Quellen zur Geschichte Gerresheims

14. Jahrhundert:

Liturgischer Ordo der Gerresheimer Frauengemeinschaft

Ein liturgischer Ordo des Stifts Gerresheim, zu dessen Aufzeichnung vielleicht Äbtissin Guda (1212-1232) den Anstoß gegeben hat, der aber aus dem 14. Jahrhundert überliefert ist, beschreibt anschaulich die Vielfalt der gottesdienstlichen Handlungen im Laufe des durch die einzelnen Festtage bestimmten Kirchenjahres. Die (gesungenen) liturgischen Texte im Ordo sind dabei durch die jeweiligen Anfangsworte gekennzeichnet. Leider fehlen Anfang und Ende des Ordo, so dass wir nur über die Feste von Mariä Lichtmess bis Michaelis, also zwischen Anfang Februar und Ende September, unterrichtet werden. Einen würdigen Rahmen fand die hier dargestellte liturgische Ordnung an den Festtagen sicher in der unter Guda neu erbauten und wohl 1236 eingeweihten Stiftskirche. Diese dreischiffige spätromanische Basilika, die sich uns heute nahezu unverändert darbietet, hat eine Länge von 50 m und eine Breite von 24 m. Über der Vierung von Langhaus und rudimentärem Querschiff erhebt sich ein achteckiger Mittelturm, eine halbrunde Apsis schließt die Kirche nach Osten hin ab, ein beeindruckendes Portal bildet den Eingang im Westen. Der staufische Bau zeigt dabei auch heute noch nach innen und außen eine bemerkenswerte Ausgewogenheit von Architektur und Ausschmückung. Im Norden der Stiftskirche schlossen sich unmittelbar der Kreuzgang und die Stiftsgebäude an. Im Süden lag die Gerresheimer Pfarrkirche, die "Kirche des heiligen Gerrich" (später: der heiligen Margareta), auf die der Ordo ein paar Mal Bezug nimmt. Der Liber ordinarius lässt zudem unterschiedliche Gruppen von weiblichen Stiftsinsassen erkennen. Da sind zum einen die (vollberechtigten) Stiftsfrauen, zum anderen die Schülerinnen, die wohl im Alter von zehn Jahren Aufnahme im Stift gefunden und eine mehrjährige Ausbildung zu durchlaufen hatten, zum dritten die jungen Stiftsfrauen, die nach der Ausbildung in Gottesdienst und Liturgie neu einbezogen wurden.

[Der Anfang des Ordo fehlt. Er beginnt mit Mariä Reinigung (2.2.):] ... wird in der Prozession der Kelch getragen. Und der Kanoniker, der den Wochendienst hat, trägt das Bild unseres Herrn und hält eine Kerze, die ihm die Äbtissin geben wird und die der achte Teil eines Pfundes [schwer] ist. Der Konvent kommt heraus und die Vorsängerin stimmt das Lied an "Siehe den Namen des Herrn". Ist dies beendet, schweigt die Prozession und betritt die Kirche; nachdem der Konvent sich in der Ordnung aufgestellt hat, trägt die Vorsängerin mit erhobener Stimme das "Wir loben dich, Gott" vor. Die Kanoniker [singen] die zweite Strophe und beenden so [das Lied]. Später fügt der Kanoniker, der den Wochendienst hat, mit der Kerze nach vorgeschriebener Ordnung einen Lobgesang hinzu; ist dieser beendet, werden mit Weihwasser die Kerzen, der Konvent und das ganze Volk besprengt. Und wenn zudem das Fest an einem Sonntag geschieht, so wird nicht allein die Kirche mit Wasser besprengt. Nach dem Besprengen singen die Geistlichen "Besprenge mich, Herr". Zwischendurch teilt der Küster die Kerzen aus. Nachdem diese angezündet sind, beginnt die Vorsängerin freudig das Lied "Licht zur Offenbarung". Wenn das Lied endet, stimmen die Geistlichen das "Nun verabschiede dich" an. Und zu einem beliebigen Bibelvers und zu "Herrlichkeit dem Herrn" singt man das Lied "Licht zur Offenbarung". Später wird ein Sammelgebet vorgetragen. Ist dieses beendet, trägt eine Vorsängerin mit erhobener Stimme "Simeon hat das Wort empfangen" vor bis zum "Nun verabschiede dich". Die Geistlichen singen aber dieses Lied. Und wenn sie dieses Lied bis "Er lobte den Gott und sprach" singen, schweigen sie, und der Pfarrer oder der, der den Wochendienst hat, hält das Bild unseres Herrn und wendet sich an das Volk; und er stimmt mit den übrigen Geistlichen an den Gesang "Heute, selige Jungfrau Maria". Ist dieser beendet, singen die (Stifts-) Frauen "Nun gehet hin in Frieden" [Markus 5]. Danach wird ein Sammelgebet vorgetragen. Ist dieses beendet, verlassen sie [die Kirche] und gehen auf den Friedhof umher. Und die Vorsängerin stimmt das Lied "Sei gegrüßt, reiche Gnade" an. Und den Ge-sang "Schmücke den Himmelssaal". Wenn sie zurückgehen und in das Stift eintreten, wird das Lied "Wenn sie hineingehen" gesungen. Vor dem Kreuzaltar singt man "Du bist alles Gute" mit dem Sammelgebet, vor dem Hochaltar "Wir rühmen dich", zum zweiten am Abend vor den Psalmen den Gesang "Mit dir der Anfang" und immer gleich nach der Hymne vom Sonnenaufgang am Himmelspol. Gesungen wird das Lied "Der Mensch war". Von Epiphanias [6.1.] bis zu [Mariä] Reinigung wird nicht gesungen außer allein das Lied von unserer Gottesmutter "Den Brombeerstrauch, den sie sah" an den Sonntagen und "Wir rühmen dich" am Samstag. Danach soll wie üblich gesungen werden bis zu Invocavit und nicht vom heiligen Kreuz. Es ist [wichtig] zu wissen, dass, wenn Mariä Empfängnis [25.3.] oder das Fest des [heiligen] Gregor [12.3.] auf den Sonntag Lätare fallen, [diese Feste] am nachfolgenden Sonntag durchgeführt werden. Wenn aber Mariä Empfängnis auf Septuagesimae fällt oder auf Palmarum, so muss [das Fest] am Samstag vor dem Palmsonntag feierlich begangen werden.

Die Ordnung am Palmsonntag. Schweigend betritt die Prozession die Kapelle des heiligen Gerrich, und es beginnt durch einen Vorleser die Lesung aus dem Exodus ohne den Titel "Die Kinder kommen nach Elim" [2. Mose 15]. Ist dies beendet, beginnt eine Vorsängerin mit erhobener Stimme mit "Sie sammelten"; die Kleriker [tragen] die Strophe "Einer aber" [vor]. Danach wird aus dem Evangelium gelesen "Als er sich Jerusalem genähert hatte" [Matthäus 21]. Ist dies beendet, gehen die Schülerinnen ? mit sich die [neu] Aufgenommenen und die [aus der Schule] Entlassenen ? zum Kreuz und stellen sich vor dem Kreuz auf. Unterdessen verlässt, nachdem die Austreibung, die Gebete und die Vorrede zur Weihe der (Palm-) Zweige mit der Besprengung durch geweihtes Wasser gefeiert wurden, der Konvent [seinen Platz] mit dem Lied "Als er sich näherte", dem anderen "Als es [d.h. das Volk] hörte" und dem dritten "Sie haben [ihn] empfangen". Weil danach die Priester des Konvents gegen Mittag [die Kirche] verlassen und alle in einer Prozession gehen, wobei sie das Kreuz bis zum Angesicht schauen, beginnt die Vorsängerin demütig das "Sei gegrüßt, unser König". Ist dies beendet, so fangen die Schülerinnen mit "Ruhm, Lob und Ehre" an. Ist der Hymnus erzählt, werfen sie sich zuerst vor dem Kreuz und überall gemäß dem Brauch auf den Boden, und die Schüler kehren ordentlich zum Konvent zurück. Danach stehen die Priester an ihrem Platz und singen das Lied "Sie begegnen der Menge". Dann tritt der Konvent heraus mit eiligem Gesang des "Sie begegnen der Menge". Danach fügen sie ein "Die Kinder Israel" an, und dann werfen die Priester die Umhänge hin. Danach [singt man] noch einmal das Lied "Die Kinder Israel brechen auf". Dazwischen werden die Zweige von allen auf dem Boden gestreut. Danach [singt man] nämlich das Lied "Es steht geschrieben". Danach tritt die Äbtissin hervor und betet auf dem Boden vor dem Kreuz. Steht die Äbtissin auf, so beginnt die Vorsängerin das Lied "Mache mich gesund". Beim Eintritt ins Stift wird gesungen "Die Gottesmutter schreitet einher". Vor dem Kreuz in der Mitte [ertönt] der Gesang "Vor sechs Tagen". Ist dies geschehen, so wird die Messe von den Geistlichen allein begangen.

Am zweiten, dritten und vierten Sonntag werden keine Lieder zu den Horen gesungen, bloß nur Wechselgesänge und Gebete. An jedem Samstag nach Quadragesimae singt man zur Komplet "Das maßvolle Leben". An den anderen Tagen nach der Leidensgeschichte einmal "Das maßvolle Leben". An diesen drei aufeinanderfolgenden Tagen wird "Das maßvolle Leben", sonst "Rette uns" gesungen. Nach der Leidensgeschichte wird kein "Herrlichkeit des Vaters" gesungen außer zu den Psalmen.

Zum Abendmahl werden weder gesungen "Gott als Hilfe" noch "Herrlichkeit des Vaters", aber einfach Gebete ohne Gesang zu den Stunden und das "Vater unser", "Gott erbarme dich meiner" ? ohne "Herrlichkeit des Vaters" und ohne Gebete ? zusammen mit dem Sammelgebet "Gott, durch den auch Judas [gerettet wird]" und so zu der 3., 4. und 9. [Stunde]. Zur erwähnten neunten [Stunde] wird eine festliche Messe gefeiert; eine (Stifts-) Frau singt ein Gradual ohne Gebet. Am Abend werden nämlich [die Gebete] nach der Messe gesprochen. Nach der Messe betritt der Konvent den Speisesaal mit dem Kreuz, wo die Wiederauferstehung [des Herrn] gefeiert wird. Dort werden Brot und Wein gesegnet und zwischen allen aufgeteilt. Nach Beendigung des Mahls kehren die Laien zurück, und die (Stifts-) Frauen bleiben alleine. Sogleich wäscht die Äbtissin die Füße der Frauen. Zwischendurch werden Gebete gesungen, [und zwar]: "Nach dem Mahl erhob er sich", "Wäscht du mich, Herr?", "Sagt euch das neue Gebot", "Vor dem Festtag" [Johannes 13]. Ist dies geschehen, setzt sich die Äbtissin auf den für sie hingestellten Stuhl und die Dechantin steht mit den anderen (Stifts-) Frauen auf, und sie waschen die Füße der Äbtissin, wobei sie das Gebet "In jenen Tagen" singen. Nun erhebt sich die Äbtissin und gibt allen Wasser, damit sie sich die Hände waschen. Danach gibt die Äbtissin jeder (Stifts-) Frau zwei Pfennige. Darüber hinaus gibt sie vier Metzen Weizen. Und genauso der Meier von Dern vier. Aus dem Weizen der Äbtissin aber möge jenes Brot gemacht sein, das im Speisesaal gesegnet wird und von allen das größere ist. Die Kanoniker aber tragen nach dem Mahl das Kreuz zurück und stellen es vor dem Hochaltar auf. In jener Nacht wird nicht beim Komplet gesungen.

Am Karfreitag wird zu keiner Stunde offen gesungen. Zur sechsten Stunde legt der Kanoniker, der Wochendienst hat, das Chorhemd und darüber das Gewand an, stellt sich als Vorleser an das Pult vor dem Hochaltar und beginnt die Prophezeiung ohne Titel mit erhobener Stimme.

[Es folgt] "In der Not erheben sie sich durch ihre Hand zu mir". Ist dies beendet, beginnt der Konvent das Gebet "Herr, ich habe dich gehört". Danach stellt sich der Kanoniker des Wochendiensts vor den Altar und sagt das Sammelgebet ohne "Der Herr ist mit euch" und ohne den Kniefall wie folgt: "Wir beten", "Gott, durch den auch Judas". Danach wird der Bibelabschnitt "Der Herr sprach zu Moses und Aaron" [2. Mose 16] in Form einer Epistel ohne Titel gelesen. Es folgt das Gebet "Rette mich", das die (Stifts-) Frauen singen. Danach wird das Leiden [Christi] am Altar erzählt ohne "Der Herr ist mit euch" und [ohne das Stück] ohne Titel und ohne "In jener Zeit" oder "Der verlassene Jesus mit seinen Jüngern". Ist die Leidensgeschichte beendet, trägt der Priester die Bibel zu einem anderen Ort und spricht die Gebete, wie sie geschrieben stehen; und alle beugen das Knie außer bei jenem [Gebet], das für die Juden gesprochen wird. Dies ist [wichtig] zu wissen, weil Juden, die das Knie beugten, unserem Herrn Jesus Christus übel mitspielten. Wann immer in einem Gebet oder im Gedächtnis Juden erscheinen, ist der Kniefall wie am Donnerstag oder heute zu unterlassen, auch deswegen, weil Judas beim Abendmahl Christus den Friedenskuss gab, so dass am Donnerstag, Freitag und Samstag in keiner Weise ein Friedenskuss von einem Priester gegeben werden darf. Der Kanoniker des Wochendiensts und die anderen Priester halten das Kreuz vor den Altar und singen "Verwüste mein". Die Geistlichen erwidern "Heiliger" [auf Griechisch], danach der Chor "Heiliger Gott", wiederum die Priester "Weil ich dich emporführte", die Geistlichen "Heiliger", der Chor "Heiliger", wiederum die Priester "Was jenseits ist", die Geistlichen "Heiliger", der Chor "Heiliger". Danach zeigen die Priester das enthüllte Kreuz dem Volk und sagen das Gebet "Siehe das Holz des Kreuzes". Die (Stifts-) Frauen sprechen die Strophe des "seligen Unbefleckten" und wiederholen "Siehe das Holz". Nun beten die Kanoniker das Kreuz an, einer nach dem anderen, und singen "Dein Kreuz", dann die (Stifts-) Frauen "Gott erbarmt sich" mit der Wiederholung von "Dein Kreuz". Danach singt der Chor der (Stifts-) Frauen den Hymnus "Das feste Kreuz". Nach Beendigung des Hymnus und nachdem alle das Kreuz begrüßt ha-ben, verlassen die Frauen [den Chor] und stellen sich vor dem Hochaltar auf; der Priester legt das Messgewand an, tritt heran, spricht das Sündenbekenntnis und vollendet das Amt. Danach singt die Vorsängerin mit erhobener Stimme "Weil der Schöpfer". Ist dies alles geschehen, so tragen die Geistlichen mit dem Konvent das Kreuz und singen am Grab "Wie ein Schaf", die Strophe "In Frieden" und das Gebet "Schreie". Nun muss das Kreuz in das Grab gelegt werden, und es wird gesungen "Josef von Arimathia" [Johannes 19; Lukas 23]. Danach muss das Gewand über das Grab gelegt werden. Ist dies geschehen, wird gesungen "Dem verstorbenen Herrn" mit dem Vers "In Frieden" und das Gebet "Die Frauen saßen". Dann wirft sich der Konvent oder wer auch immer will nieder vor dem Grab und spricht Gebete wie er will.

An den Vigilien des Osterfests wird zuvor die Kerze gesegnet, die Litanei im Chor gesprochen. Danach - schon zur sechsten Stunde - legt der Kanoniker, der für den Wochendienst zuständig ist, den purpurnen Mantel an, stellt sich an das Pult vor dem Hochaltar und beginnt mit "Schon springt der Engel auf". Ist diese Hymne beendet, werden Lesungen ohne Titel vorgetragen, [und zwar] "Am Anfang schuf Gott den Himmel" [1. Moses 1]. Danach stellt sich der Kanoniker des Wochendiensts an den Altar und spricht das Gebet "Gott, der wunderbar ist". Es folgen die Prophezeiung "Geschehen ist zu den Vigilien", das Gebet "Wir loben den Herrn", das Sammelgebet "Der Herr, dessen alte Wunder", ein anderes, "Sieben umarmen sich", ein Gebet "Der Weinstock ist vollendet", ein Sammelgebet "Gott, der uns zur Feier führt", ein anderes, "Nicht ist das Erbe", ein Gebet "Erwarte den Himmel", ein Sammelgebet "Gott, der die Kirche", ein Gebet "Wie der Hirsch" [Psalm 42], ein Sammelgebet "Wir bitten dich, Allmächtiger, verzeih uns". Danach verlässt der Konvent den Chor, und es beginnt vor dem Altar unseres Herrn die Vorsängerin mit "Der König der heiligen [Engel]", und der Konvent beendet die Strophe. Beim Singen des Hymnus betreten sie die Kirche. Die Vorsängerin zieht die (Stifts-) Frau, die möchte, hinzu, und sie singen einzelne Strophen. Der Chor singt aber in Wiederholung die erste Strophe. Sie betreten die Kirche, und der Konvent stellt sich an seinen Ort. Zwei aber stehen am Taufbecken und singen "Wie es geschrieben steht". Danach gehen die (Stifts-) Frauen zum Taufbecken zurück, und der Kanoniker des Wochen-dienstes kommt hinzu, ergänzt die Lobpreisungen über dem Taufbecken und tauft das erste Kind. Zwischendurch betritt der Konvent das Stift, wobei er eine kurze Litanei singt, und die geradeaus den Chor Betretenden beginnen mit dem "Kyrie eleison". Und sofort werden die Glocken einzeln von der kleinsten bis zur größten geläutet, und es wird gesungen "Herrlichkeit in den Höhen". "Halleluja" und "Offenbart euch" singen zwei (Stifts-) Frauen. Ist dies zu Ende, singt der Chor das Lied "Lobet den Herrn". Es wird weder "Ich glaube an einen" gesungen noch irgendein Opferungsgebet; weder wird heute noch zum Abendmahl der Friedenskuss gegeben. Nach der Einnahme des Leibs Christi beginnt der Chor mit "Halleluja", "Lobet alle den Herrn", "Herrlichkeit des Vaters"; [es folgt] der Gesang "Am Abend", der Lobgesang der Maria [Magnificat] [und] "Ruhm des Vaters". Der Priester beschließt aber mit einem Sammelgebet das Amt. Zu Komplet wird nicht "Gott als Helfer" gesungen, sondern "Als ich rief", "In dir, Herr", "Der, der hat", "Siehe nun", "Nun verabschiedet euch", "Zu allen" [und] "Herrlichkeit des Vaters". Es folgt sofort das "Vater unser" [und] "Ich glaube an Gott". Dann wird das Sammelgebet "Wir preisen dich" nicht gesprochen. In der heiligen, höchsten Nacht verpflegt am Ende der Küster den Konvent und beliefert die Geistlichen. Wenn sie nämlich alle zusammenkommen, gibt der Küster jedem eine Kerze von einer Elle Länge und einen Spieß, damit er [die Kerze] in der Hand tragen kann. Die Kerze der Äbtissin aber wiegt eine Viertel Mark. Dann treten die Herren und der ganze Konvent an das Grab mit Weihrauchpfannen und angezündeten Kerzen. Nachdem die Hülle abgestreift wurde, heben sie das Kreuz empor und singen mit verhaltener Stimme "Der wiederauferstandene Christus". Danach [folgt] "Als der König der Herrlichkeit", und sie tragen das Kreuz um das Stift. Und wenn der Konvent zurück ist, wird das Kreuz vor dem Hochaltar in die purpurne Decke gehüllt. Danach legen zwei Geistliche die Dalmatika an und setzen sich gemäß dem Brauch der Engel an das Grab, der eine an den Kopf, der andere an die Füße. Zwei andere stehen rechts vor der Bank mit den Gestalten des Petrus und Johannes. Dann sind alle (Stifts-) Frauen un-terhalb des Chores, und die Schülerinnen gehen hinaus und die jüngeren (Stifts-) Frauen zusammen mit diesen; die Schülerinnen gehen voran, und die anderen folgen in der Ordnung angemessen ihnen und singen "Der Engel des Herrn aber" [Mt. 28] so gemächlich, dass das Lied beendet ist, wenn sie vor dem Kreuz stehen, weil die vor dem Kreuz Stehenden mit dem Gesang "Herrlichkeit des Vaters" beginnen und sie sich zuerst vor dem Grab niederknien, dann vor den Geistlichen, dann vor dem Konvent, wobei sich dies wiederholt. Danach gehen sie, um sich vor die Bank gegenüber den Geistlichen hinzustellen. Zwischendurch treten die anderen (Stifts-) Frauen, die schon unterhalb des Chores warten, durch das Stiftsgebäude an die Tür des heiligen Severin und singen "Es war aber". Und sogleich gehen die Vorsängerin und die anderen zum Chor des heiligen Nikolaus. Die Übrigen aber ziehen vor das Grab, beginnen dort mit dem "Herrlichkeit des Vaters" und knien vor dem Altar, den Geistlichen und dem Konvent wie die zuvor. Dann singen die Geistlichen das Lied "Und bleibe gesund" mit dem "Herrlichkeit des Vaters", wobei aber der Konvent in der Ordnung steht. Eine (Stifts-) Frau des Konvents beginnt mit "Maria Magdalena", und alle Frauen stimmen mit ihr in diesen Gesang ein. Zwischendurch gehen jene zwei, die unterhalb des Chores des heiligen Nikolaus sind, geraden Weges weg und tragen Weihrauchpfannen; wenn sie zur Bank kommen, knien sie vor dem Grab, dann vor den Geistlichen, danach vor dem Konvent. Dann gehen sie vom Grab weg und singen, ein wenig entfernt vom Grab, mit verhaltener Stimme "Wer wälzt uns den Stein [von des Grabes Tür?]" [Markus 16]. Danach knien sie ein Weilchen vor dem Grab. Diesen antworten die Engel "Ihn begehrt ihr", sie beten aber eine Kleinigkeit erhabener das ?Jesus, der gekreuzigt ist? zu Maria. Und die Engel [singen] das Lied "Er ist nicht hier [; er ist auferstanden]" [Matthäus 28; Lukas 24]. Und sofort treten sie mit dem Weihrauch zum Grab. Nachdem aber das Grab beweihräuchert worden ist, kehren sie in die Mitte zurück. Hierhin werden [die Figuren von] Petrus und Johannes gebracht. Und dort stehen die (Stifts-) Frauen und wenden sich zum Konvent; sie singen das Lied "Wir kamen seufzend zum Grab". Danach gehen sie auf ihren Platz. Zwischendurch fordern Petrus und Johannes Gebetsstille, und diese wird eingehalten ab der vierten Reihe unterhalb des Chores des heiligen Nikolaus. Ist der Gesang "Zum Grab" beendet, so ziehen Petrus und Johannes geraden Weges bis zur Mitte des Stifts. Dabei singt der Chor das Lied "Zwei eilen herbei". Ab dem mittleren Gang beeilt sich Johannes und geht Petrus voran. Wenn er ankommt, steht er am Grab, aber betritt es nicht. Petrus aber folgt ihm und betritt es als Erster. Dann heben die Engel das Schweißtuch und das Leinengewand empor und sprechen das Gebet "Kommt und seht [den Ort, wo der Herr gelegen war]". Danach steht die Gemeinschaft der (Stifts-) Frauen vor dem Hochaltar an ihrem Platz. Die Geistlichen aber legen am Kreuz die Purpurdecke bis zur Brust zurück und singen einträchtig mit niedriger Stimme das Lied "Der Herr Christus ist auferstanden" [Matthäus 28; Markus 16; Lukas 24]. Die (Stifts-) Frauen [singen] aber "Dank dem Gott". Mit höherer, zweiter Stimme singen sie, die Ersten und die Frauen, wie zuvor, mit einer dritten Stimme die Kanoniker und die Frauen wie zuvor. Nachdem dies zum dritten Mal gesungen wurde, singt das ganze Volk "Christus ist auferstanden vom Tod". Danach singt das Volk bis in die Stunde, es singen sowohl die Kanoniker als auch die (Stifts-) Frauen "Dich, Gott, loben wir". Zwischendurch wird zur Matutin geläutet.

Am heiligen Ostertag werden die Reliquien ohne den Kelch und die Fahnen herumgetragen. Nach der Weihe mit dem Weihwasser singt man "Siehe das Wasser". Danach [singt] die Vorsängerin das Lied "Als der König der Herrlichkeit"; sie treten dann in die Kirche und singen auf dem Weg "Als der König der Herrlichkeit [, Christus, siegreich in die Unterwelt einzog]". Ist dies beendet, so stimmt die Vorsängerin "Sei gegrüßt, Festtag". Innerhalb der Kirche stehen zwei (Stifts-) Frauen in der Mitte und lesen die Verse. Der Vorleser hält ihnen nämlich das Buch. Sind die Verse zu Ende, gehen sie aus der Kirche, überqueren den Markt und betreten das Paradies. Vor dem Kreuz singen die (Stifts-) Frauen "[Er ist] gekreuzigt" und die Herren "Erinnert euch". An der Osteroktav werden der Kelch, die Fahnen und die anderen Reliquien herumgetragen, und es werden die Lieder und alles andere gesungen wie am Ostertag. Sie überqueren [dabei] den Markt und treten in das Stift. Es ist erwähnenswert, dass an allen Sonntagen zwischen Ostern und Pfingsten die Reliquien über den Friedhof getragen werden. Am Festtag von [Christi] Himmelfahrt gehen sie auf dem Markt umher und betreten das Kloster. Zu Pfingsten und zur Pfingstoktav gehen die (Stifts-) Frauen und Herren auf dieselbe Weise in der Prozession wie am Ostertag und zur Osteroktav. Am ersten Sonntag nach der Pfingstoktav gehen sie um den Friedhof und betreten das Paradies durch eine Tür, die an der Seite liegt. Am Fronleichnamsfest gehen sie um den Markt, tragen den Leib des Herrn und betreten das Stift.

Wenn das Fest des heiligen Markus [25.4.] in die Osterwoche oder auf irgendeinen Sonntag fällt, werden die Reliquien und unser Schutzherr mit dem Kelch und den Fahnen unter demselben Gesang und auf demselben Weg wie an der Osteroktav herumgetragen. Wenn aber das vorgenannte Fest auf einen anderen Tag fällt, muss dies gemäß dieser Ordnung gemacht werden: Der ganze Konvent, sowohl die Herren als auch die Frauen, erscheint an dem Tag in schwarzen Gewändern, und die Prozession geht mit den Reliquien, die an den Bitttagen herumgetragen werden, mit demselben Gesang, der an Bitttagen gesungen wird, durch das Paradies und geht bis zum Kreuzweg bei Puddel [nordöstlich von Gerresheim]. Dann kehren sie um und treten beim Hof, der Viehof genannt wird, ein; und so umrunden sie über eine große Wegstrecke den Markt bis zur Mühle. Und dort benutzen sie nach einer eisernen Pforte geradeaus einen Fußweg und betreten die Kirche des heiligen Gerrich, wobei sie dies singen, was geschrieben steht. Danach macht sich der Kanoniker, der Wochendienst hat, bereit. Sind die Gebete und anderes zu Ende, singt der Konvent in der Hochmesse. An montäglichen Bitttagen wird am Ende geläutet, an Sonntagen auch gesungen. Dann singen die Geistlichen in der Messe vor dem Hochaltar. Danach [führt] der Konvent eine Messe für die Toten [durch]. Ist sie beendet, wird geläutet und gesungen zur dritten und sechsten Stunde. Dazwischen kommt der Konvent zusammen und das ganze Volk, und den Kelch, die Kreuze und die Fahnen heben sie empor und gehen durch das Paradies hinaus. An jenen drei Tagen erscheinen die (Stifts-) Frauen in schwarzen Gewändern und die Geistlichen in schwarzen Mänteln. Am ersten Tag gehen sie nach [Düsseldorf-] Hubbelrath und singen die Litanei und anderes, was geschrieben steht. Und dort singen der Kanoniker im Wochendienst und der ganze Konvent die Hochmesse "Er hörte vom Tempel". Ist die Messe beendet, tragen jene aus [Düsseldorf-] Eller die Reliquien, Bücher und alles, was dorthin gebracht worden ist, zurück. Wenn aber etwas auf dem Rückweg verloren geht, geben sie dafür Rechenschaft. Die (Stifts-) Frauen frühstücken aber. Und dort bedient den einen Chor der Meier mit vier Schüsseln, die jeweils acht Eier und einen Käse haben, und den an-deren Chor mit vier Wecken im Wert von je vier Hellern. Und zwei, den vorhergehenden Schüsseln gleiche Schalen und zwei Wecken bekommen die Kellnerinnen, die während der Messe frühstücken, weil sie nach der Messe den Konvent bedienen. Die Geistlichen aber erhalten kein Mahl der Barmherzigkeit an jenen zwei Tagen. In früherer Zeit hat die Herrin Guda, die ehrwürdige Äbtissin zu Gerresheim, begründet, dass die Kanoniker an jenen Tagen fasten, und bestimmt, dass auf ewig von den Einkünften des Hauses, das Gewandhaus heißt und das sie gegen Geld erworben hat, montags für vier Kanoniker zwei Schalen wie die vorhergehenden und vier Wecken wie die anderen zu geben sind. Sie bestimmte, dass die (Stifts-) Frauen des ersten Chors drei Wecken und die des zweiten Chors drei bekommen, weil es ihnen an Brot mangelt, die Kellnerinnen aber zwei. Für den Dienstag bestimmte die Herrin, Äbtissin G[uda], ebensoviel. Woraus unser Herr Jesus Christus durch seine große Barmherzigkeit, weil jener fromm und barmherzig ist, gewürdigt wird, die Seele von den körperlichen Dingen auszuschließen, damit diese es verdient, mit den Engeln Gottes in den himmlischen Reichen zu herrschen. Dieser, der lebt, ist würdig voranzustehen, und Gott regiert im Zeitalter der Zeitalter. Amen.

Nach dem Frühstück werden in Hubbelrath zwei Wagen, ringsum ge-schmückt mit Laub und Blättern, bereitgestellt, mit denen die (Stifts-) Frauen zurückkehren. Am Dienstag kommt der Konvent nach Morp [Meures-, Pils- oder Höltersmorp bei Erkrath und Mettmann]. Dort wird die Hochmesse vollzogen wie an einem Sonntag. Ist die Messe beendet, werden dem Konvent und den Kanonikern vom Anteil des Meiers soviele Schalen und Wecken gegeben, wie sie dem Herrn gegeben wurden. Darüber hinaus hat die erwähnte Herrin, Äbtissin Guda, bestimmt, dass soviel von den Einkünften gegeben wird, wie dem Herrn gegeben wurde. Danach fahren zwei Wagen den Konvent zurück.

Am Mittwoch tritt der Konvent durch das Paradies hinaus und geht außerhalb der Stadt über das Feld, das Broekelken genannt wird; danach kehrt er zurück und stellt sich vor dem Hochaltar auf; die (Stifts-) Frauen feiern mit dem Kanoniker des Wochendienstes das Hochamt der Nachtwache.

Am Montag nach der Pfingstoktav müssen dann alle (Stifts-) Frauen zur Matutin gemeinsam im Schlafraum sein. Danach gehen sie gemeinsam zur Mitte des Chores und singen "Denke an mich, ich bitte dich" mit einem Vers. Danach lesen sie das "Vater unser", Gebete, Sammelgebete der Heiligen. Danach geht der rechte Teil unter den Chor, wobei er vor dem Altar "Gott auf ewig" mit einem Vers, "Vater unser", Gebete und Sammelgebete der Heiligen wie zuvor spricht. Dann beginnen sie die Nachtwache, die bis zur sechsten Lesung dauert. Ist diese zu Ende, singen sie "Herr der Gesamtheit", und sie singen weiter bis zum Ende der neunten Lesung. Sie singen "Befreie mich, Herr, vom ewigen Tod" mit den Versen. Der andere Teil, der oberhalb des Chors zurückblieb, liest dazwischen das Kapitel "Die Heiligen" bis zu dem Psalm "Zum Herrn, wenn ich bedrängt bin" [Psalm 50]. Dann singt man "Befreie mich, Herr, von den Wegen der Unterwelt", dann [folgen] das "Vater unser", Gebete, Sammelgebete der Heiligen. Ist dieser Ablauf zu Ende, liest man wiederum jenen Teil, das "Vater unser", Gebete und Sammelgebete der Heiligen.

Vom Sonntag nach der Pfingstoktav bis zum Advent stimmt bei der Besprengung mit Wasser der Kanoniker, der Wochendienst hat, mit tiefer Stimme das Lied "Besprenge mich, Herr" mit dem Vers [und] die "Herrlichkeit des Vaters" an und wiederholt dies. Es folgt das Sammelgebet. Am ersten Sonntag nach Pfingsten und nachdem das Sammelgebet gesprochen wurde, stimmt der Kanoniker im Wochendienst das "Gott segnet uns" an. Und so singt der Konvent dies [beim Gang] um das Stift. In der Tür stimmt der Kanoniker des Wochendienstes eine Rede oder einen Gesang mit einem Sammelgebet an. Am zweiten Sonntag wird im Ausgang "Segne uns, Herr" gesungen und [dies geschieht] so bis zum Advent. Es ist [wichtig] zu wissen, dass, wenn an einem Montag, Dienstag oder Mittwoch irgendein Fest geschieht, an dem vorhergehenden Sonntag beim Eintritt in das Stift für das Fest eine Rede oder ein Lied mit dem Sammelgebet gesprochen wird. Vom Sonntag Misericordia bis zum Freitag vor der Kreuzerhebung [14.9.] begeht der Konvent an jedem Freitag die Messe für die Toten in der Kapelle des heiligen Gerrich und den Gottesdienst, der [Gottesdienst] des Heiligen genannt wird. Und es wird in der Ordnung die Gnade gesungen. Und das Kreuz wird über den Friedhof der Gemeinde gemäß dieser Ordnung getragen. Ist dies zum dritten Mal geschehen, steigt der Konvent vom Chor herab, und sie stellen sich vor den Hochaltar und singen das Lied "Mache mich aber gewogen" [und] "Herrlichkeit des Vaters". Es folgt die Wiederholung des "[Mache mich] gewogen". Danach verbeugen sich die (Stifts-) Frauen über der Erde, und der Kanoniker, der Wochendienst hat, spricht das Sammelgebet "Erhöre mich, Herr". Ist das Sammelgebet zu Ende, erheben sich die Frauen und singen beim Verlassen des Stifts das Lied "Wir erkennen dich, Herr". Dann folgt der Gesang "Herr, Gott, König". Wiederum [folgt] ein weiteres Lied, "Befreie mich, Herr", und alles muss vor der Tür zur Kirche des heiligen Gerrich beendet sein; wenn sie in die Kirche eintreten, stimmt der Kanoniker des Wochendienstes ein Lied an. Am ersten Freitag [ist es] "Der allmächtige Gott, der", an den anderen Freitagen "Heilige Maria, hilf den Elenden". Ist das Lied beendet, beugt sich der Kanoniker, der Wochendienst hat, über der Erde, und der ganze Konvent spricht an seinem Ort das "Kyrie eleison", "Christe eleison", "Kyrie eleison", das "Vater unser", die Gebete und Sammelgebete, die geschrieben stehen. Sind die Gebete beendet, wählt der Kanoniker, der Wochendienst hat, eine (Stifts-) Frau, die er möchte, sich aus, und beide beginnen eine Litanei und gehen hinaus; sowohl der Priester, angezogen mit dem Chorhemd, als auch der Konvent gehen auf dem Friedhof der Gemeinde umher, betreten das Stift und beenden die Litanei vor dem Hochaltar. Dann folgt das Hochamt.

Am Fest der Walburgis [1.5.] betritt nach dem ersten "Wir preisen [dich]" der Konvent die Kapelle der Äbtissin, und die Vorsängerin stimmt das Lied "Geboren von heiligem Samen" an. Wenn dieses Lied endet und ein Sammelgebet und ein "Wir preisen [dich]", stellt sich der Konvent vor dem Kreuz auf. Dort werden die Fürsprachen gesprochen. Am Ende der Vesper gibt die Äbtissin dem Konvent vier Maß Wein zu trinken.

Es ist [wichtig] zu wissen, dass die übrigen Feste zwischen Ostern und Pfingsten nichts Eigenes [an Liturgie] haben, wenn es ein Märtyrer ist, es sei denn das Lied vom heiligen Georg [23.4.] sowie die dritte Rede "Die Töchter Jerusalems werden", wenn es das Fest eines Apostels oder der Apostel ist, außer am Tag des heiligen Markus, und wenn es ein Fest von Märtyrern oder Bekennern ist, außer [das Fest] des heiligen Gordian und Epimachus [10.5.]. Am Fest des heiligen Johannes des Täufers [24.6.] findet die Weihe im Chor der (Stifts-) Frauen statt. Auch ist es Gewohnheit, dass die Frauen am Fest singen und die Geistlichen bei der Weihe. Am Ende der Vesper feiern der Pfarrer der (Stifts-) Frauen und die Kanoniker mit den Übrigen die Vesperstunden der Weihe, die Komplet und am heiligen Tag die Matutin und die Messe. Es ist [wichtig] zu wissen, dass die Oktav unserer Gottesmutter [22.8.] mit Würde abzuhalten ist und am gottergebensten; aber wir können an diesem Ort wegen der Oktav unseres Schutzherrn dies nicht tun außer am letzten [Tag des Monats] und an diesem Tag im Oktober.

Es müssen sowohl die Gegenwärtigen als auch die Zukünftigen wissen, dass eine gute und ehrenvolle Gewohnheit an unserem Ort von alters her eingerichtet und bis jetzt befolgt wird, nämlich dass die Kanoniker von der Rheininsel oder Kaiserswerth beim Fest unseres heiligen Schutzherrn, des Märtyrers Hippolyt [13.8.] dabei sind. Seinem Meier kommt es zu, im Haus unseres Pfarrers oder wo auch immer diese reichlich zu bedienen.

Am Fest des heiligen Michael [29.9.] ? nach dem ersten "Wir loben dich" ? geht der Konvent in einer Prozession und der Kanoniker, der Wochen-dienst hat, im Mantel und mit Kreuz und zwei Kerzen zur Kapelle des heiligen Michael, und es beginnt, wenn sie in der Ordnung stehen, eine Vorsängerin mit dem Vers "Dich, heiliger Herr" und mit dem "Herrlichkeit des Vaters". Zwischendurch opfert der Kanoniker, der den Wochendienst hat, am Altar und der Konvent Weihrauch und spricht das Sammelgebet. Am selben Ort werden die gebräuchlichen Fürsprachen gesprochen. [Der liturgische Ordo bricht hier ab.] [Buhlmann]

Lateinischer Ordo des 14. Jahrhunderts. - Kessel, Gerrich, S.194-210, Nr.VII.