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St. Georgener Handschriften

in der Badischen Landesbibiliothek Karlsruhe

Codex St. Georgen Nr. 7

Die Handschrift St. Georgen Nr.7, ein St. Georgener Kapiteloffiziumsbuch aus den Beständen des frühneuzeitlichen Georgsklosters in Villingen stammt aus dem 15. Jahrhundert, hat eine Größe von 33 cm auf 22,5 cm und enthält auf 122 zweispaltig angelegten Blättern u.a. ein Martyrologium (fol. 5r), ein Nekrologium (fol. 61r) sowie die Benediktregel (fol. 98r).

Ein Martyrolog erinnert an die christlichen Märtyrer, an die Heiligen, die in der christlichen Kirche des Mittelalters Verehrung erfuhren. Dabei werden die Heiligen nach ihren Todestagen angeordnet, die Todestage sind nach dem Kirchenjahr aufgeführt. Martyrologien beinhalten im Gegensatz zu den Kalendarien aber noch um die Nennung des Festtages hinausgehende Informationen zu dem/der Heiligen, etwa den Ort und die Umstände seines/ihres Todes betreffend. Für die Entwicklung der für die kirchliche Liturgie wichtigen Martyrologien waren bedeutsam das angeblich auf den heiligen Hieronymus zurückgehende Martyrologium Hieronymianum, das älteste lateinische Martyrolog (5. Jahrhundert, Mitte; 6. Jahrhundert), und das Martyrolog des St. Galler Mönches Notker Balbulus (*ca.840-†912).

Ein Nekrolog ist ein kalendarisch geordnetes Totenverzeichnis, das im Rahmen des Gebetsgedenkens Verstorbene (Mitglieder und Wohltäter einer geistlichen Gemeinschaft) aufführt. Das Nekrolog im St. Georgener Codex Nr. 7 hat daher ein Gerüst aus Tagen und Monaten (Tageszählung, Goldene Zahl, Tagesbuchstabe, Festtag). In diesem Nekrolog wurden zumeist im 16. und 17. Jahrhundert verstorbene Äbte, Priester, Mönche und Nonnen u.a. aus den Klöstern St. Georgen, Urspring und Amtenhausen von verschiedenen Händen verzeichnet.

Als drittes enthält die St. Georgener Handschrift die Regel des heiligen Benedikt (regula Benedicti). Diese war die erfolgreichste Mönchsregel im christlich-abendländischen Mittelalter. Sie umfasst in einem Vorwort und 73 Kapiteln die Beschreibung des gesamten Klosterlebens, ist allerdings teilweise nicht detailliert genug formuliert und wurde daher in den Jahrhunderten des Mittelalters recht unterschiedlich interpretiert. Die Benediktregel enthält die Gründsätze gemeinschaftlichen mönchischen Lebens (Zönobitentum).

Literatur, Abkürzungen: Buhlmann, M., Die mittelalterlichen Handschriften des Villinger Klosters St. Georgen (= Vertex Alemanniae, H.27), St. Georgen 2006, S.37-44; Ehrensberger, H., Bibliotheca liturgica manuscripta (nach Handschriften der großherzoglich badischen Hof- und Landesbibliothek), 1889, S.7; r = recto; v = verso.

Bearbeiter: Michael Buhlmann