Lexikonartikel: St. Trudpert

St. Trudpert

Das Kloster St. Trudpert geht mittelalterlicher Überlieferung zufolge auf den heiligen Trudpert, einen im Südschwarzwald missionierenden Iren und Märtyrer (7. Jh., 1. Hälfte), zurück. Er errichtete im Münstertal des Schwarzwaldes eine Einsiedelei, die wohl erst im (beginnenden?) 9. Jh. zu einem Kloster umgestaltet wurde. Die Mönchsgemeinschaft ist spätestens um 900 von der oberelsässischen Adelsfamilie der Liutfride unterstützt worden, für 901 und kurz nach 965 sind Translationen von Trudpertreliquien bezeugt. Wohl in dieser Zeit vorhandene eigenkirchliche Bindungen an das Straßburger Bistum spiegeln sich noch im 13. Jh. in Patronatsrechten der Bischöfe wider. Kirchenreform und Investiturstreit scheinen in St. Trudpert keine Spuren hinterlassen zu haben, die Grundherrschaft dehnte sich hauptsächlich im Münstertal, im Breisgau, in der Ortenau und im Elsass aus, wobei im späten Mittelalter eine gewisse Besitzkonzentration eintrat und so das Kloster z.B. in Tunsel, am Ausgang des Münstertals, die Ortsherrschaft erlangte. Hinzu kamen als Kirchenbesitz die Pfarreien in Münstertal, Grunern, Krozingen, Tunsel, Laufen, Biengen u.a. Auch der im Hochmittelalter aufkommende Silberbergbau konnte von der geistlichen Gemeinschaft genutzt werden. Es entwickelte sich auf Grund des Bergbaus das Städtchen Münster unterhalb der Abtei, das 1346 zusammen mit der Burg Scharfenstein der Herren von Staufen von Freiburger Bewaffneten zerstört wurde und infolge dieses Angriffs einging. Den wirtschaftlichen Niedergang in der 2. Hälfte des 14. Jh. überwand das Kloster augenscheinlich während des Abbatiats Pauls I. (1435-1455). 1525 wurde beim Bauernkrieg St. Trudpert durch Plünderungen in Mitleidenschaft gezogen.

Gegen 1200 gewannen die Herren von Staufen, Ministeriale der Herzöge von Zähringen, Vogtrechte über St. Trudpert. Klösterliche Urkundenfälschungen waren die Folge, eine Obervogtei der Grafen (bzw. Herzöge) von Habsburg ist zu 1277 erstmals belegt, so dass die Herren von Staufen bis zu ihrem Aussterben (1602) als habsburgische Untervögte fungierten. Die habsburgische Obervogtei bedeutete auch, dass das Kloster Teil der vorderösterreichischen Landesherrschaft wurde und somit habsburgisches Prälatenkloster. Als solches machte es die Säkularisation des Jahres 1806 mit und gelangte damals an das Großherzogtum Baden.

Mehrere mittelalterliche Klosteranlagen/-kirchen sind bezeugt, so eine Erneuerung des Klosters 902 und dann wieder – nach einem Ungarneinfall im beginnenden 10. Jh.? – vor 962. Die dreischiffige Basilika wurde um 1100 um ein Westwerk erweitert, im 15. Jh. entstanden neue Klausurgebäude und ein gotischer Langchor. Der Zerstörung der Klostergebäude durch die Schweden im Jahr 1632 folgte ein zunächst provisorischer Wiederaufbau, der 1712/16 dem barocken Kirchenneubau weichen musste. Zwei Kreuze in Niellotechnik aus dem 13. Jh. sind erhalten geblieben. Aus der Klosterbibliothek stammt eine Handschrift der 2. Hälfte des 14. Jh., die das „St. Trudperter Hohelied“, das „erste Buch der deutschen Mystik“, einen niederalemannischen Text des 12. Jh., enthält.

Äbte

GB V, S.606-613; HHS BW, S.691f; Mayer, St. Trudpert; Sebert, Benediktinerabtei; Strohmeyer, Stifter und Vögte; Strohmeyer, Äbte; UB StTrudpert.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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