Schramberg im Mittelalter
Deutsches Reich
Entstehung
In einem lang dauernden Prozess entstand im Verlauf des 9. bis 11. Jahrhunderts aus dem ostfränkischen Reich das Reich der deutschen Könige und Kaiser. Gerade den Herrschern aus dem sächsischen Königshaus der Ottonen, allen voran Heinrich I. (919-936) und Otto I. der Große (936-973), gelang die Integration der "Stämme" der Alemannen/Schwaben, Bayern oder Franken in ihr Reich bei Einbeziehung Lothringens (925). Die Italienpolitik verschaffte Otto I. Reichsitalien und das Kaisertum (962), 1033 - unter dem ersten salischen König Konrad II. (1024-1039) - gelangte das Königreich Burgund an den deutschen Herrscher, der nunmehr über eine Ländertrias aus Deutschland, Italien und eben Burgund gebot. Die sakrale Stellung des Königs und Kaisers fand in seiner Herrschaft über die ottonisch-salische Reichskirche ihren Ausdruck und in dem Bemühen Kaiser Heinrichs III. (1039-1056) um die Reform der Kirche.
Hohes Mittelalter
Der Investiturstreit (1075-1122) unter den Saliern Heinrich IV. (1056-1106) und Heinrich V. (1106-1125) führte zu einem starken Wandel im Herrschaftsgefüge des deutschen Reichs und zur Etablierung der Reichsfürsten (einschließlich der Bischöfe und Reichsäbte). Zwar gelang es Herrschern wie dem Staufer Friedrich I. Barbarossa (1152-1190), Kirche und Fürsten in Deutschland in seine Politik weitgehend mit einzubeziehen, doch lief die Entwicklung hin zum faktischen Abschluss des Reichsfürstenstandes, zu Königswahl wie im deutschen Thronstreit (1198-1208), zu größerer Selbstständigkeit der politisch Mächtigen wie bei den Privilegien Kaiser Friedrichs II. (1212-1250) zu Gunsten der geistlichen und weltlichen Fürsten (1220, 1231/32). Dabei hat sich das staufische Königtum auf Dauer nicht gegen die Selbstständigkeitsbestrebungen der oberitalienischen Kommunen oder gegen das Papsttum durchsetzen können, auch nicht nach der Einbeziehung des normannischen Königreichs Sizilien in seinen Machtbereich (1194), auch nicht im Zuge einer gegen das byzantinische Reich und auf die Kreuzfahrerstaaten gerichteten Mittelmeerpolitik. Mit dem Kampf zwischen Kaiser und Papst (regnum und sacerdotium) und dem Tod Friedrichs II. (1250) endete solch eine universale Politik.
Spätes Mittelalter
Das Interregnum (1245/56-1273) und das späte Mittelalter brachten einen zunehmenden Bedeutungsverlust des Königtums. Königswahl, "kleine Könige", Hausmachtpolitik, die Königsdynastien der Luxemburger und Habsburger und auswärtige Einflüsse (Papsttum, Frankreich) machten die Durchsetzbarkeit einer königlichen Politik im Gewirr von geistlichen und weltlichen Landesherrschaften und Reichsstädten schwierig. Trotzdem fanden die deutschen Herrscher immer wieder Möglichkeiten der Einflussnahme: Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) betrieb eine Politik der Revindikation von Reichsgut, Ludwig der Bayer (1314-1347) setzte sich gegen seinen habsburgischen Konkurrenten Friedrich den Schönen (1314-1330) durch und überstand den Verfassungskampf mit dem Papsttum, Karl IV. von Luxemburg (1347-1378) ließ in seiner Goldenen Bulle die Rechte von Königswahl und Kurfürsten abschließend regeln (1356), der Luxemburger Sigismund (1410-1437) stand dem Konzil von Konstanz (1414-1418) vor, das die Kirchenspaltung im Großen Papstschisma (1378-1417) überwand. Die Reichsreform des (endenden) 15. Jahrhunderts verweist mit den Reichsmatrikeln für militärische Leistungen des Reiches (ab 1422; Türkenhilfe), mit dem Wormser Reichstag (1495) und den zehn Reichskreisen (1512) auf eine "gestaltete Verdichtung" des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) und auf den "institutionalisierten Dualismus" zwischen König und Reich in der frühen Neuzeit.
Buhlmann, Deutscher Südwesten; Buhlmann, Mönchtum; HbBWG 1,1-1,2; LexMA