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Rezensionen (Geschichte)
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VA = Vertex Alemanniae. Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte St. Georgen / Schriftenreihe zur südwestdeutschen Geschichte

Vacano, Otto-Wilhelm von (1957), Die Etrusker in der Welt der Antike (= rororo Deutsche Enzyklopädie 54), Reinbek 31961 > E Etrusker

VAI = Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i.Br.

Valentin, Veit (1930/31), Geschichte der deutschen Revolution 1848-1849, 2 Bde., Köln-Berlin 1977 > D Deutsche Revolution von 1848/49

Valentin, Veit (1939/59), Illustrierte Weltgeschichte, Stuttgart-Hamburg o.J. > W Weltgeschichte

Vallery-Radot, René (1900), Louis Pasteur. Sein Leben und Werk, Freudenstadt 1948, 728 S., DM 14,-. Louis Pasteur (*1822-†1895) studierte in Paris Naturwissenschaften, Physik und Chemie (1841/47/47), ein Studium, das er mit Promotionen in Physik und Chemie abschloss (1847). Es folgten Anstellungen als Gymnasiallehrer in Dijon (1848), Assistenzprofessor in Straßburg (1849), als Professor für Chemie in Lille (1854), schließlich als Direktor der École normale in Paris (1857). Dort führte Pasteur eine an der Praxis ausgerichtete Ausbildung in den Naturwissenschaften ein. Studentenunruhen zwangen Pasteur als Chemieprofessor an die Sorbonne zu wechseln (1867). Neben der Verwaltungs- und Lehrtätigkeit stand für Pasteur immer die naturwissenschaftliche Forschung im Vordergrund. Pasteurs insgesamt vierigjährige Forschung umfasste unterschiedliche Bereiche: Optik und Kristallogie, alkoholische Gärung, Pasteur-Effekt und Pasteurisierung, Keimtheorie, Krankheiten und Impfung. Ein Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Karriere war für Pasteur die Gründung des Institut Pasteur in Paris (1888). Zudem gelang es Pasteur, die Herstellung von Impfstoffen zu industrialisieren. Dabei waren die wissenschaftlichen Erkenntnisse Pasteurs zum Teil umstritten, wie Kontroversen z.B. mit dem deutschen Mediziner Robert Koch aufzeigen. Zahlreich sind die Ehrungen, die Louis Pasteur erhielt. [Buhlmann, 11.2022]

Vallotton, Henry (1968), Maria Theresia. Die Frau, die ein Weltreich regierte. Biographie, München 1978 > J Judson, Habsburg

Vallotton, Henry (1968), Maria Theresia. Die Frau, die ein Weltreich regierte (= Fischer Tb 5028), Frankfurt a.M. 1981 > J Judson, Habsburg

Van Es, W.A., Verwers, W.J.H. (Hg.) (1980), Excavations at Dorestad 1: The Harbour: Hoogstraat I (= Nederlandse Oudheden 9), Amersfort 1980 > D Dorestad

Vance, Ashley (2015), Elon Musk. Tesla, PayPal, SpaceX. Wie Elon Musk die Welt veränderte. Die Biografie, München 142017 > U US-amerikanische Geschichte

Vandalen, germanische gens/gentes der Antike und Spätantike: "Protovandalische" Bevölkerungsgruppen (Lugier?) der ersten Jahrhunderte n.Chr. lassen sich in Beziehung setzen zur sog. Przeworsk-Kultur (in Südostpolen), die antike Geschichtsschreibung bezeichnet mit Vandali(i) auch Burgunder, Proto-Goten oder Langobarden (?) (vandalischer Großverband). Im späten 2. Jahrhundert n.Chr. bedrohen Vandalen die römische Provinz Dakien, im 3. und 4. Jahrhundert sind vandalische Übergriffe auf das römische Reich bezeugt. Vandalen waren in der Spätantike Soldaten im römischen Heer; Stilicho war bis zu seiner Ermordung Heermeister des römischen Westreichs (395-408). Um 400 wurden auch die zunehmend militärisch organisierten, teilweise schon christlich-arianisch geprägten vandalischen gentes der Hasdingen und Silingen von den allgemeinen Wanderungsbewegungen der "Völkerwanderungszeit" (Hunnen, Hungersnöte) erfasst. In der Silversternacht 406 überschritten sie - u.a. unter dem hasdingischen König Godegisel (†410) - zusammen mit anderen "Stämmen" den Rhein bei Mainz. Zusammen mit Sueben und Alanen gelang den Vandalen nach Überquerung der Pyrenäen (409) die Besetzung großer Teile Spaniens (411/16: Sueben, Hasdingen in Gallaecia, Silingen in der Baetica, Alanen in der Lusitania und der Carthaginiensis). Die silingischen Vandalen wurden Opfer der auf römischen Befehl nach Spanien enindringenden Westgoten (416), die Hasdingen (wohl einschließlich der Reste der Silingen) verlagerten Herrschaft und Siedlung gegen römische Widerstände nach Südspanien (420). Dabei kam es verstärkt zur Ethnogenese der Vandalen unter den Königen Gunderich (410-428) und Geiserich (428-477) (zunehmende Bedeutung des Heerkönigtums). Mit dem Übergang der Vandalen (und den Resten der Alanen) nach Nordafrika (429) gerieten die römischen Provinzen Byzacena, Numidia und Procunsularis ins Visier der Eroberungen Geiserichs; das 430/31 belagerte Hippo Regius fiel den Vandalen 435 zu, nach vergeblichen römischen Bemühungen, die Vandalen aus Africa zu vertreiben (430 [Bonifatius], 434 [Aspar]). 435 wurde das Vandalenreich mit Hauptstadt Hippo Regius vom weströmischen Kaiser anerkannt. Geiserich gelang 439 die Einnahme Karthagos, die vandalischen Krieger wurden in der Procunsularis angesiedelt (sortes Vandalorum), die gens umfasste damals etwa 80000 Menschen, davon rund 20000 Bewaffnete als Krieger (Inhaber der sortes) und "Kriegsknechte". Der foedus von 442 mit Westrom sicherte den Vandalen ihre Autonomie bei römisch-vandalischer Aufteilung Nordafrikas und fortgesetzter Durchführung der Getreidelieferungen nach Rom. Die instabile politische Lage im weströmischen Reich ermöglichte Geiserich, der den vandalischen Adel in seine Schranken zu verweisen verstand, flottengestützte Übergriffe auf die Inseln des westlichen Mittelmeerraums (Balearen, Korsika, Sardinien, Sizilien; ab 440/55) sowie die Eroberung und Plünderung Roms (455); der Inselbesitz blieb dabei gefährdet (Sizilien, Sardinien 464/65), Sardinien sollte immerhin fester im vandalischen Machtbereich verbleiben. Nach dem gescheiterten (ost-) römischen geführten Angriff (Basiliskos) auf das Vandalenreich (468) mussten west- und oströmisches Reich endgültig mit den Vandalen ihren Frieden machen (474); Geiserich gelang 476 noch durch Übereinkunft mit Odoaker, dem faktischen Herrscher über Italien, die Sicherung Nordwestsiziliens. Geiserichs Vandalenreich umfasste mit dem Kerngebiet der Proconsularis sowie den großen Mittelmeerinseln auch weite Teile Nordafrikas, wobei außerhalb der Kernzone die vandalische Regierung eher locker war und das Germanenreich ab dem endenden 5. Jahrhundert zunehmend territoriale Verluste erfuhr; Gebiete maurischer Herrschaft(en) waren insofern mit den Vandalenreich verbunden, als ein Gleichklang der Interessen bei Frontstellung gegen das römische Reich vorlag. Innerhalb des Vandalenreichs dominierte eine arianische "Reichskirche" bei Verdrängung bzw. Verfolgung der katholischen Amtskirche; Verwaltung, Steuerverwaltung und Gerichtsbarkeit fußten weitgehend auf römischen Grundlagen bei Trennung zwischen Vandalen und Römern; vandalische Sprache und Tracht kennzeichneten darüber hinaus die gewisse Eigenständigkeit der gens in einem überwiegend römisch geprägten Umfeld. Unter Geiserichs Nachfolger Hunerich (477-484) war die katholische Kirche starken Repressionen ausgesetzt (482/84); der König versuchte vergeblich das vandalische Senioratsprinzip bei der Herrscherabfolge zu durchbrechen, um seinem Sohn den Thron zu sichern. Der nachfolgende König Thrasamund (484-496) führte Hunerichs Politik nicht mehr weiter; König Hilderich (496-523) setzte hingegen auf eine Annäherung zur katholischen Kirche (Synode von Karthago 525) und auf eine "römische" Partei unter den Vandalen. Hilderich wurde 530 entmachtet. König Gelimer (530-533/34) war der letzte Vandalenherrscher, das Vandalenreich wurde 533/34 von oströmischen Truppen (Belisar) erobert (Schlacht bei Tricamarum 533), der flüchtende König gefangen genommen. Maurisch-vandalischer Widerstand gegen die oströmische Eroberung hielt noch bis 546/48 an (Deportation vandalischer Krieger ins oströmische Reich).
Zu den Vandalen s.: Castritius, Helmut (2007), Die Vandalen. Etappen einer Spurensuche (= Urban Tb 605), Stuttgart 2007, 190 S., Karten, € 17,-; Diesner, Hans Joachim (1966), Das Vandalenreich. Aufstieg und Untergang (= Urban Tb 95), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1966, 167 S., DM 4,-; Schmidt, Ludwig (1942), Geschichte der Wandalen, 21942, Nachdruck München 1970, 203 S., DM 38,-; Vössing, Konrad (2014), Das Königreich der Vandalen (= Besondere Wissenschaftliche Reihe 2014), Darmstadt 2014, 208 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Karten, ca. € 10,-. [Buhlmann, 08.2007, 03.2014]

Vandenberg, Philipp (1975), Nofretete. Das Leben der schönsten Frau der Weltgeschichte (= Bastei-Lübbe Tb 61033), Bergisch Gladbach 31983 > S Schlögl, Echnaton

Vandenberg, Philipp (1977), Ramses der Große. Der Pharao der Bibel, Gottkönig und Übermensch, der Weltwunder schuf und selbst eines war. Eine archäologische Biographie, Bern-München 1977, 21977 > R Ramses II.

Vandenberg, Philipp (1978), Nofretete, Echnaton und ihre Zeit. Die glanzvollste Epoche Ägyptens in Bildern, Berichten und Dokumenten (= Knaur Tb 545), München-Zürich 1978 > S Schlögl, Echnaton

Vandenberg, Philipp (1995), Der Schatz des Priamos. Wie Heinrich Schliemann sein Troja fand, Köln 1997 > S Schliemann, Heinrich

Vandenberg, Philipp (2002), Der vergessene Pharao. Unternehmen Tut-ench-Amun, das größte Abenteuer der Archäologie, Gütersloh [2002] > T Tutanchamun

Vansteenberghe, Edmond (1920), Le Cardinal Nicolas de Cues (1401-1464). L'action - la pensée, Paris 1920, Nachdruck Frankfurt a.M. 1963 > N Nikolaus von Kues

Vargas Llosa, Mario, südamerikanischer Schriftsteller: I. (Jorge) Mario (Pedro) Vargas Llosa (*28. März 1936) ist ein aus Peru stammender, Spanisch schreibender Schriftsteller. Nach Schule und (abgebrochenem) Jura- und (abgeschlossenem) Literaturstudium u.a. im spanischen Madrid (Promotion in Philosophie und Literaturwissenschaft) wandte sich Vargas Llosa verstärkt der Schriftstellerei zu (1959). Als liberaler Politiker im Peru der 1980er-Jahre verlor er die peruanische Präsidentschaftswahl von 1990 gegen Alberto Fujimori. Es folgten in den 1990er-Jahren Dozenturen für südamerikanische Literatur an US-amerikanischen Universitäten, die Übersiedlung nach Madrid und die Erlangung der spanischen Staatsbürgerschaft (1993). Für sein schriftstellerisches Werk erhielt Vargas Llosa 2010 den Nobelpreis für Literatur. Immer noch blieb er politisch engagiert (peruanische Präsidentschaftswahl 2011, katalanische Unabhängigkeitsbestrebungen 2017). II. Bekannt sind hauptsächlich die erzählerischen Werke von Vargas Llosa: "Die Stadt und die Hunde" (1963, Roman); Vargas Llosa, Mario (1966), Das grüne Haus (= st 342), Frankfurt a.M. 2010, 428 S., € 12,- (Roman um eine Missionsstation und ein Indiomädchen, um einen japanischen Abenteurer, um einen Bordellbesitzer, um einen Kautschukhändler); "Gespräch in der Kathedrale" (1969, Roman); "Tante Julia und der Kunstschreiber" (1977, Roman); "Der Krieg am Ende der Welt" (1981, Roman); "Maytas Geschichte" (1984, Roman); "Der Geschichtenerzähler" (1987, Roman); "Lob der Stiefmutter" (1988, Roman); Vargas Llosa, Mario (1993), Tod in den Anden (= st 2774), Frankfurt a.M. 102009, 383 S., € 12,-, Frankfurt a.M. 112011, 383 S., € 11,- (Roman um einen Polizeiposten im Ort Naccos in den Anden, um die polizeiliche Ermittlungen zu drei vermissten Personen, um eine Liebesgeschichte zwischen dem Gendarmen Tomás Carreño und seiner Freundin Mercedes); "Das Fest des Ziegenbocks" (Roman, 2000); "Das Paradies ist anderswo" (Roman, 2003); Vargas Llosa, Mario (2006), Das böse Mädchen. Roman (= st 3932), Frankfurt a.M. 52010, 396 S., € 9,90; Vargas Llosa, Mario (2010), Der Traum des Kelten (= st 4380), Frankfurt a.M. 22012, 444 S., € 9,99 (Roman um den britischen Diplomaten, frühen Menschenrechtler [Kongo, Amazonas] und irischen Freiheitskämpfer Roger Casement); "Ein diskreter Held" (Roman, 2013); "Die Enthüllung" (Roman, 2016). Daneben gibt es zahlreiche politische und literaturwissenschaftliche Publikationen des Schriftstellers, u.a. die Sammlungen von Beiträgen: "Gegen Wind und Wetter" (1962/86, 1988); "Nationalismus als neue Bedrohung" (2000); "Alles Boulevard: Wer seine Kultur verliert, verliert sich selbst" (2013). [Buhlmann, 11.2010, 12.2018, 01.2019, 05.2021, 04.2022]

Vasari, Giorgio (1550/68), Künstler der Renaissance. Lebensbeschreibungen der ausgzeichnetsten italienischen Baumeister, Maler und Bildhauer, ausgew. u. hg. v. Herbert Siebenhüner (1940) (= Sammlung Dieterich 39), Leipzig 1940 I. Giorgio Vasari, geboren am 30. Juli 1511 in Arezzo, gestorben am 27. Juni 1574 in Florenz, war ein italienischer Maler und Architekt und ein Biograf der Kunstgeschichte der italienischen Renaissance, ein Ausdruck, der er selbst prägte (rinascita). Aufgewachsen u.a. im Florenz der Medici (1524/27), genoss Vasari u.a. eine höfische Ausbildung, arbeitete aber auch - nach dem Tod des Vaters (1527) - als Goldschmied, um schließlich in Malerei ausgebildet zu werden. Dies geschah u.a. in Rom, wo er - als ein wichtiger Vertreter der Renaissance - auch die Kunst der Antike kennenlernte (1530/35). Als Maler fand Vasari künstlerische Arbeit in Florenz und Norditalien; zunehmend fand er Interesse an der Architektur, auf die er sich in der Folge konzentrierte (1536/55). Wieder in Florenz unter Herzog Cosimo I. Medici ansässig (1555), leitete er bis zu seinem Tod den "Florentiner Kunstbetrieb" (Arnohochwasser [1557] und Gebäuderestaurierungen, Gründung der Florentiner Akademie [1562], Umbau des Palazzo della Signoria, Bau der Uffizien [ab 1559], Kirchenumbauten und -verschönerungen [Fresken der Domkuppel u.a.]; Bauprojekte außerhalb von Florenz [Arezzo, Vatikan]). II. 1550 und 1568 (in zweiter Auflage) erschien Vasaris Werk über die "Künstler der Renaissance" (ca.1280-1550), in der er zu (nicht allen) bedeutenden Malern, Bildhauern und Architekten (hauptsächlich aus der Toskana und Umbrien) Biografisches zusammentrug. Auf Italienisch in sechs Teilen vorgestellt werden mehr als dreihundert Künstler, darunter die bedeutendsten wie Giovanni Cimabue (*1240-†1302), Arnolfo di Lapo (*v.1240-†1302), Niccola und Giovanni Pisano ('1220/25-†1280 bzw. *ca.1250-†n.1314), Giotto (*ca.1266-†1337), Andrea Pisano (*1290?-†ca.1348/49), Paolo Uccello (*ca.1396/97-†1475), Lorenzo Ghiberti (*1378-†1455), Masaccio (*1401-†1428?), Filippo Brunellesco (*1377-†1446), Donato (Donatello, *ca.1386-†1466), Piero della Francesca (*ca.1416/20-†1492), Giovanni da Fiesole (*ca.1387?-†1455), Leone Battista Alberti (*1404-†1472), Filippo Lippi (*1406?-†1469), Jacopo, Giovanni und Gentile Bellini (*ca.1400-†1470/71, *ca.1430-†1516 bzw. *1429/30-†1507), Domenico Ghirlandajo (*1449-†1494), Sandro Botticelli (*ca.1444/45-†1510), Andrea del Verrocchio (*1435-†1488), Andrea Mantegna (*1431-†1506), Filipp(in)o Lippi (*1457-†1504), Pietro Perugino (*ca.1450?-†1523), Luca Signorelli (*1441?-†1523), Lionardo da Vinci (*1452-†1519), Giorgione da Castel Franco (*ca.1475/8-†1510), Bramante da Urbino (*1444-†1514), Raffaelo da Urbino (*1483-†1520), Michelangelo Buonarroti (*1475-†1564), Tiziana da Cador (*ca.1477-†1576). [Buhlmann, 03.2019]

Ve

Veigel, Burkhart (2011), Wege durch die Mauer. Fluchthilfe und Stasi zwischen Ost und West, Berlin 32013 > D Deutsche Geschichte, 1949-1990

Velázques, Diego Rodríguez de Silva y, spanischer Maler: Diego Rodríguez de Silva y Velázques (*1599, †1660 in Madrid) gehört zu den bedeutendsten Malern des spanischen Barock, berühmt insbesondere durch seine Porträtmalerei am spanischen Hof betrieb (Anstellung am Hof 1623); Porträts entstanden von Mitgliedern der spanischen Königsfamilie (König Philipp IV., Königin Mariana de Austria, Prinz Baltasar Carlos, Infantin Maria Teresa, Infantin Maragarita), von Mitglieder des Hofes (Zwerge, Narren, Hoffräulein), von spanischen Adligen (Conde-Duque di Olivares). Daneben entstanden auch antike Mythen wiedergebende Kunstwerke (Mars, Merkur und Argus, Venus und Cupido, Schmiede des Vulkan) sowie Historienbilder (Übergabe von Breda). Seine Tätigkeit als Hofmaler konnte Velásquez dabei für eine Italienreise unterbrechen (1629/31).
Zu Velazques s.: Velazques, eingel. v. José Ortega y Gasset (1953) (= Manesse-Bücher der Kunst), Zürich 1953, LXXXIX, 101 Schwarzweiß-, Farbtafeln, SFR 21,90. [Buhlmann, 01.2022]

Velazques, eingel. v. José Ortega y Gasset (1953) (= Manesse-Bücher der Kunst), Zürich 1953 > V Velázques

Verbeek, Albert (1963), Schwarzrheindorf. Die Doppelkirche und ihre Wandgemälde, Düsseldorf 1963 > S Schwarzrheindorf

Verden: Bistum mit Bistumssitz Verden a.d. Aller: I. Vor dem Hintergrund des Sachsenkriegs (772-804) des Frankenkönigs Karl des Großen (768-814) soll zunächst die Entwicklung der Orte Bardowick (an der Ilmenau) und Verden (an der Aller) als christliche Missionszentren im sächsischen Raum nachgezeichnet werden. Beide Orte waren schon vor dem Sachsenkrieg besiedelt, besaßen auch durchaus zentralörtliche Funktionen, wie das Verdener "Strafgericht" des fränkischen Königs über die Sachsen (782) oder auch ein Aufenthalt des Kaisers in Verden bezeugt (810). Anzunehmen ist weiter, dass es in Verden - bevor der Ort Bischofssitz wurde - ein älteres Missionszentrum gegeben hat, das für die Christianisierung des Umlandes zuständig war. Bardowick - bzw. Konende, bei (in) Bardowick an einer Stephanskirche (als Missionskirche) gelegen - war vielleicht schon ab 785/87, vielleicht sogar schon ab 779/80 ein Zentrum der Christianisierung für die Sachsen im Bardengau, und auch für die Slawen östlich der Ilmenau. Ob in Bardowick-Konende in der Zeit Karls des Großen ein Missionsbistum errichtet werden sollte, ist unklar, aber möglich; immerhin hielt sich der Frankenkönig dort in den Jahren 795 und 798 auf. Auf jeden Fall sind eventuelle Pläne aufgegeben worden, als Kaiser Ludwig der Fromme (814-840) an die Macht kam. Das Missionszentrum Bardowick wurde aufgegeben, der Ort und das Umland des Bardengaus wurden zum Bistum Verden geschlagen, dessen Anfänge - als Mainzer Suffraganbistum - somit in die Zeit um 814/15 anzusetzen sind. In Verden sind nun Missionsbischöfe bezeugt, die gleichzeitig Äbte des Klosters Amorbach gewesen waren und sich von daher nur zeitweise in Sachsen aufhalten konnten: Spatto (ca.815/16), Tancho (n.815/16-v.829), Harud (v.829-829). II. Ein für den Verdener Bischof Waldgar (839/47-849/67) von König Ludwig II. dem Deutschen ausgestelltes Diplom vom 14. Juni 849 (?) verfügte den Königsschutz und die Immunität für das Bistum und ordnete mithin das Bistum in die ostfränkische Reichskirche ein. Der Verdener Bistumssprengel umfasste damals (von West nach Ost) die Siedlungslandschaften des Sturmigaus (mit Verden), von Waldsati, des Bardengaus (mit Bardowick), von Moswedi, Drewani und Osterwalde. Der Bischofssitz Verden lag damit alles andere als zentral an der Westgrenze seiner Diözese. Auch in den folgenden Jahrhunderten des ostfränkisch-deutschen Reiches waren Verdener Bistum und Diözese Bestandteil der (ottonisch-salischen) Reichskirche. Der Stärkung des Verdener Bistums innerhalb der Reichskirche dienten die Privilegierungen durch die ottonischen und salischen Könige. Die Erneuerung von Königsschutz und Immunität geschah 932, 965, 975, 985, 1006, 1025, 1039 und 1059. Zum 30. November 985 verliehen der noch minderjährige König Otto III. (984-1002) und seine Mutter, die Regentin Theophanu (†994), dem Verdener Bischof Erpo (976-994) Markt, Münze, Zoll und Wildbann. Als Mitglied der Reichskirche waren Verdener Bischöfe auch auf Bischofsversammlungen und Synoden vertreten, so 972 in Ingelheim oder 1076 auf der berühmten Wormser Synode, die die Absetzung Papst Gregors VII. (1073-1085) beschloss. Ausfluss einer Dortmunder Synode war der Dortmunder Gebetsverbund vom 7. Juli 1005, an dem der Verdener Bischof Bernhar II. (994-1014) beteiligt war. Von Bischof Wigger (1014-1031) stammt die älteste erhaltene Bischofsurkunde des Bistums Verden, datierbar auf die Jahre 1024/28, betreffend einen Tausch von Gütern und (Zehnt-) Rechten. Das Bistum Verden war geografisch und politisch im sächsischen Herzogtum verankert. Von daher spielten immer wieder, wenn auch quellenmäßig kaum fassbar, die politischen Interaktionen mit den Adelsfamilien vor Ort eine Rolle. Bischof Adalward (v.916-933) war ein Immedinger, die Bischöfe Amalung (n.933-962) und Brun I. (962-976) gehörten der bedeutenden sächsischen Herzogsfamilie der Billunger an, Bischof Brun II. (1034-1049) war ein Graf von Walbeck, Bischof Richbert (1060-1076/84) ein Supplinburger. III. Der Investiturstreit (1075-1122) veränderte grundlegend das Machtgefüge im deutschen Reich der salischen Könige und Kaiser. Das Wormser Konkordat (1122) machte aus den Bischöfen vollends Reichsfürsten; die Vermehrung der Temporalien (der durch den König verliehenen Güter und Rechte) war ein Ausgangspunkt zur Ausbildung von weltlicher Herrschaft in Form eines Territoriums (Landesherrschaft). Dieser Ausrichtung bischöflicher Politik auf regionaler Ebene gerade seit dem 13. Jahrhundert entsprach in der Zeit der staufischen Könige und Kaiser im 12. und 13. Jahrhundert dennoch die Beteiligung der Bischöfe an Angelegenheiten von Kaiser und Reich, wenn auch Norddeutschland zunehmend dem Wirkungsfeld der staufischen Herrscher entglitt. Unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) findet sich dann der Verdener Bischof Hermann (1148-1167), der in der Reichspolitik stark engagiert war und die (oberitalienische) Italienpolitik des Königs mitbestimmte. Dem vielfachen Fernbleiben der Bischöfe von ihrer Diözese entsprach es, dass die Rolle des Verdener Domkapitels in staufischer Zeit eine Aufwertung erfuhr. Das Kapitel übte in zunehmendem Maße Leitungsfunktion im Bistum aus; einige Domherren waren zugleich Archidiakone oder Stiftspröpste. In der Amtszeit Bischof Hermanns, um die Mitte des 12. Jahrhunderts bildete sich unter der Hochvogtei des welfisch-sächsischen Herzogs Heinrich des Löwen (1142-1180) die Stadt Verden aus. Nördlich des Dombezirks entwickelte sich wahrscheinlich im 11. Jahrhundert eine Marktsiedlung (Vorgängerbau der Johanniskirche, ca.1030). Der planmäßige Ausbau der Marktsiedlung erfolgte aber erst unter dem Verdener Hochvogt Heinrich den Löwen (1150/75). Weiter ist eine Kaufleutesiedlung um eine Nikolauskirche erkennbar. Dombezirk und Siedlungskerne wuchsen unter Bischof Iso von Wölpe (1205-1231) und dessen Stadtherrschaft zusammen; der Ort Verden erhielt von Bischof Gerhard von Hoya (1251-1269) Stadtrecht. IV. Bischof Iso von Wölpe, regional verankert, setzte neue Akzente in der bischöflichen Politik; er näherte sich als Anhänger der staufischen Kaiser und Könige den um Lüneburg und damit in der Verdener Diözese stark vertretenen Welfen an. Die Erlangung der Verdener Vogtei (1230) war ein wichtiger Baustein zum Ausbau des Verdener Hochstifts. Einblick in die "territoriale Verdichtung" im Bistum gibt dann ein Verzeichnis von Verdener Lehen, das auf die Zeit um 1220 datiert wird. Kirchlich setzte Bischof Iso mit der Gründung des Verdener Andreasstifts (1220) einen wichtigen Bezugspunkt, an dem schon bestehenden Gotteshaus einer Bischofskapelle anknüpfend. Zusammen mit dem Domkapitel sorgte Iso zudem für die Instandsetzung des teilweise eingestürzten Verdener Doms (1222). V. Mit dem Ende der staufischen Königsdynastie im römisch-deutschen Reich, dem anschließenden Interregnum (1245/56-1273) und dem spätmittelalterlichen Wahlkönigtum hauptsächlich habsburgischer, luxemburgischer und wittelsbachischer Herrscher beschränkten sich die Beziehungen der Verdener Bischöfe zum Königtum vielfach auf die Regalienvergabe durch den König, auf die die Bischöfe als Reichsfürsten angewiesen waren. Bis ins 14. Jahrhundert regierten einheimische Bischöfe aus dem regionalen Adel oder den niedersächsischen Dynastengeschlechtern (Welfen, Grafen von Hoya) das Bistum. Ab dem 2. Drittel des 14. Jahrhunderts nahmen die päpstlichen Providierungen unter Umgehung des dem Domkapitel zustehenden Wahlrechts zu, während manche deutschen Herrscher wie Kaiser Karl IV. (1347-1378) oder König Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) Einfluss auf die Auswahl des bischöflichen Kandidaten gewinnen konnten. Auch landfremde Bischöfe herrschten nun, und das z.B. in der Zeit des Großen Schismas (1378-1417), das Papsttum und Universalkirche entzweite. Im Großen Schisma gehörte das Bistum Verden (bis 1410) der römischen Öbodienz an und wurde folglich vom Papst in Rom providiert. Bischof Konrad II. von Soltau (1399-1400, 1402-1407), Anhänger der welfischen Partei im Bistum, kam in das Bischofsamt, als Papst Bonifaz IX. (1389-1404) die Provision seines Vorgängers Dietrich von Nieheim (1395-1399/1401) kassierte. Er erhielt erst nach der Absetzung König Wenzels (1378-1400) und als er schon Bischof Cambrai war, von König Ruprecht die Regalien für das Verdener Bistum (1400) und hatte sich zudem gegen den vom selben Papst auf das Verdener Bistum providierten Konrad III. von Vechta (1399/1400-1402) durchzusetzen. Auf der Seite Konrads III. stand die Stadt Lüneburg, der Vorort des welfischen Herzogtums Lüneburg. Die Stadt betrieb unter Einschaltung Konrads III. als Mittelsmann an der römischen Kurie das Projekt, den Bischofssitz von Verden nach Lüneburg zu verlegen. Doch scheiterten diese Pläne letztlich. Den Fortschritten beim Aufbau des Hochstiftsgebiets im späten Mittelalter zum Trotz blieb zudem das Territorium der Verdener Bischöfe immer gefährdet durch die mächtigen Nachbarn, die Bremer Erzbischöfe und die welfischen Herzöge des Herzogtums Lüneburg. Im 15. Jahrhundert kam es unter Bischof Johann III. von Asel (1426-1470) indes noch einmal zu einem "Territorialisierungsschub" im Verdener Bistum. VI. Im 16. Jahrhundert blieb auch das Bistum Verden von der protestantisch-lutherischen Reformation nicht verschont. Teilweise eine Sekundogenitur der welfischen Herzöge, wurde das Bistum von den Bischöfen Christoph (1502-1558), Georg (1558-1566) und Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (1586-1623) verwaltet. Mit dem Beschluss des Generalkapitels (der Verdener Landstände und des Domkapitels) von 1570 setzte sich die Reformation, verbunden u.a. mit einer Visitation der Pfarrkirchen, der Umwidmung freiwerdender Pfründen und dem Ausbau des Schulwesens. Die neue kirchliche Ordnung wurde unter dem evangelischen Bischof Philipp Sigismund als geistlichem Landesherrn weiter ausgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde Friedrich von Dänemark, ein Sohn des dänischen Königs Christian IV. (1588-1648), Verdener Bischof (1623-1629, 1635-1648). Zwischenzeitlich (1627-1632) befand sich das Bistum unter kaiserlich-katholischer Kontrolle, der eingesetzte Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg (1630-1632/48) konnte sich aber mit seinen Rekatholisierungsmaßnahmen nicht durchsetzen, das Hochstift Verden wurde 1632 schwedisch. Mit dem Tod Friedrichs (1648), der nochmals mit und gegen Schweden Verdener Bischof wurde, endete (formal) das Bistum. Im Zuge des Westfälischen Friedens (1648) wurden die Stiftsgebiete Bremen und Verden zu Herzogtümern, die mit dem Königreich Schweden durch Personalunion verbunden waren.
An Literatur zum Bistum Verden finden sich: Bargmann, Bernd, Preissner, Jutta, Pöhl, Elke, Scherzinger, Karin, Ulrich, Ludolf (2013), St. Johannis Verden. Kirchenführer, Verden 2013, 36 S., Farbabbildungen, Pläne, € 4,50; Heyken, Enno (1967), Die älteste Bischofsurkunde von Verden (zwischen 1014 und 1028). Untersuchungen über Besitz der Verdener Kirche um Paderborn, über die ehemalige Bistumsgrenze um Zeven, über den wüsten Kirchort "Nianford" und über Ortsnamen um Zeven und Sittensen (Ldkr. Bremervörde) und um Hollenstedt (Ldkr. Harburg), in: JbnsKG 65 (1967), S.27-75; Heyken, Enno (1987), Untersuchungen zur Verdener Frühgeschichte, in: JbnsKG 85 (1987), S.7-65; Heyken, Enno (1990), Die Altäre und Vikarien im Dom zu Verden. Ein Beitrag zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte eines mittelalterlichen Sakralraumes, Hildesheim 1990; Jakobs, Hermann (1989), Die Verdener Abt-Bischöfe der Gründungszeit, das Andreas-Patrozinium ihres Domklosters und das Bardowickproblem, in: JbnsKG 87 (1989), S.109-125; Kappelhoff, Bernd, Vogtherr, Thomas (Hg.) (2002), Immunität und Landesherrschaft. Beiträge zur Geschichte des Bistums Verden (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd.14), Stade 2002; Mindermann, Arend (2006), Ein karolingischer Missionsstützpunkt in Bardowick-Konende? Neue Thesen zu einer alten Kontroverse um die Frühgeschichte des Bistums Verden, in: JbnsKG 104 (2006), S.9-48; Vogtherr, Thomas (2008), Iso von Wölpe, Bischof von Verden (1205-1231). Reichsfürst, Bischof, Adliger. Eine Biographie (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd.31), Stade 2008, an Quellen: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Bd.1: Von den Anfängen bis 1300, bearb. v. Arend Mindermann (2001) (= Verdener Urkundenbuch, 1. Abt. = Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd.13), Stade 2001, CVII, 921 S., € 45,-. [Buhlmann, 11.2016]

Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee (Hg.) [1982]), Kloster und Domstift Herrenchiemsee. Festchrift anläßlich des 1200jährigen Weihejubiläums des Salvator-Münsters auf Herrenchiemsee, o.O. o.J. [1982] > H Herrenchiemsee

Vergil, Publius Vergilius Maro, römischer Dichter: Publius Vergilius Maro (*70-†19 v.Chr.), geboren in Mantua, gestorben in Brundisium, einer der bedeutendsten römischen Lyriker und Epiker, ist durch eine Anzahl überlieferter wichtiger lateinischer Werke - u.a. das römische "Nationalepos" Aeneis - bekannt, im Einzelnen: Eclogae/Bucolica (kurz vor 40 v.Chr.), Georgica (37/36/30/29 v.Chr.), Aeneis (29/19 v.Chr.).
Werke Vergils sind: Vergil, Hirtengedichte, übers. von Theodor Haecker (1923), mit: Haecker, Theodor (1958), Vergil, Vater des Abendlandes (= Fischer Tb 213), Frankfurt a.M.-Hamburg 1958, 155 S., DM 2,20; Vergil, Georgica. Vom Landbau. Lateinisch und Deutsch, hg. v. Heinrich Naumann (1970) (= Goldmann (Griechische und Römische) Klassiker, Nr.2587), München 1970, 172 S., DM 3,-; Vergil (Publius Vergilius Maro), Aeneis, übers. v. Emil Staiger (1981) (= dtv 2150), München 1985, 399 S., DM 14,80; Vergil, Aeneis. Epos in zwölf Gesängen, hg. v. Wilhelm Plankl (1989) (= RUB 221), 1953, Nachdruck Stuttgart 1966, 335 S., DM 3,80, Nachdruck Stuttgart 2002, 419 S., € 8,10; Vergils Aeneis, übers. v. Rudolf Alexander Schröder (1923), Berlin-Frankfurt a.M. o.J. [1953], 447 S., DM 12,- > Lateinische Literatur > V Vergil. Zu Vergil s.: Klingner, Friedrich (1967), Virgil. Bucolica, Georgica, Aeneis, Zürich-Stuttgart 1967, 607 S., DM 48,-. [Buhlmann, 06.2013, 07.2012, 01.2020]

Verlinden, Charles (1962), Kolumbus. Vision und Ausdauer (= Persönlichkeit und Geschichte, Bd.25), Göttingen 1962 > K Kolumbus, Christoph

Veröffentlichungen der historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, hg. v.d. historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen:
XXXVII: Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter: Bd.12 (1990): Urkundenbuch des Klosters Wülfinghausen, Erster Band: 1236-1400, bearb. v. Uwe Hager (= Calenberger Urkundenbuch, 11. Abt.), Hannover 1990, 324 S., € 6,50 > Lateinische Literatur > W Wülfinghausen; Bd.14 (1991): Urkundenbuch des Klosters Reinhausen, bearb. v. Manfred Hamann (= Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 3. Abt.), Hannover 1991, [IX], 388 S., Schwarzweißabbildung, € 15,- > Lateinische Literatur > R Reinhausen; Bd.15 (1993): Regesten der in Niedersachsen und Bremen überlieferten Papsturkunden 1198-1503, bearb. v. Brigide Schwarz, Hannover 1993, LXIX, 673 S., € 15,- > Lateinische Literatur > R Regesten der in Niedersachsen und Bremen überlieferten Papsturkunden 1198-1503; Bd.17 (1994): Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, Bd.5: 1351-1360, hg. v. Manfred R.W. Garzmann, bearb. v. Josef Dolle (= Braunschweiger Werkstücke, Bd.88), Hannover 1994, 793 S., € 5,50; Bd.21 (1996): Urkundenbuch des Klosters Barsinghausen, bearb. v. Achim Bonk, Hannover 1996, XXXIII, 429 S., € 15,- > Lateinische Literatur > B Barsinghausen; Bd.22 (1996): Lüneburger Testamente des Mittelalters 1323-1500, bearb. v. Uta Reinhardt, Hannover 1996 > L Lüneburger Testamente, > Lateinische Literatur > L Lüneburg; Bd.24 (1998): Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstiftes Marienberg bei Helmstedt, bearb. v. Horst-Rüdiger Jarck (= QFBrLG 32), Hannover 1998 > M Marienberg, > Lateinische Literatur > M Marienberg; Bd.25 (1998): Das Register der welfischen Herzöge Bernhard und Heinrich für das Land Braunschweig 1400-1409 (-1427), bearb. v. Ulrich Schwarz (= QFBrLG 34), Hannover 1998, 127 S., Schwarzweißabbildung, Karte, € 5,-, ist als niederdeutsches Register der das (Teil-) Herzogtum Braunschweig regierenden Herzöge Bernhard (I., 1373/1400-1429/34) und Heinrich (II., 1400-1409/16) eine Mischung aus Urkundenregister und Lehnbuch, die Jahre zwischen 1400 und 1409 bzw. 1427 betreffend (Huldebriefe, Lehnsverzeichnis von 1400, Neubelehnungen nach dem Aussterben der Ritter von Ampleben 1427, Schuldverschreibungen); Bd.26 (1998): Urkundenbuch zur Geschichte der Herrschaft Plesse (bis 1300), bearb. v. Josef Dolle, Hannover 1998, 471 S., Siegelabbildungen, € 17,- > Lateinische Literatur > P Plesse.
Bd.194 (2000): Urkundenbuch der Stadt Bockenem, bearb. v. Ursula-Barbara Dittrich, Hannover 2000, 310 S., € 13,50 > Lateinische Literatur > B Bockenem; Bd.195 (2000): Droste, Heiko (Bearb.), Schreiben über Lüneburg. Wandel von Funktion und Gebrauchssituation der Lüneburger Historiographie (1350 bis 1639), Hannover 2000 > D Droste, Schreiben über Lüneburg; Bd.204 (2001): Meiners, Werner (2001), Nordwestdeutsche Juden zwischen Umbruch und Beharrung. Judenpolitik und jüdisches Leben im Oldenburger Land bis 1827, Hannover 2001 > M Meiners, Nordwestdeutsche Juden; Bd.208 (2001): Urkundenbuch des Stifts Hilwartshausen, bearb. v. Manfred von Boetticher (= Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 4. Abt.), Hannover 2001, 510 S., € 15,- > Lateinische Literatur > H Hilwartshausen; Bd.210 (2002): Urkundenbuch des Klosters Walkenried, Bd.1: Von den Anfängen bis 1300, bearb. v. Josef Dolle (= QFBrLG 38), Hannover 2002, 781 S., € 16,- > Lateinische Literatur > W Walkenried; Bd.227 (2005): Borchert, Sabine, Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083). Reichspolitik und personelles Umfeld, Hannover 2005 > B > Borchert, Otto von Northeim; Bd.230 (2006): Urkundenbuch des Klosters Wülfinghausen, Zweiter Band: 1401-1730, bearb. v. Uwe Hager (= Calenberger Urkundenbuch, 11. Abt.), Hannover 2006, 559 S., € 13,- > Lateinische Literatur > W Wülfinghausen; Bd.233 (2006): Urkundenbuch des Klosters Medingen, bearb. v. Joachim Homeyer (= Lüneburger Urkundenbuch, 10. Abt.), Hannover 2006 > M Medingen, > Lateinische Literatur > M Medingen; Bd.241 (2008): Urkundenbuch des Klosters Walkenried, Bd.2: Von 1301 bis 1500, bearb. v. Josef Dolle (= QFBrLG 45), Hannover 2008, 849 S., € 17,- > Lateinische Literatur > W Walkenried; Bd.242 (2008): Klapheck, Thomas, Der heilige Ansgar und die karolingische Nordmission, Hannover 2008 > K Klapheck, Ansgar; Bd.249 (2009): Urkundenbuch des Stifts Weende, hg. v. Hildegard Krösche (= Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 5. Abt.), Hannover 2009, 459 S., Siegelabbildungen, € 9,- > Lateinische Literatur > W Weende; Bd.254 (2010): Thalmann, Söhnke, Ablaßüberlieferung und Ablaßpraxis im spätmittelalterlichen Bistum Hildesheim, Hannover 2010 > T Thalmann, Ablaßüberlieferung; Bd.263 (2011): Urkundenbuch des Klosters Lüne, hg. v. Dieter Brosius (= Lüneburger Urkundenbuch, 6. Abt.), Hannover 2011, 737 S., € 19,- > Lateinische Literatur > L Lüne; Bd.301 (2019): Urkundenbuch des Stifts Steterburg, hg. v. Josef Dolle (= QFBrLG 55), Göttingen 2019 > S Steterburg, > Lateinische Literatur > S Steterburg. [Buhlmann, 05.2014-07.2014, 09.2014, 01.2017, 06.2021, 01.2024]

Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte und Heimatkunde in Württembergisch Franken, hg. v. Historischen Verein für Württembergisch Franken: Bd.11 (1997): Ganzhorn, Gerhard, Die Entstehung und die Quellen des Hohenlohischen Landrechts aus dem Jahre 1738, Schwäbisch Hall 1997, 148 S., € 3,-, behandelt die Privatrechtsgesetzgebung der Gesamtgrafschaft Hohenlohe (bis zur Hauptlandesteilung 1553/55) und der hohenlohischen Teilgrafschaften (bis 1806) (Berichte [erfragte Gebräuche, Gewohnheiten; 1578] und Entwurf eines Landrechts [1576/83], Eheordnungen [1572, 1677], Erbrecht [1676, 1691], Judenhandel [1654, 1686, 1692] usw.) als Auftakt zur Ausarbeitung (1721/37) und Publikation des hohenlohischen Landrechts (1738; Ehe, Vormundschaft, Schuldenaufnahme, Testament und Erbschaft, Verfahrensrechtliches), in das u.a. württembergisches, Würzburger und Brandenburg-Ansbacher Recht mit einflossen. [Buhlmann, 07.2014]

Vesser, Thomas, Thaler, Monika (Hg.) (1995), Schätze der Menschheit. Kunstdenkmäler und Naturparadiese unter dem Schutz der UNESCO, Stuttgart 1995 > W Weltgeschichte

Vetter, August (1964), Geisingen - Eine Stadtgründung der Edelfreien von Wartenberg (= Schriften des Kreises Donaueschingen, Bd.25), hg. v.d. Stadt Geisingen, Konstanz 1964 > G Geisingen

VGFG = Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte

VHKH = Veröffentlichungen der historischen Kommission für Hessen

VHKNB = Veröffentlichungen der historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen

VHKW = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen

VHVN = Veröffentlichungen des Historischen Vereins für den Niederrhein

Vi

Vietzen, Hermann (1974), Echterdingen (in Vergangenheit und Gegenwart), Stuttgart 1974, Schwarzweiß- und Farbabbildungen, Karten, Pläne, Kartenbeilage, DM N.N. In die Vorgeschichte Echterdingens verweisen auf dessen Gemarkung Funde aus der Jungsteinzeit, bronzezeitliche Funde, zwei Grabhügelgruppen der Eisenzeit und eine keltische Vierecksschanze (2./1. Jahrhundert v.Chr.). Der Ortsname "Echterdingen" ist erstmals zum Jahr 1185 anlässlich eines von Herzog Welf VI. schriftlich fixierten Gütertauschs zwischen dem Kloster Adelberg und der Echterdinger Pfarrkirche bezeugt (Hachtertingin), lässt aber als -ingen-Name eine Siedlung aus alemannischer Zeit vermuten. Im endenden 12. Jahrhundert hatte die Echterdinger Kirche, ein romanischer Bau des 12./13. Jahrhunderts, eine gewisse Bedeutung; über Echterdingen - Ort und Kirche - verfügte um 1185 der besagte Welfe, zuvor hatten die Grafen von Calw, später die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von Berg-Schelklingen die Herrschaftsrechte inne. Die Kirche selbst wurde im Spätmittelalter durch einen gotischen Neubau ersetzt. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts tritt die Ministerialenfamilie derer von Echterdingen in Erscheinung (untere Burg bei der Echterdinger Kirche), zunächst als Lehnsleute der tübingischen Pfalzgrafen, dann (13. Jahrhundert, Ende) im Umfeld der Grafen von Württemberg. Im späteren Mittelalter lassen Grundstücksschenkungen, -käufe und -verkäufe Besitz des Klosters Bebenhausen (Besitzerwerb seit 1226, päpstliche Besitzbestätigung 1229, Erwerb von Hirsauer Gütern 1275, Erwerb der halben Echternacher Vogtei ca.1280, Aufteilung des Dorfs Echterdingen 1281) sowie des Frauenklosters Berau (Besitzverkauf 1298) erkennen. Mit dem Aussterben der Ritter von Echterdingen erwarben schließlich die württembergischen Grafen die eine Hälfte (1406), vom Kloster Bebenhausen die andere Hälfte (1451) von Vogtei und Ortsherrschaft über Echterdingen. Das Patronatsrecht über die Echternacher Pfarrkirche lag seit der Schenkung der tübingischen Pfalzgrafen (1286) beim Kloster Bebenhausen; es folgte die Inkorporation des Gotteshauses nach Bebenhausen (1347). Als Teil des württembergischen Herzogtums machte Echterdingen die protestantische Reformation mit (1534). Der Ort gehörte zum Amt Stuttgart (Amtsfleckenordnung 1561), brannte 1575 teilweise nieder und wurde im Dreißigjähringen Krieg (1618-1648) von kaiserlichen Truppen gebrandschatzt (1634). Die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen vom 18. zum 19. Jahrhundert (Wegfall der Leibeigenschaft 1817 u.a.) ließen im Königreich Württemberg neue Ordnungen entstehen (Handwerk, Gewerbe, Handel; Industrialisierung, Eisenbahnbau 1861, Zeppelinunglück 1908). Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) war die des Wiederaufbaus und einer stetigen Bevölkerungszunahme im industriellen Ballungsraum Stuttgart. Ab 1975 bildet Echterdingen mit Leinfelden die Doppelstadt Leinfelden-Echterdingen am Stuttgarter Flughafen. [Buhlmann, 08.2018]

(1985)

Vignau, Ilka von (1980), Tegernsee. Schliersee. Leitzachtal, München 31992 > T Tegernsee

  Villingen, Ort, Stadt auf der Baar, in Baden-Württemberg: Die alemannische Besiedlung der Baar im Villinger Raum (Westbaar mit anschließendem östlichen Mittelschwarzwald) reicht bis ins 4. Jahrhundert zurück, Reihengräberfriedhöfe sind bei der Villinger Altstadt (Alt-Villingen südöstlich der Villinger Kernstadt) bezeugt. Der Ort Villingen wird erstmals 817 in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) für das Kloster St. Gallen erwähnt. Fast zweihundert Jahre später verlieh Kaiser Otto III. (983-1002) dem Zähringergrafen Berthold (991/96-1024) am 29. März 999 Markt-, Münz- und Zollrecht für Villingen. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich neben Alt-Villingen die "Zähringerstadt", die nach dem Aussterben des Herzogsgeschlechts (1218) an die Staufer kam, schließlich 1283 als erbliches Reichslehen an die Grafen von Fürstenberg. Widerstände gegen den fürstenbergischen Grafen als Stadtherrn führten dann 1326 dazu, dass sich Villingen der österreichischen Herrschaft unterstellte. Villinger Bürger waren an der Niederschlagung des Bauernaufstands (1524/25) beteiligt, der Ort nahm nach der Reformationszeit den katholischen Mönchskonvent des Klosters St. Georgen auf. Drei schwedisch-württembergische Belagerungen während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) scheiterten. Französische Angriffe auf Villingen prägten das ausgehende 17. und die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts (1703, 1704, Ende der Festungsstadt Villingen 1744/45). 1797/1803 gelangte Villingen zusammen mit dem (ebenfalls bis dahin habsburgischen) Breisgau und der Ortenau an das Herzogtum Modena. 1805 wurde Villingen kurzfristig württembergisch, ab 1806 badisch gehörte es zum Großherzogtum Baden. Im 19. und 20. Jahrhundert erlebte Villingen Industrialisierung und Eisenbahnbau, Weimarer Republik, "Drittes Reich" und Bundesrepublik Deutschland. Seit 1972 bildet der Ort zusammen mit dem benachbarten Schwenningen und den angegliederten Stadtteilen Herzogenweiler, Pfaffenweiler, Rietheim und Tannheim die Doppelstadt Villingen-Schwenningen.
Quellen zur Villinger Geschichte sind: Äbtissin Ursula Haider (*1413-†1498). Ein Beitrag zur Heimatgeschichte von Villingen, hg. v. Linus Bopp ([o.J.]), Villingen [o.J.], 55 S., Schwarzweißtafeln, € 5,- (als Lebensdarstellung der Äbtissin Ursula Haider vom Villinger Bickenkloster, niedergeschrieben von der Priorin Juliane Ernst von St. Klara im Jahr 1637); Roder, Christian (Hg.) (1893), Heinrich Hugs Villinger Chronik (von 1495 bis 1533), Tübingen 1893; Wollasch, Hans-Josef (Bearb.) (1970/71), Inventar über die Bestände des Stadtarchivs Villingen. Urkunden, Akten und Bücher des 12.-19. Jahrhunderts ("Rodersches Repertorium"), Bd.1: Urkunden (= Schriftenreihe der Stadt Villingen), Villingen 1970, XVII, 366 S., DM 5,-, Bd.II: Akten und Bücher. Register, Villingen 1971, 297 S., DM 5,-; Villinger Geschichte beinhalten: Brüstle, Hans (1971), Villingen. Aus der Geschichte der Stadt (mit: Fuchs, Josef, Kurze Kunstgeschichte Villingens), Villingen 1971, Schwarzweißtafeln, Glossar, Karten, € 10,-; Buhlmann, Michael (2005), Die frühe schriftliche Überlieferung zum Ort Villingen (9.-13. Jahrhundert), in: GHV 28 (2005), S.71-81; Buhlmann, Michael (2007), Stadt, Königtum und Reich - Villingen im 13. Jahrhundert, in: GHV 30 (2007), S.24-32; Buhlmann, Michael (2009), Villingen und die Fürstenberger (13./14. Jahrhundert), in: GHV 32 (2009), S.16-25; Buhlmann, Michael (2010), Habsburgisches Villingen vom 14. bis 16. Jahrhundert, in: GHV 33 (2010), S.49-56; Buhlmann, Michael (2011), Die Zähringer und Villingen, in: GHV 34 (2011), S.122-131; Buhlmann, Michael (2011), Eine kurze Geschichte Villingens im Mittelalter (= VA 56), Essen 2011, 56 S., € 2,50; Buhlmann, Michael (2013), Das Kloster St. Gallen, die Baar und Villingen im frühen Mittelalter (= VA 62), Essen 2013, 68 S., € 4,-; Bumiller, Casimir (1998), Villingen - Faszination einer Zeitreise, Villingen-Schwenningen 1998, 128 S., Farbfotos, Karte, DM N.N.; Jenisch, Bertram (1999), Die Entstehung der Stadt Villingen. Archäologische Zeugnisse und Quellenüberlieferung (= FBAMBW 22), Stuttgart 1999, 573 S., Schwarzweißabbildungen, Pläne, Karten, DM 118,-. Modernes Villingen spiegelt sich wider in: Ringwald, Klaus (1985), Bronzeportale am Villinger Münster, Stuttgart-Zürich 1985, 72 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 48,-. [Buhlmann, 01.2004, 12.2004, 03.2006, 10.2007, 01.2009, 11.2009, 11.2011, 02.2013, 10.2013, 10.2021, 11.2022, 04.2023]

Villingen-Schwenningen, Doppelstadt auf der Baar, in Baden-Württemberg: I. Die alemannische Besiedlung der Baar im Villinger Raum (Westbaar mit anschließendem östlichen Mittelschwarzwald) reicht bis ins 4. Jahrhundert zurück, Reihengräberfriedhöfe sind bei der Villinger Altstadt (Alt-Villingen südöstlich der Villinger Kernstadt) bezeugt. Der Ort Villingen wird erstmals 817 in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840) für das Kloster St. Gallen erwähnt. Fast zweihundert Jahre später verlieh Kaiser Otto III. (983-1002) dem Zähringergrafen Berthold (991/96-1024) am 29. März 999 Markt-, Münz- und Zollrecht für Villingen. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich neben Alt-Villingen die "Zähringerstadt", die nach dem Aussterben des Herzogsgeschlechts (1218) an die Staufer kam, schließlich 1283 als erbliches Reichslehen an die Grafen von Fürstenberg. Widerstände gegen den fürstenbergischen Grafen als Stadtherrn führten dann 1326 dazu, dass sich Villingen der österreichischen Herrschaft unterstellte. Villinger Bürger waren an der Niederschlagung des Bauernaufstands (1524/25) beteiligt, der Ort nahm nach der Reformationszeit den katholischen Mönchskonvent des Klosters St. Georgen auf. Drei schwedisch-württembergische Belagerungen während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) scheiterten. Französische Angriffe auf Villingen prägten das ausgehende 17. und die 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts (1703, 1704, Ende der Festungsstadt Villingen 1744/45). 1797/1803 gelangte Villingen zusammen mit dem (ebenfalls bis dahin habsburgischen) Breisgau und der Ortenau an das Herzogtum Modena. 1805 wurde Villingen kurzfristig württembergisch, ab 1806 badisch gehörte es zum Großherzogtum Baden. Im 19. und 20. Jahrhundert erlebte Villingen Industrialisierung und Eisenbahnbau, Weimarer Republik, "Drittes Reich" und Bundesrepublik Deutschland. II. Menschliche Besiedlung an der und um die Neckarquelle ist seit der Bronzezeit belegt. In das 6. und 7. Jahrhundert zurück reicht ein großes alemannisches Gräberfeldes südwestlich Schwenningen zurück, um 700 wurde der Friedhof aufgelassen. Mit einer Kaiserurkunde für das Kloster St. Galler, die Schwenningen zu 817 erstmals erwähnt, beginnt die schriftliche Überlieferung zum Baarort. Es folgen weitere Bezeugungen aus dem frühen und hohen Mittelalter (894/95, 1095, 1139, 1140). In Schwenningen besaß die Bodenseeabtei Reichenau mindestens im 10. und 11. Jahrhundert neben Grundbesitz (anteilmäßig) die Michaelskirche, die sich im 12. Jahrhundert in der Verfügung des benediktinischen Reformklosters St. Georgen im Schwarzwald befand. Letzteres behauptete Lehen und Kirche in Oberschwenningen im Wesentlichen bis zur württembergischen Reformation im 16. Jahrhundert. 1449 fiel die Schwenninger Vogtei der Falkensteiner an die Grafen von Würt-temberg, der Ort wurde in der Folge Teil des württembergischen Territoriums. Im 16. Jahrhundert besaß die Mönchsgemeinschaft St. Georgen dort zehn Klosterlehen, 1721 das evangelische Kloster in St. Georgen im Schwarzwald noch sieben. Die Zehntrechte gingen im 16. Jahrhundert verloren, vor 1541 sind die Pfarreien für Ober- und Unterschwenningen zusammengelegt worden. Die Oberschwenninger Pfarrkirche mit dem St. Georgener Patronat kam durch die württembergische Reformation zu ihrem Ende, als die Steine des baufälligen Gotteshauses für den Glockenturm der evangelischen Stadtkirche (Vinzenzkirche) Verwendung fanden (um 1560) und schließlich die Ruine der Michaelskirche verkauft wurde (1567). Im 18. Jahrhundert war Schwenningen ein Dorf mit einen hohen Anteil von Handwerkern, 1823 stieß man auf Salzvorkommen (Saline), im Rahmen der Industrialisierung entstand nach der Mitte des 19. Jahrhunderts eine umfangreiche Schuh- und Uhrenfabrikation. 1907 wurde Schwenningen Stadt (Stadtkreis Schwenningen 1935, Große Kreisstadt 1948). III. Seit 1972 bildet Villingen zusammen mit dem benachbarten Schwenningen und den angegliederten Stadtteilen Herzogenweiler, Pfaffenweiler, Rietheim und Tannheim die Doppelstadt Villingen-Schwenningen.
Zur Doppelstadt s.: Buhlmann, Michael (2013), Die Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen für das Kloster St. Gallen vom 4. Juni 817. Ein Beginn Villinger und Schwenninger Geschichte (= VA 67), Essen 2013 > D Dendorfer u.a., 817 - Urkundliche Erwähnung; Villingen und Schwenningen. Geschichte und Kultur, hg. v.d. Stadt Villingen-Schwenningen aus Anlaß des Jubiläums 1000 Jahre Münz-, Markt- und Zollrecht Villingen im Jahre 1999 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs und der städtischen Museen Villingen-Schwenningen, Bd.15), Villingen-Schwenningen 1998, Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 49,80 (mit den Beiträgen: Thomas Zotz, Die Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechts durch Kaiser Otto III. an Graf Berthold für seinen Ort Villingen; Ulrich Klein, Die Villinger Münzprägung; Bertram Jenisch, Stadtentwicklung und Alltagsgeschichte im Mittelalter auf der Grundlage archäologischer Quellen; Werner Huger, Tausend Jahre: Vom Marktort zur Stadt; Bertram Jenisch, Karl Weber, Kirchen und Klöster im mittelalterlichen Villingen und Schwenningen. Baugeschichte und archäologische Aspekte; Casimir Bumiller, Villingen im Spätmittelalter. Verfassung, Wirtschaft, Gesellschaft; Andreas Nutz, Michael und Johann Schwert. Ein Baustein zur Wirtschaftsgeschichte des Raumes Schwarzwald-Baar in vorindustrieller Zeit; Edith Boewe-Koob, Das Kloster Sankt Clara am Bickentor zu Villingen; Annelore Walz, Geschichte der Hexenverfolgung in Villingen; Michael Tocha, Reformation oder katholische Erneuerung. Villingen und Schwenningen im konfessionellen Zeitalter; Anita Auer, Das Romäusbild in Villingen; Michael Hütt, "Wie ein beschlossener Garten". Villinger Stadtansichten vom 16. bis 18. Jahrhundert; Ute Ströbele, "Armut, Alter, Krankheit". Aspekte des Villinger Armenwesens in der frühen Neuzeit; Ingeborg Kottmann, Ute Schulze, Villingen auf dem Weg von Vorderösterreich nach Baden 1740-1806; Ingeborg Kottmann, Revolutionäre Begebenheiten aus Villingen und Schwenningen; Marianne Kriesche, Das Schulwesen in Villingen-Schwenningen; Annemarie Conradt-Mach, Zur Geschichte der Gewerkschaftsbewegung in den Städten Schwenningen und Villingen; Michael J.H. Zimmermann, "(Nicht) immer unter Druck!" - Schwenningens Pressewesen: ein Kapitel Zeit(ungs)geschichte; Annemarie Conradt-Mach, Ingeborg Kottmann, Einstimmung des Volkes auf den Krieg 1933-1945; Ekkehard Hausen, Hartmut Danneck, Widerstand und Verweigerung in Schwenningen und Villingen 1933-1945; Stefan Alexander Aßfalg, Fremdarbeiter in Villingen während des zweiten Weltkriegs; Paul Reuber, Villingen-Schwenningen - eine Vernunftehe? Gedanken zur kommunalen Gebietsreform; Gerhard Gebauer, Die historische Stunde: 1. Januar 1972 ). > S Schwenningen, > V Villingen [Buhlmann, 12.2013, 05.2021]

Villingen und Schwenningen. Geschichte und Kultur, hg. v.d. Stadt Villingen-Schwenningen aus Anlaß des Jubiläums 1000 Jahre Münz-, Markt- und Zollrecht Villingen im Jahre 1999 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs und der städtischen Museen Villingen-Schwenningen, Bd.15), Villingen-Schwenningen 1998 > V Villingen-Schwenningen

Villon, François, französischer Dichter: Geboren 1431 in Paris, erlebte François Villon als Kind und Jugendlicher die letzten zwei Jahrzehnte des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) mit. Von seiner Mutter in die Obhut des Kaplans Guillaume de Villon gegeben, erhielt Villon von nun an im Stift St. Benoît-le-Betourné eine angemessene geistliche Erziehung. Villon studierte zudem an der Universität von Paris die artes (Bakkalaureat 1449, Magister artium 1452), ohne den Wunsch zu haben, Geistlicher zu werden (Abbruch wohl eines Theologiestudiums). Stattdessen war er in eine Messerstecherei verwickelt (1455; Tod des geistlichen Kontrahenten), so dass er vor dem deswegen anstehenden Prozess aus Paris floh. Er schlug sich als Hilfsschreiber durch und begann parallel dazu mit seinen auf Französisch verfassten Dichtungen. Daneben brachte ihn sein Vagebundendasien und auch kriminelles Leben (Geheimgesellschaft "Coquille") öfter ins Gefängnis. Schließlich kehrte er nach Paris zurück und damit für eine gewisse Zeit in ein bürgerliches Leben. 1457 floh Villon wieder aus Paris, er führte sein Wanderleben fort, war in Bourges zeitweise inhaftiert und wurde gefoltert und war ebenso zeitweise Dichter am Hof des Herzogs Karl von Orléans bzw. Dichter und Narr am Hof des Herzogs Jehan II. von Bourbon. In Orléans befand er sich zwischenzeitlich (1460) wieder im Gefängnis, kam aber durch Amnestie wieder frei. Gefördert von Herzog Karl von Orléans, zeichnete Villon in der Folgezeit seine Lieder und Gedichte auf und unterstützte finanziell seine verarmte adlige Geliebte Helaine d'Estienne, geriet darüber aber in Konflikt mit dem Bischof Thibault d'Aussigny von Orléans; wieder rettete ihn eine (königliche) Amnestie. Zurück in Paris, führte Villon zunächst ein unauffälliges Leben bei seinem Ziehvater, bis ihn der König begnadigte. In der Öffentlichkeit zurück, verfasste Villon sein "Großes Testament". Der "Maître Villon" entging 1462/63 durch Beschluss des französischen Parlaments der Hinrichtung mit dem Galgen, er musste Paris verlassen. Balkd darauf verliert sich seine Spur. Nach 1463 (1464?) ist François Villon verstorben. Seine Balladen und Gedichte machten Villon zum bedeutendsten französischen Dichter des späten Mittelalters.
Zu François Villon s. dessen Dichtungen als Geschichtsquellen: Villon, François (v.1463), Die lasterhaften Balladen und Lieder des Francois Villon. Nachdichtung von Paul Zech (1962) (= dtv 43), München 131977, 180 S., DM 4,80; Villon, François (v.1463), Das Kleine und das Große Testament. Französisch/Deutsch, hg. v. Frank-Rutger Hausmann (1988) (= RUB 8518), Stuttgart 1988, 335 S., Abbildung, DM 12,-; Villon, François (v.1463), Sämtliche Werke. Zweisprachige Ausgabe, hg. v. Carl Fischer (1992) (= dtv 2304), München 1992, 334 S., Abbildungen, DM 10,80. [Buhlmann, 08.2020]

VIÖG = Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung

Vismara, Cinzia, Pergola, Philippe, Istria, Daniel, Martorelli, Rossana (2011), Sardinien und Korsika in römischer Zeit (= Zaberns Bildbände zur Archäologie), Darmstadt 2011, 160 S., Farbabbildungen, Karten, Pläne, € 9,95. I. Sardinien ist die zweitgrößte Insel des (westlichen) Mittelmeers, in Nord-Südrichtung 270 km, in West-Ost-Richtung maximal 145 km durchmessend, durchzogen von kurzen Wildwasserläufen und Gebirgen bis zu 1835 m Höhe. Menschen der Gattung Homo sapiens traten auf Sardinien wohl schon vor 150000 Jahren in Erscheinung (Perfugas, Nuoro: Steingeräte des älteren Clactonien, Schädelreste). Die "neolithische Revolution" setzte in Sardinien ab dem 6. Jahrtausend v.Chr. ein (Neolithikum, 6.-3. Jahrtausend v.Chr.; Ackerbau, Viehzucht, Jagd, Fischfang, Werkezeuge, Keramik, Obsidianhandel); neolithisch sind die San Michele-Kultur (Kultur von Ozieri; 4000-3200 v.Chr.) und die damit verbundene, das Neolithikum überschreitende Megalithkultur (Gallura u.a.: Menhire, Dolmen, Steinkreise). Das Chalkolithikum (3200-2200 v.Chr.) ist gekennzeichnet durch die Kultur von Abealzu-Filigosa, die Monte-Claro-Kultur und die Glockenbecherkultur (Megaltithbauten, Begräbnissitten). Letztere geht als Kultur von Bonnanaro in die ältere Bronzezeit (2200-1700 v.Chr.) und in die Nuraghenkultur der mittleren Bronzezeit (1700-1200 v.Chr.) über (Nuraghenkultur I: Proto-Nurgahen, Tholos-Nuraghen [Türme, kegelförmige Türme], tombe di giganti, "heilige Brunnen", Megarontempel, Waffen, Werkzeuge, Kunstgegenstände), Schifffahrt [Beziehungen nach Sizilien, zur meykenischen Kultur u.a.]). Die Nuraghenkultur findet dann ihre Fortsetzung in der jüngeren Bronzezeit (1200-850 v.Chr.) (Nuraghenkultur II, ausklingend im 10./9. Jahhrundert v.Chr.), die übergeht in die Nachnuraghenkultur der frühen Eisenzeit (850-6. Jahrhundert v.Chr.). In der frühen Eisenzeit war Sardinien eingebunden in die Handelsbeziehungen der Etrusker und Phönizier bzw. Karthager; Handelsniederlassungen der Letzteren auf Sardinien sind seit dem 8./7. Jahrhundert v.Chr. bezeugt (Westsardinien: phönizisch-punische Funde; Inschriftenstele: SRDN [9./8. Jahrhundert v.Chr.]). In den römisch-kartagischen Verträgen (509, 348 v.Chr.) erscheint Sardinien als Teil des karthagischen Herrschaftsgebiets; Carales, Nora und Olbia waren punische Handelszentren (Opferstätten [tophet], Weihegaben, Gräber, Keramik). II. Korsika als drittgrößte Insel des (westlichen) Mittelmeers, in Nord-Südrichtung 283 km, in West-Ost-Richtung 84,5 km durchmessend, zeichnet sich durch Gebirgszüge bis 2706 m Höhe aus, die nur an wenigen Stellen von Flussebenen unterbrochen sind. Der Aufenthalt von Menschen auf der Insel ist für das akeramische Vorneolithikum (9.-7. Jahrtausend v.Chr.) nachweisbar. Neolithisch ist die Kultur von Basi (4.-3. Jahrtausend v.Chr.; Ackerbau, Keramik), auch das Chalkolithikum und die Bronzezeit (Glockenbecherkultur) sind auf Korsika vertreten (Dörfer als castelli a torra, Handelsbeziehungen nach Italien). In der Eisenzeit war die Insel ein wichtiger Knotenpunkt im mittelmeerischen Handel der Etrusker, Karthager und Griechen (phokäische Gründung von Alalia [Aleria] ca.565 v.Chr., Schlacht von Alalia ca.540 v.Chr.). Ab dem 6./5. Jahrhundert v.Chr. war Korsika in eine etruskische (Norden) und karthagische Interessensphäre geteilt. III. Römische Zeit: Sardinien und Korsika gehörten im 1. Punischen Krieg (264-241 v.Chr.) zum karthagischen Machtbereich und blieben im den Krieg beendenden Friedensvertrag zunächst bei Karthago, um im Jahr 238 v.Chr. von den Römern erobert um im Jahr 227 v.Chr. als römische Provinz eingerichtet zu werden. Trotz Widerständen (hauptsächlich im Landesinnern der Inseln) gelang es den Römern, ihre Herrschaft zu stabilisieren, doch erschütterten immer wieder Aufstände die zu einer Provinz zusammengefassten Inseln (Revolte des Hampsicora 216/15; 177, 174/73, 163 v.Chr.). In der Zeit der römischen Republik leitete ein Prätor, später ein Proprätor (sullanische Reformen) als Statthalter von Nora bzw. Carales aus die Geschicke der Provinz. In der Zeit der römischen Bürgerkriege entstanden die römischen Kolonien Mariana und Aleria als Gründungen des Marius bzw. des Sulla (auf Korsika) sowie Turris Libisonis als Gründung Caesars (auf Sardinien) neben den noch immer bestehenden nach punischem Muster regierten (sardinischen) Städten. Gegen den Statthalter Marcus Aemilus Scaurus strengten die Sarden ein Repetundenprozess an, der - auch dank der Gerichtsrede Ciceros - zu Gunsten des Angeklagten ausging (n.55 v.Chr.). Zur Zeit des Kaisers Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) wurden im Rahmen der prinzipatzeitlichen Neuordnung des römischen Reiches Sardinien und Korsika zu einer senatorischen Provinz unter der Statthalterschaft eines proconsul. Doch wechselte in der Kaiserzeit die Art der senatorischen (proconsul) bzw. kaiserlichen Kontrolle (legatus pro praetore, praefectus, procurator) über die Provinz öfter auf Grund ausbrechender Unruhen oder kaiserlichen Beschlusses (Räuberunwesen auf Sardinien 6 v.Chr.; Entsendung von Freigelassenen nach Sardinien zur Unterdrückung des Räuberunwesens 19 n.Chr.; senatorische Provinz 67; Vierkaiserjahr und Kämpfe gegen Otho und Vitellius 68/69; kaiserliche Provinz 73; senatorische Provinz 174; kaiserliche Provinz 190; Statthalterschaft des Marcus Claudius Quintillus, des Bruders und Nachfolgers Kaiser Claudius' II. Gothicus [268-270]). Zum Statthalter gehörte ein Stab von Verwaltungsbeamten (consilium) zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, für die Gerichtsbarkeit und zur Steuereinziehung. Die Neuordnung der Provinzen unter den Kaisern Diokletian (284-305) und Konstantin I. (306-337) schuf die Provinzen Sardinien und Korsika unter Verwaltung je eines praeses innerhalb der Diözese des vicarius urbis Romae und der Präfektur Raetia, Italia et Africa; das kaiserliche patrimonium (Finanzbezirk) der Inseln Korsika, Sardinien und Sizilien wurde von einem rationalis trium provinciarum verwaltet (325). IV. Ein ausgedehntes Straßennetz sicherte die römische Herrschaft auf Sardinien und Korsika; es verband insbesondere die Orte an der Küste (Sardinien: westliche Küstenstraße a Tibulas Sulcis; a Sulcis Nora, mittlere Nord-Südverbindung: a Tibulas Caralis, östliche Küstenstraße: a portu Tibulas Caralis, Querverbindungen, Meilensteine, römische Brücken). Stationierte römische Truppen(teile; Landtruppen, Flotte) sicherten die innere Ordnung in Form einer Bevorzugung der Getreidewirtschaft gegen die Auswüchse einer ungebändigten sardischen "Schäfergesellschaft" (indigene "Stämme"). Rückgrat der römischen Herrschaft auf den Inseln waren die Städte (civitates, municipia, coloniae) aus punischer Wurzel (Sardinien: Cagliari, Nora, Olbia, Sulci, Tharros u.a.) bzw. aus römischer Koloniegründung oder Umwidmung (Sardinien: Cornus, Forum Traiani, Turris Libisonis, Uselis; Korsika: Mariana, Aleria) (städtische Infrastruktur: Verwaltungsgebäude, Märkte, Häfen, Theater, Aquädukte, Thermen). Auf dem Land dominierte die Latifundienwirtschaft (Villen, Gutshöfe, Bauernhöfe) bei Sesshaftmachung der Nomadenstämme (römische Eroberung und ager populi Romani), das Umland um die Städte war in pagi eingeteilt. Wirtschaftlich dominierte auf beiden Inseln Ackerbau und Viehzucht; hinzu kamen - Einschränkungen gelten für Korsika - das Handwerk und die Ausbeutung von Bodenschätzen (Minen, Steinbrüche), schließlich der (See-) Handel (Häfen [Sardinien: Caralis, Olbia], Seewege nach Marseille und Italien [Sardinien: Export von Getreide und Bodenschätzen, Import von Wein und Keramik; Korsika: Export von Holz und Stein, Import von Wein]). Der gesellschaftlichen Ordnung lag eine ethnische Homogenisierung gerade während der römischen Kaiserzeit zugrunde, obwohl die Unterschiede zwischen dem Landesinnern und den Küstenregionen der Inseln immer noch bestehen blieben (Barbaria <-> Romania), ablesbar auch an der Provinzialkultur, die mitunter nur eine oberflächliche Romanisierung und begrenzte Urbanisierung erkennen lässt (Inschriften; punische "Afrikanität" Sardiniens [punische Sprache]). Nichtsdestotrotz sind reichhaltige Zeugnisse römischen Lebensstils - zumindest, was Sardinien anbetrifft - vorhanden: Theater, Amphitheater, Architektur, Skulptur, Mosaiken, Malerei, Kunsthandwerk, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Religionsausübung (vorrömische Kulte, römische Kultpraxis, Kaiserkult, orientalische Religionen, Tempel, Nekropolen und Gräber [Grabinschriften]). Auch auf Korsika finden sich Zeugnisse von (heidnischer) Religionsausübung und Begräbniskultur (nur wenige Grabbauten, Grabinschriften). V. Spätantike, frühes Mittelalter: Sardinien war schon in der Spätantike christlich geprägt worden (Bischof von Cagliari auf dem Konzil von Arles 314), für Korsika wird eine späte Christianisierung angenommen; kirchlicher Landbesitz ist auf Korsika zur Zeit Papst Gregors des Großen (590-604) bezeugt. Im Übergang von der Antike zum Mittelalter gehörten Korsika und Sardinien zunächst zum Vandalenreich (5. Jahrhundert, Mitte-532), bevor beide Inseln infolge der justinianischen Eroberung an das oströmische Reich fielen und (schließlich) der afrikanischen Präfektur zugeordnet wurden (554; zeitweilige ostgotische Eroberung Sardiniens 551/52). Die Inseln blieben auch in der Folgezeit unter oströmisch-byzantinischer Herrschaft, auch nach der arabischen Eroberung Karthagos (698). In den "dunklen Jahrhunderten" (8.-10. Jahrhundert) stand Sardinien im Fokus drohender arabischer Übergriffe, doch konnte die Insel uner Führung von (vier) iudices (864) ihre Selbstständigkeit bei formaler Abhängigkeit von Byzanz wahren (sardische Gesandtschaft an Kaiser Ludwig den Frommen 815, arabischer Überfall auf Sardinien 934/35, sardische Gesandtschaft an Abd ar-Rahman III. 942). Nach der Abwehr eines arabischen Angriffs auf Sardinien mit Hilfe der Seestädte Genua und Pisa im Jahr 1015 war Sardinien politisch unabhöngig. Den Übergang von der Antike zum Mittelalter überlebten bei einem gegenüber der Römerzeit reduzierten Straßensystem die meisten sardischen Städte, in denen auf Grund der erfolgten Christianisierung nun die Kirchen (Cagliari: St. Eulalia) eine wichtige Rolle als Kultzentren spielten. Auf dem Land hielt eine nunmehr reduzierte Latifundienwirtschaft bei Ackerbau und Viehhzucht an, Bergbau wurde weiter betrieben, die Gesellschaft wandelte sich unter byzantinisch-mittelalterlichen Vorzeichen (Christentum [Klerus, Mönche], Sklaven, Entstehung einer ländlichen Aristokratie). [Buhlmann, 01.2020]

VKGLBW = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg: Reihe A = Quellen; Reihe B = Forschungen

VKGV = Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins e.V.

Vo

Vocke, Helmut (Hg.) (1972), Die Chronik des Kreises Villingen-Schwenningen. Das Heimatbuch des Kreises Villingen-Schwenningen, Waldshut 1972 > S Schwarzwald-Baar-Kreis

Vögele, Fritz (1985), Ein Antependium aus dem Kloster Amtenhausen, in: TutHbll NF 48 (1985), S.135f > B Bader, Amtenhausen

Vögele, Fritz (1988), Das Benediktinerinnenkloster St. Sebastian zu Amtenhausen, in: TutHbll NF 51 (1988), S.76-93 > B Bader, Amtenhausen

Völker, Staaten und Kulturen. Ein Kartenwerk zur Geschichte, hg. v. Hans-Erich Stier u.a. (1957), Nachdruck Braunschweig (10)1966/67, Nachdruck Braunschweig (14)1971 > A Atlas, historischer Atlas

Vössing, Konrad (2014), Das Königreich der Vandalen (= Besondere Wissenschaftliche Reihe 2014), Darmstadt 2014 > V Vandalen

Vogel, Bernhard, Vogel, Hans-Jochen (2007), Deutschland aus der Vogelperspektive. Eine kleine Geschichte der Bundesrepublik, Freiburg-Basel-Wien 22007 > D Deutsche Geschichte, 1949-heute

Vogel, Franz-Josef (2008), Sagenhaftes Kaiserswerth. Sagen, Legenden, Geschichte und Geschichten (= Heimatkundliches in und um Kaiserswerth, Nr.17), Kaiserswerth 2008 > H Heimatkundliches in und um Kaiserswerth

Vogel, Franz-Josef (2011), Die Belagerungen Kaiserswerths von 1689 und 1702 im Spiegel der zeitgenössischen Presse (= BGKw NZ 1), Düsseldorf-Kaiserswerth 2011 > S Spanischer Erbfolgekrieg am Niederrhein

Vogel, Franz-Josef (2011), Der Kittelbach, oder: Der graben auff Derendorff u. so weiter bis auf kayserswehrt hinabziehend, in: DJb 81 (2011), S.247-275. Der Kittelbach, in Karten und schriftlichen Quellen erstmals um 1700 bezeugt, entsprang südlich von (Düsseldorf-) Gerresheim einer im (heute trocken gelegten) Bruchgebiet der rheinischen Niederterrasse sich befindenden Talmulde, worauf auch sein Name Ketel, Ketilbach für "Kessel, Mulde" hinweist; auch andere Quellorte sind denkbar (Wüstung Haus Kettelbeck mit dem Holter Bach), wenn auch nicht nachweisbar. Der Bach kreuzte beim Gut Zoppenbrück und beim Kloster Düsselthal die Düssel, die an dieser Gewässerkreuzung durch eine Schleuse bewerkstelligte Wasserzu- bzw. -ableitung diente der Regulierung des Wasserstandes der Düssel. Letzteres betraf besonders und erkennbar gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Wasserabfluss durch den Kittelbach bei Düsselhochwasser; überschwemmt wurde dann ein Gebiet von (Düsseldorf-) Mörsenbroich bis (Düsseldorf-) Grafenberg. Die Schleuse bei Zoppenbrück - sie reichte zeitlich mindestens bis 1756 zurück - wurde 1905/07 durch ein Spaltwerk düsselabwärts ersetzt, der heutige Kittelbach beginnt damit am Spaltwerk. In ihn münden zwischen Mörsenbroich und (Düsseldorf-) Unterrath der Ratherbroicher Grenzgraben und der Schwarzbachgraben (Holter Bach als Kettelbach). Im weiteren Verlauf unterquert der Kittelbach heute den Flughafen Düsseldorf-Lohausen, erhält bei Hochwasser über den (Anger-) Schwarzbach-Entlastungsgraben zusätzliches Wasser, versorgte ab 1880 die Badeanstalt "Johannisberg" der Kaiserswerther Diakonie und traf bis ins beginnende 18. Jahrhundert auf die Stadt und Festung Kaiserswerth mit den Bastionen und dem Befestigungsgraben. Nach Niederlegung der Festungsanlagen floss der Kittelbach am Kaiserswerther Mühlenturm Richtung Norden und Wittlaer, um anschließend in den Rhein zu münden. Ab 1879 mündete der Kittelbach am Mühlenturm in den Rhein, ab 1925/26 - nach verheerenden Überschwemmungen - südlich von Kaiserswerth an der Rheinfähre. Das 21. Jahrhundert sieht sich der Renaturierung des Kittelbachs im Vorfeld der Mündung in den Rhein gegenüber; eine Erneuerung der Deiche nördlich des Mühlenturms im Jahr 2009 brachte die Überreste eines 300 Jahre alten Plattbodenschiffs zum Vorschein. [Buhlmann, 08.2012]

Vogel, Franz-Josef (2013), Rund um St. Suitbertus. Beiträge zu Basilika und katholischer Gemeinde in Kaiserswerth (= Heimatkundliches in und um Kaiserswerth, Nr.18), Kaiserswerth 2013 > H Heimatkundliches in und um Kaiserswerth

Vogel, Franz-Josef (2016), Kaiserswerth - mehr als eine Insel. Zwei Karten des Stifts- und Vogtsbezirks aus der Frühen Neuzeit, in: DJb 86 (2016), S.345-354; Vogel, Franz-Josef (2016), Der Kaiserswerther Weidt- und Schweidtgang von 1784. Eine Grenzbegehung zur Regelung der Weidrechte mit den Nachbargemeinden, in: DJb 86 (2016), S.355-363, zus. als Sonderdruck, Farbabbildungen, Faltkarten. (Düsseldorf-) Kaiserswerth - das waren nicht nur Stift, Pfalz und Stadt auf einer (im Hochmittelalter) verlandeten Rheininsel; Kaiserswerth umfasste auch die zwei Siedlungen Kreuzberg und Fronberg rechts des Rheinlaufs u.a. mit dem Stiftsfronhof Rinthusen (ca.1100), verbunden seit dem Spätmittelalter durch eine Brücke über die Fleeth (1288). Aus Spätmittelalter und früher Neuzeit gibt es Schriftquellen und Karten, die die Grenzen (Grenzverlauf) des Kaiserswerther Gebiets (Stiftsvogtei) jenseits der Fleeth gegenüber der Grafschaft bzw. dem Herzogtum Berg beschreiben: Burgfrieden (1434), gesüdete kolorierte Karte mit deutschsprachiger Kartenlegende (ursprünglich 1605, abschriftlich vom Ende des 17. Jahrhunderts), gewestete kolorierte Karte von der statt Kayserswerth was zu deren Jurisdiction, Und sonst dazu angehörig ... (n.1702), Kaiserswerther Weidt- und Schweidtgänge (1750, 1763, 1766), den Kaiserswerther Weidt- und Schweidtgang als Grenzbegehung in der Folge der "Eiswasserflut" von 1784 zur Regelung von Weiderechten (1784), eine geostete Schwarzweißkarte (1836). [Buhlmann, 02.2017]

Vogel, Franz-Josef (2019), Kaiserswerth. Aus Geschichten wird Geschichte, Düsseldorf 2019, 120 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, € N.N. Eine Vielzahl von Beiträgen führt ein in die Geschichte von (Düsseldorf-) Kaiserswerth hauptsächlich von der Vorgeschichte über Mittelalter und früher Neuzeit bis in die Moderne. Geografisch an Rhein und Kittelbach gelegen (früh- und hochmittelalterliche Insellage, Rheinhochwasser, Rheinvereisungen [letztmals 1941/42]; von Südosten kommender Kittelbach, bei Kaiserswerth in den Rhein mündend), machen viele topografische Bezugspunkte Kaiserswerther Geschichte aus (Menhir [Vorgeschichte]; Romanisches Haus, Pfalz, Suitbertusbasilika, Weinanbau [Mittelalter]; Belagerungen, Biergüter Schwahnen, Adeler, Trompether, Hirsch, Plattbodenschiff, Scherbenfunde, Altes Zollhaus [frühe Neuzeit]; Bunker, Diakonie, Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn, Eingemeindung nach Düsseldorf 1929, Kino, Orgelbaufirma Fabritius, Pfarrarchiv, Postkarten, Kaiserswerther Stoffgeld und Inflation 1923, Umgehungsstraße, Johann Friedrich Vaillant, Wassertürme, Erster Weltkrieg 1914/18 [Moderne]). [Buhlmann, 12.2019]

Vogel, Jürgen (1984), Rudolf von Rheinfelden, die Fürstenopposition gegen Heinrich IV. im Jahr 1072 und die Reform des Klosters St. Blasien, in: ZGO 132 (1984), S.1-30 > S St. Blasien

Vogel, Kurt (1985), Gerbert von Aurillac als Mathematiker, in: Acta historica Leopoldina 16 (1985), S.9-23 > G Gerbert von Aurillac

Vogelsang, Kai (2012), Geschichte Chinas, Stuttgart 2012 > C Chinesische Geschichte

Vogelsang, Thilo, Das geteilte Deutschland (= dtv 4011), München 71976 > D dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts

Voges, Dietmar-H[enning] (1988), Die Reichsstadt Nördlingen. 12 Kapitel aus ihrer Geschichte, München 1988 > N Nördlingen

Voges, Dietmar-H[enning] (1998), Nördlingen seit der Reformation. Aus dem Leben einer Stadt, München 1998 > N Nördlingen

Vogtherr, Thomas (2000), Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125) (= Mittelalter-Forschungen, Bd.5), Stuttgart 2000 > B Benediktiner

Vogtherr, Thomas (2008), Iso von Wölpe, Bischof von Verden (1205-1231). Reichsfürst, Bischof, Adliger. Eine Biographie (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd.31), Stade 2008, 128 S., Farb-, Schwarzweißabbildungen, Karte, € 18,-. Iso, aus der Grafenfamilie von Wölpe (bei Nienburg), geboren um 1170 und für eine geistliche Laufbahn bestimmt, war spätestens 1180/88 Subdiakon, Kanoniker im Verdener Domkapitel und Propst der Propstei Bardowick, spätestens 1196 Verdener Dompropst. Als solcher vereinbarten er und die übrigen Kanoniker des Domkapitels nach dem Tod Bischof Rudolfs I. (1188/89-1205) eine Wahlkapitulation für den zukünftigen Leiter des Bistums. Indes wurde Iso vom Domkapitel zum Nachfolger Rudolfs gewählt (1205-1231). Iso, regional verankert, setzte neue Akzente in der bischöflichen Politik; er näherte sich als Anhänger der staufischen Kaiser und Könige (Philipp von Schwaben [1198-1208], Friedrich II. [1212-1250]) den um Lüneburg und damit in der Verdener Diözese stark vertretenen Welfen an (Gründung der "Löwenstadt" Bleckede 1209 durch "Herzog" Wilhelm von Lüneburg [†1212/13], Beziehungen zu dessen Ehefrau Helena von Lüneburg [†1233] und zu Otto dem Kind [†1252]), welfische Vogtei über das Kloster Walsrode 1228/31). Auf Reichsebene agierte Iso als Kreuzfahrer nach Livland (1211/12, 1214?); er reiste nach Rom zu Papst Honorius III. (1216-1227) und nach Capua und Ferentino ins Königreich Sizilien zu Kaiser Friedrich II. und erhielt im Januar bzw. März 1223 die Zustimmung für sein Vorgehen, die Vogtei über das Stift und die Stadt Verden für den Verdener Bischöfen vorzubehalten (Tod des Vogtes Konrad von Wahnebergen 1222). Die Erlangung der Verdener Vogtei (gegen die Erben des Konrad von Wahnebergen [Kompromiss von 1230]) war ein wichtiger Baustein zum Ausbau des Verdener Hochstifts; für 500 Mark kaufte Iso zudem Besitzungen der ausgestorbenen Edelherren von Westen (1219), die die weltliche Herrschaft des Bischofs unmittelbar um Verden nach Süden hin erweiterten. Hinsichtlich der sich um die Mitte des 12. Jahrhunderts unter der Hochvogtei der Welfen ausbildenden Stadt Verden (Dombezirk, Marktsiedlung [Nikolaisiedlung, Norderstadt]) konnte Iso die bischöfliche Stadtherrschaft u.a. durch den Ausbau des Stiftshofes und dem Bau der Stadtmauer vollends festigen; Marktgericht (1220/21) und Pfarrgemeinde (1236) weisen dabei auf das Vorhandensein einer städtischen Führungsschicht hin. Die herrschaftliche Durchdringung des Verdener Bistums durch den Bischof kam allerdings gegenüber den Welfen und gegenüber dem Bremer Erzbistum (Bremer Schisma 1207-1217, Bremer Besetzung der Burg Ottersberg 1221, Prozess um die Burg Ottersberg 1226 und faktischer Verlust Ottersbergs) an ihre Grenzen. Kirchlich setzte Bischof Iso mit der Gründung des Verdener Andreasstifts einen wichtigen Bezugspunkt, an dem schon bestehenden Gotteshaus einer Bischofskapelle anknüpfend; zwölf Kanoniker sollten hier Dienst tun, bepfründet wurden sie u.a. durch Güter der Herren von Westen und durch fünf, reichen Ertrag bringende Salzpfannen in Lüneburg; der Propst des Andreasstifts war zugleich der Archidiakon Hollenstedt. Zusammen mit dem Domkapitel sorgte Iso für die Instandsetzung des teilweise eingestürzten Verdener Doms (1222). Bischof und Domkapitel gingen weiter eine Gebetsverbrüderung mit dem Zisterzienserkloster Walkenried ein (1230/31). Im Jahr 1230 weihte Iso den Heiligkreuzaltar im Lüneburger Michaeliskloster. Oberhalb der Ebene der Ortskirchen, über die meistens nichts Genaueres bekannt ist, war das Bistum in die Archidiakonate Sottrum, Scheeßel, Hollenstedt, Hittfeld, Salzhausen, Bevensen und (Lüneburg-) Modestorp aufgeteilt; daneben gab es Landpropsteien etwa in Salzwedel und Lüchow. Bischof Iso starb am 5. August 1231 wahrscheinlich in der bischöflichen Burg und Residenz Rotenburg a.d. Wümme; seine Grabstätte fand der Leichnam in der Kirche des Andreasstifts. Eine Grabplatte aus Messing bedeckte die Grablege und zeigt den prachtvoll mit Alba, Dalmatika, Kasel, Mitra, Pontifikalschuhen und Pallium (?) bekleideten Bischof als Kirchenstifter und Erbauer der Verdener Stadtmauer; die Umschrift der Grabplatte erinnert an die Leistungen Isos für das Verdener Bistum. [Buhlmann, 08.2013]

Vogtherr, Thomas (2014), Die Welfen. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= BSR 2830), München 2014, 112 S., Stammtafeln, € 8,95. Die Adelsfamilie der Welfen, Teil der Reichsaristokratie im fränkischen Gesamtreich der karolingischen Könige und Kaiser, lässt sich wahrscheinlich auf die in Alemannien tätigen Grafen Ruthard und Warin (8. Jahrhundert, Mitte) zurückführen; mit Judith (†843), einer Tochter eines bayerischen Grafen bzw. Herzogs Welf (†825?), war Kaiser Ludwig der Fromme (814-840) verheiratet (819), mit der Welfin Hemma (†876) König Ludwig der Deutsche (833/40-876) (825/27). Zu den Welfen gehörten der Schussengaugraf Konrad der Ältere (†n.862) sowie dessen Söhne Rudolf I., König von Hochburgund (888-912) und Begründer der Linie der burgundischen Welfenkönige bis Rudolf III. (993-1032), Hugo Abbas (†886) in Westfranken und Welf I. (†n.858) als Stammvater der "älteren Welfen" in Schwaben. Die genealogische Abfolge bei den "älteren Welfen" ist dabei zunächst unsicher: Eticho I. (†ca.910), Heinrich "mit dem goldenen Wagen", Bischof Konrad I. von Konstanz (934-973, heilig gesprochen 1123), Rudolf. Graf Welf II. (†1030) in Alemannien und Bayern und Herzog Welf III. von Kärnten (†1055) lassen sich dann genealogisch wieder problemlos einordnen. Der Tod des kinderlosen Welf III. (1055) brachte insofern eine Zäsur, dass nunmehr der Sohn von Welfs Schwester Kuniza (†v.1053) und Markgraf Azzo II. von Este (1030/37-1097), Herzog Welf IV. von Bayern (†1101), die "hochrangige europäische" Adelsfamilie fortführte ("jüngere Welfen"). Im Mit- und Gegeneinander zu den deutschen Königen (Investiturstreit [1077-1122], Wormser Konkordat 1122) behaupteten sich Welf IV. und dessen Söhne Welf V. (†1120) und Heinrich der Schwarze (†1126); dessen Enkel Heinrich der Stolze (†1139) verlor im Streit gegen König Konrad III. (1138-1152) sein bayerisches und (zwischenzeitlich [1127?] erworbenes) sächsisches Herzogtum (1138/39). Der Bruder Heinrichs des Stolzen war Welf VI. (†1191), der nach 1139 zunächst maßgeblich die welfische Politik beeinflusste, im Zuge des Ausgleichs mit König Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) Herzog von Spoleto und Markgraf von Tuszien wurde (1152), die Historia Welforum (1167/74) aufzeichnen ließ und nach dem Tod seines Sohnes Welf VII. (†1167) seinen (schwäbischen) Besitz an die Staufer verkaufte (1178). Der Sohn Heinrichs des Stolzen war Heinrich der Löwe (†1195), der, zunächst unmündig, 1142 das Herzogtum Sachsen, 1156 das (um die Ostmark verkleinerte) Herzogtum Bayern bekam, in Norddeutschland eine königsgleiche Poltik betrieb und schließlich in Gegnerschaft zu Kaiser Friedrich und den Reichsfürsten geriet (Absetzung Heinrichs als Herzog 1180). Diesem Tiefpunkt welfischer Geschichte folgten das König- und Kaisertum des Heinrich-Sohns Otto IV. (1198-1218) im Deutschen Thronstreit (1198-1208), das erneute Ende welfischer Machtstellung, nachdem sich der staufische König Friedrich II. (1212-1250) durchgesetzt hatte, und die Konstituierung des Herzogtums Braunschweig (-Lüneburg) unter Otto dem Kind (1227/35-1252), dem Neffen Ottos IV. Vom Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und Albrecht von Braunschweig (1252-1267), dem Sohn Ottos des Kindes, gingen dann alle welfischen Linien und Fürstentümer des späten Mittelalters - dem Prinzip von Teilung und Wiedervereinigung gehorchend - aus: nach der Teilung des welfischen Herzogtums (1267) die "Alten Häuser" Lüneburg (1267-1396) und Braunschweig (1257-1596), Letzteres sich aufspaltend in die Teilfürstentümer Braunschweig, Göttingen und Grubenhagen (ca.1290) bzw. in das Fürstentum Calenberg (1432), Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel (1432; Residenzstadt Wolfenbüttel), Fürstentum Grubenhagen und Fürstentum Göttingen; 1495 kam das Fürstentum Göttingen, 1665 das Fürstentum Grubenhagen, 1705 das Herzogtum Lüneburg an das Fürstentum Calenberg. Herausragende welfische Persönlichkeiten an der Schwelle vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit waren: Herzog Wilhelm I. der Ältere von Braunschweig (-Lüneburg, 1416-1482) in Braunschweig, Calenberg, Göttingen bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel, Heinrich der Ältere von Braunschweig-Wolfenbüttel (1503-1514) als Renaissancefürst, dessen Sohn Heinrich der Jüngere (1514-1568) und Heinrich der Mittlere von Lüneburg (1486-1520); Letztere bekämpften sich in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523; Schlacht bei Soltau 1519). Mit dem Eindringen der Reformation wurden alle welfischen Linien mit Ausnahme der von Braunschweig-Wolfenbüttel protestantisch; unter den welfischen (Erz-) Bischöfen Christoph (1502-1558) und Georg (1558-1566) wurden das Bistum Verden und das Erzbistum Bremen lutherisch, Herzog Ernst "der Bekenner" von Lüneburg (1521-1546) führte in seinem Fürstentum die Reformation ein (1527; Speyerer Protestation 1529, Augsburger Bekenntnis 1530, Schmalkaldischer Bund 1531; welfische Nebenlinien in Harburg [1527-1642], Gifhorn [1539]), Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel blieb dem alten Glauben treu (Unterwerfung Braunschweigs und Goslars und Reichenberger Vertrag [1552], Sieg über Markgraf Albrecht Alkibiades in der Schlacht bei Sievershausen 1553, Ausbau der Residenzstadt Wolfenbüttel [Renaissanceschloss], Primogenitur als Nachfolgeordnung). Im protestantischen Fürstentum Lüneburg setzte sich in der Folge auch die Primogenitur durch (Herzog Ernst [1592-1611]); die Linie Wolfenbüttel erwarb unter Herzog Heinrich Julius (1589-1613) 1596/1602 das Fürstentum Grubenhagen, Heinrich Julius baute den Wolfenbütteler Hof zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum in Norddeutschland aus. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) starb das "Mittlere Haus" Braunschweig-Wolfenbüttel aus (1633) und wurde von der Lüneburger Linie beerbt (Vertrag von Meinersen 1634, Erbfolge 1635); es gab in der Folge hauptsächlich die drei welfischen Fürstentümer Braunschweig ("Neues Haus"; Residenz: Wolfenbüttel), Calenberg-Göttingen (Residenz: Hannover) und Lüneburg (Residenz: Celle); Herzog August der Jüngere (1641-1685) gründete die berühmte Wolfenbütteler Bibliothek, der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (*1646-†1716), dort Bibliothekar, befasste sich mit der Geschichte der Welfen (Origines Guelficae [1750/53]). Den Herzögen Ernst August (1679-1698) und Georg Ludwig (1698-1727) des Fürstentums Calenberg gelang dann 1692/1708 die Erlangung der Kurfürstenwürde (Erzschatzmeister; Ausbau des Schlosses Herrenhausen [ca.1700, bis 1714]); Herzog Georg Ludwig wurde - über die Erbansprüche der protestantischen Stuarts - als Georg I. Ludwig britischer König (1714-1727). Mit Großbritannien in Personalunion verbunden blieb das Hannoveraner Kurfürstentum auch unter Georgs Nachfolgern Georg II. August (1727-1760) und Georg III. (1760-1820). In der Folge von Französischer Revolution (1789) und napoleonischen Kriegen wurde das Kurfürstentum auf dem Wiener Kongress (1814/15) Königreich (1814); die letzten britisch-hannoveranischen Könige waren dann Georg IV. (1820-1830) und Wilhelm IV. (1830-1837). Das Königreich Hannover wurde von Ernst August (1837-1881; Verfassungsstreitigkeiten und Göttinger Sieben [1837], bürgerliche Revolution von 1848/49) und Georg V. (1851-1866) regiert, 1866 vom Königreich Preußen annektiert (Schlacht bei Langensalza 1866). Das Braunschweiger Herzogtum (Residenz: Braunschweig [seit 1753/54]) wurde seit 1735 von Welfen aus der Beverner Nebenlinie (1667-1735) gelenkt und erlebte eine französische Besetzung im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) (Schlacht bei Minden 1759); im 19. Jahrhundert orientierte sich das Herzogtum zunehmend an Preußen, zwischenzeitlich (1885-1906) wurde das and von einem preußischen Prinzen regiert, bis der Hannoveraner Welfe Ernst August (1913-1918) nach offizieller Verzichtleistung auf Ansprüche hinsichtlich des ehemaligen Königreichs Hannover das Braunschweiger Herzogtum übernehmen konnte. Ernst August von Braunschweig war der letzte Welfe, der regierte; 1918 dankte er infolge der Novemberrevolution in Deutschland ab. Die Welfen als Privatiers prozessierten in der Zeit der Weimarer Republik (1919-1933) erfolgreich um Besitz (Güter, Kunstwerke [Helmarshausener Evangeliar], Möbel) und Einkünfte; Schloss Marienburg und Calenberg dienen heute als welfische Familiensitze. [Buhlmann, 05.2014]

VOHWF = Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte und Heimatkunde in Württembergisch Franken

Volk, Katharina (2012), Ovid. Dichter des Exils, Darmstadt 2012, 173 S., € 14,90. Ovid (Publius Ovidius Naso, *43 v.Chr.-†17/18 n.Chr.) war ein römischer Ritter und Dichter des augusteischen Zeitalters; im Jahr 8 n.Chr. wurde er von Kaiser Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) ans Schwarze Meer verbannt. Der auch "postmoderne" Dichter Ovid stellt sich in seinen Werken (Liebesdichtung [Amores, Heroides, Ars amatoria], Großwerke/Lehrdichtung [Metamorphosen, Fasti], Exildichtung [Tristien, Epistulae ex Ponto, Ibis]) als von den Göttern (Amor, Venus) geleitete Dichterpersönlichkeit (persona) dar, der historische Ovid ist hinter seinen Selbstäußerungen in seinen Werken als personaversteckt. Ovid stellt sich somit dar: als elegischer Dichter (elgisches Distichon als Doppelvers aus daktylischem Hexameter und daktylischem Pentameter), der die Liebe der "Liebeskunst" (ars amatoria) unterordnet; als Dichter des Mythos und der "Metamorphosen" (lineare Zeitvorstellung [Fasti: zyklische Zeit]); als Dichter, der die "Kunst" (ars) über die Natur stellt (Vorrang der Kunst und der Künstler); als Mann, der nicht nur (?) aus männlicher Perspektive über Frauen schreibt; als Dichter der Stadt Rom (in Liebesdingen, vom Exil aus) und des augusteischen Zeitalters. Ovids Werke wurden in Mittelalter (12./13. Jahrhundert als "Ovidisches Zeitalter"), Renaissance (Malerei) und Neuzeit (Romanliteratur) oft rezipiert. [Buhlmann, 07.2012]

Volkmann-Schluck, Karl-Heinz (1957), Nicolaus Cusanus. Die Philosophie im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Frankfurt a.M. 21968 > N Nikolaus von Kues

Volkmer, Roland (2018), Burgaltendorf und die Urkunde des Erzbischofs von Köln vom 19. Februar 1166, in: EB 131 (2018), S.47-60. Zum 19. Februar 1166 liegt eine Originalurkunde des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel (1159-1167) vor, betreffend die Geldzahlung von fünf Talenten Dortmunder Münze für den großen Zehnt und ein halbes Talent für den kleinen Zehnt an das um 1070 gegründete Kölner Stift Mariengraden durch die Lehnsleute (homines) der Dörfer (Nieder-) Wenigern, Dahlhausen, Eiberg, Mecklenbeck sowie (Burg-) Altendorf. Die Urkunde Rainalds kann als Anwtort gelten auf Einwendungen des Stifts gegen eine fast gleiche Urkunde (unbekannten Datums) des Kölner Erzbischofs Arnold I. (1138-1151, suspendiert 1151), der offensichtlich die bis dahin zu leistenden Naturrallieferungen der Dörfer (Nieder-) Wenigern, Dahlhausen, Eiberg und Mecklenbeck privilegierend durch Geldzahlungen ablöste. In der Urkunde Rainalds kam noch (Burg-) Altendorf (villa Aldendorpe) an der unteren Ruhr in den Genuss dieser Vergünstigung; archäologische Siedlungsspuren sind hier um das Jahr 1000 feststellbar, die Siedlung wurde zwischendurch aufgegeben, die Gemarkung des "alten Dorfs" aber im 12. Jahrhundert neu erschlossen. Lehnsherr der homines der nunmehr fünf Orte des Privilegs war der bei der Privilegierung anwesende Abt des Benediktinerklosters Werden (Urkundenabschrift im Werdener Liber privilegiorum minor, 14. Jahrhundert); die mit den Zehnten verbundenen Erträge kamen aber - vielleicht unmittelbar seit der Gründung des Stifts - der Kölner Kommunität Mariengraden zugute. [Buhlmann, 02.2020]

Vollhardt, Friedrich (2016), Gotthold Ephraim Lessing (= BSR 2789), München 2016, 128 S., € 8,95. I. Lessing wurde am 22. Januar 1729 in Kamenz in der Oberlausitz geboren; der Vater Johann Gottfried Lessing war protestantischer Pfarrer. Schon früh interessierte sich der junge Lessing für das Theater sowie Mathematik und Naturwissenschaften; mit allem kam er in der Landes- und Fürstenschule Meißen sowie an der Leipziger Universität in Berührung (Astronom Johann Albert Klimm, Alethophilen [Johann Christoph Gottsched], New Science [Isaac Newtons, William Whistons]). Jenseits seines 1748 abgebrochenen Leipziger Theologiestudiums machte Lessing durch seine Komödie "Der junge Gelehrte", eine Satire auf weltfremde Gelehrsamkeit, auf sich aufmerksam (1748, Druck 1754). Die Komödie "Der Jude/Die Juden" ist ein Appell an Mitmenschlichkeit, Toleranz und Bildung (1754). Daneben schrieb Lessing Rezensionen in der Berlinischen Privilegirten Zeitung, verfasste im Naturforscher, eine physikalische Wochenschrift anakreontische Gedichte und parodistische Lehrdichtung (ab 1747). Ab 1752 studierte Lessing in Wittenberg Medizin. Ab 1753 erschienen Lessings Schrifften als Gesamtausgabe seines bisherigen literarischen Werks, das auch schon religionskritische und soziologische Perspektiven mit einwob. Ausfluss dieser neuen Perspektiven ist Lessings Behandlung des literarischen Genres der Tragödie (Theorie [Briefwechsel über das Trauerspiel], Praxis [Miß Sara Sampson 1755, Faust 1750er-Jahre und später]); auch Fabeln als "populäre Sittenlehren" interessierten ihn; daneben schrieb er kritisch-polemische Briefe, die neueste Litteratur betreffend (1759/65). Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) verfasste Lessing, damals in Berlin lebend, das Trauerspiel Philotas, eine Anklage gegen die durch Krieg verursachte Verblendung der Menschen und gegen die Unmenschlichkeit (1759). In seinen Breslauer Jahren (ab 1760) beschäftigte Lessing sich mit dem Christentum (Entstehung, Verbreitung und Wahrheitsanspruch von positiven, geoffenbarten Religionen), seine kunsttheoretische Hauptschrift Laokoon (1766) blieb unvollendet (Kunst [Poesie, Malerei] und Imagination [Vergegenwärtigung, Schönheit, Sinnlichkeit]). Zwischen 1767 und 1770 hielt sich Lessing in Hamburg auf, wo er - wenig erfolgreich - am Nationaltheater als Dramaturg wirkte; auch endete der Versuch, einen eigenen Buchverlag aufzubauen, in einem finanziellen Desaster. Vor dem Hintergrund des Siebenjährigen Krieges ist auch Lessings Tragikkomödie Minna von Barnhelm (1767) zu verstehen; das Theaterstück nahm dabei theoretische Anleihen an Lessings Hamburgischer Dramaturgie (1767/68; Theaterästhetik ["dramatisches System", Mitleiden des Publikums, Moral und Erziehung]). Daneben veröffentlichte Lessing seine Briefe, antiquarischen Inhalts (1768/69), seine "Eintrittskarte" zur Stelle des Leiters der berühmten Bibliothek in Wolfenbüttel (1770/81). Die Wirksamkeit Lessings als Bibliotheksleiter beweisen dei Herausgabe der (Bibliotheks-) Zeitschrift Zur Geschichte und Litteratur - Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, die Entdeckung einer unbekannten mittelalterlichen Handschrift zum Abendmahlsstreit Berengars von Tours u.a. Unter Verwendung historischer Motive (frühe römische Republik, Italien der Renaissance) schrieb Lessing die Tragödie Emilia Galotti (1772). Im sog. Fragmentenstreit (Fragmente eines Unbekannten als Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes des protestantischen Gelehrten Hermann Samuel Reimarus, von Lessing herausgegeben) musste sich Lessing gegen seine Kritiker verteidigen (Gegensätze des Herausgebers u.a., 1777/78). Eine durch den Fragmentenstreit angeregte Wahrheitssuche führte den Dichter schließlich auf seine Schrift Erziehung des Menschengeschlechts sowie auf das Schauspiel Nathan der Weise (1778/79); Letzteres ist eine in der Zeit der Kreuzzüge, der Zeit Saladins, angesiedelte "märchenhafte Geschichte", eine Ringparabel, in der es um die Konkurrenz von Religionen, deren "innere Wahrheit", um Toleranz, letztlich um ein "ingeniöses Gedankenexperiment" einer "lehrhaften Erzählung" geht. Lessing starb am 15. Februar 1781 in Braunschweig. II. Lessing war Teil der deutschen Aufklärung im 18. Jahrhundert, aber er war auch ein Skeptiker auf der Suche nach der Wahrheit als "letzten Gewissheiten", war von Toleranz geprägt und eingebunden in ein Netzwerk von (deutschen) Gelehrten, angefangen beim Juden Moses Mendelsohn über seinen Verleger Christian Friedrich Voß bis hin zu Fürsten und Regierenden (Maria Theresia, Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel). > L Lessing, Gotthold Ephraim [Buhlmann, 12.2016]

Vor- und Frühformen der europäischen Stadt im Mittelalter: Jankuhn, Herbert, Schlesinger, Walter, Steuer, Heiko (Hg.) (1974), Vor- und Frühformen der europäischen Stadt im Mittelalter. Bericht über ein Symposium in Reinhausen bei Göttingen vom 18. bis 24. April 1972, 2 Tle. (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philosophisch-historische Klasse, Dritte Folge, Nr.83/84), Göttingen 1975, Tl.I, 337 S., Schwarzweißabbildungen und -tafeln, Karten, Pläne, DM 106,-, mit den Beiträgen: I. Gerhard Dilcher, Rechtshistorische Aspekte des Stadtbegriffs, Dietrich Denecke, Der geographische Stadtbegriff und die räumlich-funktionale Betrachtungsweise bei Siedlungstypen mit zentraler Bedeutung in Anwendung auf historische Siedlungsepochen, und Horst Callies, Der Stadtbegriff bei Max Weber, beschäftigen sich mit der Theorie der mittelalterlichen Stadt als Ort mit zentralörtlichen Funktionen, mit den einander bedingenden Faktoren "Stadtfriede, -freiheit, -recht, -verfassung", mit Gemeinde und Genossenschaft, mit den Vor- und Frühformen der mittelalterlichen Stadt. II. Gerhard Köbler, Civitas und vicus, burg, stat, dorf und wik, identifiziert civitas mit burg (arx, castellum) im Sinne von "Befestigung", vicus mit dorf, wilare, gazza, wik als (von Kaufleuten besuchte) "dörfliche Siedlung im Einzelhausgebiet". III. Herbert Ludat, Zum Stadtbegriff im osteuropäischen Mittelalter, hebt ab auf die Parallelität der Verhältnisse der Begriffe burg/stat in Mitteleuropa und der Begriffe *gord/*mesto in Osteuropa; danach erfuhren deutsch burg und slawisch *gord im 12. Jahrhundert eine Einengung von "Befestigung, befestigte Siedlung, Burgstadt" auf "Befestigung", während der von "Ort, Stelle" (lat. locus) abgeleitete Begriff stat bzw. *mesto zunehmend für "Stadt" gebraucht wurde. IV. Nach Friedrich Vittinghoff, Die Struktur der spätantiken Stadt, sind die spätantiken civitates in ihrer Abhängigkeit vom römischen Kaisertum und Beamtenapparat als "beaufsichtigte Selbstverwaltungseinheiten" nur noch dem Äußeren nach mit den prinzipatszeitlichen Städten vergleichbar (Bischof, Oberschicht der honorati, possessores und principales [honestiores und humiliores], defensor civitatis, curator, Kurialenmagistrat, munera). V. Hans Schönberger, Das Ende oder das Fortleben spätrömischer Städte an Rhein und Donau, hebt ab auf historische und archäolgische Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Städte Trier, Mainz, Xanten, Augst, Straßburg, Regensburg und Lorch zwischen Antike und Mittelalter. VI. Otto Doppelfeld, Köln von der Spätantike bis zur Karolingerzeit, erörtert die Kontinuitäten der Stadt Köln von der römischen Provinzhauptstadt zum frühmittelalterlichen Hauptort am Niederrhein (fränkisches Köln 456/59; Stadt als politisches Zentrum [Aufenthaltsort fränkisch-merowingischer Könige, Pfalz und römisches praetorium], Stadt als Festung [römische Stadtmauer], Bevölkerungskonzentration, Handwerrk und Gewerbe [Glasmacher, Goldschmiede], Handel und Verkehr, überregionales, nunmehr christliches Kultzentrum [Bischofssitz, Dom]). VII. Reinhard Schindler, Trier in merowingischer Zeit, weist auf Grund archäologischer und geschichtlicher Quellen städtische Kontinuitäten im Trier von der Spätantike zum frühen Mittelalter nach (Profanbauten [Palatium ad Horrea, Konstantinsbasilika, Barbarathermen, Kaiserthermen], kirchliche Bauten [Dom, Kommunitäten St. Martin, St. Maximin, St. Eucharius, St. Maria, St. Paulin, St. remigius, St. Isidor, St. Victor]; Bischöfe und Trierer Kirche; Handel, Verkehr und Münzen). VIII. Klaus Raddatz, Reccopolis. Eine westgotische Stadt in Kastilien, identifiziert die 578 erwähnte, vom westgotischen König Leovigild (568-586) gegründete Stadt Reccopolis mit Cerro de la Oliva auf einer Hochfläche unmittelbar südlich des Oberlaufs des Tajo; der Ort war (teilweise?) von einer Stadtmauer umgeben und gliederte sich in eine "Unterstadt" und eine "Oberstadt", auf der eine Kirche und eine große Palastanlage ergraben wurden (daneben Fund eines Trientenschatz von 577/78); die Stadtanlage steht nicht in römisch-oströmischer Tradition, war vielmehr westgotisch geprägt; in arabischer Zeit, im 9./10. Jahrhundert verlor Reccopolis seine Funktion als Zentralort an die benachbarte Burg Zorita de los Canes. IX. Norbert Wand, "Oppidum Buraburg" - der Beitrag der Büraburg bei Fritzlar zur frühen Stadt östlich des Rheins, schildert die frühmittelalterliche Geschichte Büraburgs und Fritzlars: Büraburg als Groß- und Fluchtburg des fränkischen Königtums für das Edergebiet (7. Jahrhundert, Ende), nichtagrarische Siedlung innerhalb der Büraburg (Burgbewohner und Kleriker; Brigidenkirche [8. Jahrhundert, Anfang], Steinbauten, Kasematten, Pfostenhäuser; oppidum Buraburg als Burgstadt, Bischofs- und Verwaltungssitz), Fritzlarer Peterskloster (723/24-746/47), Fritzlarer Marktsiedlung sowie karolingischer Königshof (ca.782?), Büraburg-Fritzlar als sich ergänzende Zentralorte des Fritzlar-Waberner Beckens, Umorganisation (8. Jahrhundert, Ende) mit Fritzlarer Königspfalz und Archidiakonatssitz (Aufhebung des Chorbistums Büraburg [786]), "Alte Burg" bei Fritzlar (9./10. Jahrhundert). X. Laut W.A. van Es, Die neuen Dorestad-Grabungen 1967-1972, lassen sich westlich von Dorestad römisch-kaiserzeitliche Siedlungen ausmachen (spätantiker Limes), der frühmittelalterliche (offene) Handelsort der Merowinger- (Münzen) und Karolingerzeit lag zwischen Lek und Krommen Rijn unmittelbar am Letzteren (historische Flussverlagerungen), besaß mindestens zwei Gräberfelder (südlich, westlich vom Ort; mit mehreren hundert Bestattungen), umfasste mit Wegen verbundene Höfe und Hofgruppen (Nord-Süd-Reihung, Wasserfront), zeichnete sich - neben dem Handel (Import rheinischer Keramik) - durch Gewerbe (Textilhandwerk, Metallbearbeitung, Bernsteinindustrie, Lederverarbeitung, Schiffsbau), aber auch agrarische Aktivitäten (Speicher) aus. XI. P.V. Addyman, Saxon Southampton: a town and international port of the 8th to the 10th centrury, zeichnet die frühmittelalterliche Entwicklung des mit einem natürlichen Seehafen ausgestatteten Ortes Southampton nach: römisch-britische Stadt Clausentum am Fluss Itchen, Ort Hamwih/Hamtun an der Mündung von Test und Itchen ins Meer (The Solent) (8.-10. Jahrhundert), weiter als Vorort des Hamptonshire (755), als Hafen (von Winchester; Wikingerüberfälle) und Münzort (bis 11. Jahrhundert), sächsisches Southampton im Zentrum der durch Test und Itchen gebildeten Halbinsel (Umsiedlung in den 930/40er-Jahren). XII. Martin Biddle, Winchester: the development of an early capital, vollzieht die früh- und hochmittelalterliche Geschichte Winchesters nach: das römische und spätantike Venta Belgarum mit schachbrettartiger Straßenführung und Mauerring (2.-4. Jahrhundert), das Eindringen angelsächsischer Bevölkerungsgruppen (4. Jahrhundert, 2. Hälfte - 5. Jahrhundert; Zusammenbruch der römischen Wirtschaft), Winchester als Teil des angelsächischen Königreichs Wessex (5.-7. Jahrhundert; westsächsische Herrscher in Winchester, Christianisierung und Old Minster), Winchester als königliche und Bischofsresidenz (7.-9. Jahrhundert; Bistum Winchester [ab 662] und Birinus als Bistumspatron [Dorchester]), spätangelsächsischer Ausbau der Residenzstadt Winchester des englischen Königreichs (10.-11. Jahrhundert; angelsächsisches Straßensystem, New Minster, mittelalterliche Stadtbefestigung auf der Grundlage der spätantiken; Wachsen von Stadt und Bevölkerung), normannische Eroberung (1066) und Spätblüte Winchesters (11. Jahrhundert, 2. Hälfte - 12. Jahrhundert; Münzstätte, Wirtschaft, Bürgerkrieg [1140er-Jahre]), Niedergang (13. Jahrhundert, Anfang; Aufgabe der Münzstätte). XIII. Nach Walter Schlesinger, Der Markt als Frühform der deutschen Stadt, wurde nicht aus jedem Marktort (der karolingischen, ottonischen Epoche) eine Stadt ("Marktrechtstheorie"), doch war der Markt eine Frühform, aus der Städte entstehen konnten. Handelsorte sind selbst für den ostrheinischen Raum schon früh bezeugt (Diedenhofener Kapitular 805, Raffelstetter Zollordnung 903/06), ebenso Marktprivilegien für Klöster und Bistümer (Corvey 833, Bremen 888). In ottonischer Zeit (10./11. Jahrhundert) kam es auf Grund des Marktregals der ostfränkisch-deutschen Herrscher zu einer planvollen Intensivierung der (Bann-) Verleihungen von Markt, Münze und/oder Zoll an geistliche Institutionen und weltliche Große (Magdeburger Moritzkloster 937, Cambrai 941, Corvey 945/46, St. Gallen 947, Vasall Ansfrid 950, Osnabrück 952 usw.), u.a. königliche Märkte (mercatum) an Königspfalzen und Königshöfen privilegierend. Der durch Privilegierung geschaffene Bannbezirk als Marktimmunität kann dann als Ausgangspunkt für Entwicklungen hin zur Stadt angesehen werden. In salisch-staufischer Zeit bezeichnete forum die Marktsiedlung, manchmal kaum unterscheidbar von der Stadt (civitas; Freiburg 1120, München 1158, Innsbruck 1232/33). XIV. Ernst Nickel, Magdeburg in karolingisch-ottonischer Zeit, führt die (wahrscheinliche) Bedeutung des in den Geschichtsquellen namentlich noch nicht genannten Magdeburg schon in den Sachsenkriegen (772-804, insbesondere 780, 784, 789, 798, 806) des Frankenkönigs Karl des Großen (768-814) an (Geografie: Bördenlandschaft, Elbtal und "Magdeburger Pforte", Elbinseln und -übergang; frühmittelalterliches Straßensystem u.a. nach Osten), verweist auf die Ersterwähnung Magdeburgs im Diedenhofener Kapitular (805) und im Zusammenhang mit den Slawenfeldzügen Karls des Jüngeren (†811) (805, 806) sowie auf die karolingerzeitliche Befestigung auf dem Magdeburger Domplatz (8./9. Jahrhundert; Grubenbauten); in ottonischer Zeit (10. Jahrhundert) war Magdeburg Ort einer Königspfalz (929; Kaiserpalast Ottos des Großen [936-973], Königsitinerar) und Erzbischofssitz (Moritzkloster 937, Erzbistum 968); diesem politisch-kirchlichen Zentrum angegliedert waren ein "Siedlungsschwerpunkt" südlich von Dom und Domburg sowie das suburbium, im Westen die Siedlungen St. Michael, Judendorf und Rottersdorf. XV. Paul Grimm, Zu ottonischen Märkten im westlichen Mittelelbe- und Saalegebiet, verortet die Marktorte des 10./11. Jahrhunderts an (ehemaligen) Königspfalzen (Magdeburg, Memleben, Merseburg, Quedlinburg u.a.), Reichsburgen (Giebichenstein, Querfurt u.a.), Königshöfen (Eisleben u.a.), (ehemaligen) Bischofssitzen (Halberstadt, Osterwiek u.a.), Burgen von Grafen (Gernrode, Naumburg u.a.), Tl.II, 322 S., Schwarzweißabbildungen und -tafeln, Farbtafel, Karten, Pläne, DM 138,-, mit den Beiträgen: I. Marten Stenberger, Eketorp. Entwicklung und wirtschaftliche Bedeutung, und Hans Helbaek, Eketorp Grain 1971, unterscheiden in Eketorp im Süden der Insel Öland drei Siedlungsphasen: I: Ringmauer, Tor und Gebäudereste der Völkerwanderungszeit, II: erweiterte Ringmauer, Tore und Häuser des 4. bis 7. Jahrhunderts, III: Häuser, Werkstätten der Wikingerzeit, Burg, Markt und (auch slawischer) Handel des frühen Mittelalters mit hochmittelalterlicher Blütezeit. II. Wilhelm Holmqvist, Helgö, eine Vorform der Stadt?, untersucht den Handelsplatz Helgö auf einer Insel im Mälarsee in seiner Blütezeit vom 5. bis 7. Jahrhundert (Handel, Gewerbe) und mit seinen weitreichenden Handelsbeziehungen (Mittelschweden in der Völkerwanderungszeit [Helgö, Uppsala]); er verweist weiter auf Birka als Helgö nachfolgende Handelssiedlung gerade des 9. und 10. Jahrhunderts (Wall, Landungsbrücke, Gräberfelder), wie sie Björn Ambrosiani, Neue Ausgrabungen in Birka, vorstellt. III. Kurt Schietzel, Bemerkungen zur Erforschung der Topographie von Haithabu, beschäftigt sich mit dem wikingerzeitlichen Handelsplatz Haithabu des 9./10. Jahrhunderts, dem Ringwall und der Bebauung innerhalb des Walls. IV. Charlotte Blindheim, Kaupang in Skiringssal. A Norwegian port of trade from the Viking age, identifiziert auch auf Grund archäologischer Funde den Kaupang in Skiringssal als den Handelsort, von dem der wikingische Händler Ottar gegen Ende des 9. Jahrhunderts zu seiner Handelsreisenach Haithabu aufbrach. V. E. Levin Nielsen, Stadtentstehung und Thinginstitution. Die wikingerzeitlichen Besiedlungsspuren in der Stadt Viborg (Dänemark) und die Frage der Errichtung des jütischen Zentralthings, führt die mittelalterliche Stadt Viborg (10.-12. Jahrhundert) zurück auf Viborg als den Ort, in dem in Wikingerzeit und Mittelalter das jütländische Landesthing (Viborg-Thing) tagte. VI. Per Lundström, Paviken I bei Västergarn - Hafen, Handelsplatz, Werft, verknüpft die Wallanlage beim gotländischen Västergarn mit dem nördlich davon, an einer natürlichen Hafenbucht gelegenen Siedlung Paviken der (jüngeren) Wikingerzeit (10. Jahrhundert; Werkzeug- und Münzfunde, Glasmosaiksteine; Handwerk und Handel). VII. H. Hellmuth Andersen, Arhus in der Zeit von 900 bis 1200 n.Chr., schlägt einen Bogen von Arhus als Seehandelsplatz an einer Flussmündung (ca.900; Ringwall, Wallstraßen, Bohlenweg, Hafen, Kirche) über die Bischofsstadt Viborg (948, 965, 988; Urbanisierung Dänemarks) bis zum hochmittelalterlichen Ort (Waldemarsches Erdbuch 1231, König als Stadtherr). VIII. Volker Vogel, Archäologische Untersuchungen in der Altstadt von Schleswig, stellt den Aufstieg des dänischen Schleswig um oder nach der Mitte des 11. Jahrhunderts in den Zusammenhang mit der Zerstörung Haithabus (1050, 1066) (Schleswiger Präfekt und Herzog Knud Laward, summum convivium [später als Knutsgilde] [1115]) und Schleswigs Abstieg zur Ackerbürgerstadt mit dem Tod des Herzogs Knud Laward (†1131), den neuen Schiffstypen auf der Ostsee mit deren höherem Tiefgang und der Gründung Lübecks (1158). IX. Asbjorn Herteig, Die archäologischen Untersuchungen auf Bryggen in Bergen, zeigt die Siedlungsentwicklung auf der (deutschen) "Brücke" in Bergen auf, vom Königshof Alrekstad (bei Bergen; 9. Jahrhundert, letztes Drittel) über die Brücke als schmale Uferzone zwischen Meer und Steilhang (Handel mit Fisch und Getreide, Schiffsbau) bis zur hochmittelalterlichen Brücke mit Häusern und Lägern (auf Pfosten und Bohlen; Türhaus) (Inschriften, Runeninschriften [Holzstäbe], Keramik [u.a. rheinische Kugeltöpfe], [italienische] Warenplomben). X. Ragnar Blomqvist, Die älteste Geschichte der Stadt Lund, verfolgt die Geschichte des Ortes vom Aufenthalt König Knuts des Großen (1016-1035) im Jahr 1020 über die königliche Münzstätte (Handel) und den Bischofssitz (ca.1060) bis hin zur befestigten (1134) hochmittelalterlichen Stadt Lund (Markt, Handelsverbindungen). XI. Asbjorn Herteig, Der Kaupang von Borgund in Sunnmöre, beschreibt den Kaupang von Borgund als (lokalen) Handelsplatz an der norwegischen Westküste (1384) in königlicher Verfügung, der im beginnenden 15. Jahrhundert verschwindet. XIII. Bohuslav Chropovský, Das frühmittelalterliche Nitrava, spürt der Siedlungskonglomeration (Ringwälle, Gräberfelder, Benediktinerkloster, Stadt) im slowakischen Nitra(va) von der Spätantike bis ins hohe Mittelalter nach. XIV. Witold Hensel, Untersuchungen über die Anfänge der Städte in Polen, beschreibt historische Entwicklungen an Hand der pommerschen Städte Danzig, Opole, Stettin und Wollin. XV. Lech Leciejewicz, Die Entstehung der Stadt Szczecin im Rahmen der frühen Stadtentwicklung an der südlichen Ostseeküste, verfolgt die Besiedlung von Stettin und Stettiner Umland vom 6. bis zum 12. Jahrhundert (Stettin: Siedlung auf dem Schlossberg [9. Jahrhundert], Bebauung des Strandgebiets [9./10. Jahrhundert], Handel und Gewerbe [10.-12. Jahrhundert], "Städterepublik" [12. Jahrhundert]). XVI. Werner Neugebauer, Der Stand der Erforschung Alt Lübecks, beschreibt die Siedlung Alt-Lübeck als alt-obodritische Fürstenresidenz mit Burgwall, Handwerker- und Kaufleutesiedlung an Trave und Schwartau (urbs Leubice/Liubice [11. Jahrhundert], Importfunde und Fernhandel) sowie als Missionszentrum (bis 1066); Alt-Lübeck ist 1138 zerstört worden, unter Graf Adolf II. von Schauenburg wurde das neue Lübeck weiter südlich zwischen Trave und Wakenitz gegründet (1143), 1158/59 kam Lübeck an den sächsischen Herzog Heinrich den Löwen. XVII. Miroslav Richter, Der archäologische Beitrag zur Kleinstadtforschung in Böhmen, betrachtet Kleinstädte (auch als Ackerbaustädte) und Marktorte im hochmittelalterlichen Böhmen (Zdar, Ostrov u.a.). XVIII. Ladislaus Gerevich, Die mittelalterlichen Städte im Zentrum Ungarns, verweist auf die vielfältigen, bis in römische Zeit zurückreichende Wurzeln hochmittelalterlicher zentralungarischer Städte (portus, Burgen, Märkte, Klöster; Buda, Eztergom, Györ, Pest). XIX. Mircea D. Matei, Quelques problèmes concernant le débuts de la vie urbaine médiévale dans les Pays roumains, analysiert die Anfänge des rumänischen Städtewesens (10.-13. Jahrhundert). XX. Nach Stamen Michailov, Die Erforschung des frühfeudalen Städtewesens in Bulgarien, haben die frühe Stadtentwicklung in Bulgarien beeinflusst: ethnische Einflüsse (Bulgaren, Slawen), gesellschaftlicher Wandel (Frühfeudalismus, Burgen), Handel und Gewerbe (Burgen, Märkte, Handwerkersiedlungen; Hauptstädte Pliska, Preslav). [Buhlmann, 09.2014]

Vorderösterreich, habsburgische Landesherrschaften im deutschen Südwesten in Spätmittelalter und früher Neuzeit: Die mittelalterlichen (und frühneuzeitlichen) Territorien der habsburgisch-österreichischen Herzöge im deutschen Südwesten werden als Vorderösterreich ("Vordere Lande", österreichische Vorlande) bezeichnet. Vorderösterreich war somit ein Konglomerat von geschlossenen Territorien und Streubesitz, das Besitzungen an Hochrhein und Bodensee, in Oberschwaben, zwischen Neckar, Schwarzwald und Donau sowie am Oberrhein (Sundgau, Breisgau u.a.) umfasste. Schon im 12. Jahrhundert ist Besitz der ursprünglich südlich des Hochrheins beheimateten Habsburger in Lörrach, Bellingen oder Heitersheim nachweisbar, seit 1173 hatten die Habsburger die Vogtei über das Kloster Säckingen, seit 1254 die über die Mönchsgemeinschaft St. Blasien inne. Zusammen mit der im 13. Jahrhundert erlangten Herrschaft Hauenstein wuchsen diese und andere Klostergebiete in die habsburgische Landesherrschaft des Südschwarzwaldes hinein. Auch weitere Territorien im und am Schwarzwald wie die Herrschaft Triberg (1325) oder Villingen mit seinem Umland (1326) wurden habsburgisch. Im Neckarraum gelang Österreich 1381 der Erwerb der Grafschaft Hohenberg, 1465 kaufte Erzherzog Sigmund von Tirol die Landgrafschaft Nellenburg im Hegau, 1486 wurde die Pfandschaft der Truchsessen von Waldburg über die Landvogtei Schwaben abgelöst. Die österreichischen "Donaustädte" Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Saulgau in Oberschwaben kamen vom Ende des 13. Jahrhunderts bis 1331 an die Habsburger, ebenso die Herrschaft Sigmaringen (1290) und die Grafschaft Veringen (1291). Die habsburgisch-österreichischen Herzöge waren die Landesherren Vorderösterreichs, österreichische Landesteilungen und ungünstige politische Verhältnisse verhinderten indes die Umwandlung in einen geschlossenen Herrschaftskomplex zwischen Tirol und Vogesen. In der Tat waren Gegner habsburgischer Ausdehnungsbestrebungen die Grafen von Württemberg und insbesondere die Schweizer Eidgenossenschaft, die durch ihren Schlachtensieg bei Sempach (9. Juli 1386) u.a. den Anschluss der Basler Lande an Vorderösterreich vereitelten und im Schwabenkrieg und Basler Frieden (1499) die Abgrenzung der Besitzstände durchsetzten. Vorderösterreich blieb auch danach uneinheitlich organisiert, eine "unfertige Landesherrschaft", die in einigen, aber nicht allen Regionen Ämter und Vogteien aufzuweisen hatte, während Landstände seit dem 15. Jahrhundert bezeugt sind. In der frühen Neuzeit änderte sich an den territorialen und politischen Gegebenheiten zunächst wenig, trotz Reformation und Bauernkrieg (1524/25) sowie einer zwischenzeitlichen österreichischen Herrschaft über Württemberg (1519-1534) am Beginn des 16. Jahrhunderts. Das Länderkonglomerat der österreichischen Vorlande gehörte zwischen 1564 und 1665 zur Tiroler Linie der Habsburger, im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gingen nach Restitutionsedikt (1629) und dem Eindringen französischer und schwedischer Truppen (ab 1632, Niederlage bei Rheinfelden und Kapitulation Breisachs 1638, Vorderösterreich auf Konstanz beschränkt 1648) das Elsass und Breisach an Frankreich verloren. Die Reorganisation vorderösterreichischer Herrschaft und der Übergang der Vorlande an das habsburgische Gesamthaus leiteten das Zeitalter der Kriege zwischen Habsburg und Frankreich ein (Holländischer Krieg 1674-1678, Pfälzer Krieg 1688-1697, Spanischer Erbfolgekrieg 1700-1714, Österreichischer Erbfolgekrieg 1740-1748). Die am Beginn des Österreichische Erbfolgekriegs massiv auftretenden Schwächen der habsburgischen Herrschaft in den Vorlanden führten zu den theresianisch-josephinischen Reformen (1750-1780; Provinz Vorderösterreich 1752). Vorderösterreich ging dann im Zuge von Französischer Revolution (1789) und napoleonischer Neuordnung (1805/06) der Habsburgermonarchie endgültig verloren (Preßburger Frieden 1805).
An Literatur zu Vorderösterreich sei genannt: Metz, Friedrich (Hg.) (1959), Vorderösterreich. Ein geschichtliche Landeskunde, Freiburg i.Br. 42000, 533 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 19,80; Quarthal, Franz, Faix, Gerhard (Hg.) (2000), Die Habsburger im deutschen Südwesten. Neue Forschungen zur Geschichte Vorderösterreichs, Stuttgart 2000, 470 S., € 14,95 (mit den Beiträgen: Franz Quarthal, Österreichs Verankerung im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Die historische Bedeutung der österreichischen Vorlande, Ansel-Mareike Andrae-Rau, Der Anfall des Territoriums der Usenberger an die Habsburger, Markus Bittmann, Parteigänger - Indifferente - Opponenten. Der schwäbische Adel und das Haus Habsburg, Christoph Fichtner, Das mittelalterliche Horb und sein Stadtrecht, Wendt Nasall, Das Freiburger Stadtrecht von 1520 - Durchsetzung und Bewährung, Jürgen Treffeisen, Die Habsburger und ihre breisgauischen Städte im späten Mittelalter, Wolfgang Wüst, Burgau und die habsburgische Städtepolitik in Vorderösterreich, Rolf Köhn, Der Landvogt in den spätmittelalterlichen Vorlanden: Kreatur des Herzogs und Tyrann der Untertanen?, Dieter Mertens, "Landesbewußtsein" am Oberrhein zur Zeit des Humanismus, Dieter Speck, Landesherrschaft und Universität - Zum Aufbau einer vorderösterreichischen Landesuniversität in Freiburg, Claudius Sieber-Lehmann, Schwierige Nachbarn. Basel, Vorderösterreich und die Eidgenossen im ausgehenden 15. Jahrhundert, Irmtraud Betz-Wischnath, Das Visitationswesen im Bistum Konstanz und die vorderösterreichische Landesherrschaft, Martin Zürn, Untertanenwiderstand in Vorderösterreich, Heinz Noflatscher, Schwaben in Österreich an der Wende zur Neuzeit. Personen, Familien, Mobilität, Georg Wieland, Das leitende Personal der Landvogtei Schwaben von 1486 bis 1806, Peter Johannes Weber, Die Familien Schmidlin. Zwei vorderösterreichische Beamtenfamilien vom Elsaß bis nach Wien, Gernot Peter Obersteiner, Die theresianisch-josephinischen Verwaltungsreformen in Vorder- und Innerösterreich. Ein Überblick, Martin Burkhardt, Das vorderösterreichische Konstanz im 18. Jahrhundert, Alexander Klein, Protojosephinismus als Vorform des Josephinismus - das Beispiel der Spitalreform in Vorderösterreich, Angelika Westermann, Die Montanverwaltung als Integrationsinstrument im Vorderösterreich des 16. Jahrhunderts. Zur Nutzung serieller Quellen der Verwaltung). [Buhlmann, 10.2006, 12.2014]

Vorgeschichte als historische Epoche, historische Epochenfolge: I. Vorgeschichte (in Deutschland) ist definitionsgemäß der Teil der menschlichen (biologischen und kulturellen) Entwicklung, über den nur Sachüberreste informieren. Aus den aufgefundenen Materialien ergibt sich dabei grob die Einteilung der Vorgeschichte in die Stein- (bis 2000 v.Chr.), Bronze- (2000-800 v.Chr.) und (vorrömische) Eisenzeit (800 v.Chr-1. Jahrhundert v.Chr.), mitunter ergänzt durch die römische Zeit (1.-4./5. Jahrhundert n.Chr.) und das Mittelalter (6.-15. Jahrhundert). In der Urgeschichte von der Stein- bis zur Bronzezeit fehlen die für den Historiker so wichtigen schriftlichen Geschichtsquellen. In der Frühgeschichte sind es dann schriftliche (d.h. griechische und römische) Quellen von außerhalb, die - neben den Sachüberresten - über die geschichtliche Entwicklung eines bestimmten geografischen Raums Auskunft geben. Zur Frühgeschichte zählen die Zeit der Kelten, die römische Kaiserzeit (1. Jahrhundert v.Chr.-5. Jahrhundert n.Chr.) und die Zeit der Alemannen (3.-5. Jahrhundert). II. Vorgeschichte ist in Ermangelung schriftlicher Quellen eine Geschichte der Sachüberreste und lässt sich damit als Abfolge von "Kulturen", von menschlichen Gesellschaften und deren materiellen Ausprägungen begreifen. So ist der Beginn menschlicher Existenz während der Altsteinzeit unter den Bedingungen der Eiszeit bestimmt von der biologischen Menschheitsentwicklung vom homo erectus bis zum Neandertaler und Jetztmenschen, dem homo sapiens sapiens. Den Kulturen von Jägern und Sammlern der Alt- und Mittelsteinzeit (Paläo- und Mesolithikum, bis ca. 5600 v.Chr.) folgte dann die "neolithische Revolution", die die Jungsteinzeit (Neolithikum, 5600-2000 v.Chr.) einleitet und mit der Sesshaftwerdung von Menschengruppen Ackerbau und Viehzucht nach Südwest-deutschland brachte. Die Urgeschichtsforschung nimmt heute an, dass dieser Wechsel von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise durch die Einwanderung von "Bandkeramikern" - so bezeichnet nach der verwendeten Keramik - aus dem nördlichen Randgebiet des Karpatenbeckens um die Mitte des 6. vorchristlichen Jahrtausends geschah. Es werden nun in Mitteleuropa bäuerliche Kulturen erkennbar, der Transformationsprozess von der Natur- zur Kulturlandschaft begann. An vorgeschichtlichen Kulturen der Jungsteinzeit können ausgemacht werden: die linearbandkeramische Kultur von Ungarn bis Holland (5600-4900 v.Chr.), die mittelneolithischen Kulturen wie Hinkelsteingruppe, Großgartach-Rössener Kultur und Kugelbechergruppen (5100-4100 v.Chr.), die jungneolithische Michelsberger, Pfyner und Schussenrieder Kultur (4200-3300 v.Chr.), die Horgener Kultur des Endneolithikums (3300-2800 v.Chr.), Schnurkeramiker, Glockenbecher- und Singener Kultur im Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit (2800-1800 v.Chr.). Daneben gab es - zumindest im frühen Neolithikum - aber immer noch Jäger- und Sammlerkulturen, wobei eine gegenseitige Beeinflussung beider Kulturtypen alles andere als auszuschließen ist. Vielleicht lassen sich die Schnurkeramiker mit den Trägern der frühindogermanischen Sprache in Verbindung bringen. Die Bronzezeit ist wiederum durch Einwanderungen aus dem Karpatenraum (um 1600 und um 1200 v.Chr.) geprägt, die die Zeit der Hügelgräberkultur (1500-1200 v.Chr.) und die Urnenfelderzeit (1300-800 v.Chr.) einleiteten. Bei Letzterer ist u.a. eine Führungschicht von "Adelskriegern" auszumachen, die über 400 Jahre wesentlich zur Ausprägung einer gesamteuropäischen Kulturgemeinschaft von den Karpaten bis England, von den deutschen Mittelgebirgen bis nach Spanien und Italien beitrug. Aus der Urnenfelderkultur ist um 800 v.Chr. die (keltische) Hallstattkultur entwachsen. Von der materiellen Hinterlassenschaft her lässt sich die (vorrömische) Eisenzeit in eine frühe (ca.800-ca.475 v.Chr.) und eine späte Eisenzeit (ca.475-25/15 v.Chr.) gliedern und diesen beiden Zeitabschnitten die Hallstatt- und Latènekultur zuordnen. Da nun aber auch schriftliche Quellen aus dem Bereich der Mittelmeerzivilisationen Griechenlands und Italiens zur Verfügung stehen, kann die eisenzeitliche Bevölkerung des südlichen Mitteleuropa mit den "Kelten" identifiziert werden; es wird - wahrscheinlich vermittelt über die damaligen Oberschichten - eine relativ gleichförmige, "keltische" Kultur erkennbar, vielleicht war auch eine Gruppe zusammenhängender Sprachen vorhanden. Latènezeit und keltische Oppidazivilisation leiten dann über in die römische Eisenzeit (römische Eroberung Galliens [58-51 v.Chr.]); die römische Kaiserzeit der Antike und Spätantike war geprägt von einer Vielfalt friedlicher und kriegerischer Beziehungen zu den Germanen außerhalb des Imperium Romanum. Kontinuitäten (Christentum) und Diskontinuitäten (Herrschaft) charakterisieren den Übergang von der Spätantike (4./5. Jahrhundert) bis ins frühe Mittelalter (6.-11. Jahrhundert), dem in Mitteleuropa ein hohes (11.-13. Jahrhundert) und ein spätes Mittelalter (13.-15./16. Jahrhundert) folgten.
Von den zahlreichen Publikationen zum Thema "Vorgeschichte" werden nachfolgend genannt: Eggers, Hans-Jürgen (1959), Einführung in die Vorgeschichte. Mit einem Nachwort von Georg Kossack (= SP 93), München 31986, 333 S., Abbildungen, Karten, DM 15,80; Germanica. Unsere Vorfahren von der Steinzeit bis zum Mittelalter, hg. v. Uta von Freeden u. Siegmar von Schnurbein (2002) für die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Augsburg 2009, 520 S., Farbabbildungen, Karten, Pläne, Zeittafel, € 34,90; Herrmann, Fritz-Rudolf, Jockenhövel, Albrecht (Hg.) (1990), Die Vorgeschichte Hessens, Stuttgart 1990, 553 S., Abbildungen, Karten, DM 88,-; Jahn, Martin (1952), Die Abgrenzung von Kulturgruppen und Völkern in der Vorgeschichte (= Berichte über die Verhandlungen der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, phil.-hist. Klasse, Bd.99, H.3), Berlin 1952, 27 S., DM 1,-; Kersten, Walter (1948), Die niederrheinische Grabhügelkultur. Zur Vorgeschichte des Niederrheins im 1. Jahrtausend v.Chr., in: BJbb 148 (1948), S.5-80; Kuckenburg, Martin (1993), Siedlungen der Vorgeschichte in Deutschland, 300000 bis 15 v.Chr. (= DuMont Tb 298), Köln 21994, 285 S., Abbildungen, Karten, DM 9,95; Kühn, Herbert (1958), Die Entfaltung der Menschheit (= BdWi 221 = Fischer Tb 221), Frankfurt a.M. 1958, 234 S., Abbildungen, Karten, DM 1,-; Lambrechts, Paul, Rosenfeld, Hellmut u.a. (Bearb.) (1961), Abriß der Geschichte antiker Randkulturen (= Oldenbourg Abriß der Weltgeschichte), München 1961, VII, 315 S., DM 38,-; Narr, Karl J., Schulz-Weidner, Willy u.a. (Bearb.) (1957), Abriß der Vorgeschichte (= Oldenbourg Abriß der Weltgeschichte), München 1957, VII, 266 S., DM 18,-; Schuchardt, Karl (1928), Vorgeschichte von Deutschland, München-Berlin 21934, XI, 397 S., Abbildungen, DM 28,-. [Buhlmann, 11.2002, 11.2017]

Voslensky, Michael S. (1989), Sterbliche Götter. Die Lehrmeister der Nomenklatura (= Ullstein Tb 34807), Berlin 1991 > S Sowjetische Geschichte

Voss, Jürgen (Hg.) (1983), Deutschland und die Französische Revolution (= Francia, Beih.12), München 1983 > F Französische Revolution

Voss, Karl (Hg.) (1956), Wege der französischen Literatur. Ein Lesebuch (= Ullstein Tb 508/09), Berlin 1956 > F Französische Sprache

Vossen, Carl (1968), Mutter Latein und ihre Töchter. Weltsprachen und ihr Ahnenpaß, Düsseldorf 121984 > L Latein

VSFKBLG = Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte

Vrba, Leopold (1986), Kursk. Die letzte deutsche Panzer-Offensive in Russland (= Moewig Dokumentation 4352), München 1986 > Z Zweiter Weltkrieg

Vry, Volker de (1997), Liborius, Brückenbauer Europas. Die mittelalterlichen Viten und Translationsberichte. Mit einem Anhang der Manuscripta Liboriana, Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, XVII, 381 S., DM 88,-. I. Über die historische Gestalt des Liborius (4./5. Jahrhundert) ist wenig bekannt. Er soll den mittelalterlichen Heiligenlegenden zufolge 47 Jahre lang Bischof der gallo-romanischen civitas Le Mans gewesen sein und war mit dem Bischof (und Heiligen) Martin von Tours (†397) befreundet. In Le Mans schon frühzeitig als Heiliger verehrt, kamen unter Kaiser Ludwig dem Frommen Gebeine des Liborius im Rahmen der damals üblichen Reliquientranslationen von (west-) fränkischen Kirchen und Klöstern nach Sachsen auch in die Bischofsstadt Paderborn. Ein Paderborner Anonymus, wahrscheinlich ein Kleriker des Domkapitels, berichtete am Ende des 9. Jahrhunderts über die Translation des Liborius, des "Brückenbauer Europas", in seine Heimatstadt. Der unter dem Paderborner Bischof Biso (887-909) geschriebene Translationsbericht führt aus, wie eine Gruppe von Paderborner Geistlichen nach Le Mans gelangte und von dem dortigen Bischof Aldrich (832-857) Reliquien erhielt. Letztere wurden über Chartres, Paris und den Rhein nach Sachsen gebracht und erreichten am Pfingstsonntag 836 Paderborn. Dort wurden die Reliquien im Dom untergebracht, auch Wunder sollen stattgefunden haben. II. (Nicht nur) von Paderborn aus verbreitete sich in den nachfolgenden Jahrhunderten des Mittelalters der Heiligenkult um Liborius. Der eben zitierte Translationsbericht und Liborius als (Mit-) Patron der Paderborner Domkirche zeigen an, dass die Bischofsstadt und Westfalen schon früh das Zentrum der Liboriusverehrung in Deutschland gewesen war. Der Liboriuskult strahlte bis ins hohe Mittelalter nach den Niederlande, Niedersachsen, Thüringen und den Niederrhein, aber auch nach Süddeutschland aus. [Buhlmann, 12.2003]

VSABW = Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg

Vu

VuF = Vorträge und Forschungen

VZ = Vestische Zeitschrift

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