Schramberg im Mittelalter
(Herzog) Ernst II. von Schwaben
Die Herren von Falkenstein benannten sich nach der Burg Falkenstein bei Schramberg. Letztere tritt erstmals in Geschichtsquellen zum Jahr 1030 in Erscheinung und damit in Zusammenhang mit dem schwäbischen Herzog Ernst II. (1015-1030).
Mit dem deutschen Herrscher Konrad II. (1024-1039) hatte die Königsdynastie der Salier den reichspolitischen Boden betreten. Konrad hatte sich in Schwaben mit Herzog Ernst II., dem Sohn seiner Ehefrau Gisela, auseinander zu setzen (1025, 1027/28, 1030). Ernst, geboren um 1007, war als Sohn Herzog Ernsts I. (1012-1015) seit 1015 der zunächst unter Vormundschaft stehende Herzog von Schwaben. Mit dem Regierungsantritt seines Stiefvaters Konrad (1024) sah sich der junge Mann in seiner Position als Herzog gefährdet, militärische Aktionen und Aufstände gegen den König waren die Folge, wobei Ernst jeweils nach seiner Unterwerfung die Begnadigung durch den Herrscher erlangte. Doch unterlag Ernst in seinem Bestreben, die herzogliche Gewalt wieder aufzurichten, letztlich der königlichen Partei in Schwaben: Nachdem er sich im Sommer 1030 im Schwarzwald verschanzt hatte, fiel er am 17. August desselben Jahres im Entscheidungskampf auf der Baar gegen die Leute des Konstanzer Bischofs Warmann (1026-1034), der zwischenzeitlich das Herzogsamt ausübte.
Teile des Geschehens um Ernst II. fanden Eingang in die mittelhochdeutsche Dichtung "Herzog Ernst" (12. Jahrhundert, 2. Hälfte). Dieser "Staatsroman" um einen (fiktiven) bayerischen Herzog hat das Verhältnis von Kaiser und Vasall im Lehnsverband zum Inhalt, Ernst erhält nach vielen überstandenen Abenteuern die Verzeihung des Kaisers. Der Dichter Johann Ludwig Uhland (*1787-†1862) schrieb 1817 sein Trauerspiel "Ernst, Herzog von Schwaben" und half dadurch mit, dass die Gestalt des schwäbischen Herzogs auch in der heutigen Zeit noch bekannt ist.
In den Kämpfen Herzog Ernsts spielten Rückzugsmöglichkeiten des kaiserlichen Stiefsohnes im Schwarzwald eine wichtige Rolle, u.a. "eine gewisse Burg, die Falchenstein heißt", wie die St. Galler Annalen vermelden. Hierhin zogen sich Herzog Ernst und dessen Freund Graf Werner von Kyburg mit wenigen Gefolgsleuten zurück, von dort unternahmen sie Raubzüge in die Umgebung, u.a. in die Baar oder gegen Besitz des Reichsklosters Reichenau. Es ist daher vorstellbar, dass die "Burg Falchenstein" tatsächlich am Ostrand des Schwarzwalds, bei Schramberg gelegen und Teil eines Königswaldes (Hugswald, Königshardt) gewesen war, vielleicht ein einsamer befestigter Turm in einem herzoglichen Jagdgebiet, wo Falken horsteten oder aufgezogen wurden.
Wohl nach 1180 nahmen die Herren von Kappel (-Falkenstein) den an der oberen Schiltach (in der Berneck) gelegenen Platz in Besitz und nannten sich fortan nach dieser Burg bzw. Befestigung Falkenstein.
Buhlmann, Falkenstein; Harter, Falkenstein und Schilteck