Schramberg im Mittelalter
Bildung, Schulen, Universitäten
Eine mittelalterliche Bildungsgeschichte muss bei den Klöstern und Domschulen beginnen, wo u.a. antike Texte abgeschrieben, liturgische und theologische Traktakte, Geschichtsschreibung und Urbare verfasst wurden. Bildung im Mittelalter war eine christliche, sie trennte die Geistlichen und Mönche (literati) von den Laien (laici) und verschaffte der katholischen Kirche eine Art Bildungsmonopol. Grundlage von Bildung waren im früheren Mittelalter die artes liberales, die (sieben) "freien Künste" des Triviums (Grammatik, Dialektik, Rhetorik) und Quadriviums (Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik), in den Kanzleien der Könige, Fürsten und Prälaten bediente man sich der Geistlichkeit zur Anfertigung von Urkunden, die Schrift- und Wissenschaftssprache war überwiegend Latein. Im hohen Mittelalter setzte ein Wandel ein. U.a. die Rezeption des römischen Rechts stärkte die Schriftlichkeit in Verwaltung und Rechtsprechung, die Bürger in den Städten erlangten über die (Stadt-) Schulen Zugang zumindest zu elementarer Bildung in Lesen, Schreiben und Rechnen, auch deutschsprachige Texte fanden zunehmend Eingang in Schriftkultur und Wissenschaft. In das ausgehende Mittelalter gehört dann die selbstständige Aneignung von religiösem, auch lateinisch formuliertem Wissen durch Laien, gleichsam in Umkehrung der Verhältnisse am Beginn der Epoche. Nicht zuletzt spielten die Papierherstellung (Papiermühlen in Ravensburg 1393, in Gengenbach, Giengen, Offenburg und Reutlingen am Ende des 15. Jahrhunderts) und die Erfindung des Buchdrucks eine wichtige Rolle. Die erste Druckerei in Südwestdeutschland stand in Ulm (1473), das Papier löste das Pergament als Beschreibstoff ab. Auch die Bedeutung des Humanismus für das spätmittelalterliche Bildungssystem darf nicht unterschätzt werden.
Die Universität ist ein Kind des hohen Mittelalters. Entstanden an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert (Bologna, Paris, Oxford), verbreitete sich die Institution über ganz Europa. Im Jahr 1386 sollte mit Heidelberg die erste deutsche Universität durch Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz (1353-1390) gegründet werden, ausgestattet mit einem Stiftungsprivileg des römischen Papstes Urban VI. (1378-1389) und einer guten materiellen Grundlage. Gründungsrektor war der bedeutende Gelehrte Marsilius von Inghen (*1340-†1396). Neben der Artistenfakultät gab es eine theologische und eine philosophische Fakultät, beeinflusst von der via moderna. Universitätslehrer waren u.a. Matthäus von Krakau (*1330/35-†1410; Bischof von Worms 1405-1410) und Konrad von Soest (*1350-†1407), der Philosoph und Kirchenmann Nikolaus von Kues (*1401-†1464) studierte im Jahr 1416 in Heidelberg.
Die Freiburger Universität war eine habsburgisch-vorderösterreichische, entstanden in einem längeren Prozess zwischen 1457 und 1492, und eine der kleineren Lehrinstitute für die Artes, Theologie, Kanonistik und Medizin noch dazu. 1476/77 wurde in Tübingen ein studium generale (Theologie, Jura, Medizin, Philosophie) eingerichtet.
Buhlmann, Deutscher Südwesten; LexMA