Lexikonartikel: Konstanz, Bistum

Konstanz, Bistum

Die Anfänge des Bistums Konstanz reichen mittelalterlicher Überlieferung nach zurück ins 7. Jh., als der merowingisch-fränkische König Dagobert II. (623/29-639) den Bischofssitz (angeblich?) stiftete. Auch eine Entstehung im 6. Jh. wird erwogen. Die Konstanzer Diözese, die sich vom Nordschwarzwald und mittlerem Neckargebiet bis zu Iller und Alpen erstreckte, war das alemannisch-schwäbische Bistum, von dem wichtige Impulse auch für die Christianisierung Alemanniens ausgingen. Reichsgeschichtlich trat das Bistum erst unter den Bischöfen Salomon III. (891-920) und Konrad I. (935-975) in Erscheinung; Letzterer wurde übrigens 1123 heilig gesprochen. Unter Bischof Gebhard III. (1084-1110), einem Zähringer, war Konstanz zwischen der königlichen Partei und der Partei der Kirchenreformer heiß umkämpft. Konstanzer Vertrag (1153) und Konstanzer Frieden (1183) waren wichtige Etappen der Politik Kaiser Friedrich I. Barbarossas (1152-1190), und auch in der Folgezeit sind Konstanzer Bischöfe auf Seiten der staufischen Herrscher zu finden.

Der Liber decimationis (1275), das Verzeichnis einer von Pfarrkirchen erhobenen Kreuzzugssteuer, und das erste Bistumsurbar (1300) lassen Umfang und Gliederung der Konstanzer Diözese gut erkennen. Im späten Mittelalter emanzipierte sich die Stadt Konstanz immer mehr von ihrem Stadtherrn, dem Bischof, das Territorium des Hochstifts konzentrierte sich im Thur- und Aargau, um Bodensee (ab 1540 einschließlich der Reichenau) und Kaiserstuhl. Im 15. Jh. unterblieben trotz mancher vom Konstanzer Konzil (1414-1418) ausgehender Impulse weitgehend Reformversuche. Die Reformation hinterließ eine faktisch verkleinerte Diözese, das Hochstift ist 1802 aufgehoben worden.

Bischöfe

HbBWG 2, S.466-480; Person-Weber, Liber decimationis; REC.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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