Schramberg im Mittelalter
Konstanz (Bistum)
Der Bischof steht der Kirche in seinem Amtsbezirk (Diözese), dem Bistum, vor, der Erzbischof seinen Suffraganbischöfen mit ihren Bistümern. Das Bistum ist die regionale Organisationseinheit der christlichen Kirche, der Jurisdiktionsbezirk des Bischofs. Es basierte im Mittelalter auf den Ortskirchen mit ihren Pfarrbezirken (Pfarreien), wobei die kirchliche Organisation auch auf Grund des sich entwickelnden Eigenkirchenwesens (8.-10. Jahrhundert) durchaus uneinheitlich war. In den Bistümern entstand bis zum 11. Jahrhundert eine Unterteilung in Archidiakonate, die Archidiakone waren Vertreter des Bischofs, ebenso der im hohen Mittelalter auftretende Offizial. Die Kanoniker am Bischofssitz bildeten das Domkapitel, sie wählten und berieten den Bischof und bestimmten im späten Mittelalter die Politik des Bischofs als Landesherrn mit. Denn auch der Bischof wurde ? nicht zuletzt auf Grund seines Status als Reichsfürst ? zum Landesherrn eines Hochstift genannten Territoriums, das sich auf Besitz und Rechten des Bischofs in seiner Diözese stützte und den Bischof als Mitglied seiner Adelsfamilie erkennen lässt. Auch die Benediktinerklöster in einer Diözese unterstanden (im Allgemeinen) dem Bischof, waren also nicht exemt. Die kirchliche Salbung, das heilige Öl, Beförderungen innerhalb der kirchlichen Ränge, die Altar- und Kirchenweihen standen dem Bischof zu. Neben den daraus resultierenden Gefällen bekam der Bischof Einnahmen aus dem Send, der kirchlichen Strafgerichtsbarkeit über die Pfarrbevölkerung, und ein Viertel des Kirchenzehnts (Zehnt).
Die Anfänge des Bistums Konstanz reichen mittelalterlicher Überlieferung nach zurück ins 7. Jahrhundert, als der merowingisch-fränkische König Dagobert II. (623/29-639) den Bischofssitz (angeblich?) stiftete. Auch eine Entstehung im 6. Jahrhundert wird erwogen. Die Konstanzer Diözese, die sich vom Nordschwarzwald und mittlerem Neckargebiet bis zu Iller und Alpen erstreckte, war das alemannisch-schwäbische Bistum, von dem wichtige Impulse auch für die Christianisierung Alemanniens ausgingen. Reichsgeschichtlich (deutsches Reich) trat das Bistum erst unter den Bischöfen Salomon III. (891-920) und Konrad I. (935-975) in Erscheinung; Letzterer wurde übrigens 1123 heilig gesprochen. Unter Bischof Gebhard III. (1084-1110), einem Zähringer, war Konstanz zwischen der königlichen Partei und der Partei der Kirchenreformer heiß umkämpft. Konstanzer Vertrag (1153) und Konstanzer Frieden (1183) waren wichtige Etappen der Italienpolitik Kaiser Friedrich I. Barbarossas (1152-1190), und auch in der Folgezeit sind Konstanzer Bischöfe auf Seiten der staufischen Herrscher zu finden.
Der Liber decimationis (1275), das Verzeichnis einer von Pfarrkirchen und Kommunitäten (Klöster, Stifte) erhobenen Kreuzzugssteuer, und das erste Bistumsurbar (1300) lassen Umfang und Gliederung der Konstanzer Diözese gut erkennen. Im späten Mittelalter emanzipierte sich die Stadt Konstanz immer mehr von ihrem Stadtherrn, dem Bischof, das Territorium des Hochstifts konzentrierte sich im Thur- und Aargau, um Bodensee (ab 1540 einschließlich der Reichenau) und Kaiserstuhl. Im 15. Jahrhundert unterblieben trotz mancher vom Konstanzer Konzil (1414-1418) ausgehender Impulse Reformversuche weitgehend. Die Reformation hinterließ eine faktisch verkleinerte Diözese, das Hochstift ist 1802 aufgehoben worden.
Die Kirchenorganisation im Schramberger Raum war dann im späteren Mittelalter dergestalt, dass dieses Gebiet einen Teil des Konstanzer Archidiakonats "Vor dem (Schwarz-) Wald" und des Dekanats Rottweil bildete.
Buhlmann, Deutscher Südwesten; Buhlmann, Mönchtum; Geschichte Konstanz 1-2; LexMA; Person-Weber, Liber decimationis