Lexikonartikel: Friedenweiler

Friedenweiler

Am Beginn der Geschichte des Frauenklosters Friedenweiler auf der Baar steht eine Zusammenkunft von geistlichen und weltlichen Großen. Gemeint ist der magnus conventus bei der Erhebung der Gebeine des heiligen Bischofs Konrad (I., 935-975) in Konstanz (26. November 1123). Hier trafen Herzöge und Grafen, Äbte und Bischöfe aufeinander. Und so war der festlich-politische Rahmen gegeben für einen Gütertausch zwischen den Klöstern St. Georgen und Reichenau. St. Georgen unter seinem Abt Werner I. (1119-1134) erhielt im Rahmen dieses Tausches, den im Übrigen viele Große bezeugten, den Ort Friedenweiler. Nach 1123, also nach dem Gütertausch, und noch vor 14. April 1139, dem Ausstellungsdatum der Papsturkunde Innozenz’ II. (1130-1143) für St. Georgen, muss in Friedenweiler ein Frauenkloster errichtet worden sein. Denn in dem Papstprivileg wird im Zuge der Besitzbestätigungen für St. Georgen die Klosterzelle Friedenweiler erwähnt. Offensichtlich muss es sich bei der Zelle um ein St. Georgen unterstelltes Kloster gehandelt haben, und wirklich wird in der Folgezeit, d.h. hauptsächlich und zuerst im 13. und 14. Jh., eine dem St. Georgener Abt unterstellte Gemeinschaft von Benediktinerinnen unter der Leitung einer magistra („Meisterin“) sichtbar. Priorat und geistlicher Schirm lagen also beim Schwarzwaldkloster und dessen Abt. Daran änderte auch nichts der Wechsel in der Friedenweiler Vogtei, die bis 1218 die Zähringer innehatten, spätestens seit 1270 die Grafen von Fürstenberg. Um die Mitte des 16. Jh. zogen Zisterzienserinnen in das leerstehende Kloster, spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Ansprüche der St. Georgener Mönchsgemeinschaft an der Kommunität auf der Baar erloschen. 1803 wurde Friedenweiler säkularisiert.

Eng verbunden ist das Priorat Friedenweiler mit den mittelalterlichen Rodungsvorgängen im südöstlichen Schwarzwald. Auseinandersetzungen mit dem Kloster St. Peter gehören hierher (1265), die Besiedlung des Waldes und Tales Schollach wurde seit dem Ende des 13. Jh. vom Frauenkloster aus vorangetrieben, westlich von Friedenweiler das Gebiet der sog. Viertäler erschlossen (14. Jh.). Neustadt soll auf dem Waldgebiet des Priorats gegründet worden sein (v.1275), ein Indiz dafür, dass der von Friedenweiler ausgehende Landesausbau Teil der territorialen Politik der fürstenbergischen Landesherren gewesen war. Mitte des 15. Jh. wird aber eine Rückentwicklung des Besiedlungsprozesses und der landwirtschaftlichen Erschließung erkennbar. Wüstungen, Güterverödungen und damit einhergehende Besitzverluste machten dem Frauenkloster zu schaffen, die „Überbesiedlung“ des Schwarzwalds (13./14. Jh.) hörte auf.

Meisterinnen

Bader, Friedenweiler; HHS BW, S.227f; WürttUB II 12.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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