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Verein für Heimatgeschichte
St. Georgen

St. Georgener Regesten

Mittelalter

St. Georgener Klostergründung

Die St. Georgener Klostergründung war ein Vorgang, der mit den Ereignissen der Jahre 1083 bis 1085/86 Höhepunkt und Ende fand. Von daher sei verwiesen auf die Vorbereitung der Klosterstiftung durch die Klostergründer, aber auch auf die ins mittelalterliche Schwaben führende Kultlinie der Verehrung des heiligen Georg, eines Märtyrers der diokletianischen Christenverfolgung im antiken römischen Reich (4. Jahrhundert, Anfang).

Georgsverehrung des früheren Mittelalters

Angeblich: 682, St. Georgen

Das Kloster St. Georgen ist erstmals aufgebaut worden.

Erdichtete lateinische Geschichtsschreibung wohl des 14. Jahrhunderts, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 682; HOFMEISTER, Annalen, S.40; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.26.

Angeblich: 700

Heinrich (I.) wird erster Abt des Klosters St. Georgen.

Erdichtete lateinische Geschichtsschreibung wohl des 14. Jahrhunderts, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 700; HOFMEISTER, Annalen, S.40; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.26.

Angeblich: 727

Der St. Georgener Abt Heinrich (I.) stirbt.

Erdichtete lateinische Geschichtsschreibung wohl des 14. Jahrhunderts, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 727; HOFMEISTER, Annalen, S.40; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.26.

Angeblich: 737

Wilhelm (von Hirsau?) wird zum St. Georgener Abt gewählt.

Erdichtete lateinische Geschichtsschreibung wohl des 14. Jahrhunderts, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 737; HOFMEISTER, Annalen, S.40; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.26.

Angeblich: 760

Der St. Georgener Abt Wilhelm stirbt.

Erdichtete lateinische Geschichtsschreibung wohl des 14. Jahrhunderts, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 760; HOFMEISTER, Annalen, S.40; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.26.

Angeblich: 772

Theoger wird zum St. Georgener Abt gewählt.

Erdichtete lateinische Geschichtsschreibung wohl des 14. Jahrhunderts, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 772; HOFMEISTER, Annalen, S.40; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.26.

Angeblich: 801

Theoger, auch Bischof von Metz, stirbt.

Erdichtete lateinische Geschichtsschreibung wohl des 14. Jahrhunderts, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 801; HOFMEISTER, Annalen, S.40; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.26.

Klostergründer Hezelo und Familie

Klostergründer Hesso und Familie

Abt Wilhelm (Hirsau)

Angeblich: 1043 [1083?], St. Georgen

Das Kloster St. Georgen wird (neu) gegründet.

Frühneuzeitliche Überlieferung des 16. Jahrhunderts, in Deutsch; Chronik Grafen von Zimmern, Bd.1, S.59f; Zimmerische Chronik, Bd.1, S.65f; UNTERMANN, Nachrichten, S.188. – Zur wahrscheinlichen Verschreibung für 1083 s. BADER, Notitia, S.206.

[vor 1083 Januar 4]

Der Reichenauer Klostervogt Hezelo und der Hessone Hesso (†1113/14) entscheiden, im oberschwäbischen Königseggwald ein Kloster für benediktinische Mönche zu Ehren des heiligen Georg zu errichten.

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.1f; BADER, Notitia, S.194ff; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.14f; SCHARF, Gründungsbericht, S.206ff. – Zu Hezelo und Hesso s. BUHLMANN, Hezelo und Hesso, S.6-24, 28-35.

[vor 1083 Januar 4]

In Vorbereitung des "Tags von Heratskirch" bestimmt Hezelo Güter u.a. seines verstorbenen Bruders Adelbert für die Klostergründung in Königseggwald.

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.3; BADER, Notitia, S.196; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.15; SCHARF, Gründungsbericht, S.208.

1083 Januar 4, Heratskirch

Der Reichenauer Klostervogt Hezelo stellt auf dem "Tag von Heratskirch" unter Mitwirkung des Grafen Manegold von Altshausen für die Klostergründung, die in Königseggwald geplant ist, Besitz zur Verfügung. Die Eigengüter in Degernau und Ingoldingen sollen über den Treuhänder Hermann (†1094), Hezelos Sohn, an die Kirche gehen, falls die Stifter ihre Gründung nicht verwirklichen. Gleichzeitig übergibt über Hezelo Hesso, der weitere Klostergründer, seinen umfangreichen Güterbesitz. Zudem schenkt Konrad von Eschendorf, der dritte Stifter der Mönchsgemeinschaft, Güter an das zu errichtende Kloster über den Treuhänder Adelbert von Otterswang. Die Besitzübergaben geschehen in Anwesenheit der Zeugen: Graf Manegold von Altshausen, Konrad und sein Sohn Eberhard, Heinrich von Heiligenberg, Arnold von Binzwangen, Heinrich und sein Neffe Heinrich von Hirscheck, Manegold und sein Bruder Ludwig von Sigmaringen, Ulrich, Siegfried und sein Neffe Hermann von Burgweiler, Rupert und sein Bruder Adelbert von Otterswang, Rudolf von Waldhausen, Pilgrim und sein Bruder Ulrich, Landold und sein Bruder Delgoz von Hoßkirch, Liupold von Biberach, Liupold von Mietingen, Heinrich von Balzheim, Berthold von Bittelschieß, Adelbert von Birkenhard, Gerung und sein Bruder Hildebrand von Grundsheim, Helprecht von Ringschnait, Landolt und Berthold von Richhausen, Pilgrim von Hürbel, Burchard und Tiethard von Bußmannshausen, Hermann von Reichenbach, Lambert von Schwarzenbach, Gerung von Siessen, Friedrich von Erbach.

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.4-8; BADER, Notitia, S.196f; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.15; BUHLMANN, Hirrlingen, S.38f; SCHARF, Gründungsbericht, S.208-214; WOLLASCH, Anfänge, S.10f.

1083 März 7, Königseggwald: oratorium des heiligen Georg

Die zu Heratskirch an die Treuhänder übergebenen Güter werden von Hezelo, Hesso und Konrad von Eschendorf über Graf Manegold von Altshausen, Hezelo und Adelbert von Otterswang an das in Königseggwald zu gründende Kloster geschenkt. Die Schenkungen geschehen in Anwesenheit der meisten Zeugen des "Tages von Heratskirch".

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.9; BADER, Notitia, S.197f; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.16; SCHARF, Gründungsbericht, S.214ff; WOLLASCH, Anfänge, S.39.

[1083 nach März 7]

Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091) wird in den Prozess der Klostergründung auf Wunsch Hezelos und Hessos eingeschaltet. Wilhelm findet den Ort Königseggwald für die Stiftung ungeeignet und entscheidet sich für eine Klostergründung in St. Georgen im Schwarzwald.

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.10.; BADER, Notitia, S.198; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.16f; SCHARF, Gründungsbericht, S.216ff.

[1083, 2. Jahreshälfte], [Hirsau - Rom]

Abt Wilhelm von Hirsau schickt den Hirsauer Mönch Rupert nach Rom und erlangt von Papst Gregor VII. (1073-1085) dessen Zustimmung zur Verlegung des zu gründenden Klosters von Königseggwald nach St. Georgen im Schwarzwald auf dem "Scheitel Alemanniens" (vertex Alemanniae) an den "Quellen der Brigach" (fontibus Brichenae).

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.11; BADER, Notitia, S.198f; GP II,1, S.200, Nr.1; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.17; SCHARF, Gründungsbericht, S.218ff. - Zur vermuteten Identität des in den Notitiae, c.11 genannten Rupert mit dem späteren Rupert von Ottobeuren s. BUHLMANN, Gründungsbericht, S.41-48; SCHWARZMAIER, Abt Rupert von Ottobeuren. Übrigens war der Papst damals in Rom in höchst bedrängter Lage, so dass Rupert mit dem in der Engelsburg eingeschlossenen römischen Bischof kaum in Kontakt hätte treten können.

[vor 1084 April 22]

Während die eine Hälfte des St. Georgener Klostergrunds im Besitz Hezelos ist, tauscht Hesso die ändere Hälfte gegen Güter in Fützen.

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.12; BADER, Notitia, S.199; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.17; SCHARF, Gründungsbericht, S.220; WOLLASCH, Anfänge, S.54.

1084 April 22 (Vortag des Georgstages), St. Georgen

Die Klosterstifter und Mönche Hesso und Konrad von Eschendorf gelangen mit anderen Mönchen nach St. Georgen, wo sie Wildnis oder bestenfalls eine Unterkunft vorfinden.

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.13; BADER, Notitia, S.199; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.17; SCHARF, Gründungsbericht, S.220ff; UNTERMANN, Nachrichten, Nr.2. - Hochmittelalterliche lateinische Geschichtsschreibung, verloren gegangen; Annales s. Georgii zum Jahr 1094; HOFMEISTER, Annalen, S.42; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.27.

1084 ca. Juni 13, St. Georgen

Von Abt Wilhelm gesandte Hirsauer Mönche gelangen nach St. Georgen.

GLAKa 65/511, 66/7348; Abschrift des 15. Jahrhunderts bzw. frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.13; BADER, Notitia, S.199; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.17; SCHARF, Gründungsbericht, S.220ff; UNTERMANN, Nachrichten, Nr.2.

1084, Irslingen

Hezelo, der St. Georgener Klostergründer, übergibt an seine Verwandten Landold und Adelbert von Entringen seine Eigengüter u.a. in Degernau und Ingoldingen mit der Maßgabe, diese im Fall des kinderlosen Todes seines Sohnes Hermann seiner Klostergründung zu überlassen.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift, in Latein; Notitiae, c.45f; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.22f; BUHLMANN, Hirrlingen, S.39; WOLLASCH, Anfänge, S.87f.

Quellen, Literatur, Abkürzungen: Annales sancti Georgii in Nigra Silva, in: MGH SS 17, S.295-298; BADER, J., Die Notitia fundationis des Klosters St. Georgen auf dem Schwarzwalde, in: ZGO 9 (1858), S.193-225; BUHLMANN, M., Wie der heilige Georg nach St. Georgen kam (= VA 1), St. Georgen 2001, 22004; BUHLMANN, M., St. Georgen und Südwestdeutschland bis zum Mittelalter (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.I = VA 2), St. Georgen 2002; BUHLMANN, M., Gründung und Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Tl.II = VA 3), St. Georgen 2002; BUHLMANN, M., Die Herren von Hirrlingen und das Kloster St. Georgen im Schwarzwald (= VA 15), St. Georgen 2005; BUHLMANN, M., In honore sancti Georgii martyris. Beiträge zur Georgsverehrung in Antike und Mittelalter (= VA 16), St. Georgen 2005; BUHLMANN, M., Hezelo und Hesso, die St. Georgener Klostergründer (= VA 42/1), St. Georgen 2009; BUHLMANN, M., Der Gründungsbericht des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (= VA 53), Essen 2011; Chronik Grafen von Zimmern = Die Chronik der Grafen von Zimmern, hg. v. H. DECKER-HAUFF, Bd.1, Konstanz-Stuttgart 1964; FDA = Freiburger Diözesanarchiv; FOLG = Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte; GLAKa = Generallandesarchiv Karlsruhe; GP = Germania pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII (= Regesta pontificum Romanorum): Bd.II,1: Provincia Maguntinensis. Dioeceses Eichstetensis, Augustensis, Constantiensis I, bearb. v. A. BRACKMANN, 1923, Ndr Berlin 1960; HOFMEISTER, A., Die Annalen von St. Georgen im Schwarzwald, in: ZGO 72 (1918), S.31-57; KALCHSCHMIDT, K.T., Geschichte des Klosters, der Stadt und des Kirchspiels St. Georgen auf dem badischen Schwarzwald, 1895, Ndr Villingen-Schwenningen 1988; MARTINI, E.C., Geschichte des Klosters und der Pfarrei St. Georgen auf dem Schwarzwald. Ein historischer Versuch, 1859, Ndr Villingen 1979; MGH = Monumenta Germaniae Historica; MGH SS = MGH. Scriptores (in Folio): Bd.15,2: [Supplementa tomorum I-XII, pars III. Supplementum tomi XIII], hg. v. G. WAITZ u.a., 1888, Ndr Stuttgart-New York 1963, Bd.17: [Annales aevi Suevici], hg. v. G.H. PERTZ, 1861, Ndr Stuttgart-New York 1963; Notitiae fundationis et traditionum monasterii S. Georgii in Nigra Silva, hg. v. O. HOLDER-EGGER, in: MGH SS 15,2, S.1005-1023; SCHARF, W. (Übers.), Der Gründungsbericht des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, in: 900 Jahre Stadt St. Georgen im Schwarzwald 1084-1984. Festschrift, hg. v.d. Stadt St. Georgen, St. Georgen 1984, S.205-237; SCHREINER, K., Sozial- und standesgeschichtliche Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen Schwarzwald (= VKGLBW B 31), Stuttgart 1964; SCHWARZMAIER, H., Abt Rupert von Ottobeuren (1102-1145) und seine Zeit, in: SMGB 107 (1996), S.299-317; SMGB = Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige; UB St. Blasien = BRAUN, J.W. (Bearb.), Urkundenbuch des Klosters Sankt Blasien im Schwarzwald. Von den Anfängen bis zum Jahr 1299, Tl.I: Edition, Tl.II: Einführung, Verzeichnisse, Register (= VKGLBW A 23), Stuttgart 2003; UNTERMANN, M., Nachrichten zur Baugeschichte von Kirche und Klausurbauten, in: Spuren des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, hg. v. M. UNTERMANN u. v. Verein für Heimatgeschichte St. Georgen (= Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Bd.6, Sonderdruck), Hertingen 2005, S.179-213; VA = Vertex Alemanniae; VKGLBW = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Darstellungen; WOLLASCH, H.-J., Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Zur Ausbildung der geschichtlichen Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform (= FOLG 14), Freiburg i.Br. 1964; Zimmerische Chronik, hg. v. P. HERRMANN, Bd.1, Meersburg-Leipzig [1932]; ZGO = Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins.

Bearbeiter: Michael Buhlmann