Lexikonartikel: St. Ulrich

St. Ulrich

Die Anfänge des cluniazensischen Priorats St. Ulrich reichen in die Zeit des Investiturstreits zurück, als mit Ulrich von Zell (†1093) ein Mönch von Cluny am Westrand des Schwarzwaldes, im Möhlintal, ein Priorat der burgundischen Abtei gründete. Dabei griff Ulrich auf eine ältere, vor 1072 gestiftete Mönchsgemeinschaft auf dem Tuniberg (bei Ober-/Unterrimsingen) zurück, die wiederum zwischen 1077 und 1080 nach Grüningen (bei Oberrimsingen) umsiedelte. Bei der Übernahme der Mönchsgemeinschaft durch Ulrich kamen diesem schon bestehende Verbindungen zu Cluny zugute, die der Edelfreie Hesso von Eichstetten und Rimsingen, der Stifter des Klosters Tuniberg, und der badische Markgraf Hermann II. (1074-1130) aufgebaut hatten. Auf Betreiben Ulrichs zog die Mönchsgemeinschaft noch einmal um, und zwar um 1083 nach Zell im Möhlintal, einer Örtlichkeit, an der sich im Jahr 868 eine (Kloster-) „Zelle“ der Abtei St. Gallen befunden hatte. Vom Basler Bischof Burkard von Fenis (1072-1105) erwarb das Priorat den Besitz in der Umgebung von Zell; freilich war hier einiges an Rodungstätigkeit zu leisten.

Das einzige Cluniazenserkloster rechts des Rheins entwickelte sich in der Folgezeit recht zufriedenstellend. Zur klösterlichen Grundherrschaft gehörte Besitz im Breisgau, im Elsass und in der Ortenau, das Priorat besaß u.a. die Pfarreien in Grüningen, Wolfenweiler, Bollschweil und Hochdorf, während die umstrittene Pfarrei Achkarren 1315 gegen die in Feuerbach getauscht wurde. Die Klostervogtei lag in den Händen der Grafen von Nimburg, der Straßburger Bischöfe (1200), der staufischen Könige (1236), der Grafen von Freiburg und der österreichischen Herzöge (1445). Das 13. Jh. sah den Niedergang der Mönchsgemeinschaft. Wiederholte, von Cluny ausgehende Visitationen bezeugen die stark geschrumpfte Anzahl von vier bis sieben Mönchen neben dem Prior. Ein gewisser Aufschwung des Klosters ist unter Prior Paulus von Kůnheim (1448-1489) feststellbar, doch sollte die Mönchsgemeinschaft während der Reformationszeit ihre Selbstständigkeit verlieren. St. Ulrich – die Bezeichnung des Klosters nach seinem Gründer setzte sich im Laufe des 14. Jh. durch – wurde 1547 Priorat des Klosters St. Georgen, 1560 Priorat der Abtei St. Peter, 1578 dem Kloster inkorporiert. 1806 wurde das Priorat St. Ulrich zusammen mit der Mönchsgemeinschaft in St. Peter säkularisiert.

Die barocke Kirche von St. Ulrich, Peter, Peter und Paul bzw. Ulrich geweiht, besitzt einige mittelalterliche Vorgängerbauten. Altarweihen, Zerstörungen, Reparaturen und Neubauten sind überliefert, ebenso gibt es noch eine mächtige Taufbrunnenschale des 11./12. und eine Madonna des 13. Jh.

Prioren

GB V, S.615-620; HHS BW, S.692f; Nothelfer, St. Ulrich; Ott, Ulrich von Cluny.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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