Lexikonartikel: Neuenzell

Neuenzell

Sanktblasianischer Überlieferung zufolge gründete der Freiherr Diethelm von Tiefenstein an seinem Herrschaftssitz an der Ibach im Hotzenwald die auf den südlichen Ausläufern des Schwarzwalds gelegene Zelle, die von Diethelm an das Georgskloster in Stein am Rhein übergeben wurde (nach 1251/52?). Graf Rudolf von Habsburg (1240-1291), der spätere König, zerstörte indes die von Stein aus errichtete Propstei, das Georgskloster trat gegen eine Entschädigung Neuenzell ab (1266/72), während der Habsburger 1266 nach Wiederherstellung der Kapelle Letztere mit einer Pfründe für einen Weltgeistlichen dotierte. 1309/15 tradierten die habsburgischen Herzöge Neuenzell mit Ausnahme der Vogtei an das Kloster St. Blasien, das hier eine Propstei einrichtete. Im Verlauf des 14. Jh. wurde der geistlichen Gemeinschaft in Neuenzell jedoch zunehmend die wirtschaftliche Basis durch Güterentfremdungen entzogen, so dass ein Konventsleben nicht mehr möglich war. Unter Propst Heinrich Gündelwang (1412-n.1430) gelang die Rückgewinnung von Eigentumsrechten, gerade auch im Freiwald und gegen die Bauern von Görwihl (1425/30), doch fehlen für die Folgezeit weitere Hinweise. 1558 wird letztmals ein Propst erwähnt, vermutlich wurde die Propstei aufgelöst, seit 1573 ist ein „Pfarrherr“ bezeugt. 1787 wurde die Pfarrei Neuenzell geschaffen, 1806/07 fielen mit der Säkularisation des Klosters St. Blasien die ehemaligen Propsteigüter an das Großherzogtum Baden.

Gemäß dem Neuenzeller Weistum von 1320 gehörte dem Propst zusammen mit dem Habsburger Vogt ein von den Freien gebildeter Gerichtsverband, der in den Dinghöfen Birkingen, Görwihl, Hochsal und Oberalpfen tagte. Das Propsteigebäude des 13. Jh. ist heute Pfarrhaus, die Kirche stammt von 1698/99.

Pröpste

Bader, Neuenzelle; GB V, S.441-444.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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