Lexikonartikel: Weitenau

Weitenau

Auf der südwestlichen Vorgebirgszone des Schwarzwalds befand sich im Mittelalter die dem heiligen Gangolf geweihte Benediktinerpropstei Weitenau. Wie Bürgeln oder Neuenzell war auch Weitenau eine sanktblasianische Propstei, deren Entstehung um 1100 veranschlagt wird. Die Brüder Arnold, Erkinbold und Heinrich von Wart übertrugen damals dem Kloster St. Blasien die Weitenauer Kirche, der St. Blasianer Abt Udo (1085-1108) errichtete am Ort ein Kloster, das im 12. Jh. wichtige Impulse für Rodung und Landesausbau im südlichen Schwarzwald gab. An der Spitze Weitenaus stand in geistlichen Dingen ein Prior, in weltlich-wirtschaftlichen ein Propst. Das Gründungsgut umfasste die „Vogtei Weitenau“ mit Besitz in Weitenau, Schillighof, Eichholz usw., erweitert 1278 um Güter der Adelheid von Rotenberg. In der „Vogtei Weitenau“ übte der Propst die Niedergerichtsbarkeit aus, ein Urbar von 1344 listet den doch umfangreichen Besitz der Propstei auf. Vögte über Weitenau waren wohl von Anfang an die Herren von Wart, spätestens seit 1361 die Markgrafen von Hachberg. 1423 erlangte der Vogt das Recht der Hundeherberge in Weitenau, 1525 wurde die Propstei im Bauernkrieg stark geplündert, 1557 war das Ende  der Propstei infolge der Reformation erreicht, 1560 einigten sich Markgraf Karl II. von Baden (1537-1577) und das Kloster St. Blasien auf die Auflösung der Propstei bei Anerkennung des sanktblasianischen Besitzes. Statt der um 1105 errichteten und gegen Ende des 12. Jh. erneuerten Propsteigebäude gab es nun eine evangelische Pfarrkirche (1569).

Pröpste

GB V, S.647-651; HHS BW, S.874; Martini, Weitenau; Seith, Weitenau; UB StBlasien 74.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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