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Rezensionen (Geschichte)
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C.H. Beck Geschichte der Antike ist eine 6-bändige Reihe zur griechisch-römischen Antike vom 12. Jahrhundert v.Chr. bis zum 7. Jahrhundert n.Chr. U.a. ist erschienen: Bd.1: Stein-Hölkeskamp, Elke (2015), Das archaische Griechenland. Die Stadt und das Meer (= BSR 6151 = C.H. Beck Geschichte der Antike), München 2015 > G Griechische Geschichte, 12.-6. Jahrhundert v.Chr.; Bd.2: Schmidt-Hofner, Sebastian (2016), Das klassische Griechenland. Der Krieg und die Freiheit (= BSR 6152 = C.H. Beck Geschichte der Antike), München 2016 > G Griechische Geschichte, 5.-4. Jahrhundert v.Chr.; Bd.3: Scholz, Peter (2015), Der Hellenismus. Der Hof und die Welt (= BSR 6153 = C.H. Beck Geschichte der Antike), München 2015 > G Griechische Geschichte, 4.-1. Jahrhundert v.Chr.; Bd.4: Blösel, Wolfgang (2015), Die römische Republik. Forum und Expansion (= BSR 6154), München 2015 > R Römische Geschichte, 15.-1. Jahrhundert v.Chr.; Bd.5: Eich, Armin (2014), Die römische Kaiserzeit. Die Legionen und das Imperium (= BSR 6155), München 2014 > R Römische Geschichte, 1. Jahrhundert v.Chr.-4. Jahrhundert n.Chr.; Bd.6: Pfeilschifter, Rene, Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher (= BSR 6156), München 2014 > R Römische Geschichte, 3.-5. Jahrhundert n.Chr. [Buhlmann, 08.2017, 08.2018, 09.2020, 03.-04.2022]

Caesar, Gaius Julius, römischer Politiker und Feldherr: I. Die Daten zum Leben Caesars, Abkömmling einer römischen Patrizierfamilie in der ausgehenden römischen Republik des 1. Jahrhunderts v.Chr., sind: Gaius Julius Caesar (*100-†44 v.Chr.), Mitglied der Patrizierfamilie der Julier, 73 pontifex, 69? Quästor, 65 Ädil, 63 pontifex maximus, 62 Prätor, 61 Proprätor in Spanien, 60 Triumvirat, 59 Konsul, 58-50 Gallischer Krieg, 49-45 Bürgerkrieg, 48 Schlacht bei Pharsalos, Alexandrinischer Krieg, 47 Krieg gegen Pharnaces, Schlacht bei Zela, 46 Diktator, Schlacht bei Thapsus, 45 Schlacht bei Munda, 44 Ermordung. II. Caesar fertigte parallel zu der von ihm aggressiv verfolgten Eroberung Galliens (58-50 v.Chr.) commentarii darüber an, die das Kriegsgeschehen in Gallien vor der römischen Öffentlichkeit (römisches nobilitas, Senat) rechtfertigend, täuschend und politisch geschickt darlegten. Die commentarii sind somit historisch und literarisch (-fiktional), was insbesondere auf die dadurch vermittelte, sich selbst erfindende Person Caesars zutrifft: Caesar als erfolgreicher Feldherr, als Organisator und Politiker, als Aristokrat. Dennoch beeindruckten die commentarii den römischen Senat wohl nur wenig; Caesar wurde sein zweites Konsulat verweigert, der römische Bürgerkrieg begann (49 v.Chr.). III. Die Bürgerkriege (49-45 v.Chr.) innerhalb der untergehenden römischen Republik sahen Caesar gegen Pompeius und dessen Anhänger siegreich. Die Ermordung Caesars an den Iden des März (15. März 44 v.Chr.) überließ den römischen Staat zunächst einer ungewissen politisch-militärischen Entwicklung.
Von Caesar als römischen Schriftsteller stammen: Caesar, C. Iulius, Commentarii, hg. v. Bernard Kübler (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Bd.I: Commentarii Belli Gallici, hg. v. Alfred Klotz, Leipzig 1957, XLVIII, 263 S., DM 3,-, Bd.II: Commentarii de bello civili, hg. v. Bernard Dinter, Leipzig 1909, 123 S., DM 3,-, Bd.III,1: Commentarius de bello Alexandrino, hg. v. Bernard Kübler, Commentarius de bello Africo, hg. v. Eduard Wölfflin, Leipzig 1896, DM 3,-; Caesar, C. Julius, Der Gallische Krieg. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Georg Dorminger (1962) (= TuscB), München 71981, 541 S., DM 28,-; Cäsar, Gaius Julius, Der Gallische Krieg, übers. v. Curt Woyte (= RUB 1012-15), Stuttgart 1972, 343 S., DM 4,80, (= RUB 1012), Stuttgart 1977, 342 S., DM 4,80, (= RUB 1012), Stuttgart 1981, 363 S., Karte, DM 8,80; Cäsar, Gaius Julius, De bello Gallico. Der Gallische Krieg. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Marieluise Deissmann (1980) (= RUB 9960), Stuttgart 1980, 648 S., Karte, DM 13,60 > Lateinische Literatur > C Caesar. Zahlreich sind die Biografien und historischen Beiträge zu Caesar: Dahlheim, Werner (1987), Julius Caesar. Die Ehre des Kriegers und der Untergang der römischen Republik (= SP 5218), München 1987, 224 S., DM 15,80; Fraschetti, Augusto (2015), Caesar. Eine Biographie (= RUB 18872), Stuttgart 2015, 168 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Karten, € 6,-; Hankel, Wilhelm (1978), Caesar. Goldne Zeiten führt' ich ein. Das Wirtschaftsimperium des römischen Weltreiches, Berlin 1978, 364 S., DM 32,-; Meier, Christian (1986), Caesar (= dtv 10524), München 1986, 601 S., DM 19,80; Meissinger, K[arl] A[ugust] (1944), Caesars Gallischer Krieg, Berlin 1944, 95 S., Karte, RM 0,60 (als Nacherzählung von Caesars Gallischem Krieg); Schauer, Markus (2016), Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk, München 2016, Zusammenfassung des Werkes, Zeittafel, Karte, 271 S., € 19,95; Will, Wolfgang (2009), Caesar (= GdA), Darmstadt 2009, 240 S., Zeittafel, Stammbaum, € 24,90. Caesar wurde auch literarische gewürdigt, etwa in: Wilder, Thornton (1948), Die Iden des März (= Fischer Tb 263), Frankfurt a.M.-München 21961 > W Wilder, Thornton. [Buhlmann, 1974, 07.2016, 02.2017, 03.2017, 04.2019, 12.2020]

Caesarius von Heisterbach: Wunderbare und denkwürdige Geschichten aus den Werken des Caesarius von Heisterbach, übers. v. Alexander Kaufmann (1888/89), 2 Tle., Tl.1 (= AHVN 47), Köln 1888, VIII, 228 S., Tl.2 (= AHVN 53), Köln 1891, VIII, 250 S. > Lateinische Literatur > C Caesarius von Heisterbach

Caesarius von Heisterbach: Von Geheimnissen und Wundern des Caesarius von Heisterbach. Ein Lesebuch, hg. v. Helmut Herles (1990), Bonn 1990, 309 S., Abbildungen, DM 38,- > Lateinische Literatur > C Caesarius von Heisterbach

Calder, Nigel (1984), Chronik des Kosmos. Unsere Welt im Strom der Zeit, Frankfurt a.M. 1984 > U Universum

Calic, Marie-Janine (2010), Geschichte Jugoslawiens (= C.H. Beck Paperback 6330), München 2018, 416 S., Karten, € 24,-. I. Um 1900 lebten ingesamt rund 12 Millionen Slowenen, Kroaten, Bosnier, Serben, Montenegriner und Makedonen in südslawischen Ländern, die zum Teil zur Donaumonarchie Österreich-Ungarn (Dalmatien, Istrien, Krain, Steiermark; Kroatien-Slawonien; Bosnien-Herzegowina) gehörten oder als Königreiche (Serbien, Montenegro) organisiert waren, vielfach vordem Teile des osmanischen Reiches waren. Eine weitgehend gemeinsame Sprache (mit unterschiedlichen Dialekten; Stokavische als serbisch-kroatische Standardsprache und als Identitätsmerkmal) verband die Südslawen auch kulturell miteinander, ebenso wirkte die orthodoxe Kirche verbindend (Milletverfassung im osmanischen Reich), wenn auch die Südslawen unterschiedlichen Religionen (Christentum: Katholizismus [Kroaten], Orthodoxie [Serben]; Islam [Bosnien-Herzegowina]) anhingen (Volksreligiösität und Synkretismus). Ein massives Bevölkerungswachstum führte damals zu gesellschaftlichen Umbrüchen (Familienstruktur, ökonomischer Wandel, mäßige Industrialisierung und Marktwirtschaft, Agrarreformen, verhaltene Urbanisierung, Auswanderung), wenn auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen gegenüber dem westlichen Europa rückständig blieben. U.a. aus dieser Rückständigkeit erwuchs auf der schmalen Grundlage einer bürgerlichen Elite und vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung des Ausscheidens des südslawischen Raums aus dem osmanischen Reich (Erster Serbischer Aufstand [1803/13], Zweiter Serbischer Aufstand [1815/17], serbische Autonomie [1830]; Wiener Abkommen zur serbokroatischen Schriftsprache [1850]; Orientalische Krise [1875/78] und Berliner Kongress [1878]; habsburgische Besetzung Bosnien-Herzegowinas [1878], Wegfall der Militärgrenze [1881], "südslawische Frage" und Habsburgermonarchie; Unabhängigkeit Serbiens [1878]) eine südslawisch-national Bewegung (1878/1903), die sich in der Folge (1903/12) (auch auf andere Bevölkerungsschichten) ausweitete und radikalisierte (südslawisches "Pulverfass"; südslawischer Nationalismus und Öffentlichkeit, Presse, Vereinwesen, politische Parteien und Beziehungen zur Religion). Gerade die Annexion Bosnien-Herzegowinas durch die Habsburgermonarchie (Annexions-, Balkankrise 1908) beförderte nationalistische Tendenzen. Hinzu kam der wachsende Einfluss des russischen Zarenreiches auf dem Balkan (Balkanbund 1912: Bulgarien, Griechenland, Montenegro, Serbien), der auch gegen die Habsburger gerichtet war. Der 1. Balkankrieg des Balkenbundes (1912-1913) war indes gegen das osmanische Reich gerichtet ("ethnische Säuberungen"), das im Frieden von London (1913) den Großteil seiner europäischen Besitzungen an die Verbündeten verlor (Gründung Albaniens als Fürstentum 1913). Streitigkeiten um die neu erworbenen Gebiete (Makedonien) führten alsbald zum Zerfall des Balkanbundes und zum 2. Balkankrieg (1913), in dem sich Bulgarien auf der einen und Serbien und Griechenland auf der anderen Seite gegenüberstanden. Im Frieden von Bukarest (1913) ging der Krieg für Bulgarien verloren. Serbien als Verbündeter Russlands war aber der Gewinner der Balkankriege und bedrohte durch sein Setzen auf die nationale Karte und seine Expansionsbestrebungen den Zusammemhalt der Donaumonarchie. Hinzu kam die durch Balkankriege erfolgte Militarisierung der Region, die die Frontstellung zwischen Habsburgermonarchie und Serbien noch verstärkte. Das durch einen Serben in Sarajevo begangene Attentat auf den österreichischen Thronfolger (24. Juni 1914) und die "Julikrise" mündeten dann ein in den Ersten Weltkrieg (1914-1918), in dem sich Serbien zunächst behauptete, um schließlich von Truppen der Habsburger, Deutschen und Bulgaren besetzt zu werden (1915; serbischer Marsch zur Küste, Ausplünderung Serbiens). Die Frontlinie des Stellungskriegs zwischen den kämpfenden Kriegsparteien sollte schließlich in Makedonien verlaufen (Salonik-Linie), um gegen Endes Krieges von der serbischen Armee schließlich durchbrochen zu werden (September 1918). II. Der Erste Weltkrieg hatte nationalistische Tendenzen bei den Südslawen weiter befördert, der Zusammenbruch der Habsburgermonarchie am Ende des Krieges machte den ("keineswegs zwangsläufigen") Weg nach Jugoslawien als südslawischem Staat letztendlich frei (serbische Exilregierung aud Korfu, "Jugoslawischer Ausschuss" in London, "Jugoslawischer Klub" im Habsburgerreich [1917] -> Loslösung der Südslawen aus der Habsburgermonarchie, Vereinigung Montenegros mit Serbien [1918] -> Proklamation des "Königreichs von Serben, Kroaten und Slowenen" [1. Dezember 1918]). Im Rahmen der Versailler Friedensverhandlungen nach dem Weltkrieg fand das jugoslawische Königreich (Erstes Jugoslawien) durch die Großmächte Aberkennung, freilich unter Verzicht auf einige an Italien gelangende Gebiete (Triest, Istrien; Fiume [als Freistaat des Dichters Gabriel D'Annunzio 1919/24]) bei Kompromissen hinsichtlich der Grenzen zu Österreich und Bulgarien bzw. bei Abtretung der Vojvodina durch Ungarn (Vertrag von Rapallo 1920). Dabei sollte auch Jugoslawien Rechte von ethnischen Minderheiten respektieren; trotzdem sollten die beschlossenen Grenzziehungen und die im Königreich versammelten Nationalitäten schon bald zu politischen Schwierigkeiten führen. Zunächst galt es aber, eine Organisationsform des Königreichs zu finden, bei der sich ein von den Serben befürworteter starker Zentralismus (Unitarismus; Hauptstadt Belgrad) mit demokratischem (Männer-) Verhältniswahlrecht und Parlament gegen föderalistische Strukturen durchsetzte (verfassungsgebende Versammlung 1920, zentralistischte Verfassung [Vidovdan-Verfassung] 1921). "Staatsvölker" des Vielvölkerstaats Jugoslawien waren immer noch die Serben, Kroaten und Slowenen; Montenegriner, bosnische Muslime und Makedonier blieben weiterhin politisch am Rand. Die "kroatische Frage" gegen den serbischen Zentralismus beflügelte in den 1920er-Jahren eine kroatische Nationalpolitik (eines Stjepan Radic), die immer wieder zu politischen Streitigkeiten innerhalb Jugoslawiens Anlass gab; die kroatische Nationalpolitik war nicht zuletzt auch Spiegelbild einer unterschiedlichen Taktung von wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Wandel und Fortschritt in den verschiedenen Regionen des Staates, waren doch gerade die 1920er-Jahre von Tradition und Wandel geprägt (Inflationskonjunktur und wirtschaftliche Modernisierung; Bevölkerung und Familie, Mann und Frau; Armut, Landwirtschaft und Industrialisierung; sozialstaatliche Anfänge; Kultur und [westliche] Massenkultur; Religion, konfessionelle Milieus und säkularer Staat). Die Krise der jugoslawischen Demokratie (1927/28) in der Folge der "kroatischen Frage" führte (Anfang 1929) zur Auflösung des Parlaments und Außerkraftsetzung der Verfassung durch den jugoslawischen König Alexander (1921-1934) und zur Errichtung einer "Königsdiktatur", die in den Folgejahre auf nationale Geschlossenheit und eine "Jugoslawisierung" des Vielvölkerstaats drängte (nationale Frage). Doch scheiterte Alexander letztlich damit und auch mit der Einführung einer Scheindemokratie (1931). Hinzu kamen die negativen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise (1930/35), die das noch stark agrarisch geprägte Jugoslawien besonders betraf. Alexanders Ermordung (1934) sowie die Ministerpräsidentschaft Milan Stojadinovics (1935/39) beendeten das autoritäre Regime des Königs; Jugoslawien wurde politisch pluralistischer (Zentralismus und Selbstverwaltung, nationale Ideologie und Gleichberechtigung der jugoslawischen Völker), auch gab es eine wirtschaftliche Modernisierung ("Neue Ökonomische Politik": Investionsprogramme, Förderung der Schwerindustrie und der Rüstung, staatliche Außenhandelsmonopole). Im Gegensatz zu manchen europäischen Industrienationen fiel der Faschismus in den 1930er-Jahren in Jugoslawien als politische Ideologie wenig ins Gewicht (kroatische Ustascha, serbische Zbor), während die seit 1921 verbotene Kommunistische Partei Jugoslawiens (KPJ; unter Josip Broz [Tito] als Generalsekretär [ab 1937]) über eine zunehmend breitere Anhängerschaft verfügte. Außenpolitisch geriet nicht zuletzt auf Grund der enger werdenden wirtschaftlichen Verflechtungen Jugoslawien in eine stärkere Abhängigkeit vom nationalsozialitischen Deutschland ("Anschluss" Österreichs [1938], Ende der Tschechoslowakei [1938/39], slowakischer Staat [1939]; Achse Deutschland-Italien). 1939 gelang der serbisch-kroatische Ausgleich (Sporazum) in der "kroatischen Frage" (kroatische Autonomie in der Banovina Hravtska). Dieser stand jedoch unter den Vorzeichen des Zweiten Weltkriegs (1939-1945), in dem Jugoslawien einen neutralen Kurs verfolgte (unblutiger Staatstreich serbischer Generäle 1941), jedoch bald - in der Folge der Unterstützung der italienischen Truppen auf dem Balkan - ins Visier Deutschlands und des deutschen Diktators Adolf Hitler geriet; im Unternehmen "Strafgericht" wurde von der deutschen Luftwaffe die "offene Stadt" Belgrad bombardiert (April 1941). Jugoslawien kapitulierte alsbald (17. April 1941) und wurde im Rahmen einer "neuen (Un-) Ordnung auf dem Balkan" in einen unabhängigen kroatischen Staat (Ustascha) und ein deutsch besetztes Serbien aufgeteilt (kroatische Gebietseinbußen gegenüber Italien, Gebietsgewinne Ungarns und Albaniens). Die deutsche Herrschaft über den Balkan war eine des Unrechts; sie dividierte im Namen des Faschismus Volksgruppen auseinander ("Volksdeutsche" und Banater Schwaben, Kroaten, Slowenen, Serben), beantwortete Übergriffe auf die Besatzer mit "Sühne-" und "Strafaktionen" und beteiligte sich an der Deportation von Juden und Roma. Eine Mittelstellung zwischen Besatzern und Besetzten nahmen die serbischen Tschetniks ein, während die jugoslawischen Kommunisten unter Tito als Partisanen einen Volksbefreiungskrieg gegen die deutschen und italienischen Okkupanten begannen (Republik von Uzice [1941], Republik Bihac [1942], "Operation Weiß" [1943], Kapitulation Italiens [1943] und Ausweitung des von Tito geführten Aufstands, Erklärung zu einem sozialistischen Nachkriegsjugoslawien [1943], "Operation Rösselsprung" [1944]). In der Endphase des totalen Kriegs mit seinen Gewaltausbrüchen und "ethnischen Säuberungen" setzte sich die kommunistische Armee Titos vollends durch (Eroberung Belgrads [1944], Abkommen von Vis mit dem jugoslawischen König [1944], deutsche Verteidigung Kroatiens und deutscher Rückzug [1945], Massaker von Bleiburg [1945], Besetzung Istriens und Triests [1945]). III. Das Ende des Zweiten Weltkriegs sah den kommunistischen Terror gegen innerjugoslawische Gegner ("Säuberungen") und schließlich den Aufbau und die Durchsetzung einer kommunistischen Volksdemokratie (1945/48; Interimsregierung unter Beteiligung auch bürgerlicher Minister [1945], Anerkennung des "Demokratischen Föderativen Jugoslawien" durch die Großmächte, verfassungsgebende Versammlung [1945], wirtschaftlicher Wiederaufbau, Propagierung des Sozialismus, kommunistisches Einparteiensystem). Als Vielvölkerstaat war (das Zweite) Jugoslawien föderal in die Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien (u.a. mit Kosovo, Montenegro, Vojvodina), Mazedonien gegliedert; dies geschah u.a. durch die Einbeziehung Dalmatiens und Istriens (Italien; Triestkrise und Anschluss Istriens [1945/47]). Im Nachkriegsjugoslawien war der kommunistische Führer Tito der starke Mann; sein Bruch mit der Sowjetunion unter dem Diktator Stalin (1948; "Moskauer Erklärung" [1955]) sollten Jugoslawien zu einem außen- (Blockfreiheit, Jugoslawien als Puffer zwischen West und Ost) und innenpolitisch eigenständigem jugoslawischen (Titos) Sozialismus (1948/64) führen (sozialistisch-jugoslawischer Patriotismus [Jugoslawismus] als ideologischer Gegenentwurf zum sowjetischen Kommunismus, Selbstverwaltung[ssystem] und wirtschaftliche Freiräume, Wirtschaftswunder und sozialistische Modernisierung [<-> Bauernaufstand von Cazin 1948], politische Liberalität [KPJ, Kunst, kulturelle Öffnung, Tourismus, Reisemöglichkeiten für Jugoslawen]; "Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien" [1963]). Es entstand in den 1960er-Jahren eine durchaus erfolgreiche "sozialistische Marktwirtschaft" im Übergang zu einer Industriegesellschaft, während der sozialistische Kurs auch durchaus Reformen (1964/68; Dezentralisierung, Liberalismus, Studentenbewegung) und Modernisierungen (1967/71; nationale Frage und [muslimische] Minderheiten [Muslime in Bosnien, Albaner im Kosovo; politischer Islam], ethnische Politisierung und Sprachenfrage [Sprachennationalismus]) beinhaltete (gesellschaftlicher Wandel, gesellschaftliche Differenzierung). Dem "kroatischen Frühling" (1971) begegnete Tito als "kommunistischer König" indes mit autoritären Gegenmaßnahmen, die sich auch niederschlugen in der Verfassung von 1974 (Dezentralisierung statt Demokratisierung, Bundespolitik als Politik der Teilrepubliken, Tito als Präsident auf Lebenszeit [charismatische Führung, Popularität]). Jedoch unterlag auch Jugoslawien in 1970er-Jahren einer wirtschaftlichen Rezession (Ölkrise u.a.), die aus diesem Jahrzehnt einen politischen und wirtschaftlichen Wendepunkt in der Geschichte dieses Staates machen sollte. Kurz vor und nach dem Tod Titos (1980) verschlimmerte sich die Wirtschaftskrise (Schuldenkrise [restriktive Geld-, Finanzpolitik], Inflation, schrumpfende Wirtschaft), die die Legitimation des Jugoslawismus Titos zunehmend in Frage stellte (Krise des politischen Systems, kommunistischer Oligarchismus). Daraus resultierten Reformdiskussionen (Verfassung, kommunistisches Einparteiensystem, Marktwirtschaft, Selbstverwaltung), aber auch Teilrepubliken und Ethnien betreffende Unruhen (Kosovo-Aufstand [1981], serbische Nationalisten), die sich allgemein zu Nationalisierungstendenzen (bei Kroaten, Serben, Slowenen u.a.) auswuchsen und den Untergang des kommunistischen Regimes in Jugoslawien sowie des Vielvölkerstaats Jugoslawien herbeiführen sollten. IV. Die wirtschaftliche Krise der 1980er-Jahre sowie eine zunehmende soziale Ungleichheit beförderten eine geistig-mentale Umorientierung in Richtung Religion und Nationalismus; u.a. ethnische Unterschiede mündeten somit ein in Distanz, die das Gefüge des Vielvölkerstaates vielfach zerrüttete, zumal die kommunistische Ära Titos mit ihrem Fortschrittsgedanken zunehmend kritisch hinterfragt wurde (Werteverluste). Die Jahre zwischen 1989 und 1991 brachten daher den Staatsverfall Jugoslawiens und die Desintegration des Vielvölkerstaates. Die Teilrepubliken dividierten sich durch ihre nationale Politik - etwa die des Slobodan Milosovic in Serbien oder die des Franjo Tudjman in Kroatien - soweit auseinanderdividiert, das etwa der Kommunismus für Jugoslawien keine Klammer mehr bot. Hinzu kam der allgemeine politische Wandel in Osteuropa der Jahre 1989/90, der das Ende von Kommunismus und West-Ost-Gegensatz sah. Die in Jugoslawien eingeleitete Phase der Demokratisierung und der Mehrparteiendemokratie (1990) führten zu einem Übergewicht von nationalen Parteien in den jeweils einzelnen Teilrepubliken, was wiederum z.B. in Ostbosnien (Srebrenica) eine Verschärfung ethnischer Spannungen verursachte. Die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien sowie der Kosovo bereiteten ihre Unabhängigkeit vor (Jugoslawien als Konföderation unabhängiger Staaten [1990]); die "serbische Frage", wonach alle Serben in einem Staat vereinigt werden sollten, betraf auch Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Die Unabhängigkeitserklärung Sloweniens und Kroatiens (25. Juni 1991) und der anschließende zehntägige "Kleine Krieg" gegen die jugoslawisch-serbische Volksarmee brachten faktisch für Slowenien die Unabhängigkeit, während die Kämpfe zwischen Kroaten und Serben in Kroatien (Angriff auf Dubrovnik, "Serbische Republik Krajina" [1991]) in den jugoslawischen Nachfolgekrieg (1991-1995) einmündeten. Neben Kroatien war von Letzterem auch Bosnien-Herzegowina betroffen (serbische Eroberung bosnischen Territoriums [1991/92], kroatischer Staat Herceg Bosna [1991/92], "Serbische Republik Bosnien-Herzegowina" [1992], serbische Belagerung Sarajevos [1992/95], "ethnische Säuberungen"). Der Granatenangriff auf einen Markt in Sarajevo (6. Februar 1994) und später das Massaker von Srebrenica (Juli 1995; UN-Schutzzone Srebrenica) ließ indes die internationale Staatengemeinschaft an konkrete Maßnahmen zur Eindämmung des Krieges in (Ex-) Jugoslawien denken (NATO-Luftangriffe auf serbische Stellungen); das Friedensabkommen von Dayton (21. November 1995) beendete den Krieg, nachdem - etwa nach kroatischen Eroberung des Pseudostaats Karjina (1995) - auch Serbien zum Einlenken bereit war. Kroatien blieb nach dem Krieg in seinen historischen Grenzen erhalten, aus Bosnien-Herzegowina wurde ebenfalls in den Vorkriegsgrenzen ein Staat mit einer kroatisch-muslimischen ("Föderation Bosnien-Herzegowina") und einer serbischen Teilrepublik (Republika Srpska). Ruhe war aber mit dem Friedensabkommen von Dayton auf dem Balkan noch nicht eingekehrt. In der (autonomen) Region Kosovo innerhalb Serbiens bzw. (Rest-) Jugoslawiens kam es ab 1997 zu Unruhen, serbische Repressalien führten zum Einstaz der NATO gegen Serbien (Operation Allied Force [1999]), aus dem Kosovo wurde ein UNO-Protektorat, um sich schließlich für selbstständig zu erklären (2008). Im Jahr 2006 trennte sich Montenegro durch Volksabstimmung von Serbien, womit der ehemalige Vielvölkerstaat Jugoslawien vollends in seine föderalen Bestandteile zergliedert wurde. Auch die Republik (Nord-) Makedonien spaltete sich schon früh von Jugoslawien ab (1991), um schließlich erst 2018 Anerkennung durch das benachbarte Griechenland zu finden (Streit um den Staatsnamen). Statt ethnischer Pluralität in einem südslawischen Staat, wie in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg propagiert, waren durch den Untergang Jugoslawiens "ethnische Nationen" südslawischer Teilvölker entstanden, die auf der Grundlage der unvollendeten Friedensordnung von Dayton schon teilweise in Europa bzw. die NATO und die Europäische Union integriert sind (Kroatien, Slowenien) bzw. noch auf diese Art der außenpolitischen Integration warten (Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro als EU-Beitrittskandidaten). Nach dem jugoslawischen Nachfolgkrieg erleben die Staaten auf ehemaligem jugoslawischen Territorium im Großen und Ganzen jedenfalls einen wirtschaftlichen Aufschwung und einen gesellschaftlichen Wandel, mit dem eine intensivere Demokratisierung verbunden ist. [Buhlmann, 03.2019]

Calw, Grafen von: Die frühmittelalterlichen Vorgänger der im Nordschwarzwald beheimateten hoch-mittelalterlichen Grafen von Calw werden in einer Gruppe von Adligen (Erlafride) um Bischof Noting von Vercelli (9. Jahrhundert, 1. Hälfte) und einen Erlafrid erkennbar, die um die Jahre 830/32 das Kloster Hirsau gründeten. Im 11. Jahrhundert erscheinen die Grafen von Calw als zwischen Franken und schwäbischem Herzogtum beheimatete Adelsfamilie (Öhringer Stiftungsbrief 1037), ein Adalbert I. (1046/49) übte Grafenrechte im Ufgau aus; Herrschaftsmittelpunkt der Grafen war zunächst Sindelfingen, dann Calw. Adalberts Sohn Adalbert II. (†1099) stand in enger Verbindung mit dem von ihm wiederbegründeten Hirsauer Reformkloster, das unter Abt Wilhelm von Hirsau (1069-1091) zu einem bedeutenden Mittelpunkt der benediktinischen Klosterreformbewegung innerhalb der gregorianischen Kirchenreform im Zeitalter des Investiturstreits wurde (Hirsauer Formular König Heinrichs IV. [1056-1106] 1075, Hirsauer Klosterreform). Adalberts II. Sohn Gottfried von Calw (†1131) war ein enger Vertrauter des letzten salischen Königs Heinrich V. (1106-1125). Der Herrscher machte ihn zum rheinischen Pfalzgrafen (1113-1126), wo er am Mittelrhein zumindest ansatzweise machtpolitische Wirkung entfaltete. Während des 2. Italienzugs des Kaisers (1116/18) war Gottfried zudem und neben dem Stauferherzog Friedrich II. von Schwaben (1105-1147) Reichsverweser für den Italien weilenden Herrscher. Mit dem Übergang des Königtums an Lothar von Supplinburg (1125-1137) musste Gottfried auf die Pfalzgrafschaft verzichten, behielt aber den Titel (1126). Auf den Tod des Pfalzgrafen (1131) folgten Erbauseinandersetzungen zwischen Gottfrieds Neffen Adalbert IV. (†n.1147) und Herzog Welf VI. (†1191), dem Ehemann Utas von Schauenburg (†1197), der Tochter Gottfrieds. Obwohl es schnell zu einer Einigung kam, leitete der Streit den Niedergang der Grafen von Calw ein. Mit Graf Gottfried III. (†v.1282) starb die Hauptlinie, nach 1277 bzw. 1364 erloschen die Nebenlinien Calw-Löwenstein und Calw-Vaihingen.
Zu den Grafen von Calw s.: Bergmann, Hans-Walter ([2006]), Der Löwe von Calw. Pfalzgraf Gottfried, des Kaisers Stellvertreter, Norderstedt o.J. [2006], 151 S., Stammtafeln, Karten, € 9,90; Kurze, Wilhelm (1965), Adalbert und Gottfried von Calw, in: ZWLG 24 (1965), S.241-308. [Buhlmann, 06.2016]

Camporeale, Giovannangelo (2003), Die Etrusker. Geschichte und Kultur, Düsseldorf-Zürich 2003 > E Etrusker

Camus, Albert, französischer Schriftsteller und Philosoph: Albert Camus (*1913-†1960) lebte zunächst in Algerien und studierte an der Universität Algier Philosophie (1932/36; Abschlussarbeit über Plotin und Augustinus), wobei er sich politische links (Volksfront) engagierte. Mit seinem ersten Roman L'Étranger wandte er sich der Schriftstellerei und der Pressearbeit zu (1938/40) sowie mit seinem Essay Le Mythe de Sisyphe den philosophischen Publikationen (1939/42). Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) hielt sich Camus im französischen Mutterland und in Algerien auf; die Zeit war geprägt von Zensur, deutscher Besetzung und einer kriegsbedingt eingeschränkten schriftstellerischen Tätigkeit. Dennoch arbeitete Camus an seinem Roman Le peste (1942/47), stand in Kontakt zum französischen Widerstand (1943; Widerstandsgruppe/-zeitung Combat) und erlebte schließlich die alliierte Befreiung Frankreichs (1944). In der Nachkriegszeit wurde Camus - obwohl er dies nicht so sah - zu einem Vertreter der philosophischen Richtung des Existenzialismus; in seinen philosophischen Ausführungen ging es um den absurden Widerspruch zwischen menschlicher Sinnsuche und Sinnlosigkeit des Lebens, um die Unauswichlichkeit des Todes und eine "permanente Revolte" zur Überwindung des das menschliche Leben ausmachenden absurden Widerspruchs. Als Literat und links-pazifistischer Humanist war Camus alles andere als unpolitisch. Auf philosophischen und literarischen Feld erschienen nun die Publikationen: L'état de siège (1948), Les justes (1949), L'Homme révolté (1951), La chute (1956), L'Exil et le Royaume (1957). In seinen letzten Lebensjahren behinderte Camus seine Erkrankung an Tuberkulose. Der Philosoph starb Anfang 1960 bei einem Autounfall.
Vorgestellt seien vom Werk des Albert Camus: Camus, Albert (1942), Der Mythos von Sisyphos (= rororo 12375), 1959, Nachdruck Hamburg 1992, 151 S., DM 7,90 (über die Sinnlosigkeit menschlicher Existenz und die Überwindung dieser Sinnlosigkeit); Camus, Albert (1947), Die Pest, Zürich o.J. [1970] > L Literatur; Camus, Albert (1947), Die Pest (= rororo 15), Nachdruck Reinbek b.H. 1985, 202 S., DM 4,80; Camus, Albert (1947), Die Pest (= rororo 22500), Reinbek b.H. 702003, 349 S., € 6,-; Camus, Albert (1947/50), Caligula. Das Mißverständnis. Die Gerechten (= Volk und Welt Spektrum 256), Berlin 1990, 199 S., M 3,80; Camus, Albert (1953), Der Fremde (= rororo 432), Reinbek b.H. 51978, 122 S., DM 3,80. [Buhlmann, 04.2020, 06.2020, 03.2021, 01.2023]

Cantar de Mio Cid. Das Lied von Mio Cid. Altspanisch/Deutsch, übers. u. hg. v. Victor Millet u. Alberto Montaner (2013) (= RUB 18988), Stuttgart 2013 > C Cid

Carell, Paul (1963), Unternehmen Barbarossa. Der Marsch nach Rußland, Gütersloh 1963 > Z Zweiter Weltkrieg

Carossa, Hans, deutscher Schriftsteller: Hans Carossa (*1878 in Bad Tölz, †1956 in Rittsteig) studierte Medizin (Promotion 1925) und folgte als Arzt in der Praxis des Vaters nach, wobei er sich auf Lungenkrankheiten und Tuberkulose spezialisierte. Vermittelt über Hugo von Hofmannsthal, veröffentlichte Carossa 1910 als sein erstes dichterisches Werk "Gedichte". Es folgten Romane, Tagebücher, weitere Gedichte, Erinnerungen, u.a. "Die Flucht" (1916), "Rumänisches Tagebuch" (1924), "Die Verwandlungen einer Jugend" (1928), "Arzt Gion" (1931), "Führung und Geleit" (1933), "Worte über Goethe" (1936), "Wirkungen Goethes in der Gegenwart" (1936), "Italienische Aufzeichnungen" (1946), Carossa-Gesamtausgabe (1949), "Ungleiche Welten" (1951), "Der Tag des jungen Arztes" (1955). Zu Hans Carossa s.: Michels, Volker (Hg.), Über Hans Carossa (= st 497), Frankfurt a.M. 1979, 451 S., Zeittafel, DM 10,- (mit Beiträgen von Hanns Arens, Hermann Bahr, Otto Basler, Felix Braun, Kurt Gerstenberg, Herbert Günther, Rudolf Hagelstange, Wilhelm Hausenstein, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Erhart Kästner, Wolfgang Kopplin, Max Krell, Joachim Maass, Zenta Maurina, Wolf von Niebelschütz, Benno Reifenberg, Eugen Roth, Erich Ruprecht, Emil Staiger, Franz Tumler, Stefan Zweig u.a. über Hans Carossa und dessen Werk). [Buhlmann, 11.2022]

Carroll, Lewis, eigentlich: Charles Lutwidge Dodgson, britischer Mathematiker und Schriftsteller: Lewis Carroll (*1832-†1898) studierte auf Grund seiner früh erkannten mathematischen Begabung u.a. Mathematik und Theologie in Oxford, wo er später als Diakon der anglikanischen Kirche und Tutor in Mathematik arbeitete (mathematische Werke: Curiosa Mathematica, Euclid and his Modern Rivals, Symbolic Logic), fand aber auch zu seinen künstlerischen Begabungen in der Fotografie und Schriftstellerei. Seine unter dem Pseudonym Lewis Carroll veröffentlichten Alice-Romane machten den Autor weltberühmt und wohlhabend: Carroll, Lewis (1865), Alice im Wunderland (= it 1588), Frankfurt a.M.-Leipzig 1993, 139 S., DM 8,80; Carroll, Lewis (1865), Alice's Adventures in Wonderland (= Penguin Popular Classics), London 81994, 152 S., DM 6,-; Carroll, Lewis (1865/71), Die Alice-Romane: Alices Abenteuer im Wunderland. Durch den Spiegel und was Alice dort fand, Stuttgart 2002, 380 S., Schwarzweißabbildungen, € 14,90. [Buhlmann, 02.2019, 04.2021]

Carroll, Maureen (2003), Römer, Kelten und Germanen. Leben in den germanischen Provinzen Roms, Stuttgart 2003 > R Römer in Mitteleuropa

Carter, Michael (1972), Tut-ench-Amun. Ägyptens goldener Monrach (= Heyne Tb 7049), München 41980 > T Tutanchamun

Cartier, Raymond (1967), Der Zweite Weltkrieg, 3 Bde., Köln [1985] > Z Zweiter Weltkrieg

Casemir, Kirstin, Fischer, Christian (2013), Deutsch. Die Geschichte unserer Sprache (= Besondere Wissenschaftliche Reihe 2013), Darmstadt 2013, 288 S., € 12,-. Deutsch, die teodisca lingua als "volkstümliche" Sprache im Frühmittelalter, heute weltweit gesprochen von rund 185 Millionen Menschen, ist (in der Gegenwart) eine Standardsprache (Nationalsprache, Amtssprache) mit schriftsprachlicher Normierung und Dialekten (gesprochene Sprache), zugeordnet einem (in der Geschichte variierenden) deutschsprachigen Raum, unterworfen als eine indoeuropäisch-germanische Sprache einem vielfältigen historischen Wandel. Sprachgeschichtlich sind geografisch Hoch- und Niederdeutsch auf Grund der sog. zweite Lautverschiebung (Konsonantenverschiebung) des Hochdeutschen (p/t/k > pf/ts/kch* > f/s/ch bzw. p/t/k > f/s/ch, 6.-8. Jahrhundert) zu unterscheiden, zeitlich und im Licht der schriftlichen Geschichtsquellen (religiöse Dichtung im Althoch/niederdeutschen, mittelhochdeutsche Dichtung, deutschsprachige Urkunden) das Althochdeutsche (750-1050), das Mittelhochdeutsche (1050-1350), das Frühneuhochduetsche (1350-1650) und das Neuhochdeutsche (ab 1650), das Altsächsische (Altniederdeutsche, 8.-11./12. Jahrhundert), das Mittelniederdeutsche (der Hanse, 13.-16./17. Jahrhundert), das Plattdeutsch (als Dialekt, ab 16./17. Jahrhundert). Die (auch politische) Grenze zwischen Hoch- und Niederdeutsch verläuft entlang der Mittelgebirge von West nach Ost ("Benrather Linie", "Kölsche Hecke" zwischen Sieger- und Sauerland). Zum Hochdeutschen gehören das Westmitteldeutsche (Ripuarisch, Moselfränkisch, Rheinfränkisch; "rheinischer Fächer" als Maß der auftretenden Lautverschiebung), das Ostmitteldeutsche (Thüringisch, Obersächsisch) und das Oberdeutsche (Westoberdeutsch: Elsässisch, Alemannisch, Schwäbisch; Ostoberdeutsch: Ostfränkisch, Bairisch-Österreichisch) als Dialekte. Als (schriftliche) Standardsprache setzte sich - nach im späten Mittelalter einsetzenden Ausgleichsprozessen ("Hansesprache", "Meißnisches Deutsch") - ab dem 16./17. Jahrhundert (u.a. durch die Verwendung des Hochdeutschen in der erzbischöflich-kölnischen Kanzlei sowie durch den Verlust der politischen Rolle der Hanse) auch in Norddeutschland das Hochdeutsche durch. Die deutsche Sprache unterlag und unterliegt dabei einem vielfältigen Wandel, erkennbar z.B. an der Entwicklung von Personen- und Ortsnamen, an der Entwicklung der Zeitformen (Althochdeutsch: Präsens, Präteritum > Präsens, Perfekt, Plusquamperfekt; Futur; Aktiv/Passiv, Indikativ/Konjunktiv; Verbcluster, Verbzweit/endstellung), des Satzbaus und der Negation (Negationspartikel), an der Beeinflussung von Sprache durch Religion, Politik und Gesellschaft, an der Wechselseitigkeit von Bildungssystem (Schulen und zunehmende Schriftlichkeit) und Sprache. Mit Letzterem zusammenhängend ist - unter gewissen Voraussetzungen wie der Papierherstellung, der Erfindung des Buchdrucks ("Druckersprachen") oder der "Lutherbibel" - eine Normierung der Schriftsprache feststellbar (Interpunktion, Silbentrennung, Rechtschreibung); so setzte sich seit dem 16. Jahrhundert die Großschreibung von Substantiven durch. Durch die Auswanderung von Deutschen gerade im 17. bis 19. Jahrhundert verbreitete sich die Sprache auch in Nord- und Südamerika (Texas-, Pennsylvaniadeutsch), in Australien und südlichem Afrika oder in Osteuropa; Plautdietsch (als Niederdeutsch des Weichseldeltas) war/ist die Mundart der Mennoniten. Sprachliche Veränderungen der Gegenwart hängen schließlich zusammen mit den Fachsprachen aus Wissenschaft und Technik, der Jugendsprache (Kernbereich, allgemeiner Bereich, Fachsprachen > deutsche Sprache), dem Einfluss der Medien (neue Medien [Telefon, Radio, Fernsehen, Internet]) und anderen Phänomenen (Bedeutungswandel von Wörtern, Anglisierung, Satzstellung, Deonymisierung <-> Sprachnorm, Orthografie). > D Deutsche Sprache [Buhlmann, 05.2013]

Casemir, Kirstin, Ohainski, Uwe, Die Ortsnamen des Kreises Höxter (= WOB 9), Bielefeld 2016 > O Ortsnamenbücher

Catlos, Brian R. (2018), al-Andalus. Geschichte des islamischen Spanien, München 2019 > A Andalusien

Cattermole, Paul (2006), Gebaute Utopien. Architektur für morgen, München 2007 > A Architekturgeschichte

Catull, antik-römischer Lyriker: Über das Leben des römischen Lyrikers Catull (Gaius Valerius Catullus; 1. Jahrhundert v.Chr. bzw. *87/86/84-†57/54/50 v.Chr.?) liegen außerhalb seiner Gedichte kaum Hinweise vor. Und selbst die Gedichte geben doch nur Auskunft über ein lyrisches Ich, dass nichts oder nur wenig mit dem Leben des Dichters zu tun haben muss. Immerhin ist klar, dass Catull aus Verona stammte und Mitglied einer römischen Ritterfamilie war - der Vater hatte in seinem Haus den Prokonsul Gaius Julius Caesar beherbergt (58 v.Chr. oder später). Als Sohn eines Ritters gehörte Catull u.a. zum Beraterstab des römisches Prokonsuls Gaius Memmius in Bithynien (57/56 v.Chr.) Als Angehöriger der römischen Aristokratie verfügte er über Grundbesitz und Geldvermögen, die ihn wirtschaftlich und politisch unabhängig machten. Aus Catulls Gedichten wird die Freundschaft zu Gaius Asinius Pollio und Cornelius Nepos erkennbar, die als Politiker, Literaten und Historiografen in der späten römischen Republik eine Rolle spielten. Auch transportieren Catulls Gedichte persönliche, spöttische Angriffe gegen hochgestellte Persönlichkeiten der römischen Politik, u.a. gegen Julius Caesar. Catull ist nach Ausweis des römischen Dichters Ovid jung verstorben.
Zu Catulls Gedichten s.: Catull, Sämtliche Gedichte, hg. v. Wilhelm Schöne (1940) (= TuscB), München 21940, 108 S., DM 5,- > Lateinische Literatur > C Catull. [Buhlmann, 06.2019]

Ce

Cech, Brigitte (2013), Lukullische Genüsse. Die Küche der alten Römer (= Besondere Wissenschaftliche Reihe 2013), Darmstadt 2013, 208 S., € 12,-. Auf Grund literarischer (Apicius, De re coquinaria), epigraphischer (Höchstpreisedikt Kaiser Diokletians), ikonographischer (Wandmalereien in Pompeji und Herculaneum), archäologischer (Architektur, Geschirr, Vorratsgefäße) und archäozoologischer und -botanischer Geschichtsquellen (Tierknochen, Getreidekörner) kann hinsichtlich Essen und Trinken bei den Römern der Antike das Folgende festgestellt werden: Mahlzeiten während des Tages (ientaculum [Frühstück], prandium [Mittagessen], cena [Abendessen mit drei Gängen]), eventuell in Speiseräumen (Triklinium, Speisesofas), eventuell als Gastmahl (convivium) oder Trinkgelage (comissatio), unter Einhaltung römischer Tischsitten, auch als "fast food" in Gasthäusern; Lebensmittel (Getreide und Brot, Gemüse [Rübe, Spargel, Zwiebel, Kohl, Kürbis], Salate, Pilze [Trüffel], Obst [Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche, Zitronen, Melone, Weintraube, Feige, Dattel, Granatapfel, Beeren], Nüsse, Fische und Muscheln, Geflügel [Huhn, Gans, Ente, Taube, Pfau, Fasan, Kranich, Strauß, Singvögel, Eier], Fleisch [Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Kaninchen, Hase], Wild [Wildschwein, Hirsch, Reh, Wildschaf], Schnecken, Milchprodukte [Milch, Käse], Olivenprodukte [Oliven, Olivenöl], Gewürze [Salz, Garum, Essig, Wein, Senf, Honig, Pfeffer, Lorbeer, Kostwurz, Narde, Ingwer, Kardamon, Silphium, Asafoetida, Safran, Mastix, Kümmel, Liebstöckel?, Minze, Koriander, Sellerie, Petersilie, Rucola]); Getränke (Wein, Honigwein, Würzwein, Obstwein, Bier, Waser, Honigwasser, Fruchtsäfte); Kochen (Kochstelle [offenes Feuer, Holz, Holzkohle als Brennstoff] und Küche, Kücheneinrichtung; Köche, Bäcker und Hilfskräfte; Kochen, Rösten, Braten, Sieden, Grillen; Eintopf [minutal, puls u.a.], Auflauf [patina, patella], Fleisch-, Geflügel- und Fischgerichte, Kuchen, Gebäck); Rezepte (süß-sauer, Salz-Garum, Saucen, Hauptspeisen, Beilagen, Keramiktopf -> Grundrezepte -> Würzwein, Gebäck, Vorspeisen, Hauptgerichte, Nachspeisen). Vgl. auch: Peschke, Hans-Peter von, Feldmann, Werner, Kochbuch der alten Römer, Mannheim 2012, 285 S., Farbabbildungen, € 16,99. [Buhlmann, 04.2013, 05.2017]

Ceram, C.W. (1949), Götter, Gräber und Gelehrte. Roman der Archäologie, Hamburg 1952 > A Archäologie

Ceram, C.W. (1949), Götter, Gräber und Gelehrte. Roman der Archäologie. Sonderausgabe, Hamburg 1999 > A Archäologie

Ceram, C.W. (1949), Götter, Gräber und Gelehrte. Roman der Archäologie, Gütersloh o.J. > A Archäologie

Ceram, C.W. (1955), Enge Schlucht und schwarzer Berg. Entdeckung des Hethiter-Reiches (= rororo 6627), Reinbek 71974 > A Archäologie

Ceram, C.W. (1972), Der erste Amerikaner. Das Rätsel des vor-kolumbischen Indianers, Reinbek b.H. 101976 > A Altamerikanische Kulturen, Nordamerika

Ceram, C.W. (1972), Der erste Amerikaner. Die Entdeckung der indianischen Kulturen in Nordamerika (= dtv 30379), München 1993 > A Altamerikanische Kulturen, Nordamerika

Cerrato, J.A. (2002), Hippolytus between East and West. The Commentaries and the Provenance of the Corpus (= Oxford Theological Monographs), Oxford 2002 > H Hippolyt

Cesaretti, Paolo (2004), Theodora, Herrscherin von Byzanz, Darmstadt 2004 > J Justinian I.

Ch

Chadwick, John, Die mykenische Welt (= [Das tägliche Leben in früheren Zeiten]), Stuttgart 1979 > G Griechische Geschichte, 20.-12. Jahrhundert v.Chr.

Chambon, Joseph (1938), Der französische Protestantismus. Sein Weg bis zur Französischen Revolution, Bielefeld 2004 > D Dölemeyer, Hugenotten

Chaniotis, Angelos (2018), Die Öffnung der Welt. Eine Globalgeschichte des Hellenismus, Darmstadt 2019, 542 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Karten, € 25,-. I. Politische Geschichte: Nach der Ermordung seines Vaters, des Makedonenkönigs Philipp II. (336 v.Chr.), sicherte sich Alexander III. der Große (336-323 v.Chr.) die Macht im Königreich und die Vormacht in Griechenland (336 Alexander als Hegemon des Korinthischen Bundes, 335 Niederwerfung der auftständischen Thraker und Illyrer, 335 Zerstörung Thebens). Es folgte die Eroberung des Perserreiches: Vorbereitung des Feldzugs (335/34 v.Chr.), Übergang der makedonisch-griechischen Truppen nach Kleinasien (Troja, 334 v.Chr.), Schlacht am Granikos (334 v.Chr.), Schlacht bei Issos (333 v.Chr.), Belagerung von Tyrus (332 v.Chr.), Besetzung Ägyptens (332/31 v.Chr.), Orakel von Siwa, Schlacht bei Arbela/Gaugamela (331 v.Chr.), Einnahme Babylons, Vordringen nach Persien und Medien, Ermordung des Perserkönigs Dareios III. (336-330 v.Chr.) durch Bessos, (angebliche) Niederbrennung von Persepolis (330 v.Chr.), Vorstoß nach Baktrien (330/29 v.Chr.), Feldzug in Sogdien und Spitamenes (329-327 v.Chr.), Tötung des Kleitos (328/27 v.Chr.), Heirat Alexanders und Roxanes, Pagenverschwörung (327 v.Chr.), Indienfeldzug (326/25 v.Chr.) und Schlacht am Hydaspes (326 v.Chr.), Zug durch Gedrosien, Flottenexpedition des Nearchos (326/24 v.Chr.), Harpalos-Affäre (324 v.Chr.), Massenhochzeit in Susa, Revolte makedonischer Truppen in Opis, Tod Hephaistons (324 v.Chr.), Tod Alexanders (323 v.Chr.), Überführung des Leichnams nach Ägypten, politische Weichenstellungen nach dem Tod Alexanders durch die zukünftigen Diadochen. Der Tod des Makedonenkönigs Alexander des Großen (323 v.Chr.), des Eroberers des Perserreichs, bedeutete Untergang und Zergliederung seines Reiches durch die Kämpfe um die Herrschaft, die von Alexanders ranghohen Offizieren und/oder Leibwächtern mit ihren Heeren in Asien, Afrika und Europa ausgefochten wurden. Alexander fungierte dabei als Folie, vor der die Kämpfe um die Herrschaft und die Rolle der makedonischen Königsdynastie der Argeaden stattfanden. Das Reich Alexanders ging dabei in einer ersten Etappe bis zum Jahr 316 v.Chr. unter; weitere Kriege sollten folgen, so dass die Kämpfe um die Macht bis zum Jahr 281 v.Chr. anhielten. Letztendlich entstand an der Wende vom 4. zum 3. Jahrhundert v.Chr. das hellenistische Staatensystems Griechenlands, Vorderasiens und Nordafrikas. Im Einzelnen lassen sich folgende machtpolitische Entwicklungen ausmachen: Lamischer Krieg (323/22 v.Chr.; Einschluss des makedonischen Heeres unter Antipater in Lamia, Entsatz und athenische Niederlage, Oligarchie in Athen, Selbstmord des Demosthenes); 1. Diadochenkrieg (321/20 v.Chr.; Feldzug des Perdikkas gegen Ägypten, seine Ermordung); Konferenz von Triparadeisos und Neuordnung der Herrschaft über das Alexanderreich (320 v.Chr.); 2. Diadochenkrieg (318/16 v.Chr.; Antigonos gegen Polyperchon, 317 Ermordung König Philipps III. von Makedonien, 317-307 Demetrios von Phaleron in Athen); 3. Diadochenkrieg (315/11 v.Chr.; Ptolemaios, Lysimachos und Kassander gegen Antigonos und Polyperchon, 315 Gründung Thessalonikes, 312 Schlacht von Gaza, 311 Seleukos in Baylonien); Ermordung des Alexandersohns Alexander IV. (310/09 v.Chr.); Kämpfe in Griechenland, in der Ägais und im östlichen Mittelmeerraum (309 Gründung Lysimacheias, 307 Antigonossohn Demetrios in Athen, 306 Schlacht bei Salamis [Zypern], 306 Annahme des Königstitels durch Antigonos und Demetrios, 305 Belagerung von Rhodos durch Demetrios, 305 Annahme des Königstitels durch Seleukos, 304 Annahme des Königstitels durch Ptolemaios); 4. Diadochenkrieg (302/01 v.Chr.; Ptolemaios, Seleukos, Lysimachos gegen Antigonos und Demetrios, 301 Schlacht bei Ipsos, Tod des Antigonos); Kampf um Makedonien (297 Tod des Kassander, 296/95 Belagerung und Einnahme Athens durch Demetrios, 294 Demetrios als makedonischer König, 292/89 Krieg zwischen Demetrios und Pyrrhos von Epeiros, 290 Gründung Demetrias'); 5. Diadochenkrieg (288/86 v.Chr.; Pyrrhos, Lysimachos, Seleukos, Ptolemaios gegen Demetrios, 287 Aufteilung Makedoniens, 285 Lysimachos Alleinherrscher in Makedonien, 283 Tod Demetrios'); 6. Diadochenkrieg (Seleukos gegen Lysimachos, 281 Schlacht bei Kuropedion, Ermordung des Seleukos). Am Ende der Diadochenkämpfe (281 v.Chr.) hatten sich herausgebildet die hellenistischen Reiche der Seleukiden (Seleukos I. [311/04-281 v.Chr.], Antiochos I. [281-261 v.Chr.], ...), der Ptolemaier (Ptolemaios I. [323/05-283/82 v.Chr.], Ptolemaios II. [283/82-246 v.Chr.], ...) und der Antigoniden (Antigonos I. [306-301 v.Chr.], Demetrios [306-283 v.Chr.], Antigonos II. [283-239 v.Chr.], ...), die als Großmächte für das 3. Jahrhundert v.Chr. ein fragiles machtpolitisches Gleichgewicht schufen. Daneben enstanden die kleineren Königreiche Kappadaokien (ab 333 v.Chr.), Bithynien (ab 297/96 v.Chr.), Pergamon (ab 282/81 v.Chr.), Pontos (ab 281 v.Chr.), Armenien (ab 220 v.Chr.). Das Seleukidenreich war die flächenmäßig größte Monarchie und reichte vom westlichen Kleinasien bis zum Indus, wobei gerade die östlichen Provinzen alsbald nur lose bis gar nicht den seleukidischen Herrschers unterstanden (250? v.Chr.-10 n.Chr. Gräkobaktrisches Reich, 247 v.Chr.-224/26 n.Chr. Partherreich). In Ägypten, in Kyrene, in der südlichen Levante und teilweise in der Ägäis herrschten die Ptolemäer; Syrien und Palästina(Koilesyrien) blieben dabei in den fünf Syrischen Kriege (274-271, 260-253, 246-242, 221/19-217, 202-198/94 v.Chr.; 217 Schlacht bei Raphia) zwischen Ptolemäer- und Seleukidenreich umkämpft. Die Antigoniden beherrschten Makedonien nach Abwehr des Kelteneinfalls auf Makedonien und Griechenland (279/78 v.Chr.; 277 Keltensieg des Antigonos II. bei Lysimacheia, 276 makedonisch-antigonidisches Königtum) und das von Makedonien abhängige Griechenland (Akrokorinth, Chalkis, Demetrias als "Fesseln Griechenlands"); König Antigonos II. konnte sich im Chremonideischen Krieg (267-261 v.Chr.; Nesiotenbund) u.a. gegen die Ptolemäer behaupten. Auf der Peleponnes konnte der Achaische Bund eine erfolgreiche Expansionspolitik betreiben (251 Anschluss Sikyons, 229/21 Krieg gegen Sparta, 227 Umsturz in Sparta, König Kleomenes III., 221 spartanische Niederlage bei Sellasia), während der Ätolische Bund gegen den Hellenenbund eine Niederlage erlitt (Ätolischer Krieg 220/17 v.Chr.). In Kleinasien (Galatien) drangen die Kelten nach dem Sieg des Antigonos II. ein (275 Keltensieg Antiochos I. in der "Elefantenschlacht") und blieben für das westliche Kleinasien und das Königreich Pergamon weiterhin gefährlich. Das Seleukidenreich gelangte unter König Antiochos III. dem Großen (221-187 v.Chr.) zunächst zu vorheriger Machtfülle (220 Ausschaltung des Thronprätendanten Molon, 216/13 Niederwerfung des Achaios-Aufstands in Kleinasien [ab 220], 212/05 Ostfeldzug u.a. gegen das gräkobaktrische Reich, 200 Sieg am Paneion und Eroberung Koilesyriens). Ab dem endenden 3. Jahrhundert v.Chr. hatten die hellenistischen Mächte im östlichen Mittelmeerraum mit der römischen Republik als uneingeschränkte Vormacht des westlichen Mittelmeers zu rechnen (264-241, 218-201 1., 2. punischer Krieg). Die makedonischen Könige Philipp V. (221-179 v.Chr.) und Perseus (179-168 v.Chr.) wurden im 1. römisch-makedonischen Krieg (211-205 v.Chr.; 205 Frieden von Phoinike), im 2. römisch-makedonischen Krieg (200-197 v.Chr.; 197 Schlacht bei Kynoskephalai, 196 römische Freiheitserklärung für Griechenland, 194 römische Räumung Griechenlands) und im 3. römisch-makedonischen Krieg (171-168 v.Chr.; 168 Schlacht bei Pydna) niedergerungen. Das Ende des makedonischen Königtums bedeutete die Aufteilung Makedoniens in vier Republiken, bis dort der Andriskosaufstand (149/48 v.Chr.) die Errichtung einer römische Provinz Macedonia erforderlich machte (148 v.Chr.). Dem Krieg Roms gegen den Achaischen Bund (147/46 v.Chr.) folgte die römische Provinz Achaia (146 v.Chr.). Auch waren alsbald das Seleukidenreich und König Antiochos III. vom Vordringen römischer Macht betroffen, wie der römisch-syrische Krieg (192-188 v.Chr.) zeigte (191 seleukidische Niederlage bei den Thermopylen, 190/89 Niederlage Antiochos' III. bei Magnesia, 188 Frieden von Apamea und Verlust des seleukidischen Kleinasien). Das Seleukidenreich - nunmehr nur noch eine Mittelmacht - zerfiel danach zusehends (168 misslungene Invasion Ägyptens durch Antiochos IV. [175-164 v.Chr.; Tag von Eleusis], 168/7-164 Aufstand der jüdischen Makkabäer, 135 Hasmonäerherrschaft über Judäa, 129 Partherfeldzug Antiochos' VII. [138-129 v.Chr.] und Verlust Mesopotamiens), bis der römische Feldherr Pompejus die römische Provinz Syria einrichtete (63 v.Chr.). Im Großen und Ganzen mit Rom eng verbunden war das im Verlauf des 3. Jahrhunderts v.Chr. zu einem eigenständigen Königreich aufgestiegene Pergamon, das sich über das westliche Kleinasien ausdehnte, sich gegen Kelten bzw. Galater und Seleukiden behaupten konnte und schließlich - neben der Insel Rhodos - der große territoriale Gewinner des Friedens von Apamea war; in ihrer Außenpolitik mussten sich die pergamenischen Könige Eumenes II. (197-159/8 v.Chr.), Attalos II. (159/8-138 v.Chr.) und Attalos III. (139/39-133 v.Chr.) an Rom orientieren, so dass Attalos III. die Römer als Erben seines Königreichs einsetzte und Letztere nach Überwindung des Aristonikos-Aufstands (133/29 v.Chr.) hier die Provinz Asia einrichteten. Die unter römischen Einfluss zurückgehende Macht der hellenistischen Großmächte sah - gut am Beispiel Pergamons erkennbar - die kleineren und mittleren Königreiche im Mit- oder Gegeneinander zu Rom zusehends gestärkt. Das Königreich Bithynien fiel durch Erbschaft an Rom (74 v.Chr.), während König Mithridates VI. von Pontos (120-63 v.Chr.) - letztlich erfolglos - auf Konfrontation mit den Römern setzte: 1. Mithridatischer Krieg (89/88-85 v.Chr.; 88 Vesper von Ephesos, 86 Plünderung Athens durch römische Truppen), 2. Mithridatischer Krieg (83-82 v.Chr.), 3. Mithridatischer Krieg (74-63 v.Chr., 64 römische Provinz Bithynia et Pontus). Einige Königreiche wie Armenien oder Judäa blieben als römische Klientelherrschaften bestehen, z.B. als Pufferstaaten zwischen Rom und dem Partherreich. Die letzte verbliebene hellenistische Macht war schließlich das ptolemäische Ägypten, das - auch innenpolitisch geschwächt - Kyrene (96 v.Chr.) und Zypren (58 v.Chr.) an die Römer verlor und schließlich massiv in die römischen Bürgerkriege einbezogen wurde (Königin Kleopatra VII. [51-30 v.Chr.]; 48/47 Alexandrinischer Krieg Caesars, 31 Schlacht bei Actium, 30 Selbstmord des Marcus Antonius und der Kleopatra); Ägypten wurde schließlich ebenfalls zu einer römischen Provinz (30 v.Chr.). Der Hellenismus blieb weiter bestimmend im Osten des römischen Reiches (oikoumene, pax Romana), die annektierten hellenistischen Königreiche waren nun römische Provinzen; hinzu kamen im Osten im Rahmen einer politischen Neuorganisation die von den römischen Kaisern (ab Augustus) abhängige Klientelkönigreiche. Den römischen Herrschern des 1. und beginnenden 2. Jahrhunderts n.Chr. ging es dabei um "Wiederbelebung" der durch die Kriege der römischen Republik in Mitleidenschaft gezogenen griechisch-hellenistischen Gebiete wie Griechenland oder Kleinasien (wirtschaftliche Aktivitäten [Schuldenerlass], Bevölkerungsmigration [Umsiedlung, römische Kolonien]; griechische Freiheit Kaiser Neros [54-68] 67), die Integration der hellenistischen Eliten ins römische Reich (flavische Kaiserdynastie 69-96), die Abgrenzung des griechischen Ostens des Imperiums durch die Befestigung der Grenzen (Kaiser Trajan [98-117], Hadrian [117-138]); mit der zunehmenden griechisch-hellenistischen Integration ins römische Reich hängt (als gewisser Schlusspunkt) die Gründung eines gesamtgriechischen Städtebundes (Panhellenion) durch Kaiser Hadrian zusammen (132). II. Sozial-, Wirtschafts-, Kulturgeschichte: Poleis (Stadtstaaten), Städtebünde und Monarchien (Königtum, Königreiche) waren die Bezugspunkte hellenistischer Staatlichkeit zwischen dem 4./3. Jahrhundert und dem 1. Jahrhundert v.Chr. Auch bestimmten in römischer Zeit griechische poleis, römische Kolonien und Provinzen das politische Leben, diesem übergeordnet die Person des Kaisers als einigendes (monarchisches) Band (Göttlichkeit der Kaiser, Kaiserkult). In hellenistisch-römischer Zeit verwoben sich die Städte zu einem "ökumenischen" Netzwerk, was Wirtschaft und Gesellschaft anbetraf (soziale Hierarchien, sozialer Aufstieg durch Nähe zur Macht, Bildung und Kunst, Kluft zwischen Arm und Reich, Migration und berufliche Mobilität). Der hellenistische Mensch (Bürger, Frauen, Sklaven) war eingebunden in gesellschaftliches Netzwerk seiner Stadt, in ein System von "Euergetismus" ("Wohltätigkeit") einer sozial-politischen Elite (städtische Oligarchie), der Ephebie, von (kultischen) Vereinen. Schließlich ist im religiösen Bereich eine Entwicklung von sich anpassenden städtischen Kulten hin zu einem globalen "Megatheismus" auszumachen (hellenistisch-römisches Heidentum, Festwesen, alter Götterkult und Mysterienreligionen, Isiskult, Mithraskult); monotheistische Einflüsse gab es im Juden- und sich ausbildenden Christentum. Bei den Gläubigen ging es um Wunderglauben, eine auf der Grundlage von Furcht, Hoffnung und Dankbarkeit basierende persönliche Kommunikation mit dem göttlichen Jenseits, um ein Leben nach dem Tod. Dabei kam der Vermittlung von Kulten durch Kultgründer, "heilige Männer" oder Missionare eine besondere Rolle zu. Die intolerante christliche Religion sollte das System der heidnischen Religionen aushöhlen und auf lange Sicht zerstören. III. Hellenismus bedeutete - vor dem Hintergrund der vielfachen politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und insbesondere kulturellen Entwicklungen - eine Ausweitung griechischer Kultur in geografischer Hinsicht auch durch vielfältige Migrationsbewegungen bei globaler "politisch-kultureller Konvergenz" (der Anpassung an die oikoumene) und gleichzeitigem Rückgriff auf (identitätsbewahrende) "lokale Traditionen". [Buhlmann, 08.2020]

Chant, Chris (1999), Deutsche Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg, Bindlach 1999 > Z Zweiter Weltkrieg

Chao, Ingo, Rudel, Corina, Fortgeschrittene CSS-Techniken (inkl. CSS-Debugging) (= Galileo Computing), Bonn 2009, 424 S., Farbabbildungen, DVD, € 39,90 > Kompendium Mittelalter > Geschichtsdarstellung: Homepage/Website [Buhlmann, 11.2009]

Chariton, Kallirhoe. Griechisch-Deutsch, hg. u. übers. v. Christina Meckelnborg u. Karl-Heinz Schäfer (2006) (= EA), Darmstadt 2006, XXI, 298 S., € 6,95. Zu den aus der griechisch-römischen Antike überlieferten (Liebes-) Romanen gehört auch der Roman "Kallirhoe", der vielleicht um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. von einem gewissen Chariton aus dem kleinasiatischen Aphrodisias stammend, verfasst wurde. Die Hauptperson Kallirhoe, Ehefrau des Chaireas aus Syrakus, wird Opfer des Jähzorns ihres Ehemanns, nach dessen gewaltsamem Übergriff für tot gehalten und in einem Grabmal beerdigt, nur um dort wieder aufzuwachen und von Piraten nach Kleinasien entführt zu werden. Immer in der Gefahr, versklavt zu werden, war Kallirhoe den sexuellen Begehrlichkeiten mächtiger Männer bis hin zum Perserkönig Artaxerxes II. (404-360 v.Chr.) ausgesetzt. Das leere Grab in Syrakus veranlasst Chaireas, auf die Suche nach Kallirhoe zu gehen. Die beiden finden sich nach etlichen Abenteuern wieder und erreichen glücklich ihre Heimat Syrakus. Der Roman ist (neben kleineren Textzeugen) nur in einzigen Handschrift, dem Codex Florentinus Laurentianus Conventi soppressi 627 aus dem byzantinischen Kulturraum des endenden 13. Jahrhunderts, (neben drei weiteren antiken Romanen) bis auf wenige Lücken vollständig überliefert, eine editio princeps mit dem griechischen Text und einer lateinischen Übersetzung erschien 1750 in Amsterdam. [Buhlmann, 07.2022]

Chateaubriand, François-René de, französischer Politiker und Dichter: Der französische Adlige François-René vicomte de Chateaubriand (*1768-†1848) war zunächst für, dann gegen die Französische Revolution (1789), trat - aus England, wohin er emigriert war, zurückgekehrt - als Beamter zeitweise in die Dienste Kaiser Napoleons, um nach dessen Sturz (1814/15) Diplomat der monarchischen Restauration zu werden. In seinem Londoner Exil wurde Chateaubriand auch zum Schriftsteller; er gilt als "Erfinder" der französischen Romantik als Literaturrichtung des beginnenden 19. Jahrhunderts. Die Diplomatie gab Chateaubriand im Jahr 1840 auf, um sich nur noch seinen schriftstellerischen Aktivitäten zu widmen. Vgl. Sieburg, Friedrich (1959), Chateaubriand. Romantik und Politik, Stuttgart-Zürich-Salzburg o.J. [1961], 336 S., DM N.N. [Buhlmann, 07.2019]

Chaucer, Geoffrey, englischer Dichter: Geoffrey Chaucer (*ca.1342/43 in London [?], †1400 [?] in London) stammte aus einer wohlhabenden Londoner Familie von Weinhändlern. Ab 1357 erkennbar, hielt sich Chaucer im weiteren und näheren Umfeld des englischen Königtums auf. 1359/60 war er an einem der englischen Feldzüge im Hundertjährigen Krieg (1339-1453) beteiligt und geriet zeitweise in französische Gefangenschaft (1360). Durch seine Verheiratung mit Philippa Roet (1366), einer Hofdame der englischen Königin, stand er auch in Verbindung zu Herzog John of Gaunt (†1399), einem Sohn König Eduards III. (1327-1377). Als Mitglied des königlichen Haushalts (ab 1367) wurde Chaucer u.a. mit diplomatischen Aufträgen (in Frankreich, Flandern [1366/70] und Italien [1372/73]) betraut. 1374 wurde er Zollinspekteur des englischen Königs, 1380 war er der Entführung einer Bäckerstochter angeklagt. Nach seiner Übersiedlung nach Kent (1385) wurde er Mitglied im englischen House of Commons, Eduards Nachfolger Richard II. (1377-1399) machte Chaucer zum "Aufseher über Bauvorhaben" des Herrschers (1390) und zum Forstaufseher über königliche Waldungen (1391). Dabei hatte sich Chaucer nach dem Tod seiner Frau (1387), von der er die Söhne Thomas und Lewis sowie zwei Töchter hatte, immer wieder verschuldet. König Heinrich IV. (1399-1413), der Sohn Johns of Gaunt, unterstützte Chaucer, der nun nach London zurückkehrte, aber alsbald verstarb (1400?). - Chaucer verwendete als einer der Ersten die englische Sprache als Ausdrucksmittel für sein dichterisches Werk. Seine Dichtkunst orientierte sich auch an antiken, französischen und italienischen Vorbildern. Überliefert von Chaucer sind u.a.: Romaunt of the Rose (v.1372, Übersetzung aus dem Französischen), ABC (v.1372, Übersetzung aus dem Französischen), The Book of the Duchesse (v.1372, Gedicht), Boethius de Consolatione Philosophie (ca.1380, Übersetzung aus dem Lateinischen), The Hous of Fame (ca.1380, Gedicht), The Legend of Good Women (v.1387, Gedicht), The Canterbury Tales (n.1388), daneben A Treatise of the Astrolabe.
An Werken Chaucers führen auf: The Complete Worls of Geoffrey Chaucer, hg. v. Walter W. Skeat (1915), Nachdruck London-New York-Toronto 1962, XXIV, 732, 150 S., DM 3,-; Chaucer, Geoffrey (1388/1400), Canterbury-Erzählungen, übertr. v. Martin Lehnert (1987) (= it 1006), Frankfurt a.M. 1987, 785 S., Abbildungen, DM 24,-. Zur Dichgtung Chaucers s.: Miller, Robert P. (1955), Chaucer's Pardoner, the Scriptural Eunuch, and the Pardoner's Tale, in: Speculum 30 (1955), S.180-199. Zur Person Chaucers s.: Riehle, Wolfgang (1994), Geoffrey Chaucer (= rm 422), Reinbek b.H. 1994, 154 S., Abbildungen, DM 12,90. [Buhlmann, 01.1998, 08.2023]

Chemie als Naturwissenschaft der Moderne: Chemie begleitet Menschen und Menschheit durch deren gesamte Geschichte. Angefangen vom Feuer der Altsteinzeit über den Einsatz von Keramik seit der Alt-/Jungsteinzeit (Steingut, Steinzeug, Porzellan), der Herstellung von Glas und der Verwendung von Metallen (Edelmetalle, Bronze, Eisen, Messing) seit den frühen Kulturen, spielen chemische Reaktionen auch bei der Ernährung der Menschen eine wichtige Rolle (Salz, Brot, Bier und Wein [alkoholische Gärung]), ebenso bei Kleidung (Leder) und Körperpflege (Kosmetik). Die Alchemie der Antike, des (arabischen) Mittelalters und der frühen Neuzeit basierte auf Weltanschauung (Makrokosmos, Mikrokosmos; Astrologie; Rosenkreuzertum) und Elementelehre (Alchemie und Heilkunde [Paracelsus]; Goldherstellung [Johann Friedrich Böttger]; Elementenlehre und Phlogiston [Johann Joachim Becher, Georg Ernst Stahl]. Das Zeitalter der Aufklärung brachte die Abkehr von der Alchemie (Luft und Wasser, Atomismus [Joseph Priestley, Robert Boyle, Carl Wilhelm Scheele, Antoine Laurent Lavoisier, John Dalton]). Das 19. Jahrhundert wurde so zur Grundlage der modernen Chemie (Periodensystem der Elemente [Dmitri Iwanowitsch Mendelejew, Lothar Meyer]), in der zunehmend die organische Chemie eine Rolle spielte (Kohlenstoffverbindungen [Friedrich Wöhler, Justus von Liebig, August Kekulé]). Bis ins endende 18. bzw. beginnende 19. Jahrhundert reichen die Anfänge der chemischen Industrie zurück (Soda- und Chlorkalkherstellung [Nicolas Leblanc, Henry Deacon]); von Frankreich aus verbreiteten sich Chemiefabriken in ganz Europa (Sodafabrikation im Solvay-Kreisprozess [Ernest Solvay]; Schwefelsäureherstellung [Vitriolöl, Oleum] und Bleikammerverfahren [Friedrich Wilhelm Curtius, Matthieu Elie Matthes, John Roebuck]; Chilesalpeter, Thomasmehl und Kunstdünger [Carl Sprengel, Sidney Gilchrist Thomas]; Ammoniakgewinnung, Frank-Caro- und Haber-Bosch-Verfahren [Nikodem Caro, Fritz Haber]; Nitroglycerin [Alfred Nobel]; Koks, Gas, Beleuchtung, Kohleverflüssigung mit Bergius-Pier- bzw. Fischer-Tropsch-Verfahren [Wilhelm August Lampadius, Friedrich Bergius, Franz Fischer, Hans Tropsch]; Farben [Anilin, Indigo] [Carl Duisberg und die IG Farben]). Das 20. und beginnende 21. Jahrhundert prägen auch Kunststoffe (als organische Makromoleküle/Polymere wie Methylkautschuk, Buna, Polystyrol, Polyvinylchlorid, Nylon, Polyurethane, Polyamide oder Teflon [Hermann Staudinger, Martin Heidegger, Otto Bayer, Roy Plunkett]) und Heilmittel (Aspirin [Hermann Kolbe, Felix Hoffmann]; Sulfonamide [Paul Ehrlich, Fritz Mietsch, Josef Klarer]; Penicillin [Alexander Fleming]; Vitamine und Hormone; "Pille" [Adolf Butenandt, Carl Djerassi, Luis Ernesto Miramontes Cárdenas]). Die Zukunft der Chemie wird sich - wie die Vergangenheit - am Grad der damit verbundenen Umweltzerstörung und der Ausbeutung von Natur und Menschen messen lassen müssen (nach: Priesner, Claus (2015), Chemie. Eine illustrierte Geschichte (= Besondere Wissenschaftliche Reihe), Darmstadt 2015).
Die moderne Chemie spiegelt sich in den Lehrbüchern zu dieser Naturwissenschaft wider: Beyer, Hans (1953), Lehrbuch der organischen Chemie, überarb. v. Wolfgang Walter (1976), Stuttgart 181978, XX, 860 S., DM 52,-; Christen, Hans Rudolf (1969), Einführung in die Chemie, Frankfurt a.M.-Berlin-München 91974, 479, XXIV S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, DM N.N.; Holleman, A.F., Richter, Friedrich (1898), Lehrbuch der organischen Chemie, Berlin 37-411961, XII, 652 S., Strukturformeln, Figuren, DM 10,-; Holleman, A.F., Wiberg, Egon (1942), Lehrbuch der anorganischen Chemie, Berlin 47-561960, XXIV, 703 S., Strukturformeln, Figuren, DM 10,-; Mortimer, Charles E. (1973), Chemie. Das Basiswissen der Chemie, Stuttgart-New York 51987, 660 S., Schwarzweißabbildungen, Strukturformeln, Figuren, Tafeln, € 4,-; Stryer, Lubert (1974), Biochemie (= Spektrum Lehrbuch), [Heidelberg] [1996], XXXV, 1125 S., Abbildungen, Tabellen, € 39,95; Umland, Fritz (1975), Charakteristische Reaktionen anorganischer Stoffe. Studienbuch für Studierende der Chemie ab 1. Semester, Frankfurt a.M. 1975, 253 S., DM 24,-. [Buhlmann, 1974-1976, 02.1986, 12.2015, 02.2022, 11.2022, 09.2023, 12.2023]

Chinas Goldenes Zeitalter. Die Tang-Dynastie (618-907 n.Chr.) und das kulturelle Erbe der Seidenstraße, hg. v. Dieter Kuhn (1993) (= Ausstellungskatalog), Heidelberg 1993 > C Chinesische Geschichte

Chinesische Geschichte: Den (end-) neolithischen und frühbronzezeitlichen Kulturen und Clangesellschaften entlang Huanghe und Yangzi (ca.8000 v.Chr. neolithische Revolution; ca. 5000-3000 v.Chr. Yangshao, Dawenkou, Liangzhu, Hongshan; ca. 2600-2000 v.Chr. Longshan; ca. 19.-16. Jahrhundert v.Chr. Erlitou; ca. 17.-14. Jahrhundert v.Chr. Erligang; mythische Dynastie Xia) folgten im Zeitalter der Entstehung Chinas (13.-6. Jahrhundert v.Chr.) die bronzezeitlichen Kulturen der Yinxu/Shang, Sanxingdui, Wucheng (13.-11. Jahrhundert v.Chr.). Unter der Dynastie der Shang um Anyang entwickelte sich erstmals Schriftlichkeit, die Clangesellschaft der Shang wurde von den Zhou (Guanzhong) abgelöst (Schlacht von Muye 1122/1018 v.Chr.), deren "familiäres" Herrschaftssystem (Regionalfürsten) durch die "Rituelle Revolution" (von Mythos und Ahnenkult zur Geschichte; 10./9. Jahrhundert v.Chr.) sich zu einem von einer elitären Adelsschicht bestimmten Herrschaftsverband wandelte (Ausbreitung der Schriftkultur). Die auf die Zhou (bis 771 v.Chr.) folgende Epoche Chunqiu ("Frühling und Herbst", 722-481 v.Chr.) war konstitutiv für die Ausbildung Chinas (Fürstentümer Qi, Jin, Chu u.a.; *551-†479 v.Chr. Konfuzius, Konfuzianismus) bei Auflösung der Adelsgesellschaft. Im chinesischen Altertum (5. Jahrhundert v.Chr.-23 n.Chr.) setzten sich dann Bürokratie und Schriftlichkeit vollends durch, die Zanghou-Zeit ("Kämpfende Staaten", 453-221 v.Chr.) sah bei stark steigender Bevölkerungszahl in den chinesischen Staaten (Qi, Lu, Song, Zhao, Wei, Zhou, Chu, Shu, Qin) lang andauernde Kriege und Streitigkeiten, aus denen Qin durch Eroberung des gesamten chinesischen Raums (256 v.Chr. Ende der Zhou) siegreich hervorging (*313-†238 v.Chr. Xun Kuang; Daode jing des Laozi, Daoismus). Das Einheitsreich des Qin-Herrschers Qin shi huangdi (221-210 v.Chr.) wurde nach dem Sturz der Qin (207 v.Chr.) unter den früheren (202 v.Chr.-9 n.Chr.) und späteren Han (25-220 n.Chr.) weitergeführt (Liu Bang [202-187 v.Chr.], Wen [180-157 v.Chr.], Jing [157-141 v.Chr.], Wu [141-87 v.Chr.], Yuan [48-33 v.Chr.]). Dabei dehnten dei Han ihre Herrschaft teilweise über die Steppenvölker der Xiongnu aus und etablierten den "Konfuzianismus" als Staatsideologie. Mit der Herrschaft des Usurpators Wang Mang (9-23 n.Chr., Dynastie Xin; Misslingen der Bodenreform) endet das chinesische Altertum, im chinesischen Mittelalter (25-755 n.Chr.) blieb unter den späteren Han (Guangwu [25-57], Ming [57-75]) die Lage der Bauern bei weiterer Verdichtung des adligen Großgrundbesitzes prekär, unter den späteren Han ist damit einhergehend eine massive Herrschaftsverschiebung vom Zentralstaat zur Peripherie festzustellen. Angriffe von Steppenvölkern (Wuhuan, Xianbei), Aufstände und Bürgerkriege führten das Ende der Dynastie herbei, der Epoche der "Drei Staaten" Wei, Shu und Wu (220-280; Cao Cao [†220], Cao Pi [220-226]) folgten das kurzlebige Jin-Reich (265-310/11), die "Sechzehn Staaten der fünf Barbaren" (304-439; Tuoba), die Nördlichen Wei (386-534), die südchinesischen Liang (502-557) und die Nördlichen Zhou (557-581). Das 3. bis 6. Jahrhundert war geprägt von einer "Entstehung" der Kunst (1. Jahrhundert v.Chr./2. Jahrhundert n.Chr. Erfindung des Papiers) und dem Eindringen des Buddhismus nach China. Im "Herbst des Mittelalters" konnte die Dynastie der Sui (581-618) das chinesische Reich einigen (589), doch führten Zentralismus und überzogene Bauprojekte der Kaiser Wen (581-605) und Yang (605-618) (584-609 Kaiserkanal, 605 Hauptstadt Luoyang) bei außenpolitischer Expansion zum Sturz der Sui und zur Errichtung des chinesischen Weltreichs der Tang (618-907) (Gaozu [618-626], Taizong [626-649], Gaozong [649-683], Xuanzong [712-756]; 6./7. Jahrhundert Erfindung des Buchdrucks; ab 7. Jahrhundert kulturelle Einflüsse des Tangreiches auf Japan). Die frühen Tang (618-755) herrschten - unterbrochen von der Regierung der Kaiserin Wu Zetian (690-705; Dynastie Zhou) - von ihrer Hauptstadt Chang'an aus von Korea bis Vietnam, vom chinesischen Kernland bis zum Hindukusch (630 Taizong als Khan der Türken; 751 Niederlage der Tang gegen ein muslimes Heer am Talasfluss). In der 750er-Jahren zerfiel das Reich der Tang (755 Rebellion des An Lushan; Tibeter, Uighuren), mit den späteren Tang beginnt die chinesische Neuzeit, deren erste Jahrhunderte (755-1270) einen gesellschaftlichen Wandel weg von der Adelsgesellschaft des Mittelalters brachten (kapitalistische und Geldwirtschaft, Steuerreform von 780, Bürokratie und Bildung; 842-845 Buddhistenverfolgungen und Ausklingen des Buddhismus in China). In Aufständen (875/84) gingen die späteren Tang unter; es folgte die Epoche der "Fünf Dynastien" (907-970), auch "barbarische" Reichsbildungen wie die der Tanguten (Xixia) oder der Khitan (Kara-Kitai). Kaiser Taizu (960-976) der Song-Dynastie und seinem Sohn Taizong (976-997) gelang es schließlich, China wieder zu einen sowie Generalität und Aristokratie weitgehend auszuschalten; unter den Song wurde die Bürokratie zum Beamtenstaat vollendet, die Beamten bildeten die neue gesellschaftliche Elite (Gentry als Bindeglied zwischen Zentrale und Peripherie; Beamtenprüfungen, "Neukonfuzianismus"; Gentrygesellschaft und -kultur [Porzellan]). Dieser Entwicklung zugute kam der vielfältige wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel vom 8. bis zum 12. Jahrhundert in Landwirtschaft, Handel (Seefahrt) und Städtewesen (Urbanisierung). Das Songreich stand im 11. Jahrhundert unter dem politischen Druck seiner Nachbarn, Wirtschafts- und Finanzreformen scheiterten (1043, 1069/74), durch die Jurchen (Dynastie Jin) ging den Song ihre nördlichen Gebiete und die Hauptstadt Kaifeng verloren (1126/27, 1141). Das Songreich überlebte bis zur Eroberung Nord- (1227/34) und Südchinas (1276/79) durch die Mongolen. Nach der Eroberung - am Beginn der Späten Kaiserzeit (1271-1793) - gehörte China zum mongolischen Weltreich (Dynastie Yuan Kublai Khans [1264-1294], Yuan-Khanat mit Hauptstadt Peking, pax Monogolica; 1289 Verlängerung des Kaiserkanals; 1274, 1281 Flottenexpeditionen gegen Japan), indes um den Preis von Krieg und Ausplünderung. Naturkatastrophen zu Beginn des 14. Jahrhunderts und die Rebellion der "Roten Turbane" (1351-1366) beendeten die mongolische Herrschaft über China, Zhu Yuanzhang/Hongwu (1368-1398) etablierte die Herrschaft der Ming (1368-1644) und damit ein despotisches Regime, das den unteren Bevölkerungsschichten massive (z.B. Reise-) Beschränkungen auferlegte. Unter dem Ming-Usurpator Yongle (1399-1424) wurde Peking endgültig zur Residenz der chinesischen Kaiser (1420; "Verbotene Stadt"), das Reich führte u.a. die Flottenexpeditionen Zheng Hes durch (Tributsystem), bis 1433 auf kaiserlichen Befehl die chinesische Seefahrt völlig zum Erliegen kam und sich das Mingreich nach innen wandte. Die rigide Despotie von Kaiser und Bürokratie weichte indes ab dem 15. Jahrhundert, in der späten Mingzeit, auf durch einen massiven gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel (spezialisiertes Handwerk in Südchina [Baumwolle, Porzellan, Tee], Handel und Einbeziehung Chinas in den Welthandel [europäische Expansion], Buchdruck und Buchhandel ["mediale Revolution"]). Zwischen 1643 und 1683 gelang es der manjurischen Qing-Dynastie in langen und brutalen Kriegen das Mingreich zu erobern (1683 Eroberung Taiwans). Die territoriale Expansion der Qing führte unter den Kaisern Kangxi (1662-1722), Yongzheng (1723-1735) und Qianlong (1735-1796) zur Einbeziehung der Mongolen und Dsungaren (bis 1759; 1689 Abkommen mit dem russischen Zarenreich) sowie Tibets (1723 Qingprotektorat). Nach innen wurden die verschiedenen Völker des so errichteten Vielvölkerstaates rechtlich und gesellschaftlich voneinander getrennt, wirtschaftlich war das Reich gesund, die Steuereinnahmen produzierten Überschüsse, die seit der Mingzeit festzustellende Bevölkerungsexplosion hielt an (Kolonisierungsprojekte in der Manjurei und in Ostturkestan; Auslandschinesen; China und Europa [Chinabegeisterung]), eine (kritische) Qing-Gelehrsamkeit kam auf. Im "langen 19. Jahrhundert" (1793-1912) waren die "Grenzen des Wachstums" für China - besonders auf Grund der Bevölkerungsentwicklung - erreicht; der Aufstand des "Weißen Lotos" (1796-1804), der Taiping-Aufstand (1850-1864) und eine überbordende Korruption schädigten die Zentralmacht, die Opiumkriege (1840-1842, 1856-1858), die Abtretung Hongkongs (1842 Vertrag von Nanjing) die Besetzung Pekings durch europäische Mächte (1860) verstärkten den Zugriff Europas auf China bei desaströsen wirtschaflichen und gesellschaftlichen Folgen (industrielle Revolution und Eisenbahnbau) für das asiatische Reich, denen die Qing mit einer Beschwichtigungspolitik der "Selbststärkung" gegenüber den europäischen Kolonialmächten begegneten (1862/75). Indes endete der chinesisch-französische Krieg um Vietnam (1884/85) mit der Niederlage Chinas (1884 Seeschlacht vor Fujian), das Eindringen der Japaner nach Korea führte zum chinesisch-japanischen Krieg (1894/95) und zum Verlust Koreas, Taiwans und Liaodongs bei massiven Reparationsleistungen von Seiten Chinas. Boxer-Aufstand (1900), Nationalismus, Reform und Revolution führten dann das Ende von Qing-Dynastie und chinesischem Kaisertum herbei (1912); die chinesische Republik hatte nicht lange Bestand (Sun Yat-sen [†1925]); Kriegsherren beherrschten fortan (ab 1912) das Feld, ebenso Japan (Erster Weltkrieg [1914-1918], Versailler Vertrag), zunehmend auch Guomindang (GMD) und Kommunistische Partei Chinas (KPCh; 1917 russische Oktoberrevolution). Chiang Kai-shek (†1975) und die Guomindang stellten eine nur oberflächliche Einheit Chinas her (1926/28; 1927-1937 Nanjinger Jahrzehnt), während sich chinesische Kommunisten und Guomindang immer weiter entfremdeten (1935/36 Langer Marsch der kommunitischen Armee [Volksbefreiungsarmee, VBA]; Mao Zedong [†1976]). Im Rahmen des Zweiten Weltkriegs (1937-1945) eroberten die Japaner China, nach der Kapitulation Japans (1945) begann der Chinesische Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und Guomindang (1946-1948); 1949 wurde die kommunistische Volksrepublik China ausgerufen, während Chiang Kai-shek sich mit seinem Truppen nach Taiwan zurückziehen musste (Republik Taiwan). Die KPCh und Mao Zedong sollten fortan die Geschicke Festlandchinas als totalitärer Einparteienstaat bestimmen (Anlehnung an die Sowjetunion [1950 Verzicht auf die Äußere Mongolei u.a.], 1950/51/59 Einbeziehung Tibets, 1950/53 Koreakrieg, 1968 China als Atommacht, 1971 Beitritt zur UN; 1950/52 Kampagnen gegen "Klassenfeinde", 1953 Fünfjahesplan [Industrialisierung], 1956 "Hundert Blumen", 1958/61 "Großer Sprung nach vorn"), die "permanente Revolution" Maos fand mit der "Kulturrevolution" (1966/69) ihr Ende. Nach dem Tod Maos (1976) entwickelte sich China auch zu einer wirtschaftlichen Weltmacht (Wirtschaftsreformen und Ära Deng Xiapings [†1997]), wachsender innerer Probleme zum Trotz (Maokult, Einkindehe, Proteste [1989 Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens]; Umwelt und Ökonomie). - Gliedern lässt sich die Geschichte des chinesischen Kaiserreichs nach Dynastien (nach: Höllmann, Thomas O. (2022), China und die Seidenstraße. Kultur und Geschichte von der frühen Kaiserzeit bis zur Gegenwart (= HB), München 2022 > H Höllmann, Seidenstraße):

Zeitraum (v./n.Chr.)Epoche (Dynastie)SüdenNorden
21.-16.Jh. v.Chr.Xia
16.-11.Jh. v.Chr.Shang
11.Jh.-771 v.Chr.Westliche Zhou
771-221 v.Chr.Östliche Zhou
221-207 v.Chr.Qin
207 v.Chr.-220 n.Chr.Han:
Frühere Han (207 v.Chr.-9 n.Chr.)
Interregnum (9-23 n.Chr.)
Spätere Han (23-220)
220-280 n.Chr.Drei Reiche:
Wei (220-265)
Shu (221-263)
Wu (222-280)
265-420 n.Chr.Jin:
Frühere Jin (265-316)
Spätere Jin (317-420)
Fremddynastien (304-433)
420-580 n.Chr.Südliche, nördliche DynastienSüdliche Dynastien:
Song (420-479)
Qi (479-502)
Liang (502-557)
Chen (557-589)
Nördliche Dynastien:
Nördliche Wei (386-534)
Östliche Wei (534-550)
Westliche Wei (535-557)
Nördliche Qi (550-577)
Nördliche Zhou (557-580)
581-618 n.Chr.Sui
618-907 n.Chr.Tang:
Frühere Tang (618-690)
Interregnum (690-705)
Spätere Tang (705-907)
907-960 n.Chr.Fünf Dynastien:
Spätere Liang (907-923)
Spätere Tang (923-936)
Spätere Jin (936-947)
Spätere Han (947-950)
Spätere Zhou (950-960)
Zehn Reiche im Süden (904-979)Fremddynastien:
Liao (916-1125)
960-1279 n.Chr.Song:
Nördliche Song (960-1127)
Südliche Song (1127-1279)
Fremddynastien:
Westliche Xia (1032-1227)
Jin (1115-1234)
1279-1368 n.Chr.Yuan (Mongolen)
1368-1644 n.Chr.Ming
1644-1911 n.Chr.Qing (Mandschuren)

Überblicke zur chinesischen Geschichte geben: Bauer, Wolfgang (Hg.) (1980), China und die Fremden. 3000 Jahre Auseinandersetzungen in Krieg und Frieden (= BS), München 1980, 1274 S., DM 15,80; Chinas Goldenes Zeitalter. Die Tang-Dynastie (618-907 n.Chr.) und das kulturelle Erbe der Seidenstraße, hg. v. Dieter Kuhn (1993) (= Ausstellungskatalog), Heidelberg 1993, 312 S., DM 44,-; Eberhard, Wolfram (1971), Geschichte Chinas. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= KTA 413), Stuttgart 31980, 444 S., DM 25,-; Eichhorn, Werner (1964), Kulturgeschichte Chinas (= Urban Tb 76), Stuttgart 1964, 288 S., DM 4,-; Schmidt-Glintzer, Helwig (1995), Das alte China. Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert (= BSR 2015), München 1995, 142 S., DM 14,80; Vogelsang, Kai (2012), Geschichte Chinas, Stuttgart 2012, 646 S., € 39,95. [Buhlmann, 06.2012, 08.2022]

Chinesische Geschichte, 20.-21. Jahrhundert, Moderne: Das China des 20. Jahrhunderts war mit dem Ende des chinesischen Kaiserreichs, der chinesischen Revolution, der Durchsetzung des Kommunismus und dem Aufstieg Chinas zur militärischen und wirtschaftlichen Groß- und Weltmacht durch massive Veränderungen geprägt. Boxer-Aufstand (1900), Nationalismus, Reform und Revolution führten dann das Ende von Qing-Dynastie und chinesischem Kaisertum herbei (1912); die chinesische Republik hatte nicht lange Bestand (Sun Yat-sen [†1925]); Kriegsherren beherrschten fortan (ab 1912) das Feld, ebenso Japan (Erster Weltkrieg [1914-1918], Versailler Vertrag), zunehmend auch Guomindang (GMD) und Kommunistische Partei Chinas (KPCh; 1917 russische Oktoberrevolution). Chiang Kai-shek (†1975) und die Guomindang stellten eine nur oberflächliche Einheit Chinas her (1926/28; 1927-1937 Nanjinger Jahrzehnt), während sich chinesische Kommunisten und Guomindang immer weiter entfremdeten (1935/36 Langer Marsch der kommunistischen Armee [Volksbefreiungsarmee, VBA]; Mao Zedong [†1976]). Im Rahmen des Zweiten Weltkriegs (1937-1945) eroberten die Japaner China, nach der Kapitulation Japans (1945) begann der Chinesische Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und Guomindang (1946-1948); 1949 wurde die kommunistische Volksrepublik China ausgerufen, während Chiang Kai-shek sich mit seinem Truppen nach Taiwan zurückziehen musste (Republik Taiwan). Die KPCh und Mao Zedong sollten fortan die Geschicke Festlandchinas als totalitärer Einparteienstaat bestimmen (Anlehnung an die Sowjetunion [1950 Verzicht auf die Äußere Mongolei u.a.], 1950/51/59 Einbeziehung Tibets, 1950/53 Koreakrieg, 1968 China als Atommacht, 1971 Beitritt zur UN; 1950/52 Kampagnen gegen "Klassenfeinde", 1953 Fünfjahresplan [Industrialisierung], 1956 "Hundert Blumen", 1958/61 "Großer Sprung nach vorn"), die "permanente Revolution" Maos fand mit der "Kulturrevolution" (1966/69) ihr Ende. Nach dem Tod Maos (1976) entwickelte sich China auch zu einer wirtschaftlichen Weltmacht (Wirtschaftsreformen und Ära Deng Xiapings [†1997]), wachsender innerer Probleme zum Trotz (Maokult, Einkindehe, Proteste [1989 Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens]; Umwelt und Ökonomie). Am Anfang des 21. Jahrhunderts steht das moderne China unter kommunistischer Diktatur als ökonomische und politische Weltmacht da.
Zum China des 20. Jahrhunderts und zum modernen China s.: Seelemann, Claus, Das Post- und Fernmeldewesen in China. Post über 10000 Meilen - Lebensadern eng verküpft. Betrachtung zur Entwicklung des chinesischen Post- und Fernmeldewesens von den frühesten Anfängen vor einigen tausend Jahren bis heute, München 1992, 403 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, € 6,- (mit Schwerpunkt auf dem China des 20. Jahrhunderts); Seitz, Konrad (2000), China. Eine Weltmacht kehrt zurück, Berlin 2000, 448 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, DM 49,90. [Buhlmann, 01.2020, 08.2021]

(Der) Christ in der Welt. Eine Enzyklopädie, hg. v. Johannes Hirschmann, war ein in Unterreihen gegliedertes Kompendium katholisch-christlichen Glaubens mit Bezug auf Gesellschaft und Welt sowie andere Religionen. Die Reihe gliedert sich wie folgt: I. Was ist der Mensch?. II. Die Welt in der wir leben. III. Wissen und Glauben. IV. Grundbegriffe des Glaubens. V. Die großen Wahrheiten: Bd.3a/b: Scheffcyk, Leo (1968), Die Welt als Schöpfung Gottes, Aschaffenburg 1968, 206 S., DM 4,80. VI. Das Buch der Bücher: Bd.11: Brunot, Amédée (1957), Die Briefe des Apostels Paulus, Aschaffenburg 1958, 139 S., DM 3,80. VII. Die Zeichen des Heils. VIII. Das religiös-sittliche Leben. IX. Die Liturgie der Kirche. X. Cristentum und Gesellschaft. XI. Geschichte der Kirche: Bd.6: Görlich, Ernst Joseph (1965), Die Kirche der Gegenwart, Aschaffenburg 1965, 143 S., DM 3,80. XII. Bau und Gefüge der Kirche. XIII. Christentum und Kultur. XIV. Die christliche Literatur. XV. Die christliche Kunst. XVI. Juden und nichtkatholische Christen: Bd.2: Le Guillou, M.-J. (1961), Vom Geist der Orthodoxie. Christliche Überlieferung in Griechenland und Rußland, Aschaffenburg 1963, 145 S., DM 3,80. XVII. Die nichtchristlichen Religionen. XVIII. Religionsersatz der Gegenwart. [Buhlmann, 07.2018]

Christ, Karl (1988), Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis zu Konstantin, München 1988 > R Römische Geschichte, 1. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Christ, Karl (2001), Die römische Kaiserzeit. Von Augustus bis Diokletian (= BSR 2155), München 2001 > R Römische Geschichte, 1. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Christe, Yves (1997), Das Jüngste Gericht, Darmstadt 2001, 215 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweiß-, Farbtafeln, DM 79,-. Im Rahmen christlicher Kunst im Mittelalter tritt das göttliche Weltgericht - im Zusammenhang von Apokalypse und Jüngstem Gericht - szenisch erst ab dem 9. Jahrhundert im Raum des byzantinischen Reiches, ab dem 11. Jahrhundert im christlichen Europa in Erscheinung. Die künstlerische Gestaltung des Weltgerichts vollzog sich in den Künsten Architektur und Skulptur (Tympanon über dem Kircheneingang), Glas- und Wandmalerei (Triumphbogen, Westwand des Kircheninnenraums, Kirchenfenster), Buchkunst (Psalter, Hortus deliciarum usw.), Mosaikkunst, Elfenbeinschnitzerei, Holzschnitzerei (Retabel). Im westlichen Christentum wurde das Weltgericht zwischen 1200 und 1350 in der Kunst rezipiert. Den Weltgerichtsszenen als Gerichtsdarstellungen ist eschatologisch-ekklesiologisch vieles gemeinsam: Christus (Wundmale, Folterwerkzeuge) als göttlicher Gerichtsherr und Weltenrichter am Zeitenende als Mittelpunkt der Darstellung, Heilige als Gerichtsbeisitzer, Auferstehung der Toten, Gericht (Seelenwaage) und Scheidung der Auferstandenen (Seelen, "Körper-Seele-Dualismus") in Gut (Erwählte) und Böse (Verfluchte, Verdammte) (Himmel/Paradies, Hölle [Höllenstrafen, Höllenqualen]). In der Gotik wich bei den Gerichtsszenen die romanische Strenge. [Buhlmann, 08.2020]

Christen, Hans Rudolf (1969), Einführung in die Chemie, Frankfurt a.M.-Berlin-München 91974 > C Chemie

"Christus und die minnende Seele", deutschsprachige mystische Schrift: Mystik ist im christlichen Glauben die Frömmigkeitsform, die den Gläubigen zur unmittelbaren Gottesschau, zur Vereinigung mit Gott (unio mystica) führen kann. Die "minnende Seele" steht für den Gläubigen, der als "liebende Seele" (weibliche) Braut des himmlischen (männlichen) Bräutigams Jesus Christus ist. "Christus und die minnende Seele" beschreibt nun den allegorischen Dialog zwischen Braut und Bräutigam. Dabei kommt im ersten Teil der Schrift der weltlichen, herrschaftsbetonten Ehe mit der Unterordnung der Frau unter den Mann eine wesentliche Rolle zu. Der zweite Teil des dargestellten "Bilderbogens" sieht anders aus: statt Unter- und Überordnung, statt weiblicher Passivität (auch im Sinne eines Erleidens), statt Entfremdung der Ehepartner ist es nun die Frau bzw. die Seele, die aktiv fordernd eine Entscheidung zu Gunsten Christi fällt. Zweisamkeit und erotische Privatheit stellen in Abkehr des Liebespaares von der Außenwelt die unio mystica her.
Zu den Handschriften von "Christus und der minnenden Seele" s.: Banz, Romuald (1908), Christus und die Minnende Seele. Zwei spätmittelhochdeutsche mystische Gedichte. Untersuchungen und Texte (= Germanistische Abhandlungen, H.29), Breslau 1908, XVIII, 388 S., RM N.N.; Keller, Hildegard Elisabeth (1998), Von ehelicher Privation zu erotischer Privatheit? Zur Allegorese der Geschlechterbeziehung in "Christus und die minnende Seele", in: Melville, Gert, Moos, Peter von (Hg.) (1989), Das Öffentliche und Private in der Vormoderne (= Norm und Struktur, Bd.10), Köln-Weimar-Wien 1998, S.461-498; Williams-Krapp, Werner (1989), Bilderbogen-Mystik. Zu "Christus und minnende Seele". Mit Edition der Mainzer Überlieferung, in: Kunze, Konrad (Hg.) (1989), Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters. Festschrift Kurt Ruh, Tübingen 1989, S.350-364. [Buhlmann, 01.2007, 12.2007]

"Christus und die sieben Laden", deutschsprachige mystische Schrift: Mystik ist im christlichen Glauben die Frömmigkeitsform, die den Gläubigen zur unmittelbaren Gottesschau, zur Vereinigung mit Gott (unio mystica) führen kann. Im mystischen Text "Christus mit den sieben Laden" fungiert Christus als Fuhr- und Kaufmann, der einen Einsiedler durch Aufzeigen der inneren Werte in den "köstlichen Laden" wieder auf den rechten asketischen Weg zurückführt.
S. dazu: Schmidt, Wieland (1950), Christus und die sieben Laden. Betrachtungen zur spätmittelalterlichen Literaturgeschichte, in: Redenbacher, Fritz (Hg.) (1950), Festschrift Eugen Stollreither (zum 75. Geburtstage), Erlangen 1950, S.261-284. [Buhlmann, 01.2007, 12.2007]

Chronik des 20. Jahrhunderts ([1982]), Gütersloh o.J. [1982], 1248 S., Schwarzweiß-, Farbabbildungen, Karten, DM 98,-, umfasst die Jahrzehnte 1900-1909 (Neues Jahrhundert), 1910-1919 (Vorkriegszeit, Erster Weltkrieg), 1920-1929 ("Goldene Zwanziger"), 1930-1939 (Faschismus in Europa), 1940-1949 (Zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit), 1950-1959 (Aufbruch und Konsum), 1960-1969 (Wachstum), 1970-1982 (Wohlstand und wirtschaftliche Stagnation). [Buhlmann, 02.2023]

(Die) Chronik-Bibliothek des 20. Jahrhunderts. Tag für Tag in Wort und Bild, hg. v. Bodo Harenberg, stellt in chronologischer Anordnung mit Übersichtsartikeln zu Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft einzelne Jahre Tag für Tag (1. Januar-31. Dezember) weltweit vor. Erschienen ist u.a.: 1909: Flemming, Thomas, Steinhage, Axel (1992), Chronik 1909, Dortmund 1992, 240 S., Abbildungen, Karten, DM 68,-; 1919: Pollmann, Bernhard (1989), Chronik 1919, Dortmund 31991, 240 S., Abbildungen, Karten, DM 68,-; 1944: Lemcke, Jutta (1988), Chronik 1944, Dortmund 21990, 239 S., Abbildungen, Karten, DM 68,-; 1965: Heckner, Richard, Schade, Dietmar (1989), Chronik 1965. Tag für Tag in Wort und Bild, Nachdruck Gütersloh-München 2004, 240 S., Abbildungen, Karten, € N.N.; 1987: Chronik 87. Vollständiger Jahresrückblick in Wort und Bild, Dortmund 1987, 128 S., Abbildungen, Karten, DM 14,80; 1989: Chronik 89. Vollständiger Jahresrückblick in Wort und Bild, Dortmund 1989, 143 S., Abbildungen, DM 16,80. [Buhlmann, 06.2017, 06.2018, 12.2022, 03.2023]

Chronologie, historische Chronologie: I. Geschichte als Wissenschaft in Raum und Zeit "verortet" historische Ereignisse auch in deren zeitlicher Dimension (z.B. Regesten, Urkundenbücher). Chronologie ist die Lehre vom Messen der Zeit, von der Zeitrechnung und Datierung. II. Grundlage jeglicher Zeit und menschlicher Zeitrechnung ist die physikalische Zeit. Entstanden in der "universellen" Singularität des Urknalls, entstanden "aus" der Planckzeit und der vielleicht zeitlosen "Ewigkeit" des Raums "vor" dem Urknall durch einen relativistisch-quantenmechanischen Tunneleffekt, bildete sich mit dem Urknall die heute, seit 15 oder mehr Milliarden Jahren existierende Raumzeit der allgemeinen und speziellen Relativitätstheorie, bildeten sich Galaxien, Sonnen, Planeten und Monde und damit ein (in Teilen?) anthropisches Universum. Das (schwache) anthropische Prinzip besagt dabei, dass die physikalischen Voraussetzungen des Universums so gegeben sind, dass "menschliche" Beobachter existieren können. Dem Prinzip entspricht es, dass die Menschen in der Lage sind, das Universum in einem "menschlichen" Sinne zu "verstehen", besser: zu interpretieren. Dass dieses Interpretieren nicht nur auf unsere moderne Zeit beschränkt ist, ist daran erkennbar, dass schon Menschen in vorgeschichtlichen Zeiten, den Lauf von Sonne, Mond und Planeten beobachtet haben. Die Kalenderrechnung - die mittelalterliche Komputistik allzumal - ist damit Ausfluss dieses Erkenntnisprozesses und verbindet religiös-philosophisch-wissenschaftliche Denkweisen vom "Himmel" mit den auch praktischen Gegebenheiten einer zeitlichen Ordnung auf "Erden". Kalenderrechnung bzw. Chronologie ist dann eine sich den astronomischen Grundgegebenheiten des Laufes der Gestirne annähernde, in verschiedenen geschichtlichen Kulturen verschieden ausgestaltete Zeit- und Kalenderordnung. III. Kalender bzw. Kalendarium (von lat. kalendae für den Monatsersten und calare für "aus-, zusammenrufen") nennt man die auf astronomischen Grundlagen basierende, tabellarische Einteilung der (astronomischen) Zeit in Tage, Wochen, Monate und Jahre. Dabei spiegelt der Tag die Drehung der Erde um die eigene Achse, der Monat das Kreisen des Mondes um die Erde und das Jahr das der Erde um die Sonne wider. Lediglich die Woche, jener im Alten Orient erfundene 7-Tage-Rhythmus, der auch im Judentum und seit Christi Geburt im römischen Reich Verbreitung fand, ist insofern ein kulturelles Konstrukt der Übereinkunft und Tradition, als dass diese Zeiteinheit wohl nicht auf astronomischen Grundlagen beruht. Hinzu kommen die verschiedenen Zeiteinteilungen des Tages und der Stunden. IV. Menschliche Kulturen besitzen verschiedene kalenderische Systeme. Für den europäisch-vorderasiatischen Raum lassen sich aufführen: griechische und römische Zeitrechnung der Antike, julianische und gregorianische Kalenderrechnung des europäischen Mittelalters und der Neuzeit, jüdische Zeitrechnung, islamisch-persische Zeitrechnung.
An Handbüchern und Literatur zur historisch-mathematisch-technischen Chronologie sind zu nennen: Bach, Joseph (1907), Die Osterfest-Berechnung in alter und neuer Zeit. Ein Beitrag zur christlichen Chronologie, Freiburg i.Br. 1907, 74 S.; Bach, Joseph (1908), Die Zeit- und Festrechnung der Juden, Freiburg i.Br. 1908, 48 S.; Brinckmeier, Eduard (Bearb.) (1843), Praktisches Handbuch der historischen Chronologie aller Zeiten und Völker, besonders des Mittelalters, Berlin 21882, XXIV, 504 S.; Buhlmann, Michael (2005), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von St. Georgener Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= VA 18), St. Georgen 2005, 56 S., Tabellen, CD-ROM, € 7,-; Buhlmann, Michael (2006), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von Kaiserswerther Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= BGKw MA 3), Düsseldorf-Kaisersweth 2006, 56 S., Tabellen, CD-ROM, € 7,-; Buhlmann, Michael (2007), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von Werdener Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= BGW 5), Essen 2007, 56 S., Tabellen, CD-ROM, € 7,-; Buhlmann, Michael (2010), Zeitrechnung des Mittelalters (auf Grund von Gerresheimer Geschichtsquellen). Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung (= BGG 5), Essen 2010, 56 S., Tabellen, CD-ROM, € 7,-; Ekrutt, Joachim W. (1972), Der Kalender im Wandel der Zeiten. 5000 Jahre Zeitberechnung (= Kosmos-Bibliothek 274), Stuttgart 1972, 87 S., Schwarzweißabbildungen, Schwarzweißtafeln, DM 4,80; Ginzel, Friedrich Karl (1906/14), Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie. Das Zeitrechnungswesen der Völker, Bd.I: Zeitrechnung der Babylonier, Ägypter, Mohammedaner, Perser, Inder, Südostasien, Chinesen, Japaner und Zentralamerikaner, Leipzig 1906, XII, 584 S., Bd.II: Zeitrechnung der Juden, der Naturvölker, der Römer und Griechen sowie Nachträge zum 1. Bande, Leipzig 1911, VII, 597 S., Bd.III: Zeitrechnung der Makedonier, Kleinasier und Syrer, der Germanen und Kelten, des Mittelalters, der Byzantiner (und Russen), Armenier, Kopten, Abessinier, Zeitrechnung der neueren Zeit sowie Nachträge zu den drei Bänden, Leipzig 1914, VII, 451 S.; Grotefend, Hermann (1891/98), Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd.1: Glossar und Tafeln, Hannover 1891, V, 214 S., Tafeln, Bd.2,1-2: Kalender Diözesen Deutschlands, der Schweiz und Skandinaviens, Ordenskalender, Nachträge, Hannover 1892-1898, 249 + 210 S.; Grotefend, Hermann (1891), Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 131991, VII, 222 S., Tabellen, DM 35,-; Hinrichs, H[einrich] (1907), Die Datirung in der Geschichtsschreibung des 11. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Chronologie des Mittelalters, in: MIÖG Ergbd. 7 (1907), S.613-739; Kellner, Karl Adam Heinrich (1906), Heortologie oder das Kirchenjahr und die Heiligenfeste in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Freiburg 31911, XV, 318 S.; Lietzmann, Hans (1956), Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1-2000 nach Christus (= SG 1085), Berlin 31956, 130 S., DM 28,-; Rühl, Franz (1897), Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit, Berlin 1897, VIII, 312 S.; Westrheim, Margo (1999), Kalender der Welt. Eine Reise durch Zeiten und Kulturen (= Herder Tb 4780), Freiburg i.Br. 1999, 159 S., Abbildungen, DM 16,80; Wüstenfeld-Mahler'sche Vergleichungstabellen zur muslimischen und iranischen Zeitrechnung mit Tafeln zur Umrechnung orient-christlicher Ären (1854/87), neu bearb. v. Bertold Spuler u. Joachim Mayr (1961), Wiesbaden 31961, 90 + 19 S., Rechenschieber, DM 40,-. Grundlage der Chronologie ist die Himmelsmechanik der Astronomie (Ephemeridenrechnung, Bahndaten von Himmelskörpern, Zwei-, Drei- und Mehrkörperprobleme [Systeme Sonne-Planet, System Sonne-Erde-Mond]); s. dazu: Guthmann, Andreas (1994), Einführung in die Himmelsmechanik und Epheremidenrechnung (= Spektrum HTB), Heidelberg-Berlin 22000, 391 S., Schwarzweißabbildungen, DM 69,90. > InternetKalenderrechnung, > Z Zeit [Buhlmann, 06.1993, 03.1994, 12.1994, 09.2000, 05.2005, 09.2013, 11.2016, 12.2016]

Ci

Cicero, Marcus Tullius, Politiker, Rhetoriker und Philosoph der späten römischen Republik: I. Der im römischen Arimium am 3. Januar 106 v.Chr. geborene Marcus Tullius Cicero entstammte einer ritterständischen Familie und damit der Oberschicht der volskisch-latinischen Stadt römischemn Bürgerrechts. Der römische Feldherr Gaius Marius (†86 v.Chr.) war ein entfernter Verwandter Ciceros, Verbindungen zu Senatorenfamilien bestanden ebenfalls; die Familie siedelte nach Rom über (102 v.Chr.), wo Cicero die auch für eine politische Karriere notwendige rhetorische Ausbildung in Latein und Griechisch erhielt (römischer Redner Marcus Antonius Orator, römischer Jurist Quintus Mucius Scaevola, griechischer Philosoph Philon von Larisa). Mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter (Verleihung der toga virilis 90 v.Chr.) absolvierte Cicero seinen Militärdienst unter den Feldherrn Gnaeus Pompeius Strabo (†87 v.Chr.) und Lucius Cornelius Sulla (78 v.Chr.) u.a. im römischen Bundesgenossenkrieg (91/88 v.Chr.). Ab 81/80 v.Chr. wurde Cicero als Gerichtsredner bekannt und machte sich mit seinem Eintreten für Angeklagte politisch Feinde innerhalb der römischen Aristokratie (Mordprozess gegen Sextus Roscius 80 v.Chr.); erste seiner Gerichtsreden sind erhalten geblieben. Zwischen 79 und 77 v.Chr. unternahm Cicero eine Bildungsreise nach Griechenland und Kleinasien, wo er u.a. Athen und Rhodos besuchte (Philosoph Antiochos von Askalon, Redner Apollonius Molon). Seine politische Karriere (cursus honorum) begann Cicero der Bekleidung der Quästur für Sizilien (75 v.Chr.); enge Bindungen zu den Einwohnern der sizilischen Provinz blieben erhalten (Prozess gegen Gaius Verres 70 v.Chr.). Es folgten Ädilat (69 v.Chr.), Prätur (66 v.Chr.) und Konsulat (63 v.Chr.). Damit war Cicero als homo novus aus dem Ritterstand eine politische Karriere bis hinauf ins Konsulat gelungen. Als Konsul schlug Cicero die Verschwörung des Catilina im Ansatz nieder und verteidigte so die von ihm vielfach beschworene res publica libera. Er beteiligte sich demgemäß auch nicht am (ersten) Triumvirat des Gaius Julius Caesar (†44 v.Chr.), Gnaeus Pompeius (†48 v.Chr.) und Marcus Licinius Crassus (†53 v.Chr.) (60 v.Chr.). Bona Dea-Skandal (62/61 v.Chr.) und ein auf Cicero und die Catilinarische Verschwörung gemünztes Gesetz des Volkstribunen Publius Clodius Pulcher (†52 v.Chr.) veranlassten Cicero zur Flucht aus Rom (58 v.Chr.); sein Exil fand er in Thessalonike, von wo er ein Jahr später auf Beschluss der römischen Volksversammlung wieder zurückgeholt wurde. Ciceros politische Karriere hatte indes durch Verbannung und Exil einen Bruch erfahren. Der Politiker wandte sich daher seinen staatstheoretischen und philosophischen Schriften De Oratore, De re publica und De legibus zu (55/51 v.Chr.). Schließlich wurde Cicero Augur (53 v.Chr.) und Prokonsul in der römischen Provinz Kilikien (51/50 v.Chr.). Im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius (49/46 v.Chr.) stand Cicero auf der Seite des Pompeius, wurde allerdings nach Pompeius' Tod durch Caesar begnadigt (47 v.Chr.). Während der Diktatur Caesars verteidigte Cicero öfters Anhänger des Pompeius in Prozessen. Die Ermordung Caesars (44 v.Chr.) begrüßte Cicero; er wurde mit seinen Philippischen Reden gegen Marcus Antonius (†30 v.Chr.) zum Sachwalter der römischen Republik (44/43 v.Chr.). Beim (zweiten) Triumvirat des Marcus Antonius, Octavian (†14 n.Chr.) und Marcus Lepidus (†12 v.Chr.) (43 v.Chr.) stand der Name Ciceros vorne auf der Proskriptionsliste. Der Redner und Politiker wurde folglich auf der Flucht auf Befehl des Marcus Antonius am 7. Dezember 43 v.Chr. ermordet, sein Leichnam geschändet. Verheirat war Cicero mit Terentia, von der er den Sohn Marcus (†n.23 v.Chr.) und die Tochter Tullia (†45 v.Chr.) hatte, nach der Scheidung von Terentia (46 v.Chr.) für wenige Monate mit der wesentlich jüngeren Publilia. II. Die Vielfalt und die für die römische Antike gute Überlieferungslage seiner Schriften machen Cicero zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten der römischen Geschichte. Erhalten oder dem Namen nach bekannt sind: Dichtungen (88/82 v.Chr.); rhetorische Schrift De inventione (85/80 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Quinctio (81 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Sex. Roscio Amerino (80 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Q. Roscio Comoedo (77 oder 66 v.Chr.); Gerichtsreden In Verrem actio prima, In Verrem actio secunda I-V gegen Gaius Verres (70 v.Chr.); Gerichtsrede Pro M. Fonteio (69 v.Chr.); politische Rede Pro imperio Cn. Pompei (66 v.Chr.); Gerichtsrede Pro A. Cluentio Habito (66 v.Chr.); Reden als Konsul De lege agraria (Contra Rullum) I-III (63 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Murena (63 v.Chr.); Gerichtsrede Pro C. Rabirio perduellionis reo (63 v.Chr.); Reden In Catilinam I-IV gegen Catilina (63 v.Chr.); Geschichtsschreibung als Dichtung De consulatu suo (n.63 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Archia (62 v.Chr.); Gerichtsrede Pro P. Cornelio Sulla (62 v.Chr.); Gerichtsrede Pro L. Valerio Flacco (59 v.Chr.); Rede De domo sua ad pontifices (57 v.Chr.); Dankrede Oratio cum populo gratias egit (57. v.Chr.); Dankrede Oratio cum senatui gratias egit (57 v.Chr.); Senatsrede De haruspicum responso (56 v.Chr.); Senatsrede De provinciis consularibus (56 v.Chr.); Gerichtsrede In P. Vatinium (56 v.Chr.); Gerichtsrede Pro M. Caelio (56 v.Chr.); Gerichtsrede Pro L. Cornelio Balbo (56 v.Chr.); Gerichtsrede Pro P. Sestio (56 v.Chr.); Schrift De Oratore als Rhetoriktheorie (55 v.Chr.); Gerichtsrede In L. Calpurnium Pisonem (55 v.Chr.); rhetorische Schrift Partitiones oratoriae (ca.54 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Aemilio Scauro (54 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Cn. Plancio (54 v.Chr.); staatstheoretische Schrift De re publica einschließlich des Somnium Scipionis (54/51 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Rabirio Postumo (54/53 oder 53/52 v.Chr.); Gerichtsrede Pro T. Annio Milone (52 v.Chr.); staatstheoretische Schrift De legibus (52/50 v.Chr.); Dialog Brutus (46 v.Chr.); philosophische Schrift Paradoxa Stoicorum (46 v.Chr.); Dankrede Pro M. Marcello (46 v.Chr.); Gerichtsrede Pro Q. Ligario (46 v.Chr.); Dialog Orator (46 v.Chr.); Schrift De optimo genere oratorum (ca.46 v.Chr.); Trostschrift Consolatio zum Tod der Tochter (45 v.Chr.); philosophische Schrift Hortensius sive de philosophia (45 v.Chr.); philosophische Dialoge Catulus, Lucullus (45 v.Chr.); politische Rede Pro Deiotaro rege vor Caesar (45 v.Chr.); philosophische Schrift De finibus bonorum et malorum (45 v.Chr.); tuskulanische Gespräche Tusculanae disputationes (45 v.Chr.); fiktiver Dialog Cato maior de senectute (45/44 v.Chr.); fiktiver Dialog Laelius de amicitia (45/44 v.Chr.); Dialog De natura deorum (45/44 v.Chr.); philosophische Dialoge Academica posteriora (45/43 v.Chr.); Dialog De divinatione (44 v.Chr.); Dialog De fato (44 v.Chr.); Schrift De gloria (44 v.Chr.); Beweislehre Topica (44 v.Chr.); Schrift De officiis für seinen Sohn Marcus (44 v.Chr.); Philippische Reden Philippicae orationes gegen Marcus Antonius (44/43 v.Chr.); zahlreiche Briefe u.a. an seinen Bruder Quintus, seinen Freund Atticus und Marcus Iunius Brutus (Briefarchivierung durch Ciceros Sekretär Tiro 48/43 v.Chr.); Übersetzungen wie Platons Timaeus; lateinische Nachdichtungen wie die Aratea des Aratos von Soloi. Cicero galt den Späteren als ausgezeichneter römischer Redner und Rhetoriker, als Meister des Lateinischen. In seinen philosophischen Schriften lehnte er sich an Platon und die Stoa an. Rezeptionsgeschichtlich hatte Cicero in unterschiedlichem Maß in Antike, Mittelalter, Renaissance, frühe Neuzeit und Moderne Vorbildfunktion, was lateinische Sprache und ciceronische humanitas anbetraf.
Zu Ciceros Schriften s.: M. Tullii Ciceronis Orationes ex recensione Ioannis Georgii Graevii ..., et notis integris ...,: Tomi I Pars I, Amsterdam 1699, Tomi I Pars II, Amsterdam 1695, Tomi II Pars I, Amsterdam 1699, Tomi II Pars II, Amsterdam 1696, Tomi III Pars I, Amsterdam 1699, Tomi III Pars II, Amsterdam 1698; M. Tullii Ciceronis Epistolarum ex recensione Ioannis Georgii Graevii ..., et notis integris ..., Ad Atticum: Tomus I, Amsterdam 1684, Tomus II, Amsterdam 1684, Libri XVI ad Familiares ut vulgo vocantur: Tomus I, Amsterdam 1693; Tomus II, Amsterdam 1693, M. Tullii Ciceronis De Officiis libri tres ... ex recensione Ioannis Georgii Graevii ..., Amsterdam 1687, zus. DM 750,-; M. Tullius Cicero, In L. Catilinam orationes quattuor. Text, bearb. v. Josef Feix (1952) (= Lateinische Klassiker 9a), Paderborn [1973], 64 S., Karte, DM 1,20; Cicero, Marcus Tullius, Drei Reden vor Caesar, übers. v. Marion Giebel (1970) (= RUB 7907), Stuttgart 1970, 64 S., DM 1,10; Cicero, Marcus Tullius, Atticus-Briefe. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Helmut Kasten (1959) (= TuscB), München 21976, 1216 S., € 20,-; Cicero, Marcus Tullius, Epistularum ad Familiares libri XVI. An seine Freunde. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Helmut Kasten (1959) (= TuscB), München 21976, 1076 S., € 20,-; Cicero, Marcus Tullius, Vier Reden gegen Catilina. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Dietrich Klose (1972) (= RUB 9399), Nachdruck Stuttgart 1986, 149 S., DM 4,80, Nachdruck Stuttgart 2007, 149 S., € 4,-; Cicero, Marcus Tullius, Rede für Milo. Lateinisch-Deutsch, hg. v. Marion Giebel (1972) (= RUB 1170/71), Stuttgart 1972, 159 S., DM 2,40; Cicero, Marcus Tullius, Sämtliche Reden, übers. v. Manfred Fuhrmann (= BdAW RR): Bd.VI (1980): Rede für Caelius. Rede über die konsularischen Provinzen. Rede für Cornelius Balbus. Rede gegen Piso. Rede für Scaurus. Rede für Plancius. Rede für Rabirius Postumus. Rede für Annius Milo, Zürich-München 1980, 459 S., DM 35,-; Cicero, Marcus Tullius, Epistulae. Leben und Politik in Briefen, hg. v. Franz Peter Waiblinger (1980) (= dtv 9162), München 1980, 143 S., DM 7,80; Cicero, Über den Oberbefehl des C. Pompeius. Rede für Archias, übers. v. Otto Schönberger (2001) (= RUB 8554), Stuttgart 2001, 64 S., € 1,-; Cicero, Marcus Tullius, Reden gegen Verres. Lateinisch-Deutsch, übers. v. Gerhard Krüger (2007), 6 Bde., I: Rede im Vorverfahren gegen Q. Caecilius. Erste Rede gegen C. Verres (= RUB 4013), Stuttgart 2007, 130 S., € 3,40, II: Zweite Rede gegen C. Verres. Erstes Buch (= RUB 4014), Stuttgart 2007, 168 S., € 4,40, III: Zweite Rede gegen C. Verres. Zweites Buch (= RUB 4015), Stuttgart 2007, 208 S., € 5,-, IV: Zweite Rede gegen C. Verres. Drittes Buch (= RUB 4016), Stuttgart 2007, 261 S., € 6,-, V: Zweite Rede gegen C. Verres. Viertes Buch (= RUB 4017), Stuttgart 2007, 183 S., € 4,50, VI: Zweite Rede gegen C. Verres. Fünftes Buch (= RUB 4018), Stuttgart 2007, 200 S., € 5,- > Lateinische Literatur > C Cicero. Zu Cicero selbst s.: Bringmann, Klaus (2010), Cicero (= Gestalten der Antike), Darmstadt 2010, 336 S., € 29,90 > G Gestalten der Antike; Giebel, Marion (1977), Cicero (= rm 261), Reinbek 1977, 155 S., Schwarzweißabbildungen, DM 1,-; Narducci, Emanuele (2012), Cicero. Eine Einführung (= RUB 18818), Stuttgart 2012, 348 S., € 8,80; Stroh, Wilfried (2008), Cicero. Redner, Staatsmann, Philosoph (= BSR 2440), München 2008, 128 S., € 7,90. [Buhlmann, 03.2008, 10.-11.2008, 11.2012, 01.2018, 09.2018]

Cid, spanischer Held des Hochmittelalters: I. Rodrigo Diaz (*1045/49-†1099), der historische Cid, stand in Diensten der kastilischen Könige Sancho II. (1065-1072) und Alfonso VI. (1072-1109), bevor er wegen eigenmächtiger militärischer Aktionen aus Kastilien verbannt wurde (1081). Der Versöhnung mit dem König (1086) folgten im Auftrag des Herrschers Feldzüge gegen das maurische Valencia. 1089 zum zweiten Mal verbannt, konnte Diaz sich mit Gefolgsleuten im Grenzgebeit zwischen Christen und Mauren behaupten und schließlich sogar Valencia (Taifenreich Valencia) erobern (1094). Diaz verheiratete seine Töchter Maria und Christina mit einem Mitglied der Königsfamilie von Navarra bzw. mit dem Grafen Ramon Berenguer III. von Barcelona. Nach Diaz' natürlichem Tod (1099) behauptete sich dessen Ehefrau Jimena zunächst im Besitz Valencias, bis das Vorrücken der Almoraviden die Aufgabe der Stadt unabdingbar machte (1102). Nach Kastilien zurückgekehrt, bestattete Jimena den Leichnam ihres Ehemanns im Kloster San Pedro de Cadena. II. Das altspanische "Lied von Mio Cid" (Cantar de Mio Cid), entstanden an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert, berichtet in drei Gesängen vom Leben des Helden Mio Cid, von der Verbannung, den Feldzügen des Cid gegen die Mauren, der Eroberung Valencias, von der Aussöhnung mit König Alfonso, der missglückten Verheiratung der Cid-Töchter mit den Infanten von Carrion, der Erlangung der Genugtuung auf dem Hoftag von Toledo und durch einen Gerichtskampf.
Zum Cid und zum Heldenepos über den Cid s.: Cantar de Mio Cid. Das Lied von Mio Cid. Altspanisch/Deutsch, übers. u. hg. v. Victor Millet u. Alberto Montaner (2013) (= RUB 18988), Stuttgart 2013, 501 S., € 11,80; Fletcher, Richard (1999), El Cid. Leben und Legende des spanischen Nationalhelden, Weinheim-Berlin 1999, 352 S., Abbildungen, DM 48.-. [Buhlmann, 05.1999, 08.2014]

Citeaux 1098-1998. Rheinische Zisterzienser im Spiegel der Buchkunst (= Ausstellungskatalog), Wiesbaden 1998 > Z Zisterzienser

Claeys, Gregory (2011), Ideale Welten. Die Geschichte der Utopie, Stuttgart 2011, 224 S., Farbabbildungen, € 29,90. Jede Epoche der Menschheitsgeschichte hat Mythen und Utopien, die sich auf der Idealisierung von Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft gründen. Utopie (Utopia) bedeutet die Auseinandersetzung mit utopischen (auch mythologischen, theologischen, diesseitigen) Idealen und Ideen u.a. in der utopischen Literatur und in der praktischen Umsetzung von Utopie. Antike Utopien bezogen sich auf Mythen (Hesiod), ein Goldenes Zeitalter (Hesiod, Vergils Aeneis, Ovids Metamorphosen), auf idealisierte (jenseitige, nichtmenschlich/göttliche) Gesellschaften (Homers Odyssee, Elysium, Atlantis), auch auf ideale Verfassungen menschlicher Staaten (Platons Staat). Im christlichen Europa des Mittelalters kreisten die Utopien um das biblische Paradies (Eden), den Chiliasmus/Millenarismus und das Jüngste Gericht ([jüdische] Apokalypse, Joachim von Fiore, Reich der Heiligen, Himmel und Hölle), kurzum um Übernatürliches (christliche Mythologie, heidnischer Mystizismus [Artuslegende, Legende vom Heiligen Gral]). Neben christlich-europäischen Visionen gab es aber die Utopien außereuropäischer Kulturen, wie sie China (Konfuzius und die harmonische Gesellschaft), der Hinduismus (staatliche Ordnung) oder der Islam (staatliche Ordnung) vertreten. In die europäische frühe Neuzeit gehören die utopischen Vorstellungen eines Thomas Morus (Utopia [1516; als Definition/Grundlegung utopischer Literatur]), die Entdeckungsreisen von Europäern beförderten neue Utopien (Neue Welt, El Dorado, Daniel Defoes Robinson Crusoe [1719], Jonathan Swifts Gullivers Reisen [1726]). Europäische Aufklärung und (Amerikanische, Französische) Revolution, mithin die Entstehung der modernen Welt, erforderten auch neue Utopien in Bezug auf Staatlichkeit und Gesellschaft (David Humes Idea of a Perfect Commonwealth [1752], Gabriel-Etienns Morellys Le Code de la nature [1755], Jean-Jacques Rousseaus Contrat social [1762], James Lawrences Empire of the Nairs; or the Rights of Women [1811]); damit zusammenhängend rückten ideale Städte in den Rahmen utopischer Überlegungen (Paul Hogenbergs Karte von Cuzco [1572], Tommaso Campanellas La cità del sole [1623], Francis Bacons New Atlantis [1628], Ebenezer Howards Garden Cities of Tomorrow [1902], Adolf Hitlers Germania [1937]). Ideale Gesellschaften versuchten seit dem 17. Jahrhundert zu verwirklichen: im Rahmen des amerikanischen Kommunitarismus holländische Mennoniten (Delaware 1663), die Shaker (Monut Lebanon 1787), deutsche Pietisten (Rappisten 1805/62, Economy [bis 1905]), Amischen, Hutterer, Mormonen (Salt Lake City 1846), Kommune von Oneida (John Humphrey Noyes); in Großbritannien (Robert Owen; Owen-Gemeinschaften [1820er-Jahre]); in Frankreich (Charles Fourier [Phalansteríum], Etienne Cabet); im (zukünfigen) Israel (Theodor Herzl; Kibbuzbewegung). Im Sinne von utopischem Sozialismus und Kommunismus agierten Karl Marx und Friedrich Engels (Das kommunistische Manifest [1848], Das Kapital [1867]) als "Vorlagen" für die Russische Revolution und das Gesellschaftssystem des (nicht nur sowjetischen) Kommunismus. Dabei gewann im 19. und 20. Jahrhundert immer mehr der (utopische) Fortschrittsgedanke (Rationalität, Technik, Modernität) an Gewicht (Francis Bacon, Edward Bellamys Looking Backword 2000-1887 [1887], Charles Darwin und die Evolutionslehre, Henry David Thoreau und die Transzendentalistenbewegung). Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde utopisches Denken u.a. in das literarische Genre der Science Fiction gegossen (Lukians Wahre Geschichten, Cyrano de Bergeracs Histoire comique: Voyage dans la lune (1657), David Russens Iter Lunare: or, A Voyage to the Moon (1703), Louis-Sébastien Merciers Memoirs of the Year Two Thousand Five Hundred (1711), Mary Shellys Frankenstein [1818], Jules Verne [Reise zum Mittelpunkt der Erde, Von der Erde zum Mond, Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer 1863/65/70], H.G. Wells [Die Zeitmaschine, Der Krieg der Welten, A Modern Utopia 1895/98/1905], Bram Stokers Dracula [1897], Olaf Stapledons Last and First Men [1930], moderne Science Fiction und Fantasy). Klassiker der Dystopie (negative Utopie) sind Aldous Huxley (Schöne neue Welt [1932]) und George Orwell (1984 [1947]); im 20. Jahrhundert etablierte sich Science Fiction auch im Medium "Film" (Fritz Langs Metropolis [1927], The Thing from Another World [1951], The Day the Earth Stood Still [1951], François Truffauts Fahrenheit 451 [1966], Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum [1968], Planet der Affen [1968], Steven Spielbergs Unheimliche Bewegung der Dritten Art [1977] und E.T., der Außerirdische [1982], George Lucas' Star Wars [ab 1977] u.v.m.). > S Science fiction, > U Utopien [Buhlmann, 10.2017]

Clancy, Tom, Gresham, John (2001), Special Forces. Die Spezialeinheiten der U.S. Army (= Heyne Sachbuch 865), München 22004 > U US-amerikanische Geschichte

Classen, Albrecht (1990), Frauenbriefe an Bonifatius. Frühmittelalterliche Literaturdenkmäler aus literarhistorischer Sicht, in: AKG 72 (1990), S.251-273 > B Bonifatius

Classen, Peter (Hg.) (1977), Die Gründungsurkunden der Reichenau (= VuF 24), Sigmaringen 1977, 88 S., Faksimilia der zwei Gründungsurkunden, DM 25,-. Der Band enthält Beiträge von Hansmartin Schwarzmaier, Ingrid Heidrich und Eugen Ewig. Im Mittelpunkt stehen die zwei sog. Gründungsurkunden des Klosters Reichenau, datiert auf das Jahr 724, beide gefälscht von dem Reichenauer Mönch und Archivar Udalrich (von Dapfen?; bezeugt 1142-1165). Die somit angeblichen Diplom des fränkischen Hausmeiers Karl Martell (714-741) sind auch optisch sofort als Fälschungen erkennbar (Schwarzmaier), sollen aber in Teilen als Vorlagen Bruchstücke einer Schutzurkunde für den Gründer der Reichenau, Pirmin, und einer Urkunde des Merowingerkönigs Theuderich IV. (721-737) enthalten. Die Urkunden stehen damit für einen besonderen Blick auf die Vergangenheit der Reichenau, die sich der Fälscher Udalrich nutzbar machte, um für seine Zeit die Gerichtsrechte der Abtei auf der Insel Reichenau und sich mit Streitigkeiten innerhalb des Mönchskonvents auseinanderzusetzen (Heidrich). Dabei war Udalrich nur einer aus einer Reihe von Reichenauer Fälschern, die Königs- und Kaiserurkunden für die Reichsabtei fälschten und verfälschten. Daneben gibt es immerhin noch echte Immunitätsprivilegien etwa der karolingischen Herrscher Ludwig des Frommen (814-840) und Karl III. (876-888), die Parallelen zu den Grundungsurkunden aufweisen und daher wohl von Udalrich für seine Fälschungen mitbenutzt wurden (Ewig). > R Reichenau [Buhlmann, 10.2010]

Clauss, Manfred (1999), Das alte Israel. Geschichte, Gesellschaft, Kultur (= BSR 2073), München 1999 > J Jüdische Geschichte, 10. Jahrhundert v.Chr.-3. Jahrhundert n.Chr.

Clauss, Manfred (2012), Der Pharao (= Urban Tb 711), Stuttgart 2012, 266 S., Schwarzweißabbildungen, 2 Karten, € 24,90. Eine "Ideologiegeschichte" des Pharao ("Großes Haus") berücksichtigt die überlieferten idealisierten Schriftquellen und Abbildungen aus der ägyptischer Kultur, wie sie den Gottkönig als Herrscher Ägyptens über einen Zeitraum von 3000 Jahren (und mehr) darstellen (Vordynastische Zeit [ca.3000 v.Chr.], Thinitenzeit [1.-2.Dynastie, ca.2982-2657], Altes Reich und 1. Zwischenzeit [3.-10. Dynastie, 2657-2119], Mittleres Reich und 2. Zwischenzeit [2119-1550], Neues Reich [1550-1069], Spätzeit [1069-343], Ptolemäer, römische Kaiser). Danach war der Pharao der Garant der Maat, der göttlichen und gerechten Weltordnung, und als Gottkönig (mit menschlicher und göttlicher Natur ausgestattet) Repräsentant des Königsamtes, das ihn (auf Grund von Vorbestimmung, Ausbildung, Mitregentschaft) zum Beherrscher Ägyptens machte (Thronbesteigung, Krönung, Königsnamen; Unter- und Oberägypten). Der Pharao war Gott ("Sohn des Re") und blieb auch nach seinem Tod Gott (Grabbauten und Millionenjahrhäuser), er war der oberste Priester (religiöse Kulte und deren wirtschaftliche Grundlage), leitete die Verwaltung (Beamte), war Quelle der Gesetzgebung und der Rechtsprechung, war (in der Außenpolitik) Diplomat (Heiratspolitik und Harem), Krieger und Feldherr. Sein Alltag war eingebunden im Hofzeremoniell von Residenz und Palast, seine Herrschaft bedurfte der Erneuerung (Sedfest). Vgl. Bonheme, Marie-Ange, Forgeau, Annie (1989), Pharao, Sohn der Sonne. Die Symbolik des ägyptischen Herrschers, Zürich-München 1989, 299 S., Abbildungen, DM 44,-. [Buhlmann, 04.2012]

Clauss, Manfred (2016), Athanasius der Große. Der unbeugsame Heilige (= Besondere Wissenschaftliche Reihe = Historische Biografie), Darmstadt 2016, 256 S., Schwarzweißabbildungen, Zeittafel, Karten, ca. € 12,-. (Der heilige Kirchenlehrer) Athanasius (der Große, *ca.300-†373) war im spätantik-christlichen römschen Reich und in den theologisch-dogmatischen Auseinandersetzungen innerhalb des damaligen Christentums (um Natur und Wesen Christi; Arianer, Melitianer) (konsequent bis sturer) Anhänger der Beschlüsse des Konzils von Nicäa, das er als Diakon (319) besucht hatte (325). In der Nachfolge Bischof Alexanders (313-328) wurde Athanasius Patriarch von Alexandrien (328-373), ein Kirchenamt, das er nur mit erzwungenen zeitlichen Unterbrechungen ausüben konnte. Die von Athanasius bekämpfte Rekonziliation des Arius und die Synoden von Caesarea (334) und Tyros (335) führten zur ersten Verbannung des Patriarchen aus Ägypten (335-338). Da Athanasius als Bischof aber die Christen in Ägypten eher spaltete als versöhnte (Erstürmung der Theonaskirche in Alexandrien 339), folgte bald nach der von Kaiser Konstantin II. (337-340) veranlassten Rückführung aller Verbannten (337/38) das zweite (gallische) Exil des Patriarchen (339-345). Mit der Erlaubnis des Kaisers Constans (337-350) konnte Athanasius (über Rom, Antiochia) wieder nach Alexandrien zurückkehren (345/46), wurde aber auf den Synoden von Antiochia (352), Arles (353) und Mailand (355) als Bischof abgesetzt. Das dritte Exil des Athanasius (356-362) endete mit der Amnestie des heidnischen Kaisers Julian (361-363). Es folgten zwei weitere Verbannungen (362-363, 365-366). Erst ab dem Jahr 366 bis zu seinem Tod am 2. Mai 373 war Athanasius relativ unangefochten alexandrinischer Bischof und ägyptischer Patriarch. Jenseits des durch die Exilierungen erkennbaren Auf und Ab der (konstant gebliebenen) kirchlichen Positionierung im Umfeld der dogmatischen und politischen Auseinandersetzungen (arianische Kaiser) sind von Athanasius einige (auch ihm zugeschríebene) Schriften erhalten geblieben, die gegen die "Arianer" gerichtet waren, aber auch der Rechtfertigung und Verteidigung dienten: "Verteidigungsschrift gegen die Arianer", "Reden gegen die Arianer", "Geschichte der Arianer", Briefe u.a. an Epiktet und Rufinianus, Osterfestbriefe (mit der alljährlichen Mitteilung des Ostertermins), exegetische Werke. Besonders wirkungsvoll erwies sich die von Athanasius betriebene literarische Förderung des äygptischen Mönchtums, allen voran durch die Vita Antonii (Unterstützung der athanasischen Kirchenpolitik durch Mönchskreise in Ägypten). [Buhlmann, 05.2016]

Clauss, Martin (2014), Ludwig IV. - der Baier. Herzog, König, Kaiser (= kleine bayerische biografien), Regensburg 2014 > L Ludwig der Bayer

Claussen, Johann Hinrich (2014), Gottes Klänge. Eine Geschichte der Kirchenmusik, München 2014, 364 S., Schwarzweißabbildungen, € 24,95. Über den Psalmengesang (Psalmen als gesungene Gebete) im "alten Israel" oder der Gebrauch der Musik in den frühchristlichen Gottesdiensten (Musik und Gebet, Wortmusik) ist kaum etwas bekannt. Sicherer Boden ist erst mit der christlich-religiösen Musik des Mittelalters zu erlangen. Der gregorianische Choral (angeblich: Papst Gregor der Große [590-604]) war im karolingischen Frankenreich etwa Kaiser Karls (768-814) mit dem "Ideal einer Reichsliturgie" verbunden, irische Mönche beeinflussten neben griechisch-byzantinischen und römischen Einwirkungen zudem diese fränkisch-gregorianische Kirchenmusik (als "betendes Sprechsingen") und deren Vereinheitlichung in der karolingischen Renaissance (9. Jahrhundert: "Kernbestand des gregorianischen Repertoires", Versuche hin zu einer Notenschrift). Dem europäischen Frühmittelalter verdankt sich auch die Notenschrift als (tonhöhenbasierte [Guido von Arezzo, †1050; "Guidonische Hand"]) Neumenschrift, mit deren Hilfe die Verschriftlichung von Melodien bei Rekapitulation und Komposition möglich war. Der gregorianische Gesang war von nun an mit Lesen und Schreiben verbunden, Musik wurde vermittelt über Kloster- und Domschulen (religiöse, musikalische Ausbildung von Mönchen und Geistlichen [Psalmen, Messgesänge, Stundengebete], Text und Gesang). Spätestens im 13. Jahrhundert hatte der einstimmige gregorianische Gesang weitgehend an Bedeutung verloren. Stattdessen traten im Spätmittelalter Mehrstimmigkeit (Polyphonie; Organum, Conductus, Musikform der Motette, Vorrang der Musik gegenüber dem Text) und Einflüsse weltlicher Musik in der Kirchenmusik in Erscheinung. Die Reformation schuf den protestantischen Gesang der Kirchengemeinde im Sinne von Martin Luthers "Musiktheologie" (Lieder Luthers), das Gesangbuch wurde zur zweiten Bibel (<-> Reformiertentum). Auf katholischer Seite fand sich im Rahmen der Gegenreformation (Konzil von Trient [1545-1563]: Reform der Messe als tridentinische Messe) die Kirchenmusik im Gottesdienst als harmonisches und den Gläubigen (text-) verständliches Gotteslob integriert; in Rom und am päpstlichen Hof wirkte diesbezüglich und für die Folgezeit maßgeblich der Kirchenmusiker Giovanni Pierluigi da Palestrina (†1594) mit seinem umfangreichen Werk von Messmusik (Palestrina-Rezeption des 19. Jahrhunderts und Cäcilianismus). Zur frühneuzeitlichen Musikökumene gehörten dann der in München wirkende Orlando di Lasso (†1594) und der Protestant Heinrich Schütz (†1672), der in seinen kirchenmusikalischen Werken Bibel und Psalmen in den Mittelpunkt stellte. Ab dem 16. Jahrhundert war zudem die Orgel aus dem Gottesdienst nicht mehr wegzudenken; das Instrument der Kirchenmusik als "technische Kunst" war im 11. Jahrhundert in stärkeren Maß in Erscheinung getreten. In der frühen Neuzeit wurden Orgeln - trotz protestantischen Vorbehalten - endgültig zu Instrumenten der Kirchenmusik ("Orgelfrömmigkeit"; Orgelbauer, Organisten; Cäcilie als heilige Patronin der Kirchenmusik); mit der geistlichen Orgel- und Kirchenmusik waren Komponisten wie Dietrich Buxtehude (†1707), der in Lübeck wirkte. In der "Mitte der Zeit" komponierte Johann Sebastian Bach (†1750) sein bedeutendes musikalisches Werk u.a. in Mühlhausen, Weimar und Leipzig. An Geistlichen Stücken schuf er Kantaten, eine in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts in Italien und Frankreich aufgekommene Musikform, die neben das Madrigal der Renaissance und die Arie der frühen Opern trat; monumental war Bachs formenreiche Matthäus-Passion Christi. Doch gerieten die geistlichen Stücke Bachs nach dessen Tod in Vergessenheit; erst Felix Mendelssohn Bartholdy (†1847) entdeckte Bach wieder (Bach-Renaissance und -tradition im 1. Drittel des 19. Jahrhunderts und das Wirken der Werke Bachs bis heute). Derselben Generation wie Bach gehörte Georg Friedrich Händel (†1759) an, der mit seiner geistlichen Musik erstmals konfessionelle Grenzen überschritt; als "freier Komponist" u.a. über fast fünf Jahrzehnte in London ansässig, schuf Händel Oratorien zu biblischen Themen und machte diese in Italien entstandene Musikgattung auch in England bekannt ("Messiah"-Oratorium usw.). Nach seinem Tod hielt die Händel-Verehrung an, auf Dauer sollten aber die Oratorien des Komponisten z.B. zu alttestamentlichen Stoffen nur den Kirchenraum als Bühne haben. Was für Händel die Musikgattung des Oratoriums war, das war für Wolfgang Amadeus Mozart (†1791) sein unvollendet gebliebenes Reqiuem als "Musik für die Toten", als Musik des zornigen Gottes. Requien reichen als Musikgattung bis ins späte Mittelalter zurück, nach Mozart, der mit seinem Requiem die Grenzen der Kirchenmusik überschritt, sollten Requien keinen nennenswerten Beitrag zur Kirchenmusik leisten, wenn auch Johannes Brahms (†1897) mit einem Requiem als "Themen-Oratorium" hervortrat. Im 19. Jahrhundert es der schon genannte Mendelssohn Bartholdy geistliche Musik konfessionsübergreifend auch außerhalb der Kirchen als Institutionen zu komponieren; hier ist an sein Oratorium "Elias" zu erinnern. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts trat die bisherigen Formen geistlicher Musik vollends hinter der weltlichen zurück. In den Vereinigten Staaten von Amerika verbreiteten sich unterdessen Spirituals und Gospels als religiöse Ausdrucksform der schwarzen Sklaven- und Unterschicht, wobei in die neue Formen geistlich-kirchlicher Musik gesellschaftliche Entwicklungen (Sklaverei, Bürgerkrieg, Apartheid) und religiöse (Erweckungs- [awakening]) Bewegungen einflossen (Hymnus "Amazing Grace"; Thomas Andrew Dorsey [†1993]). [Buhlmann, 07.2024]

Clemen, Paul (1901), Kaiserswerth. Untersuchung und Ausgrabungen der Hohenstaufenpfalz, in: BJbb 106 (1901), S.148-158 > K Kaiserswerth

Clot, André (2002), Al Andalus. Das maurische Spanien, Düsseldorf-Zürich 2002 > A Andalusien

Co

Coarelli, Filippo, La Rocca, Eugenio, de Vos Raaijmakers, Mariette, de Vos, Arnold (1976/90/97), Pompeji. Archäologischer Führer, Augsburg 1997 > P Pompeji

Cobet, Justus (Hg.) (1991), Schliemanns Troja, hg. vom Ruhrlandmuseum Essen (= Austellungskatalog), Essen 1991 > S Schliemann, Heinrich

Comey, James (2018), Größer als das Amt. Auf der Suche nach der Wahrheit - der Ex-FBI-Direktor klagt an, München 2018 > U US-amerikanische Geschichte

Conrad, Hermann u.a. (1973), Die Konstitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien (= Studien und Quellen zur Welt Kaiser Friedrichs II., Bd.2), Köln-Wien 1973 > F Friedrich II.

Cooper, J.C. ([1986]), Illustriertes Lexikon der traditionellen Symbole, Wiesbaden o.J. > K Kunst

Corpus Victorinum, hg. v. Hugo von Sankt Viktor-Institut Frankfurt a.M., ist die historisch-philologisch-philosophische Reihe zur (Institutionen-, Personen-) Geschichte der Pariser Augustinerchorherrenabtei St. Viktor (12.-18. Jahrhundert), der damit verbundenen geistlichen Gemeinschaften, der Viktoriner und der mit Letzteren in Verbindung stehenden Gelehrten und Autoren; neben kritischen Textausgaben enthält der Corpus Victorinum die Unterreihe Instrumenta:
Vol.I (2005): Berndt, Rainer (Hg.), Schrift, Schreiber, Schenker. Studien zur Abtei Sankt Viktor in Paris und den Viktorinern, Berlin 2005, 394 S., € 34,80 mit den Beiträgen: I. Rainer Berndt, Das Corpus Victorinum - Intellektuell-spirituelle Topographie eines Pariser Mikrokosmos (12.-18. Jahrhundert), II. Matthias M. Tischler, Die Auftraggeber, Vorbesitzer und Schenker der Bibeln von Saint-Victor, Matthias M. Tischler, Die glossierten Bibeln von Saint-Victor (Die Beiträge handeln von den Bibeln innerhalb des ehemaligen umfangreichen Handschriftenbestandes der Abtei St. Viktor; dabei kommt der Gedenküberlieferung von St. Viktor, die etwa die Namen der Schenker von Bibeln überliefert, eine besondere Rolle zu. Für die Zeit bis zum 1. und 2. Viertel des 13. Jahrhunderts sind dann glossierte Ausgaben aller alt- und neutestamentlichen Bücher auszumachen.), III. Constant J. Mews, Logica in the Service of Philosophy. William of Champeaux and his Influence (Der Gelehrte und reformerische Bischof Wilhelm von Champeaux [†1112; Bischof von Châlons-sur-Marne 1113-1122] hatte im Bereich von Logik und Philosophie [Universalien, Gott] einen nicht unwichtigen Einfluss auf seine Schüler [Abaelard] und Mitgelehrten [Manegold von Lautenbach?].), IV. Ralf M.W. Stammberger, Die Edition der Werke Hugos von Sankt Viktor (†1141) durch Abt Gilduin von Sankt Viktor (†1155) - Eine Rekonstruktion (Nach dem Tod Hugos von St. Viktor stellte der Abt der Abtei Gilduin eine vierbändige Gesamtausgabe der Werke Hugos zusammen, deren Inhalte sich mit einem Werkverzeichnis [Indiculum] aus dem 15. Jahrhundert wiederherstellen lässt.) > Lateinische Literatur > G Gilduin von St. Viktor, I Indiculum omnium scriptorum Magistri Hugonis de Sancto Victore que scripsit, V. Ralf M.W. Stammberger, The Works of St. Victor at Admont: A Glance at an Intellectual Landscape in the Twelfth Century (Das von der Hirsau-St. Georgener Klosterreform erfasste Benediktinerkloster Admont unter den Äbten Wolfhold (1115-1137) und Gottfried (1138-1165) befand sich gerade unter Abt Gottfried in einem intellektuellen Austausch mit anderen Klöstern [Kirchenreform; Admonter Bibliothek und Skriptorium; Buchlisten von Peter von Arbon: Werke des Hugo von St. Viktor u.a.; Admonter Überlieferung der Werke des Hugo von St. Viktor) > Lateinische Literatur > P Peter von Arbon, VI. Julian Harrison, Hugh of Saint-Victor's Chronicle in the British Isles (Hugos De tribus maximis circumstantiis war ein Handbuch für Geschichtsschreiber, verbreitet in Frankreich, Deutschland, Italien und England im 12. und 13. Jahrhundert.) > Lateinische Literatur > H Hugo von St. Viktor, VII. Greti Dinkova-Bruun, Leonius of Paris and his Liber Ruth (Das Liber Ruth des Kanonikers und Gelehrten Leonius von Paris [†n.1201] ist Teil seiner Historie ueteris testamenti.) > Lateinische Literatur > L Leonius von Paris. [Buhlmann, 02.2014]

Corti, Egon Caesar Conte (1934), Elisabeth. "Die seltsame Frau", o.O. 1996 > E Elisabeth von Österreich

Corvey, Benediktinerkloster a.d. Weser: Am Anfang stehen Pläne Kaiser Karls des Großen (768-814), in Sachsen ein Kloster mit Mönchen aus der 662 gegründeten Abtei Corbie a.d. Somme unter Abt Adalhard den Älteren von Corbie (780-814, 821-824), einem Verwandten des Herrschers, zu gründen; doch starb der Kaiser (814), bevor die Pläne verwirklicht werden konnten. Unter Karls Nachfolger Ludwig den Frommen (814-840) scheiterte eine Klostergründung im nicht mehr lokalisierbaren sächsischen Ort Hethis (ab 814/15). Erst 821 begann die Suche nach einer neuen Bleibe für die Mönche, die im Jahr 822 ins vielversprechende Höxter-Corvey am Übergang des Hellwegs über die Weser umzogen und ihr neues Kloster Corbeia nova ("neues Corvey", "Neu-Corvey") - in Erinnerung und Abgrenzung zu ihrem Mutterkloster Corbie als Corbie antiqua ("Alt-Corvey") - nannten. Corvey entwickelte sich als kaiserliche Gründung mit kaiserlicher Unterstützung recht schnell und erfolgreich (Schenkung der villa Höxter, freie Abtswahl, Schutz und Immunität [823], Münzrecht [833]). Für das 9. Jahrhundert sind über Kaiser Ludwig den Frommen und König Ludwig dem Deutschen (840-876; Propstei Visbek [855]) hinaus noch weitere königliche Besitzschenkungen an Corvey bezeugt (887, 889). Einer Heberolle des beginnenden 11. Jahrhunderts sind einige Strukturen des klösterlichen Großgrundbesitzes zu entnehmen. Ablesbar ist darin die aus Villikationen bestehende Corveyer Grundherrschaft, die sich so im 10. Jahrhundert ausgebildet hatte. Eine Folge des Aufstiegs Corveys zu einem mit dem ostfränkisch-deutschen Königtum verbundenen Reichskloster war auch die kulturelle Ausstrahlung des Weserklosters, die sich mit literarischen Leistungen (Translatio sancti Viti [zur Translation der Vitusreliquien nach Corvey 836], Annales Corbeiensis als Klostergeschichte, "Sachsengeschichte" des Widukind von Corvey [†973] u.a.), einer herausragenden Bibliothek (Corveyer Tacitushandschrift [9. Jahrhundert], Kenntnis des Griechischen im Kloster) und der Ausgestaltung kirchlicher Liturgie in Buchkunst und Architektur (liturgische Handschriften; Gebetsverbrüderungen mit anderen geistlichen Gemeinschaften; karolingerzeitliche Kirchenbauten, Kryptenanlage, Corveyer Westwerk 873/85, Plastik [sechs eiserne Säulen]) verband. Der Förderung des Weserklosters durch die fränkisch-ostfränkisch-deutschen Könige und Kaiser entsprach die prominente Rolle, die Corvey innerhalb der Politik des ostfränkisch-deutsches Reiches bis zum 12./13 Jahrhundert spielte. Die Corveyer Mönche unterstützten aus dem Hintergrund die christliche Missionierung im Norden Europas (9. Jahrhundert). Die Abtei war wichtiger Bestandteil der ottonisch-salischen Reichskirche im sächsischen Raum (10./11. Jahrhundert; servitium regis ["Königsdienst": Gebet für den Herrscher, Gastungsrecht des Herrschers und Herrscheraufenthalte, Stellung von Bewaffneten für königliche Heerzüge, Teilnahme der Äbte an Hoftagen]); Corveyer Mönche wurden folglich in die Leitung von Bistümern berufen (Bremen-Hamburg, Verden u.a.), Kaiser Heinrich II. (1002-1024) führte 1015 (vermittelt über die Lorscher Mönchsgemeinschaft) gewaltsam die Gorzer Reform im Weserkloster ein. In der Folge intensivierten sich die Bindungen zwischen Kloster und Königtum weiter, um im Investiturstreit (1075-1122) und im anhebenden Osnabrücker Zehntstreit (1074/77) einen Tiefpunkt zu erreichen. Die Corveyer Mönchskommunität war nun von der Reform des Schwarzwaldklosters Hirsau geprägt; Corvey selbst wurde Mittelpunkt einer sich auf Sachsen beziehenden Klosterreform, der u.a. das Kloster Bursfelde seine Entstehung verdankte (1093). Nähe zum Königtum ist dann wieder für die frühe Stauferzeit bezeugt; hierfür zentral ist die Person des Abtes Wibald von Stablo-Malmedy (1130-1158), der 1146 auch die Leitung des Klosters Corvey übernahm. Wibald war ein wichtiger Berater für die Stauferkönige Konrad III. (1138-1152) und Friedrich I. Barbarossa (1152-1190). Daher erhielt das Weserkloster bevorzugt die Bestätigung seiner Privilegien (1152). Unter Abt Wibald knüpfte das Kloster Corvey wieder (fast) an seine alte Bedeutung an, ohne auf Dauer die Krise der benediktinischen Mönchsgemeinschaft zu überwinden. Noch unter Abt Widukind (1189-1203) besaß das Weserkloster einigen reichspolitischen Einfluss. Ab dem 13. Jahrhundert vermehrten sich indes die Anzeichen auch wirtschaftlichen Zerfalls, der Besitz und Rechte des Klosters stark minderte. Die Ausbildung des Corveyer Klosterterritoriums, massive Verluste im Bereich der Corveyer Grundherrschaft, spätmittelalterliche Reformversuche und Bursfelder Kongregation (1486/1504), protestantische Reformation (1533), Dreißigjähriger Krieg (1618-1648) und Westfälischer Frieden (1648), barocker Wiederaufbau (1667), schließlich ein Corveyer Fürstbistum (1802) machen das Auf und Ab in der Entwicklung des Weserklosters in späterem Mittelalter und früher Neuzeit aus. 1802/03 gelangte die geistliche Kommunität in Corvey durch Säkularisation zu ihrem Ende.
Zur Geschichte des Klosters Corvey seien an Geschichtsquellen und Darstellungen hier aufgeführt: Bartel, Heike (2012), Das Münzprivileg Ludwigs des Frommen für Corvey (BM2 922), in: AfD 58 (2012), S.147-168; Kaminsky, Hans Heinrich (1972), Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit (= VHKW X: Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, Bd.4), Köln-Graz 1972, 304 S., DM 42,-; Krüger, Karl Heinrich, Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung (= VHKW X: Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, Bd.9), Münster 2001, XI, 362 S., DM 89,-; Prinz, Joseph (1990), Die Corveyer Annalen. Textbearbeitung und Kommentar (= VHKW X: Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, Bd.7), Münster 1982, VII, 150 S., 16 Bl., DM 48,-; Schmid Karl, Wollasch, Joachim (Hg.) (1989), Der Liber Vitae der Abtei Corvey. Studien zur Corveyer Gedenküberlieferung und zur Erschließung des Liber Vitae (= VHKW XL: Westfälische Gedenkbücher und Nekrologien, Bd.2,2), Wiesbaden 1989, VIII, 201 S., Abbildungen, DM 168,-; Semmler, Josef (1970), Corvey und Herford in der benediktinischen Reformbewegung des 9. Jahrhunderts, in: FMSt 4 (1970), S.289-319. > H Höxter [Buhlmann, 09.2023]

Costello, John, Hughes, Terry (1976), Skagerrak 1916. Deutschlands größte Seeschlacht (= Heyne Tb 5967), München 1978 > E Erster Weltkrieg

Cottrell, Leonard (1956), Das Volk der Pharaonen, Augsburg 1995 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Coupland, Simon (1990), Money and Coinage under Louis the Pious, in: Francia 17,1 (1990), S.23-54. Münzprägungen des karolingischen Frankenkönigs und Kaisers Ludwig des Frommen (814-840) betreffen Silbermünzen (Denare) und Goldmünzen (solidi) mit seinem Porträt, Münzen mit Benennung der Münzstätte (Bourges, Cambrai, Dorestad, Köln, Mainz, Metz, Paris, Quentovic, Reims, Rouen, Sens, Tours, Trier u.a.), Münzen mit der Devise Christiana religio. Art und Verbreitung der Münzen zeigen, dass Ludwig die Bedeutung des Münzwesens als hoheitlichen Akt sehr wohl bewusst war, dass er als starker Herrscher mit der Ausgabe seiner Münzen politisch und wirtschaftlich Zentralisierung und Kontrolle im geeinten Frankenreich beförderte. Dazu passt auch, dass ausländische Münzen vom fränkischen Währungsraum weitgehend ausgeschlossen waren. [Buhlmann, 10.2014]

Cramer, Friedrich (1993), Chaos und Ordnung. Die komplexe Struktur des Lebendigen (= it 1496), Frankfurt a.M.-Leizig 1993 > U Universum

Cronin, Vincent (1973), Napoleon. Eine Biographie, Gütersloh [1975] > N Napoleon

Crowley, Roger (2005), Konstantinopel 1453. Die letzte Schlacht, Darmstadt 52020 > K Konstantinopel: Eroberung (1453)

Crowley, Roger (2015), Die Eroberer. Portugals Kampf um ein Weltreich (= Besondere Wissenschaftliche Reihe 2016), Darmstadt 2016, 431 S., Schwarzweißabbildungen, Karten, ca.€ 10,-. Im 15. Jahrhundert war Portugal ein Königreich am Rande Europas, ein "Vorposten" des Kontinents. Unter den Königen Johann II. (1481-1495) und Manuel I. (1495-1521) aus dem Hause Avis gelang indes über erfolgreiche Entdeckungsfahren und zunächst im Zuge von Kreuzzugspropaganda und Islambekämpfung die Eroberung eines weltumspannenden Reiches in Brasilien, Indien und Südostasien. Der Versuch der Umrundung Afrikas und des Erreichens Indiens stand zunächst im Vordergrund der von Portugal ausgesandten Expeditionen zur See. Im Rahmen des Indien-Plans wurde die Küste von Angola 1483 erreicht, Expeditionen unter Diogo Cao und unter Bartolomeu Dias sollten die die afrikanische Westküste zum Ziel haben und schließlich die Südspitze Afrikas erreichen (1486-1495). Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1492) und der Einteilung der Welt in eine portugiesische und spanische Einflusszone durch päpstliches Dekret und Vertrag von Tordesillas (1494) war es für die portugiesische Krone ein Wettlauf mit der Zeit, nach Indien zu gelangen; es ging schließlich auch um den Gewürzhandel zwischen Indien und Europa. Erst Vasco da Gamma gelang mit einer kleinen Flotte die Umrundung Afrikas und das Erreichen Indiens (1497/98), worauf die portugiesischen Schiffe mit einer wertvollen Ladung an Gewürzen nach Europa zurückkehrten (1499). Das Aufreten der Portugiesen in Indien sollte indes zu politischen Spannungen und Verwerfungen führen, wie das Verhältnis zum Samorin, dem hinduistischen Beherrscher der wichtigen Handelsstadt Calicut, deutlich machte, während die Stadt Cannanoara zum Stützpunkt der Portugiesen in Indien wurde. Gestützt auf ihre mit überlegener Bewaffnung (Kanonen) ausgestatteten Schiffe, traten die Portugiesen auch militärisch an der indischen Malabarküste in Erscheinung und erweiterten alsbald ihre Aktionen von Piraterie und Handelskrieg (große portugiesische Flotte unter Pedro Álvares Cabral 1500/01, Überfall auf das arabische Handelsschiff Miri 1502, Errichtung weiterer Brückenköpfe 1502/05, Verteidigung Cochins 1504), wobei auch die arabische Ostküste Afrikas von solchen Übergriffen betroffen war, während nun regelmäßig/jährlich portugiesische Gewürzflotten das Mutterland erreichten. Auf Grund königlichen Edikts (1505) bildeten die indischen Besitzungen Portugals alsbald das Königreich Indien, das zunächst unter dem Befehl des Vizekönigs Francisco d'Almeida (1505-1510), dann unter dem des Alfonso de Albuquerque (1510-1516), des Begründers des portugiesischen Kolonialreichs, stand. Die militärischen Aktionen der Portugiesen weiteten sich nun auch die arabische Halbinsel aus ("Heiliger Krieg" gegen des Islam; Rotes Meer, Aden, Hormus 1507, Mamlukenflotte, Schlacht bei Chaul 1508, Schlacht bei Diu 1509). Die Eroberung und (endgültige) Inbesitznahme des indischen Goa (1510) machte aus dieser Stadt das Zentrum des portugiesischen Kolonialreichs auf dem Subkontinent, es folgten der Angriff und die Eroberung Malakkas (1511) als Ausgangspunkt insbesondere des arabischen Gewürzhandels. Mit den letzten Aktionen Albuquerques im Roten Meer, gegen Aden und Hormus (1513/15) verliefen im Sande und damit auch die Kreuzzugspläne König Manuels I. Die Nachfolger Albuquerques als Vizekönig re(a)gierten in der Folgezeit nur zögerlich. Am letztendlichen Scheitern der Kreuzzugspläne änderte auch nichts eine portugiesische Expedition ins christliche Äthiopien ("Priesterkönig Johannes") (1520). In den Jahrzehnten nach 1500 war jedoch entlang des Indischen Ozeans ein portugiesisches Kolonialreich entstanden, fußend auf wirtschaflicher Gier, religiösem Eifer, Diplomatie und militärischer Gewalt. Portugal war aus dem Schatten Europas herausgetreten. [Buhlmann, 04.2017]

Crowley, Roger (2019), Der Fall von Akkon. Der letzte Kampf um das Heilige Land, Darmstadt 2020, 288 S., Schwarzweißabbildungen, Farbtafeln, Karten, € 22,40. Die christlichen Kreuzfahrerstaaten in der Levante erlebten mit der Niederlage von Hattin und der Eroberung Jerusalems (1187) durch den Aijubidensultan Saladin (1171-1193) eine wesentliche Zäsur; auch die Hafenstadt Akkon fiel an Saladin und konnte erst im Zuge des Dritten Kreuzzugs zurückerobert werden (1189/91). Akkon wurde in der Folge zum politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Zentrum des Zweiten Königreichs Jerusalem (Hauptstadt des Königreichs [Königsburg], Hauptquartiere der Ritterorden der Templer, Johanniter und des Deutschen Ordens, Nikolaus von Hanapes [1288-1294] als Patriarch von Jerusalem), ein zunehmend wichtiger Handelspaltz zwischen Orient und Okzident, wie die Anwesenheit von Genuesen (Krieg von St. Sabas 1256/70), Pisanern und Venezianern zeigt (Genuesen-, Pisaner-, Venezianerquartier am Hafen von Akkon; äußerer, innerer Hafen, Letzterer durch eine am Turm der Fliegen befestigte Kette geschützt). Die auf einige Küstenregionen zusammengedrängten Kreuzfahrerstaaten des 13. Jahrhunderts fanden immer wieder Unterstützung durch die Kreuzzüge von Herrschern der lateinischen Christenheit; hier sind die Kreuzzüge nach Ägypten (1216-1220, 1249/50) sowie der Kreuzzug Kaiser Friedrichs II. (1228/29; Wiedergewinnung Jerusalems auf diplomatischem Weg) zu nennen. Das Ende der Aijubiden in Ägypten brachte die Mamluken, eine Kaste von Militärsklaven, an die Macht. Sultan Baibars (1260-1277) besiegte die nach Syrien eingedrungenen Mongolen (1260; mongolische Eroberung Bagdads und Ende des Abbasidenkalifats 1258) und ging systematisch und erfolgreich - auch die Uneinigkeit der "Franken" ausnutzend - gegen die Kreuzfahrerstaaten vor (Eroberung von Antiochia 1268). Unter dem Mamlukensultan Khalil al-Aschraf (1290-1293) wurde schließlich als wichtigste noch verbliebene Kreuzfahrerstadt Akkon eingenommen (1291). Die Belagerung der Stadt begann Anfang April 1291 durch eine bestens ausgerüstete und große mamlukische Belagerungsarmee unter dem Befehl des Sultans selbst (rotes Zelt des Befehlshabers auf dem Hügel Touron östlich der Stadt); der landseitig mit Türmen (Turm der Venezianer, Engländer, des Königs, der Gräfin von Blois, des Patriarchen, Verfluchter Turm u.a.) bestückte doppelte Mauerring mit seinen Vorwerken war heftigen Angriffen - vor allem durch die mamlukische Artillerie (Katapulte, Bliden/Trebuchets) und Unterminierungen - ausgesetzt. Nach einer Phase der Vorbereitung (1.-9. April) begannen die mamlukischen (Artillerie-) Angriffe auf Akkon (10.-13. April), Gegenangriffe und Ausfälle z.B. der pisanischen Flotte oder an der Hafenseite Akkons scheiterten (13. April-Anfang Mai), die Versorgung Akkons u.a. mit Lebensmitteln blieb aber über See gewährleistet. Die Ankunft König Heinrichs II. von Zypern-Jerusalem (1285-1324), der einige Truppen mit sich führte, veränderte insofern die Situation (4.-17. Mai), dass zeitweise Verhandlungen in Gang kamen, die aber letztlich scheiterten (7. Mai). Stattdessen gerieten die Verteidiger Akkons immer mehr in Bedrängnis, besonders im Mauerabschnitt um die Turm des Königs und den Verfluchten Turm (8. Mai). Menschen und Reliquien wurden zunehmend mit Schiffen nach Zypern gebracht, auch der König verließ mit seinen Kriegern Akkon (15. Mai oder später), ein Angriff auf das Antoniustor konnte noch abgewehrt werden (15. Mai), während die Mamluken alsbald einen großen Abschnitt der äüßeren Befestigungsmauern (zwischen Antonius- und Nikolaustor) kontrollieren konnten (17. Mai). Am 18. Mai kam es folglich zur mamlukischen Eroberung des größten Teils von Akkon; zunächst an der Stadtmauer (Kämpfe am Antonius-, Nikolaustor, Verlust des Verfluchten Turms), dann in der Stadt (Straßen-, Häuserkämpfe) wurde erbittert, wenn auch auf Seiten der Verteidiger - wegen der Übermacht der Feinde - erfolglos gekämpft, die Zivilbevölkerung war großenteils auf sich allein gestellt, zumal wegen des stürmischen Wetters und der beschränkten Schiffskapazitäten kaum Aussicht auf Flucht bestand. Die Templerburg hielt indes noch stand (18.-28. Mai), bis auch sie nach erfolglosen Verhandlungen unterminiert und erobert wurde (28. Mai). Es folgten die Zerstörung Akkons und von dessen Befestigungen (Zerstörung der Templerburg, Erhalt des Johanniterpalasts) sowie die Verwüstung der Umgebung Akkons auf Befehl des Sultans. Die Eroberung forderte viele Opfer; Krieger, Männer, Frauen und Kinder wurden versklavt; die islamische Geschichtsschreibung deutete die Einnahme und Zerstörung Akkons als verdiente Rache für die christlichen Eroberungen islamischer Städte. Als letzte Kreuzfahrerstädte und -bastionen nahmen die Mamluken bis Anfang August 1291 Beirut und Haifa sowie die Templerburgen Chastel Pèlerin und Tortosa ein. Die Tortosa vorgelagerte Insel Ruad wurde als letzter christlicher Stützpunkt im Heiligen Land von den Templern gehalten, dann aber von den Mamluken erobert (1302). Akkon blieb weitgehend kaum besiedelt, ein Trümmerfeld während des späten Mittelalters und großen Teilen der frühen Neuzeit. Erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, in osmanischer Zeit, wurde die Stadt neu aufgebaut, einschließlich der Befestigungen, die 1791 vergeblich vom französischen Heer Napoleons belagert wurden. [Buhlmann, 10.2020]

Csendes, Peter (1993), Heinrich VI. (= GMR), Darmstadt 1993 > H Heinrich VI.

Csendes, Peter (2003), Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Macht (= GMR), Darmstadt 2003 > P Philipp von Schwaben

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Cüppers, Heinz (Hg.) (1990), Die Römer in Rheinland-Pfalz, Stuttgart 1990 > R Römer in Mitteleuropa

Cuny, Fr. (1936), Zur Geschichte der Abtei Graufthal im Mittelalter, in: ArchKGElsaß 11 (1936), S.107-118 > K Krauftal

Curnow, Ray, Curran, Susan (1989), Das rororo Computerbuch (= rororo computer 8120), Reinbek 1989, 541 S., Schwarzweißabbildungen, DM 19,80 > Kompendium Mittelalter > Wissenschaftsbetrieb: Computertechnologie [Buhlmann, 04.1995]

Curic, Anton (1999), Die Medizin der Pharaonen. Heilkunst im alten Ägpyten, Köln 1999 > A Ägyptische Geschichte, 3. Jahrtausend-4./1. Jahrhundert v.Chr.

Curtius, Ernst (1857/67), Griechische Geschichte, 3 Bde., Berlin 61887-1889 > G Griechische Geschichte

Curtius Rufus, Das Bild der Persönlichkeit Alexanders d. Gr., bearb. v. Max Leitschuh (1960) (= Aus dem Schatze des Altertums: B. Lateinische Schriftsteller, Nr.4), Bamberg 21960, 47 S., DM 2,- > Lateinische Literatur > C Curtius Rufus

Curtius Rufus, Geschichte Alexanders des Großen, übers. v. Johannes Siebelis (1961) (= Goldmann (Griechische und Römische) Klassiker, Nr.761/62), München 1961, 342 S., DM 2,- > Lateinische Literatur > C Curtius Rufus

Curtius Rufus: Q. Curtii Rufi Historiarum Alexandri Magni Macedonis libri qui supersunt, hg. v. Konrad Müller (1954) (= TuscB), München [1954], 318 S., DM 14,80 > Lateinische Literatur > C Curtius Rufus

Curtius Rufus: Q. Curtius Rufus, Geschichte Alexanders des Großen. Lateinisch und deutsch, bearb. v. Konrad Müller u. Herbert Schönfeld (1954) (= TuscB 211), München [1954], 860 S., DM 20,- > Lateinische Literatur > C Curtius Rufus

Curtius Rufus: Quintus Curtius Rufus, Historiae Alexandri Magni. Geschichte Alexanders des Großen. Lateinisch/Deutsch, übers. v. Felicitas Olef-Krafft (2014) (= RUB 19813), Stuttgart 2014, 880 S., Karten, € 24,- > Lateinische Literatur > C Curtius Rufus

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