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Rezensionen (Geschichte)
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O'Mahony, Michelle (2005), Famine in Cork City. Famine Life at Cork Union Workhouse, Cork 2005, 189 S., Schwarzweißtafeln, Quellenanhang, € 6,99. Armut und Hunger spielten in der Geschichte des frühneuzeitlichen Irland immer wieder eine wichtige Rolle, ablesbar etwa an der Armengesetzgebung von 1601, der Errichtung eines Armenarbeitshauses (workhouse) in der südirischen Stadt Cork (1735/47) oder der britische Poor Law (Ireland) Act von 1838 mit seinen Arbeitshäusern (Cork union workhouse 1846). Zwischen 1845 und 1850 herrschte in ganz Irland eine große Hungersnot (Great Famine), an der 2,5 Millionen Iren verstarben. Nicht zuletzt das Cork union workhouse, in dem zwischenzeitlich eine Vielzahl von Armen untergebracht war, trug mit seinen menschenunwürdigen Zuständen und Bedingungen zum Elend seiner Insassen bei (Wohn- und Arbeitsbedingungen, unzureichende Ernährung, Säuglings- und Kindersterblichkeit); nicht zuletzt ein eingefahrenes bürokratisch-institutionelles Denken verschlimmerte auch hier die Lage der poor people. [Buhlmann, 04.2021]

O'Neill, Eugene, US-amerikanischer Dramatiker: Eugene O'Neill (*1888 in New York, †1953 in Boston) war seit seiner Jugend mit Theater und Kunst vertraut. Sein zunächst unstetes Leben führte ihn u.a. als Seemann nach Argentinien, Europa und Südafrika. Nach einem Selbstmordversuch und gesundheitlichem Zusammenbruch (1912) entschloss sich O'Neill, Schriftsteller und Dramatiker zu werden. Es folgten Schauspiele, Dramen und Gedichte. Das Drama Jenseits vom Horizont (1920) machte O'Neill bekannt, für sein dramatisches Werk erhielt er 1936 den Nobelpreis für Literatur. Die Dramen O'Neills reflektieren auch seine zerrissene Persönlichkeit, es ging ihm in seinen literarischen Werken u.a. um die Stellung des Menschen zu Gott, um menschliche Schuld und Resignation. O'Neill litt an Parkinson und starb 1953 an Tuberkulose.
Zu den Werken O'Neills gehört: O'Neill, Eugene (1957), Fast ein Poet. Ein Schauspiel (= Fischer Tb 252), Frankfurt a.M.-Hamburg 1959, 142 S., DM 2,20. [Buhlmann, 12.2023]

Obermeier, Siegfried (1982), Walther von der Vogelweide. Der Spielmann des Reiches. Biographie (= Ullstein Tb 34085), Frankfurt a.M.-Berlin-Wien 1982 > W Walther von der Vogelweide

Obermeier, Siegfried (1982), Richard Löwenherz. König - Ritter - Abenteurer. Biographie, München 22003 > R Richard Löwenherz

Oberste, Jörg (2014), Die Zisterzienser (= Urban Tb 744), Stuttgart 2014 > Z Zisterzienser

Obhof, Ute (1991), Das Leben Augustins im "Niederrheinischen Augustinusbuch" des 15. Jahrhunderts. Überlieferungs- und Textgeschichte, Teiledition (= Germanische Bibliothek, Reihe 3), Heidelberg 1991, 211 S., DM 65,-/95,-. Als "Niederrheinisches Augustinusbuch" bezeichnet die germanistische Forschung einen aus dem späten Mittelalter stammenden Handschriftentypus, dessen Textzeugen aus dem 15. und 16. Jahrhundert im Wesentlichen das Leben des heiligen Augustinus (†430) und Predigten über Augustinus enthalten. Das "Niederrheinische Augustinusbuch" wandte sich an ein nicht des Lateinischen mächtiges Publikum und war vornehmlich für Leserinnen und Hörerinnen in geistlichen Frauengemeinschaften (Augustinerinnenklöster) bestimmt. Alle erhaltenen Handschriften stammen aus der 2. Hälfte des 15. und 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts und aus dem ribuarischen Mundartraum. Dies entspricht der Verbreitungszeit und dem Verbreitungsraum des Augustinusbuchs. [Buhlmann, 08.2007]

Ochsenbein, Peter (Hg.) (1999), Das Kloster St. Gallen im Mittelalter. Die kulturelle Blüte vom 8. bis zum 12. Jahrhundert, Darmstadt 1999 > S St. Gallen

Ochsenhausen, Benediktinerkloster: I. Geschichte: 1093 wurde das Georgskloster Ochsenhausen (bei Biberach) durch Angehörige eines welfischen Ministerialengeschlechts gegründet. Die benediktinische Mönchsgemeinschaft unterstand als Priorat dem Schwarzwaldkloster St. Blasien, bevogtet wurde sie von den welfischen Herzögen. Dabei blieb es auch im 12. Jahrhundert, wie ein Diplom König Konrads III. (1138-1152) von 1152 aufzeigt. Größe und Wachstum des Priorats führten im späteren Mittelalter zu einer zunehmenden Verselbst-ständigung Ochsenhausens vom Mutterkloster. Im Großen Papstschisma (1378-1417) ergriffen Mutter- und Tochterkonvent Partei für verschiedene Päpste, der römische Papst Bonifaz IX. (1389-1404) bestimmte 1391 die Loslösung Ochsenhausens von St. Blasien, die 1404 durch den Konstanzer Bischof bestätigt wurde. Wichtig für die Entwicklung des Priorats war die Bevogtung Ochsenhausens und seines umfangreichen Besitzes - im Spätmittelalter erscheinen die Klosterämter Ochsenhausen, Tannheim, Winterrieden, Ummendorf und Sulmetingen - durch die staufischen Könige nach dem welfischen Erbfall (1190/91), dann (1343) durch die Reichsstadt Ulm in königlichem Auftrag. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt auf die Mönchsgemeinschaft waren dabei mitunter beträchtlich, besonders zur Zeit der Reformation. Die im Grunde königliche Klostervogtei war Voraussetzung für das Schutzprivileg König Ferdinands I. (†1558) von 1548, in dem Ochsenhausen Hoch- und Niedergerichtsbarkeit sowie weitere Reichsfreiheiten zugestanden wurden. Das Reichsprälatenkloster wurde 1802 säkularisiert. II. Handschriften: Unter denen von den Grafen/Fürsten von Metternich ins böhmische Königswart/Kynzvart verbrachten Ochsenhausener Handschriften (1805) befand sich das Kapiteloffiziumsbuch der Benediktinerabtei, bestehend aus Kalendarium, Benediktsregel, Martyrologium und Nekrolog. Das Nekrolog (Kodex Kynzvart 48), angefertigt im Jahr 1494 mit zahlreichen späteren Ergänzungen versehen, besteht aus mehr als 5000 Männer- und Frauennamen (Mönche, Wohltäter), die nach den Kalendertagen ihres Todes auf der Grundlage eines Kalendariums getrennt nach Frauen und Männern angeordnet sind. Vorläufer des Nekrologs war ein Nekrolog des Mutterklosters St. Blasien, der im Priorat Ochsenhausen ab dem 12./13. Jahrhundert unabhängig fortgesetzt wurde. Anlässlich der durch die Mönche Balthasar Schad und Jakob Vend auf Latein erfolgten Neuanlage des Nekrologs 1494 erhielt der Gründer von Ochsenhausen, Hawin von Wolfertschwenden, einen auffälligen Eintrag in roter Schrift (zum 17. Mai). Die große Zahl an im Nekrolog überlieferten Frauennamen könnte damit zusammenhängen, dass in Ochsenhausen in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts vielleicht ein Doppelkloster, bestehend aus einem Männer- und Frauenkonvent, bestanden hat. Letzte Einträge im Nekrolog sind den Jahren 1671/72 zuzuordnen, das Nekrolg wurde ab 1666/72 nicht mehr fortgeführt. Zu Ochsenhausen s.: Bigott, Boris (Hg.), Braun, Johann Wilhelm (2010), Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1494 (= VKGLBW A 53), Stuttgart 2010, LXVI, 144 S., CD-ROM, Farbtafeln, € 34,- > Lateinische Literatur > O Ochsenhausen, Kloster. [Buhlmann, 12.2020]

Odebrecht, Botho (1942), Kaiser Friedrich I. und die Anfänge des Prämonstratenserstifts Adelberg, in: ZWLG 6 (1942), S.44-77 > A Adelberg

Oediger, Friedrich Wilhelm, Die bischöflichen Pfarrkirchen des Erzbistums Köln, in: DJb 48 (1956), S.1-37 > K Köln, Erzbistum

Oehmichen, Gaetano, Weber-Jenisch, Gabriele (Hg.) (1997), Die Alamannen an der Neckarquelle. Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Schwenningen "Auf der Lehr". Begleitheft zur gleichnamigen Sonderausstellung in der Schwenninger Volksbank vom 16. Oktober bis 11. Dezember 1997, hg. v. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (= Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg, H.35), Stuttgart 1997, 57 S., Karten, Abbildungen, DM 8,-. Das seit jeher von Menschen genutzte bzw. besiedelte Altsiedelland der Baar um Schwenningen (steinzeitliche Funde, Funde der Urnenfelderzeit, der Hallstatt- und Latènezeit, römische Gutshöfe) besitzt mit dem frühmittelalterlichen Gräberfeld "Auf der Lehr" (althochdeutsch lê/leh für Hügel, Grabhügel, Friedhof) nördlich des historischen Schwenninger Ortskerns auch Bodenfunde aus alemannischer Zeit. Das Gräberfeld liegt auf dem sich zum noch jungen Neckar (Neckarquelle bei Schwenningen) hin abfallenden Ostabhang eines Hügels; eine Siedlung in der Nähe mag vielleicht in Beziehung zur römischen Straße zwischen Rottweil und Hüfingen und zu einer Neckarfurt gestanden haben. 202 Gräber einschließlich vier Doppelgräbern konnten bisher auf dem Friedhof festgestellt werden, der damit zu den größten alemannischen Gräberfeldern auf der Baar gehört. Die (parallel in Reihe angeordneten) Gräber sind grob in West-Ost-Richtung orientiert und umfassen zeitlich das 6. und 7. Jahrhundert, während um 700 der Friedhof aufgelassen wurde. Typisch für das 6. Jahrhundert sind Brettersärge und Kammergräber aus Holz, für das 7. Jahrhundert Steinkisten- und Steinplattengräber; bei vielen Gräbern fehlten indes Grabfassungen dieser Art. Gerade auf Grund von Beigabenfunden konnten Gräber Männer, Frauen und Kindern zugeordnet werden. Fibeln und Schmuck zierten die Kleidung der "Schwenninger Dame" aus einem reich ausgestattetem Grab, verschiedene Fibelformen (Bügel-, Scheiben-, Vogel-, S-Fibeln) kennzeichnen modische Entwicklungen im Verlauf des 6. und 7. Jahrhunderts. Männer- und Kriegergräber enthielten als Beigaben Waffen wie Spatha, Sax, Franziska, Speer, Lanze oder Schild. Glas- und Keramikfunde ergänzen das Bild, viele Grabbeigaben verweisen auf überregionale Beziehungen (Fernhandel, Beute, Heirat). Die (fehlenden) Grabbeigaben verweisen zudem auf die soziale Stellung der Verstorbenen und auf eine geschichtete alemannische Gesellschaft mit Freien (einer Ober-, Mittel- und Unterschicht), Halbfreien und Abhängigen (Unfreie, Hörige, Sklaven). Die Beigabensitte spiegelt weiter damalige Jenseitsvorstellungen und Religiosität im Übergang zwischen Heiden- und Christentum (Amulette, Kreuzdarstellungen) wider (Christianisierung der Alemannen über die adlige Führungsschicht); Grabberaubungen kamen vor. Schließlich geben die Beigaben Hinweise auf das damalige Handwerk (Herstellung von Schmuck und Waffen), die Skelettreste der Begrabenen auf Krankheiten und Verletzungen (Eingeweidebrüche und Schwenninger Bruchband, Knochenbrüche, Karies, Arthrose und Rheuma). Der zeitlichen Verteilung der Gräber auf dem Schwenninger Gräberfeld entsprechend lässt sich für die frühmittelalterliche Siedlung Schwenningen wohl an der Stelle des heutigen Ortskerns eine Entstehung wahrscheinlich aus einem Adelshof der Zeit um 500 n.Chr. ausmachen. Die anfänglich kleine Siedlung wuchs im Verlauf des 6. und 7. Jahrhunderts, wobei - bei Ackerbau, Viehzucht und Waldbewirtschaftung - auch weniger fruchtbare Böden der Umgebung genutzt werden mussten. Soziale und wirtschaftliche Abstufungen spiegelten sich in den (umzäunten) Gehöften (mit Wohnhäusern, Stellen, Scheunen und Speichern; Herrenhof). Dabei war das Dorf Schwenningen eingebunden in alemannisches Herzogtum und fränkisches Merowingerreich und stand auch politischen und kulturellen Einflüssen von Seiten der Franken offen (fränkische Stützpunkte am Neckar). [Buhlmann, 03.2013]

Öhringen, Stadt in Schwaben: Öhringen kann auf eine bis in die römische Kaiserzeit reichende Geschichte zurückblicken (Kastelle, Zivilsiedlung vicus Aurelianus [2./3. Jahrhundert n.Chr.]). Alemannische Besiedlung entlang von Kocher und Jagst (nach der Aufgabe der agri decumates; 4.-6. Jahrhundert) und spätmerowingerzeitlicher Landesausbau (7. Jahrhundert) sollten im Öhringer Raum folgen. Adelheid, Mutter König Konrads II. (1024-1039) und Bischof Gebhards III. von Regensburg (1036-1060), ließ in der villa Oringowe die dortige Pfarrkirche in ein Chorherrenstift umwandeln (1037); Vögte der neuen geistlichen Gemeinschaft wurden bis zu ihrem Aussterben (1108) die Grafen von Comburg, das Stift diente Adelheid als Grablege. Ein Erwerb Öhringens durch König Friedrichs II. (1212-1250) scheiterte im Jahr 1215 (Öhringen als urbs pia); nach einem missglückten Mordanschlag auf König Konrad IV. (1237-1254) im Jahr 1250 erhielt Gottfried von Hohenlohe die Stiftsvogtei (1250; "Öhringer Weistum" 1253), die Hohenloher (Grafen) bleiben auch in der Folgezeit im Besitz der Vogtei (Besitzschutz des Stifts durch die Hohenloher, Stiftskirche als Hohenloher Grablege 1343; Hohenloher "Hausgesetz" 1515; Öhringer Prädikatur 1506; Reformation des Stifts 1556; Hohenloher Kirchenordnung 1578). Der Entwicklung des Stifts bis zu seiner Aufhebung im Zuge der Reformation entspricht die Abfolge der Stiftskirchen ([merowingerzeitliche Urkirche?]; romanische Stiftskirche als Säulenbasilika mit Querhaus, Westtürmen, Rechteckchor und Rundapsis, Krypta [mit Adelheid-Tumba] [11./13. Jahrhundert]; spätromanische Stiftskirche mit Erweiterung von [Polygon-] Chor und Krypta, Chorseitentürmen, Westfront mit zusätzlichem Turm [13. Jahrhundert, Mitte und später]; spätgotische Stiftskirche mit Ausbau von Kyrpta und Hochchor, erweitertem Kirchenschiff, Süd- und Mittelturm bei Neugestaltung des Kreuzgangs [1453/67, 1486/1510]; Umbauten in der ehemaligen Stiftskirche [frühe Neuzeit]). Im Schatten des Chorherrenstifts entwickelte sich die Stadt Öhringen, in der sich um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Herren von Hohenlohe gegen die Herren von Weinsberg durchsetzen konnten (Stadtmauer [13. Jahrhundert], "Altstadt", Spital 1353, Friedhofsverelgung [ca.1500] und Annakapelle [1506], Landesgymnasium [Reformationszeit] mit Lehrerseminar [1788] und Kirchenverwaltung, Hohenloher Schloss [1610/16]). Öhringen wurde zum Zentrum der hohenlohischen Herrschaft(en) (Landesteilung 1551/55 [Neuenstein, Waldenburg], hohenlohische Reichsfürstentümer [1744/57/64], Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen [1782] in spätem Mittelalter und früher Neuzeit. Im 18. Jahrhundert kam zur Stadt Öhringen die Karlsvorstadt hinzu. 1806 wurde Öringen württembergisch (Oberamt Öhringen), im 19. und 20. Jahrhundert machte Öhringen die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen von deutschem Kaisereich, Weimarer Republik, nationalsozialistischem Deutschalnd und Bundesrepublick Deutschland mit (Landkreis Öhringen 1938, Bundesland Baden-Württemberg 1952, Eingemeindungen 1972/75, Landkreis Künzelsau 1973).
Zur Öhringer Geschichte ist zu verweisen auf: Erdmann, Adolf (2000), Stiftskirche St. Peter und Paul Öhringen, Regensburg 22008, 35 S., Farbabbildungen, Pläne, € 3,-; Öhringen. Stadt und Stift, hg. v.d. Stadt Öhringen, Redaktion: Gerhard Taddey, Walter Rößler, Werner Schenk (1988) (= FWF 31), Sigmaringen 1988, 556 S., Schwarzweiß- und Farbtafeln, Kartenbeilagen, DM 48,- (u.a. mit den Beiträgen: Martin Doll, Landschaftsbild und geologische Grundlagen; Christoph Unz, Vorgeschichte der Öhringer Region; Helmut Stoll, Das römische Öhringen; Christoph Unz, Frühgeschichte der Öhringer Region; Gerhard Taddey, Stiftungsbrief und Öhringer Weistum; Gerhard Taddey, Öhringen im späten Mittelalter; Eberhard Knoblauch, Die bauliche Entwicklung der Stadt bis zum Ende des Mittelalters; Heinz Sodeik, Das Chorherrenstift Öhringen; Eberhard Knoblauch, Die Baugeschichte der Stiftskirche; Gerhard Taddey, Öhringen im Bauernkrieg; Gunther Franz, Die Reformation in Öhringen und die Aufhebung des Stifts; Martin Roth, Unter mehreren Landesherren; Gunther Franz, Buchdruck und Zeitungn in Öhringen; Walther-Gerd Fleck, Das Öhringer Schloß; Heinrich Laidig, Öhringen im Dreißigjährigen Krieg; Werner Schenk, Die Öhringer Regentenfamilie; Kurt Schreiner, Von der Grafen- zur Fürstenresidenz; Jutta Häger, Die Karlsvorstadt; Hartmut Weber, Die Mediatisierung und ihre Folgen; Hartmut Weber, Württembergische Oberamtsstadt; Adolf Erdmann, Evangelische Kirchengemeinde Öhringen; Franz Klein, Katholische Kirchengemeinde Öhringen; Ernst Seger, Heinz Krüger, Volksschule - Grundschule - Hauptschule; Hans-Joachim Faika, Die Albert-Schweitzer-Schule; Ernst Waldmann, Die Energieversorgung; Norbert Stauß, Monarchie - Demokratie - Diktatur. Öhringen 1914 bis 1945; Adolf Küstner, Das moderne öhringen - städtebauliche Entwicklung; Reinhard Weber, Nachkriegszeit und Gegenwart. Öhringen seit 1945; Walter Rößler, Sprache und Brauchtum im Wandel; Werner Knorr, Baumerlenbach; Rudolf Endreß, Büttelbronn; Walter Rößler, Cappel; Otto Hienrich, Eckartsweiler; Manfred Wenzel, Rolf Werner, Michelbach am Wald; Willi Zumbroich, Möglingen; Angelika Feucht, Ohrnberg; Fritz Klaiber, Schwöllbronn; Hans Günther, Verrenberg). [Buhlmann, 03.2017, 08.2018]

Of

Offergeld, Peter (1986), Erste Bitten (Preces primariae) deutscher Kaiser und Könige um Benefizien des Aachener Marienstifts, in: ZAGV 93 (1986), S.39-86 > E Erste Bitten

Offergeld, Thilo (2001), Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter (= MGH. Schriften, Bd.50), Hannover 2001, XCVII, 862 S., € 90,-. U.a. entsprechend der Alterseinteilung des Menschen bei Bischof Isidor von Sevilla (†636) (0-7 Jahre: infantia, 8-14: pueritia, 15-28: adolescentia, 29-49: iuventus, 50-70: aetas senioris, ab 70: aetas decrepta) lag im frühen (von den Germanenreichen bestimmten) Mittelalter die Grenze zwischen Minder- und Volljährigkeit bei zwölf (z.B. salisches Recht) oder 15 (14) Jahren (ribuarisches Recht). Frühmittelalterliche Kindkönige unterlagen als Minderjährige rechtlich keinen Einschränkungen (so dass es auch keine Unmündigkeit des Herrschers, keine Vormundschaft und keine rechtlich begründete Regentschaft geben konnte). Da aber minderjährige Könige nur eingeschränkt handlungsfähig waren, gab es allerdings faktisch (nicht rechtlich) eine Regentschaft (des politischen Handelns), die aus den politischen Begebenheiten (Regierung der Königsmutter, von Verwandten, von Adelsgruppierungen <- physische Verfügung über den König) folgte und die bei erlangter Handlungsfähigkeit des Herrschers auslief. Dabei muss der Zeitpunkt des Beginns dieser Handlungsfähigkeit nicht mit dem des Volljährigkeitsbeginns übereinstimmen (so dass auch ein "Mündigkeitsbeginn" im Zusammenhang mit Volljährigkeit oder Wehrhaftmachung obsolet ist). Aus alldem ergibt sich die Mündigkeit des minderjährigen Königs und die (Rechts-) Gültigkeit von dessen Herrschaft als abstrahierte und dennoch existente Rechtskonstruktion für das frühe (und hohe) Mittelalter. Vor dem Hintergrund eines "germanischen Heerkönigtums" und des römischen Kaisertums als Vorbild, vor Dynastiebildung und Kindkönigtum treten minderjährige Könige ab den Germanenreichen der "Völkerwanderungszeit" in Erscheinung. Dies gilt insbesondere für das Frankenreich der Merowinger und Karolinger. Im merowingischen Frankenreich (482-751) gab es minderjährige Könige von Anfang an, die Reichsteilung von 511, nach dem Tod König Chlodwigs I. (482-511), schloss auch die jungen bis minderjährigen Söhne der Chlodwig-Ehefrau Chrodechild mit ein. Auch beteiligt an der politischen Ausgestaltung der Reichsteilung waren wohl die fränkischen Großen, deren Macht im Verlauf des 6. und 7. Jahrhunderts weiter anwuchs, insbesondere während der bella civilia (561-613) und nach dem Tod König Dagoberts I. (623/29-639). Zunächst waren es noch die Merowingerkönige, die eine meist feindliche Einflussnahme auf die mit ihnen verwandten Kindkönige ausübten (524/31 Ermordung von zwei Chrodechild-Enkeln, 533/48 Sohnesfolge im östlichen Teilreich [Theudebert, Theudowald]). In den bella civilia übten Königinnen (Brunichilde, Fredegunde) und Adelsfraktionen Regentschaften in den Reichsteilen für minderjährige Könige aus (ab 575 Childebert II., ab 584 Chlothar II., 613 Sigibert II. als Kindkönige). Das 7. Jahrhundert sah bei Verfestigung der Reichsteile/Teilreiche Austrien, Neustrien und Burgund die Unterkönigreiche Dagoberts I. (ab 623) und Sigiberts III. (ab 633) in Austrien, weiter die Regentschaften von Königswitwen (Nanthild, Balthilde; Rolle als Mutter und Erzieherin), Adelsgruppierungen und Hausmeiern (Grimoald, Ebroin, Pippin der Mittlere). Die meisten Merowingerherrscher wurden im 7. und 8. Jahrhundert minderjährig zu Königen, und nicht jeder Merowinger wurde auch König, Herrschaft von Kindkönigen und die Ausbildung eines Machtmonopols bei den karolingischen Hausmeiern entsprachen einander. Im fränkischen Karolingerreich (751-911/87) sind die Kinder König Karls des Großen (768-814) als Unterkönige etwa in Aquitanien (ab 781 Ludwig der Fromme) hervorzuheben, die Desintegration des karolingischen Gesamtreichs ließ machtvolle Adelsgruppierungen entstehen, die (wahlweise) Kindkönige im Mittelreich (855-863 Karl von der Provence) und im Westfrankenreich (879-884 Karlmann, 893-923 Karl der Einfältige) erhoben. Aufschlussreich ist zudem das Beispiel Kaiser Karls III. (876/82-887/88), der an Stelle seines illegitimen und daher nicht als Nachfolger durchsetzbaren Sohnes Bernhard den minderjährigen Ludwig von Vienne adoptierte (887). Mit minderjährigen Ludwig dem Kind (900-911) endete dann die Karolingerzeit im Ostfrankenreich. Im frühdeutschen Reich der sächsischen Ottonen war Otto III. (984-1002) ein Kindkönig (984/85 Entführung Ottos und Versuch der Erlangung des Königtums durch Heinrich den Zänker, 985-991 Regentschaft der Königsmutter Theophanu, 991-994 Regentschaft der Großmutter Adelheid), und das Gleiche galt im deutschen Reich der Salier für König Heinrich IV. (1056-1106) (1056-1062 Regentschaft der Königsmutter Agnes von Poitou, 1062 "Kaiserswerther Staatsstreich", 1062-1065 Bischöfe als Regenten, bis 1069/70 weitgehend unselbstständige Regierung Heinrichs IV.). Dynastiewechsel, Wahlgedanke und Idoneität des Königs ließen dann in der Stauferzeit die "Institution" des Kindkönigtums verschwinden (1152 Friedrich von Rothenburg, ab 1198 Friedrich II. als minderjähriger König von Sizilien und chint von Pulle, 1254 Konradin). [Buhlmann, 08.2012]

OGG = Oldenbourg Grundriss der Geschichte

Ohrmund, Andreas, Tiedemann, Paul (1999), Internet für Historiker. Eine praxisorientierte Einführung (= WBG internet), Darmstadt 1999 > Kompendium Mittelalter > Computertechnologie [Buhlmann, 12.2017]

Oldermann, Renate (2004), Kloster Walsrode. Vom Kanonissenstift zum evangelischen Damenkloster, Bremen 2004, 270 S., Farbabbildungen, € 6,95. I. Die Frauengemeinschaft Walsrode ist vor dem Jahr 986 als Stiftung des Billungergrafen Wale und dessen Ehefrau Odelind entstanden, wie eine Urkunde König Ottos III. (983-1002) vom 7. Mai 986 betreffend die Schenkung von Königsgut bezeugt. Eine im 15. Jahrhundert gefälschte Stiftungsurkunde erwähnt eine Äbtissin Mechthild, die Tochter des Stifterehepaars, als Leiterin der Frauengemeinschaft, in der Sanktimonialen ("Kanonissen") wohl nach der Aachener Regel von 816/17 lebten (vita communis, Versorgung, Bildung) und dem adligen bzw. königlichem Gebetsgedenken verpflichtet waren (memoria, servitium regis). (Haupt-) Patron des Stifts war der heilige Johannes der Täufer (Stiftssiegel). Die Vogteirechte über der Gemeinschaft lagen zunächst bei den Billungern, dann - als Lehen der Verdener Bischöfe - bei den Welfen bzw. den Grafen von Wölpe. Ab 1237 übten die welfischen Herzöge die Schutzherrschaft über Walsrode aus (Schutzbriefe von 1392, 1491). Das Stift gehörte zur Mindener Diözese, die dortigen Bischöfe wandelten vor 1255 das Stift in ein Benediktinerkloster um, ohne dass sich daraus engere Beziehungen zum benediktinischen Mönchtum abgeleitet hätten. An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert besaß die Walsroder Kommunität eine über 182 Höfe in 90 Dörfern sich erstreckende Grundherrschaft mit Kirchenpatronaten, Zehntrechten, Holz- und Mastgerechtigkeiten, Fischereirechten und Salinenanteilen in Lüneburg (Fürstentum Calenberg, Grafschaft Hoya, Fürstentum Lüneburg, Hochstift Verden u.a.). Hinsichtlich der sozialen Zusammensetzung ist vielleicht für das frühere Mittelalter von einem Frauenkonvent aus hochadligen und edelfreien Sanktimonialen auszugehen, im Benediktinerkloster mit seiner Propsteiverfassung (Propst [Lüneburger Landstand, Besitzverwaltung, Pfarrstellenbesetzung, Gerichtsrechte in der Klosterimmunität und im Dorf Walsrode, Seelsorge für die Nonnen], Kapläne [Seelsorge für die Nonnen], Priorin [Klosterdisziplin, Besetzung der Konventsämter], Konventualinnen [Schülerin -> Postulantin -> Novizin -> Profess; freie Wahl der Priorin, freie Wahl des Propstes <-> Präsentationsrecht des klösterlichen Schutzherrn; karitative Aufgaben]) lebten im 14. und 15. Jahrhundert sowohl adlige als auch bürgerliche Nonnen. In der frühen Neuzeit, nach der Reformation sollte das geistliche Institut Walsrode wieder adligen Familien vorbehalten sein (Adelsvorbehalt von 1711). Die Sanktimonialen bzw. Nonnen übten innerhalb des geistlichen Lebens, das sie führten, den regelmäßigen Chordienst (Stundenliturgie) bei Teilnahme am Gottesdienst und am Totengedächtnis (Memorialstiftungen insbesondere des 13. und 14. Jahrhunderts, Altarstiftungen, Gebetsverbrüderungen) aus; daneben sind weltliche Aktivitäten (Haus- und Gartenwirtschaft, Textilarbeiten) vorauszusetzen. Jedenfalls im späten Mittelalter verfügten die Nonnen auch über eigenen Besitz und private finanzielle Mittel, was nicht zuletzt damals auch mit einer stärkeren Einflussnahme von Familien von Nonnen auf das Kloster einherging. Die vita communis der Nonnen hatte sich im 15. Jahrhundert wohl weitgehend aufgelöst, doch führten die durch die Lüneburger Landesherren Friedrichs des Älteren (1434-1457, 1471-1478) und Annas von Nassau (1478-1486 [Regentschaft]) angestoßenen klösterlichen Reformen von 1475 und 1482 trotz eines verheerenden Klosterbrands (1482) durchaus zu einer monastischen Erneuerung in Walsrode, die bis zur Einführung der Reformation anhielt. II. Die Einführung der Reformation im Fürstentum Lüneburg erfolgte unter Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg (1521-1546) ab 1524/27/29 und auch in Zusammenhang mit dem vom Herzog betriebenen Schuldenabbau im Fürstentum. Ab 1529/30 fand die Reformation der unter landesherrlicher Schutzherrschaft befindlichen Klöster statt (landesherrliches ius reformandi), doch rief sie auch bei den Frauenklöstern, die katholisch bleiben wollten, Widerstände hervor. In Walsrode kam es somit im Jahr 1545 zur endgültigen Einführung der Reformation, nachdem schon 1529 die Walsroder Propstei zu ihrem Ende gekommen und der Klosterbesitz Teil der landesherrlichen Kammer unter Leitung eines Klosteramtmanns geworden war (reformatorischer "Ratschlag" von 1530). Das Kloster Walsrode blieb als evangelisches Stift weiter bestehen, die Lebensverhältnisse entsprachen den reformierten eines evangelisch-lutherischen Konvents (Klosterordnungen von 1555, 1574, 1619 -> reformiertes Klosterwesen). Auf schmalerer wirtschaftlicher Basis (Klosterrezess von 1626/29) musste nunmehr der Frauenkonvent und die Klostergebäude unterhalten werden, was immer wieder zu Konflikten mit der landesherrlichen Verwaltung führte. Ebenfalls konfliktreich erwies sich die Präbendenbesetzung und -vergabe, die besonders ab dem 18. Jahrhundert die Landesherrn des Kurfürstentums Hannover aktiv betrieben; der schon genannte Adelsvorbehalt (1711) und die Aufnahme von "Ausländerinnen" in den Walsroder Konvent gehören hierher, ebenso die verstärkte landesherrliche Einflussnahme auf die Wahl der Äbtissin als Leiterin des evangelischen Stifts. Als Versorgungs-, Bildungs- und dem Leben der Konventualinnen Sinn gebende Einrichtung blieb Walsrode für die adligen lutherischen Ritterfamilien des Fürstentums weiterhin wichtig; die Konventualinnen verfügten über Privatvermögen, Reisefreiheit und die Möglichkeit des Austritts, gestalteten ihr Leben in Frömmigkeit und Gebet bei Wahrnehmung auch karitativer Aufgaben (monastisches Leben, Verweltlichung). Vorübergehend aufgehoben wurde das Walsroder Stift in napoleonischer Zeit (1812/13; Königreich Westfalen, Kaiserreich Frankreich), um danach bis heute zu bestehen (Hausordnung von 1911, Klosterordnung von 1972). [Buhlmann, 08.2019]

Oliphant, Margaret (1992), Atlas der Alten Welt. Die großen Kulturen der Menschheit, Gütersloh 1992, 220 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Zeittafeln, Karten, DM N.N, behandelt die Themenbereiche: Vorgeschichte des Vorderen Orients und Europas, Alter Orient (Ägypten, Mesopotamien, Kleinasien, Persien; ca.12000 v.Chr.-651 n.Chr.), griechische Antike (ca.2200-30 v.Chr.), römische Antike (ca.800 v.Chr.-476 n.Chr.), indische Vorgeschichte und indisches Altertum (ca.2500 v.Chr.-ca.500 n.Chr.), chinesische Vorgeschichte und chinesisches Altertum (ca.6000 v.Chr.-420 n.Chr.), altamerikanische Kulturen Nord-, Mittel-, Südamerikas (ca.4000 v.Chr.-1519 n.Chr.). [Buhlmann, 03.2023]

Oltmer, Jochen (2012), Globale Migration. Geschichte und Gegenwart (= BSR 2761), München 2012, 128 S., Karten, € 8,95. Zur Menschheit gehört mit und seit Entstehen des homo sapiens die Migration (Wanderung, Ausbreitung; Migration als regionale bis überregionale/globale Mobilität von menschlichen Individuen oder Gruppen [Ab-, Zu-, Aus-, Einwanderung in den Formen: Arbeits-, Bildungs-, Heirats-, Kultur-, Siedlungswanderung, Nomadismus, Menschenhandel und Zwangswanderung]). Zur Frühgeschichte gehören Migrationen in Zusammenhang mit der Entstehung Ackerbau und Viehzucht treibender sowie städtischer Kulturen (Mesopotamien, Ägypten, China), weiter die Siedlungsbewegungen südlich der Sahara (Bantu), in Südostasien und Polynesien. Die frühneuzeitliche europäische Expansion seit dem 15. Jahrhundert führte zur ersten Phase einer sich verdichtenden Globalisierung (spanisches, portugiesisches Kolonialreich, britisches Empire), der Handel mit afrikanischen Sklaven entwickelte sich zum Kern eines Wirtschaftssystem beiderseits des Atlantik. Hauptsächlich ab dem "langen" 19. Jahrhundert spielte die europäische Masseneinwanderung nach Nordamerika eine Rolle (Zuwanderung in die USA, nach Australien, Argentinien, Sibirien, Verdrängung der indigenen Bevölkerung Nordamerikas), die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert brachte einen weiteren Globalisierungsschub (japanische Expansion in die Mandschurei und nach China, europäischer Kolonialismus, Einwanderung von Indern nach Südafrika). Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) trat eine Phase der Deglobalisierung ein (Weltwirtschaftskrise 1929), der Zweite Weltkrieg (1939-1945) führte nicht nur in Europa zu massiven Bevölkerungsverschiebungen (Flucht, Vertreibung, Deportation, Kriegsfolgewanderungen [Deutschland, Polen, Sudetenland]). Auch die Dekolonisation trug zur Migration in die Mutterländer der ehemaligen Kolonien bei (Großbritannien, Frankreich und Algerien). In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts und im beginnenden 21. Jahrhundert standen und stehen Migrationsbewegungen im Zusammenhang mit dem Arbeitskräftebedarf einer globalisierten Wirtschaft, den "Mega-Cities" oder Umwelt und Hunger ("Gastarbeiter" in Deutschland, Europa und EG/EU [Europäische Union] als Zuwanderungsgebiet, Bevölkerungsverschiebungen innerhalb Chinas, Arbeitswanderungssystem der Golfstaaten). [Buhlmann, 11.2012]

Om

Operations Research als mathematische Methoden hauptsächlich der linearen Optimierung: Die Anfänge des Operations Research (OR) liegen in Krieg und Kriegsplanung, beim Militär. OR-ähnliche Betrachtungen finden sich bei Archimedes, Leonardo da Vinci, Galileo Galilei oder J.H. Pointing (1877), doch erst die Jahre vor und im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) haben OR im eigentlichen Sinne enstehen lassen bzw. befördert (deutsche "Luftwaffe" und britische Luftabwehr [1930er-Jahre], Battle of Britain [1940]). Den noch heute gewichtigsten Beitrag zum Operations Research lieferte George Dantzig mit seinem Simplexverfahren (1947) zur Lösung linearer Optimierungsprobleme und daher aufbauend auf dem Gaußschen Algorithmus. In den 1980er-Jahren kamen Interior Point-Verfahren auf, die wiederum auf dem Simplexverfahren beruhten und sich letztlich nur wenig durchsetzten. Auch ganzzahlige lineare und nichtlineare Optimierungsprobleme beruhen auf dem Simplexverfahren. Hinzu kommen heuristische Verfahren (Travelling Salesman Problem) sowie graphen- und spieltheoretische Methoden u.a., die heute das Methodenbündel des Operations Research ausmachen.
Vgl. Domschke, Wolfgang, Drexl, Andreas (1990), Einführung in Operations Research, Berlin-Heidelberg-New York 21991, XII, 232 S., Abbildungen, DM 29,80; Geue, Ferdinand (1989), Eine neue Pivotauswahlregel und die durch sie induzierten Teilgraphen des positiven Entartungsgraphen (= diskussionsbeiträge fachbereich wirtschaftswissenschaft, Fernuniversität Hagen, H.141), Hagen 1989, 20 S.; Geue, Ferdinand (1994), Eckenabsuchende Verfahren unter Entartung. Theorie, Algorithmen und Vergleichstests, Hamburg 1994, IX, 181 S., Grafiken, DM 88,-; Kall, Peter (1976), Mathematische Methoden des Operations Research. Eine Einführung (= Teubner Studium Mathematik), Stuttgart 1976, 176 S., Abbildungen, DM 22,80; Larnder, Harold (1984), The Origin of Operational Research, in: OR Forum 32,2 (1984), S.465-475 > L Larnder, Origin; Müller-Merbach, Heiner (1969), Operations Research. Methoden und Modelle der Optimalplanung, München 31973, XX, 565 S., DM 49,50; Zörnig, Peter (1991), Degeneracy Graphs and Simplex Cycling (= Lecture Notes in Economy and Mathematical Systems 357), Berlin-Heidelberg-New York 1991, XV, 194 S., DM 53,-. [Buhlmann, 1984-1985, 08.2014, 04.2021]

Opitz, Karen (1998), Geschichte im höfischen Roman. Historiographisches Erzählen im "Eneas" Heinrichs von Veldeke (= GRM Beih.14), Heidelberg 1998 > H Heinrich von Veldeke

Opll, Ferdinand (1977), Die Winterquatember im Leben Friedrich Barbarossas, in: MIÖG 85 (1977), S.332-341 > F Friedrich I. Barbarossa

Opll, Ferdinand (1978), Das Itinerar Kaiser Friedrich Barbarossas (1152-1190) (= RI, Beih.1), Wien-Köln-Graz 1978 > F Friedrich I. Barbarossa

Opll, Ferdinand (1990), Friedrich Barbarossa (= GMR), Darmstadt 1990 > F Friedrich I. Barbarossa

Opll, Ferdinand (2010), Zwang und Willkür. Leben unter städtischer Herrschaft in der Lombardei der frühen Stauferzeit, Wien-Köln-Weimar 2010, 275 S., € 35,-. Auf der Grundlage von im November 1184 durchgeführten Verhören von 80 Zeugen aus den fünf oberitalienischen Dörfern Mondovico, Monticelli, Olmo, Parpanese und S. Marzano entwickelt der Autor ein das 12. Jahrhundert umfassendes Bild der Herrschaft der Städte Pavia und Piacenza über die zwischen Letzteren immer wieder umstrittenen Orte. In der Erinnerung der Zeugen spielten aber nicht nur lokale und regionale Ereignisse eine Rolle, sondern auch die (Reichs-) Geschichte der deutschen Könige und Kaiser in Oberitalien von Lothar von Supplinburg (1125-1137) bis Friedrich I. Barbarossa (1152-1190). Es entsteht ein lebendiges und spannendes Bild von Gesellschaft, Herrschaft und Politik in der frühstaufischen Lombardei Reichsitaliens. [Buhlmann, 03.2011]

Origo gentis Romanae. Die Ursprünge des römischen Volkes, hg., übers. v. Markus Sehlmeyer (= Texte zur Forschung, Bd. 82), Darmstadt 2004, 176 S., € 29,90 > Lateinische Literatur > O Origo gentis Romanae

Ornstein, Robert, Thompson, Robert F. (1986), Unser Gehirn: das lebendige Labyrinth (= rororo 9571), Reinbek 1993 > G Gassen, Gehirn

Ortmanns, Kurt (1985), Schloß Broich in Mülheim an der Ruhr (= Rheinische Kunststätten, H.77), Köln 31992 > B (Mülheim-) Broich

Ortsnamenbücher dienen (innerhalb der Geschichtsforschung) der (zeitlichen, typologischen) Systematisierung und (räumlichen) Einordnung von Ortsnamen (Siedlungsnamen, evtl. einschließlich Landschafts-, Flur- und Geländenamen) einer bestimmten geografischen Region, auch einer bestimmten historischen Epoche. Im Allgemeinen sind in einem Ortsnamenbuch die Lemmata zu einzelnen Orten wie folgt aufgebaut: geografische Einordnung des Ortes, Ortsnamenbelege in zeitlich aufsteigender Folge (mit Nennung der schriftlichen, epigrafischen oder numismatischen Geschichtsquellen), Erläuterung des Ortsnamens (mit Nennung der Forschungsliteratur).
Ortsnamenbücher finden sich in den Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen: Bd.98 (1982): Reichardt, Lutz (1982), Ortsnamenbuch des Kreises Esslingen, Stuttgart 1982, VII, 140 S., Karte, DM 20,-; Bd.102 (1983): Reichardt, Lutz (1983), Ortsnamenbuch des Kreises Reutlingen, Stuttgart 1983, VII, 176 S., Karte, DM 20,-; Bd.104 (1984): Reichardt, Lutz (1984), Ortsnamenbuch des Kreises Tübingen, Stuttgart 1984, VII, 131 S., Karte, DM 20,-; Bd.105 (1986): Reichardt, Lutz (1986), Ortsnamenbuch des Alb-Donau-Kreises und des Stadtkreises Ulm, Stuttgart 1986, VII, 382 S., Karte, DM 20,-; Bd.111 (1987): Reichardt, Lutz (1987), Ortsnamenbuch des Kreises Heidenheim, Stuttgart 1987, VII, 229 S., Karte, DM 20,-; Bd.112 (1989): Reichardt, Lutz (1989), Ortsnamenbuch des Kreises Göppingen, Stuttgart 1989, VII, 284 S., Karte, DM 38,-; Bd.128 (1993): Reichardt, Lutz (1989), Ortsnamenbuch des Rems-Murr-Kreises, Stuttgart 1993, 466 S., Karte, DM 20,-, im Westfälischen Ortsnamenbuch, hg. v. Kirstin Casemir u. Jürgen Udolph: WOB 9 (2016): Casemir, Kirstin, Ohainski, Uwe, Die Ortsnamen des Kreises Höxter, Bielefeld 2016, 472 S., Karte, € 34,-. [Buhlmann, 06.2020]

Os

OS = Oberrheinische Studien

Oppermann, Hans (Hg.) (1963), Wege zu Vergil. Drei Jahrzehnte Begegnungen in Dichtung und Wissenschaft (= WdF 19), Darmstadt Nachdruck 1981 > V Vergil

Osman, Nabil (1971), Kleines Lexikon untergegangener Wörter (= BSR 487), München 81994 > D Deutsche Sprache

Osmanische Geschichte als Geschichte des osmanischen Reiches: Unter den beglik (Emiraten) der seldschukischen und nachseldschukischen Zeit (11.-14. Jahrhundert) sollte sich letztlich die türkische Dynastie der Osmanen durchsetzen und ein osmanisches Weltreich begründen. Die Anfänge der Osmanen lassen sich unter den Emiren bzw. Sultanen Osman (†(v.) 1324?) und Orhan (1324?-1361?) verorten. Erfolgreiche Kämpfe u.a. gegen Byzanz begründeten die Macht der Osmanen zunächst als Führer einer Kriegergesellschaft (gazi und gaza/djihad) (Sieg bei Nikomedia/Izmit 1302, Eroberung von Prusa/Bursa 1326, Eroberung von Nikaia/Iznik 1331, Eroberung von Bithynien 1337, byzantinischer Bürgerkrieg 1341/47, Einbeziehung des Emirats Karesi in die osmanische Herrschaft 1345/46, Pest 1347, Eroberung von Gallipoli 1354/73). Unter Orhans Sohn Murad I. (1361?-1389) weitete sich die Macht der Osmanen in Europa (Rumeli) beträchtlich aus (Einnahme von Adrianopel/Edirne 1369, Sieg über die Serben in der Schlacht an der Marica 1371, Besetzung Thessaliens 1385, Sieg über die Serben in der Schlacht auf dem Amselfeld/Kosovo Polje und Tod Murads 1389; Vasallen und Janitscharen [devschirme als "Knabenlese"]), unter Murads Sohn Bayezid I. (1389-1402) dehnte sich die osmanische Herrschaft bis zur unteren Donau aus (Sieg über ein christliches Kreuzfahrerheer in der Schlacht von Nikopolis 1396), Konstantinopel wurde belagert (1394), das wichtige (karamanidische) Konya erobert (1397). Indes folgte auf Niederlage und Tod Bayezids in der Schlacht von Ankara gegen die eingedrungenen Mongolen unter Timur (1402) der Erbfolgekrieg unter den Söhnen des umgekommenen Sultans Isa, Musa und Mehmed (1403/13), in dem sich schließlich Mehmed I. (1413-1421) als Sultan durchsetzte. Ihm gelang die Wiederherstellung der osmanischen Machtstellung gegenüber den beglik in Kleinasien (bis 1420). Der endgültige Aufstieg der Osmanendynastie zur Großmacht erfolgte unter (padischah) Murad II. (1421-1451), Mehmed II. "den Eroberer" (1451-1481) und Bayezid II. (1481-1512) (Eroberung von Saloniki 1430, osmanischer Sieg über ein Kreuzfahrerheer bei Varna 1444, Schlacht von Kosovo 1448, Belagerung und Eroberung von Konstantinopel 1453, osmanische Peleponnes 1460, Eroberung des Kaiserreichs Trapezunt 1461, "langer Krieg" gegen Venedig 1463/79, Einbeziehung Albaniens 1466/68 [Skanderbeg], Einbeziehung Karamans 1468, osmanische Vorstöße nach Kroatien, Krain, Kärnten 1473, Einbeziehung der genuesischen Handelskolonien auf der Krim 1475, osmanischer Apulienfeldzug und Otranto 1480/81, osmanische Flottenübergriffe auf Spanien 1486). Konstantinopel wurde nach der Eroberung zur Hauptstadt des Reiches ([Topkapi-] Palast des osmanischen Sultans, Großwesirat, Diwan) und löste damit Edirne ab, das Reich war in Provinzen (jeweils unter einem beglerbegi) und Sancaks ("Banner"; sancakbey/sancakbegi als "Bannerherr") gegliedert, diese wiederum in vilayets (jeweils unter einem subasi); die Timar-Verfassung sicherten die Einkünfte der (muslimischen, christlichen) Soldaten (Sipahis, Ritter), die (muslimischen, nichtmuslimischen) Untertanen wurden besteuert, u.a. die Nichtmuslime durch eine Kopfsteuer (cisye), die osmanische Verwaltung beruhte auf ausgeprägter Schriftlichkeit (Steuerpacht, Register, Erfassung und Kontrolle der Einkünfte, Palastapparat, Haushalt des Sultans und des Reiches [beytü'l-mal als "Staatskasse"]; Silberwährung akce); wirtschaftlich beruhte das osmanische Reich auf der Agrarwirtschaft, auf Gewerbe und (Fern-) Handel (Seidenstraße), ein ausgedehntes Stiftungswesen war Grundlage auch der osmanischen Kultur (Moscheen, Medresen, [Sufi-] Tekken, Spitäler, öffentliche Bauten; Wissenschaft, Literatur, Kunst). Unter Selim I. (1512-1520) dehnte sich das osmanische Reich gegen die persisch-schiitischen Safawiden (Kizilbasch, Safawidenorden in Ardabil; osmanischer Sieg über die Safawiden bei Caldiran 1514) über Syrien (1516) und Ägypten (Ende des Mamlukenreichs 1517) aus, unter Süleyman I. "dem Prächtigen" ("dem Gesetzgeber" [Kanun-Legalismus] 1520-1566) kamen in Europa Serbien (1521) und Ungarn (Schlacht bei Mohacs 1526, 1. Belagerung Wiens 1529, Eroberung Budas 1541) hinzu, ebenso das bis dahin durch den christlichen Johanniterorden gehaltene Rhodos (1522) oder der Irak (Eroberung Bagdads 1534); einbezogen war auch die Westküste der Arabischen Halbinsel mit dem heiligen Stätten (Mekka und Medina) des Islam (Hidschra) bis zum Jemen (1545/46), Nordafrika bis nach Marokko wurde vom osmanischen Reich abhängig (1549/54), ebenso abhängig waren die Donaufürstentümer Walachei und Moldawien, das Krimkhanat und das Khanat von Astrachan nördlich von Schwarzem bzw. Kaspischem Meer. Auch konnte die osmanische Flotte im 16. Jahrhundert gegenüber den Venezianern Erfolge erzielen (Seeschlacht bei Prevesa 1538, Eroberung von Chios 1566), während unter Sultan Selim II. (1566-1574) die Seeschlacht bei Lepanto (1571) verloren ging (osmanische Einnahme Zyperns 1571, Eroberung von Tunis 1574). Mit der Eroberung Ägyptens kam zum osmanischen Wirtschaftssystems nördlich des Taurusgebirges ein auf Ägypten zentriertes Wirtschafts- und Währungssystem (Silberpara). Auch an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert - unter den Sultanen Murad III. (1574-1595), Mehmed III. (1595-1603) und Ahmed I. (1603-1617) - konnte sich das osmanische Reich behaupten (osmanisch-safawidischer Krieg 1578/90, Währungsmaßnahmen und Janitscharenaufstand 1589, "langer" osmanisch-habsburgischer Krieg 1593/1606, Finanzreform). Dynastisch gerieten die Osmanen mit dem Tod Mehmeds III. (1603) und dem Tod Ahmeds I. (1617) in Bedrängnis, als geeignete Nachfolger fast nicht zur Verfügung standen (psychische Labilität, Minderjährigkeit der Nachkommen). Aus diesem Sachverhalt resultierten die dynastischen Streitigkeiten zwischen Mustafa I. (1617-1618, 1622-1623) und Osman II. (1618-1622), die das Reich auch noch unter Sultan Murad IV. (1623-1640) schwächten (Celâli-Aufstand 1607/09, Aufstände in Syrien 1613/35, safawidisches Bagdad 1623/38, osmanisch-safawidischer Krieg 1623/39, vorübergehende kosakische Besetzung von Asow 1624/40). Die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts sah außenpolitisch unter den Sultanen Ibrahim (1640-1648) und Mehmed IV. (1648-1687) ein (nur teilweise) weiteres türkisches Vordringen im osmanisch-venezianischen Krieg (1645/70; Eroberung Kretas bis 1669), im unentschiedenen osmanisch-habsburgischen Krieg (1663/64) und im osmanisch-polnischen Krieg (1672; Gebietsgewinne in der Ukraine und in Podolien), während der mit der 2. Belagerung Wiens (1683) beginnende osmanisch-habsburgische Krieg (1683/99) mit dem Verlust ungarischer, dalmatischer und podolischer Gebiete sowie der Peleponnes endete (Frieden von Karlowitz 1699); außen- und innenpolitisch konnten dabei die Großwesire aus der albanischen Familie Köprülü die politische Macht auf sich konzentrieren, nach der Absetzung Mehmeds IV. (osmanische Niederlage[n] bei Mohacs 1687 [, Slankamen 1691, Senta 1697]) regierten dessen Nachfolger Süleyman II. (1687-1691), Ahmed II. (1691-1695) und Mustafa II. (1695-1703) nur kurz. Immerhin brachten die 1695 erfolgten Finanzreformen (Weiterentwicklung des Steuerpachtsystems) eine gewünschte Stabiltät und wirtschaftlichen Aufschwung. So konnte das zwischenzeitlich (1695/1700) an Russland verlorengegangene Asow wieder erobert werden (1711), ebenso die Peleponnes (1715; osmanisch-venezianischer Krieg 1714/18). Im Krieg gegen Habsburg (1716/18) ging indes Belgrad verloren (1717). Während aber das benachbarte Safawidenreich unterging (1722), bestand die Osmanendynastie weiter (dynastisches Ideal und Charisma): Ahmed III. (1703-1730; osmanische Besetzung des westlichen Iran 1723/27, Aufstand Patrona Halils 1730 und Absetzung des Sultans), Mahmud I. (1730-1754) (iranische Kriege 1730/36, 1743/46), Osman III. (1754-1757), Mustafa III. (1757-1774). Im osmanisch-russisch-habsburgischen Krieg (1736/39) und anschließendem Frieden von Belgrad (1739) wurden Belgrad und Serbien wieder osmanisch, Asow ging hingegen endgültig an das russische Zarenreich verloren. Der nächste osmanisch-russische Krieg (1768/74) endete unter Sultan Abdülhamif I. (1774-1789) im Frieden von Kücük Kaynarci (1774) wieder mit osmanischen Gebietsverlusten und ein paar Jahre später mit der russischen Annexion der Krim (1783), an der nunmehr zutage tretenden militärischen Unterlegenheit des osmanischen Reiches änderte auch der folgende osmanisch-russisch-habsburgische Krieg (1787/92) nichts (Frieden von Sistova 1791, Frieden von Iaschi 1792). Stattdessen wurde die Zentralgewalt der zentrifugalen Tendenzen im Reich nicht mehr Herr, ablesbar an Aufständen (Aufstand Osman Paschas 1797/99, serbischer Aufstand 1804/06), der französischen Militärexpedition unter Napoleon nach Ägypten (1798/1801), der Wahhabitenkrise um die heiligen Stätten (Eroberung von Medina und Mekka 1804/06), den (weitgehend) selbstständigen Herrschaften des Ali Pascha von Janina (1788-1822) und des (Khediven) Mehmed Ali in Ägypten (1805-1849), der Autonomie bzw. Souveränität Serbiens (1815/17/30). Osmanische Reformen kamen langsam voran (Marineingenieursschule 1776, osmanische Botschaften in Europas Hauptstädten [London, Wien, Paris, Berlin] ab 1793) oder scheiterten wie die Nizâm-i cedid Sultan Selims III. (1789-1807). Im osmanisch-russischen Krieg (1806-1812) erschien eine englische Flotte vor Istanbul (1807; Aufstand, Absetzung des Sultans; Sultan Mustafa IV. [1807-1808], Ermordung Selims III. 1808). Unter Sultan Mahmud II. (1808-1839) endete der Krieg gegen Russland im Frieden von Bukarest (1812), in dem das osmanische Reich die Kontrolle über die Donaufürstentümer behielt, Bessaravien allerdings an das Zarenreich abtrat. Mit Unterstützung Mehmed Alis behauptete sich das osmanische Reich im griechischen Unabhängigkeitskrieg (1821/30) zumindest teilweise (Eingreifen äygptischer Truppen auf der Peleponnes 1824, Janitscharenaufstand und Auflösung der Janitscharen 1826, Seeschlacht von Navarino 1827, russische Eroberung von Kars 1828, Friede von Edirne 1829, französische Besetzung Algiers 1830, unabhängiges griechisches Königreich 1832, Unabhängigkeit von Samos 1832). Mahmud II. hatte umfangreiche innenpolitische Reformen auf den Weg gebracht, die den osmanischen Staat, der immer mehr in Abhängigkeit der europäischen Großmächte geriet (Russland und die christliche Orthodoxie, Frankreich und die Katholiken; ausländische Kreditvergaben; militärisches Eingreifen), (europäisch) modernisieren sollten und nach dem Tod des Sultans von dessen Nachfolgern Abdülmecid I. (1839-1861) und Abdülaziz (1861-1876) als die Tanzimat (Tanzimat-i Hayriye 1839/76) auf dem Weg gebracht und weitergeführt wurden (Reformdekrete von 1839 und 1859, Verfassung von 1876). Der vom Sultan geplante zentralisierte "Zwangsstaat" sah eine moderne Bürokratie und eine modernes Rechtswesen vor, bei Aufteilung der Glaubensgemeinschaften in millets, einer Verwestlichung der Wissenschaften (wissenschaftliche Gesellschaft Encümen-i Danisch 1851) und einer fortschreitenden Industrialisierung (Eisenbahnbau u.a.); doch war der Finanzierungsbedarf hoch und warf auf die Dauer massive Probleme auf, die schließlich zum Finanzkollaps führten (1873/82). Auch die zentrifugalen Tendenzen im osmanischen Reich blieben, besonders auf dem Balkan (Montenegrokrise 1853, bulgarischer Aufstand 1876, habsburgische Okkupation Bosnien-Herzegowinas 1878), aber auch in Asien (Autonomie für den Libanon 1861), während das osmanische Reich im Krimkrieg (1853/56) zu den Gewinnern zählte (Frieden von Paris 1856). Nach der kurzen Regierung Murads V. (1876) wurde der "aufgeklärte Despot" Abdülhamid II. (1876-1909) Sultan, der ein säkular-modernes Kalifat propagierte und zahlreichen innenpolitischen Schwierigkeiten begegnen musste (Jungtürken, armenischer Terrorismus und Massaker an Armeniern, armenischer Aufstand in Van 1896). Abdülhamid erkannte die britische Besetzung Kuwaits (1907) und die österreich-ungarische Annexion von Bosnien-Herzegowina (1908) an; Kreta wurde griechisch (1908; Kretakrise 1897), Bulgarien völlig unabhängig (1908). Nach Abdülhamids Absetzung (1909) auf Grund der in der Provinz Mazedonien ausgebrochenen, auf Istanbul übergreifenden jungtürkischen Revolution (1908/09) bestieg Mehmed V. (1909-1918) den Osmanenthron. Mehmed musste im osmanisch-italienischen Krieg (1911/12) sowie in den zwei Balkankriegen (1912/13, 1913) den Zerfall des osmanischen Staatsgebiets auf dem Balkan in nationalistischen Kämpfen aller gegen aller ("ethnische Säuberungen") hinnehmen (Frieden von London 1913, Frieden von Konstantinopel 1913) (Dodekanes an Italien 1912, Loslösung Albaniens 1912, Verlust und Rückeroberung von Edirne 1913). 1914 trat das osmanische Reich auf der Seite Deutschlands in den Ersten Weltkrieg (1914-1918) ein (Völkermord an den Armeniern 1914/15, britische Niederlage in Gallipoli 1915, osmanischer Vorstoß zum Suezkanal, arabischer Aufstand 1916, Fall Bagdads und Jerusalems 1917, Frieden von Brest-Litwosk 1918, Sultan Mehmed VI. [1918-1922], Waffenstillstand von Mudros 1918) (nach: Howard, Osmanisches Reich; Kreiser u.a., Kleine Geschichte der Türkei).
Vgl.: Faroqhi, Suraiya, Geschichte des osmanischen Reiches (= BSR 2021), München 2000, 126 S., DM 14,80; Howard, Douglas A. (2017), Das Osmanische Reich (1300-1924), Darmstadt 2018, 480 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 30,40; Jorga, Nicolae (1908/13), Geschichte des osmanischen Reiches, Bd.1: Bis 1451, XIX, 486 S., Bd.2: Bis 1538, XVII, 453 S., Bd.3: Bis 1640, XIX, 479 S., Bd.4: Bis 1774, XVIII, 512 S., Bd.5: Bis 1912, XIX, 633, XV S., Darmstadt 1997, zus. DM 98,-; Kreiser, Klaus, Neumann, Christoph K. (2003), Kleine Geschichte der Türkei, Stuttgart 22009 > K Kreiser u.a., Kleine Geschichte der Türkei; Matuz, Josef (1985), Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte, Darmstadt 1985, XII, 354 S., DM N.N. [Buhlmann, 11.1994, 09.1997, 07.2019]

Osterhammel, Jürgen (1998), Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert, München 1998, 560 S., Schwarzweißabbildungen, Zeichnungen, € 19,90. "Die Entzauberung Asiens", so betitelt der Historiker Jürgen Osterhammel sein 1998 erschienenes Buch, in dem er einen Überblick über den Einstellungswandel des gelehrten Europa gegenüber den Reichen Asiens skizziert. Osterhammel konstatiert, dass in den 1690er Jahren ein Prozess der vorurteilsfreien Inaugenscheinnahme des zauberhaften Kontinentes eingesetzt habe, an dessen Ende, mit dem napoleonischen Ägyptenfeldzug, Asien entzaubert und zugleich entmystifiziert war. Im Verlaufe des langen 18. Jahrhunderts hätten Wissenschaftler aller Couleur zur Herausbildung eines Asienbildes beigetragen, das bis zum Beginn des Imperialen Zeitalters bestanden hätte, und die Asiaten weder als morgenländische Zauberer noch als barbarische Wilde zeigte, sondern als gleichberechtigte Partner. Das vom Empirismus getragene zweite Entdeckungszeitalter habe keinen Platz mehr für Fabelwesen und hanebüchlerische Geschichten gelassen und Osterhammel fügt hinzu: "Nüchternen Sinnes blickte man in eine entzauberte, eine einhornlose Welt." Beschränkt man sein abschließendes Urteil auf China, Japan und andere große Länder Asiens, so ist dem im Großen und Ganzen beizupflichten. Schaut man aber auch "kleinere" Reiche wie Siam oder Laos, so bleibt festzustellen, dass Osterhammel vorschnell geurteilt hat und sich - wie in vielen seiner anderen Publikationen auf ein Feld begeben hat, auf dem er alles andere als trittsicher ist. So trifft das Wenige, von ihm über Siam zu Papier gebrachte nicht zu. Trotz dieser Schwächen ist "Die Entzauberung Asiens" auch 25 Jahre nach seinem Erscheinen für Fachleute noch lesenswert. Interessierte Laien dürften mit der Faktendichte Probleme haben. [Bötefür, 10.2023]

Ostrogorsky, Georg (1975), Geschichte des byzantinischen Staates, München 1975 > B Byzantinische Geschichte

Ostrowitzki, Anna (1993), Die Ausbreitung der Zisterzienserinnen im Erzbistum Köln (= RA 131), Köln-Weimar-Berlin 1993 > Z Zisterzienser

Oswald von Wolkenstein, spätmittelalterlicher deutschsprachiger Dichter und Minnesänger: I. Oswald von Wolkenstein, geboren um das 1377, entstammte der Südtiroler Adelsfamilie der von Wolkenstein, die wiederum eine Seitenlinie des bedeutenden Geschlechts von Villanders darstellte. Aufgewachsen auf der Südtiroler Burg Schöneck, durchlief er ab 1387 die Karriere vom Knappen zum Ritter, die ihn mit vielen Ländern Europas und des Vorderen Orients bekannt machte. Nach dem Tod des Vaters (1399) ist Oswald wieder in Südtirol nachweisbar (1400), Erbstreitigkeiten endeten mit der Übereinkunft zwischen den Brüdern Michael, Oswald und Leonhard (1407). Wahrscheinlich vor seiner Pilgerreise ins Heilige Land stiftete Oswald im Brixener Dom eine Kapelle mit zwei Pfarrstellen, zudem ist ein Gedenkstein erhalten geblieben (1408), der den Adligen einäugig zeigt. 1409/10 kehrte Oswald aus dem Heiligen Land zurück, 1415 ist er im Gefolge des österreichisch-habsburgischen Herzogs Friedrich IV. (1402/06-1439) auf dem Konstanzer Konzil (1414/18) zu finden. Ein Zerwürfnis zwischen Friedrich IV. und König Sigismund (1411-1437) ließ Oswald, den schon damals bekannten Minnesänger, in die Dienste des römisch-deutschen Herrschers treten (1415); hier war er an der Gesandtschaftsreise nach England, Schottland und Portugal beteiligt, ebenso an der Eroberung Ceutas im Rahmen der spanischen "Reconquista" (1415). Aufenthalte in Paris (1416) und wieder Konstanz (1417) folgten, bevor Oswald, nach Tirol zurückgekehrt, sich der Adelsopposition gegen den Tiroler Landesherrn Friedrich IV. anschloss. 1417 heiratete Oswald Margareta von Schwangau; der Ehe entstammten insgesamt sieben Kinder. Dichter, Ehefrau und Familie lebten 1420/21 auf der Burg Hauenstein; indes steigerten sich Streitigkeiten um Besitzrechte an der Burg zu einer langjährigen Fehde u.a. gegen Friedrich IV. (1421/27), die zeitweise auch zu zwei Gefangenschaften des Dichters (1421/22; 1427) führte. Oswald konnte sich schließlich im Besitz der Burg Hauenstein behaupten, musste aber dem Tiroler Herzog Urfehde schwören, was weitere Verwicklungen mit Oswalds Bürgen Hans von Villanders nach sich zog (Femebriefe 1428). Ab 1431/32 war Oswald von Wolkenstein wieder in Diensten König Sigismunds (Oswalds Aufnahme in den Drachenorden 1432, Vorbereitungen zur Kaiserkrönung Sigismunds [1433], Kontakte zum Basler Konzil [1431/49] 1433). In den 1430/40er-Jahren sind zudem politische Einflussnahmen Oswalds am Brixener Domkapitel (Faustschlag gegen den Brixener Bischof Ulrich Putsch [1427-1437] 1431) und im Rahmen des Gegeneinanders zwischen Tiroler Landschaft und Herzog Sigismund von Tirol (1440-1496), dem Sohn Friedrichs IV., bzw. dessen Vormund König Friedrich III. (1440-1493) bezeugt (Oswald als ständischer Vertreter und Verweser "am Eisack und im Pustertal", Verhandlung mit Friedrich III. 1444, Meraner Landtag 1445). Am 2. August 1445 starb Oswald von Wolkenstein; sein Leichnam wurde im Brixener Kloster Neustift begraben. II. Die Dichtung Oswalds von Wolkenstein, die Lieder, die - wie das von ihm angefertigte Proträt von 1432 - durchaus persönlich-autobiografische Züge erkennen lassen, ist überliefert in drei Liederhandschriften (Wiener Handschrift A [1425, 1427/36], Innsbrucker Handschrift B [1432/38], Innsbrucker Handschrift C [ca.1450]). Die Lieder haben zum Inhalt: Liebesdichtung, geistliche Dichtung, Autobiografisches. Sie zeichnen sich aus durch: Suggestivkraft, Humor und Ironie, neue Form- und Motivsprache, inhaltliche Dissonanzen, Ein- und Mehrstimmigkeit der Komposition.
Zu Oswald von Wolkenstein s.: Kühn, Dieter (1977), Ich Wolkenstein. Eine Biographie (= it 497), Frankfurt a.M. 71989, 636 S., DM 20,-; Oswald von Wolkenstein, Lieder. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hg. v. B. Wachinger (1967) (= RUB 2839), Nachdruck Stuttgart 1985, 125 S., DM 6,-. [Buhlmann, 12.2019]

Oswald, Wolfgang, Tilly, Michael (2016), Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zum 3. Jahrhundert n.Chr. (= Geschichte kompakt), Darmstadt 2016 > J Jüdische Geschichte, 10. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Ot

Ott, Hugo (1964), Das Immunitätsprivileg Heinrichs IV. für St. Blasien vom Jahr 1065, in: ZGO 112 (1964), S.413-430 > S St. Blasien

Ott, Hugo (1965), Die Vogtei über das Kloster St. Blasien seit dem Aussterben der Zähringer bis zum Übergang an das Haus Habsburg, in: ZGO 113 (1965), S.29-44 > S St. Blasien

Ott, Hugo (1969), Die Klostergrundherrschaft St. Blasien im Mittelalter. Beiträge zur Besitzgeschichte (= Arbeiten zum Historischen Atlas von Südwestdeutschland, Bd.4), Stuttgart 1969 > S St. Blasien

Ott, Hugo (1970), Probleme um Ulrich von Cluny. Zugleich ein Beitrag zur Gründungsgeschichte von St. Ulrich im Schwarzwald, in: AlemJb 1970, S.9-29 > U Ulrich von Cluny/Zell

Ott, Hugo (1972), Vorläufige Bemerkungen zur Geschichte des St. Blasianischen Registratur- bzw. Archivwesens, in: Schau-ins-Land 90 (1972), S.23-36 > S St. Blasien

Ott, Hugo (1995/96), Die rechtliche Stellung St. Blasiens nach dem Aussterben der Zähringer bis zum Ende der Regierung Rudolfs von Habsburg, in: AlemJb 1995/96, S.39-48 > S St. Blasien

Otto I. der Große, ostfränkisch-deutscher König und Kaiser: I. Otto, der Sohn König Heinrichs I. (919-936) und der Mathilde, wurde am 22. November 912 geboren. Seine Designation zum alleinigen Nachfolger des Vaters erhielt er 929 in Quedlinburg; hier wurde er wahrscheinlich auch mit der angelsächsischen Prinzessin Edgith verheiratet. Nach dem Tod Heinrichs ging das Königtum nahtlos auf Otto I. über, denn die offizielle Thronerhebung fand schon am 7. August 936 in Aachen statt. Ottos Zentralisierungsbestrebungen und eine damit einhergehende stärkere Betonung der königlichen Autorität ließen ihn jedoch schon sehr bald in Konflikt mit Verwandten und hohen Adligen geraten. Eine Rebellion Eberhards (937-938), des Sohnes und Nachfolgers Herzog Arnulfs von Bayern, wurde ebenso niedergeworfen (937) wie die sächsische Erhebung des Halbbruders Thankmar, der dabei den Tod fand (938). Der Aufstand des jüngeren Bruders Heinrich hatte Lothringen als Zentrum, und auch der westfränkische Karolinger Ludwig IV. (936-954) war nicht unbeteiligt; hier brachten aber die Siege der königlichen Heere bei Birten (März 939) und Andernach (2. Oktober 939) die Wende. Lothringen blieb dem Ostreich erhalten, Heinrich (I.) wurde 948 Herzog von Bayern (948-955), Zeichen einer 939 einsetzenden Familienpolitik, durch die die Herzogtümer mit Familienmitgliedern oder angeheirateten Herzögen besetzt wurden. Brun, der jüngste Bruder Ottos, wurde so 953 Erzbischof von Köln und kurz darauf auch noch Herzog von Lothringen (archidux, 953-958/65). Dass diese Familienpolitik nicht frei von Konflikten war, zeigen die Rivalitäten zwischen Heinrich von Bayern und Liudolf, also zwischen dem Bruder und dem 930 geborenen Sohn Ottos. Das politische Übergewicht Heinrichs war sicher auch der Auslöser des Liudolf-Aufstandes (953/54), der erst nach einem Ungarneinfall - dieser leitete einen Stimmungsumschwung zu Gunsten des Königs ein - und der Unterwerfung Liudolfs und des lothringischen Herzogs Konrad des Roten (944-953) beendet werden konnte (954). Die Ungarn versuchten im folgenden Jahr wieder in das Reich einzudringen, wurden aber hierbei in der Schlacht auf dem Lechfeld vernichtend geschlagen (10. August 955). Mit dem Tod des karolingischen Königs Ludwig IV. von Westfranken ([936-954] 954) und des robertinisch-kapetingischen Gegenspielers Hugo von Franzien (956) war im entstehenden Frankreich ein Machtvakuum entstanden, das die schon bei der Ingelheimer Synode von 948 offenkundige hegemoniale Stellung Ottos des Großen noch verstärkte. In dem zwischen Karolingern und Robertinern zerrissenen Westfranken bemühten sich nun die Witwen der Verstorbenen, Gerberga und Hadwiga, beides Schwestern Ottos, erfolgreich um einen politischen Ausgleich (Westpolitik Ottos und Bruns). In Italien, das seit 888 ein eigenständiges regnum unter nichtkarolingischen Königen fränkischer Herkunft war, hatte Otto I. schon 951 eingegriffen und damit in Fortsetzung der schwäbischen und bayerischen Interessen die spätkarolingisch-ostfränkische Südpolitik wiederaufgenommen. In Pavia ließ er sich damals zum König krönen und nahm die Königin Adelheid zur Frau. Das spätestens in der Schlacht auf dem Lechfeld gewonnene imperiale Königtum Ottos des Großen fand auf dem 2. Italienzug (961-965) in der römischen Kaiserkrönung des Liudolfingers durch Papst Johannes XII. (955-963) am 2. Februar 962 seine bezeichnende Fortentwicklung; Otto ließ in diesem Zusammenhang im Pactum Ottonianum die Rechte von Kaiser und Papst bestätigen. Konflikte mit der norditalienischen Opposition, die Absetzung des alten und die Ernennung eines neuen Papstes banden aber Otto noch einige Jahre südlich der Alpen. Beim 3. Italienzug (966-972) standen wieder die römischen Verhältnisse an. Otto gelang es auf der Synode zu Ravenna (967), die Gründung des Erzbistums Magdeburg (968) durchzusetzen. Ein Feldzug nach Süditalien (968) führte zum Kompromiss mit dem byzantinischen Reich (Zweikaiserproblem) und zur Heirat des designierten und zum Mitkaiser gekrönten Nachfolgers Ottos II. mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu (14. April 972). Danach kehrte Otto der Große aus Italien zurück. Er starb am 7. Mai 973 in Memleben und wurde im Magdeburger Dom bestattet. Hauptsächlich der nördliche und mittlere Teil Italiens blieb seit Otto dem Großen als durchaus selbstständiges Königreich mit dem deutschen Reich verbunden. Die Italienzüge waren - gerade in Hinblick auf die Kaiserkrönung - ein unverzichtbarer Bestandteil der Politik der deutschen Könige und förderten darüber hinaus die Integration im deutschen Reich. Auch benötigte gerade die ottonische Missionspolitik gegenüber den Slawen Rückhalt beim Papsttum, auf das wiederum über das Kaisertum eingewirkt werden konnte. II. Der Beiname "der Große" bedarf noch einer Erklärung. Zu Lebzeiten Ottos I. wurde zwischen Vater und Sohn unterschieden (Otto magnus [Otto "der Ältere"] - Otto II.); der stauferzeitliche Historiograf und Bischof Otto von Freising (†1158) benutzte den Beinamen beim für ihn historisch bedeutsamen Vergleich zwischen Otto und Kaiser Karl dem Großen (768-814). Die historische "Größe" Ottos misst sich heute an der Durchsetzung seiner Herrschaft im Ostfrankenreich (Bewältigung der Aufstände, Ungarnsieg) und in Italien (Kaiserkrönung, Papsttum, Herrschaft über Norditalien), am Zusammenhalten und -wachsen der gentes (Sachsen, Franken, Thüringer, Alemannen, Bayern, Lotharingien) im Ostfrankenreich (Königtum und Adel; Bedeutung der Italienzüge), an der Politik gegenüber dem Westfrankenreich (archidux Brun) und gegenüber den Slawen (Mission, Erzbistum Magdeburg).
Die lateinischen Urkunden König Ottos I. sind zusammengefasst in: Die Urkunden Konrads I., Heinrichs I. und Ottos I., hg. v. Theodor Sickel (1879/84) (= MGH. Diplomata. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd.1), 1879-1884, Nachdruck München 1980, 740 S., DM 108,-. Ältere und neuere Biografien zu Otto den Großen sind: Becher, Matthias (2012), Otto der Große. Eine Biographie, München 2012, 332 S., € 24,95; Köpke, Rudolf, Dümmler, Ernst (1876), Kaiser Otto der Große (= Jahrbücher des deutschen Reiches, der deutschen Geschichte), 1876, Nachdruck Darmstadt 1962, XIII, 611 S., DM 50,-. Besondere Fragestellungen zu Otto den Großen erörtern: Beumann, Helmut, Büttner, Heinrich (1962), Das Kaisertum Ottos des Großen, Konstanz 1962, 80 S., DM 5,-; Fleckenstein, Joseph (1975), Otto der Große in seinem Jahrhundert, in: FMSt 9 (1975), S.253-267; Hoffmann, Hartmut (1972), Zur Geschichte Ottos des Großen, in: DA 28 (1972), S.42-73; Lintzel, Martin (1943), Die Kaiserpolitik Ottos des Großen, München-Berlin 1943, 127 S., DM 12,-; Otto der Große. Festschrift zur Jahrtausendfeier der Kaiserkrönung Ottos des Großen (1963): Tl.1: Festbericht, Vorträge, Abhandlungen (= MIÖG Ergbd. XX,1), Graz-Köln 1962, ? S., € 13,-, Tl.3: Wolfram, Herwig, Splendor imperii. Die Epiphanie von Tugend und Heil in Herrschaft und Reich (= MIÖG Ergbd. XX,3), Graz-Köln 1963, 199 S., DM 28,-; Zimmermann, Harald (Hg.) (1976), Otto der Große (= WdF 450), Darmstadt 1976, VI, 457 S., DM 10,-. [Buhlmann, 10.1994, 10.2013]

Otto II., ostfränkisch-deutscher König und Kaiser: Otto II. - Sohn Ottos I. des Großen (936-973) und der Adelheid, geboren Ende 955 - war schon auf dem Reichstag zu Worms vor dem 2. Italienzug Ottos I. als dessen Nachfolger designiert worden (961). 967 zum Mitkaiser erhoben, 972 mit der Byzantinerin Theophanu (†991) verheiratet, trat er 973 die nicht unumstrittene Nachfolge seines Vaters an. Allein Heinrich II. der Zänker (955-976, 985-995), Sohn Heinrichs von Bayern und Nachfolger im Herzogtum, erhob sich im Ganzen dreimal gegen den König, u.a. im "Aufstand der drei Heinriche" (976). Eine Konsequenz war, dass Otto II. durch die Erhebung Kärntens zum Herzogtum und die Abtrennung der Ostmark (Babenberger) Bayern verkleinerte (976). Einen Angriff des west-fränkischen Karolingerkönigs Lothar (954-986) auf Aachen (978) beantwortete Otto mit einem Feldzug bis vor Paris. Die Verhältnisse blieben danach nördlich der Alpen stabil, so dass der Kaiser ab 980 in Italien zu finden war. Sein Feldzug nach Süditalien endete allerdings mit der empfindlichen Niederlage bei Cotrone im Kampf gegen die Sarazenen (13. Juli 982). Im Sommer 983 brach zudem der große Aufstand der slawischen Liutizen aus, bei dem der Einfluss des Reiches östlich der Elbe verloren ging. Am 7. Dezember 983 ist Otto II. in Rom an der Malaria gestorben; er wurde in der Vorhalle der Papstkirche St. Peter bestattet.
Die lateinischen Urkunden König Ottos II. sind zusammengefasst in: Die Urkunden Ottos II., hg. v. Theodor Sickel (1888) (= MGH. Diplomata. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd.2,1), 1888, Nachdruck München 1980, VIII S., S.385a-392b, 393-995, DM 90,-. Zu verweisen ist noch auf: Uhlirz, Karl (1902), Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III., Bd.I: Otto II. 973-983, 1902, Nachdruck Berlin 1967, XIV, 293 S., DM 30,-. [Buhlmann, 10.1994, 01.2020]

Otto III., ostfränkisch-deutscher König und Kaiser: Otto III. wurde im Juni/Juli 980 geboren; er war der Sohn Ottos II. (973-983) und der Theophanu (†991). Beim Tod seines Vaters war Otto noch unmündig, eine Tatsache, die - trotz der Aachener Königserhebung am 25. Dezember 983 - zum Thronstreit zwischen Theophanu und Adelheid, der Großmutter Ottos, auf der einen und dem auch von Westfranken unterstützten Thronprätendenten Heinrich dem Zänker auf der anderen Seite führte. Die Fürstenversammlung in Rohr (984) und der Ausgleich zwischen Theophanu und Heinrich (985) bahnten den Weg zur unbestrittenen Regentschaft der Mutter und der Großmutter bis zur Mündigkeit Ottos im September 994. Das Königtum Ottos III. ist mit seiner Politik der Renovatio imperii Romanorum ("Erneuerung des römischen Reiches") untrennbar verbunden. Schon bald nämlich wandten sich die Inte-ressen des jungen Herrschers Italien und Rom zu. Die Einsetzung Papst Gregors V. (996-999) und die Kaiserkrönung durch diesen (21. Mai 996), Italien als Kernlandschaft der Herrschaft Ottos und Rom als dessen Hauptstadt waren wichtige Bestandteile der ottonischen Politik, die durch Kirchenleute und Gelehrte wie Adalbert von Prag, Leo von Vercelli oder Gerbert von Aurillac maßgeblich unterstützt wurde. Letzterer sollte unter dem programmatischen Namen Silvester II. (999-1003) Nachfolger Gregors V. auf dem Papststuhl werden. Silvester und Otto waren es, die mit der Gründung der Erzbistümer Gnesen (1000) und Gran (1001) und der Erhebung Stephans von Ungarn zum König (997/1000-1038) das Verhältnis des Reiches zu den werdenden Staaten Polen und Ungarn durch Kooperation neu definierten. Dass die Renovatio-Idee schließlich scheiterte, hing auch mit dem frühen Tod Ottos zusammen. Otto III. starb am 24. Januar 1002, aus Rom vertrieben (1000), in Paterno wahrscheinlich an Malaria. Er liegt - wie sein von ihm verehrter Vorgänger Karl der Große - im Aachener Marienmünster begraben.
Die lateinischen Urkunden König Ottos II. sind zusammengefasst in: Die Urkunden Ottos III., hg. v. Theodor Sickel (1893) (= MGH. Diplomata. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd.2,2), 1893, Nachdruck München 1980, 387 S., DM 60,-. Zu verweisen ist noch auf: Althoff, Gerd (1997), Otto III. (= GMR = Besondere Wissenschaftliche Reihe 1997), Darmstadt 1997, X, 243 S., Abbildungen, DM 17,-; Ferdinandy, Michael de (1969), Der heilige Kaiser. Otto III. und seine Ahnen, Tübingen 1969, 538 S., DM 24,-; Görich, Knut (1993), Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus (= HF 18), Sigmaringen 1993, 319 S., DM 60,-. [Buhlmann, 10.1994, 03.1997, 01.2020]

Otto IV., deutscher König und Kaiser: Otto von Braunschweig war der um 1175/77 geborene Sohn Heinrichs des Löwen und der englischen Königstochter Mathilde. Die Doppelwahl von 1198 brachte Otto als Kandidat der niederrheinisch-welfischen Partei auf den deutschen Königsthron (Kölner Wahl, 9. Juni 1198; Aachener Königskrönung, 12. Juli 1198). Otto konnte sich aber - trotz englischer Unterstützung - auf die Dauer gegen seinen Konkurrenten Philipp von Schwaben (1198-1208) nicht durchsetzen. Erst nach der Ermordung des Staufers (1208) wurde der Welfe allgemein als König anerkannt und schwenkte alsbald, was seine Politik in Italien und gegenüber dem Papst anbetraf, in staufische Fahrwasser. Vom Papst wurde er zwar noch am 4. Oktober 1209 in Rom zum Kaiser gekrönt, aber auf Grund seines Feldzuges nach Unteritalien ein Jahr später gebannt (18. November 1210). In Deutschland wählte daraufhin eine vom französischen König und dem Papst unterstützte prostaufische Fürstengruppe Friedrich II. zum König (September 1211). Otto IV. kehrte nach Deutschland zurück, Friedrich II. kam ihm zuvor und gewann in der Folgezeit immer mehr an Boden. Ottos Eingreifen im französisch-englischen Krieg auf Seiten des englischen Königs Johann Ohneland (1199-1216) endete mit der Niederlage gegen Philipp II. August (1180-1223) in der Schlacht bei Bouvines (27. Juli 1214). Danach konnte sich der Welfe selbst am Niederrhein nicht mehr behaupten und zog sich auf seine welfisch-braunschweigischen Besitzungen zurück (1215), ohne Möglichkeit, in die Reichspolitik wieder eingreifen zu können. Am 19. Mai 1218 starb Otto IV. unbeachtet auf der Harzburg; begraben liegt er im Dom zu Braunschweig. Verheiratet war der Welfe in erster Ehe mit Beatrix, einer Tochter Philipps von Schwaben (Ehe 1209; Tod der Beatrix 1212), in zweiter Ehe mit Maria, der Tochter des Herzogs Heinrich I. von Brabant (1190-1235).
Biografien zu Kaiser Otto IV. sind: Hucker, Bernd Ulrich (1990), Kaiser Otto IV. (= MGH. Schriften, Bd.34), Hannover 1990, XC, 760, 32 S., DM 198,-; Hucker, Bernd Ulrich (2003), Otto IV. Der wiederentdeckte Kaiser (= it 2557), Frankfurt a.M.-Leipzig 2003, 676 S., € 16,-; Winkelmann, Eduard (1873/78), Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig (= Jahrbücher der deutschen Geschichte, des deutschen Reiches): Bd.I: Philipp von Schwaben 1197-1208, 1873, Nachdruck Darmstadt 31968, XII, 592 S., Bd.II: Kaiser Otto IV. von Braunschweig 1208-1218, 1878, Nachdruck Darmstadt 31968, XII, 563 S., zus. DM 140,-. Weiter beleuchtet ein Ausstellungskatalog das Leben des Herrschers: Otto IV. Traum vom welfischen Kaisertum, hg. v. Braunschweigischen Landesmuseum, Bernd Ulrich Hucker, Stefanie Hahn, Hans-Jürgen Derda (2009), Petersberg 2009, 520 S., € 39,95. An speziellen Untersuchungen zur Geschichte Kaiser Ottos IV. seien genannt: Hilpert, Hans-Eberhard (1982), Zwei Briefe Kaiser Ottos IV. an Johann Ohneland, in: DA 38 (1982), S.123-140; Hucker, Bernd Ulrich (1989), Innocenz III., Otto IV. und die Zisterzienser im Bremer Schisma (1207-1217), in: JbnsKG 87 (1989), S.127-143 > H Hucker, Bremer Schisma. Zu verweisen ist noch auf: Die Regesten des Kaiserreiches unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Conrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard 1198-1272 (1881-1983) (= RI V,1-6): Bd.V,1 (= Abt.1-2): Kaiser und Könige, hg. v. Julius Ficker, 1881/82, Nachdruck Hildesheim 1971, Bd.V,2 (= Abt.3-4): Päpste und Reichssachen, hg. v. Julius Ficker, Eduard Winkelmann, 1892, Nachdruck Hildesheim 1971, Bd.V,3 (= Abt.5): Einleitung und Register, hg. v. Julius Ficker, Eduard Winkelmann, bearb. v. Franz Wilhelm, 1901, Nachdruck Hildesheim 1971, zus. CLX, 2424 S., zus. DM 380,-, Bd.V,4 (= Abt.6): Nachträge und Ergänzungen, bearb. v. Paul Zinsmaier, Köln-Wien 1983, XII, 403 S., DM 94,-. [Buhlmann, 09.2003, 06.2011, 08.2014]

Otto von Passau, Franziskanermönch: I. Über den Erbauungsschriftsteller Otto von Passau ist wenig bekannt. Lediglich vier Urkunden und die Vorrede seiner christlichen Lebenslehre geben einige Hinweise. Danach war Otto von Passau Lektor der Franziskaner in Basel und bezeugte als solcher am 8. August 1362 eine Schenkung des päpstlichen Heerführers Hüglin von Schönegg (†1386), dessen Beichtvater Otto war. 1363 tritt Otto als Kustos der Basler Franziskaner in Erscheinung, im Jahr 1384 reformierte er als Visitator das Klarissenkloster Königsfelden, 1385 war er immer noch Mitglied des Basler Franziskanerkonvents. Am 2. Februar 1386 soll er sein Werk "Die vierundzwanzig Alten oder Der goldene Thron der minnenden Seele" fertig gestellt haben, was im Widerspruch zur ältesten erhaltenen Handschrift, dem St. Georgener Codex Nr. 64 (Badische Landesbibliothek Karlsruhe), steht. II. Inhaltlich handelt es sich bei den "Vierundzwanzig Alten" um eine Erbauungsschrift, um eine christliche Lebenslehre, eine Sentenzensammlung, die Sentenzen (Gedanken, Meinungen, Sinnsprüche) von mehr als hundert christlichen und antiken Autoren enthält. Dabei spricht jeder der 24 Alten der biblischen Apokalypse (des Evangelisten Johannes) zu einem Thema, jede Rede beginnt mit einem Buchstaben in der Abfolge des Alphabets (1. Rede: A bis 23. Rede: Z, 24. Rede: W). Die 2. Rede etwa handelt von der Gottessuche und dem Wesen Got-tes, die 12. von der Gottesmutter Maria, die 17. vom Gebet. Die Schrift Ottos von Passau wendet sich mit ihren Ausführungen zu allen Bereichen des christlichen Glaubens (Stellung des Menschen zu Gott und im Leben bei Lebensführung, Liebe und Tod) an Laien, Mönche und Nonnen. Gerade in Nonnenkonventen scheinen die "Vierundzwanzig Alten" verbreitet gewesen zu sein.
Zu Otto von Passau s.: Schmidt, Wieland (1938), Die vierundzwanzig Alten Ottos von Passau (= Palaestra 212), Leipzig 1938, VIII, 423 S., RM 28,-. [Buhlmann, 01.2007, 12.2007]

Otto, Eberhard (1955), Ägypten - der Weg des Pharaonenreiches (= Urban Tb 4), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 41966 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Otto, Eberhard (1969), Wesen und Wandel der ägyptischen Kultur (= Verständliche Wissenschaft 100), Berlin-Heidelberg-New York 1969 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Otto, Eckart (2008), Das antike Jerusalem. Archäologie und Geschichte (= BSR 2418), München 2008 > J Jerusalem

  Ottobeuren, Benediktinerkloster in Ostschwaben: I. Früheres Mittelalter: Das ostschwäbische, zwischen Iller und Lech gelegene Kloster Ottobeuren soll 764 von einer alemannischen Adelsfamilie gegründet worden sein und war wohl seit spätkarolingischer Zeit Reichskloster. Fest steht, dass erstmals in den mittelalterlichen Geschichtsquellen von der Ottobeurer Mönchsgemeinschaft um das Jahr 830 die Rede ist, als das Gedenkbuch der Bodenseeabtei Reichenau den Abt Milo (814-840?) und dessen Mönche erwähnt. Von Milos Nachfolgern wird dann außerhalb der für die Ottobeurer Frühzeit als unzulänglich einzustufenden Abtsliste des Klosters für das 9. Jahrhundert noch Abt Witgar (864-902?) genannt, der wahrscheinlich nach seiner Tätigkeit als Kanzler König Ludwigs des Deutschen (830/40-876) 860/61 den Abbatiat über Ottobeuren erhielt. Letzteren gab Witgar auf, als er 867 Bischof von Augsburg (867-887) wurde. Der nächste außerhalb der Abtsliste bezeugte Ottobeurer Klosterleiter (Kommendatarabt) war Adalbero (941-972), der Neffe und vorgesehene Nachfolger des heiligen Bischofs Ulrich von Augsburg (923-973). Nach Adalberos Tod übernahm Ulrich die Ottobeurer Klosterleitung (972-973). Nach dem nur 973 belegten Ottobeurer Abt Rudung (973-1000?) setzte gemäß der Klosterchronik Abt Dangolf (1000-1012?) die Ursiner Adelsfamilie als Vögte über Ottobeuren ein (n.1000). Von den Äbten aus der Zeit vor der hochmittelalterlichen Klosterreform ist dann noch Eberhard (1050-1069?) zu nennen, der zudem Klosterleiter in Füssen, später Abt in Tegernsee und in St. Emmeram in Regensburg (1060-1068) war und der schließlich Abt von Kempten (1076-1094) wurde. Mit den Ottobeurer Äbten des Investiturstreits (1075-1122), den Klosterleitern Adalhelm (1082-1094), Gebhard (1094-1100) und Heinrich I. (1100-1102) fließen die Geschichtsquellen reichlicher. Die Klosterreform in Ottobeuren selbst ging zunächst vom Schwarzwaldkloster St. Blasien aus, mit Abt Rupert I. (1102-1145) hielt dann die Hirsau-St. Georgener Reform Einzug, und es begann die Blütezeit der Mönchsgemeinschaft im 12. Jahrhundert. Abt Isingrim (1145-1180), der Nachfolger Ruperts, erweiterte die Reformtätigkeit des Klosters nach außen hin, seine Mönche besiedelten im Jahr 1146 das Südtiroler Kloster Marienberg, das in der Folge durch fünf Ottobeurer Professen als Äbte eng mit dem Mutterkloster verbunden war. Isingrim begann die Ottobeurer Chronik zu verfassen und ließ kostbare liturgische Handschriften anfertigen, u.a. das Isingrim-Missale, das Kollektar des Mönches Reinfrid oder das Ottobeurer Graduale, das Miniaturen der Äbte Rupert und Isingrim enthält. Unter Isingrim muss auch die verloren gegangene Vita des heiligen Rupert niedergeschrieben worden sein. Ausfluss einer schon unter Abt Rupert wieder einsetzenden Schriftlichkeit im Kloster waren zudem Nekrologien, Geschichtsschreibung und liturgische Texte, Urkunden und ein Traditionsbuch. Unter Abt Isingrim kam das Verhältnis des Ottobeurer Klosters zu den deutschen Königen und Kaisern insofern zu einem Abschluss, als aus dem Jahr 1171 mit dem Diplom Kaiser Friedrichs I. Barbarossa erstmals eine echte Königsurkunde für die Mönchsgemeinschaft vorliegt. II. Späteres Mittelalter: Das Kloster Ottobeuren hatte im Verlauf des 12. Jahrhunderts näheren Kontakt zu Papst und Königtum erlangt. Im 13. Jahrhundert können wir die Entwicklung hin zu einer Reichsabtei mit reichsfürstlichem Status des Abtes feststellen. Die Unterstellung Ottobeurens unter die Landesherrschaft des Augsburger Bischofs und innerer Verfall machten dem Kloster im späten Mittelalter allerdings schwer zu schaffen. Das 13. Jahrhundert sah für Ottobeuren im Sinne des ?idealen? benediktinischen Mönchtums eine Wende zum Schlechteren. Eine dritte Klosterkirche, 1204 geweiht, ersetzte das Gotteshaus Ruperts, 1217 brannte das Kloster nieder, seitdem gab es in Ottobeuren keine Frauengemeinschaft mehr, und im Mönchskonvent des Reichsklosters breitete sich unter einem Reichsfürsten als Abt eine eher adlig-"stiftische" Lebensweise aus. Eine gewisse Zäsur in der Klostergeschichte dieser Zeit bedeutete sicher das Aussterben der Markgrafen von (Ursin-) Ronsberg als Ottobeurer Klostervögte (1212) und der das Kloster in große Mitleidenschaft ziehende Brand von 1217. Über den Grafen Gottfried von Marstetten gelangte die Vogtei durch Kauf an die staufischen Herrscher, an Kaiser Friedrich II. (1212-1250) und König Heinrich (VII.) (1220-1235), die diesbezüglich der Mönchsgemeinschaft zwei Diplome vom 4. Januar 1220 und später ausstellten. Die Klostervogtei beim deutschen König verstärkte mithin die Bindung Ottobeurens an das Reich (Reichsunmittelbarkeit). Ab 1268 hatte das römisch-deutsche Reich die Vogtei über Ottobeuren inne, die seit 1309 pfandweise ausgegeben war und im Jahr 1356 vom Augsburger Bischof Markwart I. (1348-1365) erworben wurde. In den folgenden Jahrhunderten verblieb die Vogtei als Reichspfand beim Augsburger Hochstift, ein Obervogt übte die Gerichtsbarkeit im Territorium des Klosters aus. Dieser konnte ab 1488 immerhin durch den Ottobeurer Abt bestimmt werden. Bzgl. der inneren Entwicklung des Klosters ist nach dem Brand eine Aufwärtsentwicklung zumindest im wirtschaftlichen Bereich festzustellen. Eine Vielzahl von Adligen trat in das Kloster ein und überwies dabei der Mönchsgemeinschaft neue Güter, was u.a. die Belehnung von 100 klösterlichen Ministerialen ermöglichte. Im Kloster verstärkte sich aber die schon genannte adlig-"stiftische" Lebensweise, Ottobeuren wurde von Seiten des Benediktinertums im 14. und 15. Jahrhundert zunehmend als reformbedürftig angesehen. Im Sinne einer Annäherung an das Ideal benediktinischen Mönchtums griffen aber erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts diesbezügliche Reformen. Zwar nahm schon Abt Eggo Schwab (1404-1416) am Konstanzer Konzil (1414-1418) und dessen Reformmaßnahmen teil, doch wurde Schwab am 18. August 1416 von Adligen ermordet. Schwabs Nachfolger Johann V. Schedler (1416-1443) war Teilnehmer des benediktinischen Provinzialkapitels in Petershausen (bei Konstanz, 1417), doch gingen hiervon keine prägenden Impulse nach Ottobeuren aus. Erst unter Abt Jodok Niederhöfer (1443-1453) und insbesondere dem Augsburger Bischof Peter von Schaumburg (1424-1469) versuchte man die (Kastler bzw. Melker) Reform durchaus auch mit gewaltsamen Mitteln in Ottobeuren einzuführen, scheiterte aber, zumal Abt Wilhelm von Lustenau (1460-1473) unter Umgehung des Mönchskapitels vom Bischof eingesetzt wurde und Ottobeuren immer mehr unter Augsburger Kontrolle geriet. Ein Tiefpunkt der Entwicklung war 1471/72 erreicht, als das Ottobeurer Kloster fast leer stand. Papst, Freisinger und Eichstätter Bischof griffen ein, konnten aber ebensowenig bewirken wie eine 1477 von einem päpstlichen Legaten erlassene charta reformationis, die faktisch ein Schisma im Kloster schuf, oder wie die bischöfliche Visitation vom 1. Januar 1486. Etwas erfolgreicher war dann auch die Visitation des Augsburger Bischofs und der Äbte von Elchingen und Blaubeuren vom 10. Februar 1502; sie leitete - indes mit einiger zeitlicher Verzögerung - einen Reformprozess in Ottobeuren ein, der in der langen Regierungszeit Abt Leonhard Wiedemanns (1508-1546) endlich zum Ziel führte. III. Frühe Neuzeit: Am Anfang der Neuzeit steht die Schädigung des Klosters im Bauernkrieg durch plündernde Bauern (1525). Von der Reformation, die in der nahen Stadt Memmingen so erfolgreich war, blieb Ottobeuren indes weitgehend verschont. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die Reichsunmittelbarkeit des Klosters vom Augsburger Bistum, das ja die Vogtei über Ottobeuren besaß, bestritten, Abt Alexander Sauter (1600-1612) fand sich 1611 in bischöflicher Haft wieder. 1617 erkannte man, dass die Augsburger Ansprüche auf Ottobeuren sich aus einer Urkunde von 1116 speisten, die nicht für Ottobeuren, sondern für Benediktbeuren bestimmt gewesen war, 1624 bestätigte das Reichskammergericht in Speyer die reichsunmittelbare Stellung der ostschwäbischen Abtei. Das Kloster war an prominenter Stelle an der Errichtung der Salzburger Benediktineruniversität beteiligt (1622), österreichische Mönchsgemeinschaften wie Admont, Mondsee oder Kremsmünster unterstellten sich in der Folge der Ottobeurer Observanz. Schwäbische Abteien, unter ihnen Ottobeuren, gründeten 1673 zudem ein Studienhaus in Rottweil. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlitt das Kloster Ottobeuren Schäden durch Einquartierungen und Kontributionen, 1632 flüchteten die Mönche vor den heranrückenden Schweden, noch 1647 war die Lage für die Mönchsgemeinschaft schwierig. Nach dem Krieg erholte sich das Kloster indes rasch, 1695 wurde mit dem damals erworbenen Priorat St. Johann im Vorarlberger Feldkirch eine klösterliche Nebenstation eingerichtet, die die Wirksamkeit der Ottobeurer Mönche in Tirol begründete. Unter Abt Rupert II. Ness (1710-1740) begann der architektonische Ausbau der Klostergebäude zu einer Barockanlage. Zwischen 1711 bis 1725 entstanden die Stiftsgebäude, von 1737 bis 1766 die Klosterkirche, die somit erst unter Ruperts Nachfolger Abt Anselm Erb (1740-1767) am 28. September 1766 eingeweiht werden konnte. Annähernd zeitgleich damit feierte man 1764 die 1000-Jahr-Feier des Klosters, unter Abt Honorat Göhl (1767-1802) erweiterte man die Klosterschule, die nun 200 Schüler beherbergte. Am Ende der frühen Neuzeit war Ottobeuren ein gerade in Hinblick auf Kunst, Wissenschaft und Kultur bedeutendes Reichsstift, dessen Klosterterritorium 25 Dörfer einschließlich des Marktes Ottobeuren bei 266 qkm Größe und rund 10.000 Einwohnern umfasste. 1802 erfolgte die Säkularisation und Aufhebung des Klosters, Stift und Stiftsgebiet kamen an den bayerischen Staat, die geistliche Kommunität mit immerhin 45 Priestermönchen und drei Novizen wurde aufgelöst. Prior Maurus Feyerabend (†1818) war in dieser Zeit des Wandels der geistliche Mentor der in Ottobeuren verbliebenen Mönche; er verfasste zwischen 1813 und 1816 die Ottobeurer Jahrbücher, auf denen noch heute vieles an Informationen zur Klostergeschichte beruht. IV. Moderne: König Ludwig I. von Bayern (1825-1848) machte 1834 die Aufhebung der ostschwäbischen Abtei rückgängig, insofern er Ottobeuren dem Stephanskloster in Augsburg als Priorat unterstellte. Erster Abt von St. Stephan wurde der Ottobeurer Mönch Barnabas Huber (1834-1851). Unter ihm und seinen Nachfolgern gewann auch Ottobeuren wieder an Bedeutung, so dass das Priorat nach Vorbereitungen während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und auf Grund einer Entscheidung Papst Benedikts XV. (1914-1922) am 2. Juli 1918 zur Abtei erhoben wurde. Der Erhebung folgte 1920 der erste Ottobeurer Abt der neuesten Zeit Joseph M. Einsiedler (1920-1955). 1922 wurde das Progymnasium gegründet, 1926 das Gotteshaus eine päpstliche Basilika. 1964 feierte man das 1200-jährige Bestehen Ottobeurens.
Geschichtsquellen und quellennahe Abhandlungen zum Kloster Ottobeuren sind: Giese, Martina (2002), Die sogenannten Annales Ottenburani, in: DA 58 (2002), S.69-121; Hauke, Hermann (1973), Das Isingrim-Missale von Ottobeuren, in: SMGB 84 (1973), S.151-157; Hoffmann, Hermann (Bearb.) (1991), Die Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren (764-1460) (= VSFKBLG Reihe 2a, Bd.13), Augsburg 1991, XXVII, 263 S., € 22,50; Schwarzmaier, Hansmartin (1962), Mittelalterliche Handschriften des Klosters Ottobeuren. Versuch einer Bestandsaufnahme, in: SMGB 73 (1962), S.7-48. Gesamtdarstellungen zur Ottobeurer Geschichte sind: Faust, Ulrich (2004), Abtei Ottobeuren. Geschichtlicher Überblick 764 bis heute, Lindenberg 22007, 64 S., Abbildungen, € 6,-; Ottobeuren. Festschrift zur 1200-Jahrfeier der Abtei, hg. v. Aegidius Kolb u. Hermann Tüchle (1964), Augsburg 1964, VIII, 416 S., DM 32,-; Ottobeuren. Schicksal einer schwäbischen Reichsabtei, hg. v. Aegidius Kolb (1964), Kempten 21986, 276 S., € 9,-. Spezielle Fragestellungen behandeln u.a.: Buhlmann, Michael (2007), St. Georgen und Ottobeuren. Benediktinerklöster der St. Georgener Klosterreform (= VA 35), St. Georgen 2007, 56 S., € 4,-; Keller, Hagen (1964), Ottobeuren und Einsiedeln im 11. Jahrhundert, in: ZGO 112 (1964), S.373-411. Zur barocken Ottobeurer Abteikirche s.: Basilika Ottobeuren, hg. v.d. Benediktinerabtei Ottobeuren ([1983]), [Ottobeuren] o.J. [1983], 52 S. Farbtafeln, DM 24,-. [Buhlmann, 10.2007, 08.2015, 03.2020]

Ov

Overbeck, Michael (2011), Zu den Wurzeln der Eisenindustrie in Luxemburg. Der hoch- bis spätmittelalterliche Verhüttungsplatz aus dem Genoeserbusch bei Peppange (= Münstersche Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie, Bd.5), Rahden 2011, 512 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Pläne, Karten, € 5,95. I. Voraussetzungen: Der Gräfin Ermesinde II. (1196-1247) von Namur und Luxemburg gelang die Ausformung eines Territorialkomplexes, der - u.a. um die Städte Luxemburg, Echternach und Thionville gelegen - entlang der Maas bis vor Metz ausgriff und den Ermesindes Sohn Heinrich V. (1247-1281) und Enkel (1281-1288) zunächst behaupten konnten (Maasländische Fehde 1273/78, Limburger Erbfolgekrieg 1283/88). Nach der Niederlage in der Schlacht von Worringen (1288) übernahm anstelle seines getöteten Vaters der unmündige Heinrich VII. (1288-1313), nachmals römisch-deutscher Kaiser (1308-1313), die - u.a. durch einen Aufstand der Stadt Luxemburg gefährdete - Herrschaft; Heinrich VII. folgte Johann der Blinde (1313-1346; König von Böhmen 1310) (Vierherrenkrieg 1324/27). Das im südlichen Teil der Grafschaft Luxemburg gelegene Peppange - erstmals erwähnt zum Jahr 1260 - stand unter der Ortsherrschaft der Herren von Peppingen; Güterverkäufe in Peppange ließen deren Einfluss dort schwinden, zu Beginn des 14. Jahrhunderts übten die "Vierherren" von Roeser, Weiler zum Turm, Rodenmacher und Mersch die Herrschaft über Peppange aus (Vierherrenmeister). In der Umgegebung um Peppange muss es auf Grund der Bevölkerungs- und wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Nähe zu den lothringischen Minette-Eisenerz-Gebieten eine Eisenindustrie gegeben haben. Nicht zuletzt der archäologisch belegbare Verhüttungsplatz im südlich von Peppange gelegenen Genoeserbusch, der in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und im beginnenden 14. Jahrhundert dort bestanden hat, liefert einen entscheidenden Hinweis auf die Eisenproduktion in diesem Raum. II. Der Verhüttungsplatz im Genoeserbusch war über einen Zeitraum von etwa fünfzig Jahren nicht kontinuierlich und mit zeitlichen Unterbrechungen in Betrieb und wurde - laut aufgefundener Keramik, vielleicht auf Grund von Erzmangel, vielleicht wegen Kriegsereignissen - im beginnenden 14. Jahrhundert (überhastet) aufgegeben. Gefunden wurden vier Schlackenhalden, drei Erzdepots zur Erzanreicherung, eine Vielzahl von Keramikscherben und der engere Verhüttungsplatz mit den (mindestens) vier Verhüttungsöfen. Verhüttet wurden Minette- und Raseneisenerze, umgerechnet auf die Zeitdauer von fünfzig Jahren war der durchschnittliche Rohstoffbedarf an Holzkohle eher gering; Wasserkraft zum Betreiben der Blasebälge wurde wohl nicht genutzt. Die Verhüttung des Erzes fand (daher) unter niedrigen Temperaturen (bis zu 1150/1250 °C) statt, die Eisenqualität (meist niedrige Aufkohlung) schwankte bis hin zur Qualität des Roheisens; in den Öfen wurde eine Technologie verwendet, die zwischen dem Renn- und dem Stuck-/Hochofenverfahren stand, wobei Letzteres als indirektes Verfahren im 13./14. Jahrhundert in Mitteleuropa aufkam (Floßöfen). Der Verhüttungsplatz im Genoeserbusch kann dann mit technologisch ähnlich gelagerten Eisenproduktionsstätten in Lothringen und im deutschen Südwesten verglichen werden. [Buhlmann, 07.2020]

Ovid, römischer Dichter: Ovid (Publius Ovidius Naso, *43 v.Chr.-†17 n.Chr.) war ein römischer Ritter und Dichter des augusteischen Zeitalters; im Jahr 8 n.Chr. wurde er von Kaiser Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) ans Schwarze Meer verbannt. Überliefert sind Ovids in kunstvollem Latein verfassten Werke "Liebeskunst" (um Christi Geburt), "Heilmittel gegen die Liebe" (um Christi Geburt), "Fasten" (2/8 n.Chr.), "Metamorphosen" (2/8 n.Chr.), "Briefe vom Schwarzen Meer" (8/14 n.Chr.), "Tristien" (8/14 n.Chr.) u.a.
Dazu vgl.: Ovid, Ars amatoria. Texte und Erläuterungen, hg. v. Gerhard Flink u. Karl-Heinz-Niemann (1983) (= Exempla. Lateinische Texte, H.5), Göttingen 41996, 72 S., DM 9,80; Ovid, Fasti. Der römische Festkalender. Lateinisch/Deutsch, ausgew., übers. und hg. v. Gerhard Binder (2014) (= RUB 19272), Stuttgart 2014, 317 S., € 9,80; Ovid, Liebeskunst. Lateinisch/Deutsch, übers. und hg. v. Michael von Albrecht (1992) (= RUB 357), 1992, Nachdruck Stuttgart 2003, 294 S., € 5,80; Ovid, Metamorphosen, übers. v. Hermann Breitenbach (1980) (= RUB 356), Stuttgart 1980, 791 S., DM 14,40; Ovid, Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch, übers. und hg. v. Michael von Albrecht (1994) (= RUB 1360), 1994, Nachdruck Stuttgart 2010, 1018 S., € 18,80; Ovid, Metamorphoses/Verwandlungen, hg. v. Franz Peter Waiblinger (1958) (= dtv 9180), München 61981, 168 S., DM 10,80; Ovid, Metamorphoses, hg. v. Ellen Hübner (2010) (= RUB 19781), Stuttgart 2010, 143 S., € 4,-; Ovids Liebeskunst, übers. v. Alexander von Gleichen-Rußwurm ([1921]), Wiesbaden-Berlin [1953], 94 S., DM 3,30. > Lateinische Literatur > O Ovid [Buhlmann, 09.2007, 09.2011, 12.2011, 12.2019, 01.2021, 08.2023]

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