Lexikonartikel: Cluny

Cluny

Die Gründungsurkunde vom 11. September 910 steht am Anfang der Geschichte des burgundischen Klosters Cluny. Danach wurden Gebet, Totengedenken und Barmherzigkeit als (immer umfangreicher werdende) Verpflichtungen der Mönchsgemeinschaft bestimmt. Das Kloster war unabhängig, wirtschaftlich und politisch autonom von weltlichen und geistlichen Gewalten (libertas, „Freiheit“), insbesondere von eventuellen eigenkirchlichen Bestrebungen des Stifters, Herzog Wilhelms I. von Aquitanien (886-918). Cluny gewann im 10. und 11. Jh. eine überragende Bedeutung in West- und Mitteleuropa. Seine monastische Lebensweise, seine Gewohnheiten beeinflussten viele andere Mönchsgemeinschaften, die sich von Cluny reformieren ließen und mit Cluny über Gebetsverbrüderungen verbunden waren. Es entstand ein Netzwerk von Cluny unterstellten Klöstern, ein Klosterverband von mehreren hundert Kommunitäten (Abteien und Priorate), die cluniazensich lebten, Cluniazenser waren; zur benediktinischen Kongregation von Cluny gehörten Generalkapitel und Visitationen bei den nachgeordneten Klöstern. Clunys Einfluss war dabei nicht nur auf Frankreich beschränkt, das cluniazensische Reformmönchtum strahlte z.B. nach Fruttuaria, nach Hirsau und St. Ulrich im Schwarzwald aus.

Ab dem 12. Jh. ist ein Niedergang Clunys feststellbar. Auch der Klosterverband war davon betroffen, wenn auch der wirtschaftliche und geistige Zerfall im späten Mittelalter wohl nicht zu gravierend ausfiel. Cluny wurde im Zuge der Französischen Revolution säkularisiert (1790), die berühmte Kirche (Cluny III) weitgehend abgebrochen (1798-1824).

Gleba, Klosterleben, S.109-127; LexMA 2, Sp.2172-2194; Wollasch, Cluny.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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