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Rezensionen (Geschichte)
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Waas, Adolf (1967), Heinrich V. Gestalt und Verhängnis des letzten salischen Königs, München 1967 > H Heinrich V.

Wagenbach, Klaus (1964), Franz Kafka (= rm 91), Reinbek b.H. 111973 > K Kafka, Franz

Wagener, Heinz (1988), Liudger (um 742-809), Begründer des westfälischen Kirchengesangs, in: Westfalen 66 (1988), S.94-112 > L Liudger

Wagner, Georg (Hg.) (1991), Schmalspur-Dampflokomotiven. Die letzten Schmalspurbahnen, Nachdruck Wien 2003 > E Eisenbahnen in Mitteleuropa

Wagner, Gerhard (2011), Das geht auf keine Kuhhaut. Redewendungen aus dem Mittelalter, Darmstadt 22012, 160 S., € 9,90. Redewendungen ("Idiomatismen") als sprachliche Ausdrücke aus mehreren Wörtern reichen bis ins Mittelhochdeutsche und Frühneuhochdeutsche zurück, können aber auch bedeutend jünger sein und zudem anderen Sprachen (Latein, Französisch, Jiddisch) entstammen. Dabei lassen sich folgende mittelalterlich-frühneuzeitliche Millieus, aus denen Redewendungen entstanden sind, festhalten: Rittertum, Militärisches ("Pech gehabt!", "In die Bresche springen!", "Etwas im Schilde führen", "Eine Lanze brechen", "Den Spieß umkehren", "Auf großem Fuße leben" [12.Jh.]); Recht, Gericht ("Etwas auf die lange Bank schieben" [15.Jh.], "Etwas auf dem Kerbholz haben", "Auf keinen grünen Zweig kommen", "In den Wind schlagen" [13.Jh.], "Mit Haut und Haar" [13.Jh., Sachsenspiegel], "Mit Fug und Recht", letztere Redewendungen als Zwillingsformeln); Kirche ("Jemanden die Leviten lesen" [8.Jh.], "Am Hungertuch nagen" [13.Jh.]); Wirtschaft ("Blau machen", "Durch die Lappen gehen", "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" [13.Jh.], "Splitternackt sein" [15.Jh.], "Keinen Deut besser", "Keinen Heller wert", "Fersengeld geben" [13.Jh.]); Häusliches ("Unter einer Decke stecken" [13.Jh.], "Maulaffen feilhalten" [14.Jh.], "Mit Kind und Kegel" [15.Jh.], "Vögeln" [16.Jh.], "Einen Stein im Brett haben" [16.Jh.]). Vgl. Skupy, Hans-Horst (Hg.) (1993), Das große Buch der Zitate. 25000 Zitate von der Antike bis zur Gegenwart, Gütersloh-München 2008, 1136 S., € N.N. [Buhlmann, 03.2014, 07.2019]

Wahl, Rudolph (1948), Karl der Große. Eine Historie, München 1948 > K Karl der Große

Wahl, Rudolph (1935), Der Gang nach Canossa. Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. (= Bastei-Lübbe 64030), Bergisch Gladbach 1979 > I Investiturstreit

Wais, Reinhard (1961), Die Herren von Lupfen, Landgrafen von Stühlingen bis 1384 (= Veröffentlichungen aus dem Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv, H.16), Donaueschingen 1961, 173 S., Stammtafeln, 2 Karten, Regesten, DM 16,-. Die Herren von Lupfen sind 1065 erstmals bezeugt, die Burg Hohenlupfen lag bei Talheim (nordwestlich von Tuttlingen). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts kamen die Edelherren in den Besitz der Herrschaft Stühlingen und von Grafenrechten (Landgrafschaft Stühlingen), 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen (bis 1437, bald bedeutungslos werdend) und Stühlingen (bis 1582). Besitzmäßig ist die Herrschaft Lupfen seit dem beginnenden 13. Jahrhundert zu erfassen (Besitz auf der Baar, um Rottweil und Oberndorf; Frauenkloster Offenhausen); Burg und Herrschaft Lupfen wurden 1304 von den Habsburgern gekauft und habsburgisch-österreichisches Lehen (Pfandschaft von 1315). Die Landgrafschaft Stühlingen, die sich aus dem hochmittelalterlich bezeugten Albgau entwickelt hatte und die die Herren von Lupfen als Verwandte der ausgestorbenen Herren von Küssaburg gegen die Konstanzer Bischöfe behaupten konnten, umfasste (in Lupfener Lehnsherrschaft) Orte im Alb- und Klettgau sowie in der Albuinsbaar (Herrschaft über Lehns- und Eigenleute). Zudem gab es Streubesitz außerhalb der Herrschaft Lupfen und der Landgrafschaft Stühlingen. Lupfener Eigenkirchen waren u.a. die in Wurmlingen, Aldingen oder Stühlingen; ein Heinrich von Lupfen war Pfarrer in Wurmlingen (1260) und Oberndorf (1268/73), ein Berthold von Lupfen war der rector ecclesiae der Pfarrkirche in Fützen (1290/1320). Ältester Lupfener Kirchenbesitz war die Kirche (Kloster) Offenhausen. Beziehungen der Lupfener bestanden zu den Klöstern Salem, Allerheiligen (Schaffhausen), St. Blasien und zum Straßburger Domkapitel. [Buhlmann, 11.2010]

Walahfrid Strabo, Reichenauer Mönch und Abt: Walahfrid Strabo (*808/09-†849), geboren in Schwaben, war mindestens ab 822 Mönch auf der Reichenau und genoss hier eine hervorragende Erziehung, die er seit 827 mit Studien bei Hrabanus Maurus (*ca.780-†856), dem berühmten praeceptor Germaniae ("Lehrer Germaniens"), in Fulda vervollständigte. 829 wurde er Erzieher Karls des Kahlen (840-877), des Sohnes Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840), 838 durch Letzteren als Abt der Reichenau eingesetzt (838-849). Walahfrid ist bekannt durch sein weitgespanntes literarisches Oeuvre. Seine Dichtungen, u.a. eine in Hexametern verfasste Nachdichtung der Vision des Reichenauer Mönchs Wetti (Visio Wettini, 826/27), sind kunstvoll, manchmal episch und mitunter schwierig. Neben Hymnen, Epigrammen, Briefgedichten u.a. ist weiter der Hortulus des Walahfrid Strabo zu nennen, den der Dichter in seiner Zeit als Abt über den Reichenauer Klostergarten schrieb. Der Gelehrte und Lehrer verfasste noch Kommentare zum Pentateuch und zu den Psalmen, Predigten, ein Werk zum christlichen Gottesdienst sowie eine Briefmustersammlung. Walahfrid überarbeitete nach älteren Quellen die Gallusvita, auch eine Vita des St. Galler Abts Otmar (719-759) stammt von ihm und zeigt die damals engen Beziehungen zwischen den Klöstern St. Gallen und Reichenau (eremus und insula) an.
An Werken Walahfried seien genannt: Walahfrid Strabo: Des Walahfrid von der Reichenau Hortulus. Gedichte über die Kräuter seines Klostergartens vom Jahre 827, hg. v. Karl Sudhoff u.a. (1926), Reichenau 1974, XXI, 32 S., DM N.N.; Walahfrid Strabo, Visio Wettini. Die Vision Wettis, übers. v. Hermann Knittel (1986), Sigmaringen 1986, 120 S., Farbabbildungen, DM 39,50; Walahfrid Strabo: Der Hortulus des Walahfrid Strabo. Aus dem Kräutergarten des Klosters Reichenau, übers. v. Hans-Dieter Stoffler (1989), Sigmaringen 31989, 102 S, Abbildungen, DM 36,-. > Lateinische Literatur > W Walahfrid Strabo [Buhlmann, 05.2018]

Waldecker, Christoph (2002), Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien. Die Mainzer Erzbischöfe 1100 bis 1160 (= AmrhKG 101), Mainz 2002, XI, 452 S., € 9,-. Die Leitung des in der mittelalterlichen deutschen Reichskirche so bedeutsamen Mainzer Erzbistums (Mainzer Metropolit und Suffragane, erstes Bistum im deutschen Reich) hatten im 11./12. Jahrhundert die Erzbischöfe Ruthard (1089-1109), Adalbert I. von Saarbrücken (1110-1137), Adalbert II. von Saarbrücken (1137-1141), Marcolf (1141-1142), Heinrich (1142-1153, amtsenthoben) und Arnold von Selenhofen (1153-1160, ermordet) inne. Vor dem Hintergrund von Investiturstreit (1075-1122) und spätsalisch-frühstaufischem Königtum (12. Jahrhundert) standen die Erzbischöfe teils in Opposition (Ruthard, Adalbert I., Heinrich), meist aber im Einvernehmen mit dem deutschen Herrscher. Einvernehmen gab es auch mit den Päpsten, deren Zentralgewalt von den Erzbischöfen anerkant wurde (Eingriffe des Papsttums in Angelegenheiten der Suffragane, Erzbischöfe als päpstliche Legaten). So blieb die hervorgehobene Stellung von Mainzer Erzbischof und Erzbistum innerhalb der Reichskirche auch im 12. Jahrhundert erhalten. Im Mainzer Erzbistum stützten sich die Erzbischöfe bei zunehmender Zentralisierung der Mainzer Kirche und weltlich-territorialer Durchdringung des Herrschaftsgebiets auf die Geistlichkeit (Prioren[kolleg], Stifte und deren Pröpste [Aschaffenburg, Fritzlar, Jechaburg, Mainz]; libertas Moguntina), auf den Adel in den einzelnen Regionen (rheinisch-fränkischer Bistumsteil, Wetterau, Lahn- und Maintal, Nordhessen, Thüringen, [Rheingau, Eichsfeld]) sowie auf die Ministerialität (Hofämter, Stadt Mainz [Viztum, Schultheiß], Meingote, Ministeriale von Selenhofen, "Thüringenpolitik", Eichsfeld). [Buhlmann, 12.2014]

Waldherr, Gerhard (2009), Der Limes. Kontaktzone zwischen den Kulturen (= RUB 18646), Stuttgart 2009, 215 S., € 5,60. Die römisch-lateinische Bezeichnung limes hatte die Bedeutung "Schneise, Trennlinie, Grenzraum, Grenze". Die Entstehung des obergermanisch-rätischen Limes, des UNESCO-Weltkulturerbes in Südwestdeutschland (2005), setzte dann nach der Einbeziehung Galliens in das römische Reich (58-51 v.Chr.) die römische Eroberung des Voralpenlandes bis zur Donau (15 v.Chr.) voraus, ebenso die misslungene Ausdehnung der römischen Herrschaft bis zur Elbe (12 v.Chr.-9 n.Chr.) sowie Rhein und Donau als Grenzen des Imperium Romanum für die Folgezeit. Nach Vierkaiserjahr und Bataveraufstand (68/69 n.Chr.) kam es zur militärisch-verwaltungstechnischen Neuorganisation der Grenzgebiete an Rhein und unterer Donau (Provinzen Nieder- und Obergermanien), es rückten zurzeit der flavischen Kaiser römische Truppen auch in (die sicher schon zuvor römisch beeinflussten) Gebiete östlich des Oberrheins und nördlich der Donau (als auch wirtschaftlich genutzte Sicherheitsstreifen) ein (74/75 Besetzung des Raums zwischen Wetterau und Schwarzwald, vor 79/80 Kastelle nördlich der Donau). Unter den Kaisern Trajan (98-117), Hadrian (117-138) und Antoninus Pius (138-161) entstand der "klassische" Limes als lineare Grenzbefestigung (Wachtürme, Militärposten, Kastelle [mit vici, canabae], Wall und Graben im obergermanischen, Steinmauer im rätischen Abschnitt des Limes [statt Holzpalisaden], Limestore [bei Dalkingen]; Limestruppen [alae, numeri]) durch weitere Verschiebungen der römischen Grenze nach Norden und Osten (Einbeziehung der Wetterau, Main als teiweise Grenzlinie, Einbeziehung des Nördlinger Rieses, endgültiger Ausbau des Limes am Ende des 2. Jahrhunderts). Im Hinterland des Limes, den agri decumates ("Dekumatland, Zehntlande"), etablierten sich dann römische Herrschaft, Wirtschaft und Kultur (Infrastruktur; villae rusticae, vici, civitates [Wiesbaden, Baden-Baden, Stuttgart-Bad Cannstatt, Rottenburg, municipium Rottweil als Ara Flaviae] als Zivilsiedlungen; Organisation des Limes), so dass der Limes nicht nur zur Trennlinie, sondern auch zur Kontakt- und Austauschzone mit Germanenstämmen außerhalb des römischen Reichs wurde (Handel, Siedlungsaktivitäten). Die römische "Reichskrise" im 3. Jahrhundert brachte dann u.a. durch die neu entstandenen germanischen Stammesgruppen (Alemannen) massive Veränderungen in den durch kriegerische Einfälle heimgesuchten Grenzräumen des römischen Reichs. Für die agri decumates sind Einfälle seit 213 und ab etwa 230 bezeugt. Gerade die inneren Auseinandersetzungen im römischen Reich (Usurpationen, Gallisches Sonderreich) beschleunigten den Niedergang ("Versickern") römischer Herrschaft zwischen Limes, Rhein und Donau. Etappen dieser Entwicklung waren ein in manchen Gebieten des Dekumatlandes schon in den 250er-Jahren einsetzender Rückzug der römischen Bevölkerung, der Alemannenangriff von 259/60, das Verbleiben römischer Bevölkerungsreste in den agri decumates bei barbarisch-römischer Bevölkerungs- und Kultursymbiose bis ins 4. oder gar 5. Jahrhundert. Statt des obergermanisch-rätischen Limes bildete sich in der Spätantike der Rhein-Iller-Donau-Limes aus. Der obergermanisch-rätische Limes war Teil von ähnlichen Anlagen (limites, ripae) im ganzen römischen Reich: Hadrianswall, Rheinlimes in Niedergermanien, Donaulimes, römische Ostgrenze, punktuelle Grenzsicherung in Nordafrika. Sie dienten der Grenzsicherung, trennten zunehmend römische von barbarischer Kultur, waren die sichtbaren Grenzen des römischen Reichs. [Buhlmann, 10.2011]

Waldmann, Peter, Zelinsky, Ulrich (Hg.) (1980), Politisches Lexikon Lateinamerika (= BSR 221), München 1980 > P Politik

Wallberg: Johann Wallbergens Sammlung natürlicher Zauberkünste. Oder aufrichtige Entdeckung vieler bewährter, lustiger und nützlicher Geheimnüsse, insbesondere denen Wein-Neogozianten dienende. Nebst einem Anhange von medizinisch-sympathetisch-antipathetisch- und ergötzenden Kunst-Stücken, hg. v. Christian Döring (2022) (= Die Andere Bibliothek 448), Berlin 2022, 607 S., Zeittafel, € 44,-. Über den Autor der "Sammlung natürlicher Zauberkünste", der sich (als Pseudonym) Johann Wallberg(er/en) nennt, ist nichts bekannt; man vermutet, dass er im deutschen Südwesten beheimat war. Ab 1745 erschien jedenfalls die "Sammlung natürlicher Zauberkünste" in verschiedenen Auflagen bei verschiedenen Verlagen (1748, 1754, 1760, 1768, 1805, 1855) - wiedergegeben wird hier die Ausgabe von 1768 - und reihte sich damit ein in eine Vielzahl von barocken Zauberbüchern, die Haushaltstechnisches, Medzinisches, Magie und Zauberei über Rezepte, Anleitungen, Hinweise und Tricks miteinander vermengten. Grundlage für den Erfolg dieser und anderer "Zauberbücher" war das besonders in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts aufkommende allgemeine Interesse an der "Naturmagie" im Rahmen der europäischen Aufklärung und der sich ausformenden Naturwissenschaften. So findet sich in den "Zauberbüchern" - ihrem "Sachbuchcharakter" entsprechend - naturkundliche, naturwissenschaftliche und mathematische Erkenntnisse (chemische Reaktionen, mechanische Automaten, akustische Phänomene, Elektrizität u.a.), eingebunden in den Rahmen von Magie und Magiern. [Buhlmann, 06.2022]

Wallmann, Peter (1989), Lapis vivus. Die Adalwig-Inschrift (11. Jahrhundert) aus der Abteikirche Essen-Werden, in: WZ 146 (1989), S.25-38 > W Werden

Walter, Denis (2018), Michael Psellos: Christliche Philosophie in Byzanz. Mittelalterliche Philosophie im Verhältnis zu Antike und Spätantike (= QuStPh 132), Berlin-Boston 2018, IX, 206 S., € 19,95. I. Michael Psellos (*1018-†1076) war politisch aktiv und ein überragender Gelehrter im byzantinischen Reich des 11. Jahrhunderts. Auf Grund seiner Ausbildung (Rhetorik, Philosophie, Quadrivium, Recht) hatte Psellos schon bald Verbindung zu Bildungs- und Gelehrtenkreisen in Byzanz und war schon in jungen Jahren Schreiber, Notar und "hoher Richter" in der kaiserlichen Verwaltung und am Kaiserhof in Konstantinopel. Als "Konsul der Philosophen" (hyptos tôn philosophôn) unter Kaiser Konstantin IX. Monomachos (1042-1055) war er auch Lehrer der Philosophie und Rhetorik (nomophylax). Zeitweise vom Kaiserhof verbannt, kehrte Psellos nach dem Tod Konstantins IX. (1055) nach Konstantinopel zurück, um als Berater und Vermittler, auch als protoproedos ("Vorsitzender des Senats") die Politik im Reich teilweise maßgeblich zu gestalten. Mit dem Regierungsantritt seines Schülers Michael VII. Dukas (1071-1078) zog sich Psellos aus der Politik zurück. Als (Universal-) Gelehrter sind mit Michael Psellos zahlreiche Schriften verbunden: theologische, philosophische, historische Texte, Reden, Briefe, Spotttexte u.a. II. Die von Psellos erhalten gebliebenen Texte zeigen dabei eine "byzantinische Philosophie" an insofern, dass der Gelehrte Theologie auch als Philosophie einstufte. So maß er das christliche Verständnis der göttlichen Trinität an den Gottesvorstellungen (spät-) antiker Philosophen oder verwendete in seinen philosophisch-theologischen Ausführungen in kohärenter Weise Argumente einer aristotelischen und epikureischen Ethik. Das alles geschah zur Darlegung seiner christlichen Philosophie, die sich sehr wohl Anleihen aus den antiken philosophischen Strömungen des Aristotelismus, des Platonismus und der Stoa bediente. Psellos bestätigt damit die Trinität Gottes, die Nicht-Präexistenz der menschlichen Seele, die Existenz des Lebens nach dem Tod, die Schöpfung Gottes aus dem Nichts, das Naturrecht und dessen Befolgung ducrh Ausübung von Tugenden. Ähnlich wie bei den Kirchenvätern der Antike ist bei Psellos das (neue) Christentum die Fortsetzung und Ausweitung der (alten) antiken Philosophie in "Klarheit, Ordnung und Harmonie". Psellos betont daher die Ähnlichkeit seiner philosophisch-theologischen Überlegungen mit dem Auftreten Jesu Christi in der Welt; Christus verdeutlichte das Undeutliche. Nach Psellos bricht damit die (seine) christliche Philosophie nicht mit der Vergangenheit, sondern ist eine notwendige und neue Klarstellung der Philosophie der Antike, die damit in christlicher Interpretation Teil der christlichen Philosophie wird. [Buhlmann, 07.2021]

Walter, Ingeborg (2011), Die Strozzi. Eine Familie im Florenz der Renaissance, München 2011, 240 S., Stammtafeln, Zeittafel, € 22,95. Die Strozzi lassen sich als Familie bzw. Familienverband im mittelalterlichen Florenz bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Familienüberlieferung waren die Strozzi Nachfahren eines etruskischen Mondritters (Familienwappen mit den drei zunehmenden Monden). Im 13. Jahrhundert gehörten Strozzi der Geldwechslerzunft in Florenz an, ab dem 14. Jahrhundert finden sich unter ihnen auch Kaufleute und Wolltuchhersteller. Die Familien der Strozzi (28 [1351], 35 [1378], 39 [1427] Haushalte) wohnten innerhalb von Florenz im Viertel Santa Maria Novella entlang der Corso degli Strozzi (Kataster von 1427). Mit der Ausschaltung des Florentiner Adels (1293) übten auch Strozzi Ämter innerhalb der Kommune aus; die meisten Strozzi gehörten dabei der Partei der Guelfen an (parte guelfa; Carlo Strozzi und der Ciompi-Aufstand 1378). Zwei Strozzi-Familien stehen im 15. und 16. Jahrhundert im Vordergrund: a) Die Familie um Palla Strozzi (*1372-†1462), der als Enkel des Geldverleihers Palla die Jacopo Strozzi (†1348/49) und Sohn des erfolgreichen Kaufmanns und Tuchhändlers Nofri Strozzi (*ca.1346-†1418) als Amtsträger, Ritter, Humanist und Mäzen zu einem der reichsten Bürger von Florenz wurde. Im Zuge der Herrschaftsübernahme der Medici (1434) wurde indes Palla Strozzi aus Florenz nach Padua verbannt. Palla durfte nicht wieder nach Florenz zurückkehren, sein Sohn Giovanfrancesco Strozzi (*1418) beteiligte sich an einem Umsturzversuch gegen die Medici und wurde zum Rebellen erklärt (1466/67). b) Die Familie um Matteo Strozzi (*1397-†1435), der als Sohn des Simone Strozzi (*1376-†1424) 1434 ebenfalls in die Verbannung gehen musste und im folgenden Jahr starb. Seiner Witwe Alessandra Macigni (*1406-†1471), nach Florenz zurückgekehrt, legte die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg ihrer Söhne Filippo (*1428-†1491), Lorenzo (*1432-†1479) und Matteo (*1436-†1459). Gerade Filippo erwies sich u.a. als Bankier des Königs von Neapel sehr erfolgreich, seiner Rückkehr nach Florenz (1466) folgte spät die erstmalige Ausübung eines kommunalen Amtes (1478), 1485 die Wahl in die Regierung, 1486 die Wahl in die "Mercanzia"; ab 1473 kaufte Filippo Grundbesitz in Florenz, 1489 begann der Bau des Palazzo Strozzi, der sich bis nach 1534 hinziehen sollte. Die Söhne Filippos, Lorenzo (*1482-†1549) und Filippo Strozzi (*1489-†1538), bewegten sich dann politisch und mit ihren wirtschaftlichen Unternehmungen zwischen Florentiner Republik und den vertriebenen Medici, zwischen Frankreich, Papsttum und Neapel. Filippo Strozzi, der erfolgreiche Bankier, heiratete - politisch nicht unumstritten - Clarice de Medici (1509), er wurde der wichtigste Geldgeber des Medici-Papstes Leo X. (1513-1521). Die Rückkehr der Medici nach Florenz gestaltete sich indes schwierig (1513/27), erst die Belagerung von Florenz durch spanische Truppen (1529/30) ermöglichte den Medici die Errichtung ihres Herzogtums über die Toskana und Florenz. Diesen und anderen politischen Umbrüchen geschuldet, endete der in der Fortezza da Basso in Florenz eingekerkerte Filippo, "der reichste Kaufmann der Christenheit", 1538 durch Selbstmord. Filippos Söhne, Piero (*1510-†1558), Leone (*1515-†1554) und Lorenzo Strozzi (*1523-†1571), bewegten sich im Fahrwasser des französischen Königs. Lorenzo wurde 1557 Kardinal, Piero und Leone kämpften (und starben) in Italien und Frankreich (französische Niederlage von Marciano 1554; Belagerung von Thionville 1558). [Buhlmann, 07.2013]

Walter, Uli (1993), Sozialer Wohnungsbau in München. Die Geschichte der GWG (1918-1993), München 1993, 176 S., Farbtafeln, Schwarzweißfotos, (DM 78,-). Vor dem Hintergrund einer sich verschärfenden Wohnsituation im Deutschen Reich und in München während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) kam es im Jahr 1918 zur Gründung der Münchner "Gemeinnützigen Wohnstätten- und Siedlungsgemeinschaft mbH" (GWG), mit der es die bayerische Kommune übernahm, (als eine der frühesten Städte im Deutschen Reich) im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus kommunale Verantwortung für das Wohnungswesen zu tragen. Besonders nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg (1939-1945) waren solche Aktivitäten erforderlich. Die GWG wurde allerdings 1924 stillgelegt, um 1935 unter nationalsozialistischen Vorzeichen neu gegründet zu werden. Nach 1945 stand der Wohnungsneubau und -ausbau unter demokratischen Vorzeichen (1945/60), später im Rahmen des Wohnungsbaus als Errichtung von Eigenheimen, Eigentumswohnungen und Mietwohnungen (1960/76), schließlich vor dem Hintergrund von Sanierung und Modernisierung (1976/93). In und um München entstand bezahlbarer Wohnraum in der Maikäfersiedlung (1937), am Harthof (1940, 1959, 1965), an der Hechtseestraße (1950), in Fürstenried (1963), in Laim (1977), im Haderner Winkel (1979/84), in Milbertshofen (bis 1982), am Hasenbergl (1989), in Neuperlach (bis 1992) u.a. [Buhlmann, 03.2016]

Walter von Chatillon, Alexandreis. Das Lied von Alexander dem Großen, übers. v. Gerhard Streckenbach (1990), Heidelberg 1990, 327 S., DM 39,80 > Lateinische Literatur > W Walter von Chatillon

Walther von der Vogelweide, mittelhochdeutscher Dichter: I. Der mittelhochdeutsche Dichter Walther von der Vogelweide (*ca.1170-†ca.1230) war ein politischer Hofdichter (deutscher Thronstreit 1198-1208), ein Mahner, ein Visionär (spätmittelalterliche Liederhandschriften), über dessen Person jenseits seiner Dichtung und seiner (vermeintlichen) Selbstaussagen kaum etwas bekannt ist, einer verstärkten (nationalen, romantischen) Rezeption Walthers seit dem 19. Jahrhundert zum Trotz. II. Walther von der Vogelweide war einer der bedeutendsten mittelhochdeutschsprachigen Lyriker des Mittelalters. Trotzdem lässt sich selbst auf der Grundlage seiner relativen Berühmtheit, die er zu Lebzeiten besaß, fast gar nichts aus den herkömmlichen Geschichtsquellen in Erfahrung bringen; lediglich eine Notiz in den Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla (1191-1204) werfen schlaglichtartig ein Licht auf einen wahrscheinlich längeren Aufenthalt Walthers am Hof bzw. in der Umgebung seines Mäzens - hier in Zeiselmauer am 12. November 1203 -, so dass wohl auf die Teilnahme Walthers an der Wiener Hochzeit Herzog Leopolds VI. von Österreich (1198-1230) im Herbst 1203 geschlossen werden kann. Umso mehr vermeinte nun die Mediävistik aus den Werken Walthers etwas über dessen Person herauszufinden; doch ist eine Identifizierung des in Walthers Spruch- und Liedlyrik auftretenden lyrischen Ich mit dem Verfasser der lyrischen Stücke problematisch. Fest steht indes, dass Walther zum fahrenden Volk ohne festen Wohnsitz gehörte und daher auf die materiellen Zuwendungen seiner Gönner angewiesen war. Walther war ein fahrender Sänger und erlangte durch seine Kunst, nicht durch seinen gesellschaftlichen Rang Anerkennung. Ein lêhen als materielle Grundlage seines Lebens blieb ihm bis zu den Zeiten Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) versagt (Empfang des Lehens v.1220). Als Minnesänger und politischer Spruchdichter (deutscher Thronstreit 1198/1208, Kritik an den Selbstständigkeitsbestrebungen König Heinrichs (VII.) [1220-1235] n.1225, Befürwortung der Kreuzzugspläne Friedrichs II. 1227/28) fand Walther Anstellung am Hof der österreichischen Herzöge Friedrich I. (1195-1198) und Leopold VI., des Landgrafen Hermann I. von Thüringen (1190-1217), des Herzogs Bernhard von Kärnten (1202-1256), des Reichsverwesers und Kölner Erzbischofs Engelbert I. von Berg (1216-1225), der deutschen Könige Philipp von Schwaben (1198-1208), Otto IV. (1198-1218) und Friedrich II. Weniger seine politischen Aussagen (Adlige und Große als Publikum?) als sein künstlerisches Wirken begründeten den zeitgenössischen Ruhm Walthers innerhalb der damaligen Dichterelite (Gottfried von Straßburg, Rudolf von Ems, Ulrich von Singenberg, Wolfram von Eschenbach u.a.) und dessen Nachruhm, der einen mythischen Walther im Spätmittelalter den alten Meistersingern zuordnet. Nach Anfängen im 17. setzte im 19. Jahrhundert die wissenschaftlich-historisch-germanistische Auseinandersetzung mit Walther von der Vogelweide ein.
Zu Walther von der Vogelweide s. an Werken und Darstellungen: Bein, Thomas (1997), Walther von der Vogelweide (= RUB 17601), Stuttgart 1997, 299 S., € 7,10; Ehrismann, Otfrid (2008), Einführung in das Werk Walthers von der Vogelweide (= Einführung. Germanistik), Darmstadt 2008, 144 S., € 9,95; Heger, Hedwig (1970), Das Lebenszeugnis Walthers von der Vogelweide. Die Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla, Wien 1970, 288 S., Beilagen, DM 29,80; Die Gedichte Walthers von der Vogelweide, hg. v. Karl Lachmann (1891), neu hg. v. Hugo Kuhn (1965), Berlin 131965, 196 S., &euro 1,-; Obermeier, Siegfried (1982), Walther von der Vogelweide. Der Spielmann des Reiches. Biographie (= Ullstein Tb 34085), Frankfurt a.M.-Berlin-Wien 1982, 352 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Anhang mit Textquellen, DM 9,80; Walther von der Vogelweide, Werke. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hg. v. Günther Schweikle: Bd.1: Spruchlyrik (= RUB 819), Stuttgart 1994, 526 S., DM 18,-, Nachdruck Stuttgart 2001, 526 S., DM 20,-. [Buhlmann, 12.2006, 01.2003, 07.2010]

Walther von Klingen und das Kloster Klingental zu Wehr, hg. v.d. Stadt Wehr (2010), Ostfildern 2010, 158 S., Farbabbildungen, Pläne, Karten, € 9,95. I. Walther (III.) von Klingen, urkundlich erstmals bezeugt zum Jahr 1240, war der Sohn des Edelfreien Ulrich (II.) von Altenklingen (1227, 1248) und der adligen Ita von Tegerfelden (†v.1249). Walthers jüngere Brüder waren Ulrich und Ulrich-Walther; Ulrich teilte mit Walther das Erbe des Vaters (1253), Ulrich-Walther trat in dei von Klingenern unterstützte Deutschordenskommende Beuggen ein, wo er schließlich Komtur wurde. Die Erbteilung sprach Walther die niedere Herrschaft im Aargau und am Hochrhein mit der Stadt Klingnau als (ein) Herrschaftsmittelpunkt zu, seinem Bruder Ulrich die obere Herrschaft im Thurgau und um die Burg Altenklingen. Zur Herrschaft Walthers gehörten sicher auch Tegerfelder Güter, vermittelt über seine Mutter Ita und u.a. verweisend auf das Werratal zwischen Hochrhein und Südschwarzwald (Adelgoz von Wehr 1092, Kloster St. Blasien und Bistum Basel 1124/25, Heinrich von Wehr und Wildenstein 1156, Konstanzer Bischof Konrad von Tegerfelden [1208-1233]). Vor 1249 heiratete Walther die Adlige Sophia vermutlich von Horburg; mit Sophia hatte Walther eine Anzahl von Kindern (Walter [†v.1256], Ulrich [†v.1260], Hermann [†v.1256], Agnes [†v.1265], Verena, Herzeslaude, Katharina, Klara), von denen die Söhne den Vater nicht überlebten. So hatte Walther keine männlichen Nachkommen, die die Adelsherrschaft weiterführen könnten; die überlebenden Töchter verheiratete Walther - mit reichlicher Mitgift versehen - mit Männern bedeutender Adelsfamilien des deutschen Südwesten (Markgrafen von Baden, Grafen von Lichtenberg, Grafen von Veringen). Im Werratal war die Burg Werrach (Kompaktanlage auf Bergsporn [Turm, Wohnbauten, Vorburg, Burgmannensiedlung?], Ministerialenfamilie von Wehr [Lupus des Werrach 1272]) Herrschaftsmittelpunkt Walthers. Dies war der Hintergrund, vor dem Walther letztlich durch Umzug der Dominikanerinnen des elsässischen Klosters Häusern (bei Rufach) das Kloster Klingental im Werratal stiftete (Klostername und Familienkloster, Schenkung von Stiftungsgütern im Werratal [Hornberg, Mettlen, Oberwehr] an das Kloster 1256, Errichtung von Klostergebäuden, Umsiedlung der Nonnen 1256/59); der Zugriff Walthers auf Häusern ergab sich wahrscheinlich daraus, dass seine Ehefrau Sophia als Horburgerin der Häuserner Stifterfamilie angehörte, der Verlegung der Nonnen selbst daraus, dass das Kloster Häusern in der Zeit des Interregnums (1245/56-1273) durch Kriege und Streitigkeiten im Elsass zunehmend gefährdet erschien, auch das Kloster gefährdende wirtschaftliche Einbußen auf Dauer zu erwarten waren. Nach dem Tod aller seiner Söhne begann Walther von Klingen mit Ausverkauf seiner Herrschaft. So gelangten Stadt und Burg Klingnau (1269) und wohl auch die Herrschaft Wehr (v.1272) durch Verkauf an Graf Rudolf IV. von Habsburg (1240-1291), zu dem Walther ein gewisses Vertrauensverhältnis hatte und der (als erster habsburgischer König) ihm im Jahr 1283 noch die enorme Summe von 1100 Mark Silber schuldete (Zuweisung von Züricher Reichseinkünften). Gerade die Burg Werrach geriet durch den Verkauf in die Streitigkeiten zwischen dem habsburgischen Grafen und dem Basler Bischof (1272/73). Der Umzug der Nonnen des Klosters Klingental nach Klein Basel ist in diesen Zusammenhang zu stellen (1273/74). In seinen letzten Lebensjahren wohnte Walther von Klingen in Straßburg, wurde aber auch einige Male im Umfeld und Auftrag des habsburgischen Königs Rudolf I. (1273-1291) politisch tätig (1274/83; consilium et auxilium, 1274: Aufenthalt Rudolfs im Straßburger Haus Walthers, 1275: Walther als dilectus familiaris noster im Hofgefolge des Königs, 1283: Reichssteuerzuweisung an Walther, Anekdoten um Walther und Rudolf). Walther von Klingen starb am 1. März 1284. Er hat auch - wie die (Züricher) Liederhandschrift des Codex Manesse (ca.1300) ausweist - Minnelieder hinterlassen (Reinhard Valenta, Walther von Klingen: Eine biografische Skizze; Christoph Schmidberger, Ungleicher Freund oder Vasall? Das persönliche Verhältnis zwischen Walther von Klingen und Rudolf von Habsburg; Erik Beck, Walther von Klingen, Wehr und die Verlegung des Klosters Klingental; March Lewon, Der gesungene Gedichtsvortrag. Eine musikalische Hypothes über die Lieder Walthers von Klingen). II. Das Kloster Klingental in Wehr ist - wie gesehen - entstanden aus dem Dominikanerinnenkloster Häusern im Elsass. Letzteres war eine Stiftung der Brüder Walther und Konrad von Horburg (1236; Kapelle St. Leonhard), die alsbald in den Dominikanerinnenorden einbezogen wurde (Papstprivileg von 1246). 1253 zogen sich die Nonnen aus Häusern nach Pfaffenheim zurück, 1258 wurde die Häusener Klosteranlage durch Brand beschädigt. 1256/59 erfolgte der Umzug der Nonnen nach Wehr, wo bei der (nur noch heute vorhandenen) Wolfgangskapelle die Klostergebäude entstanden (offene Klosteranlage: Hauptbau aus Saalkirche [Altarraum, Nonnenchor, Konversenchor], Konventsbau südlich des Nonnenchors, Wirtschaftsgebäude nördlich des Hauptbaus, später errichtete Wolfgangskapelle abseits der Klosteranlage) und das Kloster Klingental alsbald über umfangreichen Besitz verfügte (1257: päpstliche Bestätigung der Neustiftung, 1259: päpstlicher Ablassbrief, 1262/65: Inkorporation der Wehrer Pfarrkirche). Nach der Verlegung des Klosters Klingental (1273/74) richteten sich die Nonnen an der Nordecke Kleinbasels, im unteren Kleinbasel ein; hier entstand unmittelbar am Rhein das Kleine Klingental (zweigeschossiger Winkelbau am Rhein) als Gründungsanlage mit der nördlich gegenüber befindlichen Klosterkirche, der sich wiederum nach Norden die das Kleine Klingental ablösende Klosteranlage des Großen Klingentals (ab 1293) anschloss. Das Kleinbasler Nonnenkloster war Erziehungs- und Versorgungsanstalt und diente dem Totengedenken; die Nonnen lebten kontemplativ und waren im 14. Jahrhundert von der (dominikanischen) Mystik beeinflusst. Das 15. Jahrhundert sah das Kloster als reformbedürftig an, was u.a. zur zeitweisen Übersiedlung von Nonnen in Gebäude des ehemaligen Klosters in Wehr führte (1480/82). Durch päpstlichen Entscheid wurden die Reformen ausgesetzt (1482), die Nonnen kehrten nach Kleinbasel zurück. Das Kloster des Großen Klingentals kam durch die Basler Reformation (1529) spätestens 1559 zu seinem Ende (Markus Hübner, Messbericht der Georadaruntersuchungen auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Klingental in Wehr; Bertram Jenisch, Kloster Klingental in Wehr aus denkmalpflegerischer Sicht; Dorothea Schwinn Schürmann, Geschichte des Basler Klosters Klingental (1274-1529/59) und ihre Auswirkung auf die Bautätigkeit; Bernard Jaggi, Baugeschichtliche Befunde zum Gründungsbau des Klingentalklosters in Kleinbasel). [Buhlmann, 09.2018]

Walz, Rainer (2016), Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg und der Vertrag von Xanten von 1614, in: AHVN 219 (2016), S.171-200. Der Vertrag von Xanten (1614) stand am Ende des jülich-bergischen Erbfolgestreits (1609/14). Er bahnte die politisch-konfessionelle Aufteilung der ehemals Vereinigten niederrheinischen Herzogtümer zwischen dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg (1614-1653) und dem brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund (1608-1619) an (Jülich, Berg [Pfalz Neuburg] - Kleve, Mark, Ravensberg, Ravenstein [Brandenburg]), forderte aber auch eine (letztlich nicht durchführbare) gemeinsame Verwaltung (Kondominium) der Vereinigten Herzogtümer ein. Wenn auch vieles aus dem Xantener Vertrag nicht umgesetzt wurde, so steht dieser für ein fragiles politisches Gleichgewicht nicht nur am Niederrhein (Frankreich, England, Generalstaaten - Habsburg) in den Jahren vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). [Buhlmann, 05.2017]

Walz, Werner (1985), Deutschlands Eisenbahn 1835-1985. Lokomotiven und Wagen, Geschichte und Organisation, Kritik und Hoffnung, Stuttgart 1985 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

Wampach, Camille (1929/30), Geschichte der Grundherrschaft Echternach im Frühmittelalter. Untersuchungen über die Person des Gründers, über die Kloster- und Wirtschaftsgeschichte auf Grund des liber aureus Epternacensis (698-1222), 2 Bde., Luxemburg 1929-1930 > E Echternach

Ward, Benedicta (1998), The Venerable Bede, London-New-York 1998 > B Beda Venerabilis

Warrle, Lydia (1990), Bad Dürrheim. Geschichte und Gegenwart, Bad Dürrheim 1990 > D Dürrheim

Waßenhoven, Dominik (2016), 1066. Englands Eroberung durch die Normannen (= BSR 2866), München 2016, 128 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 8,95. Das englische 10. und 11. Jahrhundert wurde geprägt von Angelsachsen, Norwegern und Normannen. Ab 980 wurde das Königreich Wessex zunehmend von Wikingereinfällen aus Skandinavien heimgesucht, denen die Angelsachsen unter König Ethelred (978/79-1016) häufig wenig entgegenzusetzen. Ein durch die Heirat zwischen Ethelred und der normannischen Herzogstocher Emma geschlossenes Bündnis mit Herzog Richard II. von der Normandie (996-1026) brachte militärisch indes keine Entlastung, sollte aber Jahrzehnte später die Eroberung Englands durch den Normannen Wilhelm legitimieren helfen. Die großen Wikingerzüge der Jahre 1006/07 und 1009/12 (Eroberung Canterburys) mündeten nach dem Zwischenspiel der Königsherrschaft des Ethelredsohns Edmund (1016) und der angelsächsischen Niederlage in der Schlacht von Ashingdon (1016) ein in die Herrschaft des dänischen Königs Knut des Großen über England (1016-1035). England wurde vor dem Hintergrund eines politischen Kompromisses zwischen Dänen und Angelsachsen (Oxforder Vertrag 1018) Teil des "Nordseereichs" Knuts (vier Verwaltungseinheiten Wessex, Ostanglien, Mercia, Northumbrien; skandinavisch-angelsächsische Führungsschicht). Die Streitigkeiten um die Nachfolge Knuts des Großen (ab 1035) brachten die Knutsöhne Hardiknut (1035-1037/42) und Harald Hasenfuß (1035/37-1040) auf den englischen Thron. Nach dem Tod Hardiknuts (1042) wurde Eduard der Bekenner, ein Sohn Ethelreds und Emmas, englischer König (1042-1066). Eduard hatte sich während der skandinavischen Herrschaft über England in der Normandie aufgehalten (1016/41) und stand dort in engem Kontakt mit der Herzogsfamilie, u.a. mit Herzog Wilhelm, der nach Richard III. (1026-1027) und Robert I. (1027-1035) als zunächst noch unmündiger Sohn Roberts normannischer Herzog wurde (1035-1087). Die Schlacht von Val-ès-Dunes festigte Wilhelms Herrschaft, ebenso seine anschließende Heirat mit Mathilde, der Tochter des Grafen von Flandern und der Sieg Wilhelms in der Schlacht von Mortemer (1054) gegen seinen Lehnsherrn, den französischen König Heinrich I. (1031-1060). Während seiner Regierungszeit musste sich Eduard mit der Familie um den mächtigen Earl von Wessex, Godwin (†1053), auseinandersetzen; Phasen einer Gegnerschaft (Flucht Godwins 1044, Einigung mit dem König 1052) wechselten mit denen eines Miteinanders (Harald Godwinson als Regent und "Unterkönig" 1050er-/1060er-Jahre, Rebellion in Northumbrien gegen Tostig 1065). Am Ende wurde nach dem Tod Eduards (1066) Harold II. Godwinson englischer König (1066). Sein Königtum war von Seiten auswärtiger Mächte aber nicht unumstritten. Zunächst versuchte mit Unterstützung von Haralds Bruder Tostig (†1066) der norwegische König Harald Hardrada (1047-1066) von Northumbrien her die Eroberung Englands. Harald Hardrada siegte in der Schlacht von Fulford (20. September 1066), unterlag jedoch in der von Stamford Bridge (25. September 1066) gegen den englischen König. Parallel dazu verzögerte sich wegen schlechten Wetters die Überfahrt und Invasion Englands durch den Normannenherzog Wilhelm. Erst Ende September gelang die Landung des normannischen Heeres an der englischen Südküste. In Hastings trafen die Normannen auf das Heer Harolds II. Am 14. Oktober 1066 kam es zur Schlacht, in der die englischen Krieger zunächst Vorteile erringen konnten, bis der Tod Harolds auf dem Schlachtfeld die englische Niederlage einleitete (Wandteppich von Bayeux). Ende Oktober begann Wilhelm gegen englische (Rest-) Widerstände (König Edgar Etheling 1066, †1125) mit der Eroberung seines zukünftigen Königreichs. Canterbury und London wurden bis Dezember 1066 eingenommen, Wilhelm selbst am 25. Dezember zum englischen König gekrönt. Es folgten Unruhen und Aufstände im Süden und Westen des Königreichs (Angriff des Eustachius von Boulogne auf Dover, walisische Angriffe, Kapitulation Exeters 1067) sowie im Norden (Erhebung in Northumbrien 1068, Kämpfe um Durham und York 1069 [dänische Unterstützung der Engländer], normannische Verheerung Northumbriens, Unterwerfung der Aufständischen in Chester 1070 und Ely 1071), weiter nach schottischen Übergriffen auf England erfolgreiche Verhandlungen mit dem schottischen König Malcolm III. (1058-1093) (1072). Nach Niederschlagung des Aufstands der drei Earls Waltheof von Northampton-Huntingdon, Ralph von Ostanglien und Roger von Hereford (1075/76) war Wilhelms Herrschaft über England völlig gesichert. Die folgende Zeit nutzte Wilhelm zur (interpretatorischen) Legitimierung und legitimierenden Ausformung seines Königtums (Designationen Wilhelms zum englischen König durch Eduard den Bekenner, Harold als englischer Usurpator, Wilhelm als Schlachtensieger ["Recht der Eroberung"], Wilhelm als gekrönter und gesalbter König). Ein massiver Burgenbau festigte Wilhelms Herrschaft gegenüber den Unterworfenen, gefolgt von der Errichtung neuer (romanischer) Kirchen und Kathedralen ("Norman Style"), die ebenfalls für die normannische Herrschaft über England standen. Begleitet wurde dies von einem fortschreitenden Austausch der angelsächsischen politischen Elite gegen normannische Aufsteiger, besonders auch im kirchlichen Bereich bei den Bistumsbesetzungen. Dabei kam es in der Anfangsphase der Eroberung Englands zu massiven Besitzumschichtungen. Sprachlich war England seit 1066 zweigeteilt: Altfranzösisch war die Sprache der Normannen des englischen Königshofs und des Adels, Altenglisch, das seine Rolle als Schriftsprache zu Gunsten des Lateinischen verlor, die Sprache der übrigen Bevölkerung. Das von Wilhelm veranlasste lateinische Domesday Book (1086) war als "Buch des Königs" eine "Beschreibung von England", angefertigt vor dem Hintergrund einer drohenden, aber nicht stattfindenden dänischen Invasion des Inselkönigreichs. Wilhelm der Eroberer starb am 9. September 1087, die anglo-normannische Herrschaft hatte in England weiterhin Bestand und mündete in die der Könige aus dem Haus Anjou-Plantagenêt. [Buhlmann, 05.2017]

Wassermann, Jakob, deutscher Schriftsteller: I. Jakob Wassermann, geboren am 10. März 1873 in Fürth, gestorben am 1. Januar 1934 in Altaussee, aus einer jüdischen Handlerfamilie stammend, besuchte die Fürther Realschule, brach seine Wiener Kaufmannslehre ab (1889) und begann 1896 seine schriftstellerische Karriere, die ihn über die Zeitschrift Simplicissimus zur Veröffentlichung von Biografien und Romanen führte. Einige der in den 1920er- und 1930er-Jahren erschienenen Romane machten Wassermann dabei weltberühmt. Zuletzt geriet der Jude Wassermann unter den Druck des deutschen Nationalsozialismus. Er starb, verarmt und schwer erkrankt, an einem Schlaganfall im österreichischen Altaussee. II. Von Jakob Wassermann stammt ein reiches literarisches Werk: Melusine (Roman, 1896), Die Juden von Zirndorf (Roman, 1897), Schläfst du, Mutter? (Novelle, 1897), Die Schaffnerin (Novelle, 1898), Die Geschichte der jungen Renate Fuchs (Roman, 1900), Der Moloch (Roman, 1902), Der nie geküsste Mund (Erzählungen, 1903), Die Kunst der Erzählung (Abhandlung, 1904), Alexander in Babylon (Roman, 1905), Engelhart Ratgeber (Roman, 1905), Die Schwestern (Erzählungen, 1906), Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens (Roman, 1908), Die Gefangenen auf der Plassenburg (Erzählung, 1909), Der goldene Spiegel (Novellen, 1911), Geronimo de Aguilar (Erzählung, 1911), Der Mann von vierzig Jahren (Roman, 1913), Das Gänsemännchen (Roman, 1915), Christian Wahnschaffe (Roman, 1919), Die Prinzessin Girnara. Weltspiel und Legende (Schauspiel, 1919), Mein Weg als Deutscher und Jude (Autobiographie, 1921), Imaginäre Brücken (Studien, 1921), Oberlins drei Stufen und Sturreganz (Erzählungen, 1922), Ulrike Woytich (Roman, 1923), Faber oder die verlorenen Jahre (Roman, 1924), Laudin und die Seinen (Roman, 1925), Das Amulett (Novelle, 1926), Der Aufruhr um den Junker Ernst (Novelle, 1926), Das Gold von Caxamalca (Erzählung, 1928), Christoph Columbus (Biografie, 1929), Der Fall Maurizius (Roman, 1928), Etzel Andergast (Roman, 1931), Joseph Kerkhovens dritte Existenz (Roman, 1934).
Aufgeführt seien hier: Wassermann, Jakob (1928), Das Gold von Caxamalca. Erzählung (= RUB 6900), Nachdruck Stuttgart 1971, 62 S., DM 1,10, Nachdruck Stuttgart 1975, 62 S., DM 1,60; Wassermann, Jakob (1928), Der Fall Maurizius. Roman, Gütersloh 1960, 573 S., DM N.N.; Wassermann, Jakob (1931), Etzel Andergast (= dtv 12960), München 42002, 666 S., € 1,20; Wassermann, Jakob (1934), Joseph Kerkhovens dritte Existenz (= dtv 10995), München 1989, 559 S., € 1,-. [Buhlmann, 02.2004, 07.2018, 04.2019]

WAT = Wagenbachs Taschenbuch

Wattenbach, W[ilhelm] (1884), Aus Handschriften der Berliner Bibliothek, in: NA 9 (1884), S.624-630 > Lateinische Literatur > B Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hs. Lat. fol. 226, 229, 231 [08.2018]

WB (= Werdener Beiträge) = Beiträge zur Geschichte des Stifts Werden

WdF = Wege der Forschung

We

Weber, Alwin (2014), Kirchturm entpuppt sich als Fundgrube. Gotteshaus in Hochmössingen schon 1275 dokumentiert, in: Schwarzwälder Hausschatz 2014, S.158-161 > H Hochmössingen

Weber, Dieter [o.J.], Friedrich Barbarossa und Kaiserswerth. Eine Skizze der städtischen Entwicklung Kaiserswerths im 12. Jahrhundert (= Heimatkundliches in und um Kaiserswerth, Nr.12), [Düsseldorf-Kaiserswerth] o.J. > H Heimatkundliches in und um Kaiserswerth

Weber, Ewald (2018), Welt am Abgrund. Wie CO2 unser Leben verändert (= Besondere Wissenschaftliche Reihe), Darmstadt 2018 > U Umweltgeschichte der Moderne

Weber, Georg, Weber, Renate (Hg.) (1985), Luther und Siebenbürgen (= Siebenbürgisches Archiv. Dritte Folge, Bd.19), Köln-Wien 1985 > S Siebenbürgen

Weber, Hermann (1985), Geschichte der DDR (= dtv 4430), München 1985 > D Deutsche Geschichte, 1949-1990

Weber, Max (1923), Die Bauern der Klostergrundherrschaft Tennenbach im Mittelalter, in: ZFGV 37 (1923), S.119-154 > T Tennenbach

Weber, Max (1935/37), Die Rodungen und Besitzungen Tennenbachs auf der Baar, in: ZFGV 46 (1935), S.121-158; 48 (1937), S.88-120 > T Tennenbach

Weber, Reinhard, Mayer, Ines (Hg.), Politische Köpfe aus Südwestdeutschland (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs, Bd.33), Stuttgart 2005 > S Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs

Weber, Reinhold, Wehling, Hans-Georg (2007), Geschichte Baden-Württembergs (= BSR 2601), München 2007 > B Baden-Württemberg

Weber, Stefan (2004), Das Leben des Eberhard von Kumbd. Heidelbergs Anfänge und weibliche Frömmigkeit am Mittelrhein. Neuedition, Übersetzung, Kommentar (= HVLGLK 11), Heidelberg 2004, 309 S., € 4,20 > Lateinische Literatur > V Vita Eberardi de Commeda

Webster, T.B.L. (1960), Von Mykene bis Homer. Anfänge griechischer Literatur und Kunst im Lichte von Linear B, München-Wien 1960 > G Griechische Geschichte, 12.-6. Jahrhundert v.Chr.

Wedekind, Frank, deutscher Schriftsteller: (Benjamin) Frank(lin) Wedekind, geboren am 24. Juli 1864 in Hannover, gestorben am 9. März 1918 in München, brach sein Literatur- bzw. Jurastudium ab und war stattdessen u.a. Sekretär beim Zirkus, Reklamechef (von Maggi), Journalist ("Simplicissimus"), Dramaturg, Schauspieler (in seinen eigenen Stücken), Kabarettist, auch freier Schriftsteller (Zürich, Paris). U.a. auf Grund der in seinen Theaterstücken und Dramen geäußerten Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft geriet Wedekind öfter in Gegensatz zur Staatsmacht (Majestätsbeleidigung und Festungshaft [1899/1900], Aufführungsverbote seiner Stücke). Wedekind entwickelte das deutsche Drama auf emanzipatorische, allegorisch-symbolische Weise und durchaus mit Anwandlungen zur Groteske weiter. U.a. war Wedekind Verfasser von: Wedekind, Frank (1906), Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie, bearb. v. Stefan Rogal (1999) (= EinFach Deutsch), Braunschweig-Paderborn-Darmstadt 162014, 115 S., Abbildungen, € 5,95. [Buhlmann, 01.2021]

Weddige, Hilkert (1996), Mittelhochdeutsch. Eine Einführung (= C.H. Beck Studium), München 1996, München 42001 > M Mittelhochdeutsch

Wedgwood, C.V. (1938), Der Dreißigjährige Krieg (= List 381), München 1971 > D Dreißigjähriger Krieg

Wedgwood, C.V. (1938), Der Dreißigjährige Krieg (= Bastei-Lübbe Geschichte 64020), Bergisch Gladbach 1978 > D Dreißigjähriger Krieg

Wedgwood, C.V. (1938), Der Dreißigjährige Krieg, München-Leipzig 61994 > D Dreißigjähriger Krieg

Weeber, Karl-Wilhelm (1979), Geschichte der Etrusker, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1979 > E Etrusker

Weeber, Karl-Wilhelm (2015), Neues über die alten Römer. Von A bis Aftershave bis Z wie Zocker, Darmstadt 2015, 336 S., Schwarzweißabbildungen, € 19,95. Das Lexikon römisch-antiker Alltagsgeschichte behandelt (durchaus in enger Beziehung zu Aspekten der heutigen westlichen Gesellschaft): Aftershave (im Zusammenhang mit Bartrasur römischer Männer [ab 3. Jahrhundert v.Chr.]); Altersarmut (bei über 60-Jährigen als 10-15% der römischen Bevölkerung); Angeber (in Zusammenhang mit luxuria); Ausziehen, ausziehen! (von Prostituierten beim Fest der Göttin Flora); Behörden der Stadt Rom (aediles, cohortes urbanae, curatores aedium sacrarum et operum locurumque publicorum, curatores alvei Tiberis et riparum et cloacarum, curatores aquarum, curatores locorum publicorum ludicandorum, praefectus annonae, praefectus Urbi, praetoriani, quattuorviri viis Urbe purgandis, vicomagistri, vigiles); (von Schauspielern bezahlte) Beifallklatscher; Bürgerservice in Rom (u.a. betreffend Bauten, Brotpreis, Feuerbekämpfung, Handel, Konzessionen, Kriminalität, Markt, Ordnung und Sicherheit, Polizei, Straßen, Wasserver/entsorgung); Demonstration (Proteste und Politik); Deodorant (und Körpergeruch); Drogen (ohne Verbote: Wein, [Opium]); (Baden vornehmner Römerinnen in) Eselsmilch; Extremsport (Laufen, Schwerathletik); Falschgeld (kriminelle Falschmünzerei von Gold- und Silbermünzen); Familienessen (und Gastmähler); Fanartikel (als "Arenabecher", Öllämpchen mit Bezug auf Gladiatorenkämpfe, Zirkusrennen); Farbe (farbige Kleidung [der Oberschicht], Namen der Zirkusparteien); Fasten (als Medizin, nicht als Gebot); Fluchtafel (zur abergläubischen Verfluchung Missliebiger); Folter (im römischen Rechtssystem); Gefängnis (als "Verwahranstalten" bis zum Rechtsurteil, u.a.: Tullianum [carcer Mamertinus] in Rom); Gerichtsshow (etwa Ciceros bei der Verteidigung Angeklagter); Gewalt gegen Kinder (Prügelstrafe in Familie und Schule); Gift (dessen [kontrollierter] Verkauf bei Einsatz zur Tötung Missliebiger); Gladiatoren (Gladiatorenkämpfe, Tierkämpfe; Spartacus, Hermes, Carcophorus, Crescens, Flamma, [Kaiser] Commodus, Achillia, Amazona); Großstadtprobleme (z.B. im "goldenen Rom": Überbevölkerung, Gedränge, strepitus rotarum und weitere Lärmquellen, Bauspekulation, Einsturz von insulae, Feuer, Überschwemmungen, "dicke Luft", Dreck, Krankheiten); Hahahae (als durchaus vorhandener römischer Humor [römische Geschichtsquellen, humorvoller Cicero]); Henker (und Hinrichtungen Verurteilter); Hexen(aberglaube in der römischen Gesellschaft: schwarze Magie, Gift); Hinrichtungsarten (Todesstrafe bei honestiores und humiliores, Sklaven: Auspeitschen, Enthauptung, Erdrosseln, Kreuzigung, Verbrennen u.a.); Intimrasur (als Abscheren des Haars im Intimbereich und unter den Achseln); Jugend von heute (als Anerkennung des Charakters heranwachsender männlicher Jugendlicher); Jugendclub (als collegium iuvenum und [Kult-] Verein); Jugendgang(s in Rom); Kaugummi (als Mastix von Chios); Kinderarbeit (bei Kindern aus ärmeren Familien, sexuelle Ausbeutung von Kindersklaven); Kulturgeschichte in Zahlen (Ämter, Essen, Weltalter, Fünfkampf, Jahreseinteilung, Kalender, Bezirkseinteilung Roms, Steuern u.a.); Mitsitzer (consessor als Beisitzer vor Gericht, Nebenmann im Gastmahl, Gegenüber in der Latrine usw.); Müllabfuhr (Straßenreinigung und "wilde" Abfallentsorgung [Tiber]); Multikulti (römisches Reich als Vielvölkerstaat; Verhalten gegenüber Fremdem, Vorurteile; urbs und orbis); Nachtleben ("Partyszene", Tavernen, Trinkgelage, Prostitution); Nackbaden (in den Thermen auch als balnea mixta); Namensgebung (bei freien männlichen Bürgern, freigeborenen Frauen, Freigelassenen, Sklaven; cognomina, Kaisernamen); Naturkatastrophen (Erdbeben [Sardes, 17 n.Chr.; Antiochia 365 n.Chr.], Überschwemmungen [Rom, 69 n.Chr.], Vulkanausbrüche [Pompeji, 79 n.Chr.]); Pisspott (als Keramikurinal); Rekorde (Menschen, Luxusartikel, Bauwerke); Sauna (als laconicum, sudatorium); Schauspieler/innen (Quintus Roscius Gallus, Aesopus Clodius, Pylades, Bathyllus, Mnester, Paris, Cytheris, Arbuscula, Licinia Eucharis, Quintilia); Scherbenberg (Müllkippe aus Amphorenscherben bei Rom); Schönheitsideal (forma der Frauen: kleine bis mittelgroße Brüste, wohlproportionierte Schenkel und Po; der Männer: kräftig-muskulöser Körperbau bzw. würdevolles Auftreten); Schulangst (Schulen für Jungen, Mädchen, Sklaven; Erziehungsmethoden, fehlende Pädagogik, Lerninhalte); Sechzigjährige von der Brücke (zu stoßen? -> Senizid, politische Konkurrenz zwischen Jung und Alt oder Erfindung der römischen Komödie?); Selbsthilfe/Selbstjustiz (als Notwehr, bei Ehebruch; Lynchjustiz); Siebenhügelstadt Rom (Aventin, Caelius, Capitol, Esqiulin, Palatin, Quirinal, Viminal); Sonnenbad (vornehme Blässe bei den Frauen, Bräunung bei den Männern); Souvenir (für Reisende im römischen Reich); Spaßmacher (circulatores, scurrae); Staatsanwalt (im römischen Rechtssystem meist der Kläger); Studentenunruhen (im spätantiken römischen Reich verursacht durch Rhetorikschüler); Tätowierung (als Zwangskennzeichnung von Sklaven, Flüchtigen, Soldaten und Verbrechern); Tiberbrücken in Rom (Pons Fabricius, Pons Aelius, Pons Aemilianus, Pons Cestius, Pons Milvius); Tiere in der Großstadt (Haustiere [Hunde], Nutz- und Zugtiere, Arenatiere); Trauerkleidung (lugubria); Traumurlaub (zu Schiff [Schiffbruch, Piraterie], zu Land; Griechenland und Ägypten als Ziele von Bildungsreisen); (fehlende) Unterwäsche (unter der Toga bzw. Tunica); Vegetarier (Zwangsvegetarismus der ärmeren Bevölkerungsschichten, "ideologisches Vegetariertum" [u.a. zeitweise des Seneca]); Verhütungsmittel (Pessare, Magie, [coitus interruptus], Abtreibung als Aufgabe der betroffenen Frauen); Verkehrsregeln (Tagesfahrverbot in Rom, "Recht des Stärkeren"); Voodoo-Puppe (Fluchpuppen als Teil magischen Vorgehens); Waffenbesitz (Waffenverbot innerhalb des römischen Pomeriums; Waffen auf Reisen und für die Jagd); Wagenlenker (Pompeius Musclosus, M. Aurelius Liber, Flavius Scorpus, Pontius Epaphroditus, C. Appuleius Diocles, P. Aelius Gutta Calpurnianus, Avillius Teres, Comminus und Venustus); Wellness (relaxare = sich erholen -> Badeanstalten, Thermen [caldarium, frigidarium -> balneatores, unctores -> voluptas per aquam]); Wildpinkeln (in der Stadt, auf Friedhöfen und dessen Verbot); Zebrastreifen (als städtische Fußgängerüberwege zur Einhegung von Fuhrwerken); Zocker (illegales Würfelspiel, Verbot von Spielen um Geld, gezinkte Würfel). [Buhlmann, 02.2022]

Weech, Friedrich von (1882), Der Rotulus Sanpetrinus nach dem Original im Großh. General-Landesarchiv zu Karlsruhe, in: FDA 15 (1882), S.133-184 > S St. Peter im Schwarzwald

Weeks, Kent (1998), Ramses II. Das Totenhaus der Söhne. Die sensationelle Ausgrabung im Tal der Könige, München 1999 > R Ramses II.

Wefers, Sabine (1989), Das politische System Kaiser Sigmunds (= Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz. Abteilung für Universalgeschichte, Bd.138 = Beiträge zur Sozial- und Verfassungsgeschichte des Alten Reichs, Nr.10), Stuttgart 1989 > S Sigismund

Wegerhoff, Erik (2012), Das Kolosseum. Bewundert, bewohnt, ramponiert, Berlin 2012, 237 S., Schwarzweißabbildungen, € 24,90. Das amphitheatrum der flavischen Kaiser (Vespasian [69-79], Titus [79-81] und Domitian [?, 81-96]), erbaut auf dem durch den Brand Roms von 64 n.Chr. frei gewordenen Gelände der Gartenanlage der domus aurea Kaiser Neros (54-68), versinnbildlichte in der Antike als "architektonischer Kosmos" das Zusammengehen von Kaiser (Herrschaft) und Volk (Rom als urbs und imperium, Identifizierung des Amphitheaters mit dem römischen Volk [Cassius Dio, Beda Venerabilis]) auf den Rängen gegen die (rechtlichen, geografischen) Grenzbereiche der römischen Welt in der Arena (Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen, Hinrichtungen). Nach der Spätantike und dem Ende römisch-imperialer Staatlichkeit wurden sich Antike und Amphitheater auf verschiedene Weise angeeignet: als (Teil eines) borgo um die Kirche S. Maria Nova innerhalb des römischen abitato des frühen Mittelalters, als prestigeträchtige Festung und herrschaftlicher Wohnsitz des römischen Adelsgeschlechts der Frangipane vom endenden 11. bis endenden 13. Jahrhundert (palatium am Kolosseum, Name "Kolosseum" [erstmals 1130, Teile einer Kolossalstatue am Lateran]) und der Annibaldi im späten Mittelalter (Übergang des Kolosseums auf die Annibaldi 1244/68), als Ort des Todes frühchristlicher Märtyrer im Zeitalter der Gegenreformation (Salvator- und Gonfalonebruderschaft [Kapelle, Aufführungen, Karfreitagsprozession], Rom als Zentrum der Christenheit, Märtyrer Ignatius, Planung eines Kirchenbaus im Kolosseum durch Carlo Fontana [ca.1708]), als Ruinenlandschaft und Reiseziel innerhalb der "Grand Tour" und des Tourismus seit dem 18. Jahrhundert ("Entdeckung der Ruine" [Pflanzenbewuchs, Kolosseum bei Nacht], Landschaftsbilder, Antikenphantasien), als durch die Archäologie entzaubertes, auf den Ursprungszustand einer vermeintlichen Antike reduziertes Monument ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Das Kolosseum heute ist also auf die Antike reduziert, es fehlen weitgehend (Karfreitagsprozession des Papstes) die späteren Zeitschichten der unterschiedlichen Aneignungen der Antike durch Mittelalter und Neuzeit. [Buhlmann, 11.2013]

Wehling, Hans-Georg (Hg.) (1992), Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Entstehung - Entwicklung - Probleme (= Kohlhammer Tb 1098), Stuttgart-Berlin-Köln 1992 > S Sowjetische Geschichte

Wehling, Hans-Georg, Hauser-Hauswirth, Angelika, Sepaintner, Fred Ludwig (Hg.) (2002), Baden-Württemberg. Vielfalt und Stärke der Regionen, Leinfelden-Echterdingen 2002 > B Baden-Württemberg

Weidenfeld, Werner (Hg.) (2002), Europa-Handbuch (= bpb Schriftenreihe, Bd.373), Bonn 2002 > E Europäische Union

Weidenhaupt, Hugo (1954), Das Kanonissenstift Gerresheim 870-1400, in: DJb 46 (1954), S.1-120 > G Gerresheim

Weidenhaupt, Hugo (Hg.) (1970), Gerresheim 870-1970. Beiträge zur Orts- und Kunstgeschichte, Düsseldorf 1970 > G Gerresheim

Weidenhaupt, Hugo [o.J.], Kaiserswerth in der Biedermeierzeit. Die Amtszeit des Bürgermeisters Johann Joseph Rottlaender (1833-1852) (= Heimatkundliches in und um Kaiserswerth, Nr.9), [Düsseldorf-Kaiserswerth] o.J. > H Heimatkundliches in und um Kaiserswerth

Weidenhaupt, Hugo (Bearb.) (1994), Gerresheim (= RS 59), Köln-Bonn 1994 > G Gerresheim

Weidermann, Volker (2017), Träumer. Als die Dichter die Macht übernahmen, Köln 22018 > D Deutsche Geschichte, 1918/19-1933

Weiers, Michael (Hg.) (1986), Die Mongolen. Beiträge zu ihrer Geschichte und Kultur, Darmstadt 1986 > M Mongolische Geschichte

Weiers, Michael, Geschichte der Mongolen (= Urban Tb 603), Stuttgart 2004 > M Mongolische Geschichte

Weigel, Helmut (1957/59), Zur Organisation des karolingischen Reichsgutes zwischen Rhein, Main und Sieg. Rekonstruktionsversuche mit Hilfe von Ortsnamen, Patrozinien, Reihengräbern und Altstraßen, Tl.I, in: NassAnn 68 (1957), S.1-32; Tl.II, in: NassAnn 69 (1958), S.31-66, Tl.III, in: NassAnn 70 (1959), S.22-40 > R Reichsgut

Weigel, Helmut (1960), Studien zur Verfassung und Verwaltung des Grundbesitzes des Frauenstiftes Essen (852-1803) (= EB 76), Essen 1960, 312 S., 5 Karten, DM 20,-. Die mittelalterliche und frühneuzeitliche Grundherrschaft der Frauengemeinschaft Essen wird erstmals strukturell mit den Vogteirollen des Grafen Friedrich von Isenberg (vor 1220, um 1220) erkennbar sowie im Essener Kettenbuch (1408/12). Die Grundherrschaft des Essener Frauenstifts verfügte über Großgrundbesitz in der näheren und weiteren Umgebung um Essen ([Hofverband:] Viehof, Eickenscheidt, Richrath, Nienhausen, Ehrenzell), aber auch über Besitz an Nieder- (Beeck, Pfaffendorf) und Mittelrhein (Weingüter [Godesberg, Ahrweiler, Königswinter], "Ländchen Breisig"), in Friesland (Olst, Archem, Irthe), Westfalen (Huckarde, Brechten, Brockhausen, Ringeldorf, Brockhof) und Hessen (Fronhausen). Die Grundherrschaft unterlag in den Jahrhunderten ihrer Existenz vielfältigen Wandlungen (Abtei- und Konvents-/Kapitel-/Propsteigut [10. Jahrhundert und später], klassische -> ["neuere"] Rentengrundherrschaft, Umorganisation der Hofverbände). Der "Herrschaft über Land und Leute" entsprachen das Essener Hofrecht, das Huckarder Hofgericht, die rheinischen bzw. niederländischen Weistümer (14./15. Jahrhundert und später). Die rechtliche Ausgestaltung der Grundherrschaft wird ebenfalls erkennbar an den Leiheformen des Grundbesitzes (freie Erbleihe, Kurmed-, Erbzinsgüter, Behandigung, Landsiedelrecht) und an den Abhängigkeitsverhältnissen (Hörigkeit, Eigenleute). Zur Grundherrschaft gehörten eine zentrale und eine lokale Verwaltung des Grundbesitzes (Kanzlei, Buchführung [spätes Mittelalter]; Hobs- und Behandigungskammer [als "Behörde", frühe Neuzeit], Präsenzgelder). Im 13. Jahrhundert verdichtete sich die Grundherrschaft um Essen zur landesherrlichen Grundherrschaft und Landesherrschaft der Essener (Fürst-) Äbtissin (Borbeck, Ehrenzell; Hoheitsrechte, Lehngelder, Steuern). [Buhlmann, 08.2012]

Weilandt, Gerhard (1987), Wer stiftete den Hitda-Codex (Darmstadt, Hess. Landes- und Hochschulbibliothek, Cod. 1640)? Ein Beitrag zur Entwicklung der ottonischen Kölner Buchmalerei, in: AHVN 190 (1987), S.49-83. Zu unterscheiden sind zwei Kodizes. Im Darmstädter Hitda-Codex widmet Äbtissin "Hitda" in einem ganzseitigen Dedikationsbild der heiligen Walburga das Evangeliar, ein wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts aufgeschriebenes "Schatzverzeichnis" erwähnt weitere Schenkungen der Ida nach Meschede, u.a. eine tragbare goldene Marienstatue, Kleider und Kirchengerät. Ein auf die Zeit um 1500 zu datierender Eintrag weist die Handschrift der Frauengemeinschaft im Sauerland zu. Der Kodex befand sich noch im 18. Jahrhundert in Meschede und gelangte von dort zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Wedinghausen und schließlich nach Darmstadt. Dem Darmstädter Hitda-Kodex steht ein wohl von der gleichen Stifterin der Frauengemeinschaft Gerresheim geschenktes Evangeliar von 1030/40 zur Seite, das (auch) "Hidda-Kodex" genannt wird (Katholische Pfarrei St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim, Kodex ohne Signatur). Der Gerresheimer Hidda-Kodex hat einen Umfang von 272 Pergamentblättern bei einem Format von 27,2 cm auf 20,0 cm. Geschrieben einspaltig in karolingischer Minuskel, geschützt von einem Eichenholzdeckel, ist der Kodex ebenfalls ein Evangeliar. Zwischen Markus- und Lukasevangelium befindet sich der Eintrag einer Schenkung der Essener Äbtissin Theophanu (1039-1058), so dass der Kodex auf jeden Fall vor 1058 entstanden sein muss. Weitere Eintragungen stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert besaß der Gerresheimer Kanoniker Johannes Laer die Handschrift und schenkte sie dem Jesuitenkolleg in Düsseldorf. Der in der Kölner Malerschule der Ottonen- und frühen Salierzeit angefertigte Kodex enthält die Bilder der Evangelisten, vor dem Kreuzigungsbild ist die Widmung der Äbtissin "Hidda" (wohl als Ida zu interpretieren) in goldenen Buchstaben eingetragen: Hidda übergibt das Evangeliar Gott und dem heiligen Hippolyt. (Hidda, Hitda oder) Ida, geboren zu Anfang des 11. Jahrhunderts, gestorben im Jahr 1060, war eine Enkelin Kaiser Ottos II. (973-983) und Mitglied in der Familie der ezzonischen Pfalzgrafen. Ida wurde in der Frauengemeinschaft Gandersheim erzogen, kehrte nach Streitigkeiten dorthin zurück und wurde dort irgendwann 1031/38 Nachfolgerin der Äbtissin Reinburga. Zu einem ebenfalls unbekannten Zeitpunkt übernahm sie zusätzlich die Leitung des Kölner Klosters St. Maria im Kapitol. Wie ihre Schwester Theophanu in Essen und Gerresheim hatte Ida wahrscheinlich beide Würden gleichzeitig inne. Im Rahmen einer "ezzonischen Kulturpolitik" (Herrschaftsrepräsentation und Machtausbau der Ezzonen), unterstützt von ihrem Bruder, Erzbischof Hermann II. von Köln (1036-1056), stiftete Ida (vielleicht?) die zwei nach ihr genannten Kodizes nach Meschede und Gerresheim, den Hitda-Codex bzw. Hidda-Codex. Zum Darmstädter Hitda-Codex vgl. noch: Winterer, Christoph (2010), Das Evangeliar der Äbtissin Hitda. Eine ottonische Prachthandschrift aus Köln. Miniaturen, Bilder und Zierseiten aus der Handschrift 1640 der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Darmstadt 2010, 128 S., € 49,90, Abbildungen, Faksimiles auch in Farbe. > Lateinische Literatur > H Hidda-Codex, > H Hitda-Codex. [Buhlmann, 06.2006, 09.2010]

(Villingen-Schwenningen-) Weilersbach, Ort auf der Baar: Die schriftliche Überlieferung zu Weilersbach setzt früh mit zwei Urkunden des Klosters St. Gallen von 763/67 und 817 ein. Der Ortsname "Weilersbach" enthält als -bach-Name eine geografische Bezeichnung, einen Gewässernamen als Grundwort; das Bestimmungswort Wilhari wird mit einem Personennamen in Verbindung gebracht, der somit patronymische Ortsname hat die Bedeutung "Bach des Wilher" und verweist mindestens der Karolingerzeit, wahrscheinlich sogar noch früher in die Merowingerzeit (6./7. Jahrhundert). Erst gegen Ende des 11. Jahrhunderts tritt Weilersbach in den Geschichtsquellen wieder in Erscheinung. Die St. Galler Überlieferung nennt zu 1094 einen Alker de Wilerspach, die Überlieferung des Klosters St. Georgen im Schwarzwald spricht zu 1095 ebenfalls vom "Freien Alker von Weilersbach" und zu 1139 vom "Freien Hildebold von Weilersbach". Alker und Hildebald waren Mitglieder des Weilersbacher Ortsadels, der hier wohl auch über eine Burganlage verfügte (Flurname "Auf der Burg") und noch mehrfach im 14. und 15. Jahrhundert bezeugt ist (1360, 1413, 1489). Im späten Mittelalter gehörte das Dorf Weilersbach zeitweise der Patrizierfamilie Boll aus Rottweil bzw. Villingen; 1472 verpfändete Verena Boll ihr Dorf, das 1509 schließlich an die Rottweiler Gotteshausbruderschaft und mithin an die Stadt Rottweil gelangte. In der frühen Neuzeit war das Dorf Rottweiler Gebiet (niedere Gerichtsbarkeit), Teile der Gemarkung gehörten zu Villingen (Hüfinger Vertrag 1562). Zudem besaßen die Grafen von Fürstenberg in Weilersbach zwei Meierhöfe und zeitweise den Kirchenzehnten (1493 erworben, 1506 verliehen), weiter das Patronatsrecht an der Weilersbacher Kirche. Letztere wird erst im ausgehenden Mittelalter in den Geschichtsquellen fassbar; ob das Hilariuspatrozinium des Gotteshauses ins frühe Mittelalter verweist, ist unklar.
Zu Weilersbach s.: Buhlmann, Michael (2016), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Weilersbach im frühen Mittelalter (= VA 75), Essen 2016, 60 S., € 4,-; Hauger, Johann (1964), 1200 Jahre Geschichte des Dorfes Weilersbach 764-1964, [Weilersbach] [1964], 217 S., Schwarzweißabbildungen, DM N.N. [Buhlmann, 02.2016]

Weinacht, Paul-Ludwig, Mayer, Tilman (1982), Ursprung und Entfaltung christlicher Demokratie in Südbaden. Eine Chronik 1945-1981, hg. v. Bezirksverband der CDU Südbaden, Freiburg i.Br., Sigmaringen 1982 > B Baden

Weiner, Tim (2007), CIA. Die ganze Geschichte (= Fischer Tb 17865), Frankfurt a.M. 2009 > U US-amerikanische Geschichte

Weinfurter, Stefan (Hg.) (1991), Die Salier und das Reich, Sigmaringen 1991 > S Salier

Weinfurter, Stefan (1999), Heinrich II. (1002-1024). Herrscher am Ende der Zeiten, Regensburg 1999 > H Heinrich II.

Weinfurter, Stefan (2006), Canossa. Die Entzauberung der Welt, München 2006 > I Investiturstreit

Weinfurter, Stefan (2008), Das Reich im Mittelalter. Kleine deutsche Geschichte von 500 bis 1500, München 2008, 320 S., Schwarzweißabbildungen, 8 Karten, 8 Stammtafeln, € 15,90. Das fränkisch-ostfränkisch-deutsche Reich umfasste für das frühe und hohe Mittelalter die Königsdynastien der Merowinger (482-751), Karolinger (751/843-911), Ottonen (919-1024), Salier (1024-1125) und Staufer (1138-1254). Das frühe Mittelalter (6.-11. Jahrhundert) ist die Epoche des Frankenreichs der Merowinger und Karolinger (Reich Kaiser Karls des Großen [768-804]), des Reichsverfalls im 9. und der Bildung u.a. des deutschen Reiches im 10. und 11. Jahrhundert. Das hohe Mittelalter (11.-13. Jahrhundert) schließt die Umbruchszeit des 11./12. Jahrhunderts mit ein; es ist die Zeit des Investiturstreits und der sich entwickelnden Geldwirtschaft, der Entstehung der mittelalterlichen Stadt. Das Ende des staufischen Königtums und das daran anschließende Interregnum (1256-1273) stehen am Beginn des späten Mittelalters (13.-15./16. Jahrhundert), der Zeit der Territorien, Städte und der wirtschaftlichen Intensivierung. Bruch- und Nahtstellen in der Abfolge "deutscher" Geschichte im Mittelalter sind: der Übergang vom Franken- und Ostfrankenreich zum deutschen Reich (Entstehung des deutschen Reiches [regnum Teutonicum], Kaisertum, 9.-11. Jahrhundert); Investiturstreit, Säkularisierung der Gesellschaft, Herrschaftswandel (11.-12. Jahrhundert); Lehnswesen, Geldwirtschaft, Städtewesen (12.-13. Jahrhundert); Territorien, Wahlkönigtum, Konzilien, Reichsreform (13.-15. Jahrhundert). [Buhlmann, 08.2012]

Weinfurter, Stefan (2013), Karl der Große. Der heilige Barbar, München-Zürich 2013 > K Karl der Große

Weinstein, Miriam (2001), Jiddisch. Eine Sprache reist um die Welt, Berlin 2003, 351 S., € 22,90. Die Anfänge des Jiddischen, einer Sprache aschkenasischer Juden, liegen im 10. Jahrhundert in Mitteleuropa. Im Spätmittelalter war Jiddisch die Sprache der westeuropäischen Juden (Wormser Machsor 1272), später verlagerte es sich in das osteuropäische Schtetl. Untrennbar mit der jüdischen Kultur in Europa verbunden war Jiddisch als lebendige Sprache auch in der Neuzeit; durch jüdische Auswanderung etWa nach Amerika verbreitete sich das Jiddische weltweit. Der nationalsozialistische Holocaust an den Juden (1933/45) stellte auch für das Jiddische eine Zäsur dar. [Buhlmann, 04.2023]

Weischedel, Wilhelm (1966), Die philosophische Hintertreppe. 34 große Philosophen im Alltag und Denken, München 191998 > P Philosophie

Weischedel, Wilhelm (1966/73), Die philosophische Hintertreppe. Die großen Philosophen im Alltag und Denken (= dtv 8563), München 2001 > P Philosophie

Weise, Wilhelm (2004), Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas (= SH 38), Düsseldorf 2004, 315 S., € 24,80. Das Wort curia (domus) für "Hof, Haus" hatte im hohen Mittelalter eine räümliche (Gebäude, Wohnsitz, Aufenthaltsort), personale (Gemeinschaft und [wirtschaftliche] Organisiertheit der sich dort Aufhaltenden [familia, Personenverband]) und herrschaftliche Bedeutung (zuzuordnender Besitz, zuzuordnende Herrschaftsrechte [res familiares]). Dies galt insbesondere für den Hof der Erzbischöfe von Köln in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, damals wohl der größte fürstliche Hof in Deutschland. Zu unterscheiden sind ein Kernhof (aus [fast] ständig anwesenden Personen) vom Außenhof und Regionalhof (mit wechselnder, auch regional verorteter Besetzung), die famlia maior (Kleriker, Ministeriale) von der familia minor (übrige Dienstleute) als Teil der fürstlichen Hausgenossenschaft. Dem Hof der Kölner Erzbischöfe gehörten an: der Erzbischof selbst (Arnold II. von Wied [1151-1156], Friedrich II. von Berg [1156-1158], Rainald von Dassel [1159-1167], Philipp von Heinsberg [1167-1191]), die Ministerialität (Kölner Dienstrechte [1159/67, 1167/91], Kölner Hofdienst [1151/56, Versorung des Hofes, Tafelgüter]), Kölner Priorenkolleg ([unter Einschluss der vier Archidiakone und teilweisem Einschluss des Domkapitels] Dompropst, Domdekan, Propst von St. Gereon, Propst von Bonn, Propst von Xanten, Äbte der erzbischöflichen Klöster, Pröpste und Dekane der Kölner Stiftskirchen, weitere Dignitäre des Domkapitels), Vasallen des Kölner Lehnhofs (Grafen von Ahr, Altena, Arnsberg, Berg, Geldern, Hochstaden, Jülich, Kleve, Ravensberg, Saffenberg, Sayn, Wied, Herzöge von Limburg <- rheinischer [1151] und westfälischer Dukat [1180] der Erzbischöfe), Hofkapelle/-kanzlei (Urkundenausstellung, erzbischöfliche Besiegelung). Der Hof konstituierte sich durchaus repräsentativ (Herrschaftsrepräsentation) in der kirchlichen Form von Provinzialyynode und Send, in der Form von nichtkanonischen Hoftagen und von Hoftagen an kirchlichen Feiertagen, fand in Köln (Altes/Neues Palais, Abteien St. Pantaleon und St. Martin als öffentliche/private Residenzen), in den erzbischöflichen Pfalzen (Andernach, Bonn, Neuss, Soest, Xanten) und auf Reisen (Rheinschifffahrt, Reisen zu Pferd über Land; Urkundentätigkeit). Herrschaftlicher Repräsentation entsprechend stellte sich der Hof als kulturelles Zentrum dar (Dichtkunst [Archipoeta Rudolf], ritterliche Hofkultur [Symbolik und Ritual]). [Buhlmann, 08.2012]

Weisheipl, James A. (1980), Albertus Magnus and the sciences. Commemorative essays 1980, Toronto 1980 > A Albertus Magnus

Weiss, Dieter J. (2005), Katholische Reform und Gegenreformation. Ein Überblick, Darmstadt 2005, 216 S., € 4,95. Katholische Reform ist die innere Erneuerung der katholischen Kirche, Gegenreformation die katholische Abwehr und Zurückdrängung reformatorischer Entwicklungen im Zeitalter des Konfessionalismus vom Beginn der frühen Neuzeit bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Aufbauend auf spätmittelalterlichen Reformansätzen in Mittel-, West- und Südeuropa (katholische Erneuerung in Spanien, Reformkonzilien in Kirche und römisch-deutschen Reich, Laienfrömmigkeit und devotio moderna, christlicher Humanismus), blieb der Katholizismus bis zum Augsburger Religionsfrieden (1555) zunächst in der Defensive gegenüber der protestantischen Refomation in Reich, West- und Nordeuropa. Erst das Konzil von Trient (Sitzungsperioden von 1545-1547, 1551/52 und 1562/63) ebnete den Weg zu katholischer Reform und Gegenreformation. Ein Höhepunkt der Reformtätigkeit kann dabei unter den Päpsten Pius V. (1566-1572), Gregor XIII. (1572-1585), Sixtus V. (1585-1590) und Clemens VIII. (1592-1605) festgestellt werden, während seit Paul V. (1605-1621) ein päpstlicher Absolutismus (im Kirchenstaat) erkennbar wird. Katholische Reform machte sich im Ordenswesen (Jesuiten, Kapuziner, Neugründungen von Frauen- und Männergemeinschaften, Reform der Bettel- und Prälatenorden) bemerkbar, Gegenreformation in der Wiedergewinnung katholischer Positionen (Rekatholisierung) am Niederrhein (Kölner Krieg), im deutschen Südwesten, in den habsburgischen Territorien, aber auch im Zuge von Dreißigjährigen Krieg und Restitutionsedikt (1629) in Böhmen oder Norddeutschland. Das katholische Bayern war dabei ein Bollwerk der Gegenreformation. Die Umsetzung der Reform erfolgte durch Persönlichkeiten (Teresa von Ávila, Karl Borromäus, Franz von Sales, Vinzen von Paul) und durch die Schaffung kirchlicher Eingriffsmöglichkeiten (Visitationen, Congregatio Germanica, Nuntiaturen, Jesuiten, Priesterausbildung, katholische Universitäten). Neben den tridentinischen Reformen gab es untridentische Reformen, neben der protestantischen und katholischen Konfession gab es konfessionelle Mischformen im römisch-deutschen Reich. Katholische Reform und Gegenreformation mündeten ein in die Kontinente (Asien, Amerika) überspannende katholische Weltmission und in den von der Frömmigkeit von Geistlichen und Laien geprägten Barockkatholizismus (Betonung der Sakramente, Eucharistieverehrung, Marienkult, Herz-Jesu-Verehrung, Heiligenverehrung, Prozessionen und Wallfahrten, Mystik, Katechese und Predigt). [Buhlmann, 03.2013]

Weißenau, Prämonstratenserkloster: Südlich von Ravensburg entstand auf Initiative des welfischen Ministerialen Gebizo im Jahr 1145 das Prämonstratenserkloster Weißenau. Bis 1166 war Weißenau ein Doppelkloster, dann siedelten die Nonnen ins benachbarte Weisental um, wo der Konvent wohl im Verlauf der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu bestehen aufhörte. Die Prämonstratenser in Weißenau befanden sich politisch im Fahrwasser der staufischen Könige (u.a. Bewachung der Reichsinsignien auf der benachbarten Waldburg 1220-1224), nach dem Ende der staufischen Dynastie kamen wieder Beziehungen zu den deutschen Herrschern zustande, als König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) Weißenau eine Heilig-Blut-Reliquie schenkte. Dem Kloster gelang in der Folgezeit der Ausbau eines kleinen Territoriums. Auch nach der Reformation blieb die Männergemeinschaft - im Gegensatz zur unmittelbar benachbarten Reichsstadt Ravensburg - katholisch. 1802 ist die Abtei aufgehoben worden, die barocke Klosteranlage aus dem 18. Jahrhundert dient heute als psychiatrische Klinik.
Zu Weißenau s.: Weißenau. 850 Jahre Prämonstratenserabtei 1145-1995, hg. v. Helmut Binder (1995), Sigmaringen 1995, 579 S., Abbildungen, Karten, DM 48,-. [Buhlmann, 03.2009]

Weissensteiner, Friedrich (1982), Die rote Erzherzogin. Das ungewöhnliche Leben der Elisabeth Marie, Tochter des Kronprinzen Rudolf (= Piper Tb 4538), München-Berlin 102016, 239 S., Schwarzweißabbildungen, € 11,-. Erzherzogin Elisabeth Marie ("Erzsi") von Österreich (*1883-†1963) war die Tochter des habsburgischen Kronprinzen Rudolf (†1889) und wurde nach dessen Selbstmord von ihrem Großvater, Kaiser Franz Joseph (1848-1916), als dessen "Lieblingsenkelin" erzogen. Die eigenwillige Elisabeth Marie setzte ihre Ehe mit Fürst Otto zu Windisch-Graetz (*1873-†1952) gegen den Widerstand ihrer Familie durch (Heirat 1902, vier Kinder, Kauf des Schlosses Schönau 1911, Untreue der Ehepartner, Sorgerechtsstreit, Scheidung 1924/48). Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) entwickelte sich die Kaiserenkelin zu einer "roten Erzherzogin", zu einer Sozialdemokratin und Anhängerin des Sozialismus (karitative Tätigkeiten, Beitritt zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1925, Frauenpolitik). Den sozialdemokratischen Politiker Leopold Petznek (*1881-†1956) lernte Elisabeth Windisch-Graetz 1921 kennen; er war der Lebensgefährte (Kauf der Windisch-Graetz-Villa 1929), den sie nach der überstandenen Zeit des Nationalsozialismus (1938-1945; zeitweise Inhaftierung Petzneks in Dachau) heiratete (1948). Die letzten Jahre Elisabeths waren von einer schweren rheumatischen Krankheit geprägt (Rückzug aus der Öffentlichkeit, Freundschaft mit dem Sozialdemokraten Bruno Kreisky). [Buhlmann, 06.2021]

Weissensteiner, Friedrich (2000), Habsburgerinnen auf fremden Thronen, Wien 2000 > H Habsburger

Weizsäcker, C. Christian von (1999), Logik der Globalisierung (= Kleine Reihe V&R 4010), Göttingen 32003 > G Globalisierung

Weizsäcker, Carl Friedrich von (1981), Der bedrohte Friede. Politische Aufsätze 1945-1981 (= dtv 10182), München 1983 > K Kalter Krieg

Weizsäcker, Ernst Ulrich von (1990), Erdpolitik. Ökologische Realpolitik an der Schwelle zum Jahrhundert der Umwelt, Darmstadt 1990, (= WB-Forum 75), Darmstadt 31992 > U Umweltgeschichte der Moderne

Weizsäcker, Ernst Ulrich von, Hargroves, Karlson, Smith, Michael (2009), Faktor Fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum, München 2010 > U Umweltgeschichte der Moderne

Wellas, Michael B. (1983), Griechisches aus dem Umkreis Kaiser Friedrichs II. (= MBMRF 33), München 1983, XIII, 170 S., € 4,80. Im Umfeld von sizilischem (Groß-) Hof und Kaisertum Kaiser Friedrichs II. (1198/1212-1250) und vor dem Hintergrund des hochmittelalterlichen Griechentums im ehemaligen Normannenreich (griechische Kirche und Bistümer, griechische Klöster) lässt sich Griechisches bei Urkundenausstellung und Briefen der kaiserlichen Kanzlei (griechische Mitglieder innerhalb der Kanzlei [Johannes von Otranto, Nicolaus de Geracio], Bestätigung griechischer Vorurkunden, Briefe an den Kaiser von Nikaia und Kaiserideologie), an Hand einer griechischen Version der Konstitutionen von Melfi (1231) sowie in Bezug auf die italogriechische Dichtung des Johannes von Otranto und des Georg von Gallipoli (Parma-Dichtung, Romideologie und Papstfrage bei Georg von Gallipoli, "Verabschiedungsgedicht" des Georg von Gallipoli für einen geplanten Staatsbesuch Kaiser Johannes III. von Nikaia [1222-1254]) ausmachen. Inwieweit der Kaiser selbst des Griechischen mächtig war, bleibt auf Grund der Quellenlage unklar. Immerhin ist eine "griechische Bibliothek" Friedrichs II. nachweisbar (mindestens 33 griechische Codices), die 1266 als Kriegsbeute an (König) Karl von Anjou (1266-1282) kam und der päpstlichen Bibliothek geschenkt wurde. Im sizilischen Königreich betrieb Friedrich darüber hinaus eine weitgehend den Italogriechen freundlich gesonnene Innenpolitik, wobei aber der in der Normannenzeit begonnenen Latinisierungsprozess auch durch die kulturelle Hinwendung des Kaisers zum katholischen Abendland weiter voranschritt. Italogriechisches sollte dann noch in Resten in der Kirchenorganisation bis ins 16. Jahrhundert bestehen bleiben. [Buhlmann, 03.2013]

Wellmann, Karl-Heinz, Thimm, Utz (Hg.) (2006), Warum ist es nachts dunkel? Was wir vom Weltall wirklich wissen, Stuttgart 2006 > A Astronomie

Die Welt. Atlas international, Ostfildern 2001 > A Atlas, geografischer Atlas

Weltatlas (= humboldt taschenbücher 227), München 1974 > A Atlas, geografischer Atlas

Weltatlas. Illustriertes Portrait der Kontinente, Ostfildern 2001 > A Atlas, geografischer Atlas

Weltatlas & Länderlexikon, hg. v. Patrick Hesp, Tom McKnight, Bruce Thom, William Wonders, [Potsdam] 2008 > A Atlas, geografischer Atlas

Weltbild Weltgeschichte ist ein unveränderter Nachdruck der Fischer Weltgeschichte mit gleicher Bandeinteilung.
Zur Weltbild Weltgeschichte gehören: WW 21: Séjourné, Laurette (Hg.) (1971), Altamerikanische Kulturen, Nachdruck Augsburg 1998, 375 S., DM N.N.; WW 30: Adams, Willi Paul (Hg.) (1977), Die Vereinigten Staaten von Amerika, Nachdruck Augsburg 1998, 532 S., DM N.N. [Buhlmann, 02.2020]

Weltgeografie als (nicht nur geografische, sondern auch historische) Grundlage von Weltgeschichte vermittelt - meist mit einem Schwerpunkt auf das moderne Zeitalter - u.a.: Alle Länder unserer Welt. Lexikon der Staaten, Städte und Landschaften, hg. v. Peter Göbel (1989), Zürich-Wien 1989, 736 S., Abbildungen, Karten, DM N.N., Zürich-Wien 51995, 744 S., Abbildungen, Karten, DM N.N.; Bateman, Graham, Egan, Victoria (Hg.) (1993), Illustriertes Länderlexikon. Umwelt, Wirtschaft, Kultur, Politik, 1997, Nachdruck Augsburg 1999, 512 S., Farbfotos, Karten, DM 29,80; Der Fischer Weltalmanach: '84: Zahlen. Daten. Fakten, hg. v. Günther Michler u. Reinhard Paesler (1983), Frankfurt a.M. 1983, 576 Sp., Karten, DM N.N., '93: Zahlen. Daten. Fakten, hg. v. Mario von Baratta (1992), Frankfurt a.M. 1992, 1151 Sp., Farbtafeln, Karten, DM 18,90; Genzmer, Herbert, Schütz, Christian ([2007]), Fragen & Antworten: Länder & Kontinente. Die 194 Länder der sieben Kontinente der Erde, Bath [2007], 320 S., € 9,95; Goldsack, Gaby (Hg.) (2005), Flaggen der Welt, [Bath] 2005, 45 S., Farbabbildungen, Karten, € 3,95; Harenbergs Weltreport. Länder, Städte, Reiseziele, hg. v. Ewald Gläßler u.a. (1990), Bd.1: A-G, Bd.2: H-O, Bd.3: P-Z, Dortmund 1990, zus. 2048 S., Farbabbildungen, Karten, Pläne, DM 248,-; Lloyd, Julie ([2007]), Das Wetter. Klima, Meterologie, Naturgewalten, Bath [2007], 320 S., Farbfotos, Karten, € 9,95 (u.a. mit dem Kapitel "Das Wetter in Geschichte und Kultur"); Der Neue Fischer Weltalmanach: 2018: Zahlen. Daten. Fakten, hg. v. Christin Löchel u.a. (2017), Frankfurt a.M. 2017, 736 S., Farbabbildungen, Karten, € 22,-; 2019: Zahlen. Daten. Fakten, hg. v. Christin Löchel u.a. (2018), Frankfurt a.M. 2018, 736 S., Farbabbildungen, Karten, € 24,-; Zeller, Alfred P. (Hg.) (1985), Das neue große Länderlexikon (in Farbe), Weinheim 1985, 736 S., Farbabbildungen, geografische, historische Karten, DM N.N. [Buhlmann, 12.2018, 09.-10.2020, 02.-03.2021, 06.2021, 02.2023, 01.2024]

Weltgeschichte als Globalgeschichte, betreffend alle menschliche Kulturen und Zeitepochen: I. Weltgeschichte oder moderner: Globalgeschichte gründet in Europa und Nordamerika insbesondere auch auf den Welt- und Universalgeschichten des 19. und 20. Jahrhunderts, resultierend z.B. aus den Erfahrungen westlich-europäischer Kultur mit Kolonialismus und Imperialismus, aber auch aus den Erfahrungen im Zuge der Globalisierung von Weltwirtschaft seit dem endenden 20. Jahrhundert. Der globalgeschichtliche Ansatz stellt heute Methoden zur Verfügung, die - jenseits etwa von Europazentrismus - Denkstrukturen, Theorien und Modelle im Sinne einer "wirklichen" Universalisierung liefern. Dabei spielen historische Kategorien eine Rolle: Raum (Kulturen, Zivilisationen, Staaten/Reiche/Nationen; Nationalökonomien, Weltwirtschaft) und Zeit (alltägliche, politische, strukturelle, religiös-teleologische, wissenschaftliche Zeit), zeit-räumliche Modellierungen (exzentrisch-konzentrisch, linear-zyklisch, homogenisierend-polarisierend; historische Periodenbildung), Globalgeschichte als Geschichte von miteinander überregional in Beziehung stehenden menschlichen Kulturen (Kulturen in Vorsprung oder Rückständigkeit, nachholende Entwicklungen, periphere und zentrale Kulturen); "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" (unterschiedliche Ausprägung historischer Phänomene bei verschiedenen Kulturen/Teilräumen in den Bereichen Wirtschaft [z.B. Güterproduktion], Gesellschaft [z.B. Arbeitsverhältnisse] oder Kultur); [Ungleichzeitigkeit gleicher Phänomene;] Global- und Lokalgeschichte (Erklärung von Globalgeschichte vom Weltsystem, von Weltregionen oder Kleinräumen her) (nach: Komlosy, Globalgeschichte). II. Im US-Amerikanischen wird noch unterschieden in: big history (vom Urknall des Universums an), human history (als auch biologisch-evolutionär gedachte Menschheitsgeschichte), general history (als allgemeine Geschichte), world history (als Gesamtmenschheitsgeschichte der gesamten Welt), global history (als Geschichte der Zusammenhänge aller menschlichen Kulturen in je einer einzelnen Zeitepoche), Universalgeschichte (als weltgeschichtliche Historiografie der Epoche der Aufklärung) (nach: Hofmann, Dagmar (2018), Griechische Weltgeschichte auf Latein. Iustins "Epitoma historiarum Pompei Trogi" und die Geschichtskonezption des Pompeius Trogus (= Hermes Einzelschrift 114), Stuttgart 2018 > H Hofmann, Weltgeschichte).
Methodisch und exemplarisch betrachtet Globalgeschichte: Komlosy, Andrea (2011), Globalgeschichte. Methoden und Theorien (= UTB 3564), Wien-Köln-Weimar 2011, 276 S., € 22,90. Weltgeschichte im herkömmlichen Sinn - meist als Abfolge von Ereignisgeschichte durch alle Epochen - stellen dar: Allen, Charles, Baker, Hugh D.R. u.a. (1983), Menschen in ihrer Zeit, Stuttgart-Zürich-Wien 1983, 384 S., Farbabbildungen, Karten, DM N.N.; Brück, Jürgen, Gartz, Joachim, Schubert, Mark (2012), Schlüsselfiguren der Weltgeschichte, München 32015, 320 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, € 12,99; Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (1992), Schlaglichter der Weltgeschichte, hg. v. Helmut M. Müller u.a., Bonn 1992, 600 S., Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, DM N.N.; Delius, Peter (Hg.) (2005), Die Geschichte der Welt, Berlin 2005, 656 S., Farbabbildungen, € 19,95; Friedrichs, Hanns Joachim (Hg.) (1988), Weltgeschichte. Eine Chronik, Minden-Köln 1988, 479 S., Farbabbildungen, DM 34,-; Hartmann, Johannes (1955), Das Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= BdWi 73), Frankfurt a.M. 111963, 268 S., Zeittafeln zu Epochen und Kulturen, DM 2,20; Hellwig, Gerhard, Linne, Gerhard (1975), Daten der Weltgeschichte. Von der Altsteinzeit bis heute, München 1988, 559 S., DM N.N.; Illustrierte Weltgeschichte von 1945 bis heute. Kriege, Konflikte, Ereignisse in Bildern, Texten und Dokumenten, Herrsching [1980], 1080 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM N.N.; Jung, Kurt M. (1979), Weltgeschichte in einem Griff. Von der Urzeit bis zur Gegenwart. Vergleichende Zeittafeln, Berlin 1979, 1288 S., DM 56,-; Kinder, Hermann, Hilgemann, Werner (1967), Pipers Weltgeschichte in Karten, Daten, Bildern, München 1970, 700 S., Abbildungen, Karten, DM 56,-; Lexikon der Weltgeschichte. Von der Vorzeit bis zur Gegenwart, Wiesbaden 1976, 1216 Sp., Schwarzweißabbildungen, DM 12,80; Das Lexikon der Weltgeschichte. Von der Steinzeit bis zur Gegenwart (Epochen - Ereignisse - Personen - Länder - Schauplätze), hg. v. Wolf-Eckhard Gudemann (1998), München 1998, 830 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Farbabbildungen, Karten, DM N.N.; Parker, Geoffrey (Hg.) (1986), The Times Große illustrierte Weltgeschichte. Eine umfassende, farbige und aktuelle Darstellung der Menschheitsgeschichte, Wien 1995, 479 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM N.N.; Ploetz: Hauptdaten der Weltgeschichte, zusammengestellt v. Karl Ploetz (1869), neu bearb. v. Hans Erich Stier u.a., Würzburg 281957, Würzburg 281957 > P Ploetz; Reader's Digest Illustriertes Lexikon der Weltgeschichte. Personen, Daten, Ereignisse, Stuttgart-Zürich-Wien 1999, 612 S., Farbabbildungen, Karten, Zeittafel, DM N.N.; Unterwegs in die Vergangenheit. Die erstaunlichsten Tatsachen der Weltgeschichte, Stuttgart-Zürich-Wien 1984, 320 S., Farbabbildungen, DM 74,80; Spengler, Oswald (1922), Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, Bd.2: Welthistorische Perspektiven (= dtv 839), München 21973, zus. 1269 S., DM 8,80; Valentin, Veit (1939/59), Illustrierte Weltgeschichte, Stuttgart-Hamburg o.J., 1128 S., Schwarzweiß-, Farbtafeln, Karten, DM N.N.; Zentner, Christian (Hg.) (1982), Der große Bildatlas zur Weltgeschichte, Stuttgart 1982, 608 S., Farbabbildungen, Atlas mit Karten, DM 19,80. Entgegen der üblichen chronologischen Reihenfolge bietet Zierer, Otto ([1973]), Die großen Ereignisse der Weltgeschichte, Gütersloh o.J. [1975], 368 S., Farbabbildungen, Karten, DM N.N., einen weltgeschichtlichen Überblick von der Moderne zurück in die Ur- und Frühgeschichte. Eine Weltgeschichte als Lexikon ist: Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild (1987), Klagenfurt 1987, 510 S., Schwarzweißabbildungen, ÖS 100,-. Weltgeschichte in einem zeitlichen Abschnitt betrachtet: Leier, Manfred (Hg.) ([1989]), Das waren die achtziger Jahre. Eine Chronik in Bildern, Gütersloh [1989], 464 S., Farbfotos, DM N.N. Weltgeschichte als Geschichte von Entdeckungen und Erfindungen - auch vor dem Hintergrund eines wie immer auch gearteten historisch verstandenen "Fortschritts" - beleuchten: Barnett, Correlli, Brown, David u.a. (1982), Vom Faustkeil zum Laserstrahl. Die Erfindungen der Menschheit von A-Z, Stuttgart-Zürich-Wien 1982, 360 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 64,90; Paturi, Felix R. (1998), Entdeckungen und Erfindungen (= Harenberg Schlüsseldaten), Dortmund 1998, 752 S., Farbabbildungen, € 8,-; Pörtner, Rudolf (1986), Sternstunden der Technik. Forscher und Erfinder verändern die Welt, Gütersloh o.J. [1987], 464 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM N.N.; Stewart, Robert (Hg.) (1997), Ideen, die die Welt veränderten. Die großen Denkrichtungen der Menschheit verstehen, Augsburg 2005, 224 S., Farbabbildungen, Zeittafeln, € N.N. Weltgeschichte als Summe menschlichen Handelns stellen auch in den Vordergrund: Vesser, Thomas, Thaler, Monika (Hg.) (1995), Schätze der Menschheit. Kunstdenkmäler und Naturparadiese unter dem Schutz der UNESCO, Stuttgart 1995, 264 S., Farbabbildungen, Karten, DM 58,-; Weisheit der Völker. Lesebuch aus drei Jahrtausenden, hg. v. Ingrid Holzhausen (1991), [München] 2000, 319 S., DM N.N. [Buhlmann, 02.2012, 05.2017, 01.2018, 11.2018, 02.2019, 07.2019, 12.2019, 03.2020, 10.2020, 02.-03.2021, 06.2021, 01.2022, 11.2022, 07.2023]

Weltgeschichte der Malerei ist eine Reihe zur Kunstgeschichte der Malerei. U.a. sind erschienen: Bd.3: Spiteris, Tony (1966), Griechische und etruskische Malerei, Lausanne 1966, 208 S., Farbfotos, Zeittafel, Lexikon, DM N.N.; Bd.4: Gassiot-Talabot, Gérald (1966), Römische und frühchristliche Malerei, Lausanne 1966, 208 S., Farbfotos, Zeittafel, Lexikon, DM N.N.; Bd.6: Pichard, Joseph (1966), Die Malerei der Romanik, Lausanne 1966, 208 S., Farbfotos, Zeittafel, Lexikon, DM N.N.; Bd.8: Hérubel, Michel (1966), Die Malerei der Gotik II, Lausanne 1966, 208 S., Farbfotos, Zeittafel, Lexikon, DM N.N.; Bd.9: Flamand, Elie-Charles (1966), Die Malerei der Renaissance I, Lausanne 1966, 208 S., Farbfotos, Zeittafel, Lexikon, DM N.N.; Bd.11: Flamand, Elie-Charles (1966), Die Malerei der Renaissance III, Lausanne 1966, 208 S., Farbfotos, Zeittafel, Lexikon, DM N.N. [Buhlmann, 06.2023]

Weltgeschichte erleben betrachtet als Buchreihe die menschliche Globalgeschichte themenorientiert, u.a.: Höller, Katrin, Knauer, Roland, Mackowiak, Bernd, Viering, Kerstin, Die großen Entdecker. Expeditionen, Forschungsreise und Eroberungen, Köln o.J. [2011], 416 S., Farbabbildungen, € 14,99 (Der Bogen spannt sich von der Ausbreitung der Menschhheit in vorgeschichtlicher Zeit [Afrika, Vorderasien, Europa, Asien, Pazifik/Australien, Nord-/Südamerika] bis zu den von Europa ausgehenden Entdeckungsreisen von der Antike [Hanno, Herodot] über das Mittelalter [Wikinger, Marco Polo, Ibn Battuta] bis in die frühe Neuzeit und Moderne [Columbus, Konquistadoren; Erdumseglung; Forschungsreisen in Afrika, Innerasien, Pazifik, Australien, Arktis, Antarktis; Erschließung des erdnahen Weltraums].); [Barth, Reinhard], Mittelalter. Kirche, Krone und Kreuzzüge, Köln o.J. [2011], 416 S., Farbabbildungen, Zeittafel, € 14,99 (Das [europäische bzw. fränkisch-deutsche] Mittelalter umfasst das Jahrtausend zwischen 500 und 1500, wobei die Zeitgrenzen nur als ungefähr, die Übergänge von der Antike und Vorgeschichte bzw. hin zur Neuzeit als fließend zu verstehen sind; es wird traditionell unterteilt in ein frühes, hohes und spätes Mittelalter. Das frühe Mittelalter (ca.500-1050) ist dabei die Epoche des fränkischen Großreichs der Merowinger und Karolinger, des Reichsverfalls im 9. und der Bildung u.a. des deutschen Reiches im 10. und 11. Jahrhundert. Das hohe Mittelalter (ca.1050-1250) schließt die Umbruchszeit des 11./12. Jahrhunderts mit ein; es ist die Zeit des Investiturstreits und der Entstehung der mittelalterlichen Stadt. Eine andere Zeiteinteilung orientiert sich an den fränkischen und ostfränkisch-deutschen Königsdynastien der Merowinger (482-751), Karolinger (751/843-911), Ottonen (919-1024), Salier (1024-1125) und Staufer (1138-1254). Das Ende des staufischen Königtums und das daran anschließende Interregnum (1256-1273) stehen am Beginn des späten Mittelalters (ca.1250-1500), der Zeit der Territorien, Städte und der wirtschaftlichen Intensivierung.). [Buhlmann, 02.2019]

Weltner, Martin (2008), Die Eisenbahn im Dritten Reich. Geschichte - Fahrzeuge - Kriegseinsatz, München 2008 > E Eisenbahn(en) in Mitteleuropa

Weltreiche, hg. v. Hermann Schreiber, ist eine Reihe zu den Weltreichen in der menschlichen Geschichte von der Antike zur Moderne, globalgeschichtlich gesehen also zu herausragenden Herrschaftsbildungen (Imperien), die ihre damalige Welt machtpolitisch, technologisch, kulturell und/oder religiös beeinflussten (Antike: ägyptisches Pharaonenreich, Perserreich, Reich Alexanders des Großen, römisches Reich; europäisches Mittelalter/frühe Neuzeit/Neuzeit: Frankenreich/römisch-deutsches Reich, byzantinisches Reich, osmanisches Reich, Reiche der Habsburger, Frankreich, spanisches Kolonialreich, portugiesisches Kolonialreich, britisches Empire, russisches Reich; Neuzeit: Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion; Außereuropa: chinesisches Reich, japanisches Reich, Mongolenreich, Mogulreich, mittel- und südamerikanische Reiche). U.a. ist erschienen: Bd.1: Ägypten. Alexander der Große. Die Perser. Die Griechen, Weinheim o.J. [1980], 328 S. Farbabbildungen, DM 98,-; Bd.2: Das Imperium Romanum. Das Heilige Römische Reich. Byzanz. Die Osmanen, übers. u.a. v. Werner Petermann, Heinrich Pleticha, Weinheim o.J. [1980], 328 S. Farbabbildungen, DM 98,-. [Buhlmann, 09.2019]

Welwei, Karl-Wilhelm (1983), Die griechische Polis. Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1983, 328 S., DM 49,80. Die "Poliszeit" der griechischen Antike lässt sich wie folgt unterteilen: Archaische Zeit (8.-6. Jahrhundert), klassische Zeit (5.-4. Jahrhundert), hellenistische Epoche (3.-1. Jahrhundert v.Chr.), römische Zeit (1. Jahrhundert v.Chr.-4. Jahrhundert n.Chr.). Die archaische Zeit ist dabei geprägt von der Ausbildung und Ausbreitung der griechischen Poleis, d.h. es entwickelten sich kleinere staatliche Gemeinschaften im griechischen Mutterland (Griechenland, kleinasiatische Ägäisküste) und im durch Kolonisationstätigkeit neu geschaffenen griechischen Siedlungsgebiet (Unteritalien und Sizilien [Großgriechenland], nördliche Ägäis, Schwarzes Meer). Hinter der Ausbildung der Poleis, der Stadtstaaten (mit jeweils einer Stadt als politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt [in etwa: Asty] und dem umliegenden Land [Chora]), standen zweifelsohne wirtschaftliche, soziale und verfassungsgeschichtliche Entwicklungen, die grob mit Bevölkerungswachstum im griechischen Kerngebiet und damit verbundenen wirtschaftlich-sozialen Engpässen bei einer Verbreiterung der im Stadtstaat politisch wirksamen Gruppen umrissen werden können. Im einzelnen ist in der früharchaischen Zeit ein Übergang vom damaligen Königtum (Monarchie) hin zu einer Adelsherrschaft (Aristokratie) zu konstatieren. Ab dem 7./6. Jahrhundert findet man - zusammenhängend mit dem Wandel in der Kriegstechnik (Hopliten [Schwerbewaffnete], Phalanx) - auch die teilweise politische Mitwirkung des vorher auf das Akklamatorische beschränkten Demos am Stadtstaat (Volksversammlung). Dabei zeigt sich in einigen Poleis eine gewisse Instabilität, als deren Kennzeichen einerseits das Auftreten von Gesetzgebern (Lykurg von Sparta, Drakon, Solon von Athen), andererseits das von Tyrannen (Kleisthenes von Sikyon, Pittakos von Mytilene, Kypselos von Korinth) gelten kann. Den Unterbau der Stadtstaaten bildeten in der archaischen, aristokratisch geprägten Zeit gentilizische Verbände wie Phylen (Stämme), Phratrien (Bruderschaften) und Gene (Geschlechter), wobei sich auch Zusammenhänge dieser Gemeinschaften mit den adligen Gefolgschaften ergeben. Im griechischen Mutterland und im Kolonisationsgebiet bildeten sich in der archaischen Zeit also Hunderte von Stadtstaaten aus, wobei zwei Poleis sicher Ausnahmeerscheinungen waren: Sparta und Athen. Sie unterschieden sich in ihrer Größe beträchtlich von den anderen Stadtstaaten, zumal Sparta, das sich neben Lakonien in zwei Kriegen das benachbarte Messenien einverleiben konnte und damit zur Führungsmacht auf dem Peleponnes wurde. An bedeutsamen Poleis dieser Zeit sind noch zu nennen: Korinth, Argos, Chalkis, Eretria, Milet, Phokaia. Nicht zu vergessen ist, dass es neben den Stadtstaaten vor allem im Nordwesten Griechenlands noch Stammesstaaten ohne Polisbildung gegeben hat. Die archaische Zeit ist auch in kultureller Hinsicht sehr wichtig. Die Ausbildung der Schrift dank des von den Phönikern übernommenen Alphabets gehört ebenso hierher wie die Werke des Homer ("Ilias", "Odyssee") oder die des Hesiod ("Werke und Tage", Theogonie). Griechische Sprache wurde auch ein wichtiges Abgrenzungsmerkmal gegenüber den Nicht-Griechen, den Barbaren (Gemoll: "barbaros: unverständlich sprechend, fremdsprachig, stammelnd"). Es gab dabei verschiedene griechische Dialekte, wovon hier nur das Ionisch-Attische, das Aiolische und das Westgriechische (Dorisches, Nordwestgriechisches) genannt wird. Auch die ionische Naturphilosophie - ein neues Weltbild, nicht nur auf mythischen Grundlagen - gehört hierher und damit die Reflexion über Mensch und Umwelt, wie sie von den ("neu auftretenden") Philosophen Thales, Anaximander, Anaximenes (alle) von Milet, Xenophanes von Kolophon oder Pythagoras von Samos vermittelt wurde. Die Umwälzungen an der Wende vom 6. zum 5. Jahrhundert - charakterisiert durch den innenpolitischen Wandel in Athen und durch die Perserkriege - leiten die sog. klassische Zeit ein. Die Perserkriege haben dabei ganz Griechenland getroffen: Mit der Beseitigung des westkleinasiatischen Lyderreiches durch die Perser (546) umfasste nämlich deren Reich den ganzen Vorderen Orient (etwas später einschließlich Ägyptens) und reichte bis zur Ägäis, wo ein Aufstand der ionischen Städte erfolgreich unterdrückt werden konnte (500-494). Der Versuch, auch Griechenland dem Perserreich einzuverleiben, scheiterte indes in den Feldzügen des Datis und Artaphernes (490) bzw. des Perserkönigs Xerxes (481-479) bei Marathon (490) bzw. in der Seeschlacht von Salamis (480) und der Landschlacht bei Plataia (479), mithin am (fast) gemeinsamen Widerstand der Griechen (Sparta, Athen). Persien geriet in der Folgezeit im ägäischen Raum in die Defensive und musste dort dem 1. Attischen Seebund, einem Bündnis von Ägäisstädten unter der Führung Athens, das Feld überlassen. Der Krieg des Seebundes gegen Persien (469/66 Schlacht am Eurymedon, 453 mißlungener Feldzug in Ägypten) zog sich dabei bis zum Kalliasfrieden hin (449), wobei aus der hegemonialen Stellung Athens im gleichberechtigten Bündnis bald ein attisches Reich wurde, in dem die athenische Demokratie bestimmte. Sparta hatte sich aus dem Kampf des Attischen Seebundes mit Persien herausgehalten. Außerdem kühlte in der Zeit der von Thukydides sogenannten Pentekontaetie (478-431) das Verhältnis zwischen den beiden Hauptmächten in Griechenland, Athen und Sparta, zunehmend ab (464 Helotenaufstand, 457 Schlacht bei Tanagra, 446 30-jähriger Frieden zwischen Athen und Sparta). Die Gegensätze mündeten schließlich im sog. Peleponnesischen Krieg zwischen dem Peleponnesischen Bund Spartas und dem Seebund Athens (431-404), veranlaßt u.a. durch die Annäherung der Insel Korkyra an Athen (435) und den Abfall Potideias (432). Die erste Phase, der Archidamische Krieg (431-421), war geprägt von wiederholten Einfällen der Spartaner nach Attika, worauf sich die Athener hinter die Befestigungen der Stadt (Lange Mauern) zurückzogen und dank der Thalassokratie Athens über das Meer versorgt werden konnten (430/29 Pest in Athen). Während athenische Expeditionen zur See erfolgreich waren (429 Naupaktos, 425 Pylos/Sphakteria), endeten Landschlachten in Boiotien und in Thrakien für die Seemacht mit Niederlagen (424 Delion, 422 Amphipolis). Der 421 geschlossene Nikias-Frieden brachte aber für Griechenland keine Ruhe, sondern nur Stellvertreterkriege: Sparta siegte über eine Koalition unter der Führung von Argos (418 Mantinea), Athen annektierte das neutrale Melos (416) und rüstete eine Expedition gegen Syrakus aus (415-413), die mit der totalen Niederlage des nach Sizilien gesandten Heeres endete. Mit der Festsetzung spartanischer Truppen in Dekeleia, einer Festung in Attika, begann die Endphase des Peleponnesischen Krieges, der sog. Dekeleische Krieg (413-404). Unterstützt durch ein Bündnis mit Persien (412), gelang es Sparta und seinen Verbündeten Athen auch zur See in die Defensive zu drängen; Seesiegen der Athener (410 Kyzikos, 406 Arginusen) stand die Vernichtung der athenischen Flotte in der Schlacht bei Aigospotamoi (405) gegenüber. Dadurch musste auch die von der Getreideversorgung abgeschnittene Stadt Athen kapitulieren. Der Sieger von Aigospotamoi, der Spartaner Lysander, rückte in Athen ein und installierte die Oligarchie der sog. Dreißig Tyrannen, die in Athen eine Diktatur ausübten (404/03), bei harten Friedensbedingungen für Athen (Auflösung des Attischen Seebundes, Schleifung der athenischen Mauern usw.). Die Jahre nach dem Peleponnesischen Krieg standen unter der Vormacht Spartas, das ihm genehme Regierungen in den abhängigen Stadtstaaten installierte; lediglich in Athen setzte sich die Demokratie wieder durch (403). Die Wiederaufnahme des Krieges gegen das Perserreich durch Sparta - dem Krieg ging der von Xenophon geschilderte "Zug der Zehntausend" zur Unterstützung des Thronprätendanten Kyros des Jüngeren voraus (401/00) - hatte die Befreiung der preisgegebenen kleinasiatischen Griechenstädte zum Ziel, führte aber zu keinem weitergehenden Erfolg. Im Korinthischen Krieg (395-386) kämpfte eine von Persien unterstützte Koalition aus Korinth, Argos, Athen und Theben gegen Sparta. Beendet wurde dieser Krieg durch den sog. Königsfrieden, einem persischen Diktat, das die Autonomie aller griechischen Stadtstaaten außerhalb Kleinasiens zum Inhalt hatte. Sparta behielt zwar noch die Führung in Griechenland, doch gab es bald Konkurrenz in Form des 2. Attischen Seebundes (377) und des Boiotischen Bundes unter Führung Thebens (379). Das Zusammentreffen von Sparta und Theben endete dabei mit der spartanischen Niederlage bei Leuktra (371) und der Verselbständigung Messeniens (369). Nach der Schlacht bei Mantinea (362) gab es schließlich keine größeren Machtbildungen im griechischen Kerngebiet. Die (machtpolitische) Zukunft gehörte den makedonischen Königen Philipp II. und Alexander dem Großen (338 Chaironeia), der Eroberung des Perserreiches durch Alexander und der Ausbildung der hellenistischen Großreiche der Diadochen (Ptolemaier, Seleukiden, Antigoniden). Griechenland war in die hellenistische Epoche eingetreten, was für die Stadtstaaten - wie Athen - nicht unbedingt einen Bruch bedeutete, wenn auch die Autonomie der griechischen Städte gerade gegenüber Makedonien oftmals umkämpft war. Das Vordringen Roms vom Westen her und seit dem 2. Jahrhundert v.Chr. leitete dann die Zeit der Poleis im Provinzialsystem des römischen Reiches und damit die römische Epoche ein. Die kulturelle Entwicklung Griechenlands, d.h. Athens, in klassischer Zeit war gekennzeichnet u.a. literarisch durch die Tragödie (Aischylos, Sophokles, Euripides), Komödie (Aristophanes) und die Geschichtsschreibung (Herodot, Thukydides), philosophisch durch das Auftreten der Sophisten, der "Weisheitslehrer", von denen die bedeutendsten Protagoras aus Abdera und Gorgias aus Leontinoi waren, und der Naturphilosophie vermittelnden Philosophen, u.a. Anaxagoras von Klazomenai. [Buhlmann, 02.1996]

Welwei, Karl-Wilhelm (1999), Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert, Darmstadt 1999 > A Athenische Demokratie

Welwei, Karl-Wilhelm (2002), Die griechische Frühzeit (2000 bis 500 v.Chr.) (= BSR 2185), München 2002 > G Griechische Geschichte, 20.-12. Jahrhundert v.Chr.

Wende, Peter (2008), Das Britische Empire. Geschichte eines Weltreiches, München 2008 > S Stuchtey, Geschichte des Britischen Empire

Weng, Alfred (2022), 1100 Jahre Longerich (im Wandel der Zeiten mit Teilen von Lindweiler und Heimersdorf). Vergangenheit - Kultur - Gegenwart, Köln 2022, 132 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Karten, € 14,95. Longerich, heute ein Stadtteil der Großstadt Köln, blickt auf eine bewegte und mindestens 11 Jahrhunderte währende Vergangenheit zurück. Zeitlich verortet werden kann der Beginn Longericher Geschichte in der Römerzeit - das seit dem 10. Jahrhundert bezeugte Liunrike, Lunrike, Lunreke u.ä. kann wohl auf einen keltischen -acum-Namen zurückgeführt werden - und in der terra ("Land") Ribuarien des frühen Mittelalters. Im 10. Jahrhundert setzt die schriftliche Überlieferung zu Longerich, drei (früheste) Urkunden von 922, 927 und 1080 lassen Beziehungen des Ortes zum Kölner Frauenstift St. Ursula erkennen. Dabei ist die Urkunde des Kölner Erzbischofs Hermann I. vom 11. August 922 eine (verfälschende?) Nachzeichnung des späten 11. Jahrhunderts, so dass sie streng genommen nicht für das Ortsjubiläum "1100 Jahre Longerich" in Anspruch genommen werden kann. Die Urkunde vom 20. Juli 927 ist indes original überliefert, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Longerich auch in der Urkunde von 922 (erstmals) Erwähnung fand. Für Mittelalter und frühe Neuzeit folgt die Longericher Geschichte der des St. Ursula-Stifts. So hebt die Publikation die Aufschwörungstafel der Stiftsfrau Franziska von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein (1701, 1738) hervor und die Schenkung einer Dionysiusreliquie durch den Longericher Pfarrer Arnold Schmitz (1777). Besonderes Augenmerk erhalten die Schweidkarte von 1609 und das vormoderne Wegesystem um und durch Longerich, weiter die Stellung Longerichs im spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Kurfürstentum der Kölner Erzbischöfe sowie die landwirtschaftlichen Grundlagen des Lebens in Mittelalter und früher Neuzeit (Besitz, Grundherrschaft, Abgaben und Zehnte, Land- und Viehwirtschaft, Longericher Mühle). Neben dem St. Ursula-Stift war das Zisterzienerkloster Altenberg in Longerich begütert. Das Kölner Frauenstift verfügte bis zu seiner Aufhebung zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch über die Longericher Pfarrkirche, deren Entstehung im Dunkeln liegt, auf Grund des Dionysiuspatroziniums aber ins frühe Mittelalter (8./9. Jahrhundert?) zurückreichen wird. Die heutige Longericher Pfarrkirche ("Lunker Dom") ersetzte um die Wende von 19. zum 20. Jahrhundert die Kirche Alt-St.-Dionysius, bis in die frühe Neuzeit reichen die Personenstandsbücher der Longericher Pfarrei, Pfarrgeistliche sind ab dem Jahr 1314 bezeugt. Die "Franzosenzeit" (1789-1815) leitet dann über in die Moderne (19.-21. Jahrhundert): Longerich im Königreich Preußen, im Deutschen Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Zweiten Weltkrieg - eine Betrachtung des nationalsozialistischen Longerich und eine Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Unrechtsregime fehlen -, in der Bundesrepublik Deutschland, als preußischer Garnisonsstandort (Fortanlagen), als Stadtteil von Köln (1888) usw. Moderne Staatlichkeit, Industrialisierung und Wirtschaftsentwicklung veränderten dabei das Aussehen Longerichs grundlegend (Eisenbahn und Bahnhof, Kriegerplatz, Krankenhaus, Cellitinnengemeinschaft, Schule, Siedlungsbau, Verkehrverbindungen, Flughafen Butzweilerhof, Vereine im heutigen Longerich). Der Autor greift dankenswerterweise vielfach auf Archivalien der katholischen Pfarrgemeinde St. Dionysius (Köln-Longerich) zurück. Die reich bebilderten und übersichtlich aufgebauten Abschnitte im Buch werden jeweils ergänzt durch Quellen- und Literaturangaben. Kleinere formale Unebenheiten und Schreibfehler mindern den Lesegenuss und die gebotene Informationsfülle nicht. Zu Köln-Longerich s. noch die Internetpublikationen: Buhlmann, Michael (2021), Eine Urkunde des Kölner Erzbischofs Hermann I. für die Frauengemeinschaften Gerresheim und St. Ursula (11. August [922]), [Essen 2021], Internetpublikation, 11 S. [Texte, Publikationen/Köln-Longerich]; Buhlmann, Michael (2022), Dionysiusreliquien in Longerich, [Essen 2022], Internetpublikation, 3 S. [Texte, Publikationen/Köln-Longerich]. [Buhlmann, 09.2022]

Wenskus, Reinhard (1961), Stammesbildung und Verfassung, Köln-Graz 1961, X, 656 S., DM 68,-. I. Mit Germanen werden ab dem 1. vorchristlichen Jahrhundert nach antiken Schriftquellen im Wesentlichen rechtsrheinische, von Kelten und Galliern unterschiedene Stämme bezeichnet. Ob der Germanenbegriff (lateinisch Germani) mit einem zu 222 v.Chr. erwähnten gleichnamigen gallischen Stamm in Oberitalien zu tun hat, ist unklar. Die Geschichte der Germanen ist geprägt von den Auseinandersetzungen mit dem römischen Reich (113-101 v.Chr. Kimbern und Teutonen, 58-51 Gallischer Krieg, 16 Sieg über die Sugambrer, 12 v.Chr.-9 n.Chr. Feldzüge in Germanien, Schlacht im Teutoburger Wald, 13-16 Feldzüge in Germanien, 69-70 Bataveraufstand, Provinzen Nieder- und Obergermanien, 83/84 Chattenfeldzug, agri decumates und obergermanisch-rätischer Limes, 92 Feldzug gegen Quaden und Markomannen, 166-180 Markomannenkriege). Ab dem 3. Jahrhundert n.Chr. werden germanische Stammesverbände in den Geschichtsquellen fassbar. Alemannen, Franken, Goten, Sachsen bedrohen das römische Reich (ab 238 Goteneinfälle, ab 257/58 Frankeneinfälle, germanische Einfälle am Rhein, 357 Schlacht bei Straßburg, 358 Salier in Toxandrien, 378 Schlacht bei Adrianopel, 406 Übergang von Vandalen und Burgundern bei Mainz auf römisches Gebiet, 410 Plünderung Roms, 455 Plünderung Roms). Die Zeit der "Völkerwanderung" ließ die germanischen Königreiche der Burgunder, Franken, West- und Ostgoten, Vandalen und Langobarden auf dem Boden des (ehemaligen) weströmischen Reiches entstehen (406, 443 Burgunderreiche, 418 Tolosanisches Reich der Westgoten, 429/39 Vandalenreich, 493 Ostgotenreich, 5./6. Jahrhundert Angelsachsen, 568 Langobardenreich). Die "Germanenzeit" endet mit der "Wikingerzeit" der Nordgermanen (8.-11. Jahrhundert). II. Gerade das Geschehen in der "Völkerwanderungszeit" (3.-6. Jahrhundert) zeigt die innere und äußere Dynamik von Bevölkerungsgruppen an, die schwerlich mit der These von ethnisch homogonen "Stämmen" oder "Völkern" (als biologische Abstammungsgemeinschaften mit ebensolcher biologischer Kontinuität) in Übereinstimmung gebracht werden können. Letztlich definiert sich (ephemere) Stammesbildung (Ethnogenese) von völkerwanderungszeitlichen Ethnien (gentes) über kulturelle Faktoren um einen "Traditionskern" (bestehend z.B. aus: [ethnische] Herrscher-/Königs-/Adelsfamilien, Abstammungslegenden und Geschichtsbewusstsein, geteilte Erfahrungen der Mitglieder einer Ethnie bei Sprache, Sitten und Bebräuche, Religion -> Ethnizität). Diesem "Traditionskern" ist dann ein "Stamm" mal auf schmalerer, mal auf breiterer Bevölkerungsbasis (mit zeitlicher Fluktuation) angelagert (erweiterte Aspekte zur "Stammesbildung" nach: Wiemer, Hans-Ulrich (2018), Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. Biographie, München 2018). [Buhlmann, 05.2019]

Wenz, Christian, Hauser, Tobias, Maurice, Florence (2009), Das Website-Handbuch. Programmierung und Design (= Markt + Technik), München 2009, 1166 S., Farbabbildungen, DVD, € 39,95 > Kompendium Mittelalter > Geschichtsdarstellung: Homepage/Website [Buhlmann, 07.2008]

Wenzel, H[orst] ([o.J.]), Grundkurs Mediävistik, Essen o.J., 97 S., Schwarzweißabbildungen, DM 5,- > Kompendium Mittelalter > Wissenschaft: Mediävistik [Buhlmann, 1986?, 03.2022]

Werden, Benediktinerkloster: Die Mönchsgemeinschaft in (Essen-) Werden a.d. unteren Ruhr war eine Gründung des friesischen Missionars (und ersten münsterischen Bischofs) Liudger (*ca.742-†809) um das Jahr 800. Die (benediktische) Kommunität war zunächst ein Eigenkloster Liudgers und seiner Verwandten, bis 877/86 nach den Bertholdschen Wirren (kurz nach der Mitte des 9. Jahrhunderts) der Übergang an das ostfränkische Königtum des Karolingerherrschers Ludwig des Jüngeren (876-882) erfolgte (Immunitätsurkunde von 877). Die Zeit der Reichsabtei hatte begonnen, und Werden blieb auch in der nachkarolingischen Zeit mit dem ostfränkisch-deutschen Königtum verbunden. Vom 10. bis ins 12. Jahrhundert nahm dann das Kloster eine günstige Entwicklung, der Werdener Abt war gleichzeitig Leiter des Ludgeriklosters in Helmstedt. Die (teilweise gefälschten) Privilegien der deutschen Könige und Kaiser aus ottonischer, salischer und frühstaufischer Zeit stärkten dabei die Verbindung zwischen dem Kloster und den Herrschern, in deren Schutz sich das Reichskloster jetzt befand (servitium regis). Die materielle Grundlage des Klosters, abzulesen in den schon aus früher Zeit überlieferten Registern und Urbaren der Werdener Grundherrschaft (großes, kleines Werdener Privilegienbuch) sowie am Besitz in der näheren Umgebung (Werden, Friemersheim), in Westfalen, Ostsachsen (Helmstedt) und Friesland, war beträchtlich. In spätstaufischer Zeit festigte sich die reichsunmittelbare Stellung Werdens, auf Grund der sich spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts aus Besitz und Rechten eine kleine Landesherrschaft des Abtes zwischen Kettwig und Heisingen, Bredeney und Heidhausen ausbildete. Im späten Mittelalter herrschte im Kloster eher eine stiftische Lebensweise vor bis zur Einführung der Bursfelder Klosterreform (1474). Auseinandersetzungen gab es zudem mit der Stadt Werden im Werdener Territorium, deren Anfänge ins hohe Mittelalter zurückreichten (sog. Stadtgründungsurkunde von 1317, Werdener Stadtrecht von 1371), und mit den Klostervögten (Grafen von der Mark, Kurfürsten von Brandenburg, Könige von Preußen), die immer wieder Einfluss auf die nicht unumstrittene Stellung des Abtes im Klosterterritorium nahmen. In der frühen Neuzeit standen sich protestantische Klostervögte und das katholische Kloster gegenüber. Die 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts kann dann als Blütezeit des Werdener Klosters innerhalb der Bursfelder Kongregation angesehen werden. Eine gute wirtschaftliche Lage ermöglichte u.a. den Neubau von Klostergebäuden, aber auch die verstärkte Hinwendung zu geistlich-kulturellen Aufgaben. Die Reformation, kirchliche Wirren und der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) mit seinen Plünderungen (1630, 1632) schädigten in der Folgezeit die Abtei. Immerhin gelang es den Äbten der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, die Lage wieder zu stabilisieren. Das 18. Jahrhundert, das Zeitalter der Aufklärung, sah die Errichtung neuer Abteigebäude, aber auch zunehmende Spannungen innerhalb des Mönchskonvents. Zum Tiefpunkt des religiösen Lebens passte es, dass die Abtei in den Jahren 1802/03 säkularisiert wurde. Das Werdener Territorium fiel an den preußischen König.
Grundlegend für die Geschichte des Klosters Werden sind: Burghard, Hermann (Bearb.) (2001), Werden (= RS 78), Köln-Weimar-Wien 2001, 32, [32] S., € 24,50; Gerchow, Jan (Hg.) (1999), Das Jahrtausend der Mönche. KlosterWelt - Werden 799-1803 (= Ausstellungskatalog), Essen-Köln 1999, 560 S., DM 48,-; Stüwer, Wilhelm (Bearb.) (1980), Die Reichsabtei Werden an der Ruhr (= GS NF 12 = Das Erzbistum Köln 3), Berlin-New York 1980, XV, 592 S., DM 80,-. Ältere Gesamtdarstellungen zur Werdener Geschichte sind: Flügge, Wilhelm (1887-1891), Chronik der Stadt Werden: [Bd.1:], Düsseldorf 1887, Nachdruck Essen-Werden 1989, 392, VIII S., Erg.H.1, [Essen-] Werden 1889, Erg.H.2, [Essen-] Werden 1891; Schuncken, Albert (1865), Geschichte der Reichsabtei Werden an der Ruhr, Köln-Neuss 1865. Besondere Fragestellungen zur Werdener Geschichte behandeln: Bart, Jan (1963), Die alte Reichsabtei. Bilder aus Werdens Geschichte (= Schriftenreihe der Folkwang-Schule, Bd.19), Essen 1963, 85 S., DM 12,50; Bart, Jan (1964), Werden und Helmstedt. Bilder und Dokumente (= Schriftenreihe der Folkwang-Schule, Bd.23), Essen 1964, 102 S., DM 15,-; Bette, Ludwig (1922/24), Die Abtei Werden und das Vest Recklinghausen, in: VZ 31 (1922/24), S.1-81; Beutler, Christian (1958), Der Türsturz vom Ludgerusgrab in Werden, in: Westfalen 36 (1958), S.25-32; Elbern, Victor Heinrich (1962), St. Liudger und die Abtei Werden. Gesammelte kunsthistorische Aufsätze, hg. v. Basilius Senger, Essen 1962, 140 S., DM 19,80 (mit den Aufsätzen: Kunstgeschichtliche Erinnerungen an St. Liudger in Werden, Die künstlerisch-kulturellen Interessen St. Liudgers - Grundzüge einer Kulturbiographie, Die Entstehungszeit des sogenannten Liudgerkelches von Werden, Reliquienkasten und Tragaltar St. Liudgers, Der Werdener Buchschrein mit dem Probianusdiptychon, Zum frühesten Bilderzyklus aus dem Leben St. Liudgers, Ein Bildnis Karls des Großen aus der Abtei Werden, Ein Besuch in der Benediktinerabtei Werden im Jahre 1718); Elbern, Victor Heinrich (1966), Species Crucis - Forma Quadrata Mundi. Die Kreuzigungsdarstellung am fränkischen Kasten von Werden, in: Westfalen 44 (1966), S.174-185; Engel, Heinrich ([1997]), Werden. Das kleine Städtchen an der Ruhr vor dem Hintergrund der großen Weltgeschichte (= Vortrag, 14.10.97), o.O. [1997], 16 S.; Finger, Heinz (2003), Die Abtei Werden als geistiges und geistliches Zentrum im Grenzraum von Rheinland und Westfalen (= Libelli Rhenani. Series minor, H.2), Köln 2003, 56 S., Schwarzweißabbildungen, € N.N.; Gallée, Johan Hendrik (1897), Über einige Pflichten des Kellners (cellerarius) und des Küsters (custos) in Werden, in: WB 6 (1897), S.29-33; Gisbertz, L. (1898), Zur Geschichte der Oelgemälde der Werdener Abtei-Kirche, in: WB 7 (1898), S.51-73; Goetting, Hans (1954), Papsturkundenfälschungen für die Abteien Werden und Helmstedt, in: MIÖG 62 (1954), S.425-446; Jakobs, P. (1893/94), Geschichte der Pfarreien im Gebiete des ehemaligen Stiftes Werden a.d. Ruhr, 2 Tle., Düsseldorf 1893-1894, DM 240,-; Jakobs, P. (1901), Werdener Reichskammergerichts-Klagen, in: WB 8 (1901), S.23-151; Kley, Siegfried (1968/69), Der Besitz der Abtei Werden im Bereich der ehemaligen Herrlichkeit Hardenberg vom 9. bis zum 17. Jahrhundert, in: ZBGV 84 (1968/69), S.159-211; Kötzschke, Rudolf (1904), Die Anfänge der Stadt Werden, in: WB 10 (1904), S.1-69; Kötzschke, Rudolf (1904), Das Gericht Werden im späteren Mittelalter und die Ausübung der Landesgewalt im Stiftsgebiet, in: WB 10 (1904), S.70-126; Kötzschke, Rudolf (1904), Die älteste Landkarte des Stifts aus Abt Heinrich Dudens Zeit, in: WB 10 (1904), S.127-136; Langenbach, Wilhelm (1911), Stift und Stadt Werden im Zeitalter des dreißigjährigen Krieges, in: WB 15 (1911), S.1-145; Nottarp, Hermann (1916), Das Ludgersche Eigenkloster Werden im 9. Jahrhundert, in: HJb 37 (1916), S.80-98; Rave, Wilhelm (1939), Ein alter Plan der Werdener Krypten, in: Westfalen 24 (1939), S.131-135; Rüschen, Johannes (1966), Hildigrim und das Kloster Werden, in: MaH 19 (1966), S.85-94; Rüschen, Johannes (1967), Das Kloster Werden und das Emsland, in: MaH 20 (1967), S.19-24; Rüschen, Johannes (1969), Das Kloster Werden im 13. Jahrhundert, in: MaH 22 (1969), S.89-94; Rüschen, Johannes (1969), Die Werdener Äbte des Mittelalters, in: MaH 22 (1969), S.94f; Rüschen, Johannes (1969), Das Kloster Werden im 14. Jahrhundert, in: MaH 22 (1969), S.182-186; Rüschen, Johannes (1970), Das Kloster Werden vom ausgehenden Mittelalter bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, in: MaH 23 (1970), S.121-128; Schäfer, [Karl] H[einrich] (1907), Zur Rechtsgeschichte und Topographie des Werdener Münsters, in: WB 12 (1907), S.3-12; Schulte, Aloys (1907), War Werden ein freiherrliches Kloster?, in: WB 12 (1907), S.165-180; Schulte, Aloys (1910), Zu der Frage über den freiherrlichen Charakter von Werden und über das Bestehen eines Kollegiatkapitels daselbst. Eine Replik, in: WB 14 (1910), S.107-109; Stüwer, Wilhelm (1973), Zur Werdener Besitzgeschichte in Friesland, in: Westfalen 51 (1973), S.57-66; Temmesfeld, Norbert (1975), Zur frühen Geschichte eines Klosters in Werden, in: MaH 28 (1975), S.167-179; Wallmann, Peter (1989), Lapis vivus. Die Adalwig-Inschrift (11. Jahrhundert) aus der Abteikirche Essen-Werden, in: WZ 146 (1989), S.25-38. Quellen zur Werdener Geschichte sind: Bendel, Franz Josef (Hg.) (1908), Die älteren Urkunden der deutschen Herrscher für die ehemalige Benediktinerabtei Werden a.d. Ruhr. Eine diplomatisch-historische Untersuchung (= WB Beih.1), Bonn 1908, DM 50,-; Blok, Dirk Peter (Hg.) (1960), De oudste particuliere Oorkonden van het klooster Werden. Een diplomatische Studie met enige uitweidingen over het onstaan van dit soort oorkonden in het algemeen (= Van Gorcum's Historische Bibliotheek 61), Assen 1960; Jakobs, P. (Hg.) (1896), Werdener Annalen (= WB 5), Düsseldorf 1896; Jakobs, P. (Hg.) (1898), Fehdebriefe an die Abtei Werden, in: WB 7 (1898), S.45-50; Kötzschke, Rudolf (Hg.) (1906-1978), Die Urbare der Abtei Werden a.d. Ruhr: (= PGRK XX: Rheinische Urbare, Bd.2-4): [Tl.1]: A. Die Urbare vom 9.-13. Jahrhundert, B. Lagerbücher, Hebe- und Zinsregister vom 14. bis ins 17. Jahrhundert, Bonn 1906, Nachdruck Düsseldorf 1978, CCIII, 555 S., [Tl.2]: B. Lagerbücher, Hebe- und Zinsregister vom 14. bis ins 17. Jahrhundert, Bonn 1917, Nachdruck Düsseldorf 1978, 891 S., [Tl.3,1]: Einleitung und Register. I. Namenregister, hg. v. Franz Körholz, Bonn 1950, Nachdruck Düsseldorf 1978, 236, 9 S., [Tl.3,2]: Einleitung. Kapitel IV: Die Wirtschaftsverfassung und Verwaltung der Großgrundherrschaft Werden. Sachregister, Bonn 1958, CCVI-CCCLXXXVIII, 117 S., zus. DM 150,-; Schantz, Otto (Hg.) (1912-1925), Werdener Geschichtsquellen (= WB Beih.2-4): Bd.1: I. Die Historia monasterii Werthinensis des Abtes Heinrich Duden; II. Insignis monasterii sancti Ludgeri Uuerthinensis annales et catalogus abbatum, Bonn 1912, Bd.2: III. Die Annalen des Propstes Gregor Overham, Bonn 1919, Bd.3: IV. Bernhard Roskamps Katalog; V. Namenverzeichnis, Bonn 1925, zus. DM 150,-. Ein Werdener Urkundenbuch fehlt. > B Beiträge zur Geschichte Werdens, > L Liudger, > Werden > Quellen I, Quellen II [Buhlmann, 11.1995, 05.1996, 12.1999, 11.2011, 09.2016]

Werdener Kirchenlandschaft: I. Kirchen und Gotteshäuser des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Bereich von Abtei und Stadt Werden waren (sind): Abteikirche (Ludgerusbasilika), Stephanuskirche, Gebäude des Klosters Werden, Filialkirche St. Klemens (Klemensborn), Filialkirche St. Luzius (Neukirchen), Nikolauskapelle (Marktkirche). II. Die Hauptkirche in Werden war zweifellos die vom heiligen Liudger gegründete Kirche des Klosters. In der Vita Liudgeri des Klosterleiters Altfrid (819-827) wird Liudger der Bau einer Salvatorbasilika zugeschrieben, die am 18. Oktober 812 bzw. am 28. Januar 816/17 auch urkundlich als basilica sancti Salvatoris Erwähnung findet und die als der noch von Liudger selbst geweihte Gründungsbau der Abteikirche gilt. Dies bestätigt auch die archäologische Forschung, die eine 38 m lange, dreischiffige Basilika ausmachen kann; sie soll - auch der Werdener Tradition des locus arboris (Grablege Liudgers) zufolge - von West nach Ost erbaut worden sein, wobei die Rundapsis kurz vor der von Liudger selbst bezeichneten Grabstätte (eben dem Baum) endete. Liudger ist nach seinem Tod (809) wirklich unter dem Baum, aber - wie zu dieser Zeit üblich - noch außerhalb der Kirche bestattet worden. Ab 840 wurde sein Grab in den Neu- und Umbau der Abteikirche unter Abt Altfrid (839-849) mit einbezogen. Die so entstandene Hallenkrypta beim Hochaltar im Chor erwähnt auch die Werdener Tradition als crypta nova necdum peracta ad pedes sacri sepulcri Liudgeri. Daneben gab es eine Außenkrypta, die die Gräber der Äbte aus der Verwandtschaft Liudgers enthielt; vier Grabinschriften der liudgeridischen Klosterleiter Hildigrim I. (809-827), Gerfrid (827-839), Altfrid und Hildigrim II. (853/64-886) sind überliefert. Der erweiterte Ostbau und das Langhaus sind als "Kirche des heiligen Liudger in Werden" dann im Jahr 875 geweiht worden. Es folgte die Weihe des auch heute noch beeindruckenden Westwerks der Basilika (943), das im Mittelalter als Marien- oder Peterskirche bezeichnet wurde und von dem es einen direkten Zugang zur Abteikirche gab. Vor dem Westwerk wurde im 11. Jahrhundert und später eine Vorhalle mit Portalnische, im 12. Jahrhundert ein Paradies in T-Form geschaffen, im östlichen Teil des Gotteshauses die umgebaute Hallen- als Außenkrypta 1059 geweiht. Vielleicht schon um 1230 ist die spätromanische Abteikirche entstanden, die im Jahre 1255 oder 1256 teilweise Opfer eines Brandes geworden ist. Mit der Wiederherstellung der Kirche zwischen Westwerk und Hallenkrypta muss aber bald begonnen worden sein. Darauf weisen zumindest die Sammlungsaufrufe und Ablässe für die Kirche aus dem Jahr 1256 und vom 10. Mai 1258 hin. In fast 20-jähriger Arbeit entstand bis zur Weihe der Abteikirche durch Albertus Magnus (*ca.1200-†1280) im Jahr 1275 ein spätromanisches Gotteshaus mit gotischen Formen, das bis heute nur wenige Veränderungen erfahren hat. Im unter Einbeziehung des Westwerks und der Krypta rund 100 m langen Bauwerk besteht der Mittelteil aus einer dreischiffigen Anlage mit Langhaus, Seitenschiffen und Querschiff, über dessen Mitte sich ein achteckiger Vierungsturm erhebt; Vierungsturm und Westturm - die einzigen Türme der (Doppel-) Kirche - stehen so in gewisser Polarität nebeneinander. Im Innern münden die niedrigeren Seitenschiffe mit dem darüber liegenden Emporengeschoss in das hohe Langhaus; über den Doppelöffnungen der Emporen sind Rosettenfenster zu sehen, die harmonisch zur kreuzrippengewölbten Decke des Langhauses mit den vier Jochen hinüberleiten. Der Chor im Anschluss des Querschiffs nimmt die Gliederung des Langhauses wieder auf; er wird von einem sechsteiligen Rippengewölbe überdacht und ist von den Chornebenräumen umgeben; eine halbrunde Apsis schließt den Chor zur Hallenkrypta hin ab, wobei Letztere über vom Chor ausgehende Seiteneingänge betreten werden kann. Für die Neuzeit sind dann nur noch wenige Baumaßnahmen wie die Erhöhung des Westwerkturms (1840/50) bezeugt. Dies geschah im Zusammenhang mit Restaurierungsmaßnahmen der preußischen Denkmalpflege im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert (1837/50, 1884/93, 1901/09). III. Stephanuskapelle: Die im Mittelalter sich unmittelbar südlich an die Klosterbasilika anschließende Stephanuskirche soll der Werdener Tradition nach noch von Liudger erbaut und geweiht worden sein. Dem steht aber eine Mitteilung des Reichenauer Mönchs Walahfrid Strabo (*808/09-†849) entgegen, und so wird man in der Stephanuskirche nicht den ersten Kirchenbau Werdens sehen dürfen. Man brachte die Kirche allgemein in Verbindung mit einer Dreikonchenanlage, an die sich ein einschiffiger Westarm anschloss; doch darf diese Auffassung wohl als überholt gelten. Die Kirche, wohl vielmehr eine Saalkirche mit Apsis, wurde zwischen 1534 und 1537 erneuert, und ist schließlich 1760/62 abgerissen worden. IV. Klostergebäude: Südlich der Abteikirche schlossen sich die Baulichkeiten der Werdener Mönchsgemeinschaft an die Stephanskapelle bzw. an die Abteikirche an. Ein Gebäude für den Abt könnte schon in der Zeit Liudgers bestanden haben; ebenfalls karolingerzeitlich ist wohl die Gesamtanlage der Klausur(St. Galler Klosterplan) mit Südflügel (Refektorium, Küche, Johanneskapelle), Ostflügel (Dormitorium) und zwei Kreuzgangflügeln im Norden und Westen. Die Abteikirche konnte bis zum Bau des Paradieses wahrscheinlich über ein Atrium im Westen des Gotteshauses betreten werden. Zum äußeren Bereich des Klosters zählten Propsthof, Infirmarie und Schule. Zu größeren Umgestaltungen kam es nach dem Brand des Klosters 1119 (Abtshaus neben dem Paradies, Klostereingang am Klemensborn), spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Umbaumaßnahmen betrafen den Kreuzgang (ca.1400, 1490/27) und das Refektorium (1495, 1506). 1258 ist ein Kapitelsaal, 1420 ein Kapitelhaus, in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts ein neues Absthaus bezeugt. Ab 1732 wurden die barocken Klosterbauten errichtet. V. Luziuskirche: Baubeginn der Luziuskirche soll das Jahr 995 gewesen sein. Der Gründungsbau war ein einschiffiger Saalbau mit rechteckigem Chor, anschließender Apsis und einer Vorhalle. Er ist im 11. Jahrhundert erweitert worden, als bis zur Weihe am 1. Oktober 1063 (oder 1065) beim Chor Querhausflügel hinzukamen und das Querhaus verändert wurde. Die 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts brachte die umfassende Erweiterung der Kirche zu einer dreischiffigen Basilika mit Stützenwechsel, Haupt- und Nebenchören. Ein Westturm mit wuchtigen Kreuzgratgewölben entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts (vielleicht in der Nachfolge eines früheren Turms), ergänzt um die vorgelagerte apsidiale Eingangshalle mit Nischenportal; zwei Chorwinkeltürme waren ebenfalls vorhanden. Aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen auch die Wandmalereien in der Kirche. An den Chorwänden sind oberhalb der Arkaden, die die Nebenchöre vom Hauptchor trennen, Nischen angebracht, die den heiligen Luzius, den Kirchenpatron, und fünf Äbte zeigen. Daneben müssen Bögen, Fensterlaibungen und Gesimse ausgemalt gewesen sein, so dass allein durch die Bemalung das Kircheninnere einen prunkvollen Eindruck auf die Gläubigen gemacht hat. Die in antikisierendem Blattwerk gestalteten Pilaster der Chorwände, die Pfeiler- und Würfelkapitelle der Langhaus- und Chorarkaden taten sicher ihr Übriges. Für das späte Mittelalter ist der Umbau des südlichen Chors durch den Einbau eines gotischen Fensters festzuhalten (1487). Um das Jahr 1780 wurden dann die baufälligen Seitenschiffe zusammen mit den Chorwinkeltürmen niedergelegt. Die Nutzung der Kirche zu Wohnzwecken schädigte das Gebäude im Verlauf des 19. Jahrhunderts schwer, mit der Wiederherstellung des Gotteshauses wurde 1958 begonnen. VI. Klemenskirche: Von der Klemenskirche sind nur noch Mauerreste zu sehen. Die Kirche wurde 600 m südlich der Abtei an der Ausfallstraße nach Köln erbaut, dort, wo vier Quellen dem Pastoratsberg entspringen (christliches Quellheiligtum). Der frühneuzeitlichen Überlieferung des Werdener Abts Heinrich Duden zufolge wurde St. Klemens unter den Äbten Wigger und Reinher erbaut und von Erzbischof Brun I. von Köln (953-965), dem Bruder des deutschen Königs Otto I. (936-973), am 1. Mai 957 geweiht. Die nicht sehr große Kreuzbasilika mit der Quelleinfassung in ihrer Mitte wurde nach Osten hin durch drei Apsisnischen begrenzt. Zur Kirche gehörten ein Westturm sowie ein West- und ein Südeingang. VII. Nikolauskapelle: Bekannt ist, dass bei Kirchenbauten in Kaufleute- und Marktsiedlungen das Nikolauspatrozinium häufig vorkommt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch eine Kapelle am Werdener Markt - in der Nähe der Abteikirche - dem Nikolaus geweiht wurde. Dies geschah nach der frühneuzeitlichen Überlieferung an einem 5. Oktober 1047; die unter Abt Gerold erbaute Kapelle weihte dabei der Kölner Erzbischof Hermann II. (1036-1056). Über das Aussehen der 1806 abgebrochenen Kapelle werden wir hauptsächlich in einer Darstellung aus dem 18. Jahrhundert unterrichtet. Danach hatte der Kirchenbau einen quadratischen Grundriss; ihm war eine rechteckige Halle vorgelagert, der Eingangsbereich der Kapelle, den man vom tiefer gelegenen Markt über eine mit Löwen versehene Freitreppe erreichen konnte. Ein höheres Türmchen (Glockenturm) und zwei niedrigere bekrönten das Kapellendach. Inwieweit das eben geschilderte, frühneuzeitliche Aussehen der Kapelle dem mittelalterlichen Kirchenbau entsprach, mag dahingestellt bleiben. Fest steht, dass die Nikolauskapelle in der Stadt Werden ein große Bedeutung besaß. So wird aus dem Spätmittelalter berichtet, dass vor der Kapelle die Vereidigung von Amtspersonen, u.a. der städtischen Ratsmitglieder, stattfand. Damals muss sie auch schon Schulkirche der Abtei gewesen sein.
Vgl. Buhlmann, Michael (2007), Der heilige Luzius und die Werdener Luziuskirche (= BGW 7), Essen 2007, 36 S., € 2,50; Gechter, Michael (1980), Neue Ausgrabungen in der Abteikirche Essen-Werden (Vorbericht der Ausgrabungen des Jahres 1979), in: EB 95 (1980), S.25-29; Klawun, Ruth (1995), St. Ludgerus in Essen-Werden als Beispiel für preussische Denkmalpflegekonzepte im 19. Jahrhundert (= QuS 5), Münster 1995, V, 198 S., Schwarzweiß-, Farbtafeln, € 20,-; Winkler, Eva, Die Klosterbauten der Reichsabtei Werden. Versuch einer Rekonstruktion (= QuS 11), Münster 2005, IX, 365 S., Schwarzweiß-, Farbtafeln, Faltpläne, € 48,-. [Buhlmann, 04.2007, 07.2015]

Werfel, Franz, deutschsprachiger Schriftsteller: Franz Werfel, geboren am 10. September 1890 in Prag, gestorben am 26. August 1945 in Beverly Hills, war deutsch-böhmischer Untertan jüdischer Abstammmung in der österreichischen Donaumonarchie. Von 1912 bis 1915 war er Lektor in einem Leipziger Verlag, von 1915 bis 1918 Soldat der österreich-ungarischen Armee, eingesetzt an der Ostfront und im Kriegspressequartier. Ab 1911 entwickelte Werfel eine reichhaltige schriftstellerische Tätigkeit; die Beziehung zu Alma Mahler, der Witwe von Gustav Mahler und Ehefrau von Walter Gropius, die schließlich Werfels Ehefrau wurde, wirkte hier befruchtend. Es erschienen Gedichtwerke ("Weltfreund" 1911, "Wir sind" 1913, "Gerichtstag" 1919, "Beschwörungen" 1923 u.a.), Dramen ("Der Besuch aus dem Elysium" 1911, "Die Versuchung" 1912, "Mittagsgöttin" 1919, "Spiegelmensch" 1920, "Schweiger" 1922, "Paulus unter den Juden" 1926, "Das Reich Gottes in Böhmen" 1930, "Der Weg der Verheißung" 1936, "Jacobowsky und der Oberst" 1944 u.a.), Erzählungen und Novellen ("Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig" 1920, "Der Tod des Kleinbürgers" 1927, "Kleine Verhältnisse" 1931, "Weißenstein, der Weltverbesserer" 1939, "Géza de Varsany" 1943 u.a.), Romane ("Verdi. Roman der Oper" 1924, "Der Abituriententag. Die Geschichte einer Jugendschuld" 1928, "Die Geschwister von Neapel" 1931, "Die vierzig Tage des Musa Dagh" 1933, "Der veruntreute Himmel" 1939, "Das Lied von Bernadette" 1941 u.a.), Libretti und Essays. Reisen führten Werfel in den Nahen Osten und ins europäische Ausland, 1938 emigrierte er nach Südfrankreich, 1940 in die USA, wo er in Beverly Hills lebte. Zahlreiche Auszeichunungen und Ehrungen wurden dem Schriftsteller (postum) zuteil (Grillparzerpreis 1926, Tschechoslowakischer Staatspreis 1927, Schillerpreis 1927, österreichisches Verdienstkreuz 1937, Wiener Ehrengrab 1975, Wiener Armenier-Werfel-Denkmal 2000, armenische Ehrenbürgerschaft 2006). Eine Reihe von Werfels Werken diente als Vorlagen für Filme und Hörspiele. Vgl. noch: Werfel, Franz (1928), Der Abituriententag. Die Geschichte einer Jugendschuld (= Fischer Tb 268), Frankfurt a.M.-Hamburg 41962, 168 S., DM 2,20; Werfel, Franz (1933), Die vierzig Tage des Musa Dagh (= Fischer Tb 9458), Frankfurt a.M. 182010, 989 S., € 15,- (ein historischer Roman, in dem Werfel den Holocaust an dem armenischen Volk [Massaker, Todesmärsche; 1915/17] im Ersten Weltkrieg und untergehenden osmanischen Reich beschreibt); Werfel, Franz (1941), Das Lied von Bernadette. Roman, Frankfurt a.M. [1975], 511 S., DM 24,- (ein Roman, geschrieben anlässlich des Aufenthalts Werfels in Lourdes während seiner Flucht vor den Nationalsozialisten [1940]); Werfel, Franz (1939), Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd, Gütersloh 1959, 256 S., DM N.N. S. noch: Werfel, Franz: Gesammelte Werke in Einzelbänden, hg. v. Knut Beck: Werfel, Franz (1924), Verdi. Roman der Oper (= Fischer Tb 9456), Frankfurt a.M. 92011, 469 S. € 12,95. [Buhlmann, 04.2017, 01.2022]

Werle, Hans (1955), "Ramosa". Das Kloster Ramsen, Berthold von Winzingen und die pfalzgräfliche Neustadt, in: BllPfKG 22 (1955), S.129-134 > R Ramsen

Werner, Joachim (2003), Die Bücher der Benediktiner von Villingen. Kostbarste Bücher durch das Großherzogtum verschleudert und verstreut, in: Almanach. Heimatjahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises 26 (2003), S.170-176 > S St. Georgener Klosterbibliothek in Villingen

Werner, Matthias (1980), Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit. Untersuchungen zur Geschichte einer karolingischen Stammlandschaft (= MPIG 62), Göttingen 1980, 539 S., 15 Karten, DM 110,-. Im Austrien und im Lütticher Raum des 7. und (beginnenden) 8. Jahrhunderts als Teil des merowingischen Frankenreichs werden neben den Arnulfinger-Pippiniden weitere Adelsfamilien und Familien austrischer Amtsträger zumindest teilweise in den Geschichtsquellen (Urkunden, Viten, Geschichtsschreibung) erkennbar. Der Diakon Adalgisel-Grimo (†n.634) ist durch sein Testament berühmt; seine Familie war zwischen Trier, Metz und Verdun begütert, aber auch nördlich der Ardennen. Dort, im Haspengau, wird auch eine Adelsfamilie um den Genter Eremiten Allowinus-Bavo (7. Jahrhundert, 1. Hälfte), einem Schüler des Missionars Amandus (†n.674), greifbar. Als Klostergründer (von St. Truiden) betätigte sich der heilige Trudo (7. Jahrhundert, Mitte) aus einer nobilissima Francorum prosapia, während eine Landrada und ein Landold das Kloster Munsterbilzen stifteten (um 700). Güterübertragungen an den angelsächsischen Friesenmissionar Willibrord (†739) vollzogen u.a. vornehme Stifter wie Aengilbald, Aengilbert oder Ansbald in Toxandrien. Schließlich ist die berühmte Adela von Pfalzel (†n.732/33) zu nennen, die Stifterin und erste Äbtissin des Klosters Pfalzel bei Trier, die gemäß einer Traditionsurkunde von 732/33 über Besitz an der Mosel, der mittleren Maas und am Niederrhein (Hohenbudberg, Lank) verfügte. Adela und Bertrada, die Stifterin des Eifelklosters Prüm, sollen Schwestern der Plektrud, der Ehefrau des karolingischen Hausmeiers Pippin des Mittleren (687-714), gewesen sein, alle drei Töchter der (Äbtissin) Irmina von Oeren (†706/09), der Stifterin der Echternacher Mönchsgemeinschaft, und des Seneschalls und Pfalzgrafen Hugobert (693, 697) ("Hugobert-Irmina-Sippe"). Plektrud (†n.717) selbst muss jedenfalls vielfältigen Besitz - und damit verbunden (bewaffnete) Gefolgschaft - in die wohl um 670 geschlossene Ehe mit Pippin gebracht haben, so dass sich der politische Handlungsrahmen der Karolinger wohl beträchtlich erweiterte - auch hin zum Niederrhein, wie z.B. die Beziehungen Plektruds zu Köln zeigen. Damit ergänzten die Besitzungen Plektruds die Pippins, dessen weiträumige, grundherrschaftlich organisierte Hausgüter sich im Wesentlichen zwischen Kohlenwald und Maas (Pippiniden) bzw. bei Metz, Verdun und Lüttich (Arnulfinger) befanden, um dann etwa durch Besitz im Trierer Raum eine Erweiterung zu finden. Pippinidisch-karolingische Herrschaft in Austrien und an der mittleren Maas verband sich auch mit den dort gelegenen Bistümern. Bischöfe wie der Arnulfinger Arnulf von Metz (614-629) oder wie Kunibert von Köln (†663?) standen auf Seiten Pippin des Älteren; mit Bischof Chrodegang von Metz (742-766) wird eine hochgestellte austrasische Familie sichtbar, die sich im Umfeld der Karolinger bis in den Beginn des 9. Jahrhunderts verfolgen lässt. Der Missionar Amandus war zeitweise und auf Betreiben des Hausmeiers Grimoalds (I, †662) Bischof von Tongern-Maastricht (647/48-649/50). Dagegen gehörte Bischof Lambert von Maastricht (670-675, 682-705) wohl zu den Gegnern der Karolinger; Lambert, in eine Fehde mit Dodo, dem domesticus Pippins des Mittleren, verwickelt, wurde im Maastricht benachbarten Lüttich ermordet und alsbald als Heiliger verehrt. Die Arnulfinger-Pippiniden müssen gleichwohl auch mächtige Feinde in Austrien gehabt haben. Das ergibt sich schon daraus, dass nach dem Tod Grimoalds (I) die Karolinger erst einmal die austrische Politik anderen überlassen mussten; ein dux Gundoin und ein domesticus Hodo handelten nun als Amtsträger im Namen König Childerichs II. (662-675), der wohl mit Gundoin verwandte Wulfoald war der Hausmeier des Herrschers (662-679/80). Auch gegenüber dem neustroburgundischen Hausmeier Ebroin gerieten die Pippiniden-Karolinger politisch und militärisch ins Hintertreffen (Schlacht bei Bois-du-Fay 679). Erst die Schlacht bei Tertry (687) sicherte den Karolingern die Vorherrschaft auch in Austrien. [Buhlmann, 02.2013]

Werte unserer Heimat, hg. v.d. Akademie der Wissenschaften der DDR. Geographisches Institut. Arbeitsgruppe Heimatforschung, ist eine (geografisch-geschichtlich-) Heimatkundliche Bestandsaufnhame in der Deutschen Demokratischen Republik von Gebieten innerhalb der DDR, u.a.: Bd.27 (1976): Dresdner Heide, Pillnitz, Radeberger Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Radeberg und Dresden-Pillnitz, Berlin 1976, XII, 246 S., Schwarzweißtafeln, Schwarzweißabbildungen, Karten, Übersichtskarte, M 12,50. [Buhlmann, 12.2021]

Wesch-Klein, Gabriele (2016), Die Provinzen des Imperium Romanum. Geschichte, Herrschaft, Verwaltung (= Geschichte kompakt), Darmstadt 2016, 163 S., Schwarzweißabbildungen, Tabelle, Glossar, Karte, € 14,95. I. Mit der Ausbreitung römisch-republikanischer Herrschaft über Italien hinaus entstand ein System von der römischen Herrschaft (imperium) und den römischen Herrschaftsträgern (Magistraten) unterworfenen Provinzen, die als Endpunkt der Inbesitznahme eroberten oder auf friedlichem Weg erworbenen Landes gelten können. Der Entstehung einer Provinz (provincia facta) ging u.U. eine Zeit lang ein von Rom abhängiges Klientelkönigtum voraus (Numidien, Palästina u.a.), das u.a. römische Akkulturation im entsprechenden Gebiet förderte und die "Provinzialisierung" vorbereitete. Auch andere Formen der indirketen römischen Herrschaft waren möglich (Gliederung Makedoniens in vier Teilrepubliken 168/48). Die Konstituierung einer Provinz war in republikanischer Zeit u.a. Sache des siegreichen Feldherrn, in der römischen Kaiserzeit Sache des Kaisers. Die damit einhergehenden Verwaltungsmaßnahmen erforderten die verkehrstechnische, militärische, politische und steuerliche Erfassung der neu errichteten Provinz, wobei man sich stark an die vorgegebenen Bedingungen orientierte (Namengebung, Provinzären). Dem entsprach es, dass nur eine schmale römische Bürokratie (officium, Quästor für die Finanzverwaltung) auf regionale und lokale Organisationsformen aufbaute. In republikanischer Zeit waren es Magistrate und Promagistrate, die als Konsuln oder Prätoren bzw. Prokonsuln oder Proprätoren an der Spitze der Provinzen standen (lex Sempronia de provinciis consularibus 123 v.Chr., Statthalterschaften und der Prolongation, lex Pompeia 52 v.Chr.). Der princeps Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) teilte die Provinzen in kaiserliche (provinciae Caesaris) und senatorische (provinciae publicae/senatus und populique Romani). In der Prinzipatszeit wurden die senatorischen Provinzen den Prokonsuln durch Los zugeordnet, doch gab es auch Ausnahmen davon. Die Prokonsuln (proconsules) besaßen ein eigenes imperium über die Provinz. In den kaiserlichen Dienstprovinzen wurden die Statthalter (legati Augusti pro praetore[Senatoren], praefecti, procuratores [Ritter], praesides [3. Jahrhundert n.Chr.]) durch den Kaiser auf Grund dessen imperium proconsulare maius als Stellvertreter (ohne eigene genuine Macht) eingesetzt. Nach seinem Amtsantritt hatte der Provinzstatthalter mit seinem (Berater-) Stab (legatus legionis, quaestor provinciae, legatus iuridicus, officiales, Statthaltergarde, Statthalterfamilie) eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen: öffentliche Sicherheit und Schutz der Bevölkerung, Rechtsprechung, Durchführen des Vermögenszensus, Besteuerung der Provinzbevölkerung (Zölle, Kopfsteuer, Bodensteuer, Freilassungssteuer, Erbschaftssteuer; republikanische publicani, kaiserzeitliche Finanzprokuratoren), kultische Funktionen. Die Einbindung der Provinzbevölkerung geschah auf der Grundlage von Selbstverwaltung (coloniae [römische Bürgerkolonien], municipiae [Städte], civitates [Verwaltungseinheiten mit städtischem Vorort]) und Einbindung der regionalen bis überregionalen Honoratiorenschicht als Provinzialelite (decuriones) (Patronatswesen, Provinziallandtage, Kuratoren und Korrektoren [für städtische Angelegenheiten]). II. Römische Provinzen (teilweise zunächst als kaiserzeitliche Militärbezirke) wurden in zeitlicher Reihenfolge: Sicilia (241 v.Chr.), Sardinia (et) Corsica (238), Hispania citerior, Hispania ulterior (197), Gallia cisalpina (176), Illyricum (167), Macedonia (148), Africa (vetus) (146), Achaea (146), Asia (133), Gallia Narbonensis/Transalpina (ca.118), Cilicia (81/80), (Pontus et) Biythnia (74), Cyrenae (74), Creta (66), Syria (64/63), Cyprus (58), Africa (nova) (46), (Africa vetus, Africa nova ->) Africa proconsularis (35), Aegyptus (30), Galatia (25/24), Gallia Aquitanica, Gallia Belgica, Gallia Lugdunensis (16/13), Noricum (15), Raetia (15), Alpes maritimae (14), (Hispania citerior, Hispania ulterior ->) Hispania Baetica, Hispania Lusitania, Hispania Tarraconensie (ca.13 v.Chr.), Iudaea, Syria Palaestina (6 n.Chr., 73/74), (Illyricum ->) Dalmatia, Pannonia (9), Germania inferior, Germania superior (14, 84/85), Cappadocia (ca.18), Numidia (39, 193/211?), Alpes Poeninae (41/54), Alpes Graiae (41/54), Britannia (43), Lycia (et) Pamphylia (43), Mauretania Caesariensis, Mauretania Tingitana (43), Moesia (44), Thracia (45/46), Alpes Cottiae (ca.63), (Pannonia ->) Pannonia inferior, Pannonia superior (98/117), (Macedonia ->) Epirus (98/117?), Arabia (106), Dacia (106-271), Armenia (114-117), Mesopotamia (114-117), Assyria (116-117), Tres Eparchiae (117/38?), [Marcomannia, Sarmatia (161/80) ?], (Syria ->) Syria Coele, Syria Phoenice (194), Osrhoena (195), (Hispania citerior Tarraconensis ->) Asturia (et) Callaecia/Hispania superior Callaecia(ca.214-kurz n.214), (Galatia (et) Cappadocia ->) Pontus (222/35), (Asia ->) Caria et Phrygia (v.249/50), (Gallia Aquitanica ->) Novempopuli (ca.275 n.Chr.), Provinzreformen der Kaiser Diokletian (284-305) und Konstantin I. (306-337), spätantikes Provinzsystem. Vgl. Bechert, Tilmann (1999), Die Provinzen des Römischen Reiches. Einführung und Überblick (= Orbis Provinciarum. Römische Provinzen), Mainz 1999, IV, 222 S., Farbabbildungen, Karten, DM 78,-; Meyer-Zwiffelhoffer, Eckard (2009), Imperium Romanum. Geschichte der römischen Provinzen (= BSR 2467), München 2009, 128 S., Karten, € 7,90. [Buhlmann, 06.1999, 04.2009, 07.2018]

Wessel, Günther (2004), Von einem, der daheim blieb, die Welt zu entdecken. Die Cosmographia des Sebastian Münster oder Wie man sich vor 500 Jahren die Welt vorstellte, Darmstadt 2004, 328 S., zahlreiche Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, € 9,95. I. Sebastian Münster, der "deutsche Strabo", geboren am 20. Januar 1488 in (Nieder-) Ingelheim, aus einer wohl mäßig reichen Winzerfamilie, genoss in Ingelheim eine Elementarausbildung u.a. in Latein, studierte in Heidelberg (1505-1507), Rouffach (1507-1511/12; Konrad Pellikan), Tübingen (1512-1518; Johannes Stöffler), trat 1507 zur finanziellen Absicherung in den Franziskanerorden ein und wurde 1512 Priester. Im Tübinger Generalstudium der Franziskaner war Münster als Lektor tätig, ebenso in Basel (1518-1520). Ab 1524 war Münster Professor für Hebräisch in Heidelberg, ab 1529 in Basel. 1529 trat er - vor dem Hintergrund der Reformation - aus dem Franziskanerorden aus und heiratete im folgenden Jahr. 1543 reiste Münster zu Graf Wilhelm Werner von Zimmern, besuchte noch das Kloster St. Georgen und verirrte sich anschließend im Schwarzwald, bis er dann doch wohlbehalten nach Waldkirch kam. 1547/48 war Münster Rektor der Basler Universität und nahm als solcher am Regensburger Reichstag teil. Am 26. Mai 1552 starb er in Basel an der Pest. Münsters Leidenschaft galt der Geografie und "Kosmografie". Zahlreich sind Veröffentlichungen Münsters als Autor und Herausgeber: hebräisch-lateinisches Studienbuch (1511), kurze hebräische Grammatik (1520), deutsche Übersetzung der zehen gebot ein nützliche erklerung des Martin Luther (1520), hebräisch-lateinisches Wörterbuch (1523), hebräische Grammatik (1524), hebräische Grammatik des Elia Levita (1525), aramäische Grammatik (1527), aramäisches Wörterbuch (1527), Erklerung des newen Instruments der Sunnen (1528), Germaniae descriptio (1530), Biblia Hebraica (1533/34), Isagoge elementalis (der hebräischen Grammatik, 1535), Mappa Europae (1536), Rhaetia des Ägidius Tschudi (1538), Geografie des Ptolemäus (1540), hebräische Grammatik (1542), Cosmographia (1544, 1550). II. Mit den Vorarbeiten zu seinem Hauptwerk Cosmographia begann Sebastian Münster um 1524 in Heidelberg; er studierte antike Quellen und aktuelle Berichte der Entdecker und Eroberer. Die Cosmographia erschien erstmals 1544 auf Deutsch. Sie ist Weltbeschreibung, Länderkunde und Ethnografie in einem, in sechs Bücher gegliedert, 660 Textseiten stark, versehen mit 24 doppelseitigen Karten und an die 500 Holzschnitten, die Tiere, Menschen, Bauwerke, Städte und "wunderbarliche Dinge" aus allen Kontinenten abbilden (Buch I: Erdkunde, Tiere und Pflanzen, Fabeltiere; Buch II: Europa, West- und Südeuropa; Buch III: Deutschland; Buch IV: Ost- und Nordeuropa; Buch V: Asien, Amerika; Buch VI: Afrika). Der deutschen Ausgabe von 1544 folgten 1550 erweiterte Ausgaben in Deutsch, aber auch in Latein, das die Wissenschaftlichkeit des Werkes betonte. > Lateinische Literatur > M Münster, Sebastian [Buhlmann, 02.2013]

Wessing, Ulf (1992), Interpretatio Keronis in Regulam Sancti Benedicti. Überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen zu Melchior Goldasts Editio princeps der lateinisch-althochdeutschen Benediktinerregel (= StAhd 18), Göttingen 1992 > S Studien zum Althochdeutschen

Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung, hg. v. Karl Hengst (= VHKW XLIV: Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte, Bd.2): Tl.1 (1992): Ahlen - Mülheim, Münster 1992, Tl.2 (1994): Münster - Zwillbrock, Münster 1994 > K Klosterbücher

Westfälisches Ortsnamenbuch, hg. v. Kirstin Casemir u. Jürgen Udolph, führt die Siedlungs-, Orts- und Wüstungsnamen des 8./9. bis 16. Jahrhunderts auf (ohne Landschaftsnamen [Berg-, Gewässer-, Wald-, Flurnamen], politische Namen [Gaunamen, Namen von Ämtern], administrative Namen [Gerichtsstätten, Zollstellen, Landwehren], Funktionsnamen [Brücken, Mühlen u.a.]) an, gegliedert nach Landkreisen und kreisfreien Städten in Westfalen mit festem Artikelaufbau je Ortsname (Name, Lokalisierung; historische Belege/Belegformen [Datierung, Überlieferung, Belegtext, Quellenkritik], [bisherige, sprachwissenschaftlich-kritische] Namendeutung [auf der Basis der Grundwörter: -ard, -au, -beke, -born, -bram, -brede, -brok, -brücke, -buhil, -bur, -burg, -dal, -dorp, -dulm, -feld, -gis, -hagen, -hem, -hof/hove, -holt, -huffe, -huppe, -husen, -kamp, -kirche, -land, -loh, -mar, -ride, -rike, -rode, -seli, -sete, -siek, -spring, -tun, -wise/wisch und der Suffixe -ing(i)/ung(i), -ithi, -j-, -k-, -l-, -n-, -r-, -rk-, -s-, -sn-, -st-, -t-]): WOB 9 (2016): Casemir, Kirstin, Ohainski, Uwe, Die Ortsnamen des Kreises Höxter, Bielefeld 2016, 472 S., Übersichtskarte, € 34,- (391 Siedlungsnamen, davon 248 Wüstungsnamen, insbesondere auch mit Ortsnamenbelegen aus der Überlieferung des Klosters Corvey). [Buhlmann, 10.2017]

Westphal, Siegrid (2015), Der Westfälische Frieden (= BSR 2851), München 2015 > D Dreißigjähriger Krieg

Westrheim, Margo (1999), Kalender der Welt. Eine Reise durch Zeiten und Kulturen (= Herder Tb 4780), Freiburg i.Br. 1999 > C Chronologie

Westwell, Ian (Hg.) (2000), Der I. Weltkrieg. Eine Chronik, Bindlach 2000 > E Erster Weltkrieg

Wetzel, Christoph (2011), Heiligenlegenden in der bildenden Kunst (= RUB 18704), Stuttgart 2011 > H Heilige des Christentums

WF = Westfälische Forschungen

WF = Württembergisch Franken

White, Lynn jr. (1962), Die mittelalterliche Technik und der Wandel der Gesellschaft, München 1968 > T Technikgeschichte, 6.-15. Jahrhundert

White, Lynn jr. (1962), Medieval Technology and Social Change, Nachdruck London-Oxford-New York 1970 > T Technikgeschichte, 6.-15. Jahrhundert

Whiting, Charles (1978), Die Schlacht um den Ruhrkessel (= Moewig Dokumentation 4309), München 1981 > Z Zweiter Weltkrieg

Whitmann, Walt, US-amerikanischer Schriftsteller: Der US-amerikanische Zeitungsherausgeber, Journalist und Schriftsteller Walt Whitmann (*1819 in Huntington; †1892 in Camden) wurde nach der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt durch seinen Gedichtband Leaves of Grass (1855; 9. Ausgabe 1892) und seine Dichtungen zum US-amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865). Whitmans Werk war wegen mancher heute homosexuell genannten Anspielungen teilweise umstritten.
S.: Whitman, Walt (1855), Grashalme. Nachdichtung von Hans Reisiger. Mit einem Essay von Gustav Landauer (= detebe-Klassiker 21351), Zürich 1985, 434 S., DM 19,90. S. weiter: Consolo, Dominick P. (Hg.), Walt Whitmann: Out of the Cradle Endlessly Rocking (= The Merrill Literary Casebook Series), Columbus 1971, 150 S., $ N.N. (mit den Beiträgen: Floyd Stovell, From Main Drifts in Whitman's Poetry; Henry Seidel Canby, Unifying Style in "Out of the Cradle"; Stephen E. Whicher, Whitman's "Out of the Cradle Endlessly Rocking"; Roy P. Basler, "Out of the Cradle Endlessly Rocking"; Robert D. Faner, Recitative-Aria Structure in "Out of the Cradle"; Gay Wilson Allen, Charles T. Davis, A Critical Note on "Out of the Cradle"; Clark Griffith, Sex and Death. The Significance of Whitman's Calamus Themes; Roy Harvey Pearce, Whitman justified: The Poet in 1860; Emory Holloway, Lyric on Love and Death; Stephen E. Whicher, Whitman's Awakening to Death; Richard Chase, "Out of the Cradle" as a Romance; Neil D. Isaacs, The Autoerotic Metaphor; James E. Miller, The "Rocking Cradle" and a Reminiscence; Edwin H. Miller, The Low and Delicious Word Death). [Buhlmann, 07.2023, 02.2024]

Wi

Wichterich, Richard (1952), Benito Mussolini. Aufstieg, Größe, Niedergang, Stuttgart 1952 > S Schieder, Mussolini

Wick, Rainer (1982), bauhaus Pädagogik (= DuMont Dokumente), Köln 1982 > B Bauhaus

Wicker, Hubert (Hg.) (2011), Schwäbisch. Dialekt mit Tradition und Zukunft. Festschrift zum 10-jährigen Bestehen des Fördervereins Schwäbischer Dialekt e.V., [Gomaringen] 2011 > S Schwaben (als historische Landschaft)

Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae. Die Sachsengeschichte. Lateinisch/Deutsch, hg. v. Ekkehart Rotter u. Bernd Schneidmüller (= RUB 7699), Stuttgart 1981, 262 S., DM 7,60 > Lateinische Literatur > W Widukind von Corvey

Wie erkenne ich ...?-Kunstreihe, Stuttgart-Zürich 1979, 1982 > K Kunst

Wiemer, Hans-Ulrich, Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. Biographie, München 2018 > T Theoderich

Wiener, Claudia (2001), Proles vaesana Philippi totius malleus orbis. Die Alexandreis des Walter von Châtillon und ihre Neudeutung von Lucans Pharsalia im Sinne des typologischen Geschichtsverständnisses (= BzA 140), Leipzig 2001, 125 S., € 3,70. Die Alexandreis des Walter von Châtillon (†n.1176) ist ein lateinsches Versepos auf Alexander den Großen (336-323 v.Chr.), entstanden nach 1176 (1179/80?). Walter unterscheidet bei der Darstellung der Welteroberung Alexanders eine historisch-faktische, moralische und typologische Verständnisebene (gemäß der Bibelauslegung im vierfachen Schriftsinn). Historisch hält sich der Dichter an die antike Vorlage des Curtius Rufus (und verwandte Quellen), moralisch kommt einer von ihm in die Alexandreis integrierte Aristoteles Rede als Fürstenspiegel eine wichtige Rolle zu. Typologisch hebt Walter - auch mit den Mitteln von Traumvisionen, Ekphraseis und Allegorien - auf Parallelen zur Pharsalia des römischen Dichters Lucan ab (Alexander - Darius: Übergang der Weltherrschaft von den Persern auf die Griechen <-> Caesar - Pompejus: Übergang der Weltherrschaft von den Griechen auf die Römer), weiter auf das Alte Testament (Rolle Jerusalems, Vier-Weltreiche-Theorie des Propheten Daniel) und stellt wohl neben den "Typus" (sub lege) Alexander den für ihn aktuellen "Antitypus" (sub gratia) König Philipp II. Augustus von Frankreich (1180-1223) als "neuen Alexander" gerade in Bezug auf die Kreuzzüge. Die christlich-typologische Geschichtsdeutung der Alexandreis hat dem Epos im Mittelalter solch einen Erfolg beschert. > Lateinische Literatur > W Walter von Châtillon [Buhlmann, 08.2011]

Wieners, Thomas H.T., Bäumle, Stephan, Zimmermann, Ernst (Hg.) ([2005]), 1150 Jahre Kirche in Pfohren. Otolf, Priester in Pfohren, [Donaueschingen-] Pfohren [2005], 96 S., Abbildungen u.a. der Urkunden, € 10,-. I. Für (Donaueschingen-) Pfohren, einem Ort auf der Baar, liegt insofern eine reichhaltige Überlieferung durch das Kloster St. Gallen vor, dass insgesamt sieben Urkunden des 9. Jahrhunderts Pfohrener Belange berühren. Eine Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) vom 4. Juni 817 nennt erstmals Pfohren (Forrun) als einen von den Orten, von denen das Kloster an der Steinach einen (ehemals gräflichen) Zins bezog. Die in Klengen ausgestellte Traditionsurkunde vom 24. April 821 betrifft an das Kloster St. Gallen von Hamming und Puto übertragenes Gut in Pfohren. Ebenfalls Besitz in Pfohren schenkte am 23. Oktober 825 Wicram an die Mönchsgemeinschaft. In einer in Pfohren ausgestellten Urkunde vom 4. Juni 842 übertrug Wolfger dem Kloster St. Gallen seine gesamten Besitzungen in Pfohren und erhielt sie in Landleihe (precaria) gegen Zahlung eines jährlichen Zinses und gegen Vorbehalt eines Rückkaufsrecht zurück. Dasselbe galt auch für Wolfgers Schwester Wolburuc. II. Im Mittelpunkt von zwei Urkunden steht der adlige Priester Otolf von Pfohren, wohl ein prominenter Parteigänger König Ludwigs des Deutschen (840-876). Mit Datum vom 1. Juli 847, 848 oder 854 übertrug Otolf in Pfohren seinen gesamten Besitz ebenda an das Kloster St. Gallen unter der Bedingung der Rückleihe und einer einem "eingeschriebenen Bruder" (frater conscriptus) angemessenen Aufnahme ins Kloster bei seinen Besuchen dort. Die Datierung der Urkunde lässt - je nach angenommenen Regierungsbeginn König Ludwigs des Deutschen - die Jahre 847, 848 oder 854 zu. Am 16. Juni 856 tauschte dann König Ludwig der Deutsche in Ulm mit Otolf den dritten Teil seines Hofes, der neben der Kirche in Pfohren lag und der schon zu zwei Dritteln im Besitz des Otolf gewesen war. Gemäß dem in der Urkunde von 847/48/54 Gesagten fiel auch der dank der Herrscherurkunde von 856 vollständig erworbene königliche Hof in Pfohren an das Kloster St. Gallen. III. Eine am 8. April 887 in Baldingen ausgestellte Urkunde beendet die Pfohrener Überlieferung des 9. Jahrhunderts. In der Urkunde schenkt Ratsind dem Kloster St. Gallen ihr Erbgut in Pfohren gegen Freilassung ihrer Kinder aus der Unfreiheit, gegen Landleihe und Dienstleistung bzw. jährlichen Zins. Die Urkunde ist insofern interessant, als dass sie ein Einblick in das Verhältnis von Freiheit und Unfreiheit im frühen Mittelalter gibt. In einer Ehe zwischen einem freien und unfreien Partner gingen die Kinder nämlich "zur ärgeren Hand", d.h. waren wieder unfrei. Ratsind zog daraus die Konsequenz, durch Übergabe ihres Pfohrener Erbgutes die Freiheit ihrer Kinder, die offensichtlich sonst vom Kloster St. Gallen abhängig gewesen wären, zu erlangen. Vgl. Buhlmann, Michael (2014), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Pfohren im frühen Mittelalter (= VA 71), Essen 2014, 60 S., € 4,-. [Buhlmann, 09.2005, 04.2014]

Wieprecht, Volker, Skuppin, Robert (2009), Das Lexikon der verschwundenen Dinge (= rororo 62517), Reinbek b.H. 2010 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Wild, Joachim (2007), Stift Baumburg im 15. Jahrhundert, in: Brugger, Walter, Landersdorfer, Anton, Soika, Christian (Hg.), Baumburg an der Alz. Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift in Geschichte, Kunst, Musik und Wirtschaft, Regensburg 2007, S.141-164, Sonderdruck. Das 1107/09 gegründete, 1803 aufgehobene Augustinerchorherrenstift/kloster Baumburg (bei Traunstein) besitzt eine reiche Geschichte. Im 15. Jahrhundert standen die Pröpste Johannes II. (1380-1414), Ulrich II. (1415-1423), Ulrich III. (1423-1436), Caspar Ebenhauser (1436-1479), Paulus Pelchinger (1479-1488) und Georg I. Dietrichinger (1488-1515) dem Stift vor. Unter Propst Caspar setzte ein Verschriftlichungsschub in der geistlichen Kommunität ein; in einem Skriptorium wurden sowohl liturgische Bücher (Messbücher, Psalter, Tagzeitbuch) abgeschrieben als auch Amtsbücher (Salbuch) verfasst, auch Bücherkäufe sind überliefert. Alles in allem gibt die damals entstandene schriftliche Überlieferung einen guten Einblick in die innere Verfasstheit des Stifts (adlige Konventsmitglieder, Visitation und [Versuch einer] Klosterreform in Anschluss an die Salzburger Reformsynode des Kardinallegaten Nikolaus von Kues 1451/58), die wirtschaftliche Lage, die Rolle des Stifts als bayerischer Landstand. Der Blütezeit des Stifts im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert entsprach es, dass Propst Caspar beim Basler Konzil urkundlich die Verleihung der Mitra für sich und seine Nachfolger erlangte (1445). [Buhlmann, 04.2015]

Wilde, Oscar, irischer Schriftsteller: Oscar (Fingal O'Flahertie Wills) Wilde (*1854 in Dublin, †1900 in Paris) studierte in Dublin (Trinity College; 1871/74) und Oxford (Magdalen College; 1874/78) und begann seine literarische Karriere im konservativen Großbritannien der Queen Victoria mit dem Gedicht Ravenna (1878). Es folgten die Jahre schriftstellerischen Erfolgs, die Wilde als Lyriker, Dramatiker und Erzähler innerhalb und außerhalb Großbritanniens berühmt machten (Vortragsreisen in die USA und nach Kanada usw.). Der Schriftsteller heiratete die begüterte Constance Lloyd (1884), seine homosexuellen Neigungen führten zu Verurteilung und Haftstrafe (Zuchthausaufenthalt 1895/97). Nach seiner Haft war Wildes Gesundheit stark beeinträchtigt. Wilde verbrachte seine letzten Lebensjahre verarmt und isoliert, aber unterstützt von Freunden und seiner Frau, in Italien (Neapel) und Frankreich (Paris), wo er am 30. November 1900 verstarb.
Aus Wilds Œuvre können genannt werden: Wilde, Oscar (1888/91), Four Fairy Tales, hg. v. Gustav Schad (1951) (= Diesterwegs neusprachliche Bibliothek, Nr.4004), Frankfurt a.M.-Berlin-München 91971, 53 S., DM 2,20 (enthaltend die Erzählungen/Märchen für Kinder: The Selfish Giant, The Devotesd Friend, The Happy Prince, The Young King); Wilde, Oscar (1890), Das Bildnis des Dorian Gray. Roman, Wiesbaden-Berlin [1961], 187 S., DM 1,95; Wilde, Oscar (1890), Das Bildnis des Dorian Gray (= it 843), Frankfurt a.M. 21986, 333 S., DM 10,-; Wilde, Oscar (1890), Das Bildnis des Dorian Gray (= RUB 5008), Nachdruck Stuttgart 1993, 335 S., DM 1,-; Wilde, Oscar (1890), Das Bildnis des Dorian Grey, Villingen-Schwenningen 2015, 366 S., € N.N. [Buhlmann, 05.2022, 07.2022, 03.2023, 11.2023]

Wilder, Thornton, US-amerikanischer Schriftsteller: Thornton Niven Wilder (*1897-†1975) begann schon in der Schulzeit mit dem Schreiben von Theaterstücken, studierte neuere Sprachen u.a. in Yale und Princeton (Master of Arts 1925) und war zeitweise als Französischlehrer tätig. Wilders schriftstellerische Karriere begann 1926 mit seinem ersten Roman The Cabala und dem Theaterstück The Trumpet Shall Sound. Es folgten: Die Brücke von San Luis Rey (1927, Roman), Die Frau aus Andros (1930, Roman), Dem Himmel bin ich auserkoren (1935, Roman), Our Town (1938, Theaterstück), The Merchant of Yonkers (1938, Theaterstück), The Skin of Our Teeth (1943, Theaterstück), Die Iden des März (1948, Roman), The Matchmaker (1954, Theaterstück), The Alcestiad (1955, Theaterstück), Childhood (1960, Theaterstück), Infancy (1960, Theaterstück), Plays for Bleeker Street (1962, Theaterstück), Der achte Schöpfungstag (1967, Roman), Theophilus North oder Ein Heiliger wider Willen (1973, Roman). Wilder verfasste daneben einige Drehbücher und erhielt zahlreiche Literaturpreise (Pulitzer-Preis [1927, 1936, 1942], Friedenspreis des Deutschen Buchhandels [1957] u.a.).
Zu den Publikationen Thornton Wilders s.: Wilder, Thornton (1948), Die Iden des März (= Fischer Tb 263), Frankfurt a.M.-München 21961, 206 S., DM 2,40; Thornton Wilder Lesebuch, Frankfurt a.M. 1977, 454 S., DM 18,- (mit den Romanen und Theaterstücken: Die Brücke von San Luis Rey, Die Frau aus Andros, Dem Himmel bin ich auserkoren, Unsere kleine Stadt, Königinnen von Frankreich, Wir sind noch einmal davongekommen). [Buhlmann, 05.2019, 09.2021]

Wilhelm von Hirsau, Reformabt: Wilhelm von Hirsau stammte aus Bayern, wo er wahrscheinlich um 1026/31 geboren wurde. Über seine Herkunft ist weiter nichts bekannt. Wilhelm erhielt - als puer oblatus den Benediktinern übergeben - seine geistliche Ausbildung zum Mönch im schon erwähnten Emmeramkloster, einer Eigenkirche des Regensburger Bischofs. Otloh von St. Emmeram (*ca.1010-†n.1079) war der berühmte Lehrer Wilhelms, und so verfasste Wilhelm etwa ab der Mitte des 11. Jahrhunderts gelehrte Traktate über Astronomie und Musik, Teildisziplinen des Quadriviums innerhalb der septem artes liberales. Ab 1069 versuchte Wilhelm als Abt in Hirsau, seine Vorstellungen von strenger Askese, Eifer und Streben nach mönchischer Vollkommenheit durchzusetzen. In den ersten Jahren in Hirsau verfolgte Wilhelm das Ziel, sein Kloster von den weltlichen Gewalten weitgehend unabhängig zu machen. Dies geschah auf der Grundlage der schon seit längerer Zeit wirksamen gorzisch-lothringischen und cluniazensischen Reformbestrebungen, ganz im kirchlich-revolutionären Sinn der Zeit. Wilhelms Politik richtete sich also zunächst gegen den Calwer Grafen Adalbert II. (†1099). Eine Urkunde König Heinrichs IV. (1056-1106) - wohl bald nach 1070 formuliert - schuf immerhin die wichtige Beziehung zum Königtum, schrieb aber im Wesentlichen den Stand Hirsaus als gräfliches Eigenkloster fest. Ein 1073/75 von Papst Gregor VII. (1073-1085) ausgestelltes Privileg stellte Hirsau unter päpstlichen Schutz. Die integra libertas coenobii des sog. "Hirsauer Formulars", einer Urkunde König Heinrichs IV. vom 9. Oktober 1075, beinhaltete dann die freie Abtswahl und die freie Wahl bzw. Absetzung des Vogtes, der freilich aus der Stifterfamilie des Klosters kommen musste. Die Verschärfung der Fronten im Investiturstreit (1075-1122) mag auch Auswirkungen auf die inneren Verhältnisse im Hirsauer Kloster gehabt haben. Jedenfalls ist von Wilhelm überliefert, dass er in Hirsau die Gewohnheiten des burgundischen Klosters Cluny einführte. Disziplin und Gehorsam, harte Strafen bei Übertretungen der Vorschriften und dauernde Kontrolle der Mönche zeichneten spätestens in den Jahren nach 1079 das Leben in Hirsau aus. Dort entstand nach 1083 die damals größte Klosteranlage Deutschlands mit der mächtigen romanischen Petruskirche. Das Wirken Wilhelms war indes nicht nur auf Hirsau beschränkt. Eine Reihe von Klöstern, neu gegründete und alteingesessene, sollten sich der Hirsauer Reform anschließen. Neue Abteien, die von Hirsauer Mönchen besiedelt wurden, waren: Zwiefalten, Blaubeuren, St. Peter und St. Georgen in Schwaben sowie Reinhardsbrunn in Thüringen; schon bestehende Klöster, die die "Hirsauer Gewohnheiten" annahmen: Petershausen bei Konstanz, Schaffhausen, St. Peter in Erfurt und Komburg; Hirsauer Priorate schließlich: (Kloster-) Reichenbach im Murgtal, Schönrain in Franken, Fischbachau in Bayern. Der weiten Verbreitung der Hirsauer Klosterreform entsprach der Ruf Wilhelms in der kirchlich-politischen Propaganda des Investiturstreits. Der Hirsauer Abt war eine wichtige Stütze der Gregorianer in Deutschland, in Schwaben. Er stand auf der Seite der Gegenkönige Rudolf von Schwaben (1077-1080) und Hermann von Salm (1081-1088), u.a. ihm war die Geschlossenheit der gregorianischen Partei im deutschen Südwesten zu verdanken, vom Ansehen, das das Hirsauer Kloster in den Kreisen der Kirchenreformer besaß, ganz abgesehen. Wilhelm starb am 4. Juli 1091 in Hirsau.
An Quellen und Literatur zu Wilhelm von Hirsau seien genannt: Büttner, Heinrich (1966), Abt Wilhelm von Hirsau und die Entwicklung der Rechtsstellung der Reformklöster im 11. Jahrhundert, in: ZWLG 25 (1966), S.321-338; Buhlmann, Michael (2010), Wilhelm von Hirsau und die St. Georgener Klostergründung. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= VA 42/2), St. Georgen 2010, 56 S., € 6,-; Kerker, M[oritz] (1863), Wilhelm der Selige, Abt von Hirschau, Tübingen 1863, IV, 362 S.; Köhler, Joachim (1982/83), Abt Wilhelm von Hirsau 1069-1091. Heiliger, Reformer, Politiker, in: Der Landkreis Calw 1982/83, S.3-22. > H Hirsau [Buhlmann, 02.2010, 07.2013]

Wilhelm von Holland, deutscher König: Geboren wurde Wilhelm von Holland 1228 als Sohn des holländischen Grafen Florens IV. (1223-1234) und der Mechthild von Brabant. Zum König erhoben den Grafen (1234-1256) einige niederrheinische Kirchenfürsten und der Herzog Heinrich II. von Brabant (1235-1248) am 3. Oktober 1247 in Worringen. Nach der Belagerung und Eroberung Aachens konnte sich Wilhelm am 1. November 1248 dort zum König krönen lassen. Der Gegenkönig setzte sich insbesondere am Niederrhein (1248) und in Niederdeutschland (Heirat mit Elisabeth, der Tochter des Herzogs von Braunschweig, 1251/52) durch, während am Mittelrhein und in Süddeutschland der Staufer Konrad IV. (1237-1254) ein politisches Übergewicht hatte. Nach dem Tode Konrads (1254) wurde Wilhelm aber allgemein als König anerkannt, insbesondere auch vom Rheinischen Städtebund, auf den sich Wilhelm in der Folge stützen konnte. Der König kam auf einem Winterfeldzug gegen die Friesen am 28. Januar 1256 um; beigesetzt wurde er von seinem Sohn Florens V. (1256-1296) in der Abtei Middelburg.
Ediert sind: Die Urkunden Heinrich Raspes und Wilhelms von Holland, hg. v. Dieter Hägermann, Jaap G. Kruisheer (1989/2006), 2 Tle. (= MGH. Diplomata. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd.18), Hannover 1989-2006, CXI, 743 S., € N.N., u.a. auf der Grundlage von: Hägermann, Dieter, Studien zum Urkundenwesen Wilhelms von Holland. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Königsurkunde im 13. Jahrhundert (= Archiv für Diplomatik, Beih.2), Köln-Wien 1977, VI, 424 S., DM 48,-. Zu verweisen ist noch auf: Die Regesten des Kaiserreiches unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Conrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard 1198-1272 (1881-1983) (= RI V,1-6): Bd.V,1 (= Abt.1-2): Kaiser und Könige, hg. v. Julius Ficker, 1881/82, Nachdruck Hildesheim 1971, Bd.V,2 (= Abt.3-4): Päpste und Reichssachen, hg. v. Julius Ficker, Eduard Winkelmann, 1892, Nachdruck Hildesheim 1971, Bd.V,3 (= Abt.5): Einleitung und Register, hg. v. Julius Ficker, Eduard Winkelmann, bearb. v. Franz Wilhelm, 1901, Nachdruck Hildesheim 1971, zus. CLX, 2424 S., zus. DM 380,-, Bd.V,4 (= Abt.6): Nachträge und Ergänzungen, bearb. v. Paul Zinsmaier, Köln-Wien 1983, XII, 403 S., DM 94,-. [Buhlmann, 06.2011]

Wilhelm, Agathe (2009), Das tickende Gedächtnis. 36 kuriose Uhren. Deutsches Uhrenmuseum, Furtwangen 2009 > U Uhren

Wilhering. Stift und Kirche, hg. v. Zisterzienserstift Wilhering ([1990]), Linz [1990], [74] S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Pläne, ÖS N.N. Wilhering, am Südufer der Donau unweit von Linz gelegen, wurde als Zisterzienserkloster von den Herren von Wilhering gestiftet. Anlässlich ihres Umzugs in die neu erbaute Burg Waxenburg (ca.1145) übertrugen Ulrich (†1147) und Kolo (†1150) Mönchen der Zisterzienserabtei Rein ihren Besitz in Wilhering (u.a. die aufgelassene Burg) (1146). Nach dem Aussterben der Herren von Wilhering verfügte kurzzeitig der Bischof von Bamberg über die Klostervogtei, gefolgt von der Tochter Kolos und zunächst endgültig von den Herren von Schaumburg. Der ersten Jahrzehnte der Klosterexistenz waren krisenhaft, 1185 gelangten daher nochmals Mönche, diesmal aus der Zisterzienserabtei Ebrach, nach Wilhering. Die aus Ebrach stammenden Äbte Hilger (1186-1193) und Konrad (1215-1234) leiteten die Mönchsgemeinschaft erfolgreich, die heutige Klosterkirche hatte ihre Anfänge im romanischen Kirchenbau vom Ende des 12. Jahrhunderts. In der Folge entstanden Tochterklöster in Hohenfurth a.d. Moldau (1258), Engelszell (1295) Säusenstein (1334). Das Kloster verfügte über eine umfangreiche Grundherrschaft, unterlag aber in spätem Mittelalter und beginnender früher Neuzeit Zerfallserscheinungen; in der Reformationszeit drohte sogar das Ende des Klosters, das im Jahr 1585 verlassen dalag, im Zuge der Gegenreformation aber wiederbesiedelt wurde. Für die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts ist ein Aufschwung des Klosters zu beobachten, dem auf Grund der adligen Lebensweise der Klosterherren eine Phase der Verschuldung folgte (Visitation 1641). 1733 wurden Kirche und Kloster durch Brandstiftung stark zerstört, der Wiederaufbau ließ im Verlauf des 18. und auch 19. Jahrhunderts das heute noch vorhandene (Rokoko-) Ensemble an Bauten entstehen. Wilhering überstand die versuchte Aufhebung des Kloster unter Kaiser Josef II. (1783) und das Ende seiner Grundherrschaft über die bäuerlichen Untertanen (1848). Ab 1895 begann in Wilhering der gymnasiale Schulbetrieb, 1940 wurde das Stift im Zuge nationalsozialistischer Maßnahmen aufgehoben und enteignet. Der Klosterbetrieb und der des Gymnasiums konnten aber ab 1945 wieder aufgeommen werden (Restaurierung von Stiftskirche und Kloster 1971/77, Kloster als Forst-, Landwirtschafts- und Gartenbaubetrieb). [Buhlmann, 12.2020]

Wilke, Gerhard (2003), Wirtschaft in Deutschland, Bonn 2003 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Will, Wolfgang (2009), Caesar (= GdA), Darmstadt 2009 > G Gestalten der Antike

Will, Wolfgang (2019), Athen oder Sparta. Eine Geschichte des Peleponnesischen Krieges, München 2019, 352 S., Schwarzweißabbildungen, Glossar, Zeittafel, Karten, € 26,95. I. Der Peleponnesische Krieg (431-404 v.Chr.) ist durch die Geschichtswerke der griechischen Historiker Thukydides (*v.454-†399/96 v.Chr.; Peleponnesischer Krieg 431-411 v.Chr.) und Xenophon (*430/35-†ca.354 v.Chr.; Hellenika 411-362 v.Chr.) überliefert. II. Der Peleponnesische Krieg war eine innergriechische Auseinandersetzung zwischen den damaligen Hegemonialmächten, den Poleis Sparta (Peleponnesischer Bund) und Athen (Attischer Seebund). Er umfasste die ganze damalige griechische Welt vom Schwarzen Meer über die Agäis und Festlandgriechenland bis nach Sizilien. Ursache des Krieges war der machtpolitische Dualismus zwischen der Seemacht Athen und der Landmacht Sparta, Anlässe des Krieges waren: die Auseinandersetzungen zwischen Kerkyra und Korinth (435/33), die athenische Belagerung Poteidaias (432/31), die Feindschaft zwischen Megara und Athen und das megarische Psephisma der athenischen Volksversammlung (431). Die erste Phase des Peleponnesischen Krieges, der Archidamische Krieg (431-421 v.Chr.), war geprägt von wiederholten Einfällen der Spartaner nach Attika (431, 430, 428, 427, 425), worauf sich die Athener hinter die Befestigungen der Stadt (Lange Mauern) zurückzogen und dank der Thalassokratie Athens über das Meer versorgt werden konnten (430/29 Pest in Athen, 429 Perikles' Tod). Während athenische Expeditionen zur See erfolgreich waren (429 Fall von Poteidaia, Seeschlacht von Naupaktos, 428/27 Abfall Mytilenes, dessen Belagerung und Eroberung durch Athen, 428/27 Belagerung und Kapitulation Plataiais, 425 Einschluss von Spartanern auf Pylos/Sphakteria), endeten Landschlachten in Boiotien und in Thrakien für die Seemacht mit Niederlagen (424 Schlacht am Delion, athenischer Verlust vom Amphipolis, 423 einjähriger Waffenstillstand, 422 Schlacht bei Amphipolis). Der schließlich abgeschlossene Nikias-Frieden (421 v.Chr.) brachte aber für Griechenland keine Ruhe, sondern nur Stellvertreterkriege: Sparta siegte über eine Koalition unter der Führung von Argos (418 Schlacht bei Mantinea), Athen annektierte das neutrale Melos (416) und rüstete eine Expedition gegen Syrakus aus (415-413 v.Chr.), die mit der totalen Niederlage des nach Sizilien gesandten Heeres endete (415 Kämpfe vor Syrakus, 414 Belagerung von Syrakus, 413 Untergang der athenischen Flotte im Hafen von Syrakus, Kapitulation des athenischen Heeres). Mit der Festsetzung spartanischer Truppen in Dekeleia, einer Festung in Attika, begann die Endphase des Peleponnesischen Krieges, der sog. Dekeleische (oder Ionische) Krieg (413-404 v.Chr.). Unterstützt durch ein Bündnis mit Persien (412), gelang es Sparta und seinen Verbündeten Athen auch zur See in die Defensive zu drängen; ein zwischenzeitlicher Sturz der athenischen Demokratie und deren Wiederherstellung (411/10) sowie Seesiegen der Athener (411 Seeschlacht bei Kynossema, 410 Seeschlacht bei Kyzikos, 406 Seeschlacht bei den Arginusen) standen der spartanische Seesieg bei Notion (407; Sturz des Alkibiades) und die Vernichtung der athenischen Flotte in der Schlacht bei Aigospotamoi (405) gegenüber. Dadurch musste auch die nunmehr von der Getreideversorgung abgeschnittene Stadt Athen kapitulieren. Der Sieger von Aigospotamoi, der Spartaner Lysander, rückte in Athen ein und installierte die Oligarchie der sog. Dreißig Tyrannen, die in Athen eine Diktatur ausübten (404/03 v.Chr.), bei harten Friedensbedingungen für Athen (Auflösung des Attischen Seebundes, Schleifung der athenischen Mauern usw.). III. Nach dem Ende des Peleponnesischen Krieges (im engeren Sinne) hielten die Kriege unter spartanischer Vorherrschaft über Griechenland und Ägäis weiter an (bis 362 v.Chr.), wobei das persische Reich zunehmend politisch eingriff wie im spartanisch-persischen Krieg (400-394 v.Chr.), im Korinthischen Krieg (395-386 v.Chr.; 394 Seeschlacht bei Knidos, 393 Wiederaufbau der athenischen Mauern) und im Königsfrieden (386 v.Chr.). Nach der Willkürherrschaft der Dreißig in Athen wurde die Demokratie unter Thrasybulos wiederhergestellt (399 Prozess gegen Sokrates) und blieb bis in die hellenistische Zeit erhalten; dabei profitierte Athen trotz des 2. Attischen Seebundes (378/77 v.Chr.) und des Athenischen Bundesgenossenkriegs (357-355 v.Chr.) von einem zunehmenden wirtschaftlichen Aufschwung, der die Demokratie zusätzlich stabilisierte. Die Gründung des Seebundes geschah dabei im Windschatten der Auseinandersetzungen zwischen Sparta und Theben (382-379 spartanisch-olynthischer Krieg, 379 spartanischer Abzug aus Theben, 374 athenischer Seesieg bei Naxos), die in eine vorübergehende Hegemonialstelllung Thebens und Boiotiens unter Epameinondas mündeten (371 Schlacht bei Leuktra, 369 von Sparta unabhängiges Messenien, 362 Schlacht bei Mantineia). > P Peleponnesischer Krieg [Buhlmann, 09.2019]

Will, Wolfgang (2022), Der Zug der 10000. Die unglaubliche Geschichte eines antiken Söldnerheeres, München 2022, Schwarzweißabbildungen, Karten, € 28,-. Xenophon (*430/25-†ca.354 v.Chr.), antik-griechischer Feldherr und Geschichtsschreiber, gehörte dem athenischen Ritterstand und der athenischen Aristokratie an. Er nahm am Ende des Peleponnesischen Krieges (431-404 v.Chr.) auf Seiten Athens an den Kampfhandlungn teil, zeichnete sich aber durch eine ideologische Nähe zu Oligarchien, Sparta und Alkibiades aus. Xenophon unterstützte daher auch die Tyrannis der Dreißig in Athen (404/403 v.Chr.). Nach der Wiederherstellung der athenischen Demokratie (403 v.Chr.) sah sich Xenophon soweit kompromittiert, dass er sich dem persischen Satrapen Kyros dem Jüngern, Bruder des Großkönigs Artaxerxes II. (405-359 v.Chr.), anschloss. Kyros' militärischen Unternehmungen mündeten ein in den Zug der Zehntausend zur Gewinnung der Herrschaft im Perserreich. Xenophon nahm an diesem Kriegszug zunächst nur als Beoachter teil, doch wurde er nach der Niederlage des Kyros bei Kunaxa (401 v.Chr.) zu einem der Feldherrn, die das panhellenische Söldnerheer sicher von Babylonien an die kleinasiatische Schwarzmeerküste zurückführte. Xenophon (u.a. als Anführer der Kyreer) findet sich nach der erfolgter Rückkehr in griechisches Herschaftsgebiet (399 v.Chr.) in spartanischen Diensten, u.a. unter dem Spartanerkönig Agesilaos (396/94 v.Chr.). Ebenfalls auf der Seite Spartas war Xenophon Teilnehmer an der Schlacht von Koroneia (394 v.Chr.) im Korinthischen Krieg (395-387 v.Chr.). Danach bezog er ein Landgut in Skillus, das er nach den Grundsätzen der von ihm verfassten Schrift Oikonomikos bewirtschaftete. Die Zeit in Skillus war für Xenophon eine produktive Zeit als Schriftsteller; es entstanden: Memorabilien, Apologie, Symposion, Kyrupädie, Anabasis, Hellenika, Hieron, Staat der Spartaner, Agesilaos. Dabei tritt in Erscheinung, wie stark Xenophon von den Erfahrungen des Zugs der Zehntausend geprägt war. Im Jahr 371 v.Chr. verlor Xenophon nach der spartanischen Niederlage bei Leuktra sein Landgut in Skillus, 368 v.Chr. oder etwas später konnte er nach Aufhebung der Verbannung nach Athen zurückkehren, wo er ein fackundiges Lesepublikum seines schriftstellerischen Werkes vorfand. [Buhlmann, 12.2022]

Willems, W.J.H., Das Rhein-Maas-Delta als Grenzgebiet vom 3. bis zum 8. Jahrhundert, in: Siedlungsforschung 7 (1988), S.31-49. Das Rhein-Maas-Delta unterlag im Übergang von Antike zum Frühmittelalter vielfältigen politischen und siedlungsgeschichtlichen Veränderungen. In römischer Zeit war es Teil der Provinz Germania inferior bzw. Germania secunda, Rhein als Grenze und Rheingebiet als Grenzregion waren im 3. Jahrhundert n.Chr. noch vielfach miteinander verwoben. Bis ins 4./5. Jahrhundert bildete der Rhein die Grenze des römischen Reiches (Brittenburg), das Grenzgebiet im Rhein-Maas-Delta wurde fränkisch mit Verbindungen jenseits des Rheins, der nun die wichtigere Funktion einer Handelsstraße zwischen Rheinland und Britannien erfüllte. Im Rhein-Maas-Delta war die westliche Region wenig besiedelt im Gegensatz zur östlichen. Dieser Unterschied sollte noch bis ins frühe Mittelalter wirksam bleiben, politisch unterlegt durch das Eindringen der Friesen in die Küstenregion, während der Raum östlich davon weiterhin mit dem Frankenreich der Merowinger und Karolinger verbunden blieb (Gräberfelder). Wahrscheinlich blieb auch in den Jahrhunderten des Übergangs von Antike zum Mittelalter die Funktion des Rheins als Handelsweg erhalten (verbliebene Römerkastelle). Die fränkischen Siege über die Friesen im frühen 8. Jahrhundert markiert dann den politischen Schlusspunkt der Entwicklung im Rhein-Maas-Delta. [Buhlmann, 06.2015]

Willemsen, Annemarieke, Kik, Hanneke (Hg.) (2010), Dorestad in an international framework. New research on centres of trade and coinage in Carolingian times, Turnhout 2010 > D Dorestad

Williams-Krapp, Werner (1989), Bilderbogen-Mystik. Zu "Christus und minnende Seele". Mit Edition der Mainzer Überlieferung, in: Kunze, Konrad (Hg.) (1989), Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters. Festschrift Kurt Ruh, Tübingen 1989, S.350-364 > C Christus und die minnende Seele

Willig, Wolfgang (1997), Spurensuche in Baden-Württemberg: Klöster, Stifte, Klausen. Ein kulturhistorischer Führer, Wannweil 1997 > B Buhlmann, Klöster und Stifte in Baden-Württemberg

Willoweit, Dietmar (2013), Reich und Staat. Eine kleine deutsche Verfassungsgeschichte, München 2013, 128 S., Zeittafel, € 8,95. Anfänge fränkisch-deutscher Staatlichkeit lassen sich im merowingisch-karolingischen Rechtssystem des Frankenreichs erkennen. Recht ist dabei ein "System von Normen", Gesetze, Gerichtswesen und Gerichtsbarkeit sind Ausfluss von Recht. Die (Personenverbands-) "Staaten" des frühe(re)n Mittelalters, basierend auf Grundherrschaft und Adelsherrschaft, stellten sich unter als von Königen regiert dar; das fränkische und frühmittelalterliche Königtum war der Garant von Recht und Friedensordnung. Das römische Kaisertum steht für eine aus der Antike führende Traditionslinie, ebenso die christliche Kirche mit dem Papsttum. Im Investiturstreit (1075-1122) traten weltliche und geistliche Herrschaft auseinander, ein verstärkten Eindringen des römischen Rechts in Staat und Kirche (kanonisches Recht) ist seit dem 12. Jahrhundert zu beobachten. Im Spätmittelalter erfolgte im Rahmen des römisch-deutschen Reiches (Altes Reich) und auf der Grundlage von Lehnswesen und fürstlichem Besitz von Regalien die Ausbildung von Territorien und Landesherrschaften; die im Hochmittelalter einsetzende Entwicklung der mittelalterlichen Stadt schuf Gewerbe- und Handelsorte mit bürgerlicher Autonomie der Stadtverfassung. Gleichzeitig entfaltete sich auf der Grundlage der aristotelischen Auffassung von Politik und in Abkehr von der Theologie eine spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Staatslehre. Die Reichsreform im römisch-deutschen Reich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ("Ewiger Landfrieden", Reichssteuerpflicht, Reichskreise) mündete, überlagert von Reformation und Konfessionalisierung, im Augsburger Religionsfrieden (1555) und der Friedensordnung des Westfälischen Friedens (1648) nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Gleichzeitig verwandelte sich (Adels-) Herrschaft in staatliche Obrigkeit ("gute Policey" für die Untertanen, "Absolutismus"), das römisch-deutsche Reich wurde zum "Hüter alter Rechte". Im frühneuzeitlichen Staatsdenken und dem der Aufklärung wurden die Autonomie der Politik und das Naturrecht herausgestellt. Die Französische Revolution (1789) und das Ende des Alten Reichs (1806) schufen letztlich den "monarchischen Verfassungsstaat" innerhalb des Deutschen Bundes (1815-1866). Das Deutsche Kaiserreich von 1871 war konstitutionell verankert (Reichstag als gewähltes Parlament, Parteien, Reichskanzler und Reichsregierung), die Weimarer Republik (1919-1933) als erste deutsche Demokratie gründete auf dem Parlamentarismus mit all dessen Vor- und Nachteilen, die nationalsozialistisch bestimmte Diktatur des "Dritten Reiches" (1933-1945) zerstörte die Rechtsstaatlichkeit und setzte stattdessen auf Willkür, Gewalt und (Kriegs-) Verbrechen. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) war der Weg im von den Siegermächten besetzten Westdeutschland frei zur parlamentarischen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland (Parlamentarischer Rat und Grundgesetz, Politik und Parteien), während in Ostdeutschland unter kommunistisch-sozialistischen Vorzeichen die Diktatur der Deutschen Demokratischen Republik entstand. Die "Wiedervereinigung" der zwei deutschen Staaten von 1990 schuf ein Deutschland in der Mitte des sich nach Osten erweiternden "Staatenverbunds" der Europäischen Union. [Buhlmann, 08.2013]

Wilson, Ian (1998), Das Turiner Grabtuch. Die Wahrheit (= Goldmann Tb 15010), München 1999 > J Jesus Christus

Wimmer, Ruth, Wimmer, Walter (Hg.) (1987), Friedenszeugnisse aus vier Jahrtausenden, Leipzig-Jena-Berlin 1987, 336 S., Schwarzweißtafeln, M 12,80. Frieden war und ist ein Idealzustand menschlicher Gesellschaft, immer wieder erstrebt und bis heute nur unzulänglich politisch umgesetzt, wie vielfach Kriege und Auseinandersetzungen zeigen. Jede historische Epoche der Menschheitsgeschichte hatte dabei andere Vorstellungen, wie Frieden verwirklicht werden konnte: von den Kulturen des Alten Orients (Hammurabi: Gesetzessammlung [ca.1700 v.Chr.], biblische Psalmen [10. Jahrhundert v.Chr.?]), Indien (Buddha: Liebe [ca.500 v.Chr.]) und China (Kungfutse: Li Ki, Lun Yü [ca.500 v.Chr.]; Mengzi: Liang Hui Wang [319 v.Chr.]) über die griechisch-römische Antike (Aristoteles: Politik [4. Jahrhundert v.Chr.], Vergil: Hirtengedichte [42/39 v.Chr.], Jesus: Bergpredigt [1. Jahrhundert n.Chr.], Augustinus: Gottesstaat [413/26 n.Chr.]), die Welt des europäischen Mittelalters (Franz von Assisi: Lobgesang der Schöpfung [1225/26], Marsilius von Padua: Verteidiger des Friedens [1324], Nikolaus von Kues: Über den Frieden [1454]) und der frühen Neuzeit (Erasmus von Rotterdam: Klage des Friedens [1517], Sebastian Franck: Kriegsbüchlein des Friedens [1539], Hugo Grotius: Drei Bücher vom Recht des Krieges und des Friedens [1625], Jan Amos Komenský: Allgemeine Beratung über die Verbesserung der menschlichen Dinge [1656/64], William Penn: Essay über den gegenwärtigen und zukünftigen Frieden in Europa [1693], Jeremy Bentham: Plan für einen allgemeinen und dauernden Frieden [1786/89], Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden [1795], Johann Gottfried Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität [1795/97]) bis hin zur europäisch-außereuropäischen Moderne (Karl Marx, Friedrich Engels: Mainífest der Kommunistischen Partei [1848], Ralph Waldo Emerson: Über den Krieg [1848], Karl Marx: Der Generalrat der Internationalen Arbeiter-Association über den Krieg [1870], Friedrich Engels: Kann Europa abrüsten? [1893], Karl Liebknecht: Militarismus und Antimilitarismus [1907], Hneri Barbusse: Aufruf an die Kriegsteilnehmer aller Länder [1920], Albert Einstein, Siegmund Freud: Warum Krieg? Ein Briefwechsel [1932], Romain Rolland: Botschaft an die Konferenz des Weltkomitees gegen Krieg und Faschismus in Paris [1935], Franklin Delano Roosevelt: Rede in Chicago [1937], Charta der Vereinten Nationen 1945, Stockholmer Appell zur Ächtung der Atombombe 1950, Papst Johannes XXIII.: Enzyklika "Pacem in terris" [1963], Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Helsinki [1975], Krefelder Appell 1980) und [hier besonders hervorgehoben] zum Sozialismus-Kommunismus (Lenin 1917, Kommunistische Internationale 1920/28/35, Deklaration der Sowjetunion 1927, Ernst Thälmann 1932, Aufruf kommunistischer Parteien 1935, Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik 1968/74, Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 1976, Erich Honecker 1983/86, Michael Gorbatschow 1986). [Buhlmann, 02.2023]

Windhab, Ulrich (2007), Wallfahrt und Wohlfahrt. Die Geschichte von Heiligenbronn und seinem Kloster, Ostfildern 2007 > H > Heiligenbronn

Winegard, Timothy C. (2019), Die Mücke. Das gefährlichste Tier der Welt und die Geschichte der Menschheit, Wals b. Salzburg 2020, 618 S., Abbildungen, € 32,-. Längst haben sich vormals exotische, teilweise auch spleenige Titel (meist aus den Federn britischer oder amerikanischer Historiker) zu einem eigenen Genre in der geschichtswissenschaftlichen Publizistik gemausert und bescheren ihren Verfassern immer öfter überschwängliche Besprechungen in den Feuilletons großer Zeitungen sowie vordere Plätze auf den weltweiten Bestsellerlisten. Nach vielen Büchern über die menschliche Beziehung zu den unterschiedlichsten Haus- und Wildtieren, ist es daher kaum erstaunlich, wenn der kanadische Historiker Timothy Winegard auf gut 600 Seiten die Mensch-Mücke-Beziehung in der Weltgeschichte untersucht und dabei zu erstaunlichen Erkenntnissen gelangt. Winegard, von Hause aus Militärhistoriker, führt seine Leser auf eine "chronologische, stechwütige Reise durch die miteinander verwobene, gemeinsame Geschichte von Mensch und Mücke". Diese Tour beginnt er streng genommen aber schon viel früher, denn bereits auf dem menschenleeren Planeten hatten die Dinosaurier laut seiner Forschungen unter den Plagegeistern zu leiden und wurden von ihnen mit teils existenzbedrohenden Krankheiten infiziert. Was die unheilvolle Bedeutung dieser winzigen Lebewesen nach dem Aussterben der Riesenechsen im aktuellen Tierreich und in der Menschheitsgeschichte anbelangt, so stellt der an der Colorado Mesa University lehrende Winegard unmissverständlich klar: "Die Mücke ist nicht nur eine erstaunlich anpassungsfähige, sondern auch eine äußerst narzisstische Kreatur [.] Ihr einziger Lebenszweck ist die Vermehrung der eigenen Spezies - und vielleicht das Töten von Menschen." In 19 Kapiteln beruft er sich dabei auf allerhand Fakten, die mitunter aufhorchen lassen und den Charakter des für uns Mitteleuropäer bislang nur ärgerlichen Insekts in einem ganz neuen und beängstigenden Licht erscheinen lassen. Der Leser erfährt u.a., dass der Saugrüssel der Mücke einen guten Teil zum Untergang des Weltreichs Alexanders des Großen beitrug und der amerikanische Unabhängigkeitskrieg von den rebellierenden Kolonisten nicht ohne tatkräftige Unterstützung der Malaria übertragenden Quälgeister hätte gewonnen werden können. Winegard konstatiert: "Die Stechmücke, ein zufälliger Akteur in der Geschichte, war der erste und gleichzeitig schlimmste Massenmörder, der auf dem amerikanischen Kontinent je sein Unwesen trieb." Und so scheut er sich auch nicht, historische Ereignisse mit biologischen Fakten in Verquickung zu setzen. Dies tut er beispielsweise, wenn er der Mücke als Überträger von Malaria eine tragende Rolle für den Verlauf der Kolonisierung Amerikas zubilligt, schließlich wäre ohne sie der Einsatz afrikanischer Sklaven fruchtlos geblieben, denn viele Menschen afrikanischer und südeuropäischer Abstammung sind Träger genetischer Mutationen wie jene, welche die Sichelzellenanämie verursachen und zugleich vor Malaria schützen. Amerikanische Ureinwohner haben solche Gene nicht und waren folglich dem von den spanischen Konquistadoren und ihren afrikanischen Sklaven eingeschleppten Malariamücken schutzlos ausgeliefert, weshalb die Mücke auch hier, wie an fast allen Kriegs- und Verdrängungsschauplätzen der Weltgeschichte, ein biologisches Kampfmittel gewesen sei. In diese Flut hochinteressanter, origineller und oft anhand historischer Zeugnisse belegter Informationen ergießen sich für kritische Leser aber auch die ein oder anderen Wermutstropfen. So beispielsweise, wenn er den, die römischen Legionen in malariaverseuchten Sümpfen bekämpfenden Germanen eine bewusste Taktik biologischer Kriegsführung andichtet. Dass der Autor kein Naturwissenschaftler ist, fällt nur in wenigen, für Biologen und Mediziner dann aber frustrierenden, Passagen auf. Etwa dann, wenn er behauptet, Viren seien "Ansammlung von Molekülen und genetischen Verbindungen" oder wenn Winegard den Reifeprozess von Malariaerregern als Mutationen bezeichnet. Alles in allem ist ihm jedoch ein originelles, unterhaltsames und lehrreiches Werk gelungen, aus dem vor allem eins klar wird: "Die Stechmücke begleitet unsere menschliche Reise auf ihrem Zickzackkurs ins Ungewisse und beeinflusst unseren Taumel durch die Zeiten auf geheimnisvolle, wenn nicht makabere Weise. Sie setzt historische Ereignisse miteinander in Bezug, die durch Raum, Epochen und Zeit bisweilen vollkommen voneinander isoliert erscheinen. Ihre Reichweite ist groß und verästelt." Und so endet diese kuriose Biografie auch nicht in der Vergangenheit, sondern mit einer kritischen Würdigung des Philantro-Kapitalismus im Stile von Milliardären wie Bill Gates. Der heute, neben anderen Projekten, ein Drittel seines ungeheuren Vermögens zur Bekämpfung von Stechmücken übertragener Krankheiten investiert. Dieser Philantro-Kapitalismus habe mittlerweile ein ebenso erschreckendes Ausmaß angenommen, wie die 110 Billionen summender, schwirrender und stechender Kreaturen, denen allein im Jahr 2018 weltweit rund 830.000 Menschenleben zu Opfer fielen. Das Buch ist wie geschaffen für den fächerübergreifenden Unterricht an den gymnasialen Oberstufen, denn es verbindet Geschichte, Biologie, Medizin, und Wirtschaftswissenschaften, ohne dabei oberlehrerhaft daherzukommen. Sollten die Vorlesungen Winegards ähnlich unterhaltsam sein, wie seine Ausführungen zur Mensch-Mücke-Beziehung, so sind seine Studenten und Studentinnen zu beneiden. [Bötefür, 07.2021]

Winkler, Eva, Die Klosterbauten der Reichsabtei Werden. Versuch einer Rekonstruktion (= QuS 11), Münster 2005 > W > Werdener Kirchenlandschaft

Winkler, Heinrich August (1985), Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1924 bis 1930, Berlin-Bonn 1985 > G > Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts

Winkler, Wolfgang Arno (2006), Robert Gerwig, ein vielseitiger Ingenieur (= Vertex Alemanniae, H.25), St. Georgen 2006, 56 S., € 4,-; Horb 2[2010], 80 S., zahlreiche Abbildungen in Farbe, € 11,50. Robert Gerwig (*1820-†1885), der Badener aus Karlsruhe, ist den meisten bekannt als der Erbauer der Schwarzwaldbahn. Doch als vielseitiger Ingenieur beschäftigte sich Gerwig im Laufe seines Lebens auch mit vielen anderen Projekten: Er war Leiter der Uhrmacherschule in Furtwangen, Politiker im badischen Parlament und im deutschen Reichstag, Fachmann für Wassererfassung und -ableitung, Straßen- und Brückenbauer. Auf sein vielschichtiges und spannendes Leben geht die Publikation ein. [Buhlmann, 11.2006, 10.2010]

Winter, Franz (1865), Die Prämonstratenser des zwölften Jahrhunderts (und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland). Ein Beitrag zur Geschichte der Christianisierung und Germanisierung des Wendenlandes, Berlin 1865, Nachdruck Aalen 1966 > P Prämonstratenser

Winterer, Christoph (2010), Das Evangeliar der Äbtissin Hitda. Eine ottonische Prachthandschrift aus Köln. Miniaturen, Bilder und Zierseiten aus der Handschrift 1640 der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Darmstadt 2010, 128 S., € 49,90 > Lateinische Literatur > H Hitda-Codex

Winterberg, Hans (1961), Die Schüler von Ulrich Zasius (= VKGLBW B 18), Stuttgart 1961, VIII, 117 S., € 5,-. Der deutsche Humanist und Rechtswissenschaftler Ulrich Zasius (*1461-†1535) war als Hochschullehrer an der Freiburger Universität überaus wirksam (Persönlichkeit des Zasius, seine Lehre), wie die Zahl von insgesamt 131 in der Überlieferung auftretenden Schülern und Hörern (darunter auch mutmaßliche) beweist. Bedeutende Schüler des Ulrich Zasius waren: Bonifacius Amerbach, Peter Bitterlin, Thomas Blarer, Claude Chansonette, Gilbert Cousin, Sebastian Derrer, Johann Fichard, Nikolaus Freigius, Johann Thomas Freigius, Franz Frosch, Johann Heigerlin, Konrad von Heresbach, Johann Mayer, Johann Mynsinger von Frundeck, Jakob Otter, Urbanus Rhegius, Gervasius Sauffer, Johann Sichard, Jakob Spiegel, Jakob Sturm, Hieronimus Veus, Viglius van Aytta, Johann Ulrich Zasius (Sohn des Ulrich Zasius), vielleicht auch Wilhelm Werner von Zimmern. Die Schüler und Hörer kamen aus den süddeutschen (geistlichen, weltlichen) Territorien und den Reichsstädten, aber auch aus französischsprachigen Gebieten. Aus den Zasiusschülern wurden Hochschullehrer (besonders in Freiburg), fürstliche (gerade auch habsburgische) Räte, Richter (in landesherrlichen Verwaltungen, am Reichskammergericht) und Anwälte. Ulrich Zasius, die Freiburger Rechtsfakultät, aber auch Fakultäten anderer Universitäten prägten dann Praxis und Rechtstheorie der Zasiusschüler (humanistisch-theoretische Rechtswissenschaft [in Anknüpfung an die Antike] gegen Rechtspraxis, Humanismus und unhumanistische Reformation, Humanismus und Gegenreformation). [Buhlmann, 07.2013]

Winterer, Hermann (1978), Die rechtliche Stellung der Bastarde in Italien von 800 bis 1500 (= MBMRF 28), München 1978, 113 S., € 5,80. Vor dem Hintergrund hauptsächlich des römischen Rechts des Romanen und des langobardischen bzw. fränkischen Rechts der Germanen, vor dem Hintergrund von Gesetzen (Kapitularien, kaiserliche Gesetzgebung) und Gewohnheiten entwickelte sich im mittelalterlichen (Nord-, Mittel- und Süd-) Italien in durchaus unterschiedlicher Art und Weise ein unterschiedliches Eherecht (kirchliches Recht, Stadtgesetzgebung, "Raubehe"), das die ehelichen Kinder gegenüber den unehelichen eindeutig bevorzugte. Die Bastarde, die unehelichen Kinder, wurden unterschieden nach naturales (Konkubinat?), adulterini (Ehebruch) und incestuosi (Verhältnis oder Ehe bei zu naher Verwandtschaft oder bei sonstigen kirchlichen Ehehindernissen), weiter spielten die Klerikerkinder im kirchlichen Recht eine besondere Rolle (Zölibat). Uneheliche Kinder hatten dennoch gewisse Rechte (Anerkennung durch den Vater, Vormundschaft von Vater oder Muntwalt der Mutter über Bastarde, Alimentierung, Volljährigkeitsalter [18-20 Jahre u.a.], Rechte des unehelichen Sohns in der Familie z.B. gegenüber ehelich geborenen Schwestern, Stellung der Bastarde in der Gesellschaft [infames, berufliche Beschränkungen, adlig-fürstliche Bastarde], eingeschränktes Erbrecht und Testament). Gerade im späten Mittelalter wurde die Legitimation von unehelichen Kindern (als Rechtshandlung zur Anpassung an die Stellung von ehelichen Kindern) wichtig (legitimatio per subsequens matrimonium [als nachträgliche Eheschließung], legitimation per rescriptum principis [als Legitimation durch Herrscherspruch, päpstliche Legitimierung, kaiserliche Legitimierung, Legitimation durch kommunale Regierungen]); auch die rechtliche Adoption (durch den Vater) diente der Legitimierung. Die solcherart Legitimierten hatten volles oder eingeschränktes Erbrecht innerhalb der Familie (Erbfolge auch durch Testament), meist eingeschränktes Erbrecht bei den Lehen. [Buhlmann, 04.2013]

Wintergerst, Ernst (2018), Vor 150 Jahren Stadtbrand von Rosenfeld. Innerhalb von zwei Stunden verwüsten Flammen den Ortskern, in: Schwarzwälder Hausschatz 2018, S.154f. Im Jahr 1868 [Tagesdatum fehlt; hier ergänzt zu: 5. Februar] brach gegen 9 Uhr morgens im Haus eines Metzgers ein Brand aus, der innerhalb von zwei Stunden große Teile des Stadtkerns von Rosenfeld zerstörte, insgesamt 45 Gebäude, in denen 85 Familien bzw. 338 Personen wohnten. Die obdachlosen Personen fanden Unterkunft bei nicht betroffenen Familien. [Buhlmann, 12.2020]

Winterling, Aloys (2003), Caligula. Eine Biographie (= BSR 6035), München 2012, 208 S., Schwarzweißabbildungen, Stammtafel, € 14,95. Das von (Kaiser) Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) errichtete Prinzipat litt von Anfang an unter der politischen Paradoxie zwischen faktischer Monarchie und republikanischer Fassade. Gerade bei den ersten Kaisern des sog. frühen Prinzipats, d.h. bei Tiberius, Caligula, Claudius und Nero, wurde diese strukturelle Bruchzone römischer Staatlichkeit immer wieder sichtbar und damit ein Kommunikationsproblem zwischen Prinzeps und (Senats-) Aristokratie. Gaius Caesar Germanicus (Caligula) wurde im Jahr 12 n.Chr. als Sohn des Germanicus und der Agrippina (I.) geboren. Er nahm als Kleinkind an den Reisen seines Vaters (Germanien, römischer Osten) und an dessen Triumphzug (17) teil. Im Jahr 19 starb Germanicus, seine Familie geriet nun zunehmend ins Visier von Kaiser Tiberius (14-37). Caligula selbst musste sich nach dem Sturz des Prätorianerpräfekten Sejan in Capri bei Tiberius aufhalten (31). Nach dem Tod des Kaisers wurde er dessen Nachfolger (37). Die ersten zwei Jahre von Caligulas Herrschaft verliefen dann im Rahmen des Prinzipats und im weitgehenden Einvernehmen mit der Senatsaristokratie. Die Verschwörungen des Jahres 40 ließen Caligula die Schizophrenie der politischen Situation erkennen (Senatsrede des Caligula). Er vermochte es, konsequent seine Herrschaft zu sichern (Gallienreise, Reorganisation der Rheinarmee, Versuch eines Britannienfeldzuges), ging nun aber auf Konfrontationskurs mit den Senatoren, die er der Lächerlichkeit preisgab und sich unterwarf (politische "Freundschaft" mit den Senatoren, Entehrung bzw. Hass der Aristokratie, Rache des Kaisers an den Senatoren). Verschiedene Maßnahmen des Kaisers (Schiffsbrücke über den Golf von Baiae, Anknüpfung an Alexander den Großen) und der Aristokratie ("Göttlichkeit" Caligulas) mündeten schließlich in eine monarchische Herrschaft in der Art hellenistischer Könige (Alexandria als Hauptstadt des römischen Reiches?). Vor seiner Abreise nach Alexandria wurde Caligula ermordet (41). Die römische Überlieferung (insbesondere Seneca, Sueton) machte aus Caligula, der das politische System des Mit- und Gegeneinander von Kaiser und Aristokratie im Gehäuse der Prinzipatsverfassung durchschaut hatte, einen wahnsinnigen Kaiser. [Buhlmann, 07.2012]

Wirth, Gerhard (1973), Alexander der Große (= rm 203), Reinbek 31977 > A Alexander der Große

Wirth, Ingo (Hg.), Kunst. Kompaktwissen Oberstufe (= Pocket Teacher Abi), Berlin 2014 > K Kunst

Wirsching, Andreas (2001), Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert (= BSR 2165), München 32011 > D Deutsche Geschichte, 1870/71-1918

Wirtz, Ludwig (1898), Die Essener Äbtissinnen Irmentrud und Hadwig II. von Wied, in: EB 18 (1898), S.21-41 > H Hadwig von Wied

Wirtz, Ludwig (1927), Die Grafen von Wied, in: NassAnn 48 (1927), S.65-107. Die Grafen von Wied werden zum ersten Mal gegen Ende des 11. Jahrhunderts erwähnt. Wahrscheinlich nach der Niederlage des ezzonisch-hezelinidischen Pfalzgrafen Heinrich (1045-1060) gegen den Kölner Erzbischof Anno II. (1056-1075) hat sich entlang des (nördlichen) Mittelrheins die Macht einzelner Adelsgeschlechter - unter ihnen die Wieder Grafen - entfalten können. An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert ist dann ein gewisser Graf Meffried in den Geschichtsquellen bezeugt. U.a. in Zusammenhang mit Güterübertragungen ist in einer undatierten Urkunde von Besitz "in der Grafschaft Meffrids im Gau Engersgau" die Rede. Der Engersgau war die Landschaft rechts des Rheins zwischen Koblenz und Bad Hönningen. Später, im Jahr 1129, bezeichnete sich Meffried als comes de Widhe nach seiner im unteren Wiedbachtal errichteten Burg (Alt-) Wied. Die nicht sehr bedeutenden Wieder Grafen waren - wie andere Adelsgeschlechter dieses Raums auch - nach Trier hin orientiert, vielleicht als Lehnsträger des dortigen Erzbischofs. Das sollte sich um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit der Neuausrichtung auf den Kölner Erzbischof ändern. Der Wieder Besitz, vielleicht zur Zeit der Vorfahren Meffrieds linksrheinisch gelegen, konzentrierte sich zu Beginn des 12. Jahrhunderts auf die Umgebung von Altwied. Hinzu kamen die Güter gegenüber von Bonn im Schwarzrheindorfer Gebiet. Meffrieds Nachkommenschaft war zahlreich. Neben Hadwig kennen wir die Geschwister Arnold, Siegfried, Ludwig und Burkhard sowie Hizeka (Hizecha), Sophia und Siburgis (Siburga). Siegfried folgte seinem Vater Meffried in der Grafenwürde nach. Er ist bis 1161/62 als Graf bezeugt. Zu diesem Zeitpunkt nahm er am Italienzug Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (1152-1190) und an der Belagerung Mailands teil. Siegfrieds Bruder Burkhard ist im Umkreis König Konrads III. (1138-1152) in den Jahren 1145 und 1151 nachweisbar, im Umfeld des Kölner Erzbischof Arnolds I. (1137-1151) 1146, in der Umgebung seines erzbischöflichen Bruders Arnold 1153. Nach einer Urkunde von 1176 bereitete Burkhard, der vielleicht die nördlichen Besitzungen des Wieder Grafenhauses verwaltet hat, durch eine "Übergabe an Gott" auch die Gründung des geistlichen Instituts in Schwarzrheindorf vor. Ludwig wird schließlich in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel (1159-1167) erwähnt. Danach hatte sich (v.1151) der damalige Dompropst Arnold von Wied wegen der unklaren Besitzverhältnisse hinsichtlich eines Gutes des Kölner Domstifts entschlossen, dieses Gut seinem Bruder Ludwig und danach Burkhards Schutz zu unterstellen. Nach Burkhards Tod (1159/66) war der Besitz von Erzbischof Rainald eingezogen worden und wurde schließlich 1166 dem Domstift restituiert. Zentrale Figur in der Familie der Grafen von Wied war um die Mitte des 12. Jahrhunderts aber Arnold, der als Arnold II. (1151-1156) Kölner Erzbischof und Kanzler König Konrads III. war. Als Kölner Erzbischof, aber auch schon zuvor war es das Bestreben Arnolds gewesen, wichtige Positionen innerhalb des Erzstifts seiner Familie zu verschaffen und dadurch eine familienpolitisches Netzwerk aufzubauen. So finden wir Hizeka 1144 als Äbtissin von Vilich, Hadwig ab 1150 als Leiterin der Frauenkommunität in Gerresheim und dann als Äbtissin von Essen. Verwiesen sie auf die von Arnold initiierte Schwarzrheindorfer Kapelle ("Tag von Schwarzrheindorf", 24. April 1151), die unter Hadwig zu einem Frauengemeinschaft ausgebaut wurde. [Buhlmann, 10.2003]

Wisplinghoff, Erich (1956/57), Die Urkundenfälschungen aus dem Benediktinerkloster Brauweiler bei Köln, in: JbKölnGV 31/32 (1956/57), S.32-73 > B Brauweiler

Wisplinghoff, Erich (1961), Der Raum von Friemersheim. Untersuchungen zu seiner Geschichte im frühen Mittelalter, (= Schriftenreihe der Stadt Rheinhausen 2), [Duisburg-] Rheinhausen 1961 > F Friemersheim

Wisplinghoff, Erich (1967), Beiträge zur Geschichte des Damenstifts Essen, in: AfD 13 (1967), S.110-133 > E Essener Frauenstift

Wisplinghoff, Erich (1989/90), Untersuchungen zur frühen Geschichte von Stift und Stadt Essen, in: EB 103 (1989/90), S.53-67 > E Essen im Mittelalter

Wisplinghoff, Erich (1992), Die Benediktinerabtei Brauweiler (= Das Erzbistum Köln 5 = GS NF 29), Berlin-New York 1992 > B Brauweiler

Wissenschaft: I. Wissenschaft (als Teil der heutigen wissenschaftlich-technischen Kultur und Zivilisation und in Abgrenzung zur mythischen Weltauffassung) meint die Analyse von Wirklichkeitsausschnitten (in Raum und Zeit, als Menge von raum-zeitlichen Objekten [Ereignisse]) gemäß den Idealen von: Wahrheit (Aussagen), Begründung (Aussagelogik), Erklärung und Verstehen (Muster, Regeln, Strukturen), Selbstreflexion (Selbstthematisierung von Wissenschaft). Den Wirklichkeitsausschnitten entsprechend, gibt es eine Vielfalt der Wissenschaften: Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften (u.a. Geschichte, Kunst, Philosophie), Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften, Mathematik und Logik. Wissenschaft als Analyse eines Wirklichkeitsausschnitts beruht auf der Ermittlung von (inferentiellen) Strukturen, Modellen und Theorien. Durch die Mathematisierung von Wissenschaft werden erkennbar: Objekte des Wirklichkeitsausschnitts und deren Beziehungen zueinander (Relation); Modelle und Analogien als Vergleich zwischen Strukturen, Erklärungen als Argumente; Theorien als Bündel von Aussagen über Tatsachen und Sachverhalte zu einem Wirklichkeitsausschnitt mit einer Struktur. Empirische Theorien beruhen auf Beobachtung, treffen Aussagen auch über unbeobachtbare Objekte und leiden am möglichen Widerspruch zwischen (idealer) Wahrheit und prinzipieller Fallibilität. Trotzdem ist wissenschaftlicher Fortschritt möglich in dem Sinn, dass es eine Abfolge von ("besser" werdenden) Theorien geben kann (Nachfolgetheorie im Verhältnis zur Vorgängertheorie [Veränderung des Wirklichkeitsausschnitts, der Struktur des Wirklichkeitsausschnitts, der Bewertung der Beobachtungen]; empirische Unterbestimmtheit von Theorien und Induktion; Anwachsen des Tatsachenwissens [Daten] und dessen inferentielle Vernetzung). Die Erkenntnisse der Sozial-, Kultur-, Geisteswissenschaften zeigen schließlich einen apriorischen Erfahrungsrahmen (Weltzugang) der Wissenschaft Betreibenden als Grundlage jeder Wissenschaft. II. Wissenschaftsgeschichte ist eng mit dem wissenschaftlichen Fortschritt verbunden. Anfänge von Wissenschaft lassen sich bei den griechisch-ionischen Naturphilosophen des 6. vorchristlichen Jahrhunderts, weiter bei Platon und Aristoteles (in Auseinandersetzung mit der mythischen Welsicht) ausmachen, [können auch in der "Ersten europäischen Revolution" im Hochmittelalter verortet werden,] sind entscheidend geprägt durch das Aufkommen von Experimenten und Laborexperimenten seit dem 16. Jahrhundert ("wissenschaftliche Revolution"). Heute stellt sich der wissenschaftliche (Welt-) Zugang zu Erkenntnissen im Rahmen apriorischer Erfahrung als überlegen und alternativlos dar. Wissenschaft scheitert aber nichtsdestotrotz bei der Ermittlung von Zukunftswissen (Prognosen; Problem der Induktion und der Wahrheit von Theorien). III. Wissenschaft hat auch immer eine personale Komponente, die sich spiegelt in den Forschern und Wissenschaftlern, die Wissenschaft u.U. in Wissenschaftsbetrieben (Forschung und Lehre) betreiben. IV. Was Wissenschaft ist und was nicht, ist zeitepochenahhängig zu beantworten für die Zeitepoche, die untersucht wird. Dies gilt z.B. für Astrologie, Magie und Alchimie als "Wissenschaft" in Mittelalter und früher Neuzeit oder für die Abgrenzungen von Schul-, Grenz- und Pseudowissenschaften in der Moderne, z.B. in Hinblick auf die Homöopathie, Parapsychologie oder Radiästhesie.
Zur Wissenschaft s.: Eberlein, Gerald L. (Hg.) (1991), Schulwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissenschaft (= Edition Universitas), Stuttgart 1991, 186 S., Schwarzweißfotos, DM 29,-; Gierer, Alfred (1991), Die gedachte Natur. Ursprünge der modernen Wissenschaft (= rororo 60522), Reinbek 1998, 293 S., DM 16,90; Schenkel, Elmar (2005), Die elektrische Himmelsleiter. Exzentriker in den Wissenschaften (= BSR 1617), München 2005, 175 S., € 9,90 (mit den "Kurzbiografien" und menschlichen Besonderheiten von: Athanasius Kircher, Johann Ernst Elias Bessler, Maria Sibylla Merian, Margaret Cavendish, Isaac Newton, Emanuel Swedenborg, Karl von Drais, Charles Babbage, Augusta Ada Lovelace, Gustav Theodor Fechner, Francis Galton, August Strindberg, Nikolas Tesla, Charles Howard Hinton, Marie Curie, Arthur Conan Doyle, Santiago Ramón y Cajal, Frederick de Sally, Alfred William Lawson, Cahrels Fort, Alan Turing, Hugo Kükelhaus); Seiffert, Helmut, Einführung in die Wissenschaftstheorie, Bd.2 (1970): Geisteswissenschaftliche Methoden: Phänomenologie, Hermeneutik und historische Methode, Dialektik (= BSR 61), München 51973, VIII, 308 S., DM 12,80; Seiffert, Helmut (1971), Marxismus und bürgerliche Wissenschaft (= BSR 75), München 1971, X, 242 S., DM 12,80; Tetens, Holm (2013), Wissenschaftstheorie. Eine Einführung (= BSR 2808), München 2013 > Kompendium Mittelalter > Wissenschaft(stheorie). [Buhlmann, 12.2014, 07.2020, 03.2022, 05.2023]

Wißmann, Bernhard (2018), Die Zülpicher Stadt-, Schöffenamts- und Ratssiegel im Rahmen der Verfassungsgeschichte der Stadt, in: AHVN 221 (2018), S.113-145. Vor dem Hintergrund der gegensätzlichen territorialpolitischen Einflussnahmen auf Zülpich durch den Kölner Erzbischof bzw. den Grafen/Herzog von Jülich im späten Mittelalter spiegelt sich die Zülpicher Verfassungsgeschichte (Schöffen 1251 [als iudices 1288], Bürgermeister 1371, Rat 1375, Hochgericht als Stadtrat 1684, 1795 französische Besetzung) nicht zuletzt in den städtischen Siegeln (1. Zülpicher Schöffen-/Stadtsiegel 1255/70, 1. Gegensiegel 1270/1361, 2. (großes) Stadtsiegel 1288, 2. Gegensiegel 1288, 1. kleines Stadtsiegel 1382/1543, 1. Ratssiegel 1511, 2. kleines Stadtsiegel 1671, 3. Stadtsiegel 1688, 2. Ratssiegel 1726, Ratssignet, 3. Ratssiegel 1758) (neben den privaten Schöffensiegeln). [Buhlmann, 07.2019]

Wißmann, Bernhard (2019), Die Gemeinen Räte in Zülpich - eine Kontrolle des Magistrats?, in: AHVN 222 (2019), S.141-169. In spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen (kurkölnischen, klevischen) Städten des Rheinlands gab es Gemeine Räte, die den oligarchisch die Stadt regierenden Magistrat im Finanzbereich kontrollieren sollten. Auch für Zülpich sind Gemeine Räte zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert bezeugt. Zülpich wurde ab dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts von einem vierzehnköpfigen Rat mit Bürgermeister, Schöffenhochgericht und sieben Geschworenen Räten regiert. Gemäß einem Privileg des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers (1414-1463) vom 18. November 1436 standen dem Magistrat von der Bürgergemeinde gewählte Gemeine zur Seite; diese Gemeinsleute überprüfte zumindest bis zum Jahr 1651 der Magistrat auf ihre Eignung. Streitigkeiten zwischen Rat und Bürgern in den 1640er-Jahren vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) hatten dabei zu dem Vergleich von 1651 geführt, der indes die Stellung der Gemeinen Räte kaum verbesserte, zumal es wohl nach 1770/71 Gemeine Räte in Zülpich nicht mehr gab. Insgesamt sind Einfluss und Kontrolle der Gemeinen Räte auf den Zülpicher Magistrat als eher gering einzuschätzen. [Buhlmann, 06.2022]

Witte, Franz-Werner (2009), Konrad von Boppard (= Libelli Rhenani, Bd.29), Köln 2009, 188 S., Schwarzweißabbildungen, € 13,-. Konrad von Boppard, belegt zwischen 1220 und 1241, war als Geistlicher Reichsnotar in Boppard (imperialis aule notarius, notarius domini regis, notarius de Bopardia, notarius Bopardiensis 1220, 1224-1225, 1228, 1234, 1236-1238, 1240-1241) und wohl zugleich Kölner Domherr (ab1208/12), Propst des Bopparder (1216) und des Gemündener Severusstifts (1219-1221) sowie von St. Martin in Worms (1241-1242). Konrad gehörte als clericus curialis damit zu der am Ende der Stauferzeit untergehenden deutschen Reichskirche, die noch Reste einer Einheit zwischen Kirche und Königtum/Kaisertum widerspiegelte. Als ein Reichsministeriale und geistlicher Notar hatte Konrad (hoch-) gerichtliche und Verwaltungsfunktionen sowie die Funktion als Bopparder Stadtnotar inne und gehörte als officiarius (1224) neben dem Bopparder Schultheißen und dem Vogt zu dem Führungspersonal, das mit dem Bopparder Reichsgut (Reichsland) und der Königsstadt Boppard in unmittelbarer Beziehung stand. U.a. geht auf Konrad das zweite Bopparder Stadtsiegel (ca.1236) zurück; einige Rechtsurkunden des Notars und Richters sind ebenfalls überliefert, etwa Urkunden betreffend das Bopparder Nonnenkloster Marienberg oder Schenkungsurkunden. [Buhlmann, 10.2016]

Wittke, Anne-Marie, Olshausen, Eckart, Szydlak, Richard (2007), Historischer Atlas der antiken Welt. Sonderausgabe, Nachdruck Stuttgart-Weimar 2012 > A Atlas, historischer Atlas

Wo

WOB = Westfälisches Ortsnamenbuch

Wöbse, Hans Hermann (2002), Landschaftsästhetik. Über das Wesen, die Bedeutung und den Umgang mit landschaftlicher Schönheit, Stuttgart 2002 > L Landschaft

Woermann, Karl (1915/22), Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker: Bd.I (1915): Die Kunst der Urzeit. Die alte Kunst Ägyptens, Westfalens und der Mittelmeervölker, Leipzig 21925, 558 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Bd.II (1915): Die Kunst der Naturvölker und der übrigen nichtchristlichen Kulturvölker, einschließlich der Kunst des Islams, Leipzig 21925, 492 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Bd.III (1918): Die Kunst der christlichen Frühzeit und des Mittelalters, Leipzig 21926, 574 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Bd.IV (1919): Die Kunst der älteren Neuzeit von 1400 bis 1550 (Renaissance), Leipzig 21927, 636 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Bd.V (1920): Die Kunst der mittleren Neuzeit von 1550 bis 1750 (Barock und Rokoko), Leipzig 21927, 516 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, Bd.VI (1922): Die Kunst der jüngeren Neuzeit von 1750 bis zur Gegenwart, Leipzig 21924, 564 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, zus. RM N.N. Kunst umfasst die verschiedenartigsten (handwerklich-) künstlerisch-kulturellen Tätigkeiten von Menschen und deren Ergebnisse. Sie gliedert sich in: bildende Kunst (Architektur, Skulptur, Malerei), Literatur (Dramatik, Epik, Lyrik u.a.), Musik (Komposition, Interpretation), darstellende Kunst (Theater, Tanz, Film). U.a. die bildende Kunst wird in verschiedene Kunstepochen unterteilt: Vorgeschichte, Antike (altorientalische, griechische, römische Kunst), Mittelalter (altchristliche, byzantinische, karolingische, romanische, gotische Kunst), Neuzeit (Renaissance, Barock, Rokoko), Moderne. [Buhlmann, 06.2022]

Wörterbuch der deutschen Volkskunde, begr. v. Oswald A. Erich u. Richard Beitl (1936), neu bearb. v. Richard Beitl u. Klaus Beitl (1955) (= KTA 127), Stuttgart 31974, VIII, 1005 S., Abbildungen, Karten, DM 34,- > Kompendium Mittelalter > Volkskunde/Kulturraumforschung [Buhlmann, 12.2017]

Wöss, Fleur (2004), Der souveräne Vortrag. Informieren - Überzeugen - Begeistern, Wien 2004, 282 S., Schwarzweißabbildungen, € 24,90 > Kompendium Mittelalter > Wissenschaftliche Arbeit, wissenschaftliche Präsentation, wissenschaftlicher Vortrag [Buhlmann, 01.2019]

Wohlmayr, Wolfgang (2011), Die römische Kunst. Ein Handbuch (= Besondere Wissenschaftliche Reihe 2011), Darmstadt 2011 > R Römische Kunst

Wohmann, Gabriele, deutsche Schriftstellerin: Geboren am 21. Mai 1932 in Darmstadt, wandte sich Gabriele Wohmann schon während ihres Germanistik- und Musikstudium in Frankfurt a.M. der Schriftstellerei zu, um ab den 1960er-Jahren zu einer bekannten, durch zahlreiche Literaturpreise geehrte Schriftstellerin, auch Autorin von Fernsehfilmen und Hörspielen in der (alten) Bundesrepublik Deutschland zu werden. Wohmann starb am 22. Juni 2015 in Darmstadt. An Werken von Gabriele Wohmann sind zu nennen: "Jetzt und nie" (1958, Roman), "Sieg über die Dämmerung" (1960, Erzählungen), "Abschied für länger" (1965, Roman), "Die Bütwos" (1967, Roman), "Ländliches Fest" (1968, Erzählungen), "Sonntag bei den Kreisands" (1970, Erzählungen); Wohmann, Gabriele (1970), Ernste Absicht. Roman (= Fischer Tb 1297), Frankfurt a.M. 61979, 280 S., DM 5,80; "Habgier" (1973, Erzählungen), "Paulinchen war allein zu Haus" (1974, Erzählungen); Wohmann, Gabriele (1974), Ich weiß das auch nicht besser. Gedichte (= dtv 6307 = dtv neue reihe), München 1980, 101 S., DM 6,80; Wohmann, Gabriele (1975), Schönes Gehege. Roman (= rororo 4292), Reinbek b.H. 21979, 218 S., DM 4,80; "Ausflug mit der Mutter" (1976, Roman); Wohmann, Gabriele (1977/78), Böse Streiche / Das dicke Wilhelmchen. Erzählungen (= rororo 4414), Reinbek b. Hamburg 1979, 116 S., DM 3,80; "Frühherbst in Badenweiler" (1978, Roman), "Paarlauf" (1979, Erzählungen); Wohmann, Gabriele (1987), Der Flötenton. Roman, Berlin-Weimar 1988, 493 S., M 11,60; Wohmann, Gabriele (1988/91), Ein russischer Sommer. Erzählungen (= SL 976), Frankfurt a.M. 1991, 286 S., DM 15,80; "Aber das war noch nicht das Schlimmste" (1995, Roman); Wohmann, Gabriele (1996), Das Handicap. Roman, Rheda-Wiedenbrück [1996], 311 S., DM N.N.; "Das Hallenbad" (2000, Roman), "Abschied von der Schwester" (2001, Roman), "Schön und gut" (2002, Roman), "Hol mich einfach ab" (2003, Roman), "Im Kurpark von Aachen" (2012, Lyrik) u.a. Als Anthologie sei genannt: Wohmann, Gabriele (1956/63), Ausgewählte Erzählungen aus zwanzig Jahren, hg. v. Thomas Scheuffelen (1979), Bd.1 (1956-1963) (= SL 296), Darmstadt-Neuwied 21980, 209 S., DM 9,80. [Buhlmann, 11.2015, 04.2016, 01.2020, 06.2020, 03.2024]

Wolf, Armin (1980), Wer war "Kuno von Öhningen"? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (†997) und zur Königswahl vom Jahre 1002, in: DA 36 (1980), S.25-83 > K Konradiner

Wolf, Armin (1998), Die Entstehung des Kurfürstenkollegs 1198-1298. Zur 700-jährigen Wiederkehr der ersten Vereinigung der sieben Kurfürsten (= Historisches Seminar NF 11), Idstein 1998 > K Kurfürsten

Wolf, Christa, deutsche Schriftstellerin: Geboren am 18. März 1929 in Landsberg a.d. Warthe, studierte Christa Wolf an den Universitäten in Jena und Leipzig Germanistik und war danach - hauptsächlich in Berlin lebend - wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen "Schriftstellerverband", Verlagslektorin und freie Schriftstellerin, als solche eine der Hauptprotagonistinnen der deutschen Literatur aus der Deutschen Demokratischen Republik. Christa Wolf starb am 1. Dezember 2011 in Berlin. An literarischen Werken der Autorin sind zu nennen: "Moskauer Novelle" (1961); Wolf, Christa (1963), Der geteilte Himmel. Erzählung (= dtv-großdruck 2520), München 1979, 286 S., DM 8,80; Wolf, Christa (1963), Der geteilte Himmel. Erzählung (= dtv 915), München 131981, 197 S., DM 6,80, München 261993, 197 S., DM 9,90, München 462015, 238 S., € 8,90; Wolf, Christa (1968/99), Nachdenken über Christa T. (= BS 1404), Frankfurt a.M. 2006, 208 S., € 13,80; "Kindheitsmuster" (1976), "Kein Ort. Nirgends" (1979), "Neue Lebensansichten eines Katers" (1981); Wolf, Christa (1983), Kassandra. Erzählung, Darmstadt-Neuwied 101984, 157 S., DM 22,-; Wolf, Christa (1987), Störfall. Nachrichten eines Tages (= SL 777), Darmstadt-Neuwied 61987, 119 S., DM 9,80 (über das Leben in einem Mecklenburger Dorf am Tag der Tschernobyl-Katastrophe [26. April 1986]); "Sommerstück" (1989), "Was bleibt" (1990); Wolf, Christa (1996), Medea. Stimmen (= SBB 110), Frankfurt a.M. 2010, 254 S., € 9,-; "Leibhaftig" (2002), "Stadt der Engel" (2010) u.a. neben Sammelbänden und Hörspielen. Zu nennen ist weiter: Wolf, Christa, Wolf, Gerhard (1972), Till Eulenspiegel. Erzählung für den Film (= Edition Neue Texte), Berlin-Weimar 1972, 224 S., M 5,40. [Buhlmann, 12.2017, 06.2020, 11.2020, 01.2022, 11.2023, 02.2024]

Wolf, Hubert (2013), Die Nonnen von Sant'Ambrogio. Eine wahre Geschichte (= dtv 34844), München 2015, 544 S., Schwarzweißabbildungen, Plan, Diagramme, € 14,90. I. Das römische Kloster Sant'Ambrogio della Massima ging vielleicht bis in die Spätantike zurück; bis zum 3./4. Jahrhundert soll sich hier ein Herkulestempel, im 4. Jahrhundert n.Chr. das Elternhaus des heiligen Mailänder Bischofs Ambrosius befunden haben. Im Frühmittelalter besiedelten vielleicht Kanonikerinnen das kleine Kloster mit seinem Marien- und Stephanuspatrozinium, seit der Mitte des 10. Jahrhunderts bis zum Jahr 1810, dem Jahr der Aufhebung des Klosters, benediktinische Nonnen. 1190 wird das Kloster erstmals "della Massima" genannt, ab 1606 erfolgten umfangreiche Baumaßnahmen, die erst am Ende des 18. Jahrhunderts ihren Abschluss fanden. Das Kloster bestand aus der Kirche (Volkskirche, Nonnenchor), den Nonnentrakt (Parlatorium, Zellen), den Novizinnentrakt, dem Hof (mit Brunnen), den Wirtschaftsräumen (Backstube, Weinstube, Wäscherei, Hühnerstall). Bis zur endgültigen Aufhebung des Klosters im Jahr 1862 lebten im 19. Jahrhundert Franziskanertertiarinnen als Nonnen im Kloster. Heute dienen die ehemaligen Klostergebäude der Generalprokuratur de Benediktinerordens von Subiaco als Unterkunft. II. Die Franziskanertertiarinnen lebten nach der reformierten, vom Papst (1806) anerkannten Regel der "Mutter Gründerin" Maria Agnese Firrao, einer sich Heiligkeit anmaßenden Nonne, wie ein Verdammungsurteil der Inquisition herausstellte (1816). Den Nonnen wurde im Jahr 1828 das Kloster Sant'Ambrogio zugewiesen. Sie sollten über Jahrzehnte und unter den Äbtissinnen Maria Maddalena, Agnese Celeste und Maria Veronica Milza, unterstützt von ihren jesuitischen Beichtvätern, weiter der Heiligkeit der Agnese Firrao anhängen. Zudem galt als weitere Heilige im Kloster die "schöne junge" Novizenmeisterin und Vikarin Maria Luisa Ridolfi mit ihren Visionen und Marienbriefen. Das ganze Drama der Franziskanertertiarinnen kam ans Licht, als die zweimal verwitwete Fürstin Katharina von Hohenzollern-Sigmaringen ins Kloster Sant'Ambrogio eintrat (1858), dort in Konflikt mit Maria Luisa geriet und auf Grund von Giftanschlägen auf ihre Person mit Unterstützung ihres Cousins Erzbischof Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst das Kloster wieder verlassen konnte (1859). Der Anzeige bzw. Anklage Katharinas bei der Römischen Inquisition folgte ein innerkirchlicher Inquisitionsprozess (1859/62; Inquisition mit Ermittlungs- [Assesor, Kommissar, Untersuchungsrichter] und Entscheidungsinstanz [Kardinalskongregation, Konsultorenversammlung]) unter dem Untersuchungsrichter Vincenzi Leone Sallua, einem Dominikaner. Die Inquisition kam dabei dem System "Maria Luisa" auf die Spur; die "heilige" Novizenmeisterin, die offensichtlich im Kloster das Sagen hatte, scheute selbst vor Mord und Mordversuchen nicht zurück, es gab Unterschlagungen und sexuell-lesbische Übergriffe. Auch erwies sich die Rolle der Jesuitenpatres Giuseppe Leziroli und Giuseppe Peters als unheilvoll, zumal sich der hinter dem Letzteren Joseph Wilhelm Carl Kleutgen, gebürtig aus Dortmund, verbarg, ein bestens innerkirchlich und politisch vernetzter Jesuitentheologe, der zur Gruppe der konservativen neuscholastischen "Hardliner" um Papst Pius IX. (1846-1878) gehörte und (wesentlich?) mit das päpstliche Unfehlbarkeitsdogma vorbereiten sollte (1870). Die Urteile der Inquisition - vor dem Hintergrund der innerkirchlichen Auseinandersetzung zwischen gemäßigt-liberalen "Modernisten" (etwa um Anton Günther) und konservativen "Neuscholastikern" - begünstigten dann die jesuitische "Seilschaft" bis hinauf zu Kardinal Karl August Karl von Reisach, während Maria Luisa zu strenger Klosterhaft, die Äbtissin Maria Veronica zu einem Jahr Haft verurteilt, das Kloster Sant'Ambrogio aufgehoben wurde. III. Die nach Deutschland zurückgekehrte Katharina von Hohenzollern-Sigmaringen schilderte in einem im Jahr 1870 verfassten Bericht ihre Erlebnisse im Kloster Sant'Ambrogio. Sie selbst hatte im Jahr 1863 das Benediktinerpriorat Beuron (a.d. Donau) gegründet, das 1868 zur Abtei erhoben wurde und dem Maurus Wolter als erster Abt vorstand. Letzterer war der ehemalige Beichtvater Katharinas, der 1859 der Fürstin zur Anzeige bei der Römischen Inquisition geraten hatte. [Buhlmann, 04.2015]

Wolf, Norbert (2012), Malerei verstehen (= Besondere Wissenschaftliche Reihe), Darmstadt 2012, 208 S., Farbabbildungen, ca. € 12,-. Die Geschichte der (europäischen) Malerei (hauptsächlich seit dem Mittelalter) ist durch eine Vielzahl von Entwicklungen bestimmt. Dabei ist das durch Malerei hergestellte Bild ein Zeichensystem mit seinen Wirkungen auf den Betrachter. I. Farben werden aus (natürlichen, künstlichen) Farbstoffen (Pigmente) hergestellt (Holzkohle, Rötel, Kalkweiß, Ocker, Schwefel-/Bleigelb, Safrangelb, Arsensulfid, Bleiweiß, Ultramarin [Lapislazuli]). Sie vermitteln (wie Blau, Purpur, Scharlach, Silber oder Gold [Blattgold] in mittelalterlichen Handschriften oder Urkunden) Farbensymbolik, Ausdruckskraft und Pracht (Farben und Licht, Helldunkel). Farben werden mit verschiedenen Methoden auf den Bildträger aufgemalt (Maltechniken: Wachstechnik [Spätantike], Glasmalerei, Ölmalerei [13./15. Jahrhundert], Aquarell [15. Jahrhundert], Pastell [Rokoko, 18. Jahrhundert]). Daneben kursierten im Verlauf der Geschichte verschiedene Farbtheorien, angefangen bei Alkmaion von Kroton (5. Jahrhundert v.Chr.) über Plotin (3. Jahrhundert n.Chr.) und Isaac Newton bis zu Johann Wolfgang Goethe (Farbenlehre 1810), Philipp Otto Runge und William Turner. II. Die Bandbreite beim Malprozess reicht von den christlichen Ikonen und Acheiropoieta mit deren Negation des Malprozesses über den Pointillismus des Neoimpresionismus und die Bildrasterung (Roy Lichtenstein) bis hin zu den demonstrativen Malprozessen des skizzenhaftes Malens (Ölskizzen; 17./18. Jahrhundert), des Impressionismus (19./20. Jahrhundert) und des Expressionismus (20. Jahrhundert). III. Bildformat (Quer-/Hochformat, Quadrat, Tondo, Polyptychen [Diptychon, Triptychon]), Bildgrund (als Fläche, Muster und Grund) und Bildkomposition (Symmetrie, Perspektive, Goldener Schnitt, Gegenstandsmodellierung, Illusion und Abstraktion) gliedern die Bildfläche. IV. Dem Bild, das angebracht ist im (öffentlichen) Raum ([romanische] Wand- und Deckenmalerei [Arenakapelle in Padua, Sixtinische Kapelle], [mittelalterliche] Glasmalerei), steht die "mobile" Malerei der Tafel- und Leinwandbilder gegenüber (Bilderrahmen, Ausstellungen). V. An Bildgattungen können unterschieden werden: Historienmalerei (als Darstellung von bedeutenden Ereignissen in Geschichte, Bibel und Legende), Porträt (Herrscherporträt, Gruppenporträt, Selbstporträts des Künstlers), Landschaftsmalerei (als Darstellung von Natur und Kultur [14. Jahrhundert]), Stillleben (und Vergänglichkeit [17. Jahrhundert]), Genremalerei (als Darstellung des Alltäglichen u.ä. [18. Jahrhundert]). VI. Der Maler als Künstler war und ist eingebunden in die jeweilige Gesellschaft (Mittelalter: Malen als Handwerk [ars mechanica]; Renaissance: bildende Kunst und artes liberales, Geniekult, Hofmaler; frühe Neuzeit: Akademie, akademischer Unterricht; Moderne: Sezessionen, Malerkolonien [Nazarener, Präraffaeliten, Worpswede], Salonmalerei, Historienbilder). [Buhlmann, 05.2014]

Wolf, Gunther (Hg.) (1972), Zum Kaisertum Karls des Großen (= WdF 38), Darmstadt 1972 > K Karl der Große

Wolf, Walther (1962), Kulturgeschichte des Alten Ägypten (= KTA 321), Stuttgart 21977 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Wolf, Walther (1971), Das alte Ägypten (= dtv 3201), München 1971 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Wolff, Franz (1884), Eine Urkunde des Papstes Innocenz III. von 1204, Nov. 12, in: NA 9 (1884), S.631 > Lateinische Literatur > I Innozenz III.

Wolff, Gerd, Menges, Hans-Dieter, Württemberg, Freiburg [i.Br.] 1995 > D Deutsche Klein- und Privatbahnen

Wolff, Michael (2018), Fire and Fury. Inisde the Trump White House, London 32018 > U US-amerikanische Geschichte

Wolfhold von St. Georgen, Eisenhofen-Scheyern, Admont, Benediktinermönch und Abt: Wolfhold ("von Lohkirchen") war Dompropst in Freising, dann Profess des Schwarzwaldklosters St. Georgen im Schwarzwald unter Abt Theoger (1088-1119), kurzfristig auch Abt des Klosters Eisenhofen-Petersberg-Scheyern gewesen, bevor er die Klosterleitung von Admont übernahm. Die "Admonter Annalen" erwähnen zu 1115 und zu 1137 in ausführlichen Exkursen Wolfhold von St. Georgen. Der Einsetzung des Mönches als Admonter Abt durch den Salzburger Erzbischof Konrad I. (1106-1147) ging die "demütige Bitte" des Letzteren an Abt Theoger von St. Georgen voraus, Wolfhold nach Admont zu schicken. Theoger und sein Kloster erfreuten sich innerhalb des reformerisch geprägten Mönchtums offensichtlich eines guten Rufes, und Theoger entsprach selbstverständlich der erzbischöflichen Bitte. Zum Jahr 1137 heben die "Admonter Annalen" besonders auf das reformerische Wirken Wolfholds ab, das offensichtlich auf den Widerstand von Kräften innerhalb und außerhalb des Klosters traf. Durch ein Ordal, ein Gottesurteil reinigte sich Wolfhold von etwaigen Anschuldigungen, er gründete das Admonter Frauenkloster (1116/20), reformierte die Frauengemeinschaft St. Georgen am Längsee (1122) und beeinflusste im Sinne der Admonter Klosterreform durch die Admuntina religio noch weitere Klöster. Mit anderen Worten: Admont entfaltete unter Wolfhold erstmals eine Außenwirkung als Reformkloster. Abt Wolfhold widmete sich auch dem Wiederaufbau des in den Kämpfen des Investiturstreits (1075-1122) verwüsteten Admonter Klosters. Mit massiver erzbischöflicher Unterstützung wurde die Abteikirche neu erbaut und 1121 geweiht, eine dreischiffige Basilika mit einer mächtigen Doppelturmanlage im Westen des Langhauses, ein Kirche vom "Admonter Bautyp", die Einflüsse Hirsauer Bauformen erahnen lässt. Das Gotteshaus Wolfholds hatte Bestand bis zum Brand des Klosters im Jahr 1152. Wolfhold starb im Jahr 1137, am 2. November, wie im Admonter Nekrolog aus dem 12. Jahrhundert mitgeteilt wird.
Zu Wolfhold von Admont s.: Angerpointner, Alois (1984), Wolfold von Lohkirchen, in: Amperland 20 (1984), S.562ff; Buhlmann, Michael (2007), Wolfhold, Mönch in St. Georgen, Abt von Eisenhofen-Scheyern und Admont, in: Der Heimatbote 18 (2007), S.15-22. [Buhlmann, 04.2006, 12.2007, 09.2015]

Wolfram von Eschenbach, mittelhochdeutscher Dichter: Wolfram (*ca.1160/80-†ca.1220) - wohl aus dem fränkischen (Wolframs-) Eschenbach (bei Ansbach) - war ein mittelhochdeutscher Dichter, Ritter und Dienstmann, über den wenig und nur Bruchstückhaftes bekannt ist. Der "Illiterat" Wolfram, der sehr wohl lateinische Bildung besaß, lebt durch seine Werke: das Epos "Parzival", in dem es um die Ritter Parzival und Gawan, um die Ritter des Artuskreises und um den heiligen Gral geht; die Reimpaarerzählung "Willehalm" über Wilhelm (von Toulouse) den Heiligen; das Fragment "Titurel" aus dem inhaltlichen Umfeld des "Parzival"; neun Minnelieder, davon fünf Tagelieder.
Zum "Parzival" Wolframs seien genannt: Wolfram von Eschenbach, Parzival. Ein höfisches Epos. Eine Auswahl, übertr. v. Wilhelm Hertz, hg. v. Walther Hofstaetter (1939) (= RUB 7451), Stuttgart 1954, 79 S., DM 0,60; Wolfram von Eschenbach, Parzival. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, übers. v. Wolfgang Spiewok (1977), Bd.1: Buch 1-8 (= RUB 3681), Stuttgart 1981, 735 S., DM 15,20, Bd.2: Buch 9-16; Nachwort (= RUB 3682), Stuttgart 1981, 703 S., DM 16,80; Kühn, Dieter (1986), Der Parzival des Wolfram von Eschenbach (= it 1328), Frankfurt a.M. 1991, 944 S., DM 3,95. [Buhlmann, 05.2017, 02.2020]

Wolfram, Herwig (1995), Die Germanen (= BSR 2004), München 21995, 128 S., DM 14,80, München 92009, 128 S., € 7,90. Mit Germanen werden ab dem 1. vorchristlichen Jahrhundert nach antiken Schriftquellen im Wesentlichen rechtsrheinische, von Kelten und Galliern unterschiedene "Stämme" (gentes) bezeichnet. Die antike Geschichtsschreibung und die Ethnografie verwendeten - auch in Hinblick auf den "edlen Wilden" - Stehsätze und Gemeinsplätze zur Charakterisierung von "Germanen" und "Stämmen" (Ursprünglichkeit, Natürlichkeit, sexuelle Freizügigkeit, Wehrhaftigkeit, Tapferkeit, Ehre, Skandinavienmythos). "Stämme" und "Völker" waren in diesem Zusammenhang in erster Linie Träger von Traditionen, deren (kriegerische) Führungsgruppen Herkunft, Verhaltensweisen und Recht einheitlich und vereinheitlichend erfolgreich vermittelten. Je nach Erfolg und Misserfolg bei der Durchsetzung dieser Traditionen kam es zur "Bildung, Abspaltung und Umbildung" (neuer) Stämme; "Stämme" waren ethnisch durchaus uneinheitlich, auch eine gemeinsame Sprache muss nicht vorausgesetzt werden. ("Suebische", "gotische") Traditionen machten sich insbesondere bemerkbar bei den suebischen Völkern des 1. vor- und 1. nachchristlichen Jahrhunderts und bei den gotischen Völkern des 3. bis 6. Jahrhunderts. Archäologisch bringt die heutige Geschichtsforschung die "Germanen" mit der um die Mitte des 1. Jahrtausends v.Chr. auftretenden, zwischen Rhein und Oder expandierenden Jastorf-Kultur im östlichen Niedersachsen sowie nördlich und nordöstlich davon in Verbindung, philologisch mit der germanischen Lautverschiebung, die ein Unterscheidungsmerkmal des Germanischen gegenüber anderen indoeuropäischen Sprachen darstellt. Wahrscheinlich wurden ins Linksrheinische eindringende rechtsrheinische Stämme von keltisch-belgischen Volksgruppen als "Germanen" bezeichnet, ein Begriff, der den römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar (†44 v.Chr.) dazu veranlasste, die germanischen Völker zwischen Kelten und Skythen als "eigene ethnische Identität" zu begreifen ("germanische Welt als römische Schöpfung"). Die Geschichte der Germanen ist geprägt von den Auseinandersetzungen mit dem römischen Reich (113-101 v.Chr. Kimbern und Teutonen, 58-51 Gallischer Krieg, 16 Sieg über die Sugambrer, 12 v.Chr.-9 n.Chr. Feldzüge in Germanien, Schlacht im Teutoburger Wald, 13-16 Feldzüge in Germanien, 69-70 Bataveraufstand, Provinzen Nieder- und Obergermanien, 83/84 Chattenfeldzug, agri decumates und obergermanisch-rätischer Limes, 92 Feldzug gegen Quaden und Markomannen, 166-180 Markomannenkriege). Ab dem 3. Jahrhundert n.Chr. werden germanische Stammesverbände in den Geschichtsquellen fassbar. Alemannen, Franken, Goten, Sachsen bedrohen das römische Reich (ab 238 Goteneinfälle, ab 257/58 Frankeneinfälle, germanische Einfälle am Rhein, 357 Schlacht bei Straßburg, 358 Salier in Toxandrien, 378 Schlacht bei Adrianopel, 406 Übergang von Vandalen und Burgundern bei Mainz auf römisches Gebiet, 410 Plünderung Roms, 455 Plünderung Roms). Die Zeit der "Völkerwanderung" ließ die germanischen Königreiche der Burgunder, Franken, West- und Ostgoten, Vandalen und Langobarden auf dem Boden des (ehemaligen) weströmischen Reiches entstehen (406, 443 Burgunderreiche, 418 Tolosanisches Reich der Westgoten, 429/39 Vandalenreich, 493 Ostgotenreich, 5./6. Jahrhundert Angelsachsen, 568 Langobardenreich). Die "Germanenzeit" endet mit der "Wikingerzeit" der Nordgermanen (8.-11. Jahrhundert). [Buhlmann, 1995, 08.2023]

Wolfram, Herwig (2018), Das Römerreich und seine Germanen. Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft, Wien-Köln-Weimar 2018, 475 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 39,-. I. Antike Erzählung und deren Interpretation: Die Germanen der "Völkerwanderung" erscheinen in fast allen schriftlichen Quellen der Spätantike aus römischer Perspektive (interpretatio Romana), so dass einerseits vom römischen Reich und "seinen" Germanen gesprochen werden kann, andererseits ebendiese römische Perspektive den Blick auf vieles "Germanische" verstellt. Es geht auch um die (im frühen Mittelalter verschriftlichten) origines gentis, um die Ursprungsgeschichten und die "Herkunft" von germanischen "Völkern" und "Stämmen", die sich - soweit erkennbar - um Träger einer Tradition (Königtum, Adel) gruppierten. (Gebrochene, unterbrochene, schriftliche, mündliche) Traditionen spiegeln vielfach auf das Ethnische reduzierte Vorstellungen von den "Anfängen ethnischer Identitäten" wider, wobei "Völker" und "Stämme" in der heutigen Forschung nicht mehr biologistisch-ethnisch interpretiert werden. Die Gründungsgeschichten von "Völkern" enthalten dann etymologische Deutungen und den Verweis auf die primordiale Tat, die Gründungstat, die am Anfang der "Geschichte" eines "Volkes" steht. Die origines gentis werden damit zu Erzählungen von "Herkunft und Ankunft" germanischer "Völker" in der (vorgestellten) "Völkerwanderung". Germanische Kultur äußert sich in der "germanischen" Religion mit deren Göttern und Göttinnen, in der herausragenden Stelle des Beispiel gebenden Helden, in der Rolle des Königtums (Sakral- [?], Volks-, Heereskönigtum [und dessen Bedeutung in kriegeríschen Auseinandersetzungen]) als monarchische Spitze eines "Volkes". II. Ereignisgeschichte: Die politischen, militärischen, judikativen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformen der Kaiser Diokletian (284-305) und Konstantin I. des Großen (306-337) bewirkten u.a. eine Neuorganisation des römischen Reiches (Vergrößerung der Anzahl der Provinzen, Diözesen, Präfekturen), eine Neuaufstellung des römischen Heeres (Grenzverteidigung und Limitantruppen, Bewegungsheer und comitatensische Legionen) sowie die Anerkennung des noch unter Diokletian verfolgten christlichen Glaubens (Konstantinische Wende) bei Gründung einer zweiten römischen Hauptstadt Konstantinopel (330). Die Dynastie Konstantins, repräsentiert durch die Kaiser Konstantin II. (337-340), Constans (337-350), Constantius II. (337-361) und Julian (361-363), konnte (im Wesentlichen) ihre Macht im römischen Reich bis zum Tod Julians behaupten. Im dabei zeitweise faktisch geteilten Imperium Romanum der drei augusti und Konstantinsöhne Konstantin II., Constans und Constantius II. (Westen, Mittelteil, Osten des römischen Reichs) kämpften diese um die Macht (Einfall Konstantins II. ins Italien Kaiser Constans' 340; Constans als Kaiser des Westens nach Konstantins II. Tod 340/50; Usurpation des Magnentius, Ermordung des Constans 350; Schlacht bei Mursa 351; Selbstmord des Magnentius, Constantius II. als Alleinherrscher 353; Caesar Gallus 351/54; Usurpation des Silvanus 355; Caesar Julian 355/60; Usurpation Julians 360, dessen Feldzug gegen Constantius II. 361; Tod Constantius' II. 361). Auch ging es um die Verteidigung der römischen Außengrenzen; Bruderkämpfe und Usurpationen hatten selbstverständlich negative Auswirkungen darauf. Im Westen bedrohten Sachsen, Franken und Alemannen die Grenzen (Kämpfe am Rhein; Britannienfeldzug Constans' 343; Schlacht bei Straßburg gegen die Alemannen 357; Krieg Julians gegen die salischen Franken 358), im Osten war es das sassanidische Perserreich unter Großkönig Schapur II. (†379) (geplanter Feldzug Konstantins des Großen; Armenien unter römischem Einfluss 338; persischer Angriff auf Nisibis 338; römische Niederlage bei Singara 344; persische Angriffe auf Nisibis 346, 350; persische Eroberung Amidas 359; Perserfeldzug Julians 363), entlang der Donau Quaden und Sarmaten (erfolgreiche Kriege Constantius' II. gegen Quaden 358 und Sarmaten und Limiganten 359). Die Kaiser wirkten - wie Konstantin I. auch (Konzil von Nikaia 325) - mit ihrer je katholischen oder arianischen Politik auf die in verschiedene Glaubensrichtungen gespaltene christliche Kirche ein (Bischof Athanasius von Alexandrien; Enkämien-Synode von Antiochien 341; Konzil von Serdica 342/43; Donatisten in Nordafrika, Synode von Karthago 348; Synode von Mailand 355; Synoden von Sirmium 357, 358; Wiederbelebung heidnischer Kulte unter Julian, Philosophengesetz 362). Nicht nur hinsichtlich des Christentums, sondern generell erhöhte sich der Einfluss von Kaisertum und kaiserlicher Bürokratie in vielen Lebensbereichen der Bevölkerung des Imperium Romanum (Idealisierung des Kaisertums [Rombesuch Constantius' II. 357, Roma aeterna], administrative Intensivierung [zivile, militärische Ämter], Wirtschaft und Finanzen, Steuererhebung [Dekurionen] und Münzwesen; Senatoren, honestiores/potentes, humiliores/humiles, coloni, ["barbarische"] Soldaten). Nach dem Tod Kaiser Julians auf dem Perserfeldzug (363) und der kurzen Regierung Kaiser Jovians (363-364) (römisch-persischer Friedensvertrag und Aufteilung Armeniens 363; Aufhebung des Philosophengesetzes 364) wurden Valentinian I. (364-375, Westen) und dessen Bruder Valens (364-378, Osten) zu neuen augusti und begründeten damit die valentinianische Herrscherdynastie (Erhebung des Valentiniansohns Gratian zum augustus 367; Kaiser Valentinian II. [375-392]). Die beiden Herrscher setzten sich gegen innere (Usurpation des Procopius 365; Schaffung des Amtes des defensor plebis 368; "Studentengesetz" 370; Aufstand des Firmus in Nordafrika 373/75) und äußere Feinde (Alemmannenkriege Valentinians I. 365/67; Kämpfe Valens' gegen die Goten 369) durch, an der Ostgrenze gegenüber dem Perserreich blieb u.a. in der Frage der Stellung Armeniens als Pufferstaat die politischen Verhältnisse unentschieden. Das Eindringen der Hunnen in Europa und das Ende des nördlich des Schwarzen Meers gelegenen Ostgotenreichs (375) sollten dann den Druck gotischer Völkerschaften auf die römische Grenze entlang der unteren Donau erhöhen (römische Niederlage in der Schlacht bei Adrianopel und Tod des Valens 378). Der von Kaiser Gratian (367/75-383) für den Osten des römischen Reichs zum augustus ernannte Thoedosius I. der Große (379-395) konnte die Verhältnisse indes noch einmal stabilisieren (foedus mit den Westgoten 382; römisch-persischer Frieden 384), machte das nikaianische Christentum zur Staatsreligion (Edikt Cunctos populos von 380; Konzil von Konstantinopel 381 [nikaianisch-konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis]; Ambrosius von Mailand, Damasus von Rom, Martin von Tours als Vertreter der westlichen, Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa als Vertreter der östlichen Kirche; Priscillianismus) und setzte sich auch gegen den Usurpator des westlichen Kaisertums, Magnus Maximus (383-388), durch (Ermordung des Maximus in Aquileia 388; Rombesuch des Theodosius 389 [heidnische Senatoren in Rom]) sowie gegen den von dem Franken Arbogast erhobenen Usurpator Eugenius (393-394) durch (Schlacht am Frigidus, Tötung des Eugenius, Selbstmord des Arbogast 394). Theodosius war damit Alleinherrscher (Verbot der Olympischen Spiele 394), starb jedoch alsbald unter Hinterlassung seiner Söhne Arcadius (395-408) und Honorius (395-423) als augusti im Osten und Westen des römischen Reiches. Es folgte im 5. Jahrhundert eine fortbestehende faktische Teilung des römischen Reichs in einen West- und einen Ostteil, wobei insbesondere der Westen unter verheerenden Germaneneinfällen und feindlichen Invasionen zu leiden hatte. Hier entfalteten die nun in Ravenna residierenden weströmischen Kaiser (Honorius, Valentinian III. [423/25-455], Petronius Maximus [455], Avitus [455-456], Maiorian [457-461], Libius Severus [461-465], Anthemius [467-472], Olybrius [472], Glycerius [473-474], Nepos [474-475], Romulus Augustulus [475-476] kaum noch politisch-militärisches Gegenspiel, was z.B. die Bedrohung Italiens durch die Westgoten unter Alarich anbetraf (Heermeister Stilicho und Alarich; Feldzug Stilichos gegen Vandalen und Alanen 401; Ermordung Stilichos 408; militärische Aufgabe Britanniens 410; westgotische Eroberung Roms 410; Westgotenreich im südlichen Gallien 416) oder die zunehmende Ablösung Britanniens und Galliens von der römischen Herrschaft (Abzug römischer Truppen aus Britannien 401; Eindringen von Sueben, Alanen, Burgundern und Vandalen nach Gallien; Usurpationen in Gallien [Konstantin III. 407, Jovinus 411, Constantius III. 421]). Auch Spanien und Nordafrika war von den geramanischen Invasionen betroffen (Vandalen unter König Geiserich in Nordafrika, Belagerung von Hippo Regius 430, vandalische Eroberung von Karthago 439, vandalische Plünderung Roms 455). Lediglich in Gallien gelang es dem römischen Heermeister Aetius (†454) zwischenzeitlich und mit fränkischer, burgundischer und westgotischer Hilfe, sich in der Schlacht auf den "Katalaunischen Feldern" (451) gegen ein hunnisch-ostgotisches Heer unter Attila (†453) durchzusetzen. In Gallien fanden dennoch unvermindert die fränkische Landnahme (Norden, Nordosten), die Ausdehnung des Westgotenreichs (Süden) und die Ausdehnung des (zweiten) Burgunderreichs (Niederlage und Umsiedlung der Burgunder in die Sapaudia 435/36) statt. Vom Eindringen äußerer Feinde in das Reichsgebiet war der Osten des römischen Reichs weit weniger betroffen. Mit Kaiser Theodosius II. (408-450) ("Zitiergesetz" 426; Konzil von Ephesus 431; Codex Theodosianus als Gesetzbuch 435; latrocinium von Ephesus 449) endete die theodosianische Kaiserdynastie. Ihm folgten die (auf den Osten beschränkten) Kaiser Marcian (450-457) (Konzil von Nikaia-Chalkedon 451), Leon I. (457-474) und Zenon (474-491). Mit dem Ende des westlichen Kaisertums (Ricimer als germanischer Heermeister in Italien; König Odoaker in Italien [476-493] als römischer patricius) kamen römische Staatlichkeit (auf der Ebene des Kaisertums <-> lokale römische Verwaltung) und Spätantike zu ihrem Ende. [Buhlmann, 08.2018]

Wollasch, Hans-Josef (1964), Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Zur Ausbildung der geschichtlichen Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform (= FOLG 14), Freiburg i.Br. 1964, 189 S., DM 16,80. Das Kloster St. Georgen im Schwarzwald war eine Gründung der schwäbischen Adligen Hezelo (†1088) und Hesso (†1114), Mitglieder der Partei der Kirchenreformer im damals Deutschland und Schwaben erschütternden Investiturstreit (1075-1122). Auf Wunsch des bedeutenden Kirchen- und Klosterreformers Wilhelm von Hirsau (1069-1091) verlegte man die für das oberschwäbische Königseggwald vorgesehene Mönchsgemeinschaft auf den "Scheitel Alemanniens" (vertex Alemanniae) nach St. Georgen an der Brigach und besiedelte das Kloster mit Hirsauer Mönchen (1084). In den ersten Jahren seiner Existenz blieb die geistliche Gemeinschaft auch in Abhängigkeit von Hirsau. Schließlich wurde Theoger auf Betreiben Wilhelms zum Abt von St. Georgen eingesetzt (1088). Um Selbstständigkeit von Hirsau bemüht, gelang es Theoger während seines Abbatiats, das Kloster St. Georgen nach innen und außen zu festigen und zu einem Reformzentrum benediktinischen Mönchtums in Elsass, Süddeutschland und Österreich zu machen. Der damaligen Bedeutung St. Georgens entsprach es, dass das Kloster auch Empfänger zweier wichtiger Papstprivilegien wurde (1095, 1102); die Papsturkunden verfügten die libertas Romana ("römische Freiheit") für das Kloster bei Unterstellung der Mönchsgemeinschaft unter die römische Kirche sowie freier Abts- und Vogtwahl. Wie der "Gründungsbericht des Klosters St. Georgen" (Notitiae fundationis et traditionum monasterii S. Georgii) zudem mitteilt, waren es bedeutende Schenkungen von Landbesitz und Rechten, die die Mönche aus dem Schwarzwald um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert erlangen konnten. Diese äußeren Faktoren machten zusammen mit der inneren Geschlossenheit klösterlichen Lebens den Erfolg des Klosters St. Georgen unter Theoger aus - ein Erfolg, der auch noch nach Weggang Theogers vom Schwarzwaldkloster (1119) anhielt. Vgl. dazu noch: Buhlmann, Michael (2011), Anfänge des Klosters St. Georgen - Regesten zur Klostergeschichte. 925 Jahre St. Georgener Klostergründung 1084-2009 (= VA 42/4), St. Georgen 2011, 72 S., € 6,-, Register (= VA 42/4), St. Georgen 2011, 11 S., € 1,-; Buhlmann, Michael (2011), Der Gründungsbericht des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (= VA 53), Essen 2011, 72 S., € 6,-; Roth von Schreckenstein, K.H. (1884), Über die Notitia Fundationis des Klosters St. Georgen auf dem Schwarzwald (unter besonderer Berücksichtigung der darin zur Bezeichnung der Geburtsstände und Standesverhältnisse dienenden Worte), in: ZGO 37 (1884), S.338-384; Wollasch, Hans-Josef (1968), Zur Besitzgeschichte des Klosters St. Georgen im Schwarzwald im hohen Mittelalter, in: ZGO 116 (1968), S.419-422. [Buhlmann, 11.2002]

Wollasch, Joachim (1961), Muri und St. Blasien. Perspektiven schwäbischen Mönchtums in der Reform, in: DA 17 (1961), S.420-446 > S St. Blasien

Wolter, Heinz (1973), Arnold von Wied, Kanzler Konrads III. und Erzbischof von Köln (= VKGV 32), Köln 1973 > A Arnold II. von Wied

Wolter, Heinz (1980), Arnold von Wied (um 1098-1156), in: Rheinische Lebensbilder, Bd.8, Köln 1980, S.21-39 > A Arnold II. von Wied

Wolter, Heinz (1986), Abt Wolfhelm von Brauweiler (1065-1091) und die Einführung der Siegburger Reform im Kloster Brauweiler, in: AHVN 189 (1986), S.35-50 > B Brauweiler

Woolf, Virgina, englische Schriftstellerin: Virginia (nachmals) Woolfs (*1882-†1941) erste schriftstellerische Aktivitäten reichen in die Jahre 1904/05 zurück (Times Literary Supplements). Die Autorin gehörte dem Bloomsbury Circle, einem berühmten Kreis von Literaten, an und heiratete 1912 ihren Mann Leonard Woolf. Ihre Novellen - u.a. The Voyage out (1915) oder Mrs Dalloway (1925) - waren sehr erfolgreich und machten aus Virginia Woolf, die zusammen mit ihrem Mann den Verlag Hogarth Press gegründet hatte (1917), eine der bekanntesten englischen Autoren. Immer wieder war das Leben der Schriftstellerin von Schüben von Geisteskrankheit geprägt, und so endete es schließlich durch Selbstmord.
Als ein Werk von Virginia Woolf sei hier genannt: Woolf, Virgina (1925), Mrs Dalloway, London-Toronto-Sydney-N.Y. 1982, 172 S., £ 1,25. Rezipiert wurde der Name der Schriftstellerin im Theaterstück des US-amerikanischen Dramatikers Edward Albee (*1928-†2016): Albee, Edward (1962), Wer hat Angst vor Virginia Woolf ...? (= Fischer Tb 7015), Nachdruck Frankfurt a.M. 1989, 143 S., DM 9,80. [Buhlmann, 04.2018, 06.2021]

Wormald, Patrick (2006), The Times of Bede. Studies in Early English Christian Society and its Historian, Oxford 2006 > B Beda Venerabilis

Wormser Reichstag (1521): I. Kaiser Karl V. (1519-1556, †1558), zugleich spanischer König (1516-1556), war nach seiner Aachener Krönung (23. Oktober 1520) mit seinem Gefolge schon Ende November 1520 im oberrheinischen Worms eingetroffen. Der dortige Reichstag begann verspätet am 27. Januar 1521, Kaiser und dort versammlete Reichsstände Der Reichstag fasste darüber hinaus eine Reihe wichtiger Beschlüsse, die das 1495 eingerichtete Reichskammergericht, Reichskreise und Reichsregiment, schließlich die Reichsmatrikel betrafen. Kaiser und Reichsstände vertraten insbesondere hinsichtlich des Reichsregiments unterschiedliche Auffassungen, doch konnte letztlich Einigkeit erzielt werden (Regimentsordnung vom 26. Mai 1521). Neben diesen Beschlüssen zur Reichsverfassung spielten der Wormser Vertrag vom 28. April 1521 und die causa Lutheri eine wichtige Rolle. II. Während des Reichstags hatten sich Kaiser Karl und sein jüngerer Bruder Ferdinand im sog. Wormser (Erbteilungs-) Vertrag auf eine Aufteilung der habsburgischen Länder geeinigt. Denn Ferdinand war bis dahin nicht berücksichtigt worden und verfügte lediglich über das Herzogtum Württemberg (1520-1534). Im Wormser Vertrag überließ der Kaiser die österreichischen Herzogtümer (Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain) Ferdinand, der wiederum auf die Territorien aus der burgundischen Erbmasse der Habsburger (Burgund, Niederlande) sowie auf das spanische Königreich (mit seinen Kolonien in Mittel- und Südamerika) Verzicht leistete. Ergänzt wurde der Wormser Vertrag durch weitere Bestimmungen, die Ende Januar bzw. Anfang Februar 1522 in Gent und Brüssel beschlossen wurden; u.a. gelangte damals auch Vorderösterreich, das Konglomerat habsburgischer Herrschaften im deutschen Südwesten, an den österreichischen Erzherzog Ferdinand. Karl behielt sich aber gegenüber seinem Bruder den politischen und auch ideellen Vorrang als Kaiser vor; die habsburgische Universalmonarchie blieb damit bis zur Resignation Karls (1556) bestehen. Ferdinand (I.) wurde 1531 zum römisch-deutschen König gewählt und folgte seinem Bruder als Kaiser nach (1556/58-1564). Die Trennung der spanischen von den österreichischen Habsburgern erfolgte mit dem Rücktritt des Kaisers; Erbansprüche der österreichischen Linie bestanden aber noch, als die spanische Linie der Habsburger ausstarb (1700; Spanischer Erbfolgekrieg 1701-1713/14). III. Die causa Lutheri, der Fall des Reformators Martin Luther (*1483-†1546) beschäftigte den Reichstag, Kaiser und Reichsstände, ebenfalls. Eigentlich war Luther nach der päpstlichen Bannandrohungsbulle Exsurge Domine (24. Juli 1520) und seiner Verurteilung als Ketzer durch die Bulle Decet Romanum Pontificem (18. Januar 1521) kirchlicherseits schon verurteilt. Da aber einige der Reichsstände, besonders das wichtige sächsische Kurfürstentum unter Friedrich dem Weisen (1486-1525), dem Wittenberger Theologen zuneigten und auch die Gravamina Deutscher Nation, die Beschwerden der Reichsstände gegen Kirche und Papst, auf der Tagesordnung des Reichstags standen, war der Kaiser mit einer Anhörung Luthers auf dem Reichstag einverstanden. Luther erhielt freies Geleit nach und von Worms zugesichert; seine öffentliche Anhörung fand am 17. und 18. April 1521 vor Kaiser und Fürsten statt. Luther wiederrief indes seine Schriften, in denen er sein reformatorisches Gedankengut entwickelt hatte, nicht; auch Nachverhandlungen konnten Luther nicht dazu bewegen, von den 1520 publizierten Schriften An den christlichen Adel deutscher Nation. Von des christlichen Standes Besserung, Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche und Von der Freiheit eines Christenmenschen abzurücken. Der Kaiser formulierte sein persönliches (katholisches) Glaubensbekenntnis am 19. April, im Anschluss an Luthers Auftreten auf dem Reichstag. Luther verließ Worms am 26. April. Die Rede Luthers vom 18. April fand in der Folgezeit - literarisch zugespitzt - große Verbreitung und wurde damit einem wichtigen Bestandteil von Selbstvergewisserung und Selbstverständnis des deutschen Protestantismus. Das Wormser Edikt, die Achterklärung gegen Luther, wurde durch den in Worms anwesenden päpstlichen Legaten Aleander (†1542) vorbereitet und in der kaiserlichen Kanzlei formuliert und abgestimmt, übrigens ohne weitere Beteiligung von Reichsständen und Reichstag. Datiert wurde das Wormser Edikt auf den 8. Mai, auf Grund von redaktionellen Verzögerungen aber erst am 24. Mai veröffentlicht; die Unterschrift des Kaisers erhielt das Edikt am 26. Mai, am Ende des Reichstags. Der Wormser Reichstag wurde indes zu der wichtigen Weichenstellung auf dem Weg zur Reformation (nicht nur) im Reich, diese definierte mit ihrer kirchlich-theologischen Erneuerung eine neue christliche Konfession.
Zum weltgeschichtlich bedeutsamen Wormser Reichstag von 1521 sind u.a. erschienen: Elter, Julius (1885), Luther und der Wormser Reichstag (1521), Diss. Bonn 1885, 73 S.; Kalkoff, Paul (Übers.) (1886), Die Depeschen des Nuntius Aleander vom Wormser Reichstage 1521, Halle 21897, 95 S.; Kalkoff, Paul (Übers.) (1898), Briefe, Depeschen und Berichte über Luther vom Wormser Reichstage 1521, Halle 1898, 266 S. [Buhlmann, 08.2017]

Woyke, Wichard (Hg.) (1998), Handwörterbuch Internationale Politik, Opladen 1998 > P Politik

Wu

Wucher, Albert (1959), Seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen. Ein Dokumentarbericht über den Beginn des Zweiten Weltkriegs, München 21961 > Z Zweiter Weltkrieg

Wuermeling, Henric L. (1989), August '39. 11 Tage zwischen Frieden und Krieg. 21. August - 1. September 1939, Frankfurt a.M. 1989 > Z Zweiter Weltkrieg

Württemberg, Grafschaft, Herzogtum, Königreich, Landesteil: I. Ein Konrad von Württemberg wird 1092 erstmals urkundlich erwähnt. Von ihm leiten sich die im 12. Jahrhundert auftauchenden württembergischen Grafen ab, die zunächst mit den Staufern, dann gegen sie (Schlacht bei Frankfurt?, 5. August 1246) eine Landesherrschaft im Neckarraum und in Niederschwaben begründeten. Die Abwehr der Revindikationspolitik König Rudolfs I. von Habsburg, die Übertragung der schwäbischen Reichslandvogtei (1298) und der Thronstreit ab 1314 brachten einen weiteren Entwicklungsschub für die sich konsolidierende "Grafschaft Württemberg" (1361). Württemberg griff jetzt auch in den Schwarzwälder Raum und ins Elsass über. Graf Eberhard II. (1344-1392) konnte sich gegen die südwestdeutschen Reichsstädte durchsetzen (Schlacht bei Döffingen, 23. August 1388), Eberhard III. (1392-1417) erzwang die Auflösung der Rittergesellschaft der Schlegler (1395), Eberhard IV. (1417-1419) erwarb durch Heirat die ostfranzösische Grafschaft Mömpelgard (1409). 1442 wurde die Württemberger Grafschaft in eine Stuttgarter und Uracher Linie geteilt, in der Folgezeit bemühten sich die jeweiligen Landstände um ein Miteinander der Landesteile, der Münsinger Vertrag (14. Dezember 1482) beschloss die Wiedervereinigung Württembergs, die Voraussetzung für die 1495 erfolgte Erhebung zum Herzogtum wurde. Die Regierungszeit Herzog Ulrichs (1498-1550) sah die Vertreibung des Fürsten durch den Schwäbischen Bund (1519), die habsburgische Besetzung Württembergs (1520-1534) sowie die Rückkehr Ulrichs und die Einführung der Reformation (1534/36). Von Letzterer betroffen war auch eine Reihe von zur württembergischen Landsässigkeit und Landstandschaft gekommenen Klöstern, die wie die Benediktinerklöster Hirsau und St. Georgen oder die Zisterze Herrenalb als katholische Mönchsgemeinschaften aufgehoben wurden. II. Herzog Christoph (1550-1568) konnte dann auf den Reformen (und der Reformation) seines Vaters Ulrich aufbauen. Herausragend ist die württembergische Kirchenordnung von 1559, die mit das Herzogtum als lutherischen Landesstaat mit dem Herzog als Landesherrn und den Landständen ("Ehrbarkeit") festigen half. Mit Christophs Sohn Herzog Ludwig I. (1568-1593) starb die Stuttgarter Linie der Württemberger aus, und Friedrich I. von Mömpelgard übernahm die Regierung auch im Herzogtum (1593-1608). Der Dreißigjährige Krieg brachte dann für Württemberg schwere Zerstörungen, wobei das protestantische Land ab 1628 großenteils besetzt und nach der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (6. September 1634) Angriffen und Plünderungen ausgesetzt war. Immerhin konnte im Westfälischen Frieden (1648) der alte Gebietsumfang Württembergs wiederhergestellt werden. III. Seiner geografischen Stellung entsprechend war das Herzogtum Württemberg in der Folgezeit als zweitrangige Territorialmacht außenpolitisch eingebunden in das Gegeneinander von Habsburgermonarchie und Königreich Frankreich. Die Franzosenkriege des 17. und 18. Jahrhunderts schädigten Württemberg schwer. Erst im 18. Jahrhundert kam in einer langen Friedensperiode eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung zustande; damals, 1724, wurde Ludwigsburg Residenz der württembergischen Herzöge. Gerade diese Zeit war - auch im Rahmen des Wirtschaftssystems des Merkantilismus - geprägt von dem Versuch der Fürsten, die Landstände zurückzudrängen und einen absolutistischen Staat auszuformen. Doch scheiterten die Herzöge diesbezüglich, wie die Religionsreversalien von 1732 oder der Erbvergleich von 1770 zeigen. In den Reversalien z.B. setzten die Stände durch, dass Württemberg auch unter dem katholischen Herzog Karl Alexander (1733-1737) protestantisch blieb. IV. Die frühe Neuzeit im Herzogtum Württemberg endete mit der Französischen Revolution (1789) und den sich daran anschließenden französisch-napoleonischen Kriegen. Mit dem Preßburger Frieden vom 26. Dezember 1805 wurde die landständische Verfassung in Württemberg abgeschafft, das nunmehrige Königreich war als beträchtlich vergrößertes Territorium zunächst Teil des Rheinbundes (1806-1814), dann des Deutschen Bundes (1815-1866). Mit der deutschen Revolution von 1918/19 ging das Königreich unter. Heute ist Württemberg Teil des Bundeslandes Baden-Württemberg innerhalb der Bundesrepublik Deutschland.
Zur württembergischen Geschichte s.: Borst, Otto (Hg.) (1979), Bauen - Wohnen - Leben in Württemberg. Ein Streifzug durch 700000 Jahre, Stuttgart 21980, 223 S., Abbildungen, Farbfotos, DM N.N.; Decker-Hauff, Hansmartin (1997), Frauen im Hause Württemberg, hg. v. Wilfried Setzler, Volker Schäfer u. Sönke Lorenz, Leinfelden-Echterdingen 1997, 301 S., Farb-, Schwarzweißabbildungen, Stammtafeln, DM 69,-; Krins, Hubert (2001), Könige und Königinnen von Württemberg, Lindenberg 2001, 37 S., Farbabbildungen, Stammtafel, DM N.N.; Lorenz, Sönke, Mertens, Dieter, Press, Volker (Hg.) (1997), Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, Stuttgart-Berlin-Köln 1997, XXVI, 502 S., Abbildungen, € 9,95; Mann, Bernhard (2006), Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg 1806-1918, Leinfelden-Echterdingen 2006, 279 S., Abbildungen, € 7,95; Sauer, Paul (2008), Musen, Machtspiel und Mätressen. Eberhard Ludwig - württembergischer Herzog und Gründer Ludwigsburgs, Tübingen 2008, 279 S., Farbabbildungen, Stammtafel, € 24,90; Schukraft, Harald (2006), Kleine Geschichte des Hauses Württemberg, Tübingen 2006, 291 S., Abbildungen, Karte, € 24,90; Thomsen, Sabine (2006), Die württembergischen Königinnen. Charlotte Mathilde, Katharina, Pauline, Olga, Charlotte - ihr Leben und Wirken, Tübingen 32010, 291 S., Abbildungen, Stammtafeln, € 22,90 (u.a. mit [württembergischer König-Königin]: Friedrich I. [1797/1806-1816] ∞ Charlotte Mathilde v. Großbritannien [†1828]; Wilhelm I. [1816-1864] ∞ Katharina Pawlowna [†1819], ∞ Pauline v. Württemberg [†1873]; Karl [1864-1891] ∞ Olga Nikolajewna [†1892]; Wilhelm II. [1891-1918] ∞ Charlotte zu Schaumburg-Lippe [†1946]); Thomsen, Sabine (2010), Goldene Bräute. Württembergische Prinzessinnen auf europäischen Thronen, Tübingen 2010, 231 S., Farbabbildungen, Stammtafel, € 22,90; Uhland, Robert (Hg.) (1984), 900 Jahre Haus Württemberg. Leben und Leistung für Land und Volk, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1984, 791 S., Abbildungen, € 15,-; Wunder, Bernd (2009), Kleine Geschichte des Herzogtums Württemberg, Leinfelden-Echterdingen 2009, 213 S., Abbildungen, € 16,90. [Buhlmann, 09.2009, 04.2020, 03.2023, 07.2023]

WürzDbll = Würzburger Diözesanblätter

Wüstenfeld-Mahler'sche Vergleichungstabellen zur muslimischen und iranischen Zeitrechnung mit Tafeln zur Umrechnung orient-christlicher Ären (1854/87), neu bearb. v. Bertold Spuler u. Joachim Mayr (1961) > C Chronologie

Wulf, Andrea (2012), Die Vermessung des Himmels. Vom größten Wissenschaftsabenteuer des 18. Jahrhunderts (= Penguin 10228), München 2017, 413 S., Schwarzweißabbildungen, -tafeln, Karten, € 15,-. Die (nur selten zu beobachtenden) Venusdurchgänge (Venustransite) der Jahre 1761 und 1769 sollten den Astronomen des 18. Jahrhunderts Aufschluss bringen über die Entfernungen im Sonnensystem. So arbeiteten weltweit und koordiniert Forscher darauf hin, die Teleskop-Beobachtung des Venusdurchgangs vor der Sonne in den Jahren 1761 bzw. 1769 zu ermöglichen, wobei viele Probleme im Vorfeld auftraten (Kartengrundlagen, Seeexpeditionen in ferne Regionen und deren Gefährdung durch Piraten, Wettersituation am Beobachtungsort usw.). Auch auf der Grundlage der beim Venustransit von 1761 gewonnenen Daten konnten die Ergebnisse der Messungen von 1769 soweit präzisiert werden, dass die Entfernung Sonne-Erde auf ca. 153 Millionen km berechnet werden konnten (1771, grundlegend dazu die Methode des Astronomen Edward Halley [†1742], dessen Aufruf zur Zusammenarbeit bei den Venustransiten [1716]). [Buhlmann, 01.2018]

Wulf, Andrea (2015), Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, München 2016, 556 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Karten, € 24,99. I. (Friedrich Wilhelm Heinrich) Alexander von Humboldt, geboren 1769 in Berlin, gestorben 1869 am selben Ort, war preußischer Offizierssohn und wurde zusammen mit seinem älteren Bruder Wilhelm von Privatlehrern erzogen, worauf anschließend Studien an den Universitäten Frankfurt a.d. Oder, Berlin, Göttingen bzw. Hamburg folgten. Studiert hat Humboldt naturwissenschaftliche Fächer (Botanik, Zoologie, Physik, Mineralogie), aber auch Handels- und Volkswirtschaft (1787-1791). Es folgten ein Studium an der Bergakademie Freiberg mit dem Abschluss eines Bergassessors (1791-1792) sowie seine Tätigkeit als preußischer Bergbeamter bzw. Oberbergmeister u.a. im Fränkischen oder bei der Verbesserung von Ausrüstung auf der Grundlage bergbautechnischer Modernisierungen. 1795 schied Humboldt aus dem Staatsdienst aus, die nächsten Jahre widmete er sich der Vorbereitung seiner großen amerikanischen Forschungsreise (1799-1804), die ihn an Orinoco und Rio Negro (1. Expedition, 1800), bis in die Anden (Lima) (2. Expedition, 1801), nach Mexiko und Kuba (1803/04) führten. Über die USA (Thomas Jefferson, Washington, Philadelphia) kehrte Humboldt nach Europa zurück (1804). In den nun folgenden Jahrzehnten lebte Humboldt als Naturforscher und allseits anerkannter Gelehrter in Paris und Berlin (1805-1828), insbesondere die umfangreichen Erkenntnisse seiner Forschungsreise in Süd- und Mittelamerika mussten aufgearbeitet werden. Eine weitere Forschungsreise führte Humboldt nach Russland, wo er bis in den Ural und ans Kaspische Meer gelangte (1829). Nach Berlin zurükgekehrt, fand sich der Gelehrte zwischen Hofdienst beim preußischen König und seiner wissenschaftlichen Forschung eingebunden (1830-1859). Alexander von Humboldt starb 6. Mai 1859 als geachteter und auch populärer Forscher. II. Humboldts Forschungen sind vom Prinzip der Vernetzung und der Interdisziplinarität her zu verstehen, auch der literarische Aspekt in der Darstellung seiner zahlreichen Publikationen muss als wichtig erachtet werden. Insofern kann Humboldts fünfbändiges Werk Kosmos (1845/62) als Propagierung von Natur als "Einheit in der Vielheit", aber auch als Lebenssumme des "Weltwissenschaftlers" gelten. Andere Veröffentlichungen Humboldts gehen in dieselbe Richtung: Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein (1790), Florae Fribergensis specimen plantas cryptogramicus praesertim subterraneas exhibens (1793), Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen (1794), Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser nebst Vermuthungen über den chemischen Process des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt (1797), Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent (1799/1804), Ansichten der Natur (1808), Beobachtungen über den elektrischen Aal des neuen Welttheils (1808), Vues des Cordillères et Monuments des Peuples Indigènes de l'Amérique (1810/13), Kosmos-Vorträge (1827/28), Zentral-Asien. Untersuchungen zu den Gebirgsketten und zur vergleichenden Klimatologie (1844), Briefe. Sein Blick auf Natur (Mensch und Umwelt) und Globalisierung, auf Wissenschaft und Forschung macht Humboldt als Forscher, Wissenschaftler und (Vor-) Denker noch heute so bedeutsam. Vgl. noch: Kehlmann, Daniel (2005), Die Vermessung der Welt (= rororo 24100), Reinbek 212011, 303 S., € 9,99. > H Humboldt, Alexander von [Buhlmann, 01.2017, 04.2019]

Wulf, Andrea (2022), Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich, München 22022, 526 S., Farbtafeln, Karten, € 30,-. Am Beginn der über Kunst und Literatur hinausgehenden, auch mentalitätsgeschichtlich zu begreifenden Bewegung der sog. Romantik steht der Jenaer Zirkel von gleichgesinnten "fabelhaften Rebellen", die zwischen 1794 und 1805/06 für die (nicht nur) deutsche Frühromantik und die Philosophie des Idealismus stehen. Dem Jenaer Kreis um August Wilhelm und Caroline Schlegel, Friedrich Schlegel, Novalis (Friedrich von Hardenberg) oder Ludwig Tieck, zentriert um die Jenaer Universität als Mittelpunkt und in Verbindung stehend mit Friedrich Schiller und Johann Wolfgang Goethe sowie dem Naturforscher Alexander von Humboldt, gehörten auch die Philosophen Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Friedrich Wilhelm Hegel an. Kunst, Literatur und Philosophie verbanden sich hier unter Einfluss der Ideen der Französischen Revolution (1789) zu einer bedeutenden Gegenbewegung zur Aufklärung. Die Mitglieder des Zirkels beleuchteten die Rolle von Mensch und Natur und betrieben unkonventionell - in einer Revolution des Geistes - die "Erfindung des Ich" (Fichte: Ich und Nicht-Ich, Hegel: Phänomenologie des Geistes), das - von den Fesseln eines von Gott her gedachten Universums befreit - vernünftig und emotional agiert. Die Universität Jena ermöglichte dabei - einzigartig im damaligen Europa - ihren lehrenden Professoren wissenschaftlich-spekulative Freiräume, die spätestens mit der französischen Besetzung der Stadt und der Schlacht bei Jena und Auerstedt zu ihrem Ende kamen; die Zeit Jenas als akademischer Glanzpunkt war vorbei. [Buhlmann, 12.2022]

Wunder, Bernd (2009), Kleine Geschichte des Herzogtums Württemberg, Leinfelden-Echterdingen 2009 > W Württemberg

Wunder, Gerhard (1957), Die Entstehung der Stadt Hall, in: WF 41 (1957), S.32-38 > S Schwäbisch Hall

Wunder, Gerd (1968), Herzog Konrad II. von Teck, in: ZWLG 27 (1968), S.113-116. Einen Zweig der Zähringerherzöge bildete seit ca. 1186 die Linie der Herzöge von Teck, begründet durch Adalbert I. (ca.1186-n.1195), einem jüngeren Sohn Herzog Konrads von Zähringen (1122-1152). Die Herzöge von Teck nannten sich nach ihrer am Trauf der Schwäbischen Alb gelegenen Burg Teck, ihr Herrschaftsgebiet hatte eine nur geringe Ausdehnung. Konrad II. von Teck (1268, †1292), ein Sohn Herzog Konrads I. (1226, 1241), war in erster Ehe (1275/80) mit Uta von Zweibrücken, in zweiter Ehe (1290) mit Adelheid von Burgau verheiratet. Der ersten Ehe entstammten die Söhne Simon (†1310), Konrad, Ludwig (†1334) und Friedrich. Konrad II. engagierte sich im Reichsdienst König Rudolfs I. von Habsburg (1273-1291) (Gesandtschaft an den Papst in Lyon 1274, Treffen Rudolfs mit dem Papst in Lausanne 1275, Augsburger Reichstag 1282, Krieg gegen den Grafen von Württemberg 1286/87) und versuchte seine Herrschaft durch Fehden etwa gegen die Markgrafen von Burgau auszudehnen (Heiratsvermittlung durch den König). Er wurde am 30. April 1292 von einer österreichisch-schwäbisch-pfälzischen Fürstenpartei zum deutschen König gewählt, starb aber (durch Mord?) schon einen Tag später. Konrad war der Begründer der jüngeren Linie der Herzöge von Teck, die 1381/85 ihre Hälfte des Herrschaftsgebiets an die Grafen von Württemberg verkaufte. > T Teck: Herzöge von Teck [Buhlmann, 09.2011]

Wunder, Gerhard (1980), Die Bürger von Hall. Sozialgeschichte einer Reichsstadt 1216-1802 (= FWF 16), Sigmaringen 1980 > S Schwäbisch Hall

Wunder, Gerd, Schefold, Max, Beutter, Herta (1982), Die Schenken von Limpurg und ihr Land. Mit Abbildungen alter Ansichten (= Forschungen aus Württembergisch Franken, Bd.20), Sigmaringen 1982, 176 S., € 7,95. Die Schenken von Limpurg, eine zeitweise weitverzweigte schwäbisch-fränkische Adelsfamilie, brachte zahlreiche hochgestellte Reichsbeamte, Bischöfe und Domherren hervor. Noch heute wird ihr ehemaliges Herrschaftsgebiet, das sich zwischen Schwäbisch Hall, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen erstreckte, als Limpurger Land bezeichnet. Hauptort der ehemaligen Grafschaft war die Stadt Gaildorf. Als sog. Reichserbschenken stellten die von Limpurg seit dem 12. Jahrhundert eines der (stellvertretenden) Reichserzämter im römisch-deutschen Reich. Als solche werden sie unter anderem in der Goldenen Bulle von 1356 genannt. Formal war den Herren von Limpurg das Schenkenamt als Lehen der Erzschenken und Könige von Böhmen verliehen, deren Aufgabe sie im Krönungszeremoniell der deutschen Könige und Kaiser zu übernehmen hatten. Die ministerialischen Anfänge der Familie der Schenken von Limpurg werden in der Regierungszeit König Konrads III. (1138-1152) mit den (Reichs-) Schenken von Schüpf erkennbar, auch in der Folgezeit treten die Reichsschenken in der Umgebung der staufischen Könige auf. Ein Walter (I.) Schenk von Limpurg erbaute wohl vor 1230 bei Schwäbisch Hall die Limpurg wahrscheinlich auf Eigengut. Bei der Empörung König Heinrichs (VII.) (1220-1235) gegen seinen Vater, Kaiser Friedrich II. (1212-1250), standen die Schenken auf der Seite des Sohnes und mussten nach dem Zusammenbruch des Aufstandes Entschädigungen leisten und ihre Stammburgen Limpurg und Bielriet abtreten. Immerhin übte Walter I. ab 1245 sein Schenkenamt unter König Konrad IV. (1237-1254) wieder aus. Als Walter starb, folgte ihm sein Sohn Walter II. (1244, 1283) als Schenk nach, sein zweiter Sohn war der Minnesänger Konrad auf Bielriet (1255/86). Im Verlauf des 13. Jahrhunderts ist aus der Amtsbezeichnung "Schenk" ein Familienname geworden. Die Schenken, allen voran Walter II., bemühten sich, eine eigene Landesherrschaft aufzubauen, und besaßen zeitweise Einfluss auf Schwäbisch Hall, doch wurde das Haller Gericht spätestens 1280 von den Schenken unabhängig. Die Limpurger blieben in der Folge auf ein Gebiet zwischen Kocher und Rot beschränkt. Friedrich III. Schenk von Limpurg (†1414) erhob im Jahr 1404 Gaildorf zur Stadt, 1413 erwarben die Limpurger die Hälfte der Herrschaft Hohenlohe-Speckfeld. Im 15. und 16. Jahrhundert war das Limpurger Territorium geteilt unter den Linien Limpurg (mit Speckfeld) und Gaildorf. 1541 wurde die namensgebende Stammburg an Schwäbisch Hall verkauft, die Limpurger Linien residierten nun in Sontheim und Gaildorf. 1690 starb die Gaildorfer, 1713 die Sontheimer Linie im Mannesstamm aus. Die Erbtöchter heirateten in verschiedene Grafenfamilien ein, die Limpurger Landesteile zersplitterten weiter. [Buhlmann, 01.2006]

Wunderlich, Dietrich (2015), Sprachen der Welt. Warum sie so verschieden sind und sich doch alle gleichen (= Besondere Wissenschaftliche Reihe), Darmstadt 2014, 288 S., Karten, Diagramme, Tabellen, € ca.12,-. Die biologische Entwicklung des Menschen zum homo sapiens war verbunden mit dem Erwerb der Sprachfähigkeit, wahrscheinlich schon seit dem homo erectus, auf jedem Fall seit dem Neandertaler (Gehirnzunahme, Sprachgen). Unterschiedliche Menschengruppen besaßen unterschiedliche Sprachen (keine Ursprache). Die Nachbarschaft von Sprachen (Kontakte, Entlehnungen, Zweisprachigkeit, Sprachbünde) und/oder deren Überlagerung (Superstrat, Substrat) bedingen seit jeher einen Sprachwandel, der neue Sprachen entstehen, alte verschwinden lässt (Sprachensterben), der ursprüngliche Sprachen und kulturell-entwickelte Sprachen betrifft; dabei spielen auch eine Rolle die Dialekte (Mundarten, Sondersprachen) innerhalb einer Standardsprache. Ausfluss des Sprachwandels sind die Sprachfamilien (bis hin zu den Makrofamilien), die mit den frühesten Ackerbaukulturen in Verbindung stehen (Austronesisch, Austroasiatisch: Jangtsegebiet [12000 v.Chr.]; Altai, Sinotibetisch: Hoanghogebiet [10000 v.Chr.]; Afrosiatisch, Indoeuropäisch, Uralisch: Mesopotamien [9500 v.Chr.]; Dravidisch, Indoarisch: Industal [8000 v.Chr.]; Afroasiatisch, Nilosaharisch: Sahara [7000 v.Chr.]; Aztekisch, Maya: Mexiko [7000 v.Chr.]; Afroasiatisch: Äthiopien [4000 v.Chr.]; Tupi: Amazonas [500 v.Chr.]). Für Europa lassen sich vorindogermanische, indoeuropäische, finno-ugrische und kaukasische Sprachen feststellen, für Afrika afroasiatische, nilosaharische, Niger-Kongo- und Khioson-Sprachen, für Asien indoeuropäische, dravidische, sinotibetische, austroasiatische, Tai-Kadai-, Hmong-Mien- und austronesische Sprachen, für Ozeanien australische, Papau, melanesische, polynesische Sprachen, für Amerika eskimo-aleutische, mexikanische, südamerikanische Sprachen. Sprachwandel hängt u.a. zusammen mit Bevölkerungswanderungen (austronesische Expansion von Taiwan aus [ab 3000 v.Chr.], melanesische Expansion [ab 1500 v.Chr.], polynesische Expansion [ab 1000 n.Chr.]; Wanderung der Bantuvölker [vor 3000 v.Chr.]). Sprachen unterscheiden sich schließlich in ihrer Morphologie (fusionierende [Flexionsgrammatik], agglutinierende [Affixgrammatik], isolierende Sprache [Grammatik von Partikelwörtern] [abhängig von der Anzahl der Morpheme als Bedeutungselemente pro Wort]). Den Verschiedenheiten stehen gemeinsame Grundlagen von Sprachen (Sprachuniversalien) entgegen, etwa in Bezug auf die Biologie des Menschen (Phoneme, Gene?) oder formbezogen (Strukturorientierung, schwache Kontextsensitivität der Sprachen, Unterscheidung von Nomen und Verb). [Buhlmann, 06.2015]

Wundram, Manfred (2004), Renaissance (= Kunst-Epochen, Bd.6 = RUB 18173), Stuttgart 2004 > K Kunst-Epochen

WUNT = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament

WVjhLG = Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte

WZ = Westfälische Zeitschrift

Intro A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z