-österreichischen Herzöge im deutschen Südwesten werden als Vorderösterreich („Vordere Lande“) bezeichnet. Vorderösterreich war somit ein Konglomerat von geschlossenen Territorien und Streubesitz, das Besitzungen an Hochrhein und Bodensee, in Oberschwaben, zwischen Neckar, Schwarzwald und Donau, am Oberrhein (Sundgau, Breisgau u.a.) umfasste. Auch Besitz im und am Schwarzwald wie die Herrschaft Triberg (1325) oder Villingen mit seinem Umland (1326) wurden habsburgisch. Die habsburgisch-österreichischen Herzöge waren die Landesherren Vorderösterreichs, österreichische Landesteilungen und ungünstige politische Verhältnisse verhinderten indes die Umwandlung in einen geschlossenen Herrschaftskomplex zwischen Tirol und Vogesen. In der Tat waren Gegner habsburgischer Ausdehnungsbestrebungen die Grafen von Württemberg und insbesondere die Schweizer Eidgenossenschaft, die durch ihren Schlachtensieg bei Sempach (9. Juli 1386) u.a. den Anschluss der Basler Lande an Vorderösterreich vereitelten und im Schwabenkrieg und Basler Frieden (1499) die Abgrenzung der Besitzstände durchsetzten. Vorderösterreich blieb auch danach uneinheitlich organisiert, eine „unfertige Landesherrschaft“, die in einigen, aber nicht allen Regionen Ämter und Vogteien aufzuweisen hatte, während Landstände seit dem 15. Jh. bezeugt sind.

Habsburger

HbBWG 1,2, S.587-690; Köbler, S.685f; LexMA 8, Sp.1848f.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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