Lexikonartikel: Reichenau

Reichenau

Ebenso wie Schuttern oder St. Gallen wirkte das Bodenseekloster Reichenau von außen in den Schwarzwald des früheren Mittelalters hinein, verlor aber dort im Verlauf 12. Jh. massiv an Einfluss. Die Reichenau war, früher Klostertradition zufolge, 724 von dem Abtbischof Pirmin (†v.755) gegründet worden und wurde unter den karolingischen Kaisern und Königen Reichsabtei. Überhaupt war das 9. Jh. eine erste Blütezeit des Klosters, der in der 2. Hälfte des 11. Jh. unter dem Reformmönch Bern (1008-1048) eine zweite folgte. Danach trat der wirtschaftliche und geistige Niedergang der adligen Mönchsgemeinschaft ein, ein Klosterbrand von 1235 verstärkte diese Entwicklung, die auch zur Aufgabe der vita communis führte. Von den benediktinischen Reformen des 15. Jh. unberührt, wurde im Jahr 1540 die Abtei als Priorat dem Konstanzer Bistum inkorporiert. 1803 erfolgte die Säkularisation.

Die Reichenau besaß im Gebiet des südöstlichen Schwarzwalds Klostergüter, die wohl im Zuge der St. Georgener Klostergründung (1084/85) durch die Reichenauer und St. Georgener Klostervögte Hezelo (†1088) und Hermann (†1094) teilweise zu Gunsten St. Georgens entfremdet wurden. Im Tausch mit der Reichenau erlangte das Kloster St. Georgen 1123 den Besitz Friedenweiler. Dies macht deutlich, dass die Abtei Reichenau seit dem 11. Jh. nicht mehr fähig war, ihre Außenbesitzungen im und am Schwarzwald zu halten.

Äbte

Bader, Friedenweiler; Beyerle, Reichenau; Buhlmann, Gründung und Anfänge, S.13f, 35f; GB V, S.503-548; HHS BW, S.650ff; LexMA 7, Sp.612ff; Maurer, Reichenau; Wollasch, Anfänge.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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