Lexikonartikel: St. Gallen

St. Gallen

Die Benediktinergemeinschaft St. Gallen im Schweizer Hügelland südlich des Bodensees gehört natürlich nicht zu den Schwarzwaldklöstern, hatte aber im Mittelalter Schwarzwälder Besitz. St. Gallen führte sich auf den irofränkischen Mönch und Priester Gallus (*ca.550-†v. 650) und auf seinen ersten Abt Otmar (719-759) zurück. Nähe zum vorkarolingisch-alemannischen Herzogtum bei Abgrenzung vom Konstanzer Bistum prägten in der Folgezeit die klösterliche Existenz, die St. Gallen im 9. und beginnenden 10. Jh. nunmehr als Reichskloster zu einer kulturellen Hochblüte führte. Ein hervorragendes Skriptorium und eine Klosterschule gehören ebenso hierher wie der berühmte St. Galler Klosterplan (ca.820). Im „ehernen Zeitalter“ des Investiturstreits und des späteren Mittelalters geriet die Abtei zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten und feudal-kriegerische Auseinandersetzungen. Benediktinische Reformen im 15. Jh. überwanden die inneren Schwierigkeiten, St. Gallen wurde in die Schweizerische Eidgenossenschaft einbezogen. Nach einem kurzen reformatorischen Zwischenspiel (1531) stabilisierten sich die Zustände des Klosters weiter, erkennbar an der barocken Stiftskirche und der berühmten Bibliothek. 1805 wurde die Abtei aufgehoben.

Schon früh erwarb St. Gallen Besitz in der Oberrheinebene, auch im Kirchzartener Becken. St. Galler Güter gab es auf der Baar und im daran angrenzenden südöstlichen Schwarzwald, doch lässt das hohe und späte Mittelalter eine Besitzausdehnung und -entwicklung vermissen.

Äbte

LexMA 7, Sp.1153ff; Mayer, Besiedlung; Ochsenbein, St. Gallen.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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