Quellen zur Geschichte des Klosters Werden a.d. Ruhr I
819 September 11:
Tradition des Sigihard - Schenkung von Land in Fischlaken
Ein gewisser Sigihard schenkt dem Werdener Kloster Land in Fischlaken (bei Werden). Erwähnenswert ist die geographisch-politische Verortung Fischlakens im Ruhrgau und Werdens als einem Ort "im Ruhrgau, im Herzogtum Ribuarien". Damit nimmt die Urkunde zum einen Bezug auf eine beiderseits der unteren Ruhr gelegene Siedlungskammer, dem Ruhrgau, zum anderen auf die politische Raumgliederung am Rhein zu Beginn des 9. Jahrhunderts, gehörte doch auch das Gebiet an der unteren Ruhr zum frühmittelalterlichen Herzogtum Ribuarien. Dieses Land Ribuarien umfasste die ehemals römische civitas Ubiorum, also das linksrheinische Kölner Gebiet, als Kernzone, der eine rechtsrheinische Entsprechung bis zur Ruhr zugeordnet war. Offensichtlich erfüllte Ribuarien bestimmte Aufgaben bei der Sachsenabwehr und im Sachsenkrieg Karls des Großen, und gerade der Ruhrgau lag im fränkisch-sächsischen Spannungsfeld an exponierter Stelle.
<XXIII Tradition des Sigihard>
Ich wünsche allen, sowohl den Gegenwärtigen als auch Zukünftigen, bekannt zu machen, dass ich, Sigihard, übergeben habe einen kleinen Teil meines Erbes, der im Ort Fischlaken liegt im Gau Ruhrgau; das ist ein Morgen Land, das ich den Reliquien des heiligen Erlösers übergeben habe, die sich am Ort, der Werden genannt wird, im Ruhrgau, im Herzogtum Ribuarien befinden [und] wo die Bischöfe Hildigrim und Gerfrid als Leiter vorstehen. Dies habe ich übergeben für das Heil meiner Seele und für ewigen, guten Lohn, und zwar in der wahren Überlegung, dass vom gegenwärtigen Tag an die Leiter dieser Kirche dies haben, halten und besitzen oder daraus machen können, was sie wollen, [und schließlich] in allem die freie Gewalt haben, damit zu machen, was sie wünschen, gemäß dieser stützenden Übereinkunft.
Geschehen ist dies aber am Tag der 3. Iden des September [11.9.], im 6. Jahr unseres regierenden Herrn Ludwig [819], des ruhmreichsten Königs und Kaisers. Zeichen des Si[g]i[h]ard, der erbeten hat, diese Urkunde anzufertigen und zu versichern. Zeichen des Reginbrat. Zeichen des Hrodhard. Zeichen des Othric. Zeichen des Benno. Zeichen des Erkinger. Zeichen des Erimbert. Zeichen des Alfric. Zeichen des Odbold. Zeichen des Aluold. Ich, der Diakon Liudberht, habe geschrieben und unterschrieben. [Buhlmann]
Lateinische Abschrift von kurz nach der Mitte des 9. Jahrhunderts; Cartularium Werdinense, f.45v, Liber privilegiorum maior, f.9v. - Blok 39; NrhUB I 37.