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Rezensionen (Geschichte)
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Zadoff, Noam (2020), Geschichte Israels. Von der Staatsgründung bis zur Gegenwart (= BSR 2905), München 2020, 144 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Karten, € 9,95. I. Der moderne Staat Israel wurzelt u.a. im Zionismus, jener auf Aufklärung, Säkularisierung und Modernisierung beruhenden politisch motivierten Bewegung, die vor dem Hintergrund von fehlender jüdischer Emanzipation in West- und Judenpogromen in Osteuropa eine "nationale Heimstatt" für das Volk der Juden in Palästina forderte. Befördert wurde die zionistische Bewegung stark durch die Person Theodor Herzls (*1860-†1904) (1. zionistischer Kongress in Basel 1897: "Basler Programm"). Die folgenden Jahrzehnte waren von einer jüdischen Zuwanderung (Alija) nach Palästina geprägt, wobei fünf jüdisch-zionistische Migrationswellen festzustellen sind (1. Alija [1882-1904] auf Grund von Pogromen in Russland: ca.30000 Juden; 2. Alija [1904-1914] wegen Pogromen und auf Grundlage zionistisch-sozialistischer Weltanschauungen: ca.35000 Juden, Gründung von Tel Aviv [1909], erster Kibbuz Degania [1910]; 3. Alija [1918-1924] wegen der kommunistischen Revolution in Russland: Kibbuzimbewegung, "Gartenstadt" Moschaw Nahalal [1921]; 4. Alija [1924-1931] wegen der Stalindiktatur und des sowjetischen Antisemitismus: ca.60000 Juden [bis 1926], Anwachsen von Städten wie Tel Aviv oder Haifa; 5. Alija [1933-1945/47] in der Folge der nationalistischen Gewaltherrschaft in Deutschland und Europa: ca.250000 Juden [bis 1939], auch illegale Einwanderung). Die Einwanderungswellen verstärkte die jüdische Gemeinschaft in Palästina (Jischuw), die bis 1931 auf 175000 (17 Prozent der Gesamtbevölkerung), bis 1946 auf 543000 Personen (30 Prozent) anwuchs; Palästina wurde zu dem Zentrum jüdisch-zionistischer Kultur (weltweit) (Hebräisch als Verkehrssprache, Literatur, Hebräische Universität Jerusalem [1925]). Die Einwanderung war dabei abhängig von den politischen Gegebenheiten, insbesondere in der Zwischenkriegszeit (1918-1939) vom Verhalten der britischen Mandatsmacht über Palästina (Balfour-Deklaration 1917, Passfield-Weißbuch 1930, Beschränkung der Einwanderung 1934, Teilungsplan der Peel-Kommission 1937, McDonald-Weißbuch 1939). Zudem riefen Einwanderung und Landkauf bei der arabischen Bevölkerung Palästinas Ängste, Misstrauen und Zorn hervor, besonders nach den Unruhen von 1929 (Konflikte in Jaffa 1921, "Bund zionistischer Revisionisten" 1925, Zusammenstöße in Jerusalem und darüber hinaus [Massaker von Hebron] 1929, jüdische "Hagana" als para-/miltitärischer Machtfaktor, jüdische Terrororganisation "Etzel" 1931, "Großer Arabischer Aufstand" 1936/39, radikale jüdische Gruppe "Lechi" 1940, jüdische Elitetruppe "Palmach" 1941). Jüdische Radikale bekämpften während und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) die britische Mandatsmacht (Bombenanschlag auf das Jerusalemer King David Hotel 1946; Weigerung der Mandatsmacht, das Passagierschiff "Exodus" mit 4500 Holocaustüberlebenden in Palästina anlegen zulassen [1947]), während z.B. die Vertreter der 1930 gegründeten jüdischen Arbeiterpartei (MAPAI) unter dem Vorsitzenden David Ben-Gurion militärische Aktionen gegen die Mandatsmacht ausschlossen. II. Mit der Billigung der Resolution 181 über das Ende des britischen Mandats über und einer jüdisch-arabischen Teilung von Palästina durch die Vereinten Nationen (UNO) (29. November 1947) war der Weg zu einem jüdischen Staat in Palästina frei. Aus dem in Palästina weitgehend autonom agierenden Jischuw wurde in der Folge der selbstständige Staat Israel (Unabhängigkeitserklärung im Museum von Tel-Aviv am 14. Mai 1948). UNO-Resolution und Gründung des Staates Israel riefen sofort den Widerstand der arabischen Bevölkerung hervor; in einem Unabhängigkeitskrieg (1. Phase: November 1947-Mai 1948; 2. Phase: Mai 1948-Juli 1949) setzten sich bei Erweiterung des jüdischen Territoriums (über die Gebiete des Teilungsplans hinaus) letztlich die jüdische Truppen gegen arabisch-palästinensische Milizen ("Arabische Legion", arabische Belagerung Jerusalems 1948) und die Armeen aus Ägypten, Syrien und Irak (ägyptischer Angriffsversuch auf Tel-Aviv 1948) durch (Waffenstillstand Juni/Juli 1948, jüdische Eroberung arabischer Städte [Lydda, Ramla] 1948, jüdischer Vorstoß nach Eilat und zum Roten Meer 1949). Der Krieg endete mit Waffenstillständen mit den benachbarten arabischen Staaten (bis Juli 1949) bei faktischer Anerkennung der erweiterten israelischen Grenzen ("Grüne Linie"); durch den Krieg wurden 700000 arabische Palästinenser vertrieben, das Königreich Jordanien annektierte das Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalems, Ägypten besetzte den Gaza-Streifen. Die Grenzen des jüdischen Staates, deren Bewohner (auch Exil-/Diasporajuden) sich vor dem Hintergrund der erkämpften Unabhängigkeit zunehmend als einheimische Sabras verstanden, blieben auch nach dem Krieg im Rahmen von Grenz- und Guerillakriegen (1948/49-1967) umkämpft (arabische Infiltration und Anschläge [Fedajins], jüdische Gegenmaßnahmen ["Einheit 101", Massaker von Qibya 1953]). Die Verstaatlichung des Suezkanals durch den ägyptischen Präsidenten Abdel Nasser, der sich der kommunistischen Sowjetunion stark angenähert hatte, führte zum letzlich erfolglosen Eingreifen Großbritanniens und Frankreichs in der Suezkrise (1956); Israel griff auf Seiten der europäischen Mächte ein, besetzte den Sinai und drang bis zum Nordteil des Kanals vor; das Eingreifen der Sowjetunion und der USA nötigten Großbritannien und Frankreich zum Abzug, Israel und Ägypten schlossen einen Waffenstillstand, Israel zog in der Folge seine Truppen vom Sinai wieder ab (Januar 1957). III. Ab den 1950er-Jahren befinden sich die Juden im Staat Israel auf den Weg von einer eher "kulturell homogenen Gesellschaft" des "Schmelztiegels" der Jischuw zu einer "heterogenen Mosaikgesellschaft", ablesbar an den immer wieder von der Knesset, dem jüdischen Parlament, beschlossenen verfassungsnahen Grundgesetzen (Rückkehrgesetz 1950 [Begriff "Jude", orthodoxes Judentum als Staatsreligion]), am säkularen (Zionismus) und religiösen Israel (Halacha als jüdisch-religiöses Gesetz: Reform- und konservatives Judentum ursprünglich deutscher Prägung, strenge jüdische Orthodoxie [jüdische Nationalisten, Charedim als ultraorthodoxe Juden), an Spannungen zwischen Demokratie und Religion (Schabbatkämpfe und -verbote [1980er-Jahre], Ultraorthodoxe und Wehrpflicht, wachsender Anteil von Ultraorthodoxen an der jüdischen Gesamtbevölkerung); die jüdische Hauptstadt Tel Aviv stand und steht dabei für das säkulare Israel. Israel war und ist ein Einwanderungsland; gerade nach der Staatsgründung gelangte eine Vielzahl von Juden aus Europa, dem Irak und dem Jemen dorthin (1948-1953: ca.650000; Operation "Ezra und Nehemia" 1948), doch blieb z.B. die Integration der Olim ("Einwanderer") aus arabischen Staaten in dem westlich-europäisch-säkular geprägten Staat zunächst durchaus materiell und kulturell unzureichend. Ähnliche Integrationsprobleme gab es bei den Zuwanderern aus dem Maghreb (1950er-, 1960er-Jahre), insbesondere aus Marokko, mit deren arabisch-jüdischer Misrachi-Identität. In den 1980er-Jahren kamen in einer Alija (dunkelhäutige) Zuwanderer aus Äthiopien nach Israel, in den 1990ern (mehr als 1000000) Juden aus den Staaten der zerfallenen Sowjetunion. Auch die Zuwanderergruppen trugen und tragen mit ihren "legitimen Kulturen" zur "Mosaikgesellschaft" Israels bei. Gesellschaftlich standen und stehen die Araber in Israel indes am Rand; auch wanderten Israelis u.a. in wirtschaftlichen Notzeiten wieder aus, so dass mit der Zeit wieder große jüdische Gemeinden außerhalb Israels entstanden (u.a. in Berlin). Wirtschaftlich war und ist Israel geprägt von der (im Verlauf der Jahrzehnte sich verändernden) Kibbuzimbewegung zwischen Nationalismus und Sozialismus (wirtschaftliche Rezession in den 1960er- und 1980er-Jahren), einer in den 1980er-Jahren vollzogenen Wende zu Neoliberalismus und Kapitalismus bei Privatisierung staatlicher Betriebe und zunehmender Eingebundenheit der israelischen Wirtschaft in die Weltwirtschaft (Reformen von 1985 und 2003), von zunehmenden Protesten gegen eine große Teile der Bevölkerung betreffende soziale Schieflage (wie 2014). Israelische Staatlichkeit definierte und definiert sich nicht zuletzt über die Erinnerung an den Holocaust des Zweiten Weltkriegs (Wiedergutmachungsabkommen mit der Bundesrepublik Deutschland 1952, Gründung von Yad Vashem 1953, Prozess gegen Adolf Eichmann 1961, Zeitzeugen des Holocaust [Nizolim], Yehuda Elkana 1988). IV. In den 1960er-Jahren hatte sich der Staat Israel unter seinen Ministerpräsidenten (Premierministern) David Ben-Gurion (1948-1953, 1955-1963), Moshe Sharet (1953-1955) und Levi Eschkol (1963-1969), die linksgerichteten Regierungen (MAPAI, Awoda) vorstanden, politisch soweit stabilisiert, dass das jüdische Staatswesen den Sechstagekrieg (Junikrieg) von 1967 gegen die arabischen Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien und Syrien bestehen konnte; der Präventivschlag israelischer Truppen unter Verteidigungsminister Mosche Dajan gegen Ägypten brachte schon am ersten Tag (5. Juni) die Entscheidung; die Halbinsel Sinai wurde besetzt, ebenso gegen Jordanien das Westjordanland ("Westbank") einschließlich Ostjerusalems (Klagemauer) und gegen Syrien die Golanhöhen. Der Sieg im Sechstagekrieg ließ eine "Großisrael-Bewegung" unter den Juden entstehen, während die Situation der palästinensischen Araber in den besetzten Gebieten (Westbank, Gazastreifen) prekär wurde und blieb (Flucht und Vertreibung, israelische Militärregierung, palästinensischer Nationalimus, Al-Fatah und PLO [Palestine Liberation Organization] unter Jassir Arafat [†2004]). Der Sechstagekrieg machte Israel zu einer "Regionalmacht" im Nahen Osten. Mit Ägypten unter Präsident Nasser hielt ein Abnutzungskrieg am Suezkanal allerdings noch mehrere Jahr an (1968-1970; israelische "Bar-Lev-Linie"), bis unter Nassers Nachfolger Anwar al-Sadat es zunächst zum Jom-Kippur-Krieg (als Stellvertreterkrieg im Ost-West-Konflikt) (Oktober 1973; israelische Verteidigung der Golanhöhen gegen Syrien, ägyptische Vorstöße auf dem Sinai, israelischer Vorstoß Richtung Kairo), dann zum Waffenstillstand und schließlich über Sadats Besuch in Israel (1977) zum Friedensabkommen von Camp David (1978) kam (Abzug Israels vom Sinai). Der politisch-gesellschaftliche Konsens in Israel nach dem Sechstagekrieg verschwand indes in den 1970er-Jahren unter der Premierministerin Golda Meir (1969-1974) und ihrem Nachfolger Jitzchak Rabin (1974-1976, 1992-1995, ermordet), ablesbar an der Entstehung einer israelischen Siedlerbewegung, die sich für jüdische Ansiedlungen in den 1967 besetzten Gebieten aussprach (Anfänge in Gush-Ezion und Hebron 1973, israelische Siedlung Sebastia 1974), ablesbar aber auch daran, dass ab 1977 konservative Regierungen in Israel dominieren, deren Regierungschefs der Likud-Partei angehören: Den Likud-Premiers Menachim Begin (1977-1983), Jitzchak Schamir (1983-1984, 1986-1992), Benjamin Netanjahu (1996-1999, 2009-heute), Ariel Sharon (2001-2006) stehen die linksgerichteten Regierungschefs Schimon Peres (1983-1984, 1995-1996), Jitzchak Rabin, Ehud Barak (1999-2001) sowie der "liberale" Ehud Olmert (2006-2009) gegenüber. Das Friedensabkommen von Camp David war ohne Beteiligung der Palästinenser geschlossen worden, was das Verhältnis zwischen Israel und den Arabern in den besetzten Gebieten zusätzlich belastete; die PLO war schon 1970 aus Jordanien vertreiben worden, ein palästinensischer Terrorismus griff um sich (Terrorakt bei den Olympischen Spielen in München 1972 u.a.), die PLO bedrohte den Norden Israels. Der 1. Libanonkrieg Israels diente der Bekämpfung der PLO im Libanon (1982; zeitweilige Besetzung Beiruts, Massaker christlicher Falangisten in palästinensischen Lagern); bis 1985 bzw. 2000 solltten israelische Truppen im Süden des Libanon verbleiben (Aufstieg der islamistisch-schiitischen Hisbollah), der Libanonkrieg löste in Israel eine Friedensbewegung aus, entfremdete aber Juden und Palästinenser weiter voneinander. So kam es, verursacht durch die jüdischen Siedlungsaktivitäten, aber auch durch wirtschaftliche Probleme und Überbevölkerung (Gazastreifen, Gründung der islamistisch-sunnitischen Hamas 1987), auf Seiten der Palästinenser zur Ersten Intifada (1987-1993), einhergehend mit einer weiteren Militarisierung der israelischen (Zivil-) Gesellschaft (Militärdienst, Rolle der Reservisten). Politisch beruhigend wirkten zunächst die Friedensverhandlungen und das Abkommen von Oslo (1993), das einen israelisch-palästinensischen Ausgleich bei teilweiser palästinensischer Autonomie im Gazastreifen und in der Westbank vorsah, sowie der Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien (1994). Doch überwog in der Folgezeit auf beiden Seiten das Misstrauen, geschürt auch durch die Ermordung des israelischen Premiers Rabin durch einen jüdisch-religiösen Fundamentalisten (1995). Die vom Likud dominierten Regierungen seit den ausgehenden 1990er-Jahren hatten und haben jedenfalls kein Interesse an der Umsetzung des Osloer Friedensplans. Das Misstrauen mündete auf palästinensischer Seite in die Zweite Intifada (2000-2003; palästinensische Selbstmordattentäter). Es folgte der Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen (2005), was dort Auseinandersetzungen zwischen der PLO und der Hamas auslöste (2005-2007; Hamas im Gazastreifen, PLO im Westjordanland unter der Regierung von Mahmoud Abbas), es folgte der 2. Libanonkrieg zwischen Israel und der Hisbollah (2006). Das Westjordanland außerhalb der palästinensischen Autononiegebiete stellt somit auch und gerade heute eine Zweiklassengesellschaft zwischen jüdischen Siedlern und palästinenischen Arabern dar. Israel muss sich heute zwischen Kooperation und Konfrontation entscheiden, zwischen einer Ein- oder Zweistaatenlösung, zwischen einer demokratischen Einbeziehung der arabischen Bevölkerung oder deren Unterdrückung. [Buhlmann, 01.2021]

Zähringer, hochmittelalterliches Herzogsgeschlecht: Das hochmittelalterliche Fürstenhaus der Zähringer, vielleicht in Verbindung stehend mit der alemannischen Familie der Bertholde bzw. Alaholfinger, tritt mit der Marktrechtsurkunde Kaiser Ottos III. (984-1002) für Villingen erstmals konkret in Erscheinung (999). Mit Grafschaftsrechten ausgestattet, sich benennend nach der Burg Zähringen bei Freiburg im Breisgau, gelang es Berthold II. (1078-1111) die Herzogswürde in Schwaben zu erlangen (1092, 1098). Im Mit- und Gegeneinander zu den staufischen Königen entstand im südwestlichen Schwaben und nordöstlichen Burgund ein fürstliches Territorium, das auch neu gegründete "Zähringerstädte" mit einschloss. Nach dem Tod Herzog Bertholds V. (1186-1218), des Letzten der zähringischen Herzöge im hochmittelalterlichen Schwaben, teilten sich Staufer, die Grafen von Urach und Kiburg sowie die Herzöge von Teck das Zähringererbe.
Grundlegend für die Geschichte der Zähringer ist noch immer: Heyck, Eduard (1891), Geschichte der Herzoge von Zähringen, Freiburg i.Br. 1891, Nachdruck Aalen 1980, 672 S., DM 165,- mit Heyck, Eduard (1892), Urkunden, Siegel und Wappen der Herzoge von Zähringen, Freiburg i.Br. 1892, XII, 39 S., 4 Bll. Ebenso grundlegend ist: Parlow, Ulrich (Hg.) (1999), Die Zähringer. Kommentierte Quellendokumentation zu einem südwestdeutschen Herzogsgeschlecht des hohen Mittelalters (= VKGLBW A 50), Stuttgart 1999, XXVII, 573 S., DM 98,-. Zu verweisen ist noch auf die Freiburger Zähringer-Ausstellung von 1986: Die Zähringer (1986-1990) (= Veröffentlichungen zur Zähringer-Austellung I-III), hg. v. Archiv der Stadt Freiburg i.Br. u.a.: Bd.I: Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. v. Karl Schmid, Sigmaringen 1986, XIV, 257 S., Bd.II: Anstoß und Wirkung, hg. v. Hans Schadek, Karl Schmid, Sigmaringen 21991, XIX, 476 S., Bd.III: Schweizer Vorträge und neue Forschungen, hg. v. Karl Schmid, Sigmaringen 1990, VIII, 418 S., zus. DM 60,-. Daran anschließend ist zu verweisen auf: Buhlmann, Michael (2009), Die Zähringer - Herzöge im hochmittelalterlichen Schwaben (= VA 48), St. Georgen 2009, Essen 22010, 64 S., € 4,-. Spezielle Fragen zur Geschichte der Zähringer behandeln: Büttner, Heinrich (1969), Zähringerpolitik im Trierer Raum während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in: RhVjbll 32 (1969), S.47-59; Zotz, Thomas (1991), Dux de Zaringen - dux Zaringiae. Zum zeitgenössischen Verständnis eines neuen Herzogtums im 12. Jahrhundert, in: ZGO 139 (1991), S.1-44; Zotz, Thomas (2018), Die Zähringer. Dynastie und Herrschaft (= Urban Tb), Stuttgart 2018, 296 S., Schwarzweißabbildungen, Stammtafel, Karten, € 29,-. Um Zähringerrezeption (im weitesten Sinn) geht es in Publikationen wie: Hepperle, Ingrid (2016), Die Zähringer-Dynastie. Verein arbeitet Geschichte des Herzogsgeschlechts in St. Peter auf, in: Schwarzwälder Hausschatz 2016, S.191f. [Buhlmann, 07.2009, 06.2011, 04.2013, 03.2020]

Zähringerstädte: I. Eine Reihe von Städten besaß im hohen Mittelalter Beziehungen zu den zähringischen Herzögen, die die Städte gründeten oder diesen als Stadtherren vorstanden. Zu den zähringischen Gründungsstädten gehörten Bern, Freiburg im Breisgau, Freiburg im Üchtland und Villingen. Nach der Niederlage der Burgunder gegen Herzog Berthold V. (1186-1218) stiftete dieser an der Aareschlaufe die Stadt Bern (1191), vielleicht auf der Grundlage eines burgus (Befestigung, Siedlung) als Vorgängersiedlung, vielleicht benannt nach (Ort und Mark) Verona, jedenfalls in enger Verbindung stehend mit der Zähringerburg Nydegg und gelegen an einer wichtigen West-Ost-Verbindung durch das Schweizer Mittelland. Die berühmteste der "Zähringerstädte" ist das im Breisgau gelegene Freiburg. An ältere Siedlungen anknüpfend, entstand seit dem 11. Jahrhundert ein Gewerbe- und Handelsplatz mit einer Ministerialensiedlung (burgus), die civitas erhielt 1120 durch Konrad von Zähringen einen Markt (forum), Ausgangspunkt für die Stadtwerdung Freiburgs, dessen Stadtrecht sich im 12./13. Jahrhundert ausformte (Freiburger Stadtrodel, ca.1218). Das heutige Freiburger Münster wurde noch unter dem Zähringerherzog Berthold V. begonnen, nachdem dessen Großvater Konrad das Gotteshaus gegründet hatte; der "letzte Zähringer" ließ sich auch im Münster beerdigen. Wie Freiburg im Breisgau besaß auch das Freiburg im schweizerischen Üchtland (Fribourg) den mit "frei" verbundenen programmatischen Ortsnamen. 1157 soll Herzog Berthold IV. (1152-1186) das üchtländische Freiburg gegründet haben. Die Stadt entstand wohl auch zu einem Teil auf Besitz des Klosters Peterlingen, die Freiburger Handfeste von 1249 gilt als Überarbeitung des zähringischen Stadtrechts. Burgdorf ist ein Beispiel für die enge Verflechtung von Stadt und Burg. Der ursprünglich rheinfeldische Ort war ein Dorf, aus dem sich zur Zeit Herzog Bertholds V. eine Stadt entwickeln sollte, die im Schatten der damals ebenfalls entstandenen, bedeutenden Zähringerburg lag, einem Ensemble aus Vor- und Hauptburg, aus Türmen, Palas und Donjon. 1170/80 soll Herzog Berthold IV. auf Besitz des Klosters Tennenbach die Stadt Neuenburg am Rhein gegründet haben laut einer diesbezüglichen Notiz im Güterbuch des Zisterzienserklosters Tennenbach von 1317/41. II. Die Verschiedenartigkeit der Entstehung der "Zähringerstädte" bzw. "Zähringerorte" macht es nun wenig wahrscheinlich, dahinter eine einheitliche Planung zu erkennen, wie sie sich etwa topografisch in den angeblichen zähringischen Straßenkreuzen widerspiegeln soll. Auch wird man schon für die Zähringerzeit, also für die Zeit der Ausbildung und Gründung der Städte, nicht von einem Zusammenhalt zwischen den "Zähringerstädten" ausgehen können. Zu ungleichartig war der "Staat der Zähringer", und nach deren Aussterben (1218) gelangten die Zähringerorte an verschiedene Herrscher und Territorien. Mithin gründet die heutige Fiktion von den zwölf "Zähringerstädten" Bräunlingen, Freiburg im Breisgau, Neuenburg, St. Peter im Schwarzwald, Villingen und Weilheim a.d. Teck (in Deutschland) sowie Bern, Burgdorf, Freiburg im Üchtland, Murten, Rheinfelden und Thun (in der Schweiz) lediglich auf der (zufällig gemeinsamen) Entstehung der Orte in hohem Mittelalter und "Zähringerstaat". Der heutzutage propagierte Mythos von den "Zähringerstädten" ist also Ausfluss einer alles in allem beschönigenden und pauschalisierenden Zähringertradition, die so mit den historisch überlieferten Bedingungen der Orte seit dem hohen Mittelalter nicht übereinstimmen kann.
Zur Stadt der Zähringerzeit bzw. zu den "Zähringerstädten" s.: Buhlmann, Michael (2011), Die Zähringer und Villingen, in: GHV 34 (2011), S.122-131 > > V Villingen Kaltwasser, Stephan, Krieg, Heinz (Hg.) (2019), Archäologie und Geschichte der Stadt in der Zähringerzeit (= FOLG 61), München 2019, 271 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, € 39,- (mit den Beiträgen: Ulrich Parlow, Neuenburg am Rhein: Von der Stadtgründung bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts [Stadtgründung durch Berthold IV. ca.1175 als Novum Castrum gegen das staufische Elsass; staufische Königsstadt ab 1218, Herrschaft der Grafen von Freiburg bis 1274, Stadtsiegel 1261, Schlacht bei Hausbergen 1262, Reichsstadt [Privileg König Adolfs 1292] und Verpfändung 1331, habsburgisch-vorderösterreichische Herrschaft ab 1331; Rheinhochwasser]; Mathias Kälble, Die Zähringer als Gründer und Förderer von Städten im rechtsrheinischen Raum [Berthold II., Berthold III.: Rottweil, Villingen; Konrad: Freiburg i.Br., Offenburg; Berthold IV.: Freiburg im Üchtland, Murten, Thun, Moudon, Burgdorf, Bern, Neuenburg; Berthold V.: Burgdorf, Breisach, Villingen]; Bertram Jenisch, Neue archäologische Befunde zu Zähringerstädten im rechtsrheinischen Raum (Freiburg im Breisgau, Villingen, Neuenburg am Rhein) [Planung, Hausbau, Stadtbefestigung: Topografie, Vorgängersiedlungen, Straßensystem, Infrastruktur, Stadtmauer]; Stephan Kaltwasser, Materielle Kultur - erläutert am Fundmaterial und an hervorgehobenen Befunden aus den archäologischen Ausgrabungen in Neuenburg am Rhein [Gruben, Fundamente, Keramik]; Thomas Zotz, Zürich, Freiburg in Burgund, Bern. Zum Umgang der Zähringer mit einer alten und zwei neuen Städten [Zürich als Vorort des Herzogtums Schwaben 1098; zähringische Gründungen Freiburg in Burgund und Bern]; Gerold Bönnen, Prozesse ländlicher und städtischer Gemeindebildung am nördlichen Oberrhein (12./13. Jahrhundert) [gesellschaftliche Dynamik im Hochmittelalter -> "ländliches Handeln" und ländliche Gemeindebildung parallel zur Stadtentstehung: gemeinsame Stiftungen für kirchliche Institute, dörfliche Gemeinschaften in Konsens und Konflikt]; Jürgen Dendorfer, Die Zähringer und ihre Städte - Mythen, Narrative, Befunde [Mythos "Zähringerstädte" s.o.]; Gabriel Zeilinger, Urbanisierung im hochmittelalterlichen Elsass - und die Bedeutung von Herrschaftswechseln in der Städtegeschichte [staufisches Elsass, nachstaufische Zeit der Straßburger Bischöfe und der Habsburger; Herrschaftswechsel und Stadtprivilegierungen, Städte als "Akteure im Herrschaftsverhältnis"]; Heinz Krieg, Die Bischofsstädte Basel und Straßburg im 12. Jahrhundert und Freiburg im Breisgau [oberrheinische Bischofsstädte mit ihrer Kommunebildung als Vorlauf und "Vorbild" für Freiburg im Breisgau]; Christoph Philipp Matt, Basel zwischen 1000 und 1300: Die Stadt wird archäologisch fassbar [Münster und Kirchen, Holzbauten, frühe Steinbauten, romanische Bausubstanz, innerstäddtische Türme, Stadtbefestigung und Stadterweitereungen]; Frank Löbbecke, Freiburg - Basel - Konstanz: Der bauliche Bestand um 1200 [hochmittelalterliche Stadtstrukturen: Infrastruktur, Häuser, Profan- und Sakralbauten, Stadtausbau]; Matthias Untermann, Archäologie und Geschichte der Satdt in der Zähringerzeit. Überlegungen und Beobachtungen zur Neuenburger Tagung aus dem Blickwinkel der Archäologie). [Buhlmann, 12.2010, 06.2021]

ZAGV = Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins

Zamoyski, Adam (2012), 1812. Napoleons Feldzug in Russland, München 2012, 720 S., € 29,95. Der Frieden von Tilsit (1807) zwischen dem französischen Kaiserreich Napoleons (1799-1814) und dem russischen Zarenreich Alexanders I. (1801-1825) trug den Keim späterer Zerwürfnisse zwischen den beiden europäischen Großmächten in sich. Zunehmendes gegenseitiges Misstrauen, die Last der napoleonischen Kontinentalsperre gegen Großbritannien und die mögliche Wiederherstellung eines polnischen Königreiches führten schließlich zum Einfall Napoleons in Russland (1812). Dem waren die französische Besetzung des schwedischen Vorpommern (März 1812), die Bildung der Grande Armée aus 475000 bis 610000 Soldaten (Franzosen, Verbündete, Hilfstruppen) und umfangreiche logistische Vorbereitungen vorausgegangen. Dem Übergang des Hauptheeres vom Großherzogtum Warschau über den Njemen (24. Juni 1812) folgte der Vorstoß der napoleonischen Truppen nach Wilna, während die russische Armee zunächst unter Zar Alexander, dann unter dem Oberbefehl von Barclay de Tolly zurückwich. Die Schlacht und Einnahme von Smolensk (17. August 1812) ermöglichte das weitere Vordringen Richtung Moskau. Der Oberbefehl über das russische Heer kam nun an Kutusow, die Schlacht bei Borodino (7. September 1812) endete mit einem Sieg Napoleons, die im Wesentlichen noch intakte russische Armee wich unter Aufgabe von Moskau weiter zurück. Die Grande Armée erreichte die ehemalige Hauptstadt des Zarenreichs am 14. September (Brand Moskaus). Es war nun ein militärisches Patt erreicht; Napoleons Hoffnungen auf Friedensverhandlungen erfüllten sich nicht, auch ließen Napoleons Planungen eine militärische Strategie vermissen. So blieb nur der Rückzug der durch die Kämpfe und durch die unzureichende logistische Versorgung zusammengeschmolzenen Grande Armée (19. Oktober 1812). In den Flanken durch russische Armeen bedroht (Schlacht bei Tarutino, 18. Oktober 1812), gelang bei immer schlechter werdender Witterung der Rückzug über Malojaroslawez und Moschajsk unter Mitnahme von Beute und einr großen Menge von Zivilisten. Nach der Schlacht bei Wjasma (3. November 1812) erwies sich Smolensk, das am 9. November erreicht wurde, als nicht sicher, so dass sich die Grande Armée weiter zurückzog und sich mit der französischen Flankenarmee aus Polozk vereinigen konnte, während der Rückweg über Minsk versperrt war. Napoleons Übergang über die Beresina (25.-29. November 1812) ermöglichte den weiteren Rückzug auf Wilna. Die Grande Armée erlitt "im Gebiet des Todes" zwischen Beresina und Wilna die relativ meisten Verluste an Menschen (Auflösung der Moskauer Armee), nachdem schon zuvor durch Hunger und Kälte viele Soldaten, Zivilisten, Kranke, Verwundete und Pferde in einem kaum zu beschreibenden, grauenhaften Ausmaß zugrunde gegangen waren. Von Wilna aus begab sich Napoleon zurück nach Frankreich und Paris (5. Dezember 1812). Die Reste der franzosischen Armee mussten sich auch aus Wilna zurückziehen (10. Dezember 1812), Zurückgebliebene wurden massakriert, Verwundete blieben Tage lang unversorgt. Die Verluste der Grande Armée wogen schwer, der Feldzug war militärisch und politisch eine Katastrophe, der Anfang vom Ende für Napoleons Herrschaft über Europa. [Buhlmann, 05.2012]

Zamoyski, Adam (2014), 1815. Napoleons Sturz und der Wiener Kongress, München 2014, 704 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 29,95. Die Niederlage Napoleons und der Grande Armée im Feldzug gegen Russland (1812) bedeutete den Anfang vom Ende der französischen Hegemonie auf dem europäischen Kontinent. Das Königreich Preußen sollte sich auf die Seite des russischen Zaren Alexander I. (als "Retter Europas", 1801-1825) stellen. Im Verlauf des Jahres 1813 näherte sich die Habsburgermonarchie dem Bündnis an, das auch von Großbritannien unterstützt wurde, und erklärte schließlich Frankreich auch den Krieg (10. August 1813). Nach unergiebigen Friedensverhandlungen in Prag siegten die alliierten Großmächte in der "Völkerschlacht bei Leipzig" (16.-19. Oktober 1813). Alliierte Truppen drangen zu Beginn des Jahres 1814 in Frankreich ein, das alliierte Bündnis von Chaumont und die Besetzung von Paris (30. März 1814) führten zur Abdankung Napoleons (11. April 1814), der nach dem Willen Zar Alexanders Herzog von Elba wurde, und zum Ersten Pariser Frieden (31. Mai 1814) bei Rückkehr der Bourbonen auf dem französischen Königsthron (Ludwig XVIII., 1814-1824). In der Folge sollte sich unter den Verhandlungsführern Metternich (als Einlader, Österreich), Castlereagh (Großbritannien), Hardenberg (Preußen), Nesselrode (Russland) und Talleyrand (Frankreich) der Wiener Kongress (1814/15) formieren, bei dem es zunächst um die Stellung (eines russischen) Polens, um das Königreich Sachsen und die Stellung Preußens, dann auch um die Neuordnung Mitteleuropas (Deutscher Bund) ging (Schlussakte, 9. Juni 1815). Parallel zum Geschehen auf dem Wiener Kongress sollten die "hundert Tage" des von Elba geflohenen Napoleon, in denen dieser nochmals über Frankreich herrschte, mit der Schlacht bei Waterloo (16.-18. Juni 1815) enden. Der Zweite Pariser Frieden (20. November 1815) steht dann am Schluss eines "disharmonischen Konzerts", das die restaurative Neuordnung Europas nach Französischer Revolution und napoleonischer Herrschaft regeln sollte und einen "Stillstand Europas" im (globalen) 19. Jahrhundert einleitete. [Buhlmann, 03.2015]

Zamoyski, Adam (2014), Phantome des Terrors. Die Angst vor der Revolution und die Unterdrückung der Freiheit 1798-1848 (= dtv 34958), München 2019, 623 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 16,90. Französische Revolution und Napoleon bewirkten eine Neuordnung Europas auch über den unmittelbaren Herrschaftsbereich des Kaisers der Franzosen hinaus. Nach dem Sturz Napoleons folgte, beginnend mit dem Wiener Kongress (1814/15), eine Phase der Restauration: Königreiche und Fürstentümer wurden wiederhergestellt, die Furcht vor einer weiteren Revolution trieb seltsame Blüten und erzeugte in vielen Staaten (Großbritannien, Habsburgermonarchie, Russland, Preußen, Frankreich) einen reaktionären Unterdrückungsapparat, der selbst "gemäßigte liberale Tendenzen" in die Schranken verwies. Die Karlsbader Beschlüsse (1819), revolutionäre Verschwörungstheorien und das ans Irrationale grenzende Verhalten des österreichischen Diplomaten Metternich (†1859) sind hierfür nur einzelne Beispiele. Die [wie auch immer zu definierende] "natürliche Entwicklung der europäischen Gesellschaft" geriet somit ins Stocken, während die repressiven und die Bevölkerung täuschenden Maßnahmen der Herrschenden sehr wohl die (administrativen, polizeilichen) "Errungenschaften" der vorausgegangenen Umbruchszeit verwendeten. Dies hatte Auswirkungen auf die (ungenügende) wirtschaftliche Situation mancher der europäischen Staaten (Habsburgermonarchie), auch die nationalen Einheitsbestrebungen in Deutschland und Italien wurden unterdrückt. Aller Repression zum Trotz entlud sich der offenkundige "Reformstau" in den Revolutionsbewegungen von 1830 und 1848/49. Mit der Pariser Julirevolution von 1830 waren z.B. verbunden: die Entstehung des Königreichs Belgien (belgische Revolution 1830), der Aufstand in Kongresspolen gegen den russischen Zaren (1830/32), die Einführung von neuen Verfassungen z.B. in manchen Ländern des Deutschen Bundes. Die Märzrevolution von 1848 beendete in den Ländern des Deutschen Bundes den "Vormärz" (1830/48), Aufstände und Frankfurter Nationalversammlung (1848/49) waren Ausfluss einer liberalen Bürgerlichkeit, die sich allerdings letztlich gegen die Fürstenmacht nicht durchsetzen konnte. [Buhlmann, 12.2019]

Zangger, Eberhard (1994), Ein neuer Kampf um Troja. Archäologie in der Krise, München 1994, 352 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, Pläne, Zeittafel, (DM 39,80). Die Geschichte um den nordwestkleinasisatischen Ort Troja und den trojanischen Krieg kann eingebunden werden in die politischen Umwälzungen in Vorderasien und rund um das östliche Mittelmeer am Ende der Bronzezeit (13. Jahrhundert - 12. Jahrhundert v.Chr., Anfang). Danach standen sich damals die Mächtekoalitionen Ägypten - Hethiter (Anatolien) - Amurru (Syrien) - Achaia (Griechenland) (Allianz der Großreiche) und Ahhijawa (Troja)/Arzawa (südwestliches Kleinasien) - Kaska - Mitanni (Mesopotamien) - Assyrien (Mesopotamien) - Libyen ("westanatolische Allianz") gegenüber bei weitgehend neutralen Mächten Kreta, Zypern und Kanaan. Das Troja der späten Bronzezeit war eine wichtige Handelsstadt an der Schiffsdurchfahrt zwischen Ägäis und Schwarzem Meer (Akropolis [Palastanlage], Unterstadt, bronzezeitliches Troja/Ilion VI-VIIa [ca.1700-1186 v.Chr.]). U.a. einschneidende Veränderungen im Handel zwischen Achaia, Ahhijawa und Syrien führten im 13. Jahrhundert v.Chr. (Schlacht von Kadesch 1275, Krisenbeginn 1260/40, Schwäche des Hethiterreichs und militärische Hochrüstung [Verteidigungsanlagen] 1240/20 v.Chr.) und insbesondere an der Wende vom 13. zum 12. Jahrhundert v.Chr., während der Krisenjahre des östlichen Mittelmeerraums, zu politisch-militärischen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf das Hethiterreich unterging (Einfall der Kaskäer, Eroberung Hattusas), Zypern und Syrien von den "Seevölkern" heimgesucht wurden und die "westanatolische Allianz" aus Ahhijawa, Arzawa und Libyen zunächst im Vorteil war (Kontrolle eines Gebiets zwischen Thrakien und Palästina), während Ägypten wegen innerer Wirren weitgehend unregierbar war. Das Blatt wendete sich, als die achaiisch-mykenischen Griechen des "heroischen Zeitalters" Troja angriffen und eroberten (1186 v.Chr., trojanischer Krieg, Troja/Ilion VIIb [1186-ca.1000 v.Chr.]); die "westanatolische Allianz" unterlag, es gab keine Gewinner in den militärischen Auseinandersetzungen, in Griechenland und Kleinasien begann das "dunkle Zeitalter" mit dem politischen Aufstieg neuer Mächte. [Buhlmann, 03.2016]

Zatschek, Heinz, Die Reichsteilungen unter Ludwig dem Frommen, in: MIÖG 49 (1935), S.185-224 > L Ludwig der Fromme

Zauzich, Karl-Theodor (1980), Hieroglyphen ohne Geheimnis. Eine Einführung in die altägyptische Schrift für Museumsbesucher und Ägyptentouristen (= KGAW 6), Mainz 1980 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Zayas, Alfred M. de (1979), Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle. Deutsche Ermittlungen über alliierte Völkerrechtsverletzungen im Zweiten Weltkrieg, München 41984, 480 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweißtafeln, Karte, DM 22,-. Jenseits und unter Ausblendung der schweren deutschen Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) beschäftigte sich in dieser massiven miltärischen Auseinandersetzung eine Wehrmacht-Untersuchungsstelle mit den Völkerrechtsverletzungen der Kriegsgegner Deutschlands. Diese konnte an eine Militäruntersuchungsstelle im Preußischen Kriegsministerium während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) anknüpfen, deren Ergebnisse (Denkschriften, Unterlagen) politisch auch noch in der Weimarer Republik Verwendung fanden (parlamentarischer Untersuchungsausschuss 1919/26 -> Entschließungen und Gutachten als fünfbändiges Werk "Völkerrecht im Weltkrieg"). Mit Erlass vom 4. September 1939 entstand dann die Wehrmacht-Untersuchungsstelle (WUSt) als Nachfolgestelle der Militäruntersuchungsstelle im Preußischen Kriegsministerium; auch gab es Untersuchungsstellen der deutschen Kriegsgegner (Sowjetunion 1941; Australien, Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Jugoslawien, Niederlande, Norwegen, Polen, Tschechoslowakei u.a. 1943 als "United Nations War Crimes Commission"). Unter der Leitung von Johannes Goldsche (1939-1945) beschäftigte sich die WUSt u.a. mit: Kriegsverbrechen in Polen, auf Kreta, in der Sowjetunion, auf der Krim, in Grischino, in Lemberg, in Katyn, in Winniza, auf See (Schiffbrüchige, Lazarettschiffe). [Buhlmann, 11.2023]

ZBGV = Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins

Ze

Zeggert, Gerhard (1954), Theoger (Dietger von Metz). Abt des Klosters St. Georgen im Schwarzwald in den Jahren 1088-1118, o.O. [1954] > T Theoger von St. Georgen

Zehm, Günter Albrecht (1965), Jean-Paul Sartre (= Friedrichs Dramatiker des Welttheaters, Bd.8), Velber 21969 > S Sartre, Jean-Paul

Die Zeit. Welt- und Kulturgeschichte. Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden (mit dem Besten aus der Zeit) ist eine zwanzigbändige Reihe zur Weltgeschichte der Menschheit. U.a. erschienen ist: Bd.1 (2006): Anfänge der Menschheit und Altes Ägypten, Hamburg 2006, 608 S., Farbabbildungen, Karten, € 14,90. > W Weltgeschichte [Buhlmann, 01.2019]

Zeit, soziale Zeit: I. Zeit bestimmt Geschichte, denn Geschichte ist u.a. als das Aufeinanderfolgen von Ereignissen in der Zeit erklärbar. Nur in einem zeitlichen Kontext werden Entwicklungen fassbar, Entwicklungen, die nicht nur den Menschen betreffen - wenn etwa die Erdgeschichte oder die Geschichte des Universums betrachtet werden. Damit bildet die Grundlage jeglicher Zeit und menschlicher Zeitrechnung die physikalische Zeit. Entstanden in der "universellen" Singularität des Urknalls, entstanden "aus" der Planckzeit und der vielleicht zeitlosen "Ewigkeit" des Raums "vor" dem Urknall durch einen relativistisch-quantenmechanischen Tunneleffekt, bildete sich mit dem Urknall die heute, seit 13,7 Milliarden Jahren existierende Raumzeit der allgemeinen und speziellen Relativitätstheorie, bildeten sich Galaxien, Sonnen, Planeten und Monde und damit ein (in Teilen?) anthropisches Universum. Das (schwache) anthropische Prinzip besagt dabei, dass die physikalischen Voraussetzungen des Universums so gegeben sind, dass "menschliche" Beobachter existieren können. Dem Prinzip entspricht es, dass die Menschen in der Lage sind, das Universum in einem "menschlichen" Sinne zu "verstehen", besser: zu interpretieren. Dass dieses Interpretieren nicht nur auf die moderne Zeit beschränkt ist, wird daran erkennbar, dass schon Menschen in vorgeschichtlichen Zeiten, den Lauf von Sonne, Mond und Planeten beobachtet haben. Die Kalenderrechnung ist damit Ausfluss dieses Erkenntnisprozesses und verbindet religiös-philosophisch-wissenschaftliche Denkweisen vom "Himmel" mit den auch praktischen Gegebenheiten einer zeitlichen Ordnung auf "Erden". Zeitrechnung ist eine sich den astronomischen Grundgegebenheiten des Laufes der Gestirne annähernde, in verschiedenen geschichtlichen Kulturen verschieden ausgestaltete Zeit- und Kalenderordnung. II. Für die Zeitrechnung im europäischen Mittelalter hauptsächlich des christlichen Abendlandes bedeutet das: Das Zeitverständnis des mittelalterlichen Menschen ist die soziale Zeit (im Gegensatz zur physikalischen). Von daher lässt sich Begrifflichkeit von Zeit im Mittelalter auch mit wirtschaftlichen und sozialen Kategorien der damaligen Welt verbinden ("Soziozeitlichkeit"). Die soziale Zeit ist dann gerade im Bereich der mittelalterlichen Gesellschaft einerseits durch bäuerliche, andererseits durch kirchliche Zeitvorstellungen bestimmt, wobei sich diese Zeitvorstellungen gegenseitig durchdrangen und beeinflussten. Die "bäuerliche Zeit" ist dabei die "naturgegebene" Zeit des Wechsels der Jahreszeiten und die Zeit der zwölf Monate, besonders im germanisch-"barbarischen" Zeitalter des beginnenden Mittelalters. Sie ist eine zyklische Zeit, die sich jährlich gemäß den Jahreszeiten wiederholt, und nicht von ungefähr kommt das Wort "Jahr" vom germanischen ár, was soviel wie "Ernte" und "Ertrag" bedeutet; auch die "Gezeiten" des Meeres und des Wetters (tid) betonen das Wiederkehrende dieser zyklischen Zeit. Die bäuerliche Zeit ist weniger durch ihre Dauer und durch Zeitabschnitte charakterisiert, sie ist vielmehr mit Handlung und Inhalt angefüllt, wird also anthropomorph empfunden. Das stellt die "bäuerliche Zeit" in engen Zusammenhang mit Mythen, Ritualen, Feiern und Festen; Zeit wird unmittelbar erlebt. Die "kirchliche Zeit" ist entstanden im Übergang vom Heiden- zum Christentum. Sie ist die Zeit des christlichen Kalenders, der sich jährlich wiederholenden Heilsgeschichte mit den Festen des Weihnachts- und des Osterkreises sowie den Heiligentagen als Bezugspunkten. Die kirchliche Zeit ist indes nur partiell zyklisch; sie verläuft auch "linear", "vektorartig" von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht, ist mithin - so die Vorstellung im Christentum - in die Ewigkeit Gottes eingebettet. Sie gliedert den Tag nach den kanonischen Horen, das Jahr in Abschnitte der immerwährenden Heilsgeschichte. Dabei wurden in den kirchlichen Kalender die Termine der bäuerlichen Zeit integriert, Himmel und Erde auf solche Weise miteinander verbunden. Schon früh war der kirchlich geprägte mittelalterliche Kalender daher mehr als nur praktische Zeitrechnung, war ein wesentlicher Bestandteil der christlichen Religion, die auch darüber Einfluss auf die mittelalterliche Welt nahm. Dies galt gerade auch für die sog. immerwährenden Kalender, die in Erweiterung der üblichen Kalendare die Berechnung der Wochentage und beweglichen Feste ermöglichte und gleichsam den Kirchen-kalender und die Ostertafel (als jahrweise abzählend vorgehende Berechnung des Osterfestes) miteinander vereinte. Die immerwährenden Kalender treten im 11./12. Jahrhundert in Westeuropa auf. Im späten Mittelalter erfuhren die immerwährenden Kalender - wie die Zeitrechnung überhaupt - eine weitere Verbreitung im außerkirchlichen Bereich. Die Erfindung der mechanischen Uhr, die Entstehung einer von den jahreszeitlich bedingten Naturabläufen unabhängigen, städtischen, "kaufmännisch-laikalen Zeit" führte damals zu einer (nochmals) gesteigerten Rationalität und Berechenbarkeit von Zeit in einer zunehmend abstrakt gewordenen Zeiterfahrung. Dies hing mit der Ausbreitung der "rechnerischen Mentalität" und letztendlich mit der Vernunft in Wissenschaft und Theologie zusammen. Ihren Ausdruck fand die ratio insbesondere in der mittelalterlichen Mathematik: Die Arithmetik für das Rechnen mit den Zahlen und die für die Chronologie zuständige Astronomie waren zwei Teile des Quadriviums ("Vierweg"), der vier mathematischen Disziplinen innerhalb des Systems der septem artes liberales ("sieben freien Künste"), das als griechisch-römische Grundlage für die mittelalterliche Wissenschaft und Scholastik so bedeutsam gewesen war. Zeitrechnung (Komputistik [putare = glauben, computare = rechnen]) gehört also zur "Vernunftwelt" des Mittelalters. Der praktisch-religiösen Bedeutung der Zeitrechnung im Mittelalter entsprachen die enge Verwandtschaft und ein fließender Übergang zwischen Kalendarien und Nekrologien. Zeitrechnung war damit auch Teil des mittelalterlichen Zeitbewusstseins, war mithin ein mentalitäts- und kulturgeschichtliches Phänomen, wie nicht zuletzt der enge Zusammenhang zwischen Zeitbewusstsein und kirchlicher Liturgie beweist. Es bleibt noch zu erwähnen, dass sich die mittelalterliche Kalenderrechnung in der (kirchlichen) Festkultur niederschlug. Die festlich begangenen "Hochzeiten" bildeten dabei den unabdingbaren Gegenpol zum Alltag der mittelalterlichen Bevölkerung. III. Vom philosophischen Standpunkt aus gesehen, stellt sich die Zeit in der industrialisierten Moderne (19.-21. Jahrhundert) vielfältig dar: als Zeit der Langeweile und des Anfangens (offene, geschlossene Zeit), als Zeit der Sorge (Leben und Tod), vergesellschaftete Zeit (Zeitdisziplin, Gleichzeitigkeit, Kommunikation), bewirtschaftete Zeit (Knappheit von Zeit, Zeitpläne), Lebens- und Weltzeit (Zeitspannen und Zeiterfahrung, Wirklichkeit und Vorstellung, ideologische Zeitvorstellungen [materialistisch, christlich, fortschrittlich, evolutionär]), als physikalische Zeit (Anfang und Ende von Zeit, Relativitätstheorie und Gleichzeitigkeit), Eigenzeit (des Individuums und des menschlichen Körpers), als Zeit und Spiel (Mythos, Literatur, Kunst, Fotografie, Musik -> Plötzlichkeit, "ewiger Augenblick", Erinnerung), als erfüllte Zeit und Ewigkeit (Mystik, Unsterblichkeit, Seele des Menschen, christliche Auferstehung) (nach: Safranski, Zeit). IV. Ähnliche Rückschlüsse wie für die mittelalterliche Zeitrechnung lassen sich für außereuropäische Gesellschaften und Kulturen treffen. Es sei an die Welt des Islam erinnert (Kalender und Hidschra-Zeitrechnung, persisches Sonnenjahr, türkisches Finanzjahr, christlich-orientalische Kalenderrechnung), an die indischen Kulturen, an China oder Japan.
Zur technischen Chronologie s. > C Chronologie. Die Rolle der Zeit hauptsächlich in der christlich-europäischen Kultur des Mittelalters und der Neuzeit betrachten: Aicher, Hermann (1912), Beiträge zur Geschichte der Tagesbezeichnung im Mittelalter (= QstHS Innsbruck 4), Innsbruck 1912, 167 S.; Altenburg, Detlef, Jarnut, Jörg, Steinhoff, Hans-Hugo (Hg.) (1991), Feste und Feiern im Mittelalter. Paderborner Symposion des Mediävistenverbandes, Sigmaringen 1991, 551 S., Abbildungen, DM 78,- (mit den Beiträgen: Derek Brewer, Feasts in England and English Literature in the Fourteenth Century; Gerd Althoff, Fest und Bündnis; Neithard Bulst, Feste und Feiern unter Auflagen. Mittelalterliche Tauf-, Hochzeits- und Begräbnisordnungen in Deutschland und Frankreich; Hans-Werner Goetz, Der kirchliche Festtag im frühmittelalterlichen Alltag; Klaus Graf, Schlachtengedenken im späten Mittelalter. Riten und Medien der Präsentation kollektiver Identität; Harry Kühnel, Spätmittelalterliche Festkultur im Dienste religiöser, politischer und sozialer Ziele; Karl-Heinz Leven, Festmähler beim Basileus; Daniel Poirion, La Fête dans les Chroniques de Froissart; Franz Tinnefeld, Die Rolle der Armen bei Festfeiern im byzantinischen Hofzeremoniell; Hayo Vierck, Hallenfreude. Archäologische Spuren frühmittelalterlicher Trinkgelage und mögliche Wege zu ihrer Deutung; Petronella Bange, Frauen und Feste im Mittelalter: Kindbettfeiern; Wolfgang Haubrichs, Heiligenfest und Heiligenlied im frühen Mittelalter. Zur Genese mündlicher und literarischer Formen in einer Kontaktzone laikaler und klerikaler Kultur; Eberhard Nellmann, Der Feiertag auf dem Dorf: Überlegungen zu Neidhart und zum Bayerischen Landfrieden von 1244; Werner Rösener, Ländlich-bäuerliche Feste im Hoch- und Spätmittelalter; Bernd Schneidmüller, Reichsfürstliches Feiern. Die Welfen und ihre Feste im 13. Jahrhundert; Claude Thomasset, La Chevalerie et l'ostentation dans l'évocation de la fête; Heinz Wolter, Der Mainzer Hoftag von 1184 als politisches Fest; Thomas Zotz, Die Stadtgesellschaft und ihre Feste; Hartmut Boockmann, Spielleute und Gaukler in den Rechnungen des Deutschordens-Hochmeisters; Angelica Rieger, Beruf: Joglaressa. Die Spielfrau im okzitanischen Mittelalter; Gerald Beyreuther, Die Osterfeier als Akt königlicher Repräsentanz und Herrschaftsausübung unter Heinrich II. (1002-1024); Gunilla Björkvall, The Last Jugdment: the Apocaliptic Theme in the Easter Offertory Trope Ab increpatione et ira; Andreas Haug, Zur Musik der ältesten Ostertropen; Ritva Jacobsson, The Conception of Easter in the Liturgical Celebration, Reflected in the Poetry of the Medieval Church; Hartmut Müller, Die Feier des Metzer Osteroffiziums im 9. Jahrhundert; Markus J. Wenninger, Das gefährliche Fest. Ostern als zeitlicher Kristallisationspunkt antijüdischen Verhaltens; Frank-Rutger Hausmann, Rabelais' Gargantua et Pantagruel als Quelle mittelalterlicher Fest- und Spieltradition; Udo Kindermann, A la feste sui venuz, et ostendam quare: Ein Gegenfest schafft lateinische Literatur; Dietz-Rüdiger Moser, Fastnacht und Fronleichnam als Gegenfeste. Festgestaltung und Festbrauch im liturgischen Kontext; Philippe Walter, Der Bär und der Erzbischof. Masken und Mummenschanz bei Hinkmar von Reims und Adalbero von Laon; Trude Ehlert, Die Funktionen des Hochzeitfestes in deutscher erzählender Dichtung vornehmlich des 12. und 13. Jahrhunderts; Franz-Reiner Erkens, Fecit nuptias regio, ut decuit, apparatu. Hochzeitsfeste als Akte monarchischer Repräsentation in salischer Zeit; Christoph Houswitschka, Mehrfachhochzeit und Waffenbruderschaft in den mittelenglischen romances und in der Tale of Gareth - ein Vergleich; Anne Berthelot, Des Fêtes arthuriennes classiques aux fêtes ritualisées du Roman de Perceforest; Elisabeth Brewer, Feasts and the Role of Women in Malory's Le Morte Darthur; Joerg O. Fichte, Das Fest als Testsituation in der mittelenglischen Artusromanze; Robert Newhauser, Court Festivities in Sir Gawein and the Green Knight: Paradigm and Transformation; Adalberth Roth, L'homme armé, le doubté turcq, l'ordre de la toison d'or. Zur 'Begleitmusik' der letzten großen Kreuzzugsbewegung nach dem Fall von Konstantinopel; Sabine Zak, 'Imitatio' vorbildlicher Höfe bei der zeremoniellen Festmusik in Spätantike und Frühmittelalter; Alois Niederstätter, Königseinritt und -gastung in der spätmittelalterlichen Reichsstadt; Agostino Paravicini Bagliani, Der Papst auf Reisen im Mittelalter; Bernard Ribemont, L'Entreé d'Isabeau de Bavière à Paris: Une fête textuelle pour Froissart; Peter Johanek, Fest und Integration); Becker-Huberti, Manfred (2000), Lexikon der Bräuche und Feste. Über 3000 Stichwörter mit Infos, Tipps und Hintergründe für das ganze Jahr, Freiburg-Basel-Wien 22001, 480 S., Abbildungen, DM 49,80; Bieger, Eckhard ([2006]), Die Feste im Kirchenjahr. Entstehung, Bedeutung, Brauchtum, Leipzig [2006], 107 S., € 5,-; Bieritz, Karl-Heinz (1986), Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, 270 S., (D)M 22,-; Bilfinger, Gustav (1892), Die mittelalterlichen Horen und die modernen Stunden. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte, Stuttgart 1892, X, 279 S.; Borst, Arno (1984), Ein Forschungsbericht Hermanns des Lahmen, in: DA 40 (1984), S.379-477; Borst, Arno (1988), Computus. Zeit und Zahl im Mittelalter, in: DA 44 (1988), S.1-82; Brincken, Anna-Dorothee von den (2000), Historische Chronologie des Abendlandes. Kalenderreformen und Jahrtausendrechnungen. Eine Einführung, Stuttgart-Berlin-Köln 2000, X, 132 S., DM 39,80; Dohrn-van Rossum, Gerhard (1992), Die Geschichte der Stunde. Uhren und moderne Zeitrechnungen, München-Wien 1992, 415 S., Abbildungen, DM 68,-; Fraser, Julius T. (1991), Die Zeit. Auf den Spuren eines vertrauten und doch fremden Phänomens (= dtv 30023), München 21992, 478 S., Abbildungen, DM 19,80; Goudsmit, Samuel A., Claiborne, Robert u.a. (1966), Die Zeit (= Life - Wunder der Wissenschaft), o.O. [Amsterdam-Frankfurt a.M.] 1967, 200 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM 21,80; Huber, Franz (1994), Das gesegnete Jahr. Bilder und Texte zum Kirchenjahr, Freiburg i.Br. 21994, 176 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM N.N.; Rosenan, Naftali (1976), Das jüdische Jahr (= Ausstellungskatalog), Zürich 1976, 72 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, SFR N.N. (als Gang durch das jüdische Jahr unter Bezugnahme auf den Sabbat, die hohen Feitertage und die persönlichen Feiern); Safranski, Rüdiger (2015), Zeit. Was sie mit uns macht und was wir aus ihr machen, München 22015, 272 S., € 24,90; Schaller, Hans-Martin (1974), Der heilige Tag als Termin mittelalterlicher Staatsakte, in: DA 30 (1974), S.1-24; Schimmel, Annemarie (2001), Das islamische Jahr. Zeiten und Feste (= BSR 1441), München 2001, 167 S., Abbildungen, DM 19,90; Sierck, Michael (1995), Festtag und Politik. Studien zur Tagewahl karolingischer Herrscher (= AKG Beih.38), Köln-Weimar-Wien 1995, XIV, 496 S., DM 98,-; Thomsen, Christian W., Holländer, Hans (Hg.) (1984), Augenblick und Zeitpunkt. Studien zur Zeitstruktur und Zeitmetaphorik in Kunst und Wissenschaften, Darmstadt 1984, VII, 518 S., Schwarzweißtafeln, DM 62,- (mit den Beiträgen: Christian W. Thomson, Einleitung; Hans Holländer, Augenblick und Zeitpunkt; Götz Pochat, Erlebniszeit und bildende Kunst; Peter Gendolla, Die Einrichtung der Zeit; Thomas Krusche, "Our Faith Comes in Moment." Zur Beschreibung des mystischen Ausgenblicks im Werk Ralph Waldo Emersons; Wolfhart Henckmann, "Jedes Kunstwerk ist ein Augenblick". Versuch, eine These Adornos zu verstehen; Joachim Metzner, Geschichte und Ästhetim des tehrapeutischen Augenblicks; Rüdiger Ganslandt, Der Augenblick der Erkenntnis in Zen-Buddhismus und Zen-Kunst; Michael Weinrich, "Mache unsere Augen hell." Systematisch-theologische Zuspitzungen zum Augenblick der Offenbarung; Jan Pieper, Architektonische Formenlehre; Hans Holländer, Augenblicksbilder. Zur Zeit-Perspektive in der Malerei; Heinz Herbert Mann, Überlegungen zum Thema "Zeit" bei Pieter Bruegel d.Ä.; Alex Stock, Der göttliche Augenblick; Peter Hüttenberger, Der historische Augenblick; Hanna Scolnicov, "Now to die." Zum dramatischen, lyrischen und theatralischen Augenblick in Shakespeares "Othello"; Nobert Miller, Phantasmagorie und Verzauberung. Die Rolle des Augenblicks in Willian Beckfords Welt; Gerhard Neumann, Wissen und Liebe. Der auratische Augenblick im Werk Goethes; Horst Turk, Die Kunst des Augenblicks. Zu Schillers "Wallenstein"; Barbara Holländer, Augenblicke der Verwandlung in E.T.A. Hoffmanns "Der goldene Topf"; Dieter Schulz, Epiphanie als Abgrund bei Edgar Allan Poe; Wolfgang Drost, "L'Instantanéité". Schönheit, Augenblick und Bewegung in der Malerei von David bies Duchamp und in der frühen Photographie; Willi Erzgräber, "The Moment of Vision" im modernen englischen Roman; Manfred Durzak, Der Augenblick als strukturbildendes Element der Kurzgeschichte; Manfred Geier, "Den Tod erlebt man nicht." Sprachwissenschaftliche Überlegungen zum Augenblick des Sterbens in den Texten Dashiell Hammetts; Irmela Schneider, Von der Epiphanie zur Momentaufnahme. Augenblicke in der Lyrik nach 1945; Christian W. Thomson, Zur Ästhetik der Farce als dramatischer Augenblickskunst. Dario Fo, Joe Orten, Edward Bond, Tom Stoppard; Gabriele Brandstetter, Elevation und Transparenz. Der Augenblick im Ballett und modernen Bühnentanz; Johannes Heinrich, Schlüsselmomente in Werken der Instrumentalmusik), damit zusammenhängend die Auseinandersetzung mit der Zeit im Rahmen der modernen Kunst, z.B. bei: Goldworthy, Andy (2001), Zeit, Frankfurt a.M. 52004, 203 S., Farbfotos, € N.N.; Thorndike, Lynn (1954), Computus, in: Speculum 29 (1954), S.223-238. [Buhlmann, 10.1991-02.1992, 12.2001, 11.2016, 05.2019, 07.2018, 07.2019, 10.2020, 05.2021, 09.2023]

Zeitalter der Menschheit. Eine Weltkulturgeschichte ist eine nach menschlichen Kulturen aufgebaute Weltgeschichte. U.a. sind erschienen: Hadas, Moses (1965), Kaiserliches Rom, o.O. 101980, 190 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 21,80; Stewart, Desmond (1967), Die Frühzeit des Islam, o.O. 41978, 192 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 21,80. [Buhlmann, 05.2021]

Zelepos, Ioannis (2014), Kleine Geschichte Griechenlands. Von der Staatsgründung bis heute (= Beck Paperback 6121), München 22017, 256 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 12,95. I. Über Jahrhunderte hinweg war Griechenland Teil des Osmanischen Reiches, die Griechen von Griechenland über die türkische Ägäisküste bis zur Schwarzmeerküste nach der Eroberung Konstantinopels (1453) und dem politischen Ende des Byzantinischen Reichs im millet-i-Rum unter den orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel (griechisch-orthodoxe Kirche) organisiert. Die somit weithin im Osmanischen Reich verstreut lebenden Griechen waren die Romaioi, als Nichtmuslime und zimmis vielfach dikriminierte Untertanen der osmanischen Sultane und zur Zahlung der Kopfsteuer (cizye) verpflichtet. Sprachlich war das attische Griechisch Hoch- und Schriftsprache, das Romäische das Vulgärgriechische, im 18. Jahrhundert war das Griechische als Bildungssprache und Vermittler europäischer Ideen zunehmend von Bedeutung. In der frühen Neuzeit gelang es Mitgliedern im Netzwerk der erfolgreichen griechischen Händleraristokratieder der Fanarioten, benannt nach dem Istambuler Stadtteil Fanari und Beziehungen zum orthodoxen Patriarchat nutzend, im osmanischen Staatsdienst aufzusteigen (griechische Dragomane, Großdragomanat, Fanariotenhöfe auf dem Balken [Budkarest, Iasi]). Die militärisch-(innen-)politische Krise des Osmanischen Reiches seit dem 18. Jahrhundert (Frieden von Karlowitz 1699, Passarowitz 1718, Belgrad 1739; Pax Ottomanica 1739-1768; russisch-osmanische Kriege 1768/74, 1787/92; Ägyptenfeldzug Napoleons 1798/1802) machte aus dem russischen Zaren den Schutzherrn der orthodoxen Christen im osmanischen Reich, beförderte das Eindringen von Gedankengut der europäischen Aufklärung und der Amerikanischen und Franzöischen Revolution auf den Balkan und führte zum Aufkommen des "Griechischen Projekts" und zur Bildung von nationalgriechischen Vereinigungen (Filiki Etaireia u.a.), u.a. einhergehend mit der Ausformung einer neuen griechischen "bürgerlichen" Händlerelite, die von einem Wirtschaftsaufschwung im Ägäisraum profitierte. II. Die innenpolitische Schwäche des Osmanischen Reiches führte im Übrigen auf dem Balkan dazu, dass es immer wieder zu Aufständen und zu von der osmanischen Zentrale unabhängigen Herrschaftsbildungen kam (griechischer Aufstand 1770; Osman Pazvantoglu in Bulgarien/Ostserbien 1794/1807; Pascha Ali Tepedelenli von Ioannina in Albanien/Epirus/Makedonien/Thessalien 1788/1807/22). Der griechische Unabhängigkeitskrieg (1821-1832) reihte sich somit in diese Abfolge von Aufständen und Separationen ein. Der Unabhängigkeitskrieg hatte im Feldzug des Alexandros Ypsilantis (†1828) in Rumänien sein Vorspiel (Februar-Juni 1821). Der Aufstand auf der Peloponnes und in Mittelgriechenland und (etwas später) in der Ägäis begann gegen Ende März 1821, das osmanische Verwaltungszentrum Tripolis in Arkadien wurde Ende September eingenommen, osmanische Gegenangriffe konnten abgewehrt werden (vergebliche osmanische Belagerung von Messolongi, osmanische Plünderung von Chios 1822, griechischer Sieg in der Dervenakis-Schlucht [Juli 1822]). Die militärische Behauptung ließ indes die politische Uneinigkeit zwischen den Aufständischen offenkundig werden (Verfassung von Epidauros), die sich in zwei Bürgerkriegen (November 1823-Juni 1824, November-Dezember 1824) entlud. Durch das Eingreifen ägyptischer Truppen unter dem Befehl Ibrahim Paschas (†1848) auf der Peloponnes und im osmanischen Auftrag (1825) verschlechterte sich die militärische Situation der Aufständischen gravierend (Landung einer ägyptischen Flotte bei Navarino, osmanische Einnahme von Tripolis, Abwehr des ägyptischen Vorstoßes auf den Isthmus 1825). Gerade die Einnahme der griechischen Stadt Messolongi (1826) ließ als Folge einer politischen Welle von "Philhellenismus" die europäischen Großmächte Großbritannien, Russland und Frankreich auf die Seite der aufständischen Griechen treten (Petersburger Protokoll [4. April 1826], Vereinbarung zwischen Großbritannien und Frankreich [1827]). Neben diplomatischen Mitteln griffen die Großmächte auch zu militärischen (Versenkung der ägyptischen Flotte von Navarino [Oktober 1827, als letzte Seeschlacht mit Segelschiffen]). Der Friedensvertrag von Adrianopel (1829) garantierte die Autonomie Griechenlands im/vom Osmanischen Reich, während die (Verfassungs-) Streitigkeiten zwischen den englisch- und russisch-orientierten Abgeordneten der griechischen (dritten) Nationalversammlung von Piada (1826) schließlich in die Regentschaft und Alleinherrschaft des russisch-griechischen Ioannis Kapodistrias (1828-1831) einmündete. Nach Kapodistrias' Ermordung (1831) folgte eine Zeit der Anarchie (1831/32; Sieg der "Konstitutionalisten" in der Schlacht auf dem Isthmus von Korinth [März 1832], [vierte] Nationalversammlung von Argos [Juni 1832] und deren von den Großmächten veranlasste Auflösung [August 1832]). Das politische Einwirken der europäischen Großmächte (Imperialismus, Phlihellenismus -> Londoner Protokoll [3. Februar 1830], Londoner Vertrag [7. Mai 1832], Vertrag über die griechischen Staatsgrenzen [Juli 1832]) insbesondere auf das osmanische Reich, das große Teile des projektierten griechischen Staates (Peloponnes, Mittelgriechenland, Kykladen, Nördliche Sporaden) immer noch besetzt hielt, führte zur Konstituierung eines Königreichs Griechenland unter dem bayerischen Prinzen Otto (1832-1862), dem Sohn des philhellenischen bayerischen Königs Ludwig I. (1825-1848). III. König Otto sah sich in seinem "Musterkönigreich" mit massiven sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert (Verlegung der Haupstadt von Nauplion nach Athen 1833, Einführung der Drachme als Landeswährung 1833, Rechnungshof 1833, Bildung einer regulären Armee bei Ausschaltung von Freischärlerverbänden, Bedeutung des ägäischen Seehandels, Reformversuche in der Landwirtschaft und Widerstand der Großgrundbesitzer, Staatsrat 1835, Nationalbank 1842 <- "englische", "französische", "russische" Partei und politische Spaltung der griechischen Gesellschaft). Die absolutistische Herrschaft Ottos rief indes zunehmend Widerstände hervor, die in der Verfassungsrevolte von 1843 und der Umwandlung des griechischen Staates in eine konstitutionelle Monarchie gipfelten (1843/44); Ministerpräsident Ioannis Kolettis (1844-1847) verfolgte seine nationale Megali Idea ["Große Idee"] und errichtete eine "parlamentarische Diktatur". Im Krimkrieg des Osmanischen Reiches, Großbritanniens und Frankreichs gegen Russland (1853-1856) nahm Griechenland eine neutrale Rolle ein; Großbritannien und Frankreich besetzten dennoch den Hafen von Piräus (1854) und blockierten die griechischen Handelshäfen (1854/57). IV. Dem Sturz König Ottos in einem Militärputsch (1862) schlossen sich bürgerkriegsähnliche Zustände im griechischen Staatswesen an (Übergangsregierung, Nationalversammlung, politische Parteien "Berg" und "Tal"). Gemäß der konstitutionell-demokratischen Verfassung von 1864 stand der neu installierte König Georg I. ("König der Hellenen", 1863/64-1913), vormals Prinz Wilhelm von Sonderburg-Glücksburg, einer "gekrönten Republik" vor, deren Gebiet sich um die schon im Jahr 1800 selbstständig gewordenen und unter britischen Schutz stehenden Ionischen Inseln erweiterte (1864). Großbritannien wurde zudem als Hegemonial- zur (alleinigen) Schutzmacht für ganz Griechenland. Auch ergab sich vor dem Hintergrund einer beginnenden Industrialisierung in den 1860er-Jahren ein gesellschaftlicher Wandel vermehrt hin zu bürgerlichen Prinzipien (Vereinswesen, "Nationale Frage"). Die "Nationale Frage" und der damit verbundene Irredentismus (betreffend die Vereinigung aller Griechen in einem Staat) führten über den Kretischen Aufstand (1866/69) und die weitere Demontage des Osmanischen Reiches auf dem Berliner Kongress (1878 [Orientkrise 1876/77]; Souveränität für Rumänien, Serbien, Montenegro) zu der zweiten Gebietserweiterung des griechischen Staates um Thessalien und Teile von Epirus (1881; Ciflik-Güter und -Bauern), wenn auch nun nichtgriechische Minderheiten (Albaner, Slawen) im griechischen Staat vermehrt wahrgenommen wurden. Innenpolitisch trug die Durchsetzung des parlamentarischen Systems (zunächst der Parteien "Berg", "Tal", "Nationalkommitee", Neoterikon Komma u.a., dann der Parteien Neoterikon Komma, Ethnikon Komma) (z.B. gegen die Übergriffe des Königs) zur Stabilisierung Griechenlands bei. Ministerpräsident Charilaos Trikoupis (1882-1895, †1896) konnte gegen Endes des 19. Jahrhunderts eine Reform- und Modernisierungspolitik betreiben (Infrastrukturausbau -> Eisenbahnbau 1882/93, Kanal von Korinth 1893); nicht zuletzt ein Staatsbankrott (1893) offenbarte aber die äußere Abhängigkeit des griechischen Staates (Diaspora-Griechen, ausländische Kapitalgeber) und die immer noch bestehende Schwäche in den Wirtschaftsstrukturen. Im "Friedenskrieg" von 1885 (Angliederung Ostrumeliens an Bulgarien) forderte Griechenland in der Form einer "bewaffneten Bettelei" von den Großmächten "Gebietskompensationen", scheiterte aber mit diesem Ansinnen. Auch der vier Wochen dauernde griechisch-osmanische Krieg von (April) 1897 endete mit einer demütigenden Niederlage, die auf Grund der diplomatischen Intervention der Großmächte bei Osmanischen Reich doch noch glimpflich ausging (kleinere Gebietsverluste). Streitigkeiten um die griechische Sprache (als Dimotiki ["Volkssprache"]) gingen in der Folge einher mit dem Makedonienkonflikt (1903/08), bei dem sich der griechische Irredentismus gegen bulgarische Einflüsse zu behaupten suchte. Die Jungtürkische Revolution im Osmanischen Reich (1908) sollte einerseits auch bei Griechen (alsbald enttäuschte) Hoffnungen auf Reformen im Osmanenreich wecken, andererseits führte sie zur definitiven Abtrennung Kretas, das an Griechenland gelangte (1908/13; Kretakrise). Mit der Jungtürkischen Revolution als Vorbild fand in Griechenland die Militärrevolte von Goudi (Vorort Athens) statt (1909); unter Ministerpräsident Eleftheros Venizelos (†1936) sollte sich - als Teil einer Weiterführung der Modernisierungspolitik - das griechische Militär mittels Aufrüstung zu einer schlagkräftigen Landarmee und Marine entwickeln. Griechenland schloss zudem mit Serbien und Bulgarien den Balkanbund ab (März-Juni 1912). V. Damit begann ein Jahrzehnt fast ununterbrochener Kriege, eingeleitet durch die Balkankriege von 1912/13. Den Verbündeten im Balkanbund und Serbien gelang im Ersten Balkankrieg die Besetzung weiter Teile des Osmanischen Reiches auf dem Balkan (Oktober 1912-Mai 1913), wobei auch ein unabhängiges Albanien entstand. Streitigkeiten zwischen den Siegern im Ersten Balkankrieg führten alsbald zum Zweiten Balkankrieg (Juni-August 1913), der mit einer Niederlage Bulgariens endete (Frieden von Bukarest [10. August 1913]). In den Balkankriegen hatte Griechenland weitere Teile von Epirus, "Ägäis-Makedonien" bis zur Chalkidiki sowie (neben Kreta) die ägäischen Inseln hinzugewonnen. Folgen der Balkankriege waren "ethnische Verschiebungen", Vertreibungen und Fluchtbewegungen im großen Ausmaß. Nach der Ermordung König Georgs I. in Thessaloniki (1913) folgte dessen Sohn Konstantin I. (1913-1916) als Herrscher nach. Unter ihm kam es im Vorfeld und während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) zu Konflikten mit dem Ministerpräsidenten Venizilos um die politische Ausrichtung Griechenlands (Neutralität gegen großgriechische Expansionspolitik auf Seiten der alliierten Mächte <- Royalisten gegen Modernisierer). Mit den alliierten Militäroperationen bei Gallipoli (Februar 1915) und dem Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte (September 1915) geriet Griechenland in die Schusslinie sowohl der Mittelmächte (deutsch-bulgarische Besetzung Ostmakedoniens 1916) als auch der Alliierten (Balkanfront und Besetzung Thessalonikis [Oktober 1915], italienische Besetzung von Teilen von Epirus 1915, englische Besetzung von Ägäisinseln [1915/16], französische Besetzung Korfus [September 1916], französischer Angriff auf Piräus und Athen [November 1916, "Novemberereignisse"]); Folge davon war eine tiefgehende Nationale Spaltung Griechenlands (Ethnikos Dichasmos; August/Oktober 1916), eine Gegenregierung unter Venizilos entstand in Thessaloniki, während die Royalisten unter König Konstantin zunächst das alte griechische Territorium (v.1912) kontrollierten. Doch wurde der alliierte Druck alsbald zu groß (alliierte Seeblockade, französische Besetzung von Korinth und Athen [Mai 1917]); König Konstantin verließ das Land, sein Sohn Alexander (1917-1920) wurde König, Venizilos führte nun allein die Regierung über ein zwischen seinen Anhängern und den Royalisten weiterhin gespaltenes Griechenland. Das nun offiziell auf der Seite der Alliierten in den Krieg eintretende Griechenland (Saloniki-Front und Schlacht bei Skra di Legen [Mai 1918], Makedonienoffensive [September 1918]) gehörte nach der Beendigung des Ersten Weltkriegs zu den Siegern. Nicht zuletzt im Vertrag von Sèvres (1920) erhielt Griechenland Nordepirus/Südalbanien, West- und Ostthrakien sowie das (Mai 1919) besetzte Gebiet um das kleinasiatische Smyrna, zudem das Anrecht auf die Dodekanes (außer Rhodos) zugesprochen. Der frühe Tod König Alexanders und eine Wahlniederlage des Venizilos (1920) führte König Konstantin I. (1920-1922, 2. Mal) und die Royalisten zurück zur Macht, die sich als die besseren Vertreter großgriechischer Politik in Kleinasien erweisen wollten; nach (scheinbaren) Anfangserfolgen (1921) scheiterten letztlich die Kriegsunternehmungen gegen die türkische Republik (türkische Gegenoffensive [August 1922], Zerstörung und Fall Smyrnas [9. September 1922; "Kleinasiatische Katastrophe"], griechischer Rückzug und griechische Flüchtlinge). Der Friedensvertrag von Lausanne (1923) sah dann die beiderseitige Zwangsumsiedlung von Griechen und Türken vor ("ethnische Homogenität") bei Anerkennung der Grenzen zwischen den Staaten Griechenland und Türkei. VI. Auch zwischen den Weltkriegen blieb die Spaltung der griechischen Gesellschaft zwischen Venizelisten und Antivenizelisten erhalten (venizelistische Parteien "Liberale Union", "Liberale Republikaner", daneben "Sozialistische Arbeiterpartei Griechenlands" u.a.), wobei in Griechenland - nach dem Umsturz von 1922 und dem kurzem politischen Zwischenspiel König Georgs II. (1922-1923) - auf Druck von Militärs (Theodoros Pangalos [†1952], Georgios Kondylis [†1936]) die republikanische Staatsform eingeführt wurde (1924; Beschneidung bürgerlicher Freiheiten ["Gesetz zum Schutz der Republik"], Verbot der "Kommunistischen Partei Griechenlands"). Statt einer parlamentarischen Demokratie erlebte Griechenland zunächst die Diktatur des Theodoros Pangalos (Juni 1925-August 1926), der die "ökumenische Regierung" von Venizelisten und Royalisten auf verfassungsmäßiger Grundlage folgte. Diese Regierung hatte sich letztlich mit wirtschaftlichen Problemen ([fehlende] Modernisierung im Industriesektor, Inflation, Eingliederung von Flüchtlingen, staatlicher Protektionismus), einem gesellschaftlich-sozialen Wandel und dem Umgang mit ethnischen Minderheiten auseinanderzusetzen. Unter dem wieder nach Griechenland zurückgekehrten Eleftheros Venizelos als Ministerpräsidenten (1928/32) erlebte die griechische Republik sowohl ihre "Goldenen Jahre" in wirtschaftlicher und (stabiler) politischer Hinsicht, als auch den wirtschaftlichen Absturz in Folge der Weltwirtschaftskrise (1931; Staatsbankrott 1932); wiederholte Parlamentswahlen und instabile, von Antivenizelisten gebildete Regierungen (1932, 1935) sowie Putschversuche (März 1932, März 1935) prägten die 1930er-Jahre, bis Georgios Kondylis putschte, die Republik abschaffen ließ und die griechische Monarchie unter König Georg II. (1936-1947, 2. Mal) restaurierte (1936). Jedoch entstand aus der Ministerpräsidentenschaft des Ioannis Metaxas (†1941) schon bald eine durch den König gedeckte Diktatur (1936/40, "Regime des 4. August"), die sich durch einen rigiden Antikommunismus auszeichnete und sich durchaus Anleihen nahm an den faschistischen Diktaturen in Deutschland und Italien, sich außenpolitisch aber eng mit Großbritannien verbunden fühlte. VII. Der Angriff Italiens auf Griechenland im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) (August/Oktober 1940) führte wegen des Stockens in den militärischen Operationen Italiens ("Epos von Albanien") zum Eingreifen deutscher Truppen (April 1941, "Operation Marita"), so dass Athen schon Ende April, Kreta Ende Mai 1941 erobert werden konnte. Die nachfolgende Besatzungszeit (1941-1944) in den drei (deutschen, italienischen, bulgarischen) Besatzungszonen war geprägt von Hunger (Hungersnot 1941/42), Besatzungsterror (Geiselerschießungen, Auslöschung der Gemeinden Kalavryta [Dezember 1943] und Distomo [Juni 1944] als "Sühnemaßnahmen" u.a.) und Widerstand (linksgerichtete "Nationale Befreiungsfront" EAM [September 1941], "Griechische Volksbefreiungsarmee" ELAS [Februar 1942] -> Partisanen, griechisches Hinterland als Partisanengebiete); nach der Kapitulation Italiens (1943) nahm der militärische Widerstand griechischer Partisanen noch zu, während er in einzelne, sich auch feindlich gegenüberstehende (kommunistische, antikommunistische) Organisationen zersplitterte, wobei auch eine Kollaboration einzelner Partisanenorganisationen mit der deutschen Besatzungsmacht bzw. der von ihr installierten griechischen Marionetteregierung (unter Georgios Tsolakoglou [1941-1942), Ioannis Rallis [1942-1944]) nicht ausgeschlossen war. Dem politischen Schulterschluss zwischen den linksgerichtet-kommunistischen Partisanengruppen in Griechenland und der regulären, ins Ausland geflüchteten Regierung unter dem König und dem Ministerpräsidenten Georgios Papandreou (†1968), zwischen kommunistischem und bürgerlichem Lager diente in Hinblick auf die Zukunft Griechenlands nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die (Beirut-) Libanon-Konferenz (Mai 1944). Nach dem Abzug der deutschen Truppen aus Griechenland (September 1944) standen sich trotz des auf der Libanon-Konferenz Vereinbarten zunehmend feindlich gegenüber ("Dezemberereignisse" 1944), wobei Großbritannien und dann die USA das bürgerliche Lager (in den Städten) gegen die (noch vielfach das Land beherrschenden) Partisanen unterstützten. Das Abkommen von Varkiza (Februar 1945), der "weiße Terror" und die Gegenaktionen der Partisanen führten in den griechischen Bürgerkrieg (1946-1949), der als erster Stellvertreterkrieg zwischen Kommunisten und Antikommunisten, zwischen Sowjetunion und USA gelten kann. Die Kommunisten organisierten sich neu in der "Demokratischen Armee Griechenlands" DSE (1946) und konnten zunächst Erfolge erzielen. Das zunehmende Engagement der USA und das Ausscheren Jugoslawiens unter Tito aus dem kommunistischen Ostblock (1949) beendeten aber den Bürgerkrieg zu Gunsten der bürgerlichen Kräfte (1949), die die griechische Monarchie unter dem zurückkehrenden Georg II. bestätigt hatten (1946). VIII. Die Zeit nach dem Bürgerkrieg war im griechischen Königreich (König Paul I. [1947-1964]) geprägt von einer liberalen Zwischenphase (1950/52), dem eine über zehn Jahre dauernde Dominanz rechter Kräfte unter den Ministerpräsidenten Alexandros Papagos (1952-1955, †1955) und Konstantinos Karamanlis (1955-1963, †1998) (NATO-Beitritt 1952, Wahlrechtsreform 1952; Spitzelwesen, politische Häftlinge, Todesstrafe, Militär <-> "Schattenstaat"; rechte Parteien "Hellenische Sammlung", "Nationale Radikale Union" ERE, liberale Zentrumsparteien, linke Partei "Vereinigte Demokratische Linke" EDA; massive Einmischung der USA in die griechische Politik). Gerade unter Karamanlis war eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung Griechenlands gegeben (Bauindustrie, Gastarbeiter-Anwerbeabkommen mit der BRD [März 1960], EWG-Assoziierungsabkommen [Juli 1961]), während in Hinblick auf den schon lange gärenden Zypernkonflikt (britisches Zypern 1878, Erzbischof Makarios III. [1950-1977]) und die "Zypernfrage" (Anschluss der Mittelmeerinsel an Griechenland oder Selbstständigkeit) Großbritannien, Griechenland und die Türkei sich auf eine Selbstständigkeit der Insel einigten (1959/60). Die zunehmenden innenpolitischen Gegensätze zwischen Rechts und Links brachten das liberale Zentrum unter Ministerpräsident Papandreou (1963-1965) an die Macht. Die "Juliereignisse" (Juli 1965) um den Verteidigungsminister Petros Garoufalias (†1984) führten unter massivem Druck König Konstantins I. (1964-1973) zum Rücktritt Papandreous und zu einer Beschädigung des griechischen Parlamentarismus. Die Verfassungskrise mündete schließlich ein in Militärputsch ("Revolution vom 21. April" 1967) und Militärdiktatur (1967-1974). Ein Gegenputsch des Königs scheiterte (Dezember 1967; Exil des Königs, Beendigung der Monarchie durch die Junta 1973), die Militärjunta unter Georgios Papadopoulos (1967-1973, †1999) und Dimitrios Ioannidis (1973-1974, †2010) sollte für die folgenden Jahre die Macht nicht aus den Händen geben (Antikommunismus, Pressezensur, Versammlungsverbot, Verbot der politischen Parteien und der Gewerkschaften, "Säuberungen" und Foltergefängnisse). Politisch bedeutete das Obristenregime Stillstand bei außenpolitischer Isolation, wirtschaftlich setzte sich die positive Entwicklung - wenn auch unter massiver Neuverschuldung des Staates - fort. Studentische Proteste (1973) und das versuchte Ausgreifen der Junta nach Zypern (1974; Absetzung Makarios', türkische Invasion auf Zypern, Zweiteilung der Insel) brachten das Militärregime schließlich zu Fall (1974). IX. Die Wiederherstellung der Demokratie (Metapolitefsi ["Demokratisierung"] 1974) erfolgte unter Ministerpräsident Karamanlis (1974-1981; Parteien Nea Dimokratia ND, "Panhellenische Sozialistische Bewegung" PASOK) bei Preisgabe griechischen Einflusses auf Zypern, vorübergehendem Rückzug des Landes von der NATO und Zurückdrängung der Bedeutung des Militärs (Prozesse und Urteile gegen die Verantwortlichen der Militärdiktatur, Entfernung von Juntafunktionären aus dem öffentlichen Dienst). Die Europaorientierung der Politik Karamanlis' fand im EG-Beitritt Griechenlands im Jahr 1981 ihren Höhepunkt, während die EG-kritische PASOK unter Andreas Papandreou (†1996) die Parlamentswahlen von 1981 gewann; ein Jahr zuvor war Karamanlis griechischer Staatspräsident geworden (1980). Die Regierung des Ministerpräsidenten Papandreou (1981-1989, "Dritter Weg") brachte einen neuen Demokratisierungsschub bei Versöhnung der Bürgerkriegsparteien (Rückkehr von Bürgerkriegsflüchtlingen), Stärkung der bürgerlichen Rechte (Zivilehe, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau) und des Parlaments (1985), wenn auch die öffentliche Verwaltung bei Vermischung von Verwaltung und PASOK-Politik stark aufgbläht wurde. Schwierig blieb das außenpolitische Verhältnis zur Türkei (türkische Republik in Nordzypern [1983], Grenzzwischenfall am Fluss Evros [1987], griechisch-türkische Gespräche in Davos [1988]). Papandreou stürzte schließlich über einen Finanzskandal (1989). X. In Europa kam es zur Osteuropäischen Wende (1989) und damit zu neuen globalen Konstellationen, erkennbar etwa am neuen, Griechenland benachbarten Staat Makedonien (1991; Namensstreit) oder an der Zuwanderung aus den ehemaligen Ostblockländern (<-> Griechenland als typisches Auswanderungsland im 19. und 20. Jahrhundert). Die politischen Entwicklungen verstärkten den sich in 1980er-Jahren schon ankündigenden gesellschaftlichen Wandel (Kleinfamilie, Abkehr von patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen, Pluralismus einer Zivilgesellschaft). Griechenland blieb Mitgliedsstaat in der EU und führte 2001 sogar als eines der ersten Länder den Euro als Währung ein (<- Europäische Währungsunion, Eurozone). Die Finanzkrise von 2009 bedeutete indes eine merkliche Zäsur in der wirtschaftlichen Entwicklung Griechenlands (überdurchschnittliche Wachstumsraten der Wirtschaft, Infrastrukturprojekte, Tourismus). Griechenlands Staatsdefizit stellte sich in der Folge der Finanzkrise als katastrophal heraus, der EU-Mitgliedsstaat muss(te) finanziell durch Kredite von EU, Europäischen Zentralbank und Internationalem Währungsfonds gestützt werden, was im Gegenzug einen Rückgang der griechischen Wirtschaftsleistung, massive Einschnitte im Sozialbereich und Verwerfungen im politischen Bereich bedeutete. In Abkehr vom bisherigen Zweiparteiensystem (ND, PASOK) regiert seit 2015 Ministerpräsident Alexis Tsipras mit seiner "Partei der radikalen Linken" SYRIZA Griechenland, das noch immer unter den Folgen der Finanzkrise leidet. [Buhlmann, 01.2018]

Zeller, Alfred P. (Hg.) (1985), Das neue große Länderlexikon (in Farbe), Weinheim 1985 > W Weltgeografie

Zeller, Joseph (1916), Das Prämonstratenserstift Adelberg, das letzte schwäbische Doppelkloster, 1178 (1188) bis 1476. Ein Beitrag zur Geschichte der Doppelklöster, besonders im Prämonstratenserorden, in: WVjhLG NF 25 (1916), S.107-162 > A Adelberg

Zeller, Joseph (1922), Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417. Ein Beitrag zur Geschichte der Reformen im Benediktinerorden zur Zeit des Konstanzer Konzils, in: SMGB 41 (1922), S.1-73. Das Konstanzer Konzil vermittelte wichtige Impulse an die Ordensreformen des 15. Jahrhunderts, u.a. an die Reform des benediktinischen Mönchtums. Das Konzil berief am 27. November 1416 ein benediktinisches Äbtekapitel der Provinz Mainz-Bamberg ins unmittelbar nördlich von Konstanz, auf der anderen Rheinseite gelegene Benediktinerkloster Petershausen ein. Es gingen 133 Einladungen zum Äbtekapitel heraus; immerhin 126 Äbte folgten der Einladung, und so fand zwischen dem 28. Februar und 19. März 1417 die Petershausener Äbteversammlung statt als Provinzialkapitel der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg. Das Äbtekapitel fand unter den (gewählten) vorsitzenden Äbten Ludwig von Tournus (1414-1441), Siegfried Gerlacher von Ellwangen (1400-1427) und Johannes III. Kern von St. Georgen (1392-1427) knapp drei Wochen statt. Die Beschlüsse der Äbteversammlung nahmen die Reformbestimmungen der Bulle Benedictina Papst Benedikts XII. (1334-1342) auf, z.B. hinsichtlich der Organisation der Ordensprovinz, der Regelmäßigkeit der Provinzialkapitel und der immer wieder durchzuführenden Klostervisitationen. Weitere Regelungen betrafen Reformen in den einzelnen Klöstern, z.B.: die Durchführung von Gottesdienst und Chorgebet, den Umgang mit liturgischen Geräten und Büchern, die Kleidung der Mönche, das Fasten und das Schweigegebot, schließlich die vita communis und die Klausur, weiter die wirtschaftliche Verwaltung der Klöster. Auch sollten die vielfach adligen Benediktinerkonvente verstärkt für Nichtadlige geöffnet werden. Die Reformen zielten damit auf das, was (benediktinisches) Mönchtum im Wesentlichen ausmachte, nämlich auf die drei Ordensgelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam. Eine unmittelbare Folge des Petershausener Provinzialkapitels und seiner Beschlüsse war dann eine verstärkte Visitationstätigkeit in den Klöstern, die übrigens schon vor und während des Äbtekapitels begonnen hatte. Ein Geleitbrief König Sigismunds (1410-1437) vom 17. Januar 1418 sicherte den Visitatoren auch den königlichen Schutz zu. Visitationen betrafen dann die Konstanz benachbarten Abteien Reichenau und St. Gallen. Die beschlossenen Reformmaßnahmen sollten auch für die Schottenklöster gelten. Dies rief Widerstände hervor, etwa beim Abt des Jakobsklosters in Regensburg, der aber letztendlich die Beschlüsse anerkennen musste. In den Schottenklöstern von Nürnberg und Wien gelang hingegen die Reform; hier überlagerten sich die vom Konstanzer Konzil ausgehenden Reformimpulse mit denen der Kastler bzw. Melker Reform. Unterstützung fanden die Reformmaßnahmen der Benediktiner auch bei Konzil und Papst. Hingegen scheiterte die Durchführung des nachfolgen-den Äbtekapitels der Benediktinerprovinz Mainz-Bamberg im vorgesehenen Mainzer Albanskloster, da sich die Abtei zuvor erfolgreich als weltliches Chorherrenstift konstituiert hatte. Das Kapitel wich auf das Mainzer Kloster St. Jakob aus. Die Mainzer Provinzialversammlung von 1418 und die Fuldaer von 1420 sollten dann die Reformbeschlüsse des Petershausener Äbtekapitels von 1417 nochmals bestätigen. Doch blieb die Reform der Benediktinerklöster allen Beschlüssen zum Trotz aufwändig und kam vielfach kaum voran. [Buhlmann, 08.2014]

Zeller, Josef (1924), Liste der Benediktiner-Ordenskapitel in der Provinz Mainz-Bamberg seit dem Konstanzer Konzil, in: SMGB 42 (1924), S.184-195 > B Benediktiner

Zeller, Josef (1925/26), Die ältesten Totenbücher des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen, in: WVjhLG 32 (1925/26), S.117-187 > E Eberl, Urspring

Zellinger, Eduard, Cusanus-Konkordanz. Unter Zugrundelegung der philosophischen und bedeutendsten theologischen Werke, München 1960 > N Nikolaus von Kues

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Zentner, Christian (Hg.) (1982), Der große Bildatlas zur Weltgeschichte, Stuttgart 1982 > W Weltgeschichte

Zentner, Christian (Hg.) (1985), Der Zweite Weltkrieg. Texte - Bilder - Karten - Dokumente - Chronik. Mit einem Geleitwort von Paul Carell, München-Zürich 1985 > Z Zweiter Weltkrieg

Zentner, Kurt (1960), Illustrierte Geschichte des Dritten Reiches, 2 Bde, Köln o.J. > D Deutsche Geschichte, 1933-1945

Zerbst, Rainer (1987), Gaudí (1852-1926) - ein Leben in der Architektur. Sämtliche Bauwerke, Köln 2005 > A Architekturgeschichte

Zettinger, Joseph (1900), Die Berichte über Rompilger aus dem Frankenreiche bis zum Jahre 800, Diss. Bonn 1900, XI, 112 S., DM 18,-. Heiligenleben aus merowingisch-frühkarolingischer Zeit bzw. späteren Jahrhunderten berichten nur vage von den Romreisen heiliger fränkischer Einsiedler, Mönche, Äbte oder Bischöfe, so dass Zeitstellung und Umstände der Reisen etwa der Bischöfe Servatius von Tongern (ca.380) und Hilarius von Arles (ca.445), eines Trudpert (ca.642?), der angelsächsischen Missionare Willibrord (690, 695), Bonifatius (718, 722) oder des friesischen Missionars Liudger (783) vielfach unklar bleiben. Am Anfang stehen dabei der Übertritt der Franken zum katholischen Christentum und eine damit zunächst nur teilweise einhergehende Fokussierung der fränkische Landeskirche auf Rom und das Papsttum. Für das 6. bis 8. Jahrhundert ist von einer sich verstärkenden, gleichermaßen Geistliche und gläubige Laien umfassende Pilgerbewegung nach Rom auszugehen (Pilgerwege, Xenodochien, fränkische Kolonien in Rom). Die Pilger aus dem Frankenreich kamen vorrangig des Glaubens wegen nach Rom als Stätte des Apostelfürsten Petrus und der Märtyrer (Gebet, Reliquien und deren Beschaffung), doch spielten auch andere Gründe mehr und mehr eine Rolle (Erwerb von Büchern, Studium der kirchlichen Einrichtungen [Benediktinerkloster]). Eingebunden waren die fränkischen Rompilgerfahrten im Verlauf des 8. Jahrhunderts zunehmend in die politischen Beziehungen zwischen karolingischem Frankenreich und Papsttum (angelsächsische Mission und Bonifatius, Bündnis Franken-Papsttum, Karl der Große in Rom). [Buhlmann, 04.2013]

Zettler, Alfons (1988), Die frühen Klosterbauten der Reichenau. Ausgrabungen - Schriftquellen - St. Galler Klosterplan (= AG 3), Sigmaringen 1988 > R Reichenau

Zettler, Alfons (2001/02), St. Gallen als Bischofs- und Königskloster, in: AlemJb 2001/02, S.9-22 > S St. Gallen

Zettler, Alfons (2003), Geschichte des Herzogtums Schwaben, Stuttgart 2003 > S Schwaben

Zeune, Joachim (2015), Ritterburgen. Bauwerk, Herrschaft, Kultur (= BSR 2831), München 2015, 128 S., Schwarzweißabbildungen, € 8,95. I. Allgemeines: Das europäische Mittelalter gilt als Hochzeit der (Ritter-) Burgen als Verteidigungs- und Befestigungsanlagen, die sich (u.a.) (hochmittelalterlich) durch einen Mauerbering und einen Turm auszeichneten. Die Burg des hohen und späten Mittelalters war ein "wehrhafter Zentralort", ein Herrschafts- und Verwaltungszentrum, auch ein wirtschaftlicher Mittelpunkt des von der Burg beherrschten Gebiets. Die Burg war ein Herrschaftssymbol des niederen und hohen Adels, des sich im Hochmittelalter ausbildenden Rittertums (Ministerialität, Ritterideale, Burgherren und Burgmannen, höfische Kultur), landschaftsprägend durch ihre Positionierung im Raum (Burgenstandort [gute Erreichbarkeit, Versorgbarkeit, Zoll und Geleit; Höhenburg auf Bergsporn, Niederungsburg]) und durch ihre Baulichkeiten (Bauplatz, Burgenbau [Bauherr, Baumeister und -personal, Baumaterialien], Kosten des Burgenbaus und der Burgeninstandhaltung [Schäden durch Sturm, Blitzeinschlag oder Hochwasser; Schäden durch Erdrutsch und Erdbeben; Schäden durch Brand). Burgen waren Verteidigungsanlagen, wurden u.U. belagert (Sturmangriff, Belagerungs-/Gegenburgen, Minen, Belagerungsmaschinen ["Katzen", Bliden, Katapulte, Feuerwaffen [ab 1320er-Jahre]), eingenommen und zerstört. II. Mittelalterliche Entwicklung: Im Umfeld des merowingischen und karolingischen Frankenreichs sowie des Ostfrankenreichs der Ottonen (6.-10. Jahrhundert) dienten Burgen dem fränkischen Landesausbau und damit der königlichen Herrschaftssicherung als militärische Stützpunkte und Verwaltungszentren (großflächige "Landesburgen" [Amöneburg, Büraburg, Roßtal, Tilleda] und "Fluchtburgen"; kleinflächige Burgen [Bamberg, Karlburg]); im Ostfrankenreich entstanden infolge der Ungarneinfälle "Ungarnburgen" (Burgenbauverordnung 926); eine besondere Wichtigkeit besaßen auch die befestigten Königshöfe und -pfalzen (Vor- und Hauptburg [Tilleda, Werla]) sowie die Domburgen an den Bischofssitzen (Burgkirchen, Domburgen [Hildesheim]). Daneben gab es Burgen frühmittelalterlicher Adelsfamilien (Altenberg, Bernshuasen, Eiringsburg, Sulzbach der Nordgaugrafen), daneben die slawischen Burgwälle des 8. und die jüngeren Slawenburgen des 9./10. Jahrhunderts. Die Adelsburgen des frühen Mittelalters leiten über zu denen des hohen Mittelalters (11.-12. Jahrhundert), die in Verbindung gebracht werden können mit Turmhäusern/festen Häusern (Wohntürme [Abenberg, Ebermannsdorf, Elmendorf, Hamburger "Bischofsturm", Hiltpoltstein, Klingenmünster]) und Motten (Erdhügelburgen [Hatzburg, Husterknupp]). Stauferzeitlich sind (repräsentative) Königspfalzen (etwa Kaiser Friedrichs I. [Eger, Gelnhausen, Hagenau, Kaiserslautern, Kaiserswerth, Wimpfen]) und Reichsburgen (Landskron, Nürnberg, Trifels); damals entstand ein Burgenensemble mit Bergfried (Anhalt, Hohegisheim, Münzenberg) und Palas (palatium [Münzenberg, Wartburg]), Burgkapelle (auch "Doppelkapellen [Burghausen, Nürnberg, Tirol, Wildenburg]), Buckelquadermauerung (Cadolzburg, Drachenfels, Rothenburg o.d. Tauber), Torbauten (Doppelturmtore, Torbergfried), Türmen der Ringmauer (Flankierungstürme) und weiteren Wehrelementen (Fallgitter, Schießschachten, Wurfschächte). Im Spätmittelalter erfolgte die Weiterentwicklung von Wohntürmen/festen Häusern (1330/1450 [Adelebsen, Eltville, Lechenich, Nideggen, Saalfeld]), die verstärkte Nutzung von Schildmauern (mit Halsgraben, 1250/1350 [Amlishagen, Eberbach, Freienfels, Lichtenfels, Reichenberg, Schadeck]), die Entwicklung der Mantelmauerburg (mit hohen Ringmauern [Dilsberg, Eisenberg, Leuchtenberg]). Hinzu kamen seit dem beginnenden 15. Jahrhundert die Nutzung von Artillerie auch bei den Burgen (Artilleriebefestigungen, Rondelle, Schießscharten, Zwinger [Harburg, Kaltenstein, Querfurt, Schmachtenberg, Taufers]) sowie Abwehrmaßnahmen gegen Artillerieangriffe (Verstärkung von Flankierungstürmen, Bastionen [Burghausen, Hohentwiel, Hohenneuffen, Hornberg, Wertheim]). In der frühen Neuzeit ist dann vielfach ein Übergang der Burg zum Schloss auszumachen. III. Rezeptionsgeschichte: Im Mittelalter wurde die Burg u.a. im Umfeld von höfischer Kultur und Rittertum auch symbolisch gesehen (Abbild des Himmlischen Jerusalem, Visualisierung von Macht, "Tugendburgen"). Ab der frühen Neuzeit fand u.a. eine romantische Verklärung der mittelalterlichen Burgen statt (Burgen Ludwigs II. von Bayern, Disneyland), die Moderne sieht in den Burgen einen unabdingbaren Bestandteil von Mittelalter (Romane, Filme; SS-Ordensburgen; Burgenauf- und -umbauten [Burgensanierung/-rekonstruktion]). [Buhlmann, 11.2015]

Zey, Claudia (2017), Der Investiturstreit (= BSR 2852), München 2017 > I Investiturstreit

ZFGV = Zeitschrift des Freiburger Geschichtsvereins

ZGJD = Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland

ZGO = Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins

ZHG = Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte

Zi

Ziegler, Edda (2005), Heinrich Heine. Der Dichter und die Frauen, Düsseldorf-Zürich 2005 > H Heine, Heinrich

Zielinski, Herbert (1972), Zur Aachener Königserhebung von 936, in: DA 28 (1972), S.210-222 > A Aachen

Ziemke, Earl Frederick (1978), Die Schlacht um Berlin (= Moewig Dokumentation 4318), München 1982 > Z Zweiter Weltkrieg

Zierer, Otto ([1973]), Die großen Ereignisse der Weltgeschichte, Gütersloh o.J. [1975] > W Weltgeschichte

Zilliken, Georg, Der Kölner Festkalender. Seine Entwicklung und seine Verwendung zu Urkundendatierungen. Ein Beitrag zur Heortologie und Chronologie des Mittelalters, in: BJbb 119 (1910), S.13-157 > K Köln, Erzbistum

Zimbardo, Philip G. (1988), Psychologie (= Springer Lehrbuch), Berlin-Heidelberg-New York 61995 > P Psychohistorie

Zimmermann, Bernhard (2020), Homers Odyssee. Dichter, Helden und Geschichte (= BSR 2908), München 2020, 128 S., Schwarzweißabbildungen, Stammbaum, € 9,95. I. Homerische Fragen tun sich auf, wenn es um die Person des altgriechischen Dichters Homer bzw. die homerischen Epen geht. Auch die griechisch-römische Antike wusste nicht viel über Homer; die neun Biografien aus Antike, meist Spätantike und byzantinischem Kulturkreis, einsetzend mit dem 4. Jahrhundert v.Chr. (Alkidamas, "Wettkampf zwischen Homer und Hesiod"), sind alles andere als historisch zu nennen. Die Existenz Homers (alias Melisegénes?) vorausgesetzt, soll dieser von der kleinasiatischen Ägäisküste stammen, auf Chios gewirkt haben, auf der Insel Ios gestorben sein. Mit Homer in Verbindung gebracht wurden - den Schriftquellen und der Keramik zufolge - seit dem 7. Jahrhundert v.Chr. eine Thebais, die Odyssee und die Ilias. Kritik an dem um die Mitte des 7. vorchristlichen Jahrhunderts als kanonisch angesehenen Dichter gab es u.a. von Seiten der griechischen (Natur-) Philosophie (Homer als Lehrer Griechenlands, anthropomorphes Götterbild); ebenso gab es ab dem endenden 7. Jahrhundert v.Chr. schon "feste" Texte von Odyssee und Ilias (Einfluss der Homeriden, Homer-Wettkämpfe), so dass eine Entstehung der beiden Epen von einem oder zwei Verfassern oder von Homer in der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts v.Chr. (statt 8. Jahrhundert v.Chr., Mitte) anzunehmen ist. Sprache und Metrum der Epen (Archaismen, Formelsprache, daktylischer Hexameter) verweisen auf die mündliche Tradition, in der die beiden Texte zu stellen sind. Schon in der Antike stießen die Texte philologisch auf Interesse (Textarchäologie, Homerkritik), was sich in der heutigen Homerphilologie zu verschiedenartigen Interpretationsansaätzen entwickeln sollte (Unitarismus, Analytik, Oral-Poetry-Theorie, Narratologie usw.). II. Die griechisch-antike Mythologie kennt neben der Odyssee weitere Nachrichten über Odysseus, der über den Großvater Arkeisios und Vater Laertes Urenkel des Zeus war, sich am Trojanischen Krieg auf Seiten der Griechen beteiligte und durch eine List die Eroberung Trojas ermöglichte. Mit dem Abzug der Griechen aus dem eroberten Troja begann für Odysseus eine zehnjährige Irrfahrt, erst danach kehrte er zu seiner Heimatinsel Ithaka zurück, erlangte seine Herrschaft wieder, brach - gemäß einer Prophezeiung - in ein Land auf, dessen Bewohner kein Meer kannten, um dort Poseidon zu opfern, bzw. wurde von Telegonos, seinem Sohn mit Kirke, unglücklicherweise getötet. Die Odyssee selbst schildert dann die Irrfahrt des Odysseus: Buch 1: Vorstellung von Odysseus und Poseidons Groll gegen diesen, Götterrat, Zustände in Ithaka (Athena als Mentes, Freier der Penelope), Odysseus-Sohn Telemach; Buch 2: Ratsversammlung, Aufbruch des Telemach nach Pylos und Sparta; Buch 3: Treffen Telemachs mit Nestor in Pylos (Schicksal der griechischen Anführer Agamemnon und Menelaos); Buch 4: Treffen Telemachs mit Menelaos in Sparta, Rückkehr Telemachs; Buch 5: Götterrat, Odysseus' Aufbruch von Ogygia und der Nymphe Kalypso, Schiffbruch des Odysseus in einem von Poseidon aufgebrachten Sturm, sein Stranden auf der Phäakeninsel Scheria; Buch 6: Zusammentreffen des Odysseus mit Königstochter Nausikaa, Aufnahme in den Palast des Phäakenkönigs Alikinoos; Buch 7: Zusammentreffen von Odysseus, der sich als Kaufmann ausgibt, mit Arete, der Ehefrau des Alkinoos, Alkinoos' Versprechen der Heimfahrt des Odysseus nach Ithaka; Buch 8: Gastmahl im Königspalast, Sänger Demodokos [Trojaepisoden vortragend], sportliche Aktivitäten; Buch 9: Bericht des Odysseus über seine Irrfahrt: Kikonen, Lotophagen, Kyklop Polyphem, Buch 10: schwimmende Insel des Aiolos/Windsack, Laistrygonen/Verlust von elf Schiffen, einjähriger Aufenthalt auf der Insel Aiaia bei der Zauberin Kirke, Buch 11: Odysseus in der Unterwelt und beim Seher Teiresias [Prophezeiungen, Lage in Ithaka, Agamemnon, Minos, Herakles], Buch 12: Rückkehr nach Aiaia, Sirenen, Skylla und Charybdis, Trinakia als Insel des Helios/Schlachtung von Rindern des Helios, Zorn des Helios und des Poseidon, Sturm und Kentern des einzigen Odysseus verbliebenen Schiffes, Stranden des Odysseus auf Ogygia, der Insel der Kalypso, siebenjähriger Aufenthalt des Odysseus bei Kalypso; Buch 13: Heimkehr des schlafenden Odysseus nach Ithaka mit einem Phäakenschiff, Versteinerung des Phäakenschiffs vor Scheria, Zusammentreffen von Odysseus und Athena, die ihn in einen Bettler verwandelt, Vorbereitung der Rückkehr Telemachs aus Sparta; Buch 14: Freundliche Aufnahme des Odysseus durch den Schweinehirten Eumaios, Lügengeschichte des Odysseus (Odysseus als Kreter); Buch 15: Rückkehr Telemach nach Ithaka unter Entgehung eines Hinterhalts der Freier (Insel Asteris), Gespräch zwischen Odysseus und Eumaios (Lage in Ithaka und im Palast, Eumenes' Lebensgeschichte als Sklave); Buch 16: Zusammentreffen von Telemach mit Odysseus, der sich ihm zu erkennen gibt, bei Eumaios, Pläne zur Beseitigung der Freier, die Odysseus' Ehefrau Penelope wegen einer Heirat seit drei Jahren bedrängen, Meldung von Telemachs Rückkehr an die Freier, Mordkomplott des Freiers Antinoos; Buch 17: Eintreffen Telemachs in der Stadt, des als Bettler verkleideten Odysseus im Palast (Jagdhund Argos, Saal mit den zechenden Freiern), Gespräch zwischen Odysseus und Antinoos; Buch 18: Auseinandersetzung des Odysseus mit einem anderen Bettler, von Athena veranlasste Einwilligung der Penelope in eine Wiederverheiratung (Weblist der Penelope aufgedeckt), Geschenke der Freier; Buch 19: Entfernen der Waffen aus dem Saal, Schmähung der Dienerin Melantho gegen den Bettler Odysseus, Penelope und Odysseus (weitere Kreterlüge des Odysseus, Traum des Odysseus), Fußwaschung durch die Dienerin Eurykleia, die Odysseus an einr Narbe erkennt; Buch 20: Treiben der Mädge mit den Freiern, Penelopes Klagen, Schmähung des Ziegenhirten Melanthios gegen den Bettler Odysseus, Auftreten Telemachs, von Athena verursachte weitere Schmähungen durch die Freier; Buch 21: Bogenprobe, um den von den Freiern zu ermitteln, den Penelope heiraten wird, Fehlversuche, Offenbarung des Odysseus gegenüber den Hirten Eumaios und Philoitios, erfolgreiche Bogenprobe des Odysseus; Buch 22: Ermordung des Freiers Antinoos durch Odysseus, der sich nun allen zur erkennen gibt, Ermordung der übrigen Freier mit Athenas Unterstützung, Erhängen der treulosen Dienerinnen, Verstümmelung des Ziegenhirten Melanthios, Weinen des Odysseus; Buch 23: Wecken der schlafenden Penelope durch Eurykleia, Nachricht über die Ermordung der Freier, Erkennen des Odysseus durch Penelope (Schlafzimmerbett aus dem Stamm eines Ölbaums); Buch 24: Seelen der Freier in der Unterwelt, Odysseus bei seinem Vater Laertes, Rache der Verwandten der ermordeten Freier an Odysseus, durch Zeus und Athena vermittelte Versöhnung der beiden Parteien, Odysseus wieder König von Ithaka. III. Die Odyssee besteht aus 12109 daktylischen Hexametern; Buch 1 bis 12 stellen das Geschehen vor der Rückkehr des Odysseus nach Ithaka dar, Buch 13 bis 24 das Geschehen danach. Die Haupthandlung umfasst vierzig Tage einschließlich der Telemachie (Buch 1-4: Lage auf Ithaka, Erkundungsfahrten des Telemach nach Pylos und Sparta), der Trennung des Odysseus von Kalypso, Odysseus' Schiffbruch und Erreichen der Phäakeninsel (Buch 5-8), seiner Rückkehr nach Ithaka und die daran anschließenden Geschehnisse auf Ithaka (Buch 13-24). Der Einschub, wo Odysseus den Phäaken seine Abenteuer auf der Irrfahrt erzählt, umfasst einen Zeitraum von zehn Jahren (Buch 9-12). Die narrative Technik des Verfassers der Odyssee geht aber noch weiter, etwa wenn Episoden aus dem trojanischen Krieg oder vom Schicksal der griechischen Heerführer erzählt oder wenn andere Mythen (Argonautensage, Kentauren) angesprochen werden (Analepsen) bzw. wenn Zukünftiges vorausgesagt wird (Prolepsen). Der Verschachtelung der Erzählebenen entspricht es, dass der Verfasser der Odyssee mal allwissend (Götterversammlungen) ist, mal sich auf das, was sein Held Odysseus weiß, beschränkt. Homer bildet in der die Odyssee aufspannenden Motivstruktur die damalige griechische Welt mit ihren Gefahren (Krieg, Schiffbruch, Sklaverei), ökonomischen Denkweisen (Handel, Seefahrt, Reichtum, Beschreibung von Gegenständen) und kulturell-gesellschaftlichen Voraussetzungen (Aristokratie, Gastfreundschaft, Götterglaube, Krieger- und Adelshetairien [Odysseus' Gefährten auf der Irrfahrt, Gruppe der Freier]) ab; Mythos und altgriechische Lebenswelt werden miteinander verbunden. Nicht zuletzt hängt das, was die Odyssee ausmacht, von der Art und Weise der dargestellten Personen und der Beziehungen untereinander ab. Auf der Ebene der Poetik thematisiert der Verfasser der Odyssee immer wieder die Rolle der Sänger (Aöden), die in Palästen ihre Epen dem (aristokratischen) Publikum vortragen (Dichterhandwerk, Aufführungsrahmen) und beim Publikation durch ihre besondere Art der Rhetorik, des Erzählens und der Erzählkunst Reaktionen wie Staunen, Schauder oder Erschütterung hervorrufen. Genannt werden in der Odyssee eine Reihe solcher Sänger; unübertroffen scheint indes Odysseus zu sein, der den Phäaken von seiner Irrfahrt erzählt, aber auch durch der Situation angepasste Lügenerzählungen (Trugreden) glänzt. Im Mittelpunkt steht die Trias der Hauptpersonen: der leidende Odysseus, alles andere als der Held vor Troja, seiner Identität nicht sicher, aber in diese langsam zurückfindend; Odysseus' Ehefrau Penelope als starke Frau, umsichtig und listig; Odysseus' Sohn Telemach auf dem Weg zum Erwachsenensein. Daneben sind, um die Trias gruppiert, die Diener und Dienerinnen sowie die Verwandten und Vorfahren zu nennen. Innerhalb der Personentrias arbeitet die Odyssee die Beziehungen zwischen Vater und Sohn (Laertes-Odysseus-Telemach) und Ehemann und Ehefrau (Odysseus-Penelope) aus. Die Rolle der Götter schließlich ist die, letztlich über den Erfolg oder Misserfolg des Lebens eines Menschen zu entscheiden. IV. Die Rezeption der Odyssee war nicht nur in der Antike vielfältig und hält bis heute an ("Deutungsoffenheit" des Epos, [antik-griechische] Literatur und Epos, Odysseus als duldend-leidender, wissensdurstiger Held, Faszination für das Epos in jeder Epoche [Literatur, bildende Kunst, Musik]). > H Homer [Buhlmann, 03.2021]

Zimmermann, Christa-Maria, Stöcker, Hans (Hg.) (1981), Kayserswerth. 1300 Jahre Heilige, Kaiser, Reformer, Düsseldorf 21981 > K Kaiserswerth

Zimmermann, Harald (1975/79), Das Mittelalter, 2 Bde., Tl.I: Von den Anfängen bis zum Ende des Investiturstreits, Braunschweig 1975, Tl.II: Von den Kreuzzügen bis zum Beginn der großen Entdeckungsfahrten, Braunschweig 1979 > M Mittelalter

Zimmermann, Harald (Hg.) (1976), Otto der Große (= WdF 450), Darmstadt 1976 > O Otto I.

Zimmermann, Margarete (2002), Christine de Pizan (= rm 50437), Reinbek b.H. 2002, 160 S., € 1,95. Christine de Pizan, geboren in Venedig um 1364, war Tochter des Tommaso da Pizzano (*1315/20-†ca.1385), der ab ca.1365 in Paris am Hof des französischen Königs Karl V. (1364-1380) als Hofgelehrter wirkte. Der Tod des Königs, des Vaters und des Ehemanns Etienne de Castel (†ca.1389), einem königlichen Notar, mit dem Christine glücklich verheiratet war und von dem sie zwei Söhne und eine Tochter hatte, stellte die Witwe vor große wirtschaftliche Probleme. Ihre umfassende Bildung ermöglichte es ihr aber, um 1394 mit dem Schreiben zu beginnen (Genderwechsel zu einer männlichen Rolle im damaligen, von den Krisen des Hündertjährigen Krieges erschütterten Frankreich). Christine de Pizan schrieb als Hofdichterin Balladen (1394/99), hinzu kamen später Gedichtzyklen wie das "Buch vom wahrhaft liebenden Herzog" (1405) oder die "Hundert Balladen eines Liebenden und einer Dame" (1410). In Auseinandersetzung mit dem frauenfeindlichen "Rosenroman" des Jean de Meun (ca.1270) bezieht Christine Stellung für ihre Geschlechtsgenossinnen. Ausfluss dieser Haltung ist - neben dem "Buch von den Wechselfällen des Schicksals" (1402/03) - ihr utopisches Werk von der "Stadt der Frauen" (1403/04) über die weiblichen Erbauer und Bewohner einer Stadt, in der Herrscherinnen und weibliche Heilige vorkommen. Eine Frauendidaxe aus weiblicher Sicht bietet das von Christine geschriebene "Buch von den drei Tugenden" (1405), das Fürstinnenspiegel und Lebenslehre für Bürgerinnen und einfache Frauen im Spätmittelalter der Männer sein sollte. Politisches Engagement zeigte Christine in ihrem "Buch von den großen Taten und Tugenden des weisen Königs Karl V." (1405), einem Fürstenspiegel, in einem Brief an Königin Isabeau von Bayern (1405) und einem Gedicht auf Jean d'Arc (1429), ihrem als Letztes überliefertem Werk. Daneben war Christine auch Verlegerin ihrer Bücher, erkennbar u.a. an der sog. "Handschrift der Königin" (1410/11) für die Mäzenin Isabeau oder an Christines erfolgreichster Schrift, "Otheas Sendbrief an Hektor" (1400). Christine de Pizan starb um das Jahr 1430; sie blieb der Nachwelt des 15. Jahrhunderts als bedeutende Frau in Erinnerung, ihre Schriften wurden im 16. Jahrhundert teilweise gedruckt. Doch erst das 20. Jahrhundert entdeckte Christine de Pizan und allem voran das Buch von der "Stadt der Frauen" neu. [Buhlmann, 05.2012]

Zimmermann, Martin (2011), Pergamon. Geschichte, Kultur, Archäologie (= BSR 2740), München 2011, 128 S., € 8,95. Siedlungsanfänge auf dem Burgberg des westkleinasiatischen Ortes Pergamon reichen ins 2. Jahrtausend v.Chr. und in die späte Bronzezeit zurück. Der Burgberg war in archaischer und klassischer griechischer Zeit ummauert (7.-5. Jahrhundert v.Chr.). In hellenistischer Zeit soll Barsine, die Geliebte des Makedonenkönigs Alexander des Großen (336-323), bis zu ihrer Ermordung (309) in Pergamon residiert haben. Aus dem 4. Jahrhundert stammen dann das wenig außerhalb vom Zentralort gelegene Asklepeion und ein Athenatempel, Pergamon wird damals den Charakter einer griechischen Polis gehabt haben. Mit Philetairos (281-263) und Eumenes I. (263-241) treten die attalidischen Herrscher und Könige in Erscheinung, die von ihrer Residenz Pergamon aus ein hellenistisches Königreich in Kleinasien gegen Seleukiden und keltische Galater behaupten und ausbauen konnten. Aus der Regierungszeit Königs Attalos I. (241-197) stammen die als römische Kopien überlieferten Galaterfiguren, unter Eumenes II. (197-158) wurde Pergamon zu einer hellenistischen Residenzstadt ausgebaut (Oberburg mit Palästen und Waffen-/Vorratslagern, mehr als Vervierfachung der Größe des Stadtgebiets, neuer Mauerring mit vier Kilometern Länge, Hafenstadt Elaia), es entstand der berühmte Pergamonaltar mit seinen beeindruckenden Friesen (ab 170 v.Chr.) sowie das größte Gymnasium aus hellenistischer Zeit. Eumenes führte erfolgreich Krieg gegen die Galater und schloss sich außenpolitisch weitgehend den in den östlichen Mittelmeerraum ausgreifenden Römern an. Die Selbstdarstellung des attalidischen Königtums beruhte dabei auf den Gründungsmythen der Stadt Pergamon (um Telephos bzw. Pergamos), auf den propagandistisch herausgestellten Erfolgen gegen die Galater und auf der prestigeträchtigen (kulturellen) Förderung griechischer Städte. Auch die Könige Attalos II. (158-138) und Attalos III. (138-133) unterstützten die römische Politik; nach dem Tod Attalos' III. fiel das Königreich durch Testament an die Römer (133/129), es entstand die römische Provinz Asia. In römisch-spätrepublikanischer Zeit war Pergamon in die Kriege und Bürgerkriege der damaligen Zeit bei teilweise massiven Steuerforderungen von Seiten der römischen Magistrate einbezogen. Erst die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v.Chr. und die anschließende Kaiserzeit brachte - besonders unter den Kaisern Trajan (98-117 n.Chr.) und Hadrian (117-138) - den Aufstieg der Stadt zur römischen Großstadt und metropolis (123; Trajaneum, Ausbau des Asklepions). Die römische Reichskrise (3. Jahrhundert), die Spätantike (4./5. Jahrhundert) und die frühbyzantinische Zeit (6./7. Jahrhundert) brachten den wirtschaftlichen und politischen Niedergang Pergamons (Pestepidemie von 541, arabische Eroberung von 672 und byzantinisches castron). Der arabische Angriff von 715 ließ Pergamon weitgehend siedlungsleer zurück. Erst gegen Ende des 9. Jahrhunderts entstand auf antikem Pergamoner Stadtgebiet eine neue Ansiedlung, die im Verlauf des 12. Jahrhunderts auf Grund der Seldschukengefahr neu befestigt wurde und im 13. Jahrhundert zum Metropolitansitz der Kirchenprovinz Asia aufstieg. Nach der türkischen Eroberung von 1302 waren Ort und Burg um 1330 weitgehend verlassen, um 1400 war das türkisch-osmanische Bergama ein Dorf im Kaikostal. Mit dem Deutschen Carl Humann (*1839-†1896) begannen zwischen 1878 und 1886 die archäologischen Ausgrabungen in Pergamon, die zum Fund des Pergamonaltars und zu dessen Überführung nach Berlin ins (Alte bzw. Neue) Pergamonmuseum (1901 bzw. 1930) führten.
Zu Pergamon s. noch: Bayraktar, Vehbi (1987), Pergamon. Fremdenführer, Istanbul 41989, 112 S., Farbfotos, Pläne, Stadtplan, TRY N.N.; Radt, Wolfgang (1988), Pergamon. Geschichte und Bauten, Funde und Erforschung einer antiken Metropole (= DuMont Archäologie), Köln 1988, 401 S., Abbildungen, Fotos, Pläne, DM 24,-; Rohde, Elisabeth (1961), Pergamon. Burgberg und Altar (= Staatliche Museen zu Berlin. Antiken-Sammlung), Berlin 1961, 112 S., Abbildungen, DM 9,80. [Buhlmann, 11.2011, 09.2024]

Zimmermann, Wolfgang (1981), Kirchen und Klöster im Schwarzwald, Stuttgart 1981 > B Buhlmann, Klöster und Stifte in Baden-Württemberg

Zimmermann, Wolfgang (1994), Rekatholisierung, Konfessionalisierung und Ratsregiment. Der Prozeß des politischen und religiösen Wandels in der österreichischen Stadt Konstanz 1548-1637 (= KGRQ 34), Sigmaringen 1994 > K Konstanz

  Zimmern, Herren, Grafen von: Bezeugt sind die Herren von Zimmern seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert als Mitglieder einer Adelsfamilie von Edelfreien, die im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters St. Georgen (1084) bzw. der Stiftung des Klosters Alpirsbach (1095) in Erscheinung traten. Besitzschwerpunkte der Zimmern waren - neben anderem - (Bösingen-) Herrenzimmern und (Dunningen-) Seedorf, wo sich auch die herrschaftlichen Burgen befanden. Zwar scheiterte der Ausbau des Dorfes Herrenzimmern zur Stadt (1321/27) u.a. am Widerstand der Reichsstadt Rottweil, doch gelang Werner von Zimmern (†1384) durch die Heirat mit Anna von Rohrdorf (1337) der Erwerb von Herrschaft und Stadt Meßkirch. In der Folgezeit orientierten sich die Herren bzw. späteren Grafen von Zimmern auf ihre Meßkircher Besitzungen. Mit Wilhelm von Zimmern (†1594) starben die Grafen von Zimmern im Mannesstamm aus.
Zu den Herren von Zimmern s. als Geschichtsquelle: Decker-Hauff, Hansmartin, Seigel, Rudolf (Hg.), Die Chronik der Grafen von Zimmern. Handschriften 580 und 581 der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen, Bd.1 (1967): Sigmaringen 41978, 368 S., Schwarzweißtafeln, Bd.2 (1964): Sigmaringen 31981, 376 S., Schwarzweißtafeln, zus. € 10,-. [Buhlmann, 07.2020]

Zingg, Roland (Hg., Übers.) (2019), Die St. Galler Annalistik, Ostfildern 2019, 264 S., € 39,-. In der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Gallen ist aus dem 8. bis 11. Jahrhundert eine Reihe von Annalenwerken unterschiedlichen Umfangs überliefert, aufgefunden in St. Galler Handschriften und benamt durch Gelehrte im 17. bis 19. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um: Annales Sangallenes maiores, Annales Sangallenes brevissimi I, Annales Sangallenes brevissimi II, Annales Sangallenes brevissimi III, Annales Sangallenes Baluzii, Annales Alamannici, Annales Weingartenses sive Constantienses, "Vademecum" Grimalds. Aus ihren jeweiligen komplexen frühmittelalterlich-karolingerzeitlichen Entstehungssituationen heraus haben die einzelnen Annalenwerke unterschiedliche Beziehungen zum St. Galler Kloster. Im 8. Jahrhundert hatte es im Kloster noch keine eigene Annalistik gegeben. Impulse kamen diesbezüglich vom Nachbarkloster Reichenau (ca.800) und vom Musterkloster Gorze vermittelst der Annales Alamannici, die Grundlage waren für die Annales Weingartenses und deren Variante, die sog. Annales Sangallenes breves; Letztere erreichten das Kloster St. Gallen wohl kurz nach 815/17. Auch dieser Zeit zuzuordnen ist wohl die Ankunft der aus Nordfrankreich stammenden Annales Sangallenes Baluzii in St. Gallen, das im Übrigen in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts über eine reichhaltige historiografische Bibliothek verfügte (christliche Universalchroniken, Geschichtswerke Bedas, Breviarium Erchanberti, Langobardengeschichte des Paulus Diaconus). Wohl um die Mitte des 9. Jahrhunderts bzw. vor den 870er-Jahren gelangten die Annales Sangallenes brevissimi I nach St. Gallen, ebenfalls als Materialkonvolut das "Vademecum" Grimalds. Ab den späten 870er-Jahren standen den St. Galler Mönchen die Reichenauer Annales Alamannici zur Verfügung, die im Galluskloster zwischen 878 und 888 unter dem Bibliothekar und Abt Hartmut (872-883) eine Fortsetzung (bis 926) fanden. Damals wurde auch durch den Bibliothekar Notker Balbulus das sog. Breviarium Erchanberti fortgesetzt, und es entstand die St. Galler Klostergeschichte (Casus s. Galli) des Mönchs Ratpert. In das späte 9. Jahrhundert (oder doch etwas früher) gehören die in St. Gallen verfassten Annales Sangallenes brevissimi II und Annales Sangallenes brevissimi III, Letztere mit Einträgen aus der Zeit um 960. Die Annales Sangallenes maiores, angelegt in St. Gallen im Jahr 955, beenden die Zeit der (auch im Kloster niedergeschriebenen) St. Galler Annalistik. Die "größeren St. Galler Annalen" zeichnen sich durch eine chaotische Annalenführung aus, aktuelle und nachgetragene Einträge wechseln, die Einträge selbst erreichen das 11. Jahrhundert. > Lateinische Literatur > A Annales Alamannici, Annales Sangallenes Baluzii, Annales Sangallenes brevissimi I, Annales Sangallenes brevissimi II, Annales Sangallenes brevissimi III, Annales Sangallenes maiores, Annales Weingartenses sive Constantienses, V "Vademecum" Grimalds [Buhlmann, 06.2023]

Zingg, Roland (2022), Das 'Breviarium Erchanberti' - der Beginn der St. Galler Historiographie? Analyse, Edition und Übersetzung, in: FMSt 56 (2022), S.109-149 > Lateinische Literatur > B Breviarium Erchanberti

Zinsmaier, Paul (1939), Suppliken des Klosters Tennenbach an Philipp von Schwaben und Innozenz III., in: MIÖG 53 (1939), S.187-192 > T Tennenbach

Zinsmaier, Paul (1950), Zur Gründungsgeschichte von Tennenbach und Wonnental, in: ZGO 98 (1950), S.470-479 > T Tennenbach

Zinsmaier, Paul (1952), Studien zu den Urkunden Heinrichs (VII.) und Konrads IV., in: ZGO 100 (1952), S.445-565. Die Söhne des sizilischen Königs und staufischen Kaisers Friedrichs II. (1198/1212-1250), die Könige Heinrich (VII., 1220-1235) und Konrad IV. (1237-1254), besaßen als Herrscher über Deutschland je eine eigene Kanzlei zur Urkundenausstellung. Von Heinrich (VII.; 482 Diplome) sind drei Mal soviel Urkunden überliefert als von Konrad IV. (142 Diplome). Die Urkundenproduktion der Kanzleien verteilt sich unregelmäßig auf die jeweiligen Regierungszeiten der Könige, Gleiches gilt für die geografische Verteilung der Urkundenempfänger (geistliche Kommunitäten, weltliche Urkundenempfänger). Die Mitglieder der Kanzlei Heinrichs (VII.) (Schreiber, Notare, Kanzler) agierten unabhängig von der Kanzlei des Kaisers, wie die fehlenden Überschneidungen beim Kanzleipersonal, die Weiterverwendung der reichskanzleilichen Beurkundungsformen in der Kanzlei des Königs (Corroboratio, Datierung, weitgehend fehlende Ausschmückung, Verwendung fremder Diktatoren und Schreiber) zeigen. Hingegen zeichnet sich (besonders ab 1245) die Kanzlei Konrads IV. durch ihre Nähe zur kaiserlichen Kanzlei aus, erkennbar u.a. an der Anpassung des königlichen Urkundenformulars an das des Kaisers bei einem noch rudimentär vorhandenem Empfängereinfluss; der Aufenthalt König Konrads IV. in Italien (ab 1251) führte zu tiefgreifenden Änderungen in dessen Kanzlei (Auswechslung des Kanzleipersonals). Es lassen sich dann aus den Diplomen der beiden Herrscher durch Schrift- und Diktatuntersuchungen Rückschlüsse ziehen auf die Tätigkeiten von Kanzlern, (eventuell) Protonotaren, Notaren und (deutschen) Schreibern und Diktatoren in den jeweiligen Kanzleien: a) Eine ordnungsmäßige Kanzlei hat es für König Heinrich (VII.) während der Zeit bis zur Übernahme der Herrschaft (1222) nicht gegeben. b) Die Kanzlei Heinrichs (VII.) hat nach ihrer Einrichtung keine wesentlichen Veränderungen durchgemacht. c) Die Kanzlei Heinrichs (VII.) arbeitete unabhängig von der des Kaisers in Fortsetzung der Arbeitsweise der Reichskanzlei der vorangegangenen deutschen Herrscher. d) Die 1230er-Jahre sind in der Kanzlei Heinrichs (VII.) geprägt durch eine gewisse Gleichförmigkeit und Vereinfachung bei der Urkundenproduktion. e) Die Kanzlei Heinrichs (VII.) war zunächst unterbesetzt, mit drei bis vier Beamten kann für die 1230er-Jahre gerechnet werden. f) Von der Kanzlei Heinrichs (VII.) ausgestellt wurden ungefähr 58 Prozent der Diplome des Königs. g) Gleichzeitig wurden zunehmend mehr Urkunden Heinrichs (VII.) außerhalb der Kanzlei angefertigt. h) Die Kanzlei König Konrads IV. war abhängig von der kaiserlichen Kanzlei. i) Konrad IV. stand nur ein Hauptschreiber zur Verfügung, der nach dem Muster der Kaiserurkunden Friedrichs II. die Urkunden nachahmend ausarbeitete. j) Mit weit über 80 Prozent wurden die Urkunden Konrads IV. in dessen Kanzlei angefertigt. k) Die Nachwirkung der Kanzleien Heinrichs (VII.) und Konrads IV. war gering. [Buhlmann, 12.2018]

Zipperer, Gustav Adolf (1979), Nördlingen. Lebenslauf einer schwäbischen Stadt, Nördlingen 1979 > N Nördlingen

Zisterzienser: Das endende 11. und das 12. Jahrhundert sind geprägt durch eine neue Auffassung vom christlichen Glauben und Leben (vita religiosa). Im Verlauf der Jahrzehnte um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert sollte sich daher eine Differenzierung im Mönchtum anbahnen, das bisher dominierende Benediktinertum (gerade cluniazensischer Prägung) wurde zu einem Mönchsorden unter anderen - Vielfalt statt Einheit also. Zu den damals entstehenden und sehr erfolgreichen neuen Orden im Bereich des christlichen Mönchtums gehörten die Zisterzienser. Die Anfänge des Zisterzienserordens lagen dabei in einem neuen Verständnis von religiösem Leben in Abgrenzung zum damaligen Benediktinertum. Das Novum monasterium im Cîteaux des Jahres 1098 (?), die Gründungsväter Robert von Molesme (†1111), Alberich (†1109) und Stephan Harding (†1134), die Persönlichkeit eines Bernhard von Clairvaux (*1090-†1153) stehen am Beginn zisterziensischer Geschichte. Im 12. Jahrhundert bildete sich heraus die Organisation der Zisterzienser als Klosterverband mit Mutter- und Tochterklöstern, dem einmal jährlich stattfindendem Generalkapitel der Äbte und der Kontrolle der Tochtergründungen durch das jeweilige Mutterkloster. Einzelne Klöster des Zisterzienserordens erhielten damals von den Päpsten eine Reihe bedeutender Privilegien, der Zisterzienserorden selbst Ordensprivilegien, erstmals durch Papst Eugen III. (1145-1153) im Jahr 1152. Päpstliche Vergünstigungen betrafen die Abtswahl, das Verhältnis zwischen dem Orden und den Bischöfen, die Unantastbarkeit der Grangien, also der selbst bewirtschafteten Klostergüter, die Erlaubnis des Messelesens auch während eines Interdikts sowie die Unabhängigkeit der Zisterzienser von weltlichen Gerichten. Die Zeit Bernhards von Clairvaux war auch die Zeit des Übergreifens der Zisterzienser nach Deutschland. Die Abtei Kamp am Niederrhein (1123) ist hier zu erwähnen, ebenso weitere von Morimond (1115) errichtete Filialen in Südwestdeutschland wie das elsässische Engelskloster Lützel (1124), Maulbronn (1139) oder das von Lützel aus errichtete Kloster Salem (1136/38). Tennenbach ist dann von Frienisberg aus besiedelt worden, Frienisberg, bei Bern gelegen, war wiederum eine Gründung Lützels (1138) und gelangte im 13. Jahrhundert zu bedeutendem Besitz. Lützel im Oberelsass ist 1123 in Anwesenheit Bernhards von Clairvaux gegründet worden. Nicht zuletzt das Scheitern der Zisterzienser bei der Ketzerbekämpfung brachte aber im Zusammenwirken von Papsttum und Orden den Wendepunkt, während die Frauenklöster der Zisterzienserinnen eine größere Rolle spielten. Zwar gab es noch bis nach der Mitte des 13. Jahrhunderts für den Orden Privilegierungen - insbesondere von Papst Alexander IV. (1254-1261) die Bestimmung, dass Zisterzienseräbte ihren Mönchen niedere Weihen erteilen konnten -, doch ist spätestens seit Papst Urban IV. (1261-1264) eine Umkehr in der Politik der römischen Bischöfe zu verzeichnen. Im 14. Jahrhundert versuchte der zisterziensische Papst Benedikt XII. (1334-1342) die Reform des Ordens, jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts war dem Zisterzienserorden in den Bettelorden ebenfalls Konkurrenz erstanden, der nur schwer zu begegnen war. Durch die Reformation erlitt der Zisterzienserorden weitere Verluste, im Rahmen von Gegenreformation und Tridentinischem Konzil (1545-1563) gelang aber eine weitere Zentralisierung und Straffung des Ordens; es trat 1618 eine oberdeutsche Zisterzienserkongregation in Erscheinung, die 1624 in vier Provinzen (u.a. eine schwäbische und fränkische) geteilt wurde. Französische Revolution und Säkularisation führten dazu, dass nur noch wenige Männer- und Frauenklöster weiterbestanden.
Verwiesen sei in Zusammenhang mit den Zisterziensern auf überregionale und regionale Darstellungen: Citeaux 1098-1998. Rheinische Zisterzienser im Spiegel der Buchkunst (= Ausstellungskatalog), Wiesbaden 1998, 259 S., DM 48,-; Dinzelbacher, Peter (1998), Bernhard von Clairvaux. Leben und Werk des berühmten Zisterziensers (= GMR), Darmstadt 1998, 497 S., DM 58,-; Duby, Georges (1981), Der heilige Bernhard und die Kunst der Zisterzienser (= Fischer Wissenschaft 10727), Frankfurt a.M. 1991, 183 S., DM 19,80; Eberl, Immo (2002), Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens, Darmstadt 2002, 614 S., € 24,-; Elm, Kaspar (1978), Westfälisches Zisterziensertum und spätmittelalterliche Reformbewegung, in: WZ 128 (1978), S.9-32; Kottje, Raymund (1992), Die niederrheinischen Zisterzienser im späten Mittelalter. Reformbemühungen, Wirtschaft und Kultur (= Zisterzienser im Rheinland, Bd.3), Köln-Bonn 1992, V, 170 S., DM 24,80; Leroux-Dhuys, Jean-Francois (1998), Die Zisterzienser. Geschichte und Architektur, Köln 1998, 399 S., DM 49,90; Oberste, Jörg (2014), Die Zisterzienser (= Urban Tb 744), Stuttgart 2014, 317 S., Schwarzweißabbildungen, € 26,90; Ostrowitzki, Anna (1993), Die Ausbreitung der Zisterzienserinnen im Erzbistum Köln (= RA 131), Köln-Weimar-Berlin 1993, XXXIII, 205 S., DM 68,-; Scholkmann, Barbara, Lorenz, Sönke (Hg.) (2000), Von Citeaux nach Bebenhausen. Welt und Wirken der Zisterzienser, Tübingen 2000, VIII, 235 S., DM 49,80; Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit. Ausstellung des Landschaftsverbandes Rheinland in Aachen, Krönungssaal des Rathauses (= Ausstellungskatalog = Schriften des Rheinischen Museumsamtes, Nr.10), Bonn 1980, 707 S., DM 32,-. [Buhlmann, 06.2011, 06.2015]

Die Zisterzienser in Bebenhausen, hg. v. Ursula Schwittala u. Wilfried Setzler (1998) (= Ausstellungskatalog), Tübingen 1998 > B Bebenhausen

ZKTh = Zeitschrift für katholische Theologie

Zo

Zoege von Manteuffel, Claus (Hg.) (1996), Kunst und Künstler in Württemberg, Stuttgart 1996 > W Württemberg

Zöller, Günter (2020), Hegels Philosophie. Eine Einführung (= BSR 2912), München 2020 > H Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

Zöllner, Erich (1950), Die politische Stellung der Völker im Frankenreich (= VIÖG 13), Wien 1950 > F > Frankenreich

Zöllner, Erich (1970), Geschichte der Franken (bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts), München 1970 > F > Frankenreich

Zörnig, Peter (1991), Degeneracy Graphs and Simplex Cycling (= Lecture Notes in Economy and Mathematical Systems 357), Berlin-Heidelberg-New York 1991 > O Operations Research

Zola, Émile, französischer Schriftsteller: Émile (Édouard Charles Antoine) Zola (*1840 in Paris, †1902 in Paris) wuchs in der Provence auf (1843/58), schlug sich in Paris als Bohème durch (1858/62), um schließlich als Verleger und Journalist für Literatur und Politik Fuß zu fassen (1862/81; Heirat 1870, Freundschaft mit Gustave Flaubert und Iwan Turgenjew 1871). Zola wurde insbesondere durch seine erfolgreichen Romanen als erfolgreicher Schriftsteller bekannt: Thérèse Raquin (1867), Rougon-Macquart-Romanzyklus (20 Romane, 1869-1893), Trois Villes-Romanzyklus (3 Romane, 1894-1898), Quatre Evangiles-Romazyklus (3 [4] Romane, 1899-1903). Berühmt wie er war, engagierte sich Zola politisch in der Dreyfus-Affäre (1893/1906).
Zu den Romanwerken Zolas s.: Zola, Émile (1887), Die Erde (= Goldmann Tb 1689/90), München 1966, 446 S., DM 3,80; Zola, Émile (1891), Das Geld, Villingen-Schwenningen 2014, 388 S., € N.N. (als 18. Teil des Rougon-Macquart-Romanzyklus schildernd die betrügerisch-spekulative Pariser Finanzwelt der Jahre 1864/69). [Buhlmann, 06.2022, 11.2023]

Zosimos, griechisch-spätantiker Geschichtsschreiber: Der Heide Zosimos (Zosimus, 5./6. Jahrhundert) stammte vielleicht aus Syrien/Palästina im oströmischen Reich. Er schrieb zwischen 498 und 518 (oder 502?) an seiner "Neuen Geschichte" (Historia nea), die von Kaiser Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.) bis zum Jahr 410 n.Chr. reicht und wahrscheinlich unvollendet blieb. Die Historia ist eine wichtige Quelle zur Geschichte des spätantiken (west-, ost-) römischen Reiches.
Vgl. Zosimi Historiae Graece et Latine recensuit, notis criticis et commentario historico illustravit Io. Frid. Reitemeier (1784) i.v.d. ad calcem subiectae sunt animadversiones nonnullae C. G. Heynii, Lipsiae apud Weidmanni heredes et Reichium MDCCLXXXIV > Zosimus, Historia [Buhlmann, 08.2014]

Zotz, Thomas (1991), Dux de Zaringen - dux Zaringiae. Zum zeitgenössischen Verständnis eines neuen Herzogtums im 12. Jahrhundert, in: ZGO 139 (1991), S.1-44 > Z Zähringer

Zotz, Thomas (2001/02), St. Gallen im Breisgau. Die Beziehungen zu einer Fernzone seiner Herrschaft, in: AlemJb 2001/02, S.9-22 > S St. Gallen

Zotz, Thomas (2018), Die Zähringer. Dynastie und Herrschaft (= Urban Tb), Stuttgart 2018 > Z Zähringer

ZPrGLK = Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde

ZRG = Zeitschrift für Rechtsgeschichte. GA: Germanistische Abteilung, KA: Kanonistische Abteilung, RA: Romanistische Abteilung

ZSK = Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte

Zu

Zuckmayer, Carl, deutschsprachiger Schriftsteller: Carl Zuckmayer (*1896 in Nackenheim, †1977 in Visp) erlebte Kindheit und Jugend in Mainz, wo er 1914 mit einem Notabitur seine Gymnasialzeit beendete. Als Kriegsfreiwilliger nahm er - in unterschiedlichen Offiziersrängen - am Ersten Weltkrieg (1914-1918) an der Westfront teil (Verleihung militärischer Orden [Eisernes Kreuz u.a.] an Zuckmayer). 1917 veröffentlichte Zuckmayer erste Gedichte, nach dem Krieg studierte er in Frankfurt am Main und Heidelberg (bis 1920). In den 1920er-Jahren begann die Karriere Zuckmayers als Schriftsteller eher stockend; zwar wurde sein Drama Kreuzweg im Berliner Staatstheater uraufgeführt (1920), doch war er in den folgenden Jahren nur zweitweise als Theaterdramaturg in Kiel (Kieler Theaterskandal 1923), München und Berlin beschäftigt. Erfolgreich war Zuckmayers Komödie Der fröhliche Weinberg (1925), gefolgt vom Theaterstück Schinderhannes (1927) und von der Komödie Katharina Knie (1929). Am erfolgreichsten war für Zuckmayer indes die Komödie Der Hauptmann von Köpenick (1931). Vor dem Nationalsozialismus in Deutschland (1933/45; Verbot der Werke Zuckmayers 1933) wich der Schriftsteller nach Österreich (bis 1938) aus, um danach über die Schweiz und die Niederlande in die USA zu emigrieren. Hier arbeitete er als Farmer, Drehbuchautor und für den US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst, auch als Kulturbeauftragter des amerikanischen Kriegsministeriums (1946; Europareise). Zuckmayer erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft (1946) und lebte bis 1957 weiterhin zeitweise in den USA. Auch in der Nachkriegszeit, in den 1950er-Jahren blieb Zuckmayer ein erfolgreicher Dramatiker, wie die Dramen Des Teufels General (1946), Der Gesang im Feuerofen (1950) oder Das kalte Licht (1955) zeigen. 1957 übersiedelte Zuckmayer in die Schweiz nach Saas-Fee, wo er 1966 das Schweizer Bürgerrecht erwarb. Im selben Jahr veröffentlichte er seine Autobiografie Als wär's ein Stück von mir. Zuckmayers literarisches Wirken umfasst Dramen und Theaterstücke, Gedichte, Prosaerzählungen, Essays und Reden, Briefe; vielfach sind Zuckmayers Stücke verfilmt worden. An Werken Zuckmayers seien genannt: Zuckmayer, Carl (1931), Der Hauptmann von Köpenick (= Fischer Tb 7002), Nachdruck Frankfurt a.M. 1972, 128, DM 2,80, Nachdruck Frankfurt a.M. 1982, 128 S., DM 3,80; Zuckmayer, Carl (1966), Als wär's ein Stück von mir. Horen der Freundschaft, Stuttgart-Hamburg 1966, 653 S., Abbildungen, Faksimiles, DM N.N.; Zuckmayer, Carl (1966), Als wär's ein Stück von mir. Horen der Freundschaft, Frankfurt a.M. 2006, 693 S., € 12,-. [Buhlmann, 1973, 11.2022]

Zweig, Stefan, österreichischer Schriftsteller: I. Stefan Zweig (*1881 in Wien, †1952 in Petrópolis [Brasilien] durch Selbstmord), jüdischer Herkunft, aus wohlhabendem Elternhaus, wuchs in Wien auf (Besuch des Gymnasiums, Matura 1899) und pflegte mit seinen Reisen, die ihn u.a. auf den indischen Subkontinent (1908) und nach Amerika (1911) führten, einen großbürgerlichen Lebensstil. Ab 1901 erschienenen Zweigs schriftsellerische Werke, die den Intellektuellen als humanistisch, pazifistisch und antinationalistisch erkennen lassen. Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde Zweig nicht als Soldat eingezogen bzw. vom Wehrdienst befreit (1917); er hielt sich länger in der neutralen Schweiz auf und kehrte mit dem Ende des Krieges nach Österreich zurück (1919). In seinen Salzburger und in den 1920er-Jahren entfaltete Zweig eine reiche Publikationstätigkeit. National(sozialistisch)er Druck ließ Zweig nach London emigrieren (1934), wo er britischer Staatsbürger wurde (1939). Ab 1940 hielt er sich schließlich in Brasilien auf, während im nationalsozialistischen Machtbereich seine Bücher verboten und verbrannt wurden und man ihm auch den Doktortitel der Wiener Universiät aberkannte (1941). II. An Werken Stefan Zweigs, der zu seiner Zeit zu den herausragenden deutschsprachigen Schriftstellern gehörte, seien genannt: Zweig, Stefan (1925), Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin - Kleist - Nietzsche, Köln 2016, 352 S., € 3,95; Zweig, Stefan (1929), Sternstunden der Menschheit (= Fischer Tb 595), Nachdruck Frankfurt a.M. 1987, 252 S., DM 9,80; Zweig, Stefan (1932), Marie Antoinette. Eine Biographie (= Fischer Tb 2220), Nachdruck Frankfurt a.M. 1986, 576 S., Schwarzweißtafeln, Zeittafel, DM 14,80 (über die habsburgische Prinzessin Marie Antoinette von Österreich-Lothringen [*1755-†1793], Tochter Maria Theresias, seit 1770 Ehefrau des französischen Königs Ludwig XVI., als Königin von Frankreich [angeblich?] frivol, inkompetetent und [politisch] überfordert, ein "mittlerer Charakter", als Königin Opfer der Französischen Revolution [1789; Prozess und Hinrichtung 1793]); Zweig, Stefan (1935), Maria Stuart, Nachdruck Frankfurt a.M. 1998, 477 S., DM N.N.; Zweig, Stefan (1939), Ungeduld des Herzens. Roman (= Fischer Tb 1679), Nachdruck Frankfurt a.M. 1987, 456 S., DM 14,80; Zweig, Stefan (1943), Schachnovelle (= Fischer Tb 1522), Frankfurt a.M. 1974, 95 S., DM 2,80; Zweig, Stefan (1951), Baumeister der Welt. Balzac, Dickens, Dostojewski, Hölderlin, Kleist, Nietzsche, Casanova, Stendhal, Tolstoi, Frankfurt a.M. 1965, 605 S., DM 14,80 (als Sammlung biografischer Essays über bedeutende Schriftsteller der europäischen Neuzeit). [Buhlmann, 05.2022, 11.2022, 07.2023, 09.2023, 07.2024]

Zweiter Weltkrieg in Europa: Der nationalsozialistische Krieg Deutschlands als Zweiter Weltkrieg (1939-1945) begann nach dem Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts (24. August 1939) mit dem Angriff auf Polen (1. September 1939), das innerhalb von knapp vier Wochen besetzt wurde ("Blitzkrieg", "Generalgouvernement"; Besetzung Ostpolens und der baltischen Staaten durch die Sowjetunion; sowjetisch-finnischer "Winterkrieg" 1939/40). Die Besetzung Dänemarks und Norwegens (9. April 1940) schloss Großbritannien und Frankreich, die Deutschland nach dem Überfall auf Polen den Krieg erklärt hatten, von Nordeuropa aus. Der deutsche Angriffskrieg auf die Beneluxstaaten und Frankreich ab dem 10. Mai 1940 führte bis Mai bzw. Juni zur Besetzung dieser Länder und zum Waffenstillstand mit Frankreich (22. Juni 1940), das als Vichy-Regime Marschall Pétaines ein von Deutschland abhängiger Satellitenstaat wurde (1940/42). Das Eintreten des faschistischen Italien in den Krieg an der Seite Deutschlands und der Dreimächtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan (27. September 1940; Krieg in Ostasien und im Pazifik) ließ das Bündnis der Achsenmächte entstehen. Nach der verlorenen "Luftschlacht um England" (1940/41) erfolgte das Eingreifen Deutschlands im italienischen Parallelkrieg in Afrika (1940/41; italienisches Kolonialreich in Libyen und Nordostafrika) und die Eroberung Jugoslawiens und Griechenlands (April 1941). Der rassenideologisch stark motivierte Angriffskrieg gegen die kommunistische Sowjetunion ("Kommissarbefehl" Hitlers, "Vernichtung des Bolschewismus/Judentums") im Unternehmen "Barbarossa" und mit Unterstützung Bulgariens, Rumäniens und Ungarns ab dem 22. Juni 1941 brachte zunächst große Gebietsgewinne im Westen und Südwesten der Sowjetunion (Baltikum, "Bezirk Bialystok", Weißrussland, Ukraine, rückwärtiges Heeresgebiet, deutsches Besatzungspolitik, Kollaboration und Partisanentätigkeit). Parallel dazu liefen die von Hitler unterstützten Maßnahmen zur "Endlösung der Judenfrage" an (Wannseekonferenz 20. Januar 1942; "Ghettoisierung" der polnischen Juden, Vernichtungslager und Massenmord, Aushungerungspolitik im rückwärtigen Heeresgebiet). Der Kriegseintritt der USA (11. Dezember 1941) auf Seiten Großbritanniens und der alliierten Mächte sollte die militärische zu Ungunsten des "Dritten Reiches" ändern. Auch der nur als kurzer Feldzug geplante Krieg gegen die Sowjetunion weitete sich (zeitlich) aus; spätestens mit der Schlacht bei Stalingrad (1942/43) gerieten die deutschen Truppen in die Defensive. Der Krieg kehrte nach Deutschland zurück, zumal alliierte Bombenangriffe auf Deutschland (ab 1942) zunehmend Wirkung erzielten, die Wirtschaft vor dem Hintergrund eines "totalen Kriegs" schon längst eine Kriegswirtschaft geworden war (Versorgungslage und Rationierungen, soziale Lage u.a. der Arbeiter, Rolle der NSDAP und ihrer Funktionäre, Zwangsarbeit, Kriegsmüdigkeit und Entpolitisierung, Führermythos, Widerstand gegen den Nationalsozialismus). In Nordafrika mussten die zurückweichenden deutschen Truppen bei Tunis kapitulieren (Mai 1943), Italien wechselte zu den Alliierten über (Juli 1943; Besetzung Nord- und Mittelitaliens, Mussolinis Repubblica Sociale Italiana), dem Vorrücken der sowjetischen Roten Armee an der Ostfront (Besetzung Ungarns März 1944) sollten mit der alliierten Invasion in der Normandie (6. Juni 1944) militärische Niederlagen Deutschlands im Westen Europas folgen. Hitler, der in seinem ostpreußischen "Führerhauptquartier" Wolfsschanze das Attentat vom 20. Juli 1944 ohne wesentliche Beeinträchtigung überlebt hatte, kehrte Anfang 1945 nach Berlin zurück, um die Führung in der Verteidigung der Hauptstadt gegen die vorrückenden Sowjettruppen zu übernehmen ("Schlacht um Berlin" April 1945). Mit dem Scheitern der Ardennenoffensive (1944/45) befanden sich die deutschen Truppen auch im Westen endgültig auf dem Rückzug. Hitler trat am 20. März 1945 letztmalig öffentlich in Erscheinung, am 30. April beging er im "Führerbunker" der Alten Reichskanzlei Selbstmord. Am 8. Mai kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Die Errichtung einer nationalsozialistischen Gewalt- und Schreckensherrschaft über große Teile Europas, verbunden mit dem Massenmord an Behinderten, Juden und osteuropäischer Zivilbevölkerung, verbunden mit dem letztlich eintretenden Zusammenbruch des "Dritten Reiches" hinterließ über 50 Millionen Tote, riesige Zerstörungen und Verwüstungen, eine "militärische, politische und moralische Niederlage" (nach: Herbert, Ulrich, Das Dritte Reich (= BSR 2859), München 2016).
Geschichtsquellen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind: Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1938-1945, hg. v. Heinz Boberach (1984), Herrsching 1984, zus. 226, 6740 S., zus. DM 49,-: Bd.1: Einführung & Übersicht, Bd.2: 1938-10.11.1939, Bd.3: 13.11.1939-13.3.1940, Bd.4: 15.3.1940-1.7.1940, Bd.5: 4.7.1940-14.11.1940, Bd.6.: 18.11.1940-17.4.1941, Bd.7: 22.4.1941-14.8.1941, Bd.8: 18.8.1941-15.12.1941, Bd.9: 18.12.1941-26.3.1942, Bd.10: 30.3.1942-10.7.1942, Bd.11: 23.7.1942-2.11.1942, Bd.12: 5.11.1942-25.2.1943, Bd.13: 1.3.1943-30.5.1943, Bd.14: 31.5.1943-9.9.1943, Bd.15: 13.9.1943-27.12.1943, Bd.16: 27.12.1943-20.4.1944, Bd.17: 4.5.1944-März 1945; Die Wehrmachtberichte 1939-1945, hg. v. Oberkommando der Wehrmacht (= dtv reprint): Bd.1: 1. Sept. 1939 - 31. Dez. 1941, X, 760 S., München 1985, Bd.2: 1. Jan. 1942 - 31. Dez. 1943, 636 S., München 1985, Bd.3: 1. Jan. 1944 - 9. Mai 1945; Register, München 1985, 867 S., zus. DM 58,-. An Literatur zum Zweiten Weltkrieg seien genannt: Aders, Gebhard, Held, Werner (1985), Jagdgeschwader 51 "Mölders". Eine Chronik. Berichte, Erlebnisse, Dokumente, Stuttgart 1985, 279 S., Tabellen, Schwarzweißtafeln, DM 44,-; Brennecke, Jochen (1991), Die Wende im U-Boot-Krieg. Ursachen und Folgen 1939-1943 (= Heyne Tb 7966), München 1991, 573 S., Abbildungen, DM 2,50; Carell, Paul (1963), Unternehmen Barbarossa. Der Marsch nach Rußland, Gütersloh 1963, 576 S., Schwarzweiß-, Farbtafeln, Karten, DM N.N.; Cartier, Raymond (1967), Der Zweite Weltkrieg, 3 Bde., Köln [1985]: Bd.1: 1939-1941, Bd.2: 1942-1944, Bd.3: 1944-1945, zus. X, VII, VI, 1321 S., Abbildungen, Karten, DM N.N.; Chant, Chris (1999), Deutsche Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg, Bindlach 1999, 160 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM N.N.; Deighton, Len (1978), Luftschlacht über England. Tatsachenbericht (= Heyne Tb 5985), München 1982, 304 S., Abbildungen, DM 2,-; Deighton, Len (1979), Blitzkrieg. Von Hitlers Triumphen bis zum Fall von Dünkirchen (= Heyne Tb 6185), München 1983, 347 S., Abbildungen, Karten, DM 2,-; FitzGibbon, Constantine (1982), London brennt (= Moewig Dokumentation 4321), München 1982, 208 S., Abbildungen, DM 2,-; Ford, Brian J. (1981), Die deutschen Geheimwaffen (= Moewig Dokumentation 4307), München 1981, 159 S., Abbildungen, DM 2,-; Fry, Michael, Sibley, Roger (1983), Der Wüstenfuchs. Erwin Rommel und das deutsche Afrikakorps (= Moewig Dokumentation 4336), München 1983, 190 S., Abbildungen, DM 2,-; Graham, Dominick (1983), Die Schlacht um Monte Cassino (= Moewig Dokumentation 4338), München 1983, 192 S., Abbildungen, DM 2,-; Haupt, Werner ([2010]), Heeresgruppe Mitte. Der Kampf im Mittelabschnitt der Ostfront 1941-1945, Eggolsheim o.J. [2010], Schwarzweißtafeln, Karten, € 12,95; Irving, David (1963), Der Untergang Dresdens, Gütersloh 1964, 319 S., Schwarzweißtafeln, DM 19,80; Irving, David (1983), Hitlers Krieg. Die Siege 1939-1942 (= Heyne Tb 6501), München 1985, 574 S., Abbildungen, DM 1,95; Ishoven, Armand van (1978), Messerschmitt. Sein Leben, seine Flugzeuge (= Heyne Tb 5532), München 1978, 283 S., Schwarweißabbildungen, Schwarzweißtafeln, DM 5,80; Johnson, B[rian] (1978), Streng geheim. Wissenschaft und Technik im Zweiten Weltkrieg, Augsburg o.J. [1995?], 374 S., Schwarzweißabbildungen, -fotos, DM N.N. (betreffend technische Entwicklungen auf den Gebieten der Kommunikation [Peilung, Radar, ENIGMA] und der Waffen [Flugzeuge und Hubschrauber, Panzer, U-Boote, "Vergeltungswaffen", Minen]); Jukes, Geoffrey (1968), Stalingrad. Die Wende im Zweiten Weltkrieg (= Moewig Dokumentation 4317), München 1982, 222 S. Abbildungen, DM 2,-; Jukes, Geoffrey (1982), Die Schlacht der 6000 Panzer. Kursk und Orel 1943 (= Moewig Dokumentation 4324), München 1982, 187 S., Abbildungen, DM 2,-; Jukes, Geoffrey (1984), Panzer vor Moskau (= Moewig Dokumentation 4343), München 1984, 160 S., Abbildungen, DM 2,-; Keegan, John (1970), Die Waffen-SS (= Moewig Dokumentation 4303), München 1981, 351 S., Abbildungen, DM 2,-; Keegan, John (1971), Der Fall Barbarossa (= Moewig Dokumentation 4308), München 1981, 159 S., Abbildungen, DM 2,-; Knopp, Guido (2003), Die Gefangenen (= Goldmann Tb 15323), München 2005, 412 S., Schwarzweißabbildungen, € 10,-; Macksey, Kenneth J. (1968), Das Afrika-Korps (= Moewig Dokumentation 4300), München 1980, 400 S., Abbildungen, DM 2,-; Macksey, Kenneth J. (1981), Deutsche Panzertruppen (= Moewig Dokumentation 4310), München 1981, 288 S., Abbildungen, DM 2,-; McKee, Alexander (1960), Entscheidung über England. Die Luftschlacht 1940, Hitlers erste Niederlage (= Geschichte im Wandel), Genf o.J., 358 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM 18,80; Michaelis, Herbert, Hubatsch, Walter, Ruge, Friedrich, Dahms, Hellmuth Günther, Ruge, Friedrich, Schraepler, Ernst (1968), Der 2. Weltkrieg. Bilder, Daten, Dokumente, München 1983, 687 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 45,-; Müller, Rolf-Dieter (2015), Der Zweite Weltkrieg (= Geschichte kompakt), Darmstadt 2015, 166 S., Karten, € 4,95; Paus, Peter, Schmidt, H.W., Bergmann, H., Nemis, Fred, Vrba, Leopold (1978), Zwischen Italien und Afrika. Kampfschilderungen vom Krieg im Mittelmeerraum, Rastatt 41980, 324 S., Schwarzweißabbildungen, Gefechtsskizzen, Karten, DM 12,80; Piekalkiewicz, Janusz (1969), Spione, Agenten, Soldaten. Geheime Kommandos im Zweiten Weltkrieg, München 1988, 528 S., Schwarzweißfotos, Pläne, Karten, DM 48,-; Piekalkiewicz, Janusz (1978), Luftkrieg 1939-1945, Gütersloh o.J. [1982], 436 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM N.N.; Piekalkiewicz, Janusz (1994), Der Zweite Weltkrieg (mit einem Vorwort von Sebastian Haffner), Köln o.J. [2005], 1119 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 19,95; Price, Alfred (1973), Luftschlacht über Deutschland. Angriff und Verteidigung 1939-1945, Stuttgart 51985, 215 S., Schwarzweißabbildungen, DM 36,-; Ryan, Cornelius ([1960], Der längste Tag (= Geschichte im Wandel), Genf [1969], 357 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM N.N.; Sapp, Franz (1992), Gefangen in Stalingrad (1943-1946), Augsburg 1998, 360 S., Schwarzweiß-, Farbfotos, Karten, DM N.N.; Schultz-Naumann, Joachim (1951), Die letzten dreißig Tage. Das Kriegstagebuch des OKW April bis Mai 1945 (= Moewig Dokumentation 4328), München 1982, 221 S., Schwarzweißtafeln, Karten, DM 2,-; Shaw, Antony (Hg.) (2000), Der II. Weltkrieg. Eine Chronik, Bindlach 2000, 192 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, SFR 24,80; Spieß, Alfred, Lichtenstein, Heiner (1982), Unternehmen Tannenberg. Der Anlaß zum Zweiten Weltkrieg (= Moewig Dokumentation 4316), [München] o.J. [1982], 238 S., Schwarzweißtafeln, DM 2,-; Stock, James W. (1982), Der Kampf um Tobruk (= Moewig Dokumentation 4322), München 1982, 191 S., Abbildungen, DM 2,-; Thorwald, Jürgen (1949/51), Die große Flucht, München-Zürich 1979, 512 S., DM 29,80 (zusammenfassend die Publikationen: "Es begann an der Weichsel", "Das Ende an der Elbe" über den Zusammenbruch der deutschen Ostfront [Januar 1945], die dadurch ausgelösten massiven Fluchtbewegungen, den Kampf um Berlin und das Ende des "Dritten Reiches" [Mai 1945]); Ullrich, Volker (2020), Acht Tage im Mai. Die letzte Woche des Dritten Reiches, München 2020 > U Ullrich, Acht Tage; Vrba, Leopold (1986), Kursk. Die letzte deutsche Panzer-Offensive in Russland (= Moewig Dokumentation 4352), München 1986, 220 S., Abbildungen, DM 2,-; Whiting, Charles (1978), Die Schlacht um den Ruhrkessel (= Moewig Dokumentation 4309), München 1981, 157 S., Abbildungen, DM 2,-; Wucher, Albert (1959), Seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen. Ein Dokumentarbericht über den Beginn des Zweiten Weltkriegs, München 21961, 217 S., Schwarzweißtafeln, Zeittafel, Personenverzeichnis, DM 12,80; Wuermeling, Henric L. (1989), August '39. 11 Tage zwischen Frieden und Krieg. 21. August - 1. September 1939, Frankfurt a.M. 1989, 200 S., Schwarzweißabbildungen, DM N.N.; Young, Peter (Hg.) (1974), Der große Atlas zum II. Weltkrieg, Köln 1980, 288 S., Abbildungen, Karten, DM 24,80; Zentner, Christian (Hg.) (1985), Der Zweite Weltkrieg. Texte - Bilder - Karten - Dokumente - Chronik. Mit einem Geleitwort von Paul Carell, München-Zürich 1985, 414 S., Abbildungen, Karten, DM N.N.; Ziemke, Earl Frederick (1978), Die Schlacht um Berlin (= Moewig Dokumentation 4318), München 1982, 271 S., Abbildungen, DM 2,-. Um Zweite Weltkrieg-Rezeption geht es in der quellennahen Reihe: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (Hg.), Bücher für Freunde und Förderer [Autorenbuchreihe]: Bd.9 (2005): "Krieg ist nicht an einem Tag vorbei". Erlebnisberichte von Mitgliedern, Freunden und Förderen über das Kriegsende 1945, Kassel 2005, 240 S., Schwarzweißfotos, DM N.N. [Buhlmann, 1983-1984, 06.1985, 12.1985-02.1986, 1987, 07.2017, 12.2017, 03.2020, 06.2020, 10.2020, 12.2020, 04.2021, 09.-10.2021, 02.2022, 05.-06.2022, 11.2023, 04.-05.2024, 08.2024]

Zweiter Weltkrieg in Ostasien und im Pazifikraum: Ab den beginnenden 20. Jahrhundert fand der machtpolitische Aufstieg Japans zu einer ostasiatischen Kolonialmacht statt (Formosa [Taiwan] 1895, russisch-japanischer Krieg 1904-1905 [Seeschlacht bei Tsushima 1905], japanisches Protektorat Korea 1905/10, Mandschurei 1905 bzw. 1920/25, Sibirien 1918/22, Tientsin 1918/22). Ab 1930er-Jahren verstärkte der Einfluss Japans im östlichen China (japanisches Protektorat Mandschurei 1931/32, Kaiserreich Mandschuko als japanischer Satellitenstaat 1934, japanische Besetzung von Teilen Ostchinas bis 1937/39, japanische Vorstöße in die innere Mongolei und japanisch-sowjetischer Grenzkonflikt 1939/40). Im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg in Europa (1939-1945) besetzte Japan - gedeckt u.a. durch den Dreimächtepakt mit Deutschland und Italien (1940) und durch ein Neutralitsätsabkommen mit der Sowjetunion (1941) - das (Vichy-) französische Indochina (1940/41) als Teil seiner "Großasiatischen Wohlsstandssphäre" zur Erlangung bzw. Verteidigung der japanischen Vormachtstellung in Ostasien (Bündnis mit Thailand 1941). Nach Embargomaßnahmen von Seiten der Alliierten erfolgte mit dem Angriff japanischer Truppen auf den US-amerikanischen Pazifikflottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii der Eintritt Japans in den Weltkrieg (7. Dezember 1941). Ziel Japans war die Schaffung eines "äußeren Verteidigungsgürtels" im Pazifik (Burma, Neuguinea, Marhall-Inseln, Guam), der die "Versorgungsregion" (Indochina, Philippinen, Malaysia, Indonesien) und den "inneren Ring" (Japan, Mandschuko, China) schützen sollte. Bis Frühjahr/Sommer 1942 wurden so Guam und Wake-Island (1941), die Philippinen, Malaysia (1941/42), Niederländisch-Indien, Neu-Guinea und (Teile) Burma(s) (1942) gegen unzureichende britische, US-amerikanische und niederländische Abwehrmaßnahmen erobert und dem japanischen Machtbereich eingegliedert. Auf alliierter Seite nahm der "Pakt der Vereinten Nationen" (1. Januar 1942) den zunächst verhaltenen Kampf ("Germany first") gegen Japan auf (amerikanischer Sieg in der See-Luft-Schlacht im Korallenmeer 4.-8. Mai 1942, englische Besetzung Madagaskars, amerikanischer Sieg in der Schlacht bei Midway 3.-7. Juni 1942, amerikanische Gegenoffensive und Eroberung Guadalcanals 1942/43). Mit der Verschiebung der alliierten Invasion in Westeuropa rückte aber im Jahr 1943 die pazifische Front in den Mittelpunkt alliierter Kriegsinteressen, so dass sich Japan nunmehr im Großen und Ganzen auf die Verteidigung eines "absoluten Sicherheitsraums" beschränkte, während alliierte Kräfte durch die Taktik des "Inselspringens" den japanischen Macht- und Versorgungsbereich eingrenzten (Landung auf den Salomonen-Inseln [Juni 1943], Angriff auf Bougainville [November 1943], Angriffe auf Rabaul 1943/44, Einnahme Eniwetoks [Februar 1944], Rückeroberung Guams, Zerstörung des Truk-Atolls in einer See-Luft-Schlacht [19. Juni 1944]). Die für Japan sehr verlustreiche Schlacht um den Leyte-Golf im Oktober 1944 (Zerstörung der Hälfte der japanischen Kriegsmarine) leitete die US-amerikanische Rückeroberung der Philippinen ein (bis Juni 1945). In China kämpften nationalchinesische Kräfte und kommunistische Partisanen - unterstützt von Großbritannien und den USA - gegen die japanische Gewaltherrschaft. Ein japanischer Entlastungsangriff auf Ostindien scheiterte (Februar 1944), während es dem Kaiserreich gelang, eine Landverbindung zwischen den chinesischen Besitzungen und Indochina herzustellen (April 1944). Im Jahr 1945 gingen die US-amerikanischen Vorstöße in Richtung der japanischen Hauptinseln weiter (Eroberung von Iwojima [Februar 1945], Eroberung von Okinawa [April 1945]). Am 6. und 8. August 1945 wurden die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch amerikanische Atombomben zerstört, Japan kapitulierte am 2. September, ohne dass eine alliierte Invasion der Hauptinseln nötig geworden wäre (militärische Gründe des Atombombeneinsatzes). Bedeutungslos blieb im Übrigen der am 8. August erfolgte Kriegseintritt der Sowjetunion (nach: Müller, Rolf-Dieter (2015), Der Zweite Weltkrieg (= Geschichte kompakt), Darmstadt 2015).
Zum Krieg im Pazifikraum und in Ostasien s.: Ford, Brian J. (1985), Geheime alliierte Waffen. Von der Atombombe bis zur chemischen Keule (= Moewig Dokumentation 4349), München 1985, 144 S., Abbildungen, DM 2,-; Kennedy, Paul M. (1981), Der Kampf im Pazifik (= Moewig Dokumentation 4311), München 1981, 190 S., Abbildungen, DM 2,-; Sides, Hampton (2001), Das Geisterkommando. 1945 im Dschungel Asiens: Die Geschichte einer hochdramatischen Rettungsaktion (= Goldmann Tb 15189), München 2002, 383 S., € 13,-. [Buhlmann, 1983-1986, 04.2021, 08.2024]

Zwentibold, ostfränkischer König: Geboren wurde Zwentibold um 870/71; er war der Sohn Kaiser Arnulfs von Kärnten (887-899) mit einer unbekannten Konkubine. Seinen Namen erhielt er vom Namen des mährischen Herrschers Svatopluk. Im Mai 889 war Zwentibold noch als Nachfolger seines Vaters vorgesehen gewesen. Doch mit der Geburt des legitimen Ludwig des Kindes (893) verschob sich die Nachfolge auf den Letzteren; Arnulf machte Zwentibold zum König von Lothringen (895). Dort konnte er sich aber nur beschränkt gegen Adel und Große durchsetzen. Zwentibold starb am 13. August 900 in einem Gefecht in der Maasgegend. Begraben liegt er im Kloster Süsteren. Verheiratet war Zwentibold seit 897 mit Oda, der Tochter Herzog Ottos des Erlauchten von Sachsen (ca.880-912).
Zu Zwentibold s.: Schützeichel, Rudolf (1958), Ortsnamen aus den Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes. Beiträge zu ihrer Identifizierung und ihrer namenkundlich-sprachgeschichtlichen Identifizierung, in: BNF 9 (1958), S.217-285; Die Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes, hg. v. Theodor Schieffer (1960), Nachdruck München 1982, XIV, 332 S., Abbildung, DM 34,-. [Buhlmann, 04.2008]

Zwiefalten, Benediktinerkloster: Die Grafen von Achalm waren Stifter des Benediktinerklosters Zwiefalten, dessen Gründung 1089 in Anwesenheit des Abtes Wilhelm von Hirsau (1069-1091) und mit Hirsauer Mönchen erfolgte. Zunächst Priorat des Schwarzwaldklosters, erlangte Zwiefalten 1091 Selbstständigkeit und 1093 die libertas Romana. Die Klostervogtei kam zu diesem Zeitpunkt an die Welfen, dann infolge des 1179 abgeschlossenen Erbvertrages zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) und Herzog Welf VI. (†1191) an die staufischen Herrscher. 70 Vollmönche und 130 Laienbrüder gehörten im Jahr 1138 zum Konvent, neben dem es bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts eine Frauengemeinschaft gab. Die Klosterchroniken Ortliebs und Bertholds stehen für die Blütezeit der Mönchsgemeinschaft, ab der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts ist ein Bedeutungsrückgang des Klosters zu verzeichnen. Im späten Mittelalter gelang, gestützt auf die Habsburger als Klostervögte, die Ausbildung eines geschlossenen Territoriums, jedoch wurde die Vogtei im 14. Jahrhundert an die Grafen von Württemberg verliehen. Zwiefalten widerstand dennoch erfolgreich württembergischer Reformation (1535) und Landesherrschaft (bis 1570). Verfassungsrechtlich und machtpolitisch zwischen Reichs- und württembergischer Landstandschaft, konnten indes Zwiefalter Kloster und Klostergebiet erst im 18. Jahrhundert in ihrer unabhängigen Existenz gesichert werden. 1750 gelang der Mönchsgemeinschaft der Kauf der schon seit 1696 an das Kloster verpfändeten württembergischen Rechte, Zwiefalten gehörte nun endgültig zur Gruppe der oberschwäbischen Reichsprälatenklöster der frühen Neuzeit. Parallel zu dieser Entwicklung verfügten die Mönche offenbar über die nötigen Mittel, ihre Klosteranlage zu barockisieren. Von 1738 bis 1754 erbaute man die Kirche neu, mächtige Doppeltürme, ein mit Fresken und Stuckaturen versehenes Langhaus sowie die Westfassade des Architekten Johann Michael Fischer (†1766) fügen sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Das Kloster Zwiefalten wurde 1802 säkularisiert und dem Herzogtum Württemberg eingegliedert.
Überblicksdarstellungen zur Zwiefaltener (Kloster-) Geschichte sind: 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, hg. v. Hermann Josef Pretsch (1989), Ulm 21990, 564 S., DM 24,-; Setzler, Wilfried (1979), Kloster Zwiefalten. Eine schwäbische Benediktinerabtei zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit. Studien zu ihrer Rechts- und Verfassungsgeschichte, Sigmaringen 1979, 194 S., DM 29,80. Spezialfragen behandeln: Pretsch, Hermann Josef (1986), Die Kontakte des Benediktiner-Doppelklosters in Zwiefalten mit Hildegard von Bingen und Abt Bertholds Konflikt mit seinem Konvent, in: AmrhKG 38 (1986), S.147-173, mit dem auch in der Zwiefalter Sammlung von Briefen der Hildegard von Bingen (†1179) dokumentierten Briefwechsel zwischen dem Kloster Zwiefalten und der prophetissa teutonica vor dem Hintergrund der Streitigkeiten zwischen Abt Berthold I. (1139-1141, 1146/47-1152, 1158-1169) und Teilen der Mönchsgemeinschaft (Rolle des alten und neuen Konverseninstituts, Verkauf von Grundbesitz zur Bewältigung einer wirtschaftlichen Krise im Kloster); Setzler, Wilfried (1976), Die Abtswahlen im Kloster Zwiefalten in den Auseinandersetzungen mit den Grafen von Wirtemberg, in: SMGB 87 (1976), S.339-383. [Buhlmann, 05.2001, 06.2003, 03.2009, 07.2011, 05.2013]

ZWLG = Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte

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