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B

Beda Venerabilis. Der angelsächsische Mönch und Gelehrte (*673/74-†735), der sein ganzes Leben im northumbrischen Kloster Jarrow mit Studien verbrachte, zeichnet sich durch eine Reihe von Schriften aus, die das frühe Mittelalter ganz wesentlich beeinflussten, u.a. die Kirchengeschichte des englischen Volkes und die Schriften über die Zeit (De temporibus, De temporum ratione). In diesen Schriften geht Beda ausführlich auf die Osterrechnung ein und verteidigt u.a. den 532-jährigen, alexandrinisch-römischen Osterzyklus gegen die in Irland und England geübte Osterrechnungspraxis (Osterfeststreit, Ostersonntag, Ostertermin).

Buhlmann, Zeitrechnung des Mittelalters

Benediktregel. Die Mönche und Nonnen des europäischen Mittelalters waren einer strengen Zeitdisziplin unterworfen, die Zeitdisziplin der Mönche steht am Anfang des modernen europäischen Zeitverständnisses, so dass von daher enge Beziehungen zum Zeitverständnis der Benediktregel bestehen. - Das wohl wichtigste Vermächtnis des Benedikt von Nursia (*ca.480-†547) ist die ihm zugeschriebene Mönchsregel, die regula Benedicti. Sie ist gerade durch frühmittelalterliche Handschriften aus dem Bodenseeraum, aus St. Gallen gut überliefert, nachdem der Regeltext bei der Zerstörung des Klosters Montecassino durch die Langobarden nach Rom gerettet werden (ca.577) und nach dem Wiederaufbau der Mönchsgemeinschaft (nach 717) nach Montecassino zurückkehren konnte. Dort haben sie der friesische Missionar Liudger (*ca.742-†809) und König Karl der Große (768-814) einsehen können (787). - Die Benediktregel - sie war um das Jahr 800 nur eine von über 30 damals existierenden Mönchsregeln - umfasst in einem Vorwort und 73 Kapiteln die Beschreibung des gesamten inneren und äußeren Klosterlebens, ist allerdings z.T. recht vage formuliert und wurde daher in den Jahrhunderten des Mittelalters recht unterschiedlich interpretiert. Die in der Mönchsregel enthaltenen Grundsätze gemeinschaftlichen Lebens (Zönobitentum) beschäftigen sich: a) mit dem Weg des Mönchs zur geistigen Vollkommenheit auf Grund von Gehorsam, Demut und Schweigsamkeit, b) mit dem Gottesdienst und dem Gebet, c) mit dem Verhalten der Mönche (und Novizen) untereinander, d) mit der Hierarchie innerhalb des Klosters, dem Abt und den Klosterämtern, e) mit dem Verhalten zwischen Mönchen und außerhalb des Klosters Stehenden, f) mit der wirtschaftlichen Unabhängigkeit des Klosters. Die Benediktregel definiert damit eine "Herrschaft der Regel" und eine "geregelte Herrschaft". Sie ist umgesetzt und erhielt ihre sichtbare Gestalt in der form des St. Galler Klosterplans (ca.820). - Die Benediktregel, vom Ordensgründer initiiert, von der Kirche anerkannt, gehört - neben der Basilius-, Augustinus- und Franziskusregel - zu den wirkmächtigsten, klassischen Ordensregeln im christlichen Mönchtum und wurde zur Norm, Grundlage und zum Maßstab für das Leben der Benediktinermönche und -nonnen.

Buhlmann, M., Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald. Ein Lexikon, Tl.1: A-M, Tl.2: N-Z (= Vertex Alemanniae, H.10/1-2), St. Georgen 2004, 22006, 32007; Buhlmann, M., Bildung im Mittelalter, Tl.1: Bildungsträger und -formen, Tl.2: Bildungsinhalte (= Vertex Alemanniae, H.41/1-2), St. Georgen 2008

Bologneser Gewohnheit = Consuetudo Bononiensis. Gemeint ist die mittelalterliche Datierungsweise, die in Bologna (und Umgebung) vorherrschte. Danach wurden die Tage mense intrante bis zur Monatsmitte hinaufgezählt (I bis XV/XVI), die Tage mense exeunte hinab- (XV bis dies penultimus, dies ultimus) oder weiter hinaufgezählt (XVI/XVII bis dies penultimus, dies ultimus).

Buhlmann, Zeitrechnung des Mittelalters; Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung; Holford-Strevens, Zeitrechnung

Byzantinische Ära. Die im Mittelalter im byzantinischen Reich und Osteuropa (Russland) verbreitete Jahresdatierung hat als Epoche den 1. September 5509 v.Chr., obwohl bis ins 14. Jahrhundert hinein auch andere Jahresanfänge (1. März, 25. März) verbreitet waren. Gerechnet wurde von der Erschaffung der Welt.

Buhlmann, Zeitrechnung des Mittelalters; Holford-Strevens, Zeitrechnung

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