Lexikonartikel: Maiser von Berg, Wolfram

Maiser von Berg, Wolfram

Das Jahrhundert vor der Reformation war im Kloster Hirsau geprägt durch eine neue Blütezeit dank der Tatkraft von fünf Äbten, allen voran Wolfram Maiser von Berg (1428-1460). Wolfram wurde 1395 geboren, er entstammte der Adelsfamilie der Maiser von Berg, sein Vater Wolf war u.a. Vogt von Altensteig im Dienste der badischen Markgrafen (1401). Um oder nach 1410 dürfte der für die geistliche Laufbahn bestimmte Wolfram ins Klosters Hirsau eingetreten sein, zwischen 1423 und 1428 war er Prior der Hirsauer Mönchsgemeinschaft in (Kloster-) Reichenbach. Als solcher befasste er sich ausgiebig mit der Organisation des Reichenbacher Besitzes. Ausfluss seiner Tätigkeit war das älteste Urbar des Priorats Reichenbach von 1427. Nicht frei von Spannungen war das Verhältnis zum Reichenbacher Vogt, Markgraf Bernhard I. von Baden (1372-1431).

Wolfram wurde 1428 Nachfolger des Hirsauer Abts Friedrich Ifflinger (1403-1428). Als überzeugter Anhänger der Konzile von Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449), als Kirchen- und Klosterreformer versuchte er, etwas von seinen Reformbestrebungen auch bei den Hirsauer Mönchen zu verankern. Das Schwarzwaldkloster schloss sich der Melker Kongregation an. Der Abt war regelmäßig auf den Äbteversammlungen der benediktinischen Ordensprovinz Mainz-Bamberg anwesend, u.a. 1451 in Würzburg unter der Leitung des Kardinallegaten Nikolaus von Kues (*1401-†1464), und führte Visitationen in vielen Benediktinerkonventen in Südwestdeutschland, auch in Alpirsbach, durch. Er förderte den Heiligenkult in Hirsau und der Hirsauer Kirchenlandschaft entlang der Nagold, er ließ umfangreiche Lagerbücher über die Herrschafts-, Grund- und Kirchenrechte des Klosters an über 110 Orten anlegen (1429, 1435, 1447). 1457 schloss sich Hirsau der Bursfelder Reform an.

Nach außen hin hatte Abt Wolfram Streitigkeiten mit den badischen Markgrafen um das Priorat Reichenbach auszufechten (1429-1438) und konnte hinsichtlich seiner Befugnis der Ein- und Absetzung des Priors auch auf Konzilsbeschlüsse verweisen. 1438 kam es zu einem Kompromiss. Während die markgräflich-badischen Landesherren also ihren Einfluss auf Reichenbach vergrößern wollten, gestaltete sich das Verhältnis zu den Hirsauer Schutzherren, den Grafen von Württemberg, harmonischer, wie der diplomatische Einsatz des Abtes für die Württemberger oder der Wildbanntausch von 1449 belegt.

Abt Wolfram starb am 20. August 1460 und wurde in der Hirsauer Klosterkirche begraben. Er war ein Repräsentant der miteinander eng verwandten niederadligen Familien, die die Geschicke des Klosters im späten Mittelalter bestimmten und Äbte und Prioren in Hirsau und in den abhängigen Prioraten stellten.

Greiner, Wolfram Maiser von Berg; Urbar Reichenbach.

Artikel aus: Michael Buhlmann, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald (= Vertex Alemanniae, Heft 10/1-2), St. Georgen 2004

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