Lexikonartikel: Schreiben, Schrift, Skriptorium

Schreiben, Schrift, Skriptorium

Die Benediktregel setzte bei den Mönchen die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben (der lateinischen Sprache) voraus. So war das Skriptorium, die Schreib- und Malschule, ein wichtiger Bestandteil des Klosters und der klösterlichen und mittelalterlichen Kultur. Die meisten Abschriften antiker und mittelalterlicher Werke wurden im frühen und hohen Mittelalter eben von Mönchen geschrieben, die monastische Buchkultur wurde erst im späten Mittelalter durch neue Schreibzentren in Städten und an Universitäten in den Hintergrund gedrängt. Geschrieben wurde zumeist von den schreibenden Mönchen (auch von außerhalb) in einem gemeinsamen Saal, der mit der Bibliothek des Klosters in Verbindung stand, wie der St. Galler Klosterplan (ca.820) aufzeigt. Die Mönche standen oder saßen an Pulten und beschrieben das vorbereitete, liniierte Pergament, wobei (vorzugsweise schwarze und rote) Tinte (aus Ruß, Galläpfeln, Mennige, Zinober) und Gänsekiel Verwendung fanden. Ein Messer diente der Rasur falsch geschriebener Stellen, auch dem Glätten von Unebenheiten auf dem Pergament. Illustratoren vervollständigten den geschriebenen Codex durch farbige Initialen und Abbildungen (Buchkunst). Dabei kamen im Verlauf des Mittelalters unterschiedliche Schriften, basierend auf der lateinischen Schrift (Kapitalis, Unziale), zum Zuge: Halbunziale und Kursive der Merowingerzeit (6.-8. Jh.), karolingische Minuskel (9.-12. Jh.), gotische Schriften wie Textura oder Bastarda (ab 13./14. Jh.).

Mit ihrer Schreibarbeit hoben sich die Mönche – und Nonnen – als literati von des Schreibens unkundigen illiterati ab.

Gleba, Klosterleben, S.92-98; LexMA 7, Sp.1554ff, 1559-1564, 1566-1570, 1991-1997

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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