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St. Georgener Regesten

Mittelalter

Abt Johann I. von Falkenstein

Abt Johann I., nach frühneuzeitlicher Überlieferung aus der Familie der Herren "von Falkenstein" (Kappel-Falkenstein), war zwischen 1138 und 1141?/45 Leiter des Klosters St. Georgen im Schwarzwald.

Herren von Kappel-Falkenstein

1138 [vor März 12]

Nach Streitigkeiten im Kloster St. Georgen muss Abt Friedrich (1134-1138) die Klosterleitung aufgeben, Abt Johann I. wird mit päpstlicher Billigung eingesetzt.

Hochmittelalterliche lateinische Geschichtsschreibung, verloren gegangen; Annales sancti Georgii zu 1138; HOFMEISTER, Annalen, S.43; GP II,1, S.202, Nr.9; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.27; BUHLMANN, Falkenstein, S.30; KALCHSCHMIDT, St. Georgen, S.9; MARTINI, St. Georgen, S.22; Mezler, Series abbatum, S.238; SCHREINER, Untersuchungen, S.223. ? Die Datierung des Ereignisses auf den Anfang des Jahres 1138 ergibt sich daraus, dass die St. Georgener Papsturkunde vom 12. März [1138] an Abt Johann I. gerichtet ist.

[1138] März 12, Rom

Papst Innozenz II. (1130-1143) bestätigt dem Kloster St. Georgen das Aufsichtsrecht über die elsässische Nonnengemeinschaft Krauftal einschließlich der Einsetzung der Äbtissin durch den St. Georgener Abt.

GLAKa 12/468; lateinischer Papstbrief, Original beschädigt; PL 179, Sp.347f; GP II,1, S.202f, Nr.10; JL 7976; BUHLMANN, Päpste in ihren Beziehungen, S.15f. - Die Datierung auf das Jahr 1138 entspricht dem in der Urkunde angezeigten Aufenthaltsort des Papstes in Rom.

1138

Der Freie Hugo von Baldingen schenkt dem Kloster St. Georgen für sein und seines Bruders Gerhard Seelenheil Besitz in Beckhofen. Zeugen der Güterschenkung sind: Konrad von Wartenberg, Berthold von Gutmadingen, Arnold, Bernhard, Folkmar.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift; Notitiae, c.114; BADER, Notitia, S.223; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.33; WOLLASCH, Anfänge, S.44.

1138/39

Das Kapitel der St. Georgener Mönche bestätigt Schenkungen und Erwerbungen des Klosters aus der Zeit Abt Werners I. (1119-1134), und zwar: a) ein im Gau Huntwanga gelegenes Gut als Schenkung des St. Georgener Abtes Theoger (1088-1119); b) den durch Gütertausch als Schenkung Theogers erworbenen Besitz in Achern und Gaugenwald; c) das durch Abt Werner geschenkte Allod in Achkarren als Prekarie der Bertha von Hundersingen; d) den durch Abt Werner an die Mutter des Laienbruders Siegfried übertragenen Besitz in Hüfingen und Löffingen; e) den durch Abt Werner an Mathilde von Grüningen gegen ein Gut in Harthausen übertragenen Besitz in Aufen und Hüfingen; f) den durch Abt Werner an Lucila von Engen gegen Gut in Engen übertragenen Besitz in Engen; g) den mit Abt Werner gegen Besitz in Amtenhausen getauschten Besitz in Tuningen; h) eine von Abt Werner geschenkte Mühle in Aufen in Verfügung des Freien Berthold von Grüningen; i) ein Eigengut in Schömberg als Schenkung des Freien Siegfried von Horb; j) Besitz in Reichenbach als Schenkung des Landold von Winzeln; k) das für 12 Mark gekaufte Gut des Freien Kuno von Köndringen bei Owingen. Zeugen der Bestätigungen sind die St. Georgener Mönche: Prior Siegfried, Sintram, Gerung, Heinrich, Hermann, Gottfried, Giselbert, Heholf (u.a.).

GLAKa 66/714; lateinische Abschrift des 16. Jahrhunderts; FUB V 91; BUHLMANN, Besitz, Grundherrschaft und Vogtei, S.17f. - Die Urkunde datiert auf das erste Jahr des Abbatiats Johanns I. von Falkenstein.

1139 [ca. April 2], [St. Georgen]

Der Freie Burchard und sein Sohn Hermann schenken der Mönchsgemeinschaft St. Georgen ihren Besitz (Äcker, Weiden, Wälder) in Nordstetten, Weilersbach, Schwenningen und Ortiniswiler und treten als Konverse bzw. als Mönch in das Kloster ein. Zeugen der Güterschenkung sind: Markward (I) von Ramstein, Burchard von Walde.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift; Notitiae, c.116; BADER, Notitia, S.223; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.33; SCHREINER, Untersuchungen, S.232; WOLLASCH, Anfänge, S.44. Zur Datierung: Notitiae, c.117.

1139 April 14, Lateran

Papst Innozenz II. bestätigt Kloster und Abt Johann I. von St. Georgen den päpstlichen Schutz, die freie Abts- und Vogtwahl (libertas Romana) sowie Besitz in: Stetten, Fützen, Kleinkems, Blansingen, Königseggwald, Degernau, Ingoldingen, Ehestetten, Owingen, Leidringen, Täbingen, Magerbein, Wilflingen, Ballmertshofen, Dintenhofen, Gaugenwald, Achern, Schlatt, Beckhofen, Grüningen, Schwenningen, Aasen, Einbach, Arnoldsbach, Müllen, Trudenheimerhof, Altenheim, Endingen, Worms, Oberschäffolsheim, Stepheneswilere, Megenhelmeswilare, weiter die Priorate: Lixheim, St. Johann (bei Zabern), Friedenweiler, Amtenhausen, schließlich die Kirchen und Zehnten in: Vockenhausen, St. Georgen.

Lateinisches Papstprivileg im St. Georgener Kopialbuch von 1644; WürttUB II 311; FUB V 93; GP II,1, S.203, Nr.11; JL 7987; BUHLMANN, Päpste in ihren Beziehungen, S.16ff; MARTINI, St. Georgen, S.22.

1139 April 23 ([Georgstag], Ostern)

Der Freie Dietrich schenkt dem Kloster St. Georgen eine Manse in Leidringen. Zeugen der Güterschenkung sind: Markward (I) von Ramstein, Ruom (II) von Ramstein, Egilward von Kappel, Richard, Arnold von Sittingen, Arnold von Baldingen, Markward von Bachzimmern.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift; Notitiae, c.117; BADER, Notitia, S.223; PARLOW 277; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.33; WOLLASCH, Anfänge, S.44.

1139 April 23 ([Georgstag], Ostern)

Konrad von Rundstal schenkt mit Zustimmung Herzogs Konrad von Zähringen (1122-1152) dem Kloster St. Georgen Wald in Schönbronn. Zeugen der Güterschenkung sind: Markward (I) von Ramstein, Ruom (II) von Ramstein, Egilward von Kappel, Richard, Arnold von Sittingen, Arnold von Baldingen, Markward von Bachzimmern.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift; Notitiae, c.118; BADER, Notitia, S.223; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.33; WOLLASCH, Anfänge, S.44.

1139

Der Freie Werner und seine Frau schenken dem Kloster St. Georgen ihren Besitz in Vockenhausen außer zwei kleinen Höfen und erhalten den Besitz in Landleihe zurück. Zeugen der Güterschenkung sind: Markward (I von Ramstein), Ruom (II von Ramstein), Rudolf von Dettingen, Sigebot, Alker, Heinrich, Adelbero, Berthold mit seinem Bruder.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift; Notitiae, c.115; BADER, Notitia, S.223; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.33; WOLLASCH, Anfänge, S.44.

1140 Januar 8, [St. Georgen]

Der Freie Burchard von Schwenningen und seine Söhne Konrad, Walter und Ulrich schenken dem Kloster St. Georgen ihren Besitz (Hörige, Kotten, Äcker, Weiden, Wälder, Einnahmen) in Schwenningen und treten als Konversen in die Mönchsgemeinschaft ein. Zeugen der Güterschenkung sind: Walther, Heinrich, Markward, Adelbero, Adelbert, Benno, Ulrich.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift; Notitiae, c.119; BADER, Notitia, S.223f; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.33; SCHREINER, Untersuchungen, S.232; WOLLASCH, Anfänge, S.44.

1140

Hug schenkt dem Kloster St. Georgen seinen Besitz (N.N.) und erhält diesen gegen einen am Georgstag zu zahlenden jährlichen Zins in Landleihe zurück. Weiter übergibt Hug Besitz in Bronnhaupten und eine Manse bei Baldingen sowie die Hörigen seiner Hofgemeinschaft unter der Bedingung des Rückfalls dieser Güter an eventuelle Erben. Zeugen der Güterübertragungen sind: Konrad von Wartenberg, Markward (I) von Ramstein, Arnold von Baldingen, Dietrich von Liedringen, Gozbert von Waldhausen.

GLAKa 65/511; frühneuzeitliche Abschrift; Notitiae, c.120; BADER, Notitia, S.224; BUHLMANN, Gründung und Anfänge, S.33f; WOLLASCH, Anfänge, S.44.

[um 1140], Rippoldsau

Das Benediktinerkloster Rippoldsau wird von dem Adligen Friedrich (III) von Wolfach (ca.1139, 1156) gegründet (?).

Frühneuzeitliche St. Georgener Jahrbücher; BUHLMANN, Falkenstein, S.30; BUHLMANN, Rippoldsau, S.15f; HARTER, Adel im oberen Kinziggebiet, S.68.

[nach ca.1140]

Die Rippoldsauer Mönchsgemeinschaft geht bald nach ihrer Gründung (?) als Priorat in St. Georgener Besitz über.

BUHLMANN, Rippoldsau, S.18-21; HARTER, Adel im oberen Kinziggebiet, S.68. S. die St. Georgener Papsturkunde vom 26. März 1179 mit der Nennung der "Zelle des heiligen Nikolaus".

[1142]

Bischof Hermann I. von Konstanz (1138-1165) bestätigt die Übertragung der Pfarrkirche in Schopflenberg an das Kloster St. Georgen.

Lateinische Urkunde, verschollen, undatiert; WürttUB II 315; BUHLMANN, Besitz, Grundherrschaft und Vogtei, S.18f; WOLLASCH, Anfänge, S.44.

[1141?, 1144? oder] 1145

Der ehemalige Abt Friedrich wird nach St. Georgen mit päpstlicher Zustimmung zurückgerufen, der abgesetzte Klosterleiter Johann I. weicht in das Kloster Rippoldsau aus (?).

Hochmittelalterliche lateinische Geschichtsschreibung, frühneuzeitliche St. Georgener Jahrbücher; Annales sancti Georgii zu 1144; HOFMEISTER, Annalen, S.43; GP II,1, S.203, Nr.12; BUHLMANN, Südwestdeutschland, S.27; KALCHSCHMIDT, St. Georgen, S.9; MARTINI, St. Georgen, S.23; Mezler, Series abbatum, S.238 zu 1141; SCHREINER, Untersuchungen, S.223. - Rippoldsau als Zufluchtsort Abt Johanns I. ergibt sich vielleicht aus dem Status der Mönchsgemeinschaft schon als St. Georgener Priorat, vielleicht wegen der Verwandtschaft zwischen Wolfachern und Kappel-Falkensteinern; vgl. BUHLMANN, Falkenstein, S.30; BUHLMANN, Rippoldsau, S.17f, 21.

Quellen, Literatur, Abkürzungen: Annales sancti Georgii in Nigra Silva, in: MGH SS 17, S.295-298; BADER, J., Die Notitia fundationis des Klosters St. Georgen auf dem Schwarzwalde, in: ZGO 9 (1858), S.193-225; BUHLMANN, M., St. Georgen und Südwestdeutschland bis zum Mittelalter (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Teil I = VA 2), St. Georgen 2002; BUHLMANN, M., Die Päpste in ihren Beziehungen zum mittelalterlichen Kloster St. Georgen (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Teil IV = VA 8), St. Georgen 2004; BUHLMANN, M., Besitz, Grundherrschaft und Vogtei des Klosters St. Georgen im hohen Mittelalter (= VA 11), St. Georgen 2004; BUHLMANN, M., Das Kloster St. Georgen im Schwarzwald und die Herren von Falkenstein (= VA 26), St. Georgen 2007; BUHLMANN, M., Das St. Georgener Priorat Rippoldsau im Nordschwarzwald (= VA 40), St. Georgen 2008; FDA = Freiburger Diözesanarchiv; FOLG = Forschungen zur oberrgheinischen Landesgeschichte; FUB = Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v.d. Fürstlichen Archive in Donaueschingen, Bd.V: Quellen zur Geschichte der Fürstenbergischen Lande in Schwaben vom Jahre 700-1359, Tübingen 1885; GP = Germania pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII (= Regesta pontificum Romanorum): Bd.II,1: Provincia Maguntinensis. Dioeceses Eichstetensis, Augustensis, Constantiensis I, bearb. v. A. BRACKMANN, 1923, Ndr Berlin 1960; HARTER, H., Adel und Burgen im oberen Kinziggebiet. Studien zur Besiedlung und hochmittelalterlichen Herrschaftsbildung im mittelalterlichen Schwarzwald (= FOLG 37), Freiburg i.Br.-München 1992; HOFMEISTER, A., Die Annalen von St. Georgen im Schwarzwald, in: ZGO 72 (1918), S.31-57; JL = JAFFÉ, P. (Hg.), Regesta pontificum Romanorum. Ab condita ecclesia ad annum post christum natum MCXCVIII, 2 Bde., bearb. v. F. KALTENBRUNNER, P. EWALD, S. LÖWENFELD, 21885-1888, Ndr Graz 1956; KALCHSCHMIDT, K.T., Geschichte des Klosters, der Stadt und des Kirchspiels St. Georgen auf dem badischen Schwarzwald, 1895, Ndr Villingen-Schwenningen 1988; MARTINI, E.C., Geschichte des Klosters und der Pfarrei St. Georgen auf dem Schwarzwald. Ein historischer Versuch, 1859, Ndr Villingen 1979; Mezler, Gallus, Series abbatum monasterii ad S. Georgium pro tempore Villingae in Hercynia Silva, in: MAYER, J.G. (Hg.), Monumenta historica-chronologica monastica collecta, Tl.3: Die Äbte der Klöster Thennenbach und St. Georgen, in: FDA 15 (1882), S.225-246, hier: S.237-242; MGH = Monumenta Germaniae Historica; MGH SS = MGH. Scriptores (in Folio): Bd.15,2: [Supplementa tomorum I-XII, pars III. Supplementum tomi XIII], hg. v. G. WAITZ u.a., 1888, Ndr Stuttgart-New York 1963, Bd.17: [Annales aevi Suevici], hg. v. G.H. PERTZ, 1861, Ndr Stuttgart-New York 1963; Notitiae fundationis et traditionum monasterii S. Georgii in Nigra Silva, hg. v. O. HOLDER-EGGER, in: MGH SS 15,2, S.1005-1023; PARLOW = PARLOW, U. (Hg.), Die Zähringer. Kommentierte Quellendokumentation zu einem südwestdeutschen Herzogsgeschlecht des hohen Mittelalters (= VKGLBW A 50), Stuttgart 1999; PL = MIGNE, J.-P. (Hg.), Patrologia Latina: Bd.179: Willelmi Malmesburiensis monachi opera omnia ?, Paris 1855; SCHREINER, K., Sozial- und standesgeschichtliche Untersuchungen zu den Benediktinerkonventen im östlichen Schwarzwald (= VKGLBW B 31), Stuttgart 1964; VA = Vertex Alemanniae; VKGLBW = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A: Quellen, Reihe B: Forschungen; WOLLASCH, H.-J., Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Zur Ausbildung der geschichtlichen Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform (= FOLG 14), Freiburg i.Br. 1964; WürttUB = Württembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart: Bd.2: 1138-1212, Stuttgart 1858, Ndr Aalen 1972; ZGO = Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins.

Bearbeiter: Michael Buhlmann