Lexikonartikel: Schwarzwald

Schwarzwald

Geografie, Geologie, Klima, Vegetation. Der Schwarzwald, antik-römisch silva Abnoba, mittelalterlich saltus Svarzwald (868) oder Silva Nigra, ist ein Waldgebirge im deutschen Südwesten, sich ca. 150km zwischen Hochrhein und Enz erstreckend bei einer Breite von rund 45 bis 55km, mit einer Höhe von bis zu 1493m (Feldberg) und einer Fläche von rund 6000qkm. Das paläozoische, also rund 200 bis 600 Millionen Jahre alte, nach Südosten geneigte Grundgebirge der variszischen Gebirgsbildung (Orogenese) besteht aus Gneisen und Graniten, die im Norden und Osten durch mesozoischen Buntsandstein überlagert werden. Zum Oberrheingraben, nach Westen und Südwesten hin besitzt der Schwarzwald eine Vorgebirgszone aus mesozoischem und tertiärem Gestein, 2 bis 200 Millionen Jahre alt. Tafelberge und Hochplateaus zeigen die Abtragung und Verebnung des sich heraushebenden, variszischen Gebirges im Laufe der Jahrmillionen an, Spaltensysteme am Westrand, die Schwarzwaldabdachung des Bundsandsteins nach Osten hin machen ebenso Geografie und Geologie des Mittelgebirges aus wie die verschiedenen, auch eiszeitlich bestimmten Talformen der zum Rhein bzw. zur Donau hin entwässernden Flüsse wie Nagold, Enz, Murg, Rench, Kinzig, Dreisam, Alb und Wutach sowie Breg und Brigach. Auch haben Nord-, Mittel- und Südschwarzwald je ihre eigenen Besonderheiten. Begrenzt wird der Schwarzwald nach Westen durch die Oberrheinebene mit Markgräflerland, Breisgau und Ortenau, nach Norden und Osten durch die Muschelkalk- und Keupergebiete der Baar, der Gäulandschaften und des Kraichgaus, nach Süden und Südosten durch das Tal des Hochrheins und den Hegau.

Klimatisch ist bei Durchschnittstemperaturen zwischen -4 und +10°C (Feldberg) bzw. 2 und 20°C (Freiburg) mit einer Abnahme der Temperatur von rund 0,6°C pro 100m Höhenunterschied zu rechnen, die Niederschläge (Regen, Schnee) können in den höheren Lagen des Schwarzwaldes fast 2100mm pro Jahr erreichen, die Sonnenscheindauer beträgt 1500 bis 1750 Stunden pro Jahr, die Apfelblüte als Beginn des Frühlings variiert zwischen Ende April und Ende Mai bei einer Vegetationszeit zwischen 245 Tagen in der Rheinebene und 180 Tagen im höheren Schwarzwald, der Wind kommt zumeist aus West oder Südwest. Überlagert wurde und wird das Klima „vor Ort“ durch langfristige Klimaschwankungen, durch die auch das Mittelalter geprägt war. Seit dem 3./4. Jh. herrschte in Mitteleuropa ein feuchtkühles Klima vor, vom 8. bis zum 13. Jh. ein günstiges mit einer wechselhaften und feuchteren Periode im 9. und dem sog. hochmittelalterlichen „Klimaoptimum“ im 12. und 13. Jh. Seit dem 14. Jh. erfolgte eine Klimaverschlechterung, die in die frühneuzeitliche „kleine Eiszeit“ mündete.

Die Vegetation war bis zum Mittelalter hauptsächlich durch den Laub-, Buchen-Fichten-Tannenwald und Fichtenwald bestimmt, es gab Quell- und Hochmoore, auch alpin bestimmte Regionen. Der Wald war der vielfältige Lebensraum der Tiere, neben den heute noch vertretenen Arten von Insekten, Vögeln und Greifvögeln, von Kleinsäugetieren und Rotwild gab es Wildschweine, Wölfe und Bären.

Geschichte. Der mittelalterliche Schwarzwald war Teil des alemannischen Herzogtums im Frankenreich der Merowinger, des karolingischen Gesamtreiches, des ostfränkisch-deutschen Reiches, im Hochmittelalter Teil des Herzogtum Schwabens. Das 11. bis 13. Jh. ist auch die Zeit, in der die Besiedlung des Schwarzwaldes entscheidende Fortschritte machte, wobei u.a. Zähringer und benediktinische Reformklöster an der Erschließung des Waldgebirges beteiligt waren. Das Ende des den Schwarzwald übergreifenden „Staates der Zähringer“ (1218) brachte die territoriale Zersplitterung dieser Landschaft. Im späten Mittelalter sind hier die Landesherrschaften der Habsburger (Vorderösterreich), der Markgrafen von Baden und Hachberg, der Grafen von Freiburg, Urach-Fürstenberg und Württemberg zu finden.

Seit dem Hochmittelalter wurden zunehmend die Bodenschätze des Schwarzwaldes ausgebeutet, Bergbaureviere gab es um den Schauinsland, im Münstertal, bei Badenweiler oder Todtnau, abgebaut wurden – auch im Untertagebergbau – u.a. Silber, Blei und Eisenerz. Daneben spielten Holzgewinnung und Holzhandel, aber auch Glasproduktion und Edelsteinschleiferei eine Rolle. Der Schwarzwald als Kulturraum ist nicht zuletzt charakterisiert durch die Benediktinerklöster im und an den Rändern des Waldgebirges. Hier sind zu nennen: Ettenheimmünster, Gengenbach, Hirsau, St. Blasien, St. Georgen, St. Peter, St. Trudpert, St. Ulrich mit ihren Propsteien und Prioraten Bürgeln, Neuenzell, Reichenbach, Rippoldsau, Weitenau und die z.T. nicht eindeutig dem benediktinischen Mönchtum zuzuordnenden Frauengemeinschaften Berau, Friedenweiler, Sitzenkirch, Sulzburg und Waldkirch.

Geologische Schulkarte; Haubrich u.a., Schwarzwald; LexMA 7, Sp.1624f; Schaab, Schwarzwald; Schwarzwald (= Baedeker Allianz Reiseführer).

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

Artikel schließen